31 - Annäherung und Geständnisse Teil 2
Nachdem Revali diesen netten Tag mit dir verbracht hat, kümmert er sich gegen Abend um seine Körperpflege. Dafür lässt er sich heute besonders viel Zeit, schließlich will er für dich makellos aussehen. Er hat vorhin ein kleines Vogelbad genommen. Revali trägt die Haare offen, als er unbekleidet den Raum durchquert, um sich einen der grünen Halterungsringe von der Kommode zu schnappen. Er nimmt den Ring zwischen den Schnabel und will sich gerade daranmachen, sein edles Haar zu flechten. Während der Recke bereits mit dem Flügeln nach seinem Haar greift, vernimmt er das Schlagen von Flügeln.
Mit dem Ring im Schnabel hält der Champion, als er plötzlich Teba vor sich stehen sieht, in seiner Bewegung inne. Stumm mustert ihn sein Retter. Was sieht Revali da in seinen Augen? Verlegenheit? Bewunderung? Eine Mischung aus beiden. Der grüne Ring macht ein klimperndes Geräusch, als Revali lächelt.
»Verzeiht, großer Revali!«, entschuldigt sich Teba, als er sich befangen an seinen herausstehenden Brustfedern zupft. Er hatte ja nicht ahnen können, dass der Recke gerade ohne Kleidung in seiner Hütte steht und sich pflegt. »Ich wusste nicht, dass ihr gerade beschäftigt seid.«
»Was gibt es, Teba?«, fragt Revali unter einem amüsierten Ton, als er den Ring zwischen seine Fingerfedern nimmt und seinen Retter einen aufmerksamen Blick zuwirft.
Von der unbedeckten Erscheinung des Recken irritiert kratzt sich Teba an der Unterseite des Schnabels. Entsetzt muss der Orni aus der Zukunft feststellen, dass ihm entfallen ist, was er hier eigentlich wollte.
»Irgendwelche neue Erkenntnisse, über den Versuch, dich in deine Zeit zurück zu bringen?«, fragt Revali mit gewöhnlich stolzem Ton.
Stimmt, Teba war ja gerade von Purahs und Robelos hilfsbedürftiger Forschungseinrichtung zurückgekehrt und wollte Revali nun soeben Bericht erstatten.
Nervös blickt Teba zu Revali zurück. Der Recke steht so selbstbewusst vor ihm, als würde er nicht würde er in seiner Rüstung stecken. Dennoch ist es so, dass sich der Champion Teba in seiner ganzen, natürlichen Pracht zeigt. Nicht mal seinen Schaal trägt der kleine, dunkelblaue Orni. Langsam wandern seine Augen über den Körper des Recken, jegliche Ehrfurcht aus Neugier vergessen. Teba ist nie aufgefallen, wie unberührt weiß, der flache Bauch des Recken ist. Sein Gefieder wirkt dort so unberührt wie Schnee. Der Blick des Retters senkt sich noch ein Stück nach unten, dort, wo Revalis Federn ab der Hüfte zu einem sanften Grau übergehen. Der weißgefiederte Orni-Krieger stellt fest, dass Revali plüschigere Schenkel besitzt, als seine Frau, was er nicht gerade unattraktiv findet.
»Deine Verehrung mag mir zwar schmeicheln, dennoch warte ich nicht gern auf Antworten,« holt ihn Revalis anmaßende Stimme aus seinen Gedanken.
Umgehend räuspert sich Teba. »Entschuldigt! Also...« Während die der weiße Orni die Wärme auf seinem Schnabel spürt, wendet er den Blick von dem Recken ab, um sich während seiner Berichterstattung konzentrieren zu können. »Die beiden Shiekah-Forscher werden morgen versuchen, mit ihrer Erfindung einen Spalt durch Zeit und Raum zu öffnen. Ihr werdet also auch morgen auf meine Anwesenheit verzichten müssen.«
In den grünen Jadesteinen des Recken schimmert etwas, was Teba nicht so recht deuten kann. Handelt es sich dabei etwa um Bedauern?
»Lediglich morgen oder für immer?«, will Revali wissen, als er den Schnabel erhebt und seine Haarpracht von einem sanften Windstoß erfasst wird.
Unfähig Revali zu antworten, starrt Teba ihn an. Der Recke, er wirkt wie eine feminine Gottheit in Gestalt eines männlichen Orni-Kriegers, stolz und anmutig und zugleich wunderschön. Schon allein das Farbenspiel seiner Haare, wirkt wie holdes Band aus azur-goldenen Strähnen. Und dieses überhebliche Lächeln, das Revali ihm gerade schenkt, während der Wind über das gesamte Gefieder des Champions streicht... Für einen Moment meint Teba in einen Traum gefallen zu sein.
Selbstgefällig lächelnd verschränkt Revali seine Flügel vor seinem atemberaubend schönen Körper. »Beeindruckt dich meine Erscheinung so sehr, dass sie einschneidend an deiner Konzentration zerrt?«
Lediglich ein verschämtes Brummen kommt aus Tebas Kehle.
»Wie dem auch sei...«, meint Revali und betrachtet den grünen Ring zwischen seinen Fingerfedern. »Da du offenbar nicht mehr allzu lange hier sein wirst, erhältst du das Privileg, das zu dieser Zeit niemanden vergönnt war.«
Interessiert und zugleich verwirrt hebt Teba den Blick.
In den Augen des Recken befindet sich ein keckes Funkeln, als er lässig nach der roten Bürste auf der Kommode greift, um sie gleich darauf seinem Retter hinzuhalten.
»Es sollte dir schmeicheln, dass ich dir erlaube, mein Haar zu bürsten,« verkündet Revali unter kess überheblicher Stimme, als er Teba den Kamm reicht.
Befangen unterzieht Teba den Kamm einen ungläubigen Blick. Inzwischen hat der weiße Orni Bekanntschaft mit Revalis Eitelkeit gemacht. Daher kann Teba kaum verstehen, warum es ihm erlaubt sein soll, dass Haar seines Idols kämmen zu dürfen.
Als sein Retter sich nicht regt, fügt Revali hinzu: »Da ich dir inzwischen Medoh anvertrauen kann, kann ich dir wohl auch mein Haar überlassen.«
Bisher hat der Recke dieses Thema nie angeschnitten. Teba hat sich schon lange gefragt, warum auch er plötzlich im Stande ist, den Titanen ebenfalls zu lenken. Ob Medohs Pilot ihm da eine Antwort geben kann?
»Wieso ist es mir erlaubt, Medoh zu steuern?«, fragt der weiße Orni sein Idol gerade heraus.
»Medoh scheint wohl Gefallen an dir zu finden,« meint Revali ganz beiläufig, während er den freien Flügel leicht hochhebt. »Und nun solltest du dich nicht lange mit Fragen aufhalten, sondern dich um meine Haare kümmern. Es bedarf mal wieder einer ausgiebigen Pflege.«
Schmunzelnd dreht Revali seinem Retter den Rücken zu. Die goldenen Augen des weißen Orni wandern zwischen der offenen Mähne des Recken und der Bürste hin und her. Teba ist sich unschlüssig, was Revalis Verhalten zu bedeuten hat. Allerdings kommt er zu dem Entschluss, dass es das Beste ist, den Recken nicht länger warten zu lassen.
Zögerlich greift Teba nach Revalis Haaren. Sorgfältig nimmt er eine breite Strähne in die Schwingen. Vorsichtig beginnt der weiße Orni es zu kämmen.
Zufrieden lächelt Revali, als er die Bürste spürt. Mit Erstaunen stellt der Recke fest, dass der großgewachsene Orni-Krieger ganz sanft sein kann. Sofort wird der kleinere Orni neugierig. Ob Teba auch bei anderen Dingen sanfter sein kann?
Sich mit den weißen Fingerfederspitzen durch die üppig gefiederte Brust kämmend, schielt Revali zu seinem Retter nach hinten. Seine grünen Augen schimmern dabei verwegen.
»Wie fühlt es sich für dich an, mir so nahe sein zu dürfen?«, flirtet Revali mit Teba.
Kurz blickt der weiße Orni von seiner Tätigkeit auf. Umgehend verspürt der große Orni-Krieger ein Kribbeln im Bauch, versucht es aber zu kontrollieren.
»Ist es so wie bei Medoh? Fühlst du dich verbunden? Ist es ein vertrautes Gefühl?«, erkundigt sich Revali mit verschwörerischer Stimme.
Teba ist aufgefallen, dass Revali es schon wieder tut. Der Recke flirtet mit ihm. Doch dieses Mal wirkt es nicht so frech boshaft in Form einer seltsamen Bestrafung, wie damals als sich Teba in dem See nahe der Zwillingsberge gewaschen hat, sondern anders, irgendwie herziger.
»Nein, es ist...« Teba sucht nach den richtigen Worten. »Aufregend...«
Revalis Jadesteine flimmern in einer heiteren Intensität. Dies ist nicht das Wort, dass er erwartet hat... Es ist viel mehr.
»So... Medoh und ich sind also aufregend. Wie interessant!«, äußert sich Revali unter einer freudigen Selbstgefälligkeit. »Zugegeben ich war überrascht, dass mein Titan dich ebenfalls dazu auserkoren hat, ihn zu steuern. Anderseits verwunderlich sollte es nicht sein, aufgrund deiner herausragenden Kompetenz. Außerdem...«
In seinem Kämmen hält Teba kurz inne. »Außerdem?«
Revali tut so, als würde er kurz nachdenken, bevor er seinem Retter einen sinnenhaften Blick zuwirft. »Nun, offenbar teilt Medoh lediglich meine Anerkennung.«
Mit einem Mal weicht die Entspannung aus Revalis Gesicht, als Teba plötzlich auflacht. Der weiße Orni hätte kaum etwas Schlimmeres tun können. Wie ungehobelt von ihm!
»Wieso lachst du?«, schnaubt der Anführer Orni-Krieger verärgert.
Der Kamm, den Teba in seinen Flügeln festhält, steckt in Revalis Mähne, als der weiße Orni die Wut des Reckens in seinem Gesicht sieht. Inzwischen weiß Teba zu gut, dass der Champion leicht zu verärgern ist. Doch Tebas Reaktion war nicht respektlos gemeint, er war lediglich überrascht, dass Revali ihm dies gestanden hat. Schließlich ist eine solche Offenheit wohl kaum die Art seines Reckens.
»Nie hätte ich erwartet, mir jemals eure Anerkennung verdienen, Recke«, beseitigt Teba das Missverständnis mit ruhiger, tiefer Stimme.
Verdutzt blinzelt Revali den weißen Orni-Krieger an. Allmählich beginnt er zu verstehen, dass Teba ihn nicht beleidigen wollte. Umgehend werden Revalis Gesichtszüge wieder milder.
»Gewiss, bisher ist diese Tatsache kaum jemand gelungen, doch...« Gemächlich blickt Revali wieder nach vorne. »Du bist auch nicht jeder.«
Teba versteift sich, als Revali sich plötzlich mit einem Blick umdreht, den der weiße Orni noch nie zuvor an ihm gesehen hat. Die grünen Augen des Recken, halbgeöffnet, strahlen in einem Glanz wahrer Zärtlichkeit. Mit einem Mal beginnt die Bürste in Tebas Flügeln zu zittern. Der großgewachsene Orni-Krieger schluckt. So seltsam hat er sich seit seinen ersten romantischen Momenten mit Hertis nicht mehr gefühlt.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zieht Revali ihn frech an einer seiner gebundenen Strähnen, die Tebas Gesicht einrahmen. Teba ist wie eingefroren, nicht in der Lage sich zu bewegen.
Schamlos nutzt der kleinere Orni die Verdutztheit des größeren aus und zieht Teba noch etwas an sich heran, bis sie ungefähr auf Augenhöhe sind, dann beugt sich Revali vor. Sein Schnabel nähert sich dem von Teba. Gerade bemerkt der Recke, dass sein Retter hastig atmet. Diese Erkenntnis bringt Revali zum Schmunzeln. Es versetzt ihn mit Freude, dass er offenbar dazu fähig ist, den großen, starken Orni-Krieger mit so wenig aus dem Konzept zu bringen.
Mit einer solchen liebevollen Intensität, wie Teba es Revali nicht zugetraut hätte, reibt der Recke seinen Schnabel an Tebas Schnabelseite. Die Augen schließend vernimmt der weiße Orni das Kratzen ihrer Schnäbel und das Rascheln ihrer Gesichtsfedern, die ebenfalls aneinander reiben.
»So ernst...«, hört der weißgefiederte Orni-Krieger sein großes Vorbild raunen, während Revali die Seite von Tebas Schnabel herzt.
Seit dem Vorfall auf dem Steg der Flight-Range hat Teba es vermieden, Revali wieder nahe zu kommen, doch nun ist es erneut passiert. Vermutlich sollte der weiße Orni geschockt darüber sein und sich umgehend den Zärtlichkeiten des Recken entziehen, doch Teba kann nicht, es fühlt sich zu gut an. Diese andere Seite von Revali, niemand kennt sie, außer du vielleicht und nun spürt auch Teba sie. Diese Liebe in dem Recken, sie ist wundervoll. Wo hat er sie nur all die Zeit versteckt?
Auch Revali kann nicht leugnen, dass es sich unbeschreiblich anfühlt, erneut die Nähe des großgewachsenen Orni-Kriegers zu spüren, zu sehen, wie er sich aufgrund Revalis Liebkosungen entspannt, zu hören, wie Teba ergeben brummt.
Betört beginnt der kleinere Orni an den weichen Daunen, die Tebas Schnabel umranden, zu knabbern. Diese kleinen weißen Federn sind so weich, stellt Revali fest. Davon angetrieben setzt der Recke seine Reise mit dem Schnabel fort, erkundet das Gesicht seines Retters mit höchster Sorgfalt.
Ein tiefes, leidenschaftliches Trillern dringt erstickt aus Tebas Kehle, als er es zulässt, dass der Champion an ihm knabbert, Wangenfedern, Augenbrauen, Kamm. Alles wird von seinem großen Idol in Besitz genommen. Der weiße Orni-Krieger macht sich nicht die Mühe zu leugnen, dass es sich unglaublich wunderbar anfühlt, von der Legende der Orni begehrt zu werden.
Schön, dass der starke Orni-Krieger es zu genießen scheint, denkt sich Revali, als er zärtlich an einer von Tebas geflochtenen Strähnen spielt. Aber kann Teba ihm dieselbe Art von Zuneigung bieten?
Langsam lässt Revali mit einem frechen Lächeln auf dem Schnabel von der Strähne seines Retters ab. Der Recke verschlingt den ritterlichen Orni in Weiß geradezu mit seinen erwartungsvollen Blicken. Wie hypnotisiert starrt Teba in dieses leuchtende Grün, das in ganz und gar in den Bann gezogen hat. Was macht Revali nur mit ihm?
Aufgeregt beginnen Revalis Federn am gesamten Körper zu vibrieren, als sich Teba plötzlich unter einem sensuellen Knurren aufbäumt. Erhaben blickt der Recke zu dem Prachtexemplar eines Orni-Mannes hoch, obwohl der kleinere Orni deutlich eine prickelnde Nervosität unter seinem Gefieder verspürt. Hat Revali es wieder geschafft? Hat er Teba dazu gebracht, seinen überkorrekten Anstand abzulegen?
Gespannt, wie ein kleines Vögelchen, das auf seinen Wurm wartet, schaut Revali den weißen Orni an. Allmählich kommt Teba näher, beugt sich unter einem herausfordernden Funkeln in seinen goldenen Augen über das kleinere Orni-Männchen. Revalis Herz flattert aufgeregt wie ein eingesperrter Vogel in seinem Brustkorb. Sein Gefieder plustert sich sachte auf, während sein Bauch sich hektisch hebt und senkt.
Und dann knabbert Teba so sinnlich intensiv an seinem Schnabel, wie es noch nie jemand zuvor getan hat. Revali fühlt sich wie in Rausch versetzt, völlig vergessen von dieser Welt, begrüßt von einer völligen neuen, aufregenderen Gegenwärtigkeit. Niemals hätte geglaubt, dass er es zulassen kann, dass dies überhaupt seine Art sei, aber Revali fühlt sich einen Moment lang so verletzlich und unterwürfig, aber keine Weise, die schmachvoll wäre. Wie damals auf dem Steg meint der Champion dem großgewachsenen Orni-Krieger ausgeliefert zu sein. Und Revali findet das zu seiner eigenen Überraschung so ganz und gar nicht beängstigt. Im Gegenteil, er empfindet es als überaus reizvoll.
Revali kann sich dieses kleine Ächzen der Freude nicht verkneifen, als Teba ihn zu putzen beginnt. Noch niemals hat Revali erlebt, dass jemand im Stande ist, so energisch und gleichzeitig zärtlich mit seinem Schnabel über ein paar Federn zu ziehen.
Gurrend hebt Revali unter dem niedlichsten Lächeln, das Teba noch nie von dem Recken zu Gesicht bekommen hat, den Schnabel. Berührt sieht der Orni aus der Zukunft auf den Champion, den er schon seit seiner Kindheit verehrt, hinab, ehe das kleine, dunkelblaue Männchen anfängt, den großen Weißen in dieser Position zu herzen.
Beide reiben sie ihre Schnäbel aneinander, während sie sich vernarrt in die Augen sehen.
Die große Legende der Orni, denkt sich Teba, so unnahbar, so namhaft und berühmt. Und jetzt, jetzt befindet er sich in seinen Flügeln mit einem so liebevoll honigsüßen Blick. Auf dem weißen Orni-Krieger wirkt es so, als wäre es gar nicht der übertrieben stolze Recke, der sich da ihn schmiegt, sondern ein kleiner, nach Zuneigung bittender Orni-Krieger.
Doch zu Tebas eigener Verwunderung nimmt Revali plötzlich Teba den Kamm ab und drückt ihm stattdessen einen der Halterungsringe in den Flügel.
»Und nun würde ich es begrüßen, wenn du mir mein Flechten hilfst,« meint Revali unter einer selbstbewussten Tonlage zu ihm. »Und wehe du absolvierst deine Arbeit nicht ordentlich.«
Eine Zeit lang blinzelt Teba sein Vorbild irritiert an. Wieso hat Revali diese Zärtlichkeiten so abrupt abgebrochen? Wollte er ihn nur verspotten?
Aber nein, Revali will lediglich, dass Teba einen Grund hat, morgen wieder zu ihm zurückzukehren. Wenn er sich nach mehr sehnt, sollte dies Grund genug sein. Außerdem sollte diese schnelle Beendigung ihrer Zuneigung, Tebas Interesse aufrechterhalten.
Funktioniert hat es, denn Teba muss, während er Revalis Zöpfe flechtet, ständig an diese Magie von vorhin denken.
Am nächsten Tag...
Als die Sonne untergegangen ist, machst du dich auf dem Weg zurück ins Dorf. Revali ließ in dir den Eindruck erwecken, dass er dich eigentlich gar nicht gehen lassen wollte, doch du warst der Auffassung, dass es besser sei, nun ins Gasthaus einzukehren. Auch heute habt ihr nämlich den Großteil des Tages gemeinsam auf Medoh verbracht. Neben deiner Arbeit hast du ganz nette Gespräche mit dem Recken geführt, doch geküsst habt ihr euch nicht wieder.
Allerdings musst du auf dem Weg zurück ständig daran denken, was gestern alles zwischen und dir und dem Recken passiert ist. Der Flug, der Tag im Schnee, das Gespräch auf der Flight-Range, der Kuss... Dein Herz klopft heftig bei dem Gedanken an die Vereinigung deiner Lippen mit Revalis Schnabel. Trotz dessen kannst du nicht anders, als dich zu fragen, ob es eine weise Entscheidung war, den Recken zu küssen, denn wie würde Teba darüber denken. Ob er der weiße Orni-Krieger auch schon zurück ist in seinem Quartier? Gestern da hattest du keine Gelegenheit mit ihm zu reden, denn als er ins Gasthaus einkehrte, schlief er bereits und heute Morgen war er schon weggewesen.
Schließlich betrittst du nach dem langen Fußmarsch durch den Schnee endlich das „Schwalbennest". Eigentlich hättest du dich ja nur zu teleportieren brauchen, aber du hast den Spaziergang an der frischen Luft gebraucht.
Langsam durchquerst du den Raum. Dein Blick schweift über die vielen Betten. Wenige reisende Hylianer liegen in den weichen Daunenbetten, aber kein Teba. Ernüchtert verziehst du das Gesicht.
Offenbar ist dein Kamerad noch nicht zurückgekehrt. Das ist bestimmt kein gutes Zeichen. Vielleicht hat Purah ja bereits einen Weg gefunden, um sie alle in ihre Dimension zurück zu bringen, denn von Revali weißt du, dass die beiden Shiekah-Forscher heute ein Experiment diesbezüglich versuchen werden. Aber würde Teba wirklich einfach so gehen, ohne sich von dir zu verabschieden oder von Revali?
Dein Gedankengang wird jäh unterbrochen, als du ein Räuspern vernimmst. Du hast gar nicht gemerkt, dass du abwesend vor dem deinem Bett standest und beobachtet wirst. Doch nun siehst du auf und erkennst das unerfreute Gesicht der Gastwirtin, die hinter dem Pult steht. Ui, da freut sich aber jemand, dich wieder zu sehen!
Sie war auch gestern schon nicht besonders entzückt darüber, dich wieder in ihrem Gasthaus begrüßen zu dürfen, aber das ist dir völlig gleichgültig.
Die Orni ignorierend machst dich bettfertig. Da die kühle Winterluft dich zum Zittern bringt, siehst du zu, dass du schnell unter die warme Daunendecke schlüpfst. Sofort kuschelst du dich in die weichen Kissen und spürst schon bald, dass du trotz des ereignisreichen Tags zur Ruhe kommst. Doch obwohl deine Lider schon von allein sinken, machst du sie immer wieder auf, denn du hoffst, dass Teba bald ins Gasthaus kommt. Doch dann übermannt dich die Müdigkeit und dann bist du auch schon eingeschlafen.
Spät des Nachts kehrt Teba schwermütig ins Dorf zurück. Seine Krallen klackern träge über den Boden, als er nicht unweit vom „Schwalbennest" auf dem Steg landet. Mit geschlossenen Augen und geballten Fäusten bleibt er wenige Schritte auf den Dielen stehen. Fest verkrampft er das Gesicht, seine dunklen Augenbrauen krümmen sich zu einer strengen Linie.
Sein Herz ist schwer. Er fühlt sich unfähig, gegen diesen inneren Schmerz anzukämpfen, der ihn nur Verzweiflung fühlen lässt. Doch der Tag war lang, er sollte sich schlafen legen. Mit dem Wissen, dass ihm keine Ruhe gegönnt sein wird, späht er in das Gasthaus hinein. Im sanften Mondschein erkennt er den Kranz aus Betten und... dich. Dein rot-weiß-gesträhntes Haar lugt aus dem Wirr-Warr aus Decke und Kissen heraus. Tebas freudloses Gesicht mildert sich bei deinem Anblick.
Teba bedeutet es viel, dass du seiner Bitte nachgekommen bist und dich entschieden hast, zurückzukehren. Er hatte sehr gehofft, dass du es dir nochmal überlegen wirst und du hast es getan. Allein zu wissen, dass du wieder da bist, erfüllt Teba mit einem aufmunternden Gefühl, doch der bittere Nachgeschmack lässt nicht lange auf sich warten. Unverzüglich erinnert sich der weiße Orni daran, dass er nie wieder den Trost bei dir finden wird, den du ihm einst geschenkt hast.
Anstatt das Gasthaus zu betreten und sich auf das Bett neben dir zu legen, entfernt sich Teba von diesem Ort.
Als hättest du in deinem traumlosen Schlaf etwas gespürt, schreckst du plötzlich hoch. Umgehend wird dein Gesicht von der kalten Nachtluft erfasst, als du deinen Blick durch das große, schwachbeleuchtete Zimmer schweifen lässt. Die Orni hat sich selbst zur Ruhe gelegt, die anderen Hylianer schlafen immer noch. Eigentlich ist alles ganz normal und trotzdem hast du das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Nun bleibt dein Augenmerk auf dem Eingang haften. Zwar hast du keinen blassen Schimmer wieso, aber du denkst, dass jemand hier war.
Also stehst du nach einer Weile des Grübelns auf und ziehst dir wieder deine warmen Orni-Klamotten an. Unbemerkt verlässt du das Gasthaus. Du siehst dich um. Nachtgeräusche sind zu hören. Der Wind begrüßt dich mit seinem sanften Streicheln. Ansonsten ist es hier draußen ruhig. Niemand zu sehen. Plötzlich dreht der Wind sich. Die Haare werden dir ins Gesicht gepustet. Da du deine Strähnen wieder dort hinstreichen willst, wo sie hingehören, drehst du dich in eine bestimmte Richtung.
Abrupt versteifst du dich, als du eine Etage höher einen weißen Orni auf einem Steg stehen erkennst. Teba befindet sich dort. Seine gelben Augen starren traurig ins Nichts.
Sofort tragen dich deine Beine die Treppe hinauf, während du deine Aufmerksamkeit nicht von Teba wenden kannst. Du spürst es, du siehst es ihm an, sein Blick, seine Körperhaltung, das kaum wahrnehmbare Zittern seiner Federn verraten es dir. Etwas stimmt nicht mit Teba.
Nun stehst du am Anfang des Stegs. Du überlegst dir, zu ihm zu gehen, doch irgendetwas hält dich davon ab. Sind es deine Gefühle, die dir im Weg stehen, deinem Freund zu helfen oder ist es gar dein schlechtes Gewissen?
Egal, was es auch ist, du ignorierst es und näherst dich dem Orni aus der Zukunft.
Der weiße Orni-Krieger macht eine Bewegung hinter sich aus. Er spürt, wie die Dielen unter den Schritten der Person ganz leicht nachgeben. Diese weichen Schritte... Das ist kein Orni, der Teba aufsuchen zu scheint, das bist du. Teba weiß es, ohne sich umdrehen zu müssen. Doch der gebrochene Familienvater ist sich nicht sicher, ob gerade deine Gesellschaft wünscht. Er wäre gern allein.
Jetzt stehst du direkt neben Teba. Zaghaft blinzelt der Orni. Seine goldenen Augen, die in der Dunkelheit leuchten, strahlen übliche Strenge aus, dennoch kann Teba die Traurigkeit, die in ihnen innewohnt, nicht vor dir verbergen.
Da der weiße Orni nicht auf dich reagiert, machst du dich bemerkbar: »Teba?«
Doch dein Freund antwortet dir nicht, nicht mal mit einem Brummen.
»Was tust du alleine hier draußen?«, fragst du ihn.
Wieder keine Antwort.
Dir die Hand vor dem Mund haltend gähnst du. »Es ist spät. Willst du nicht schlafen?«
Beharrlich starrst du deinen weißgefiederten Kameraden an. Dir ist klar, dass etwas passiert sein muss. Doch du kannst Teba kaum helfen, wenn er nicht mit dir redet.
Schließlich hörst du Teba tief die Luft ausstoßen. Er blickt zum wolkenbehangenen Nachthimmel hinauf, als er dir gegenüber behauptet: »Ich werde keine Ruhe finden.«
»Was ist passiert?«, willst du wissen, als du dich Teba noch ein paar Schritte näherst.
Erneut verfällt Teba in Schweigen.
Dir bleibt also nichts anderes übrig, als zu raten. »Haben Robelos und Purahs Bemühungen nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt?«
Noch ein paar Schritte. Nun bräuchtest du nur die Hand auszustrecken und könntest ihn berühren.
Wieder nichts!
Frustriert stößt du die Luft aus. Dieses passive Verhalten spricht nicht für Teba.
»Teba...«, flehst du deinen Freund an. »Bitte rede mit mir!«
Dein Blick fällt auf die Flügel des weißen Orni, die er so sehr zusammenballt, dass deutlich seine Fingerknöchel hervorstehen. Dann wendet er plötzlich seinen Kopf zur Seite. Ein weiterer Flügelschlag vergeht, da vernimmst du Tebas tiefe Stimme. »Das Experiment ist gescheitert. Ich kann nicht zurück.«
Vor Schreck fährst du zusammen. Du willst nicht glauben, dass Teba wirklich nicht zurückkann.
»Purah und Robelo werden es wieder versuchen. Die beiden werden nicht aufgeben, bis...«, willst du deinen Freund aufheitern, doch der traurige Klang seiner Stimme lässt dich innehalten.
»Meine gerechte Strafe...« Jetzt trittst du neben Teba, um ihn ins Gesicht sehen zu können. Du siehst waren Schmerz in seinem Gesicht, als er dir Folgendes erläutert: »Hylia bestraft mich für meine Untreue.«
Mitfühlend siehst du Teba an. Wieder einmal tut er dir furchtbar leid.
»Hylia hat es nicht so mit Bestrafungen. Weißt du?«, sagst du, als du Teba aufmunternd zulächelst und seinen Flügel ergreifen willst, als Zeichen, dass du immer für ihn da bist, doch zu deinem Entsetzen entzieht sich dein weißgefiederter Kamerad deiner Hand.
»Ich habe die beiden so leichtfertig verraten...«, meint der Orni aus der Zukunft, als er mit einem Ausdruck tiefster Beschämung von dir wegdreht.
Einen Moment stehst du überfordert da, keine Ahnung, was du sagen sollst, um Teba seinen Schmerz zu nehmen.
Von seinem eigenen Seelenschmerz so überwältigt, spürt der weiße Orni-Krieger, wie die Tränen heißt an dem dunklen Federkranz seiner Augen brennen. »Nie werde ich sehen, wie sich Tulin als stolzer Krieger in die Lüfte erhebt.«
Zutiefst bekümmert über Tebas Leid schüttelst du den Kopf, schluckst und versuchst, Teba mit den richtigen Worten zu helfen. »Gib die Hoffnung nicht auf!«
»Hoffnung...« Teba spricht dieses Wort so verächtlich aus, dass deine spitzen Ohren vibrieren.
»Ich weiß, wie viel dir deine Familie bedeutet,« versuchst du erneut Teba klar zu machen, dass du ihn verstehst, umso überraschter bist du, als er dir dann mit Wut begegnet.
Abrupt wirft Teba seinen Kopf herum und funkelt dich mit seinen goldenen Augen finster an. Seine Stimme ruhig, aber vor Zorn bebend flößt dir sogar ein wenig Angst ein. »Und dennoch habe ich nicht gezögert, ihr Andenken zu beschmutzen!«
»Mach dich doch nicht immer selbst so fertig! Du bist verloren in dieser Zeit. Jeder in deiner Situation...«
Die Stimme nun erhebend fällt er dir ins Wort und lässt dich vor Schock zusammenzucken! »Das ist keine Entschuldigung.«
Und dann siehst du es in Tebas Augen. Er gibt dir die Schuld. Zunächst bist du so bestürzt darüber, dass du sogar ein paar Schritte zurückweichst. Doch dann bist du einfach nur noch verärgert über die Tatsache, dass Teba eure als bösen Fehler zu einordnen zu scheint.
Sofort verschränkst du die Arme und erhebst mit geschlossenen Augen die Nase. »Tut mir leid, dass du wegen mir in Versuchung gekommen bist,« gibst du beleidigt von dir.
Dann öffnest du wieder die Lider. Beide starrt ihr euch an. Du lässt dir nicht anmerken, dass es dich schmerzt, dass Teba anscheinend nichts Besseres zu erwidern hat.
Während Teba dich noch ansiehst, verfliegt seine Wut. Es ist nicht fair, dich für etwas verantwortlich zu machen, dass er selbst begonnen hat. Er hatte jeder Zeit die Wahl, dich abzulehnen, aber er hat es nicht getan. Und eigentlich bereut er es auch nicht, denn die Zeit mit dir war schön.
Im Anschluss verdrehst du die Augen und bist drauf und dran dich umzudrehen und wieder zurück ins Bett zu gehen, doch dann vernimmst du die tiefe Stimme des weißen Orni. »Verzeih! Mein Verfehlen ist nicht dir aufzubürden.«
Immer noch wütend schaust du Teba an. Inzwischen sind seine Gesichtszüge weicher geworden. Langsam bewegt er sich auf dich zu. Vor dir bleibt er stehen und sieht auf dich hinab.
»Ich... Es ist nur nicht leicht für mich die gegebenen Umstände zu akzeptieren,« erklärt Teba sein Verhalten.
Auch deine Miene wird wieder sanfter. Schließlich seufzt du. Im Grunde kannst du deinen weißgefiederten Kameraden ja sehr gut verstehen. Warum solltest du ihm also lange böse sein?
Plötzlich kommt dir eine Idee, denn du willst Teba immer noch helfen.
»Weißt du, was dir fehlt?«, meinst du plötzlich und schnippst mit den Fingern. »Eine Ablenkung!«
Als sich Tebas Nackenfedern aufstellen und er dir einen misstrauischen Blick zuwirft, wird dir klar, dass er nicht dasselbe denkt, wie du.
Unter einem empörten Geräusch verdrehst du die Augen. »Ehrlich? Denkst du wirklich so schlecht von mir?«
»Entschuldige, doch wenn wir bisher von Ablenkung, sprachen, dann...«
Du stößt wiedermal einen Seufzer aus, ehe du Teba zu verstehen gibst: »Mag sein, aber jetzt habe ich wirklich an etwas anderes gedacht.« Anschließend holst du deinen Shiekah-Stein heraus und nickst Teba heran. »Komm! Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug.«
Das blaue Licht verblasst und du findest dich mit Teba beim Taro-Nihi-Schrein nahe deines Heimatdorfs wieder. Nachdem du den Shiekah-Stein wieder weggesteckt hast, beobachtest du Teba, der sich unter einem herben Gesichtsausdruck umsieht.
»Wieso hast du uns nach Kakariko gebracht?«, fragt Teba dich, während sein Blick auf das Dorf unter euch gerichtet ist.
»Ich zeige dir jetzt, was ich als Kind getan habe, wenn ich traurig war. Komm!«, verkündest du Teba, ehe du ihn wieder auffordernd heranwinkst und den Weg hinaufsteigst.
Nachdenklich brummend sieht Teba dir nach. Er fragt sich, was das sein soll, was du als Kind gemacht hast. Der weiße Orni kann nicht leugnen, dass er etwas neugierig ist. Schließlich folgt er dir.
Teba lässt dich vorgehen. Gemeinsam begebt ihr euch in den von Felsen eingekesselten Wald. Schon bald erwartet den Orni aus der Zukunft eine Kulisse aus zauberhaften Lichtern. Während in der Luft massig Schleichwürmchen ihr Unwesen treiben, lassen Schleich-Pilze den Boden in einem sanften blauen Schimmer erstrahlen. Nicht weit von dieser Stelle entfernt befindet sich eine große blumenartige Quelle, die Quelle der großen Fee. Auch darüber schimmert ein Reigen aus gelben Funken. Augenblicklich vernimmt der wachsame Orni-Krieger Bewegungen. In einem Gebüsch bemerkt er einen Hirsch, der mit seinem imposanten Geweih den Orni beobachtet. Umgehend begibt sich das Wild in Sicherheit.
Plötzlich erkennt Teba aus den Augenwinkeln heraus, dass du dich bewegst. Nun sieht der weiße Orni dir zu, wie du mit einem Glas in der Hand blitzschnell nach vorne preschst und eines der Schleich-Würmchen fängst. Schnell schraubst du den durchlöcherten Deckel wieder zu. Mit einem bezauberten Lächeln, das Teba ein wärmendes Gefühl verschafft, betrachtest du die leuchtenden Käfer in dem gläsernen Behälter.
»Die Schleich-Würmchen lieben die Quelle der großen Fee. Hier oben sind immer so viele. Als Kinder haben Impa, Purah und ich uns gern nachts aus den Betten gestohlen, um heimlich Schleich-Würmchen zu fangen. Wir haben dann immer einen Wettbewerb veranstaltet. Wer die meisten gefangen hat, hatte gewonnen. Leider waren Purah und Impa immer besser darin als ich. Ich habe so gut wie immer verloren.«
Unsere Geschichte bringt Teba zum Lächeln.
Überrascht sieht der Orni dich an, als du dich ihm näherst und ihm ein weiteres Glas in die den Flügel drückst
»Wenn du willst, kannst du dich auch dran versuchen. Aber ich warne dich, es ist schwierig, die anderen Würmchen drinnen zu behalten, wenn du ein anderes fängst. Je mehr du gefangen hast, desto kniffliger wird es,« erklärst du deinem weißgefiederten Freund.
Den gläsernen Behälter in seinen Flügeln drehend betrachtet er ihn. Teba erinnert sich, dass auch Tulin es liebte, den Schleich-Würmchen hinterherzujagen. Ein wehmütiges Flimmern ist in den Augen des weißen Orni-Kriegers zu sehen, als er daran denkt, wie sein Sohn dabei oft über einen Stein oder eine Wurzel gestolpert ist, da er beim Anblick der leuchtenden Käfer nicht mehr auf seine Umgebung geachtet hat. Eigentlich sollte ihn diese Erinnerung traurig stimmen, dennoch ist es so, dass er das Gefühl hat, so seien Sohn nahe sein zu können.
»Ich bin bereit, die Herausforderung anzunehmen,« sagt Teba, als er seinen Blick von dem Glas hebt und dir zunickt.
Strahlend grinst du deinem weißgefiederten Kameraden an. »Toll! Viel Glück!«
Schon bald muss Teba feststellen, dass es sich wirklich als kompliziert erweist, die Insekten im Glas zu halten. Amüsiert kicherst du, als du von der Seite des Orni-Kriegers ein Fluchen vernimmst, als ihm alle bereits gefangenen Schleich-Würmchen wieder entwischen.
Manchmal da sieht Teba dann zu dir rüber. Dieses kindliche Funkeln in deinen Augen verleiht dem weißen Orni ein wohliges Gefühl. Du siehst so glücklich aus, während du versuchst, ein Schleich-Würmchen nach dem anderen zu fangen.
Angesteckt von deiner verspielten Art, schnappt dir Teba deine Beute vor der Nase weg. Überrascht zuckst du zusammen. Kurz nicht aufgepasst, flüchtet die Hälfte der Käfer aus ihrem kurzzeitigen Gefängnis. Unter einem erschrockenen Laut schraubst du schnell den Deckel wieder zu. Grimmig schielst du rüber zu Teba, der sich lachend amüsiert. Frech streckst du ihm die Zunge raus und machst dich dann daran, deine entflohene Beute wieder einzusammeln.
Ihr beide geht noch lange auf Käferjagd, bis eure Gläser voll sind. Nun setzt ihr beide im Gras, bestaunt eure leuchtenden Behälter.
Vorsichtig schüttelst du dein Glas und meinst zu deinem geflügelten Kameraden: »So viele habe ich noch nie zusammengekriegt.«
Tebas Blick wechselt zwischen deinem und seinem Glas, bevor er behauptet: »Es ist schwer, die Schleich-Würmchen so zu zählen.«
»Oh, wir müssen sie auch nicht zählen. Nachdem Impa, Purah und ich die Würmchen gefangen haben, haben wir den Deckel aufgemacht und wer den größten leuchtenden Schwarm hatte, war der Sieger,« erläuterst du dem Orni-Krieger.
Unschlüssig blickt Teba auf sein Glas hinab. Wenn er ehrlich sein soll, will er die Schleich-Würmchen gar nicht so schnell gehen lassen, nachdem er sich so angestrengt hat, sie zu fangen.
»Es war schwierig sie zu erwischen,« sagt Teba zu dir.
Du lachst. »Aber irgendwann müssen wir sie wieder freilassen, Teba.«
Der weiße Orni lächelt und nickt dir zu. »Gut! Bis du bereit?«
Grinsend rufst du: »Ja!«
Unter einem Grinsen, das einer kindlichen Freude gleicht und du noch gar nicht von Teba kennst, führt Teba seinen Flügel an den Deckel. Als er dir zunickt, schraubt ihr beide eurer Deckel auf. Mit Staunen seht ihr dabei zu, wie die leuchtenden Käfer in dicken Trauben die gläsernen Behälter verlassen. Träge schweben sie über eure Köpfe hinweg, geben euch ungewollt eine Vorstellung aus vielen tanzenden Lichtern.
»Dieses Spiel hätte Tulin auch gefallen,« bemerkt Teba unter einem traurigen Lächeln, während er den Käfern nachblickt.
»Ich bin zwar keine Mutter, aber ich kann mir denken, wie du dich fühlen musst,« teilst du dem weißen Orni dein Mitgefühl mit.
»Ich muss wohl mit der Tatsache leben, ihn gelöscht zu haben. Dennoch...« Zwischen seinen Sätzen macht Teba eine kurze Pause. »Meine Erinnerung an ihn kann mir keiner nehmen.«
»Vielleicht siehst du ihn ja eines Tages wieder,« gibst du zu, noch nicht die Hoffnung verloren zu haben.
»Die Hoffnung daran stirbt mit jedem Flügelschlag mehr,« flüstert Teba, während sein Blick nach wie vor auf die Schleich-Würmchen gerichtet ist.
»Tut mir leid, dass ich in dein Leben getreten bin,« entschuldigst du dich plötzlich bei Teba.
Entsetzt sieht Teba dich an.
Als von ihm keine Erwiderung kommt, fügst du hinzu: »Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du nicht so schwere Gewissenbisse und könntest das alles besser ertragen.«
Lange betrachtet dich Teba schweigend. Sein emotionsloser Gesichtsausdruck sagt dir nichts über seine Gemütslage, bis der weiße Orni sich äußerst: »Meine Skrupel liegen nicht in deiner Schuld.«
Traurig senkst du den Blick. »Ich glaube, ich habe dir mehr Sorgen bereitet, als du bereits hast.«
»Das stimmt nicht. Du hast mir sehr geholfen,« äußert sich Teba dir gegenüber und rückt näher an dich heran.
»Irgendwie bezweifle ich das. Viel gebracht hat dir unser Abkommen nicht,« seufzt du.
»Da muss ich dir widersprechen...«, protestiert Teba mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. »Dank dir habe ich Halt erfahren. Dafür bin ich dir dankbar.«
»Aber du hattest recht, ich bin schuld daran, dass du deine Frau betrogen hast und das tut mir leid. Ich hätte deine Situation nicht ausnutzen dürfen. Es wäre besser gewesen, ich hätte dich in Ruhe gelassen,« redest du von der Nacht, in der Teba in Hitze gefallen war.
»Du wolltest mir lediglich helfen,« behauptet dein Freund, während er dich warm ansieht.
»Hngh, also Teba... So selbstlos war ich dabei nicht,« gestehst du Teba, als du dir energisch mit den Fingern über den Kopf reibst.
Amüsiert schmunzelt Teba. »Es wäre nicht so, als hätte wäre mir diese Gegebenheit entfallen.«
»Aber die Zeit mit dir war schön und ich war froh, dass du eine Weile bei mir in Hateno geblieben bist. Dank dir habe ich mich nicht mehr alleine gefühlt,« gibst du mit roten Wangen zu.
Zustimmend brummt dein weißgefiederter Kamerad. Er fühlt auch so.
»Weißt du... Ich konnte bisher nie jemanden so vertrauen, wie dir. Nicht mal Revali, weil... Weil du niemanden verurteilst und das schätze ich sehr an dir,« fügst zu hinzu und beobachtest den Orni dabei, wie er noch zu dir hinrutscht.
Teba nickt lächelnd.
»Selbst als du erfahren hast, dass mein Vater ein Yiga ist, hast du dich nicht von mir abgewendet.« Dankbar strahlst du Teba an.
»Dein Vater mag ein Narr sein, aber seine väterliche Liebe zu dir, ist unverkennbar,« beurteilt Teba.
»Ja, er ist ein Narr,« sagst du belustigt. »Aber er ist mein Narr.«
Plötzlich hat Teba das Gefühl ehrlich zu dir sein zu müssen.
»Alora... Ich...« Unschlüssig funkelt dich Teba an. Er senkt kurz den Blick, um kurz darauf zu seufzen und sich dann zu entringen, dir etwas Wichtiges mitzuteilen. »Als ich mich in Gefangenschaft befand... Ich dachte oft an dich.«
»Das was Revali getan hat, tut mir leid. Ich war geschockt, als er es mir gesagt hat.«
Teba schüttelt den Kopf, darauf wollte er nicht hinaus. »Was ich damit sagen will... Mir ist klar geworden, dass unsere Kameradschaft von tieferem Empfinden zeugt. «
Da du dem weißen Orni nicht ganz folgen kannst, hebst du die Augenbrauen. »Wie meinst du das?«
Abrupt hältst du den Atem an, als Teba zärtlich lächelt und dir eine Strähne aus dem Gesicht streicht. Nun erwidert der Orni-Krieger nichts mehr. Du schaust ihn an. Seine Augen sagen mehr als jedes Wort, das er dir geben könnte. Dein Herz beginnt zu rasen. Die Glut-Flügler in deinem Bauch flattern aufgeregt umher. Sofort beginnst du zu zittern. Ist es tatsächlich wahr? Hat sich Teba wirklich in die verliebt?
Plötzlich beugt der weiße Orni zu dir herunter. Sein halbgeöffneter Schnabel ist nur noch ein Zentimeter von dir entfernt. Aufgeregt starrst du auf seine dunkle Schnabelspitze. Hast du so etwas Ähnliches gestern nicht schon mal erlebt?
Teba fühlt sich magisch von deinen violetten Augen angezogen, die ihm seit eurem ersten Treffen so fasziniert haben. Inzwischen haben sie etwas Vertrautes an sich. Immer wenn dir der weiße Orni nun in die Augen sieht, fühlt er sich Zuhause.
Dieser eine Gedanke lässt Teba jede Mahnung vergessen, stattdessen schlingt er seine Flügel um dich und hält dich fest, während seine Schnabelspitzen deine Lippen suchen. Du lässt es geschehen, küsst den weißen Orni gefühlvoll zurück. Langsam lässt ihr beide euch schmusend ins Gras sinken, während eure Herzen im Einklang heftig schlagen.
Sanft streichelt Teba mit seinem Flügeln über deine Kleidung, während sich deine Hände auf seinem Rücken verirren und ganz zärtlich seine Federn kraulen. Sinnlich brummend pickt der weiße Orni-Krieger nach deinen Lippen. Die Augen schließend genießt du dieser Zärtlichkeit, versuchst diese Gefühl seines Schnabels auf deinem Mund festzuhalten. Als er einen kurzen Moment innehält, siehst du deine Chance, Tebas liebliche Hingabe zu erwidern, indem du ihn ganz langsam mit viel Leidenschaft küsst. Ein erneutes tiefes Brummen kommt aus seiner Kehle, bringt deinen gesamten Körper zum Vibrieren. Plötzlich öffnet Teba den Schnabel. Sein warmer Atem liebkost dein Gesicht. Instinktiv lässt du deine Zunge aus deinem Mund gleiten. Ehe du dich versiehst, trifft Tebas lange Glätte auf deine und fordert deine Zunge zu einem stürmischen Tanz heraus. Während eure Zungen sich vereinen, streicheln deine Finger das Gesicht des weißgefiederten Orni-Kriegers, während er seine Flügel fest um dich umwickelt.
Es ist beinahe unbeschreiblich, was du Teba gerade fühlen lässt. Wieder einmal hast du ihn aus seiner eigenen Dunkelheit gerettet. Der Orni aus der Zukunft war verloren, doch du hast ihn gefunden, ihm das Licht geschenkt. Und nun fühlt er deine Liebe, deinen Körper, deine Seele. Sein Flügel wandert unbemerkt zu deiner Brust hinab.
Nur Hylia weiß, wie weit du Teba gehen lassen hättest und wie weit er selbst gegangen wäre, würde da nicht plötzlich Revalis wütend enttäuschtes Gesicht vor euren geistigen Augen aufblitzen.
Umgehend springt ihr beide auseinander. Völlig außer Atem blickt ihr euch beide geschockt an, während du auf dem Gras sitzt und die Arme schützend um deine Beine schlingst und Teba seinen rechten Flügel vor seiner Brust erhebt, als wollte er damit eine Mauer zwischen euch ziehen.
»Das... war keine gute Idee,« murmelt Teba beschämt, angesichts der Tatsache, dass er gerade dabei war, sich an der Angebeteten seines größten Idols zu vergreifen.
»Tut mir leid!«, erwiderst du schockiert, während du deine Beine loslässt und dir ins Gesicht fasst.
Von sich selbst enttäuscht wendet Teba den Blick von dir ab und starrt zu Boden. »Ich hätte dir das nie gestehen dürfen. Du gehörst dem Recken.«
Frustriert, weil du deine Gefühle für die beiden Orni wohl offensichtlich nicht unter Kontrolle hast, beißt du dir auf die Unterlippe. »I-Ich... Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr weiter.«
Abrupt treffen dich Tebas goldene Augen, kaum hast du deine Zweifel ausgesprochen.
»Ich gehöre Revali nicht, aber...« Aufgebracht fährst du dir immer wieder durch Gesicht und Haare. »Aber zum ersten Mal hat sich Revali mir geöffnet. Er will sich um mich bemühen und ich glaube, dass er es diesmal wirklich ernst meint. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, aber ich hab immer so gehofft, dass er mich zurückhaben will. Und jetzt... Jetzt wo ich bekomme, was ich mir gewünscht habe... Teba, ich kann dich einfach nicht vergessen. Ich kann nicht einfach Revalis Gefährtin werden. Ich liebe ihn genauso wie dich, ich kann mich nicht zwischen euch entscheiden«, erläuterst du deinen inneren Widerstreit.
Diese gelben Augen, die in der Dunkelheit des Waldes wie leuchtende Kugeln wirken, fixieren deine Gestalt. Lange starrt Teba dich an, bis er seufzt und sich vom Gras erhebt. Blinzelnd siehst du dabei zu, wie der großgewachsene Orni aufsteht. Dann schaut er dich wieder an und sagt nichts. Schließlich wendet er seinen Blick von dir ab, blickt unter einem frustrierten Laut zu den Baumwipfeln hoch.
»Ich werde nicht zwischen dir und dem Recken stehen,« hörst du Teba entschlossen sagen.
»Das tust du nicht, denn...« Du ziehst deinen Arm an und starrst ernüchtert ins Gras. »... ich stehe mir selbst im Weg.«
»Du bist nicht die Einzige, der ich mir in letzter Zeit besonders nahe gefühlt habe.«
Irritiert schaust du Teba an, denn du kannst ihm nicht ganz folgen.
Sein Vater hat ihm mal gesagt, wenn zwei Orni sich finden, haben sie das Recht gemeinsam glücklich zu werden. Doch in diesem Fall hat Teba nicht dieses Recht. Für ihn ist es eine klare Sache, dass du und der Recke zusammengehört. Doch dein Herz scheint diese Meinung nicht zu teilen. Der loyale Orni-Krieger fühlt sich hin- und hergerissen zwischen seiner Ergebenheit zu Revali und deiner Liebe zu dir. Es würde Teba leichter fallen, zu widerstehen, wenn deine Emotionen, die du für den weißen Orni übrighättest, abgeklungen werden. Aber das sind sie nicht und einerseits verspürt Teba dabei eine unbeschreibliche Freude, doch er darf es nicht, er darf dich nicht lieben, ansonsten würde er Revali verraten. Der Recke würde ihm das niemals verzeihen. Außerdem gibt es auch noch diese starken Emotionen, die ich vor den Champion hegt. Teba ist sich immer noch nicht schlüssig, ob er eine Schattenpartnerschaft mit seinem Vorbild eingehen soll. Selbst wenn er das täte, die Gefährtin seines Schattengefährten anzufassen ist streng verboten. Teba und du, ihr könnt also gar nicht zusammensein, es ist unmöglich.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wendet dir Teba seinen Rücken zu, breitet seine Flügel aus, nimmt an Anlauf und erhebt sich in die Lüfte, um in der Nacht zu verschwinden.
Das funktioniert so nicht, denkst du dir angesäuert, als Teba weg ist. Du kannst nicht erst mit Revali rumschmusen und dann mit Teba. Was ist bloß los mit dir? Du liebst doch den Recken. Geh doch zu ihm, entscheide dich für ihn! Aber deine Gefühle zu Teba sind genauso stark. Warum nicht mit ihm glücklich werden?
Frustriert schreist du und ziehst dich selbst an den Haaren.
Das kann und darf nicht so weitergehen. Das ist so falsch! Du musst unbedingt für klare Verhältnisse sorgen. Entweder einer gar keiner. Und da du dich nicht entscheiden kannst, wird wohl nur eine Option bleiben.
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