29 - Zurück am rechtmäßigen Platz
Seufzend blickst du dem Orni-Boten nach, den du wieder einmal ohne eine Antwort weggeschickt hast. Kopfschüttelnd kehrst du in dein Haus zurück, das sich nur wenige Schritte hinter dir befindet. Kaum hast du das Innere betreten, zündest du ein paar Kerzen an, bevor du dich in die obere Etage begibst. Dort setzt du dich an den Schreibtisch.
Ein Geräusch ausstoßend wirfst du einen Blick über deinen unaufgeräumten Schreibtisch, wo sich etliche zusammengeknüllte Zettel befinden. An der obersten Ecke der Oberfläche befindet sich ein kleiner Stoß Briefe. Ein frustriertes Geräusch von dir gebend greifst du nach den Nachrichten, die dir in letzter Zeit viel Kopfzerbrechen bereitet haben. Insgesamt sind es vier Stück.
Du blätterst dich durch die Umschläge und nimmst den ersten Brief in die Hand. Dieser besitzt das Siegel des Königshauses und war von der Prinzessin persönlich. In diesen Zeilen hat sie dich gebeten, deine ursprüngliche Arbeit wieder aufzunehmen und an Medoh zu forschen. Deine Befehle, Hateno zu beschützen, solltest du vorrübergehend den hylianischen Soldaten überlassen. Auf diese Nachricht hin hast du sogar geantwortet. Schließlich wäre es unhöflich Zelda nicht zu antworten. Allerdings beinhaltete deine Antworten nur ein paar Zeilen darüber, dass du es dir überlegen würdest, da du der Auffassung bist, der Schutz Hatenos wäre wichtiger als Medohs Erforschung, die ohnehin bereits so gut wie abgeschlossen ist. Ein paar Tage später landete dann der erste Orni-Bote von deinem Haus und überreichte dir einen weiteren Brief. Dieser war von Utelli, dem Häuptling der Orni. Diese Zeilen vermerken ein ganz Ähnliches Anliegen. Da es sich auch hier um eine wichtige Persönlichkeit handelte, hast du auch diesem Brief geantwortet, aber auch nur, dass du über dieses Angebot nachdenken wirst. Und dann... Dann kamen nacheinander zwei Briefe von Revali.
Langsam legst du die ersten beiden Briefe weg. Mit gemischten Gefühlen betrachtest du die zwei verbliebenen Umschläge in deinen Händen. Einen davon öffnest du und liest ihn zum gefühlt tausendsten Mal:
Sehr geehrte Alora,
da deine Reaktion ausbleibt, fordere ich dich hiermit auf, mir endlich eine Antwort zukommen zu lassen. Die Wideraufnahme der Forschung an meinem Titanen, duldet keinen Aufschub. Ich werde dir in den nächsten Tagen einen weiteren Boten schicken. Ich würde dir raten, ihn nicht erneut ohne eine Antwort von dir zurückkehren zu lassen.
Unterschrieben hat Revali mit Legende der Orni. Der andere Brief beinhaltet einen ähnlichen Inhalt. Die Zeilen klingen förmlich und auch etwas wütend. Du verdrehst die Augen und legst den Brief wieder weg. Mit dem Kopf auf die Hände gestützt betrachtest du die brennende Kerze auf deinem Schreibtisch. Deprimiert seufzt du.
Natürlich ist es nicht so, dass du nicht gerne zusagen und deine ursprüngliche Aufgabe wieder annehmen möchtest, aber du fürchtest dich vor diesem Schritt und dessen Konsequenzen, die dadurch entstehen könnten. Für dich wirkt es seltsam zu jenem Ort zurückzukehren, wo sich beide Orni aufhalten, mit denen du etwas hattest. Für beide hegst du große Gefühle. Du bist dir sicher, dass dein Aufenthalt in Tabanta nur zu mehr Problemen führen könnte. Außerdem bist du verwirrt. Zwar warst du das letzte Mal betrunken, als du Teba und Revali gesehen hast, doch du kannst dich noch genau erinnern, was passiert ist. Der Recke hat sich dir zum ersten Mal dir geöffnet. Und Teba, der wirkte so... zwiegespalten. Ob beide immer noch etwas für dich fühlen? Hat jeder von beiden dir auf seine Weise ein Zeichen erteilt? Aber wo soll das hinführen? Genau aus diesem Grund weigerst du dich, dem Orni-Boten eine Nachricht überbringen zu lassen. Du bist dir nicht sicher, was du tun sollst. Zwar ist dir klar, dass Revali sich erneut ärgern wird, aber lieber gibst du keine Antwort, als die falsche.
Also löschst du die Kerzen wieder und gehst ins Bett.
Wütend schickt Revali den Boten wieder weg. Überrascht sieht Teba von seinem Falkenbogen auf, den er gerade wartet. Der weiße Orni sitzt am Feuer, während sich der Recke draußen am Steg befindet. Der Champion hat seinem Retter den Rücken zugewandt, als er aufgebracht die Flügel an die Hüfte stemmt und mit den Krallen gegen die Dielen tippt. Unter einem gemurmelten Meckern, das Teba nicht verstehen kann, dreht sich Revali um und betritt seine Hütte.
»Schlechte Nachrichten?«, fragt Teba vorsichtig.
Revalis grüne Augen funkeln verärgert in der Dunkelheit, bevor er die Lider kurzzeitig schließt und beleidigt den Schnabel hebt. »Gar keine! Das ist nur noch schlimmer.«
Verwirrt betrachtet der weißgefiederte Orni-Krieger den Recken, da er ihm nicht folgen kann.
Als der Champion die Augen wieder öffnet, erkennt er den fragenden Blick seines Retters. Frustriert schnaubt Revali und verschränkt die Flügel vor der Brust, ehe er seinen Kameraden aufklärt. »Sie hat auf keinen meiner Briefe nicht geantwortet.«
Auch wenn dich Revali namentlich nicht genannt hat, Teba versteht sofort, dass es um dich geht. Der weiße Orni hat schließlich mitbekommen, dass der Recke Briefe verfasst hat, in denen er dich bittet, die Forschung an Medoh weiterzuführen.
»Wieso bittet Ihr Alora nicht persönlich?«, schlägt Teba vor.
Für diesen Vorschlag erntet der Orni-Krieger aus der Zukunft allerdings nur einen spottenden Laut, bevor Revali ihm einen empörten Blick zuwendet und sich von ihm wegdreht, um sich auf seinen Adlerbogen zuzubewegen, den er säuberlich gegen die Wand gelehnt hatte.
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickt Teba ihm nach. Dem Anschein nach scheint dieser Schritt für den stolzen Recken nicht in Frage zu kommen. Da dein weißgefiederter Kamerad dich jedoch sehr gut kennt, ist er sich sicher, dass du dir genau jenen Schritt insgeheim von Revali wünschst.
Daher versucht Teba es noch einmal, den Recken zu animieren. »Womöglich wärt Ihr erfolgreicher, wenn Ihr Alora einen Besuch abstattet.«
Unter einem genervten Laut nimmt Revali seinen Bogen in die Flügel. Es folgt ein Seufzer, bevor der Recke sich zu Teba umdreht.
»Wie absurd!«, schimpft Revali mit überheblicher Stimme. »Bestimmt werde ich es nicht in Erwägung ziehen, ihr nachzulaufen. Ich habe es bereits vorgezogen, mich bei ihr zu entschuldigen. Aus diesem Grund liegt jeglicher weitere Schritt an ihr. Sollte sie sich also nicht dazu entschließen, mein Angebot anzunehmen, ist das ihre Entscheidung.«
Schweigend sieht Teba dabei zu, wie der Recke stolzen Schrittes an ihm vorbeischreitet.
Bevor Revali allerdings die Behausung verlässt, wendet er sich nochmal seinem Retter zu und bemerkt: »Wenn du mich also nun entschuldigen würdest. Ich ziehe es nun vor, mich in meiner wertvollen Zeit mit meinem Training zu befassen, anstatt mich mit dem sinnlosen Schreiben von Briefen zu beschäftigen.«
Als der Recke sich umdreht und zum Steg hinaustritt, schüttelt Teba den Kopf, während er ein Brummen von sich gibt. Die Legende der Orni, stur und stolz, wie eh und je, denkt sich der Orni-Krieger aus der Zukunft. Revali mag sich zwar bei euch beiden entschuldigt haben, dennoch fällt es ihm immer noch schwer, auf andere zuzugehen. Allerdings muss sich Teba auch eingestehen, dass er nicht ganz nachvollziehen kann, warum du dem Recken keine Antwort zukommen lässt. Schließlich weiß dein weißgefiederter Freund besser als jeder andere, was dir deine Arbeit auf Medoh bedeutet hat. Außerdem hatte Teba letztens das Gefühl, dass du dabei warst, wieder zu Revali zu finden.
Doch dann wechselt Tebas Blick auf das Feuer. Der weiße Orni-Krieger verzieht den Schnabel, als ihm eine leise Ahnung kommt, dass deine ausbleibende Entscheidung mit Teba zu tun hat. Vielleicht bist du dir unsicher, wieder an deinem rechtmäßigen Platz zurückzukehren, weil du denkst aufgrund deiner Gefühle zu deinem Kameraden, etwas befürchten zu müssen.
Teba seufzt. Er hat die ganze Sache aus einem falschen Blickwinkel betrachtet. Womöglich sollte nicht der Recke, um eine Antwort bitten, sondern Teba.
Wütend schlägst du mit dem Kodachi nachdem Hinox, der es gewagt hat, in die Nähe Hatenos vorzudringen. Deine Klinge prallt allerdings an seinem Fußschützer aus Holz ab. Schmatzend leckt sich das Monster die Lippen und will gerade mit seinen großen Pratzen nach dir schnappen, da schlitzt du ihm die Handfläche auf. Grunzend weicht der große Dicke von dir. Jetzt wird er wütend. Umgehend stampft er auf dich zu. Nun spannst du deine Muskeln an, machst dich für deinen nächsten Angriff bereit. Da zischt plötzlich etwas Kleines über deinen Kopf hinweg und trifft den Hinox ins Auge. Die Erde bebt, als das dicke Monster umfällt. Wie ein Baby strampelt der Hinox nun auf dem Boden. Einen Moment bist du noch perplex darüber, wo das Geschoss hergekommen ist, doch du findest es ungünstig, diesen wertvollen Augenblick des Angriffs verstreichen zulassen, indem du dir zu viele Fragen stellst. Also nimmst du Anlauf, springst auf den wabbeligen Körper des Hinox, wo du zu seinem Kopf rennst und so lange mit dem Kodachi auf sein Gesicht einschlägst, bis er seinen letzten Atemzug tut.
Mit einem Salto springst du von dem Monster hinunter, bevor es zu schwarzem Staub zerfällt. Unter einer anmutig triumphierenden Pose wischst du dir mit der freien Hand eine Strähne aus dem Gesicht, als du plötzlich merkst, dass du direkt vor jemandem gelandet bist. Erschrocken zuckst du zusammen, während Teba dir mit einem amüsierten Schmunzeln begegnet.
»Hallo, Alora!«, begrüßt dich Teba.
»Teba?«, grüßt du mit großen Augen zurück. Allerdings erinnert sein Name aus deinem Mund vielmehr an Unglauben, als an einer netten Begrüßung.
»Wie immer ist es nicht schwierig, dich zu finden. Offenbar scheinst du Monster anzuziehen, wie dieser Shiekah-Stein-Magnet,« meint der Orni aus der Zukunft freundlich zu dir.
»Äh...«, stammelst du und lässt deinen Blick über Teba schweifen. »Du hast mich gesucht?«
Brummend nickt Teba.
Lange und ausgedehnt fragst du dann: »Wiiiieeeessoooo?«
Natürlich freust du dich mal wieder wahnsinnig Teba zu sehen. Außerdem spürst du schon wieder dieses aufregende Kribbeln in deinem Bauch. Doch dann folgt auch schon dieses wehmütige Ziehen in der Magengegend, denn auch wenn dein weißgefiederter Kamerad dich besucht, ändert das gar nichts an der Tatsache, dass es so ist, wie es gerade ist.
Den Bogen wegsteckend tritt der weiße Orni einen Schritt auf dich zu, ehe er die Flügel verschränkt. »Der Recke erwartet sehnlichst eine Antwort von dir.«
Umgehend lachst du spottend auf. »Ha! Und da schickt er dich? Ernsthaft jetzt? So ein Feigling!«
Umgehend verschränkst du die Arme und machst ein beleidigtes Gesicht. Irgendwie bist du gerade ziemlich enttäuscht. Erstens hattest du gehofft, Revali würde persönlich erscheinen, da er offenbar unbedingt will, dass du dich wieder um Medoh kümmerst. Zweitens bist du davon ausgegangen, Teba sucht dich freiwillig auf und nicht, weil sein Meister es verlangt.
»Also...« Teba blickt kurz zu Boden hinab, bevor er dich wieder ansieht. »Genau genommen, hat er mich nicht geschickt. Ich bin aus freien Stücken hier.«
Eigentlich sollten dich seine Worte freuen, doch irgendwie glaubst du dem Orni aus der Zukunft nicht so recht. Die Augen verdrehend murrst du: »Du musst nicht lügen.«
Ein sachtes Lächeln umspielt Tebas Schnabelwinkel. Wieder einmal zeigst du dich etwas empfindlich. Offenbar hast du keine besonders gute Laune oder etwas stört dich. Dein weißer Orni-Krieger kennt dich einfach zu gut.
»Habe ich dich je angelogen?«, stellt er dir unter einem belustigten Gesichtsausdruck eine Gegenfrage.
Kurz zuckst du zusammen. Die Erwiderung deines gefiederten Kameradens wirft dich etwas aus der Bahn. Dann überlegst du kurz und schüttelst schließlich den Kopf. Nein, Teba hat dir niemals etwas vorgemacht.
Ohne weitere Umschweife trägt dir Teba nun sein Anliegen vor. »Ich bin hier, weil ich dich bitten möchte, ins Dorf der Orni zurückzukehren.«
Gerade bist du ein wenig sauer, das musst du dir wohl eingestehen. Aber nicht auf Teba, sondern auf Revali. Der Recke hat dir ja die Briefe geschrieben. Er will doch, dass du wieder auf Medoh rumforschst.
»Eigentlich sollte Revali mich das bitten und nicht du,« äußerst du dich entschieden.
Teba hebt eine dunkle Augenbraue und erklärt: »Sein Stolz steht ihm wieder mal im Weg.«
Irgendwie kannst du es nicht verstehen, warum Teba es dann zu seiner Aufgabe erklärt, dich wieder ins Boot zu holen.
»Und was kümmert dich das dann?«, fragst du deinen Kameraden mit neutraler Stimme.
»Du sollst wissen...« Nachdenklich huschen seine goldenen Augen über die Landschaft, bis er die richtigen Worte gefunden hat. »Ich werde deine Beziehung zu Revali akzeptieren.«
Verwirrt runzelst du die Stirn. »Ähm... Wieso...«
Beziehung zu Revali? Du bist perplex. Da gibt es keine Beziehung. Naja, aber zumindest der Wunsch danach existiert tief in deinem Herzen.
»Ich werde euch beiden nicht im Wege stehen,« erläutert der Orni aus der Zukunft.
Langsam verstehst du. Denn, so wie Teba dich kennt, kennst du ihn. Offenbar hat der weiße Orni ein schlechtes Gewissen. Er bedauert wohl immer noch das Aus zwischen dir und Teba.
Milde lächelst du. »Zwischen uns ist alles geklärt, Teba. Ich weiß, dass du deine Familie treu sein willst. Das habe ich längst akzeptiert.«
Doch da ist immer noch eine tiefe Traurigkeit, die du versteckst, denn du vermisst Teba sehr.
Und dem weißgefiederten Orni-Krieger geht es da genauso. Gerade spürt er wieder diese Sehnsucht in Form eines schmerzhaften Ziehens in seiner Seele. Er weiß, dass es womöglich eine Prüfung war, dass Hylia ihn in diese Zeit geschickt hat, um seine Treue zu seiner Familie zu prüfen. Nun, diese Prüfung hat er nicht bestanden. Daher bestraft ihn die Göttin wohl, indem sie ihm dieses Verlangen nach dir spüren lässt, so schmerzhaft, wie einen Pfeil in seiner Brust zu haben.
Plötzlich senkt Teba traurig den Blick. »Dennoch bedauere ich es, die Kameradschaft zu dir verloren zu haben.«
Die Worte des weißen Orni treffen dich. Dir tut es unheimlich weh zu hören, dass er glaubt, ihr wärt keine Freunde mehr. Doch so ist es nicht, denn Teba wird immer einen Platz in deinem Herzen haben.
»Das stimmt doch gar nicht! Teba...« So schockiert über Tebas Worte, muss du erstmal einen tiefen Atemzug nehmen. »Wir beide werden immer Kameraden bleiben, egal was war und egal, was noch sein wird. Ich wollte einfach nicht...« Seufzend ballst du die Fäuste zusammen, bevor du weitersprichst. »Es ist einfach seltsam, dort weiter zu machen, wo ich weiter gemacht habe, nach allem was passiert ist. Ich will nicht, dass Revali dich als Rivalen ansieht, nur weil wir beide uns mal ein Bett geteilt haben.«
»Da wir allesamt ausgewachsene Krieger sind, bezweifle ich nicht, dass wir alle miteinander gut auskommen werden, trotz der Umstände,« äußert sich Teba dir gegenüber. Ein mildes Lächeln befindet sich dabei auf seinem Schnabel.
Deine Worte sind für Teba Balsam auf seiner Seele, sowie kühlende Salbe auf einer brennenden Wunde. Es freut ihn zu hören, dass du immer noch an eure Kameradschaft glaubst.
Umgehend setzt du eine schelmische Miene auf. »Du weißt aber schon, dass dein Vorbild sehr speziell ist.«
»Wie könnte ich das vergessen,« antwortet dir Teba bespaßt.
»Außerdem, Teba...«
Aufmerksam hebt der großgewachsene Adler-Orni den Kopf. »Ja?«
»Was bedeutet es für dich, wenn du mich mit Revali siehst? Und bitte sei ehrlich,« bittest du Teba um eine aufrichtige Antwort.
Dein weißgefiederter Freund zögert. Teba ermahnt sich, seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. Wenn der Orni aus der Zukunft jetzt gesteht, dass er deine Liebe doch erwidern kann, könnte das deine Entscheidung negativ beeinflussen.
Daher entscheidet er sich dazu Folgendes zu sagen: »Offengestanden... Ich wusste, dass du eines Tages zu Revali zurückkehren würdest.«
Das Gesicht verziehend schüttelst du den Kopf. Solch eine Antwort hast du gewiss nicht erwartet. Glaubt Teba wirklich, du würdest nach allem einfach so ohne große Gegenwehr zu Revali zurückkehren. Oh nein, bestimmt nicht, wenn Revali dich wirklich zurückerobern will, falls das wirklich seine Absicht ist, dann muss er sich mächtig anstrengen. Außerdem würde selbst das nichts daran ändern, dass du Teba ebenfalls liebst und das wäre gegenüber dem Recken nicht fair. Oder?
»Ich habe nie behauptet, dass ich zu ihm zurückkehren werde. Wenn ich meine ehemalige Aufgabe wieder aufnehme, heißt das noch lange nicht, dass alles so wird wie vorher. Das kann es auch gar nicht,« erwiderst du Teba etwas beleidigt.
Belustigt schmunzelt dich Teba an. Erneut stellt der weiße Orni-Krieger fest, wie unverbesserlich stolz du und der Recke doch seid.
»Versprich mir, dass du nochmal nachdenkst!«, meint Teba mit seiner tiefen, ruhigen Stimme zu dir. »Wenn nicht für den Recken, dann für mich.«
Natürlich kannst du nicht leugnen, dass Tebas Wortwahl etwas bei dir bewirkt.
»Okay...«, behauptest du dann ausgedehnt, bis dir ein Gedanke kommt. »Ach, ja! Teba, warte mal!«
Teba dreht sich nochmal zu dir um, denn er wollte es gerade vorziehen, zu gehen.
»Auf der Feier sagtest du doch Purah wollte mit euch reden. Hat sie schon eine Möglichkeit gefunden euch nach Hause zu schicken?«, erkundigst du dich.
»Sie arbeitet dran, aber sie klang sehr zuversichtlich,« lautet Tebas Antwort, die dich eigentlich freuen sollte, tut sie aber nicht direkt.
»Dann auf Wiedersehen, Teba!«, verabschiedest du dich von deinem Kameraden und das fällt dir nicht leicht, am liebsten wäre es dir, wenn er bleiben würde, hier bei dir.
»Bis bald, hoffe ich!«, sagt Teba noch zu dir, bevor er die Flügel ausbreitet und losläuft.
Konzentriert visiert Revali das Ziel an. Gerade will er in der Luft schwebend den Pfeil loslassen, da fliegt plötzlich jemand vorbei und nimmt ihm die Zielscheibe vor seinen Augen weg. Der Recke hört noch, wie Teba einen triumphierend brummenden Laut von sich gibt. Mit einer Mischung aus Empörung und Belustigung sieht der Champion ihm nach, lässt sich allerdings von dem Orni aus der Zukunft nicht weiter beeindrucken, obwohl seine Schnelligkeit trotz seiner Körpergröße für Revali faszinierend wirkt. Beide setzen ihr waghalsiges Duell am Übungsgelände der Flight-Range fort, dessen Felsenwände statt 20 Zielen nun 50 aufweisen.
Schließlich landet Revali als erster auf dem Steg. Seinen Adlerbogen unter einem zufriedenen Gesichtsausdruck wegsteckend lässt er seinen Blick über die Felswände schweifen.
Bei dem kleinen, aber feurigen Wettkampf, hat der Recke Eispfeile benutzt und Teba Feuerpfeile. Natürlich sind die Zielscheiben zu Bruch gegangen, als die Orni-Krieger sie trafen, allerdings sind die Stellen nun markiert. Bei Revali sind frostige Spuren an den Wänden zurückgeblieben und bei Teba schwarz verkohlte. Stumm zählt der Champion bereits seine Punkte.
Nun landet Teba neben ihm. In seinen goldenen Augen glüht die eiserne Freude über den bestrittenen Wettkampf. Immer noch ein herausforderndes Lächeln auf dem Schnabel, betrachtet er den kleineren Orni, der sanft schmunzelnd die Punktzahl prüft.
Allmählich wird der Gesichtsausdruck des weißen Orni-Kriegers ernster. Sein Blick ist abgedriftet und bleibt nun auf der Brüstung hinter dem Recken haften. Genau dort hat Teba ihn das letzte Mal draufgesetzt. Das Klappern ihrer Schnäbel hallt als er Erinnerung in Tebas Gedächtnis. Natürlich denkt der weißgefiederte Orni immer noch, dass sein eigenes Verhalten unpässlich war und dennoch kann er nicht leugnen, dass Teba es genossen hat, sich mit Leidenschaft dem Recken hinzugeben. Allerdings haben die beiden nie über den Vorfall gesprochen. Einerseits zeigt sich Teba froh darüber, andererseits...
»Hm, nicht übel!«, meint Tebas Idol plötzlich, ohne sich ihm zuzuwenden. »Lediglich wenige Punkte fehlten dir zum Sieg.«
Stolz nickt Teba, während jemand unbemerkt die Leiter hochklettert.
»Ihr habt es mir nicht leicht gemacht, großer Revali,« bemerkt Teba, während er ehrfürchtig, seinen Flügel an die Brust legt.
Währenddessen schlüpft die unentdeckte Gestalt ins Innere der warmen Hütte. Vor Kälte schlotternd zieht sie ihren Mantel enger und kriecht näher an das Feuer heran, um sich erstmal aufzuwärmen. Dabei blickt sie zu den Orni rüber und lauscht ihrem Gespräch.
Revali entringt sich dazu, milde zu lächeln und seinem Kameraden einen Seitenblick zuzuwerfen. »Natürlich, habe ich es dir nicht leicht gemacht!«, erwidert ihm Revali typisch überheblich. »Schließlich muss ich sicherstellen, dass du dich auch bemühst.«
»Und?«, fragt Teba unter einem amüsierten Gesichtsausdruck. »Habe ich das?«
Unter einem anmaßenden Geräusch verschränkt Revali die Flügel vor der Brust. »Zugegeben, ich war mit deiner Leistung zufrieden. Dennoch ist da immer noch Luft nach oben.«
Leise lachend tritt der weiße Orni näher und schenkt seinem Vorbild einen respektvollen Blick. »Ich werde den Tag herbeisehen, an dem ich nur annähernd so gut werde, wie Ihr, großer Revali.«
Tebas Satz entlockt dem Recken tatsächlich ein geschmeicheltes Lächeln. Revali sieht Teba an und Teba ihn.
Der Champion kann nicht leugnen, dass er jenes gewisse Kribbeln unter dem Gefieder verspürt, dass er zuletzt vor wenigen Tagen verspürt hat, als er dir beim Fest begegnet ist. Doch bei Teba fühlt sich dieses Kribbeln anders an. Bei dir gleicht es dem Gefühl, wie von Wolken geküsst und einem sanften Stromstoß ausgesetzt zu werden. Bei Teba hingegen wirkt es wie von den Mächten von Feuer und Eis gleichzeitig überwältigt zu werden. Beides erscheint Revali zu gleichen Teilen berauschend, dennoch scheint jeder von euch etwas anderes zu haben, was den Recken fasziniert.
»Meiner Meinung nach scheinst du ein gebührender Nachfolger zu sein,« urteilt Revali und verleiht Teba somit das höchste Maß an Anerkennung, dass ihm dem weißen Krieger jemals zuteilwerden könnte.
Überwältigt öffnet Teba den Schnabel. Seine goldenen Augen schimmern in einem gerührt ungläubigen Glanz, bevor er sie bis zum Anschlag öffnet.
»I-Ihr... Meint ihr das ernst?«, stammelt Teba völlig fassungslos.
Nach allem, was zwischen ihm und dem Recken vorgefallen ist, hätte er niemals daran geglaubt, jemals die Anerkennung seines großen Idols zu erlangen. Doch dem Anschein nach scheint sich tatsächlich viel verändert zu haben, seitdem Revali sich Teba geöffnet und sich bei seinem Retter entschuldigt hat. Der Krieger aus der Zukunft kann es momentan nicht in Worte fassen, doch die Freundschaft zu dem Recken bedeutet ihm sehr viel, auch wenn diese Freundschaft wohl von tieferen Gefühlen her zeugt.
»Ich würde es kaum sagen, wenn es nicht so wäre,« behauptet Revali keines Wegs bissig oder überheblich wie sonst, sondern mit milder Belustigung. »Inzwischen sollte selbst dir bekannt sein, dass ich nicht bekannt dafür bin, des Lobes um mich zu werfen.«
Amüsiert schmunzelt Teba, während er den Recken betrachtet. »Natürlich...«, erwidert er unter einer sanften, tiefen Stimme.
Gerade in diesem Moment erhebt sich die knieende Gestalt neben dem Feuer. Aufgewärmt tritt sie langsam auf die beiden Orni-Krieger zu, die dem Inneren der Hütte nach wie vor den Rücken zugewandt haben.
Die Gestalt ist niemand Geringeres als du. Du hast dich entschlossen, ins Grenzland von Hebra zu Tabanta zu reisen und da bist du nun.
Dich an den Pfosten des Ausgangs lehnend betrachtest du die beiden Orni. Da du ihr Gespräch verfolgt hast, ist dir bewusst geworden, dass die zwei wieder Freunde zu sein scheinen. Beruhigt über diese Erkenntnis lächelst du warm.
»Was meinst du?«, hörst du Revali zu Teba sagen, während sich der kleinere Orni seinem größeren Kameraden zuwendet. »Lust bei einer weiteren Runde zu verlieren?«
Mit sofortiger Wirkung setzt Teba ein herausforderndes Lächeln auf. »Dieses Mal werdet ihr mit noch mehr Gegenwind rechnen müssen, Recke!«
Selbstbewusst lacht Revali auf. »Das habe ich mir erhofft.«
In diesem Augenblick trittst du auf den Steg hinaus. Unter deinem Gewicht knarzt das Holz. Das Geräusch versetzt die beiden Orni-Krieger in Alarmbereitschaft. Beide greifen sie nach ihren Bögen und drehen sich unter ernsten Mienen um. Als sie jedoch dich da stehen sehen, werden ihre Gesichtszüge milder und ihre Körperhaltung entspannter. Sofort nehmen sie ihre Flügel von ihren Waffen.
Nun stehst du da, schenkst beiden ein freundliches Lächeln zur Begrüßung. Erwartungsvoll wartest du ihre Reaktionen über dein überraschendes Erscheinen ab.
Beide regen sich nicht vom Fleck. Revali blinzelt erstaunt. Er scheint am wenigsten mit dir gerechnet zu haben. Teba hingegen begegnet dir mit einem kameradschaftlichen Lächeln und einem willkommenen Nicken.
»Offenbar scheint den Shiekah der Nutzen von Schreibfedern und Tinte nicht bekannt zu sein,« behauptet Revali elitär, während er dich betrachtet.
Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen trittst du näher, bis du eine Flügellänge vor den beiden Orni stehst.
»Ich dachte, ich spare mir die Tinte,« sagst du zu Revali, ehe du präsentierend die Arme ausbreitetest und verkündest: »Also, da bin ich!«
Teba beobachtet den Recken dabei, wie sich der dunkelblaue Orni auf dich zubewegt. Die Länge einer Fingerfeder hat noch zwischen euch Platz, als Revali vor dir stehenbleibt.
»Du hast dich also dazu entschlossen, deine Arbeiten an Medoh wieder aufzunehmen,« so der Recke. Allerdings bist du dir nicht ganz schlüssig, ob dies nun eine Frage war oder eine Feststellung.
Egal, wie es auch gemeint war, du nickst unter einem verschmitzten Lächeln.
Die Jadesteine des gefiederten Champions funkeln in einer ungläubigen Intensität, während er dich ansieht. Da du nicht auf seine Briefe geantwortet hast, ging Revali schwer davon aus, du hättest einen Schlussstrich gezogen. Nur weil sich der Recke entschuldigt hat und du ihn verziehen hast, muss das lange noch nicht bedeuten, dass du wieder etwas mit ihm zu tun haben willst. Aber so wie es scheint, hast du dich wohl doch dazu entschlossen, mehr Zeit mit dem obersten Orni-Krieger zu verbringen. Offengestanden kann Revali sich nicht dagegen erwehren, Hoffnung zu schöpfen, dass er vielleicht doch noch eine zweite Chance bei dir verdient hat.
Augenblicklich lässt Revali seinen Stolz wieder aufleben und erhebt selbstbewusst den Schnabel. »Wenn dem so ist... Da du bereits genug wertvolle Zeit vertrödelt hast, solltest du unverzüglich damit beginnen, deine Forschung wieder aufzunehmen.«
Zwar kannst du es kaum erwarten, schon sehr bald wieder einen Fuß auf deinen Lieblingstitanen zu setzen, dennoch gibt es momentan etwas, was du noch viel lieber erleben möchtest und zwar einen weiteren Wettstreit der beiden.
»Wolltet ihr nicht noch einen weiteren Wettkampf veranstalten?« Nacheinander siehst du die beiden mit hoffnungsvollen, großen Augen an.
Revali, der seine Flügel wie üblich vor seiner Brust verschlossen hält, konfrontiert dich mit einem amüsiert geschmeichelten Blick, bevor er sich Teba zuwendet und meint: »Mir scheint, als möchte jemand von uns beiden unterhalten werden.«
Es lässt sich nicht leugnen, dass dir bei Revalis Worten ein erotischer Schauder über den Rücken läuft. Natürlich war sein Satz wohl kaum zweideutig gemeint, aber du kannst auch nichts dafür, dass du gerade nicht gesittet gedacht hast.
Lächelnd nickt Teba dir zu, eher er behauptet. »Ein Grund mehr, sich anzustrengen.«
Bevor du dich versiehst, bauen die beiden Orni neue Ziele auf. Dieses Mal sind es wieder 50. Dieses Duell wird sogar noch spannender, als das letzte. Natürlich könntest du dich irren, aber irgendwie hast du das Gefühl, das die beiden dir imponieren wollen.
Aufmerksam verfolgst du den Wettkampf. Es war so spannend, dass du fast sogar beleidigt bist, als die beiden alle Zielscheiben zerschossen haben und die Vorstellung somit endet. Revali landet dann schließlich rechts von dir und Teba links. Beide sehen dich an. Während der Recke eine hochmütige Haltung einnimmt, befindet sich in den Augen des weißen Orni-Kriegers ein stolzes Funkeln.
»Und?«, fragt dich Revali unter einer kühnen Flügelbewegung. »Wer ist denn nun der Beste?«
Dein Blick wechselt zwischen Revali und Teba. Dir ist schon klar, dass der Anführer der Orni den Ausgang des Wettbewerbs gemeint hat, allerdings ist es so, dass man auch deinem Herzen diese Frage stellen könnte. Stumm reißt du deinen Blick von deinen beiden Lieblings-Ornis los und zählst die verkohlen und vereisten Flächen. Zu deinem eigenen Erstaunen kommst du zu Entschluss, dass das Duell genauso ausgegangen ist, wie dein Herz auf Revalis Frage hin antworten würde.
»Unentschieden!«, murmelst du unter einem sehnsüchtigen Schmunzeln.
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