1 - Bekanntschaft mit dem Recken der Orni
Gerade warst du noch bei Utelli, dem Häuptling der Orni. Jetzt bist du auf dem Weg zu einem Ort, der sich Flight-Range nennt. Er soll sich beim Rhinos-Pass befinden. Während du vor Kälte zitterst, blickst du immer wieder auf den Shiekah-Stein, den dir einst Purah gegeben hat. Die Tafel bebt in deinen Händen, als du die Karte aufrufst. Schneeflocken fallen dir auf die Nase und kitzeln dich. Du musst niesen. Dein Mantel ist verrutscht. Schnell ziehst du ihn wieder ordentlich an dich und betest für mehr Wärme. Als Botschafterin zwischen Shiekah und Orni warst du schon oft im Norden, doch noch niemals warst du so nahe bei den Hebra-Bergen und noch niemals bist du IHM begegnet, dem obersten Anführer der Orni-Krieger und dem frischgebackenen Recken des beeindruckten Titanen, den die Shiekah je gebaut haben. Der Name des Orni ist Revali.
Zugegebenermaßen bist du aufgeregt, sehr aufgeregt. Natürlich hast du gewisse Erwartungen. Der Häuptling, den du vorhin nach Revali gefragt hast, hat dir erzählt, dass der Orni-Krieger äußerst stolz und sehr schwierig ist. Der Recke der Orni soll außerdem sehr von sich überzeugt sein und eine überhebliche Art besitzen. Diese angeblichen Charaktereigenschaften des obersten Orni-Kriegers machen dir aber nichts aus. Schließlich glaubst du, dass du es schon mit schlimmeren Charakteren zu tun hattest, außerdem hast auch du ein gesundes Selbstbewusstsein und bist stolz auf deine Erfolge. Immerhin bist du Botschafterin, Wissenschaftlerin und Kriegerin zugleich. Außerdem wurdest du von Prinzessin Zelda persönlich auserwählt, um den Titan Vah Medoh zu erforschen. Du bist davon überzeugt, dass das eine sehr ehrbare und aufregende Aufgabe bist.
Plötzlich stehst du in einer Schlucht. Ein Weg führt hindurch. Du gehst weiter und erspähst in der Trübe des fallenden Schnees schwache Lichter, die in der Luft zu baumeln scheinen. Doch beim näheren Hinsehen, erkennst du, dass es sich um Laternen handelt, die an der Brüstung eines Landestegs angebracht sind. Der Landesteg gehört zu einer Orni-Hütte, die auf Stelzen gebaut wurde.
Mit offenen Augen staunst du über den Übungsplatz, den du gefunden hast. Selbstverständlich bist du auch stolz, dass du ohne Umschweife zur Flight-Range gefunden hast. Aber du hast nie geglaubt, dass der Ort so wundervoll ist. Deine Aufmerksamkeit gehört nun ganz dem Übungsgelände. Die bläulichen Ziele, die an den Wänden des Felsenkessels angebracht sind, sind dir sofort aufgefallen. Allerdings stellst du fest, dass die Ziele nicht so einfach zu erreichen sind. Du gehst ein Stück auf den Abgrund zu, der sich vor dir befindet. Mutig riskierst du einen Blick. Der peitschende, ungewöhnlich Warme Aufwind weht dir entgegen, als du den Kopf über die Kante reckst. Unten erspähst du einen See. Du vermutest, dass irgendwo von unten warme Luft aus den Felsen dringt, auf den kalten Wind trifft und so die Aufwinde erzeugt. Für dich ist das ziemlich faszinierend.
Mit einem Mal hörst du ein Geräusch hinter dir. Du versteifst dich. Deine spitzen Ohren zucken. Deine scharfen Sinne verraten dir, dass irgendjemand hinter dir gelandet ist. Da in dir eine wachsame Kriegerin steckt, ist dein erster Impuls zu deinem Kodachi zu greifen und dich dem Fremden entgegenzustellen.
Doch dann vernimmst du plötzlich eine Stimme, die höchst anmaßend und hochmütig klingt: »Man hatte mich gewarnt, dass du irgendwann hier aufkreuzen würdest. Du musst also diese lästige Shiekah sein, die von der Prinzessin aufgefordert wurde, meinen Titanen zu erforschen.«
»Und wer bist du?«, fragst du nicht gerade freundlich, denn du magst es nicht, wenn man sich von hinten an dich anschleicht.
»Hmpf! Du willst eine Botschafterin sein und kennst nicht mal den Recken der Orni, wenn er vor dir steht. Was für eine Schmach!«, hörst du den Orni spotten.
Langsam drehst du dich um. Erst als du diesen dunkelblauen Orni erblickst, lässt du deine Hand, mit der du gerade nach deiner Waffe greifen wolltest sinken.
Als du Revali zum ersten Mal siehst, vergisst du, zu atmen. Dieser Recke ist ganz anders, als du dir ihn vorgestellt hast. Zunächst ist er viel kleiner. Aber das stört dich nicht, schließlich beurteilst du andere Personen nicht nach ihrer Körpergröße. Das ist es ja gar nicht, was dich so in den Bann zieht, sondern dieses leuchtende Grün seiner Augen. Du kennst ja viele Leute mit grünen Augen, Prinzessin Zelda, Königin Urbosa, aber so ein strahlendes Jadegrün, wie das von ihm, hast du noch nie gesehen. Außerdem findest du die roten Kreise an seinen Wangen niedlich. Als der Orni blinzelt, fällt dir zusätzlich auch noch auf, dass seine Lider auch rot sind. Das gefällt dir.
Zuvor stand er noch mit erhobenem Schnabel hinter dir, jetzt fängt er an, seine Flügel hinter dem Rücken zu verschränken und schreitet höchst anmutig, wie du findest, auf dich zu.
Obwohl dich der Orni abfällig mustern, bist du sofort ganz angetan, von seinem graziösen Auftreten. Von dem Volk der Lüfte warst du schon immer ganz angetan und dieser Revali scheint ja ein ganz besonderes Exemplar zu sein. Du nimmst dir die Zeit und betrachtest den Recken weiterhin. Er ist mit keinem anderen Orni zu vergleichen, den du je gesehen hast, findest du. Die vier Zöpfe, die ordentlich geflochten wie Schlingpflanzen seinen Hinterkopf zieren und auffallend im Wind züngeln, findest du sehr attraktiv. Dir fällt natürlich sofort auf, dass er sogar goldene Strähnen in seinen geflochtenen Haaren hat. Dann wandern deine Augen über seinen Kamm, der in weißen Spitzen endet, von seinem Gesicht zu seinem königsblauen Schaal, der säuberlich um seinen Hals geschlungen ist. Als du das Aussehen des Orni noch weiter studierst, kommst du zu dem Entschluss, dass er sehr eitel sein muss und viel auf Aussehen und Körperpflege setzt, denn seine komplette Ausrüstung besitzt nicht mal einen Schmutzfleck und sein blau-weißes Gefieder glänz auffällig. Ebenso ist dir nicht entgangen, dass Revali für seinen hohen Posten sehr jung ist. Du schätzt den gefiederten Recken auf ungefähr 20 Sommer und bist sogar der Meinung, dass er jünger ist, als du.
Der oberste Orni-Krieger hebt seine gelben, abstehenden Augenbrauen und sieht dich einen Moment lang abschätzend an, bis er seinen leicht gebogenen Schnabel erhebt und sich über deinen staunenden Anblick amüsiert. »Beeindruckend! Nicht wahr! So einen Orni wie mich, hast du bestimmt noch nie zu Gesicht bekommen. Und das muss etwas heißen, schließlich erzählt man sich, du seist schon vielen Orni begegnet.«
Natürlich ist dir dieser anspielende Unterton in seiner Stimme nicht entgangen, doch du gehst nicht darauf ein. Dir ist bewusst, dass sich Leute untereinander gerne Gerüchte erzählen. Du könntest jetzt gekränkt sein, aber das bist du nicht, im Gegenteil. Dir ist nach einer kleinen Herausforderung zu mute. Du willst dem überheblichen Orni zeigen, dass du das Spiel mitspielen kannst. Da Revali als stolz gilt, bist du dir sicher, dass man ihn bestimmt leicht ärgern kann.
»Ich habe mich nur gewundert, warum du so klein bist,« gibst du unter einem schelmischen Blick von dir.
Sofort lächelst du siegreich, als Revali sein Gesicht verzieht. Sofort weißt du, dass deine Worte ihre Wirkung erzielt haben.
»Körpergröße allein ist nicht alles, mein Fräulein!«, erwidert er dir gereizt.
Das weißt du natürlich, aber es hat dir gefallen, ihn zu necken. Du magst es, anderen eine Reaktion rauszukitzeln.
»Wenn ich ehrlich bin, bezweifle ich gerade, dass ich wirklich von dem außergewöhnlichen Recken stehe, von dem alle so beeindruckt sind. Das kannst unmöglich du sein.«
»Dem Anschein nach scheinst du wohl eine schlechte Erziehung genossen zu haben,« schimpft der Orni beleidigt über dich.
Du verschränkst die Arme und lächelst offen boshaft über Revalis Reaktion. »Wenn du tatsächlich der Recke der Orni wärst, würdest du nicht so angewurzelt dastehen, sondern würdest mir zeigen, wer du wirklich bist.«
»Hmpf! Nur zur Information, du bewirbst dich bei mir und nicht umgekehrt. Du hast genau, 10 Sekunden, um mich zu beeindrucken. Beweis mir, dass du mehr als nur ein vorlautes Mundwerk hast.«
Deine Augen glänzen. Das wolltest du hören, denn liebst dich, andere zu überraschen und sich vor ihnen zu beweisen. Du bist überzeugt, dass du es auch dieses Mal tun wirst. »Schön!«
Ein herausforderndes Schmunzeln liegt auf deinen Lippen, als du sofort dein Kodachi ziehst und einen Lufthieb vollziehst. Ein Strahl löst sich von der Klinge, die genau auf den arroganten Vogel zuschießt, der dich gerade um eine Vorführung deiner Talente gebeten hat.
Du bist wahrlich beeindruckt, als Revali aus dem Nichts einen Aufwind entstehen lässt. Der Energiestrahl deines Kodachis geht ins Leere. Über dem Wind schwebt der dunkelblaue Orni und sieht amüsiert auf dich herab.
»Das war vorhersehbar,« spottet er über dich.
Was jetzt kommt, kannst du dir denken. Bereit hältst du deine Waffe vor dem Körper. Ein Gegenschlag wird kommen, das weißt du, aber du kennst diesen Revali nicht und du weißt nicht, in welcher Form er angreifen wird. Deshalb kommt es trotz deiner Vorahnung für dich sehr plötzlich, als der Orni blitzschnell nach seinem Bogen greift und dich mit gleich drei Pfeilen attackiert.
Mit dem Schwert vor der Brust springst du nach hinten. Sofort weicht dir jede Farbe aus dem Gesicht, als du wenig Halt unter deinen Stiefeln spürst. Du befindest dich am Abgrund und drohst zu stürzen. Aus den Augenwinkeln heraus, bemerkst du, dass die Augen des Recken sich weiten. Er scheint mindestens genauso erschrocken zu sein, wie du. Doch was Revali im Gegensatz zu dir nicht weiß, ist, dass du fähig dazu bist, Shiekah-Magie zu wirken. Also teleportierst du dich und zwar genau hinter Revali. Jetzt bist du in der Luft und schlägst mit deiner Waffe nach dem Vogel.
Obwohl du eigentlich den Überraschungseffekt auf deiner Seite hast, reagiert Revali schnell. Er wendet sich um und kratzt dich mit seinen Krallen. Unbeabsichtigt reißt er dir den Arm auf. Doch du verziehst nur das Gesicht, denn du bist Schmerzen gewohnt. Im nächsten Augenblick wirst du wieder fallen, dass weißt du, also hast du nur wenig Zeit für eine weitere Handlung. Schnell bewirfst du Revali mit Shiekah-Magie. Ein Symbol erscheint über seinem Kopf, das er selbst nicht sehen kann. Dieser Angriff wird ihm vorerst gar nichts anhaben, aber so war es auch nicht geplant, schließlich ist das dein Trumpf im Ärmel.
Als du mit beiden Füßen auf dem verschneiten Boden landest, stürzt sich der Recke sofort auf dich. Diesmal will er dir mit einem Schnabelhieb schaden. Deiner Mutter, die dich seit deiner Kindheit hart trainiert hat, ist es zu verdanken, dass du einen erfolgreichen Block ausführen kannst. Leicht benommen von dem Schlag taumelt Revali zurück. Du bist dir bereits sicher, einen Treffer landen zu können, doch der hübsche Vogel überrascht dich, indem er dir mit dem Flügel ins Gesicht schlägt. Jetzt siehst du Sterne.
Nach zwei Wimpernschlägen hast du dich wieder gefangen. Irritiert blickst du um dich. Der Orni ist weg. Dann spürst du jedoch einen Windhauch. Schockiert schaust du auf. Revali ist direkt über dir. Deine Pupillen weiten sich im Angesicht dessen, was du befürchtest. Geschwind teleportierst du dich an jede Ecke des Platzes, um dem Pfeilhagel, den Revali nun auf dich loslässt, zu entgehen. Doch der Recke ist ein Meister seines Faches, musst du alsbald feststellen. Er schießt nämlich geschwind und präzise. Obwohl du nicht gerade lahm im Teleportieren bist, schafft er es, dich zweimal mit einem Pfeil zu streifen.
Irgendwann bist du es müde, dem Orni auszuweichen, dem du irgendwie trotz aller Bemühungen zu unterliegen scheinst. Das Adrenalin in dir staut sich auf. Du keuchst. Die Kratzwunden, sowie die Streifschüsse an deiner Hüfte und deiner Schultern brennen. Das ist dir aber alles ziemlich gleichgültig, denn du willst dem Recken beweisen, welche Kraft in dir steckt.
Spätestens als du das selbstgefällige Lächeln auf Revalis Schnabel siehst, wird dir klar, dass du etwas tun musst. Also bündelst du all deine Kraft und lässt Doppelgänger von dir entstehen. Gemeinsam mit vier Trugbildern an deiner Seite rast du mit blitzender Klinge auf den Orni zu. Die Federn des Vogels blähen sich, als er erkennen muss, dass auch deine Doppelgänger ihn verletzen können. Federn fliegen, als du in Windeseile nachdem Orni schneidest und du freust dich, dass es dir endlich gelungen ist, ein paar erfolgreiche Treffer auszuteilen.
Doch dann wendet sich das Blatt wieder. Revali lässt kleine Wirbel entstehen, als er sich wieder auf dem Boden befindet. Einer dieser stürmischen Twister erfasst dich und katapultiert dich in der Luft. Deine Doppelgänger verschwinden. Ehe du dich versiehst, setzt der Vogel dir nach. Zusammenzuckend bemerkst du, dass er mit seinem Adlerbogen nach dir schlägt. Du lässt allerdings nicht zu, dass er einen Treffer landet und kämpfst mit ihm in der Luft. Noch nie zuvor hattest du einen so schnellen Schlagaustausch und das auch noch über dem Boden.
Laut quiekst du auf, als Revali dich plötzlich mit seinen Klauen an der Wade packt. Mit voller Wucht wirft er dich zu Boden. Schreiend fällst du den Felsen entgegen. Unter einem erstickten Geräusch kommst du auf dem Boden auf. Dir tut alles weh. Trotzdem willst du dich sofort wieder erheben.
Leider ist der beeindruckende Orni-Krieger viel schneller. Sofort befindet er sich auf dir, drückt dich mit enormer Kraft, die du ihm gar nicht zugetraut hast, in den Boden hinein. Knurrend verziehst du das Gesicht, als er seinen Schnabel nah auf dein Gesicht zu bewegt. Seine grünen Augen funkeln vor Stolz.
»Das wars schon?«, äußert er sich dir gegenüber hämisch.
Doch du hast längst nicht vergessen, dass du noch ein Ass im Ärmel hast und du scheust dich nicht, ihn einzusetzen. Umgehend schnippst du mit den Fingern. Das Shiekah-Symbol über Revalis Kopf leuchtet blau auf und zerplatzt im selben Augenblick. Eine kurze aber effektive Schockwelle lähmt Revali für einen Moment.
Du hast keine Zeit zu verlieren, denn du weißt, dass der Effekt nicht lange anhalten wird. Also windest du dich unter seinem Körper hervor, stehst auf, packst ihn, drehst ihn um, sodass er mit dem Rücken zu dir am Boden kniet und legst ihm deine Klinge an die Kehle.
Sofort spürst du, wie sich der leichte Körper des Orni versteift. Er hat den Kopf erhoben und starrt gepeinigt ins Leere. Krampfhaft hältst du seine Flügel hinter seinem Rücken mit nur einer Hand fest, was nicht leicht ist, denn die Schwingen eines Orni sind groß, aber du schlägst dich gut.
Revali windet sich ein wenig in deinem Griff, dennoch wird ihm schon bald klar, dass er verloren hat. Du weißt jetzt schon, dass ihm das gar nicht schmecken wird.
»Das war Betrug!«, beschwert sich Revali bei dir. Seine Stimme hört sich erschöpft an. »Du bist eine gewöhnliche Shiekah. Nichts an dir ist besonders. Wie konnte es dir nur gelingen, mich zu überwältigen.«
Eure Atemluft kommt in Form kleiner Wölkchen aus Mund und Schnabel, als eure Brustkörbe sich hektisch heben und senken.
Dir ist klar, dass dies lediglich der erste Eindruck von Revali war. Er hat tatsächlich gedacht, du seist gewöhnlich. Du bist aber keineswegs beleidigt, denn der Orni konnte es ja nicht besser wissen. Außerdem magst du es, von anderen als unscheinbar betrachtet zu werden, um sie im Nachhinein zu überraschen.
»Betrug würde ich das nicht nennen,« antwortest du ihm neckisch unter deinem abgehakten Atem. »Das war Strategie.«
Solch eine Anmut, wie Revali in eurem Geplänkel gezeigt hat, hast du selten gesehen. Du findest, es war ein guter Kampf. Also lässt du Revali los, der sich sofort zappelnd von dir löst. Seine Augen funkeln dich wütend an, als er sich umdreht. Eine Weile lang steht er dir feindselig gegenüber und du erwartest schon halb, dass er etwas tun würde, was er im Nahhinein bereut. Dann jedoch wendet er plötzlich seinen Blick ab und du kannst es spüren, seine Schmach. Er hat verloren, gegen dich. Beschämt greift er sich an die Rippen, in die du ihm vorhin beim Kampf gestoßen hast.
»Hmpf! Hättest du fair gekämpft, hätte ich gewonnen,« murmelt er beleidigt vor sich hin.
Du glaubst, dass Revali es gewohnt ist, ständig zu gewissen, deshalb nimmst du es ihm nicht übel, dass er sich so verhält. Immerhin ist er ja noch sehr jung. Er glaubt, er könne alles schaffen und nichts stünde ihm im Weg, davon gehst du zumindest aus.
»Ein guter Verlierer scheinst du ja nicht zu sein, aber ja, wenn ich meinen kleinen Trick nicht benutzt hätte, hättest du mich besiegt,« antwortest du ihm, um seine Demütigung über seine Niederlage etwas zu mildern.
»Eine einfache Botschafterin scheinst du dann jawohl nicht zu sein,« sagt er mehr zu sich, als zu dir, weil er dich nicht mehr ansieht und einfach in den Schnee blickt. »Und ich dachte immer, du gehörst zu diesen albernen Forscher-Duo.«
»Purah und Robelo haben mir viel beigebracht, aber ich habe nicht nur Grips sondern auch Muskeln, wie du gerade gesehen hast,« protze ich offen und grinse dabei ganz stolz.
Revali hebt wieder den Kopf. Eure Blicke treffen sich, als er anmerkt: »Bescheiden bist du also auch nicht.«
Du lachst, weil du seine Aussage lustig findest. »Da haben wir wohl was gemeinsam.«
»Na schön...« Schließlich verschränkt Revali seine Flügel und erhebt arrogant seinen Schnabel, während er die Augen schließt. »Du hast dir verdient, meine Assistentin sein zu dürfen. Aber über den Kampf verlierst du kein Wort, sonst ist unsere Zusammenarbeit beendet.«
»Oh, keine Sorge! Ich habe gern Geheimnisse,« sagst du und zwinkerst ihm kess zu.
Du hättest schwören können, dass sich Revalis Federn gerade für einen kurzen Augenblick aufgebauscht haben. Aber sicher bist du dir nicht.
»Und du wirst dich mir unterordnen, nur um das vorab schon mal klarzustellen,« meint er dann schließlich zu dir und zeigt herrisch mit der Fingerfeder auf deine Gestalt.
Irgendwie findest du sein Verhalten amüsant. Du spielst gerne das Spiel mit, auch wenn du gar nicht vor hast, dich ihm ernsthaft unterzuordnen.
»Natürlich! Du bist der Boss!«
Dann verdreht Revali plötzlich die Augen. Du hörst wie er genervt die Luft ausstößt. »Und hör auf, mich so unverhohlen anzugrinsen.«
»Sonst noch irgendwelche Regeln?«, frage ich ihn unter einem provozierend bespaßten Ton.
Doch Revali ignoriert meine Provokation einfach und zählt ein paar Dinge an seinen Fingerfedern ab. »Ohne meine Zustimmung wird nichts angefasst, nicht auf Medoh, nicht auf der Flight-Range und nicht...«
»Dich auch nicht?«, falle ich ihm neckisch ins Wort.
Sofort bist du gespannt, wie der Orni wohl reagieren wird, der so tut, als wäre er die Reserviertheit persönlich. Zu deiner Überraschung verhält sich Revali weder angewidert, noch interessiert.
Stattdessen spottet er einfach über dich und lässt dich über seine wahre Gefühlsregung im Unklaren. »Tse! Das würdest du wohl gerne, huh?«
Tatsächlich hättest du nichts dagegen. Du glaubst nämlich, dass sein Gefieder warm und kuschlig wäre. Aber im Moment genießt es einfach, Revali zu provozieren. Auch wenn es für dich schon sehr lange her ist, dass du dich in die Federn eines Orni-Mannes gekuschelt hast.
»Wie heißt du eigentlich,« will der dunkelblaue Orni ganz plötzlich von dir wissen.
Du siehst ihn an und antwortest: »Alora.«
Zwar bist du dir nicht sicher, aber du denkst, dass Revali flüchtig lächelt. Allerdings gibt er dann nur einen herablassenden Kommentar von sich. »Ein wahrlich seltsamer Name für eine Shiekah.«
Selbstverständlich ist dir bewusst, dass dein Name nicht gewöhnlich bist, aber du selbst bist es ja auch nicht. Du bist etwas Besonderes und darauf bist du stolz.
»Also gut. Was machen wir jetzt?«, fragst du den Orni, als du mit den Schultern zuckst und versuchst, wieder ernster zu werden.
»Du machst das, weshalb du hergeschickt wurdest und ich sehe zu, dass du nichts Dummes anstellst.«
Sofort wirst du hellhörig. »Dann habe ich mir wohl einen Freiflug zu Medoh verdient?«
Du freust dich, denn du erhoffst dir, dass Revali dich hochfliegen wird. Doch leider wirst du enttäuschst.
»Heute nicht mehr! Aber du wirst mit der Ehre belohnt, dem Champion etwas zu Essen zu kochen.«
Skeptisch starrst du dem offensichtlichen Macho nach, als er sich umdreht und bereits ein paar Schritte auf die Hütte zugeht.
Als du nichts auf seinen Spruch erwiderst und dich auch nicht von der Stelle bewegst, bleibt Revali stehen und dreht sich halb zu dir um. Seine grünen Augen, die dir so gefallen, funkeln ironisch, als er den kritischen Ausdruck in deinem Gesicht sieht.
»Wenn du dich gut anstellst, erhältst du das Privileg mit mir Speisen zu dürfen.« Du findest, dass die Stimme des Orni überheblich, sowie auch belustigt klingt.
Nun rümpfst du allerdings die Nase. »Ich koche und muss dich fragen, ob ich etwas davon abbekomme?«
»Du bist meine Assistentin. Schon vergessen?« Anmaßend greift sich Revali an die Brust und fügt hinzu: »Und du darfst mir dienen. Sehe das als eine dir verliehene Auszeichnung an.«
An diesen Aussichten findest du nun allerdings wenig gefallen. In deinem Dorf, das sich Kakariko nennt, besitzt du ein hohes Ansehen. Du hast eine hohe Position und nun sollst du die Haushälterin eines selbstverliebten Orni sein? Damit bist du nicht gerade einverstanden, aber du glaubst, dass du mehr über Revali erfahren kannst, wenn du ihn einfach glauben lässt, er hätte tatsächlich Macht über dich, denn auch wenn er sich danebenbenimmt, irgendwie gefällt er dir.
Also verdrehst du einfach die Augen und lässt Revali wissen: »So jemand, wie dich, habe ich auch noch nie erlebt.«
»Oh, glaub mir, Fräulein, so jemanden wie mich gibt es kein zweites Mal,« sagt Revali voller Stolz, als du ihm folgst.
»Das glaube ich dir gern,« entgegnest du ihm unter einem verkniffenen Lachen.
Nachdem du Leiter zu der Hütte hochgeklettert bist, entzündest du ein Feuer und kochst dem Herrn etwas zu essen. Du hast dich dazu entschieden, Spurt-Karottensuppe zu machen. Allerdings hat Revali ständig etwas an deinem Essen auszusetzen, als er es probiert. Ihm ist es zu salzig und zu dünn, sagt er. Du sagst nichts darauf und schüttelst nur den Kopf, während du deine Wunden versorgst. Irgendwann hört der Orni zu meckern auf und überrascht dich damit, als er dir plötzlich ein Schälchen Suppe hinhält.
»Auch wenn du es dir nicht verdient hast, essen solltest du trotzdem,« spricht er zu dir und tut so, als wäre er ganz desinteressiert. Revali weigert sich sogar, dir direkt ins Gesicht zu sehen. »Die Prinzessin würde es mir nicht verzeihen, wenn ich nicht auf dich achtgebe.«
Dankend nimmst du die Suppe an dich und bemerkst dabei, dass Revalis Schnabel aus irgendeinem unerklärlichen Grund rot wird. Du gehst davon aus, dass er dich besser leiden kann, als er vorgibt. Das freut dich irgendwie. Lächelnd führst du deine Suppe an den Mund und schlürfst die warme, wohlschmeckende Flüssigkeit genüsslich. Natürlich beschwert sich Revali sofort über das störende Geräusch, das du machst. Du entgegnest ihm darauf nur mit einem noch lauteren Schlürfen.
Da hörst du auch schon wie Revali sagt: »Das kann ja heiter werden.«
Du findest allerdings, dass die Zeit mit dem Recken interessant werden wird und du wirst recht haben.
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