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Teil 1 - Part 3

Als ich aufwachte, war mein Bruder nirgends zu sehen. Panisch sah ich mich um. Wo war er? Hatte ihn der Mörder erwischt? Hatte er mich allein gelassen? Ich hatte auf einen Schlag große Angst, aber eigentlich war er nur Pilze sammeln. Er kehrte schnell zurück. Er musste mich nach seiner Ankunft allerdings erst einmal beruhigen, bis mein rasender Herzschlag wieder langsamer wurde.
„Es ist alles gut", versprach er mir. „Ich werde dich niemals alleine lassen!"
Dabei sah er mich so ernst an, dass ich gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Dann sah ich mir seine Ausbeute an. Er hatte einige Beeren und Pilze dabei. Angeekelt verzog ich mein Gesicht. Ich mochte Pilze noch nie! Doch dann knurrte mein Magen. Widerwillig aß ich, jeden Pilz misstrauisch beäugend. Noch einmal tranken wir das Flusswasser, ehe Tobias zum Aufbruch drängte. Er sah sich immer wieder um, als hätte er einen Grund bekommen, wachsamer zu sein. Ich wäre am liebsten einfach hiergeblieben, hätte mich ausgeruht und gewartet, bis uns jemand fand. Ich wollte nicht mehr weiterlaufen. Meine Füße waren noch immer wund gescheuert. Ich wollte um Mama und Papa weinen. Ordentlich trauern. Seit wir weggelaufen waren, hatte ich nicht mehr geweint. Da war keine Zeit gewesen. Und es gab wichtigeres, was allerdings nur meinem Bruder klar war. Wir mussten aus dem Wald raus, dem Mörder entkommen, der wahrscheinlich immer noch nach uns suchte. Tobias war klar, dass wir so bald wie möglich hier herausmussten. Wir kannten uns nicht damit aus, wie man im Wald überlebt, sich hier zurechtfindet. Wir hätten niemals gedacht, dass es einmal wichtig sein würde. Wer denkt schon an so etwas? Also lief ich einfach meinem Bruder hinterher. Meinem Bruder, der einfach tapfer weiterlief, obwohl auch seine Beine ihn bald nicht mehr tragen wollten. Meinem Bruder, der sich immer tapfer gab und nicht aufgab. Meinem Bruder, der mich weiterhin hoffen ließ. Ich habe ihn damals so sehr bewundert. Und das tue ich auch heute noch. Er war so stark in dieser scheinbar ausweglosen Situation. Er hat nie den Mut verloren. Obwohl ich das nicht sagen kann. Vielleicht hat er den Mut verloren. Aber wenn, dann hat er es sich nicht anmerken lassen: Damit ich weiterhin glauben kann. Er hat einfach alles auf seine Schultern gelastet, mich geschnappt und ist mit mir weggerannt. Und er hat nicht ein Wort darüber verloren, wie sehr es ihm wehtat – und ich bin mir sicher, da ging es ihm wie mir. KeinWort, wie sehr er um sie weinen wollte. Er hat sich nur um mich gekümmert und sein eigenen Bedürfnisse hinten angestellt. Das machte ihn so unglaublich stark! Und während wir so liefen, hat er nicht ein einziges mal meine Hand losgelassen. Egal wie oft ich hinfiel und ihn mit mir zu Boden riss. Sein Griff war fest, aber angenehm. Beruhigend.

Erst in der dritten Nacht, träumte ich von dem Moment, als wir durch die Schlafzimmertür lugten. Als ich meine Eltern leblos dort liegen sah. In meinem Traum hörte ich ein böses, triumphierendes Lachen. Es ließ mir einen Schauer über den Rücken rieseln. Es war der Mann, der lachte. Der Mann, der neben dem Bett meiner Eltern stand, das blutige Messer noch immer in der Hand haltend. Langsam drehte er sich zu mir um, die Augen böse glitzernd.

Zitternd fuhr ich hoch. Am liebsten hätte ich geweint, aber ich hielt die Tränen zurück. Ich wollte es meinem Bruder nicht noch schwerer machen. Er musste sich sowieso schon die ganze Zeit um mich kümmern, da konnte ich nicht auch noch anfangen zu heulen! Mehrmals blinzelnd beugte ich mich ein bisschen vor. Tobias Atem ging regelmäßig und er lehnte noch immer mit geschlossenen Augen am Baumstamm. Er schlief also noch. Ich atmete tief ein und aus, bis das Zittern nachließ. Trotz meinen Anstrengungen entschlüpfte mir ein leises Schluchzen und meine Augen wurden feucht. Schnell versuchte ich meine Augen trocken zu reiben und den dicken Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Ich war echt ein hoffnungsloser Fall.
„Alles in Ordnung, Lily?", ließ die Stimme meines Bruders mich erschrocken zusammenzucken. Schnell ließ ich meine Hände sinken und nickte. Er musterte mich noch kurz skeptisch. Dann ließ er es allerdings sein und stieg nur schweigend vom Baum herunter. Immernoch zweifelnd streckte er die Hände nach mir aus, um mir herunterzuhelfen. Mit schlechtem Gewissen rutschte ich in seine Arme. Sobald meine Füße den Boden berührten, konnte ich wieder meine aufgescheuerten Wunden spüren. Ich verzog kurz das Gesicht, gab aber keinen Laut von mir. Gemeinsam folgten wir dem Flussverlauf, während es um uns herum langsam heller wurde. Ich beobachtete abwesend, wie das Licht die Blätter streifte und immer mehr Platz einnahm. Es war wunderschön und lenkte mich von meinem Traum ab. Noch immer schienen die Bäume kein Stück zu weichen. Ich wagte kaum noch zu hoffen, dass wir den Waldrand irgendwann erreichen würden. Aber Tobias ... mein Bruder ging mit festen Schritten weiter. Er ließ nicht zu, dass er zweifelte. Und meine Hand hielt er weiterhin fest. Ich hoffte, dass sein Glaube für uns beide reichen würde.
Wir liefen so lange, bis ich das Knurren meines Magens nicht mehr unterdrücken konnte. Nicht das ich es wirklich geschafft hätte. Suchend sah mein Bruder sich um, aber hier gab es keine Sträucher. Nachdenklich biss er sich auf die Lippe und sah den Weg zurück, den wir gekommen waren. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, ob er vorhin nicht ein paar Beeren gesehen hatte. Schließlich seufzte er und führte mich unzufrieden vom Fluss weg. Immer wieder sah er sich um, um auch ja den Weg zurückzufinden. Gemeinsam suchten wir nach etwas essbarem, doch weit und breit war nichts zu sehen. Als hätte sich das Schicksal plötzlich gegen uns gewandt. Während wir hungrig weitersuchten, entfernten wir uns immer weiter vom Fluss, unserer einzigen Wasserquelle und unserem einzigen Wegweiser weit und breit. Es dauerte eine Weile, aber schließlich fanden wir doch noch einen Busch an dem die uns bereits bekannten Beeren hingen. Wir hatten unterwegs bereits ein paar andere gesehen, aber die hatte mich mein Bruder nicht probieren lassen. Wahrscheinlich machte er sich noch immer Vorwürfe wegen dem ersten mal, obwohl damals alles gut ausgegangen war. Hungrig setzte ich mich vor den Busch und griff gierig nach den Beeren. Auch mein Bruder setzte sich. Vom ganzen Laufen war er sicher ebenso hungrig wie ich.
Irgendwann hatten wir den Busch leergegessen und auch mein Magen knurrte nicht mehr. Tobias zog mich nach oben und gemeinsam suchten wir den Weg zurück zum Fluss. Unruhig blieb ich stehen. Auf einmal kam es mir furchtbar still vor. Kein Wasserrauschen drang an mein Ohr. Nichts. Das Rascheln der Zweige drückte sich auf meine Ohren und bei jedem knackenden Zweig fuhr ich herum. Tobias drückte beruhigend meine Hand, aber ich konnte sehen, wie er sich unsicher umsah. Wir hatten unseren einzigen Wegweiser verloren. Irgendwann lief er in irgendeine Richtung los, aber uns wurde sehr schnell klar, dass wir uns hoffnungslos verlaufen hatten. Erneut. Mein Atem ging schneller, während ich mich so nah an meinem Bruder hielt, wie nur möglich. Seine Hand zitterte, während er sich panisch nach einem neuen Wegweiser umsah, der uns hier wegführte. Ich starrte nur auf seine Hand. Seine große Hand, die meine kleine umklammert hielt, als sei sie sein letzter Rettungsanker. Es schmerzte, ihn so zu sehen. Er war sich sicher gewesen, hatte Hoffnung gehabt. Doch die war verschwunden, sobald wir den Fluss verlassen hatten. Er wusste nicht mehr, wie er mich jetzt beruhigen sollte. Aber in dem Moment dachte ich mir, dass er derjenige war, der diese Hoffnung am meisten brauchte. Die Sicherheit, dass alles gut werden würde. Und er konnte sie nicht mehr länger garantieren. Ich atmete tief ein und zwang mich wieder zur Ruhe. Ich hatte meinem Bruder alles auf gelastet. Er trug den ganzen Schmerz, die gesamte Verantwortung und die ganze Angst alleine auf seinen Schultern. Und von hier unten sahen sie sehr zerbrechlich aus, wie sie zitterten. Ich musste ihm helfen, damit er den Halt nicht verlor. Meine kleine Hand in seiner großen und doch würde jetzt ich diejenige sein, die ihm seine Angst nahm. Ich drückte seine Hand fester und lief los. Ich wusste nicht wohin, aber darüber machte ich mir keine Gedanken. Ich konnte nur spüren, wie die Hand meines Bruders langsam wieder aufhörte zu zittern, als er sich von mir durch die dichten Baumstämme führen ließ. Ich wusste, dass Tobias sich genauso fühlte wie ich. Ich hatte Angst und meine Füße taten weh. Aber die schlimmsten Schmerzen hatte die Nacht hinterlassen. Die letzte Nacht bei unseren Eltern.
Ich bin mir bis heute nicht sicher, wie ich die Kraft fand, meinen Bruder durch den immer heller werdenden Wald zu führen, wo ich doch den Weg nicht kannte. Wahrscheinlich mache ich mir jetzt hinterher viel mehr Gedanken, als mir damals wirklich durch den Kopf gingen. Ich stelle mir viele „Was wäre, wenn..."-Fragen. Aber ich bin mir sicher, dass ich in dem Moment nur wollte, dass es Tobias wieder besser ging. Das er wieder so positiv und überzeugt war, wie in den zwei Tagen zuvor, als er mich durch den Wald geführt hatte. Deshalb zog ich ihn vorsichtig mit mir mit. In irgendeine Richtung. Vielleicht drehten wir uns auch bereits im Kreis. Vielleicht führte ich uns tiefer hinein, oder näher an den Rand. Das spielte in dem Moment keine Rolle, denn Tobias schien die Bewegung in eine Richtung zu beruhigen. Irgendwann wurde auch sein Griff wieder fester und wir gingen Seite an Seite durch den Wald.
Unser Lauf dauerte immer länger und langsam wurde es immer dunkler um uns herum. Meine Beine wurden schwerer und ich stolperte immer wieder über die Wurzeln am Boden. Dadurch entging mir auch, dass der Abstand zwischen Bäumen immer größer wurde. Langsam, aber sicher kamen wir dem Rand näher. Meinem Bruder fiel es auf, denn er lief immer weiter, auch wenn unser Tempo immer langsamer wurde. Ich bemerkte das Ende des Waldes erst, als der Strahl einer Taschenlampe durch die Dunkelheit tanzte und uns dabei immer wieder streifte. Er wurde zwar immer mal wieder durch die letzten Baumstämme unterbrochen, aber er war da. Ich konnte nicht anders, als erleichtert aufzuatmen. Die Tränen liefen mir erneut die Wangen hinab, als ich meinem Bruder hinterher auf das Licht zu stolperte. Als der Lichtstrahl auf das Gesicht meines Bruders fiel, bemerkte ich, dass er misstrauisch wirkte. Er hielt meine Hand noch immer fest und lief langsam und vorsichtig auf die Person zu.

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