9. 🌹 KAPITEL
Tennessee, Spendengala; Juli 2016
Chloe
Hektisch laufe ich vom Badezimmer ins Schlafzimmer. Eigentlich hätte ich alle Zeit der Welt gehabt mich für die Gala fertig zu machen. Aber wie das Leben so spielt, läuft mal wieder alles schief. Die Nachbarstochter hätte heute auf Kiara aufpassen sollen, doch diese hat kurzfristig abgesagt. Miri ist arbeiten, daher habe ich meine Mutter gebeten auf meine kleine zu achten.
„Ma? Bitte denk daran. Kiara hat schon gegessen und gib ihr nicht so viel Süßigkeiten, davon kann sie nicht schlafen." Brülle ich ins Wohnzimmer, als ich mich ins Kleid zwänge. Da ich den Reißverschluss nicht selbst schließen kann, betrete ich wenig später das Wohnzimmer. Auf der Couch sitzt meine Mutter und verdreht die Augen.
„Schätzchen du vergisst, dass ich schon ein Kind großgezogen habe." Ich drehe meinen Rücken zu ihr und bitte sie mir zu helfen.
„Ja ich weiß." Sie zieht mir den Reißverschluss hoch und ich wende mich ihr zu.
Evelyn Cambell war früher eine überaus hübsche Frau, sie war Tänzerin in einem kleinen Musical. Doch für die große Bühne hat es nie gereicht.
Mittlerweile sieht man meiner Mutter die Jahre und auch die Krankheit an. Sie ist dünn geworden und ihre ehemaligen langen braunen Haare, hat sie abgeschnitten und sind mit grauen Strähnen meliert. Dieselben braunen Augen wie ich sie habe, blicken mich liebevoll an, doch manchmal habe ich das Gefühl sie ist nicht wirklich da. Ungern lasse ich Kiara mit ihr alleine, seit die Krankheit so schlimm geworden ist. Manchmal hat sie klare Momente und ich kann mich mit ihr über damals unterhalten. Aber an anderen Tagen blickt sie mich verwirrt an und fragt wer ich bin. Das sind die schlimmen Tage die mir als Tochter sehr schwerfallen. Meine Mutter ist immer für mich da gewesen. Als Kiara geboren wurde, hat sie mich unterstützt. Oft hat sie auf Kiara aufgepasst, damit ich mein Studium nachholen kann. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft, da bin ich mir sicher. Sie ist mein Anker gewesen in den schwierigen Zeiten.
Meine Mutter streicht mir federleicht über das Kleid.
„Du siehst sehr schick aus. Das Kleid ist wunderschön. Wie du." Ein lächeln ziert meine Lippen, als ich meine Mutter an mich drücke.
„Danke Mama." Heute sieht es nach einem guten Tag aus.
„Bitte bringe Kiara nicht zu spät ins Bett. Ihr braucht nicht auf mich zu warten, es wird sicherlich spät." Sie nickt. Ich gehe noch ein letztes Mal ins Schlafzimmer, indem meine Tochter mit ihrer Puppe spielt die ich ihr erst letzte Woche gekauft habe. Als sie mich sieht strahlt sie und steht schnell auf.
„Mama. Du siehst aus wie eine Prinzessin." Sie blickt mich mit großen Augen an. Ich gehe in die Hocke, was nicht gerade einfach ist mit dem engen Kleid.
„Ich bin heute auf einem Ball eingeladen. Da werde ich tanzen und mich wie eine Prinzessin verhalten." Lächle ich sie breit an, bevor ich ernst werde. „Tust du mir einen gefallen?" Frage ich sie leise. Schnell nickt sie. „Kannst du ein bisschen auf Oma aufpassen, bis ich wieder da bin?" Sie lächelt breit, da sie sichtlich stolz ist, dass ich ihr Verantwortung gebe.
„Ja mach ich Mama. Mach dir keine Sorgen." Ich drücke sie fest an mich.
„Mein großes Mädchen. Sei lieb." Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
Punkt 19 Uhr klingelt es an unserer Tür. Kurz werfe ich noch einen letzten Blick in den Spiegel.
Alex hatte Recht. Das Kleid steht mir sehr gut. Der Stoff fühlt sich unglaublich auf meiner Haut an. Es liegt, wie für mich gemacht an meinem Körper. Der Ausschnitt betont meine vollen Brüste ohne es zu übertreiben, aber damit lenke ich bestimmt einige Blicke darauf. Heute habe ich sogar ein wenig Glitzer Puder verwendet um mein Dekolleté etwas aufzuwerten. Meine braunen Haare habe ich mir aufwendig zu einer Hochsteckfrisur gesteckt. Das hat mich einiges an Zeit und Nerven gekostet. Noch dazu unzählige Videos um dies zu kreieren. Doch ich muss zugeben, sie ist mir echt gut gelungen. Das Make-up habe ich dezent gehalten. Rosafarbene Lippen, etwas Rouge und Mascara. Auf Schmuck habe ich ganz verzichtet, außer schlichte Ohrstecker. Ich finde so ein Kleid muss im Mittelpunkt stehen, keine Kette oder auffällige Ohrringe.
Ein letztes Mal drehe ich mich und betrachte die Rückenansicht. Es ist einfach atemberaubend.
„Chloe. Der Fahrer ist da." Meine Mutter brüllt durch die Wohnung und schnell schnappe ich mir die Clutch und die schwarzen Pumps. Während ich ins Wohnzimmer eile, streife ich mir die schönen Schuhe über.
„Wie gesagt, Kiara sollte nicht länger als neun Uhr wach bleiben und gib ihr keine Süßigkeiten sonst schläft sie heute gar nicht mehr." Meine Mutter schnauft und reicht mir eine leichte Jacke.
„Geh schon. Ich habe hier alles im Griff." Damit lächelt sie. Kiara taucht neben ihr auf.
„Ja Mama. Wir haben hier alles im Griff." Etwas erleichtert atme ich aus. Es ist ja nur ein Abend. Was kann hier schon groß schief gehen. Ich gebe beiden einen Kuss auf die Wange, bevor ich aus der Tür verschwinde und die Stockwerke nach unten steige.
Auf der Straße steht Mike mit einer schwarzen Limousine.
„Guten Abend Miss Cambell. Wenn ich das sagen darf, sie sehen heute Abend wunderschön aus." Ich spüre eine leichte röte in meinen Wangen, als er mir die Autotür öffnet.
„Danke Mike." Ich lächle ihn breit an. Ich habe ihn so langsam in mein Herz geschlossen und oft rede ich mit ihm während der Fahrt, da Alex sehr schweigsam ist. Seine schwarzen Haare sind mit grauen Strähnen durchzogen. Er ist schlank, groß und hat breite Schultern. Seine Haltung und seine Aussprache erinnern mich immer an Ex Militär. Ich habe ihn mal gefragt ob er Kinder und eine Frau hat und dies hat er bejaht.
Ich lasse mich auf die beigefarbenen Ledersitze fallen, als er auch schon vorne einsteigt.
„Ist Mr. Callahn schon da?" Frage ich ihn neugierig.
„Ja, Miss. Mr. Callahn wollte heute alleine Fahren." Ich nicke und blicke aus dem Fenster. Die Gäste kommen alle so gegen acht, daher habe ich noch ein wenig Zeit alles zu eruieren.
Als wir auf das beleuchtete Gelände fahren, bin ich abermals fasziniert. Das kleine Schloss ist von Strahlern beleuchtet.
Als wir an der Auffahrt zum Stehen kommen, erblicke ich schon Alex durch das Fenster. Kurz halte ich die Luft an. Er trägt ein weißes Hemd, eine schwarze Fliege und dazu einen Smoking. Er sieht sogar noch verbotener aus als sonst.
Langsam geht er auf das Auto zu und öffnet mir galant die Tür.
„Guten Abend Miss Cambell." Seine tiefe Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken, als er mir seine Hand reicht und mir aus dem Auto hilft.
Als sich unsere Finger berühren, habe ich das Gefühl, tausend Stromschläge jagen durch meinen Körper. Abermals blitzen die Bilder von unserer gemeinsamen Nacht vor meinem inneren Auge auf. Ich dachte ich hätte es in seiner Anwesenheit unter Kontrolle, doch da liege ich wohl falsch.
„Guten Abend, Mr. Callahn." Gebe ich zurück und spüre wie brüchig meine Stimme ist.
Sein Blick wandert über meinen Körper und abermals wird mir heiß und kalt gleichzeitig. Als er mir wieder in die Augen sieht, sehe ich den gleichen Blick, den er mir damals zugeworfen hat.
Verlangen.
Doch zu meinem Bedauern hat er sich schnell wieder im Griff und nickt kurz, bevor er mir seinen Arm anbietet. Etwas frustriert schlucke ich das Gefühl hinunter, bevor ich mich bei ihm einhake. Gemeinsam betreten wir, schweigsam, das Gebäude.
Als wir in den Spiegelsaal treten stockt mir sogar nochmal der Atem. Bis jetzt habe ich ihn nicht voll beleuchtet und Dekoriert gesehen, doch die Dekorateurin hat jede Menge Arbeit geleistet. Mehrere große Tische mit weißen Tischdecken und weißen Stühlen stehen im Saal verteilt. Diese sind liebevoll dekoriert und mit Gläsern und Besteck bestückt. In der Mitte jedes der großen runden Tische stehen hohe Kerzenleuchter und kleine Rosensträuße.
Im hinteren Bereich ist eine große Tanzfläche aufgebaut und darüber ist ein Podium, auf dem das Streichorchester sitzt und sich einspielt. Dort oben werden auch die Reden gehalten.
Im Saal stehen überall Blumenbouquets an den Spiegel und Kellner huschen noch durch die Tische um den letzten feinschliff zu arrangieren.
Auf der Terrasse sind ebenfalls einige Tische und Stühle. Im Garten selber, habe ich Hollywood Schaukeln und Bänke aufbauen lassen. Das Haus besitzt sogar einen kleinen Irrgarten, den ich mit kleinen Spielchen interessant gemacht habe.
„Nicht schlecht, Miss Cambell." Erst jetzt bemerke ich Alex neben mir. Ich war so fasziniert, dass ich ihn fast vergessen habe. Doch jetzt wird mir seine Präsenz wieder bewusst. Seine eisblauen Augen blicken sich neugierig um und sein sinnlicher Mund ist sogar zu einem Lächeln verzogen. Doch der Duft von seinem Aftershave lässt meine Glieder weich werden. Es ist dasselbe wie vor sieben Jahren. Dass, wonach mein Kissen noch Tage lang gerochen hat. Genüsslichschließe ich die Augen und ziehe den herben Duft ein. Dabei huschen wieder Bilder von ihm durch meinen Verstand, die in diesem Moment nicht passend sind. Daher schüttle ich den Kopf um sie zu vertreiben.
„Danke." Bringe ich heraus und bin wirklich erfreut. „Habe ich ihren Test bestanden?" Frage ich keck und kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er mich mit hochgezogenen Augenbrauen anblickt.
„Ja, haben sie." Kurz dachte ich, er würde alles abstreiten, aber so langsam weiß ich wie mein Chef tickt. Und lügen gehört zu einer Eigenschaft die er nicht ausstehen kann. Genauso wie Ausreden und Unpünktlichkeit. Mir fallen noch einige Punkte ein, die Alex nicht mag und dabei fällt mir auf, dass ich wenig weiß, was er wirklich mag. Irgendwie Stimmt mich dies traurig. Ich wollte ihn besser kennenlernen und bis jetzt habe ich nichts rausgefunden. Weder ob es eine Frau in seinem Leben gibt noch was er Privat gerne macht.
„Sie müssen bestimmt noch einiges eruieren." Damit dreht er sich abrupt um und verschwindet. Perplex blicke ich ihm nach, doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt mir nicht, da eine junge Frau auf mich zu läuft.
„Miss Cambell. Mein Name ist Adriana. Ich habe eine kurze Frage zum DessertBuffet." Ich nicke und widme mich meiner Aufgabe als Veranstalterin.
Sorry Leute,
irgendwie verpeile ich immer den Dienstag. Daher wieder mal mit einem Tag Verzögerung. :-)
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