8. 🥃 KAPITEL
Tennessee, Nashville Innenstadt; Juli 2016
Alexander
Zwei Stunde später stehen wir an der Bar im Sunset. Dieses Etablissement von Scott ist rustikal gehalten im Gegensatz zu dem modernen Sunrise.
Hinter der hölzernen Biertheke stehen Paletten die als Regale umfunktioniert wurden. Darauf sehen verschiedenen Whiskey Sorten, darunter auch die von Callahn. Gin, Brandy und viele weitern Spirituosen sind ebenfalls im Sortiment. Hinter uns stehen einige Holztische und Stühle. An den Wänden sind viele Schwarz-Weiß Fotos und auch viele Autogramme von bekannten Prominenten.
Scott hat den Laden damals vor dem Abriss gerettet und hat auch nicht viel darin verändert. Das hier war früher eine Angesagte Kneipe und durch Scott ist sie es immer noch.
Unsere erste Runde Bier neigt sich dem Ende und lachend stehen wir an der Theke.
„Sag, wie hat deine Assistentin eigentlich den Spiegelsaal bekommen? Der alte Lord Babington, lässt doch die meisten nicht mal in die Nähe. Und nun eine ganze Gala?" Mason blickt mich fragend an, doch ich zucke nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht, aber die Frage stelle ich mir ebenfalls." Lord Babington ist ein alter Kautz, der nicht gerne unter Menschen ist. Eigentlich hasst er Menschen. Wie Miss Cambell ihn dazu gebracht hat geschlagene 300 Gäste in sein Haus zu bekommen ist mir ein Rätsel.
„Vielleicht hat sie ihm einen Übergebraten und hält ihm im Keller gefangen. Die Kleine hat Krallen und scheut diese nicht auszupacken." Wirft Scott ein, dabei kratz er in der Luft herum. „Wie ein kleines Kätzchen. Miau." Mason und Scott brechen in Gelächter aus und auch ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Bei dem Spitznamen Kätzchen muss ich an die Nacht vor sieben Jahren denken. Die blonde Frau mit den Krallen.
Damals, mit 20 Jahren, wollte mein Vater, dass ich in seiner Firma anfange. Doch damals wollte ich davon nichts hören. Ich hatte gerade mein Studium beendet und wollte nicht ansatzweise an die Firma meines Vaters denken. Ich wollte Patys machen, Mädchen kennenlernen und einfach nur mit Spaß haben. Das war mein erster großer Streit mit meinem Vater. Für ihn war immer klar, dass ich einmal die Firma übernehme, doch das interessierte mich wenig.
Daher zog ich aus und mit Mason in eine WG. Es war sozusagen unsere Wilde Phase. Ständige Party, Tage lang trinken und die ein oder andere Droge war auch dabei. Mit Mason bin ich um die Häuser gezogen und später war auch Scott dabei. Unzählige Mädchenherzen haben wir gebrochen, woraufhin ich mich im Nachhinein schäme.
Und dann kam sie. Das blonde Kätzchen aus der Diskothek. Auf der Party hat es sofort gefunkt zwischen uns. Doch damals machte es mir höllisch Angst sässig zu werden. Ich wollte keine Verpflichtungen. Nur Spaß.
Wie zu allen anderen war ich auch zu ihr Ehrlich. Sagte ihr was sie erwartet. Ich wollte nie, dass sich die Mädchen in mich verknallen, doch viele erhofften sich, trotz Absprache mehr. Doch bei ihr war es andersherum. Ich habe mich in sie verknallt, nach nur einer Nacht. Das hat mir eine Scheiß Angst eingejagt, dass ich mitten in der Nacht abgehauen bin.
Ich habe sie schlafen lassen und mit einem letzten blick auf ihre wirren Haare, habe ich die Wohnung verlassen. Zu Fuß bin ich durch die Nacht gelaufen, bis ich irgendetwas Bekanntes erkannt habe.
Ich wollte sie vergessen und das habe ich. Ich wusste weder ihren Namen noch habe ich ihre Wohnung wiedergefunden, doch irgendwie ist sie immer noch präsent.
Ich habe schon lange nicht mehr an sie gedacht, doch in letzter Zeit, träume ich sogar nachts von ihr.
„Hängst du wieder in Gedanken?" Mason stupst mich von der Seite an und schiebt mir ein Bier entgegen.
„Nur ein wenig in der alten Zeit gewühlt." Gebe ich ihm lächelnd zurück.
„Uhh. Ja früher waren es ganz schön wilde Zeiten." Scott lächelt breit. „Und die Mädels erst." Er lacht laut und einige der Damen drehen sich interessiert zu uns um. Besonders Scott ist ein Aufreißer. Oft genug ziert er die Klatschmagazine. Mit seiner natürlichen Art und Attraktivität kommt er überall gut an. In den Zeitschriften wird er als Casanova bezeichnet. Ich kenne ihn als Aufreißer und Frauenmagnet. Scott bindet sich nicht lange an eine Frau und im Gegensatz zu mir, liebt er dieses Leben.
Nachdem ich mein Kätzchen verloren habe, hatte ich noch zwei kurze Beziehungen und dann traf ich Natascha. Für sie habe ich meine Wilde Phase beendet und bin bei meinem Vater zu Kreuze gekrochen. Er hat mir einen Job in seiner Firma gegeben und ich habe sie lieben gelernt. Nun bin ich Chef und ich werde sie so leiten wie mein Vater es immer gewollt hat.
„Sieh einer an. Wenn man von ihnen redet." Scott lächelt hinter mich und ich drehe mich ebenfalls um. Zwei hübsche Frauen lächeln uns breit an, bevor sie sich erheben und in unsere Richtung laufen. Die eine trifft voll Scotts Beuteschema. Blonde lange Haare und blaue dunkel geschminkte Augen. Große Brüste, die in einem engen roten Kleid sitzen und lange braun gebrannte Beine. Sie ist hübsch, doch trifft nicht meinen Geschmack. Ihre Freundin steht dagegen im Kontrast.
Ihre schwarzen Haare sind kurz gelockt und hängen ihr Wild bis an die Schulter. Ihre dunkle Hautfarbe steckt in einem ebenso schwarzen Kleid. Sie hat lange schlanke Beine und einen kurvigen Weiblichen Körper. Ihre beinahe schwarzen Augen sind mit dunklen Wimpern umrundet.
Die beiden treten lächelnd zu uns.
„Hey Jungs." Die blonde hat eine weiche melodische Stimme und ich weiß sofort was sie hier will.
„Hallo Mädels." Scott betrachtet sie eingehend und versteckt sein Interesse gegenüber ihr nicht.
„Wollt ihr uns einen Drink ausgeben?" Fragt sie immer noch sehr verführerisch und zwinkert dabei Scott zu. Dieser ist sichtlich angetan, doch er blicke zu mir und schüttelt den Kopf.
„Sorry Ladys. Gerne spendieren wir euch einen Drink, aber heute ist das eine reine Männerrunde." Interessiert beobachte ich die Reaktion der beiden. Die Blonde ist sichtlich geschockt, eine Abfuhr bekommen zu haben und ich ebenfalls. Das mein Freund eine sichere Nummer sausen lässt, kommt nicht oft vor. Eigentlich nie.
„Wie jetzt? Ihr lasst uns stehen?" Fragt sie zickig und ich weiß wie Scott es hasst angezickt zu werden. Daher wundert es mich nicht, als sein breites Lächeln verschwindet.
„Ja." Ein empörtes schnaufen ist zu hören und ich kann mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. Die dunkelhäutige versucht ihre Freundin noch zu beruhigen, doch diese Dampft schon wütend ab. Sie hingegen bleibt stehen und unsere Augen treffen sich. Langsam kramt sie in ihrer Tasche und holt einen Stift heraus. Auf eine Serviette schreibt sie etwas und lächelnd reicht sie mir diese.
„Melde dich mal bei mir." Ich nehme die Serviette entgegen, während sie mir zuzwinkert und ihrer Freundin folgt. Dabei gleitet mein Blick wie von selbst auf ihre wohlgeformte Kehrseite.
„Heiß." Scott grinst wieder breit und hebt spielerisch seine Augenbraue. Mein Blick fällt auf die Serviette, auf der ihr Name und ihre Nummer stehen.
Alischa
Sie hat defensiv ein interessantes Aussehen. Wenn ihr Charakter nur annähernd ist, wäre es bestimmt eine interessante Nacht.
„Also, die würde ich sofort anrufen und heute noch hart rannehmen." Scott schlägt mir auf die Schulter und grinst mich immer noch breit an. Er war schon immer sehr direkt und hat selten ein Blatt vor den Mund genommen.
Mason räuspert sich neben uns.
„Ich möchte es in nicht so vulgären Worten fassen, wie Scott, aber ich stimme ihm da vollkommen zu. Seit Natascha hast du keine Frau mehr an dich rangelassen, denkst du nicht, nach zwei Jahr wird es Zeit wieder in den Sattel zu steigen?" Scott prustet los vor Lachen.
„Du denkst wirklich in den Sattel steigen ist eine bessere Wortwahl als meine." Mason verdreht die Augen.
„Besser als deine Vulgäre Redensart, er solle sie hart rannehmen. Sie ist kein Stück Fleisch." Die beiden wenden sich einander zu.
„Was passt dir den jetzt nicht an meiner Art zu reden?" Augenverdrehend wende ich mich wieder meinem Bier zu und stecke die Serviette in mein Jackett. Ich werde sie anrufen, doch nicht heute.
Die beiden fangen eine Hitzige Diskussion an, die damit beginnt, dass Scott, Masons Redensart nachäfft. Im Gegensatz zu uns ist Scott in Kanada auf dem Land in einer eher Ärmlicheren Gegend aufgewachsen. Er besuchte eine Staatliche Schule und prügelte sich auf den Straßen. War mehr am Strand am Surfen, als auf Party oder Spendengalas.
Mason hingegen wurde Zuhause unterrichtet und besuchte die Harvard Universität. Dort war er auch mehrere Jahre auf einem Jungeninternat. Sein Vater war ein angesehener Anwalt der auch noch eine Millionenerbin geheiratet hatte. Ihm fehlte es immer an nichts. Die beiden haben ihren einzigen Sohn regelrecht verwöhnt.
Wir hatten Zuhause zwar auch Personal, doch meine Eltern legten immer viel Wert darauf, dass wir selbständig sind. Meine Schwester und ich gingen zwar auf Private Schulen, doch vieles mussten wir uns erst verdienen. Mein Vater war immer der Ansicht, nur wer hart arbeitet, verdient Reichtum. Sein Geld hatte er sich selbst Erwirtschaftet, daher ließ er uns selten etwas durch gehen.
Trotz der Unterschiede unserer Herkunft und Familienhäuser sind wir beste Freunde geworden.
Immer noch zanken sich die beiden und da ich mich Mittlerweile nicht mehr dazwischen stelle, trinke ich genüsslich mein Bier.
Masons Worte geben mir noch etwas zu denken. Ja nach Natascha hatte ich mit keiner Frau etwas. Doch jeden Tag denke ich an sie und meist vergleiche ich die Frauen mit ihr. Sie war hübsch, klug, charmant. Jeder liebte Natascha und sie konnte alle für sich gewinnen. Sie hat mich zum Lachen gebracht und zum Weinen. Aber meine beiden Freunde haben Recht. Ich kann nicht für immer in der Vergangenheit hängen. Langsam sollte ich wieder in ein normales Leben zurückkehren und dazu gehört auch eine Frau.
Ich höre meine beiden Freunde lachen und als ich aufblicke sehe ich sie Arm in Arm ein Bier trinken. Grinsend stoße ich mit den beiden an. Unsere Freundschaft würde ich für nichts auf dieser Welt in Gefahr bringen. Dafür bedeuten mir die beiden viel zu viel.
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