3. 🌹 KAPITEL
Tennessee, Callahn Tower; Juli 2016
Chloe
Am nächsten Morgen bricht leichte Hektik bei uns aus. Kiara möchte nicht so ganz wie ich, daher muss ich mich sehr beeilen.
Während Kiara noch in unserem Zimmer bockt, hüpfe ich schnell unter die Dusche.
„Kiara. Ziehe dir jetzt bitte etwas an." Immer noch sitzt sie schmollend, mit ihrem Nachthemd bekleidet, auf ihrem Bett, da sie nicht ihre Bunte Strumpfhose anziehen darf.
„Ich möchte aber die Strumpfhose anziehen." Motzt sie, was mich zum schnaufen bringt. Langsam knie ich mich vor sie ans Bett.
„Süße, bitte. Heute wird ein warmer Tag. Im Winter kannst du die jeden Tag anziehen, doch nicht heute. Zieh doch dein süßes Kleid mit den Schmetterlingen an. Das liebst du doch auch." Versuche ich es nochmal. Ich halte es ihr vor die Nase und bete endlich diese Diskussion damit zu beenden. Kiara rümpft die Nase, nimmt es mir aber aus der Hand und erleichtert atme ich aus.
Während sie sich anzieht, gehe ich ebenfalls zum Kleiderschrank, da ich noch in Unterwäsche herumstehe. Ich überlege mir ebenfalls ein Kleid anzuziehen und fische ein dunkelblaues hervor. Es ist eines von meinen besseren. Der Marinefarbene Stoff fühlt sich weich an.
Angezogen blicke ich mich im Spiegel von unserem gemeinsamen Schrank an. Es hat breite Schulterträger die in einem Neckholder führen. Bis zur Taille liegt es eng an um dann in einen Knielangen Rock über zu gehen. Ich hoffe es ist gut genug fürs Büro und auf meine Liste kommt auf alle Fälle einige neue Kleider mit Miri shoppen zu gehen, aber nur wenn etwas von meinem ersten Gehalt übrig bleibt.
Kiara stellt sich neben mich und betrachtet sich ebenfalls im Spiegel, was mich sofort lächeln lässt.
„Mama. Kannst du mir bitte noch einen Zopf flechten." Fragt sie mich mit großen Augen. Kurz werfe ich einen Blick auf die Uhr. Ich muss in spätestens 10 Minuten aus dem Haus sein, daher klopfe ich auf das Bett und fange an ihre braunen Haare zu bändigen.
Nachdem ich mir selbst die Haare zu einem Dutt gedreht habe und meinen Pony der mir bis zu den Augenbrauen geht, gelegt habe, verlasse ich mit Kiara und meiner Handtasche in je einer Hand, die Wohnung.
Um halb acht Uhr stehe ich bei Callahn Corporation im Foyer.
Am Morgen ist noch mehr los als gestern. Ich schlängle mich durch die Menschenmengen um einen der Aufzüge zu ergattern.
Mit weiteren vier Personen fahre ich in die 40. Etage. Meine Mitfahrer steigen in den unteren Etagen aus, während ich bis nach oben durchfahre. Am Tresen lächelt mich ein bekanntes Gesicht an.
„Oh. Hallo Miss Cambell. Wie ich sehe haben sie den Job bekommen. Das freut mich. Mein Name ist übrigens Leyla Moore. Wir können uns aber gerne duzen, wenn sie möchten." Ihre dezent geschminkten Lippen ziert ein breites Lächeln. Heute trägt sie einen beigefarbenen Blazer und eine dazu passende Hose. Sie sieht adrett und einfach nur klasse aus. Ihre Frisur sitzt perfekt und ihre haselnussbraunen Augen strahlen freundlich. Ich ergreife ihre Hand, sie sie mir hinhält und schüttle sie ebenfalls lächelnd.
„Hallo. Mein Name ist Chloe. Freut mich ebenfalls hier zu sein." Ihr Lächeln wird breiter und zeigt ihre perfekt geraden, weißen Zähne.
„Hallo Chloe. Mr. Callahn hat mich angewiesen dir schon mal alles zu zeigen. Er kommt heute etwas später, daher haben wir etwas Luft." Strahlend umrundet sie die rote Theke und winkt mich ihr zu folgen. Wir gehen denselben Gang wie gestern entlang.
„Unsere Marketingabteilung sowie die anderen Abteilungen sind in den unteren Etagen. Die sind momentan etwas im Stress, da ein neues Produkt in wenigen Monaten auf den Markt kommt."
Wir gehen einer Glastür vorbei, dir mir gestern nicht aufgefallen ist. Sie befindet sich vor dem kleinen Besucher Foyer.
Auf der Tür steht in denselben Lettern die Aufschrift Assistent. Das wird dann wohl mein Büro sein.
Leyla öffnet die Tür und tritt ein. Staunend folge ich ihr. Das Büro ist größer als mein Wohnzimmer und modern und hell eingerichtet. Ebenfalls hat man einen wunderschönen Blick über Nashville.
Langsam trete ich in das Büro. An den Wänden, die im selben Ton wie der Rest gestrichen sind, hängen ebenfalls einige Bilder über die Entstehung der Firma. Ein Glastisch inmitten des Raumes, steht ein einfacher Computer. Ansonsten ist er leer.
Daneben an der Wand, steht ein Schrank mit mehreren Ordnern und Akten.
Ich umrunde den Schreibtisch und blicke aus dem Bodenhohen Fenstern.
Wow.
Unter uns huschen Menschen auf den Gehwegen entlang die von hier oben die Erscheinung wie Ameisen haben. Die Sonne strahlt herrlich hinein ohne zu blenden.
Heute wird es wieder angenehm warm.
„Ich habe dir, von der IT, ein Konto einrichten lassen. Hier sind deine Zugangsdaten." Ich drehe mich Leyla wieder zu, die an meinem neuen Schreibtisch steht. „Richte dich erst mal ein. Auf dem Desktop findest du zwei Ordner. Einmal über die neuen Projekte von Callahn Corporation und über das Unternehmen." Ich lächle ihr dankend zu. „Hast du schon irgendwelche Fragen?"
Mir liegen einige Fragen auf der Zunge. Wie ist Alex so als Chef? Ist er Verheiratet? Hat er Kinder? Warum findet man so gar nichts im Internet darüber? Das habe ich nämlich heute früh noch im Internet gesucht.
Die dunkelhaarige Frau tauchte öfter auf verschiedenen Veranstaltungen auf und auf einigen Seiten wurde gemunkelt, dass sie seine Verlobte ist. Doch es wurde nie von den beiden oder der Familie bestätigt.
Doch ich schüttle den Kopf. Ich kenne sie kaum, da werde ich sie nicht in den ersten Stunden mit Privaten Fragen über meinen Chef bombardieren. Langsam lasse ich mich auf den Stuhl sinken, den sie mir anbietet.
„Nein. Danke."
Lächelnd dreht sie sich zur Tür.
„Du kannst dir hier alles nach deinem ermessen einrichten. Ich lass dich mal arbeiten. Wenn du etwas brauchst, ruf mich einfach an. Ich stehe auf dem Telefon in der Kurzwahl." Sie tritt aus der Tür, bevor sie stoppt und sich nochmal umdreht. „Herzlich willkommen." Ich erwidere ihr lächeln, bis sich die Tür schließt.
Anschließend logge ich mich mit den Daten ein und beginne mit meiner Arbeit.
Nach einer Stunde lehne ich mich müde zurück. Ich habe mir erst die Akte mit den neuen Projekten durchgelesen, da ich sie als wichtig empfinde.
Die neue Marke Purpele Label soll Ende August rauskommen und wird auf der größten Whisky Messe im September in Tennessee vorgestellt, die ebenfalls von Callahn Corporation organisiert wird. Die Marketing Abteilung arbeitet in Hochtouren um Werbungen und Plakate zu designen. Das Label ist auch noch in der Gestaltung. Also noch eine Menge Arbeit.
Außerdem ist eine Wohltätigkeitsgala in zwei Wochen geplant, die von einer Wohlhabenden Familie organisiert wird.
Eine neue Filiale wird Mitte August in Europa eröffnet und eine weitere in New York.
Ein weites Spektrum an Tätigkeiten auf die ich mich alle freue. Es gibt einiges zu tun, langweilig wird mir nicht. Ich hoffe nur Kiara so gut wie möglich unter alldem unterzubringen.
Genüsslich strecke ich mich. Langsam brauche ich mal einen Kaffee. Die kurze Nacht zerrt an mir und ich bin ein absoluter Kaffeejunkie. Kiara hat mich, als Baby, nächtelang wachgehalten, daher habe ich literweise Kaffee in mich geschüttet um, über den Tag, wach zu bleiben.
Daher beschließe ich Leyla aufzusuchen und sie zu fragen woher ich eine Tasse bekommen könnte. Wäre ja gelacht, wenn es in diesem Bürogebäude keine Kaffeemaschine gibt.
Ich schlendere den Gang entlang, um nach vorne zu gelangen. Leyla telefoniert gerade, doch als ich nähertrete, legt sie lächelnd auf.
„Hey." Ich stelle mich zu ihr an den Tresen und betrachte die schönen weißen Rosen. „Hast du dich schon etwas zurechtgefunden?" Möchte sie von mir wissen.
„Ja. Teilweise. Aber ich brauche dringend einen Kaffee." Schmunzelnd erhebt sie sich.
„Das hört sich gut an. Ich brauch auch kurz eine Pause." Ich folge ihr. Hinter der Glaswand befindet sich auf der rechten Seite neben den Waschräumen eine weitere Milchglastür die offen steht.
„Hier ist unsere Küche." Wir betreten einen ebenfalls modernen Raum. Eine Theke mit einer Kaffeemaschine und einigen Hängeschränken befinden sich darin. Ein ebenso grauer Fliesenboden wie im Rest des Gebäudes und ockerfarbene Wände sind die einzigen Farbtupfer in der weißen Küche.
Leyla stellt zwei Tassen unter die Italienische Bohnenmaschine und ich sehe wie der schwarze Kaffee in die Becher läuft.
„Milch und Zucker?" Sie öffnet einen Kühlschrank und holt die Milch heraus.
„Nur Milch bitte." Lächelnd reicht sie mir eine Tasse und genüsslich ziehe ich den Duft von frischen Kaffee ein.
„Erzähl mal. Was hast du bis jetzt gemacht und wie kommt es das du dich auf diese Stelle beworben hast?" Leyla lehnt sich lässig an die Theke.
„Puh." Ich puste die Fransen aus meiner Stirn und lehne mich ebenfalls an die Theke neben sie.
„Ich wurde sehr früh Mama, daher waren es nur Gelegenheit Jobs in den letzten Jahren." Ich nippe an meinem Kaffee und stelle fest, dass er wirklich lecker ist.
„Oh. Du bist Mama? Erzähl mal." Sie lächelt mich breit an und auch ich muss lächeln. Immer wenn ich an Kiara denke.
„Sie ist jetzt sechs Jahre alt und ein kleiner Wirbelwind. Kiara ist mein ein und alles."
„Und der Vater?" Fragt sie interessiert nach. Sofort verschwindet mein Lächeln. Diese Nacht ist Alex wieder in meinen Träumen aufgetaucht. Düster und dunkel saß er mit seinem schwarzen Hemd und Krawatte vor mir. Seine eisblauen Augen haben mich durchbohrt und sofort hat ein Feuer zwischen meinen Schenkeln gelodert. Mitten in der Nacht bin aufgewacht und verspürte ein unstillbares Verlangen, das ich mir dann heimlich im Badezimmer erfüllt habe. Dabei habe ich die Nacht mit ihm immer und immer wieder Revue passieren lassen.
Ich bemerke, dass mich Leyla immer noch interessiert mustert, daher Räuspere ich mich schnell.
„Den gibt es nicht." Antworte ich knapp, da ich dieses Thema gerade nicht vertiefen möchte. „Kann ich dich Mal etwas fragen?" Ich trinke einen Schluck und blicke fragend zu ihr herüber. Leyla nickt.
„Warum machst du den Job nicht?" Frage ich sie interessiert.
„Du meinst die Assistentin von Mr. Callahn? Nein." Sie winkt ab. „Das ist mir viel zu stressig. Ich liebe meinen Job am Empfang." Sie lächelt schwach, als das klacken von hohen Schuhen an unseren Ohren dringt. Keine Sekunde später betritt eine Frau den Raum, woraufhin ich fast meinen Kaffee verschütte.
Die blonde Frau, von meinem gestrigen Zwischenfall in der Lobby, betritt die Küche. Heute trägt sie eine edle beige Bluse und einen Knielangen enganliegenden schwarzen Rock. Dazu eine passende braune Gucci Tasche, die sie auf ihrer Armbeuge balanciert. Ihre blonden Haare sind zu einer eleganten Hochsteckfrisur gedreht.
Ihr Argwöhnischer Blick, gleitet erst zu Leyla, bevor sie mich entdeckt.
Scheiße.
Ihre Nase nach oben gerichtet, erscheint ein süffisantes Lächeln.
„Wenn haben wir denn da?" Leyla lächelt breit und tritt einen Schritt von der Theke weg.
„Guten Morgen Miss Turner. Darf ich ihnen die neue Assistentin von Mr. Callahn vorstellen? Chloe Cambell." Immer mulmiger wird mir bei der Sache. Mich hat es gestern noch geärgert, wie sie mit mir geredet hat, doch da ich gehofft habe sie nie wieder zu sehen, habe ich es schnell verdrängt. „Chloe. Das ist unsere Personalchefin Miss Turner." Ich schlucke hart, als ich ihre Position erfahre. Scheiße. Ausgerechnet Chefin des Personals? Und ich musste sie gestern so anfahren. Das kann ja was werden. Auch an Miss Turners Gesicht erkenne ich keine Freude. Im Gegenteil, zeigt sich ein Diabolisches Grinsen.
„Wir kennen uns bereits. Hätte nicht erwartet, dass du den Job bekommst. Mal sehen wie lange." Sie rümpft die Nase.
Leyla wechselt kurze Blicke zwischen uns aus. „Uns sie Miss Moore. Müssten Sie nicht am Empfang sein." Ihre herablassende Art, lässt sogar Leyla schlucken und ihr sonst so strahlendes Lächeln verschwindet.
„Ja. Ich habe Miss Cambell nur alles gezeigt." Ihre Augenbrauen gehen nach oben, als sie unsere Tassen in unseren Händen anblickt.
„Sehe ich." Leyla lächelt mich kurz an.
„Wenn du etwas brauchst, melde dich bei mir." Flüstert sie mir zu, bevor sie aus der Küche verschwindet. Eine drückende stille liegt in der Küche. Kurz starren wir uns an, bevor ich ebenfalls mich schnell an ihr vorbei drücke um an meinen Schreibtisch zu gelangen. Das kann ja witzig werden.
An meinem Platz angekommen lese ich mich noch ein wenig in die Firmen Politik ein und bin Fasziniert, wie viele Soziale Projekte Callahn Corporation unterstütz.
Um kurz vor neun ertönt die Freisprechanlage von meinem Telefon und erschrocken zucke ich zusammen. Ich wusste nicht, dass dieses Telefon das kann.
„Miss Cambell." Seine tiefe Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken und sofort schießt mir mein Traum wieder in Erinnerung. „Kommen sie in mein Büro." Kommt der harsche Befehl und stöhnend erhebe ich mich. Ein bitte kann ich wohl nicht von ihm erwarten.
Keine Minute später klopfe ich an seine Bürotür und trete, nach einem knappen herein, ein. Wie gestern sitzt er imposant in seinem Bürostuhl und nimmt mit seiner Präsenz den Raum vollkommen ein. Seine schwarzen Haare sind locker nach hinten gestrichen. Die Anzugjacke hängt über seinem Stuhl und wie gestern hat er ein schwarzes Hemd und passende Krawatte dazu an.
Langsam trete ich vor seinen Tisch und bleibe davorstehen.
„Guten Morgen Mr. Callahn." Er reagiert nicht auf meine freundliche Konversation und blickt weiterhin stur auf sein Blatt Papier.
„Reservieren Sie einen Tisch um halb zwölf im Restaurant Sunrise. Um zwei Uhr ist ein Meeting mit der Marketingabteilung und fordern Sie bei den Designern vorher die Unterlagen ein. Sie werden mich begleiten. Verhalten Sie sich Professionell und legen Sie mir von beidem anschließend eine Zusammenfassung vor." Während er mit strenger Stimme seine Aufzählung macht, blickt er kein einziges Mal auf. Ich versuche mir nicht meinen Ärger anmerken zu lassen und nicke nur.
„Sonst noch einen Wunsch?" Bringe ich lächelnd hervor und versuche nicht allzu sarkastisch zu klingen. Doch Alex lässt sich, sollte es ihm auffallen, nichts anmerken.
„Einen Kaffee." Ich verdrehe die Augen, was er aber nicht sieht.
„Gerne." Ein Lächeln umspielt meine Lippen, bevor ich mich umdrehe um seine Aufgabe zu erfüllen.
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