18. 🌹 KAPITEL
Tennessee, Knoxville; Juli 2016
Chloe
Als ich das Zimmer betrete, staune ich nicht schlecht. Es ist größer, als meine Wohnung und edel eingerichtet. Bodengroße Fenster sind auf beiden Seiten des Bettes zu finden, dass mit Zierkissen und einer samtblauen Überwurfdecke geschmückt ist. Eine antike Kommode aus dunklem Kirschholz steht diesem Gegenüber. Im hinteren Bereich ist eine Sitzgelegenheit aufgebaut, bestehend aus einem aus Hellblauen Stoffsofa und zwei Sessel. Ebenfalls ein kunstvoll geschnitzter Kirschtisch, der dazwischensteht. Eine weitere Tür geht aus dem Zimmer ab und neugierig gehe ich darauf zu.
Dahinter befindet sich ein edles Bad. Mit einer freistehenden Badewanne mit goldenen Füßen. Einer begehbaren großen Dusche und einem Gold verzierten Doppelwaschbecken. Der aus Echtstein beheizte Boden ist ebenfalls mit Gold verziert.
Ich begebe mich zurück ins Zimmer und finde meinen Koffer, vor dem Bett auf eine Art gepolsterte Betttruhe. Schnell krame ich mir frische Unterwäsche und eines meiner neuen Kleider raus. Außerdem hänge ich das Sommerkleid für die morgige Feier auf einen Bügel, damit es nicht zu sehr verknittert.
Ein Blick auf Alex Koffer verrät mir, dass er sich bereits umgezogen hat. Sein Hemd und Anzughose, hängen ebenfalls fein säuberlich am Kleiderschrank.
Schnell begebe ich mich, mit meiner Kulturtasche und den frischen Klamotten, zurück ins Badezimmer.
Seufzend stelle ich mich unter den großen Duschkopf und lasse das heiße Wasser auf meinen Rücken plätschern. Genüsslich wasche ich mir die Haare und schäume meinen Körper großzügig ein.
Nach zehn Minuten trete ich wieder aus der Dusche und Wickel mir ein weiches weißes Handtuch um. Ein Blick auf die kleine Uhr verrät mir, dass ich noch fünfzehn Minuten habe, daher fange ich an meine Haare zu föhnen, was mich einiges an Zeit kostet, da sie lang und voll sind. Anschließend glätte ich sie, um nicht wie durch einen Sturm gelaufen auszusehen.
„Chloe?" Alex Stimme dringt durch das Zimmer, unmittelbar danach wird die Badezimmertür aufgerissen.
„Ahhh. Alex." Immer noch stehe ich nur mit einem Handtuch bekleidet im Bad, in einer Hand mein Glätteisen. „Kannst du nicht klopfen?" Frage ich etwas schnippisch. Er blickt mich an.
„Warum bist du noch nicht fertig?" Stellt er die Gegenfrage. Ich deute auf das Eisen.
„Ich bin dabei, wenn du rausgehst würde es schneller gehen." Er blickt mich etwas grimmig an, bevor er schnaufend den Rückzug antritt.
Ich beeile mich, Make-up aufzutragen und die restlichen Haare zu bändigen. Anschließend steige ich in das Kleid. Enganliegend mit einem aus spitzem besetztem Ausschnitt. Es ist weinrot und geht mir bis zu den Knien.
Nach etlichen versuchen den Reisverschluss zu schließen, gebe ich auf. Das Kleid vorne festhaltend, trete ich aus dem Zimmer und bin ehrleichtert Alex noch vorzufinden. Er trägt ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte und seine Schwarzen Anzughosen. Wie immer sieht er verboten gut aus und nur schwer kann ich einen Seufzer unterdrücken.
„Kannst du mir bitte helfen?" Mir entgeht sein Blick nicht, der mich abschätzend Mustert, bevor er sich räuspert und nickt.
Ich wende ihm meinen Rücken zu. Als er hinter mich tritt, wird mir seine Nähe stark bewusst. Ruhig atmend versuche ich das Gefühl zu unterdrücken, dass er in mir hervorhebt. Doch als seine Finger über meine nackte Haut streichen, halte ich den Atem an. Wie in Zeitlupe schließt sich mein Kleid und jede Sekunde wächst mein Verlangen mehr.
Er räuspert sich übertrieben, bevor er spricht.
„So. Können wir?" Er versucht taff zu klingen, doch ich spüre die Veränderung zu seiner normalen strenge.
„Ja, ich ziehe mir kurz Schuhe an."
Nachdem ich mir die schwarzen High Heels über die Füße gestreift habe, machen wir uns auf den Weg nach unten.
Stimmen dringen aus dem Esszimmer und als wir eintreten, blicken uns drei Augenpaare an. Carol steht uns am nächsten in einem dunkelblauen Kleid. Ihre braunen Haare hat sie etwas gestylt und dezentes Make-up aufgelegt. Abby trägt ein hautenges weißes Kleid, dass sehr viel von ihrem Ausschnitt zeigt, aber durch ihre Figur sieht es einfach klasse an ihr aus. Der ältere Mann muss dann wohl Alex Vater sein. Seine schlanke große Figur mit den schwarzen Haaren und eisblauen Augen, sehen Alex so ähnlich. Jetzt weiß ich, woher Alex sein gutes Aussehen hat.
„Du siehst bezaubernd aus Schätzchen." Damit drückt mich Carol breit lächelnd an sich.
„Danke. Du aber auch." Ich höre neben mir Alex schnaufen und stupse ihn unbemerkt in die Seite. „Mr. Callahn. Freut mich sie endlich kennenzulernen." Ich gehe einen Schritt auf Alex Vater zu und reiche ihm meine Hand. Dieser lächelt mich freundlich an und ergreift diese mit einem festen Griff.
„Freut mich auch, Chloe. Bitte nenn mich Henry." Mein Grinsen wird breiter, als wir uns die Hand schütteln.
„Wollen wir endlich essen? Ich hab Hunger." Abby blickt schmollend in die Runde, was ihr einen bösen Blick von Carol einfängt. Doch Henry nickt.
„Aber natürlich mein Schatz. Nehmt doch Platz." Erst jetzt bemerke ich die wunderschön gedeckte Tafel. Fünf Gedecke sind an einem Ende platziert. Kerzen brennen und lassen den Raum romantischer wirken. Blumen wurden frisch im Raum verteilt.
Henry setzt sich ans Kopfende, neben sich seine Frau. Abby setzt sich neben ihre Mutter und uns bleiben die beiden Stühle gegenüber den Frauen. Alex setzt sich neben seinen Vater und ich mich neben ihm. Irgendwie bin ich nicht mehr so nervös wie auf der Fahrt hierher, trotzdem wirkt es so surreal für mich. Das ist nicht nur Alex Familie, sondern auch die meiner Tochter. Von dessen existent sie noch nicht mal wissen.
Tief einatmend versuche ich meine Nervosität zu überdecken.
„Rotwein?" Fragt uns Henry und ich nicke eilig. Ein wenig Entspannung durch Alkohol tut mir jetzt bestimmt gut.
„Und Chloe, seit wann kennt ihr euch?" Henry blickt mich fragend an und kurz stocke ich. Gott, dass wollte ich doch mit Alex nochmal bereden. Doch bevor ich antworten kann, nimmt sich Alex der Frage an.
„Knapp einen Monat, wir haben uns in einer Bar kennengelernt." Henry nickt und ich bin erleichtert.
„Was arbeitest du, wenn ich fragen darf?" Löchert mich Alex Vater weiter.
„Sie ist Büroangestellte." Abermals antwortet Alex für mich.
„Und sie kann nicht für sich sprechen?" Fragt ihn sein Vater belustigt.
„Doch, kann ich. Ja ich arbeite in einer Kanzlei am Empfang." Er hebt interessiert eine Augenbraue.
„In welcher? Vielleicht kenne ich sie ja." Da mir nur eine einfällt, fällt mir das auch sehr leicht, obwohl ich jetzt schon Bauchschmerzen bekomme.
„Mason Hale." Was mach ich nur hier? Ich lüge sie an.
„Das ist ja phantastisch. Du musst wissen, die Familie Hales ist schon seit Jahren mit uns befreundet." Er lächelt mich breit an und schnell greife ich mein Glas um einen großen Schluck zu trinken. „Liebling, hast du die Hales morgen auch eingeladen?" Er wendet sich Carol zu und kurz halte ich den Atem ein.
„Ich hatte Mason gefragt, doch leider muss er sich auf einen großen Fall vorbereiten." Fügt Alex hinzu und irgendwie bin ich ihm dankbar für die kleine Lüge. „Können wir jetzt mit der Fragestunde aufhören?"
„Ja lasst uns endlich essen." Stöhnt nun auch Abby und erleichtert, dass ihr Vater nickt und mich nicht weiter löchert, lächle ich.
Das essen war überaus Köstlich und auch reichlich. Ich kann mich immer noch kaum bewegen. Beim Essen wurde über belangloses geredet. Die Männer haben über die Firma geredet und Carol, Abby und ich über Einkaufen, Backen und weitern Frauenthemen.
Es ist entspannt und wirklich schön mit ihnen zu plaudern. Meine Sorgen rücken in ferne Winkel. Auch Alex entspannter zu sehen, hilft mir sehr, mein Vorhaben ihm dieses Wochenende die Wahrheit zu sagen, umzusetzen.
Nachdem der Hauptgang abgeräumt ist, wird ein überaus leckeres Dessert aus Karamellisierten Eis und in Schokolade getunkte Früchte serviert. Dazu kleine Schokoladentörtchen mit flüssigem Kern.
Nachdem wir das Dessert noch in unsere Bäuche deponiert haben, verschwinden die beiden Männer ins Nebenzimmer. Carol, Abby und ich setzten uns mit je einem Glas Wein auf die Couch.
„Was ist das morgen für eine Feier?" Frage ich neugierig nach. Draußen ist es bereits dunkel und nur leicht scheint der Mond ins hell erleuchtete Zimmer. Ein Kamin knistert neben mir, obwohl es draußen warm genug ist. Trotzdem finde ich ihn schön.
„Wie du vielleicht schon weißt, ist mein Mann schwer krank." Langsam nicke ich. Zwar hat Alex mir nichts davon erzählt, doch das sich Henry Callahn wegen einer Krankheit zurückgezogen hat, war damals in den Zeitungen.
„Er wollte nochmal mit einigen engen Freunden und auch der Familie ein Fest veranstalten. Wir wissen nicht wann es zu Ende ist. Der Tumor wächst und er kann jeden Tag einen Schlaganfall auslösen." Carols Gesicht legt sich in Trauer.
„Es tut mir so leid." Ich lege meine Hand auf ihre. „Kann man den gar nichts dagegen tun?"
„Wir haben bis jetzt keinen Arzt gefunden, der sich daran wagen würde. Der Eingriff ist schwierig und hat nur eine geringe Erfolgsquote." Sie tut mir so leid. „Doch wir geben nicht auf. Haben wir noch nie." Ein breites Lächeln ziert ihre Lippen, doch die Trauer bleibt. Ich bewundere ihre Stärke nicht nach Rückschlägen aufzugeben und immer voran zu gehen.
Ich habe noch einige Zeit mit Carol und Abby geredet. Die Themen waren entspannt und angenehm. Die beiden Frauen sind mir nach nur einem Abend ans Herz gewachsen.
Alex und sein Vater sind nicht mehr aufgetaucht. Irgendwann habe ich mich zurückgezogen und bin in unser Zimmer gegangen. Dort habe ich erst mal mit Miri telefoniert, die mir versichert hat, dass alles in Ordnung wäre.
Anschließend habe ich mich Bettfertig gemacht. Mich abgeschminkt und mir meinen Schlafanzug, bestehend aus einem kurzen Stoffhöschen und einem Trägertop, angezogen.
Als ich das Badezimmer wieder verlasse, finde ich Alex im Zimmer vor. Er steht neben dem Bett, ein Kissen und eine Decke in der Hand. Fragend blicke ich ihn an.
„Du kannst im Bett schlafen, ich nehme die Couch. Ich hatte nicht bedacht, dass meine Mutter nur ein Zimmer für uns vorgesehen hat." Damit geht er zur Couch und richtet sich seinen Schlafplatz ein. Einerseits bin ich froh, dass wir uns kein Bett teilen. Aber ein wenig hatte ich mich schon darauf gefreut.
„Okay. Wenn du meinst. Das Bett ist groß genug..." Brabble ich vor mich hin, als ich mich unter die dünne Decke kuschle. Alex ist mittlerweile in Richtung Badezimmer unterwegs und wirft mir noch einen Blick über die Schulter zu.
„Chloe, du weißt das wir nur Spielen? Du bist immer noch meine Assistentin." Oh Gott wie peinlich. Schnell überspiele ich meine Scham und lache.
„Das war nur ein Scherz. Du müsstest mal dein Gesicht sehen." Ich kichere immer noch, als sich Alex Kopfschütteln ins Bad zurückzieht. Oh man, wie peinlich. Schnell krieche ich weit unter die Decke und ziehe sie mir über meinen Hochroten Kopf.
Und wie empfindet ihr den ersten Abend ?
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