
Chapter 05
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Evelyns P.O.V
Ich riss schweißgebadet meine Augen auf, bevor ich mich aufsetzte und meinen Blick panisch durch den Raum schweifen ließ. Schweißperlen zierten meine Stirn und rannen wie wild runter. Mein Herz pochte so stark, dass ich das Gefühl hatte, es würde mir gleich aus dem Körper springen wollen. Beruhigt atmete ich dann aus. Dieselben Fotos an der Pinnwand und auch der Rest meiner Zimmereinrichtung war die Gleiche. Ich seufzte. Gott war ich froh, dass ich nicht auf dieses Fünftausend-Mann-Schiff musste. Ich hatte nämlich nicht nur panische Angst, wenn ich mich in engen Räumen aufhalten oder gar dort schlafen musste, auch vor Menschenmassen hatte ich Angst. Ich atmete dankbar auf. Zum Glück war unser Schiff nicht allzu groß und es haarten ,,nur" ungefähr 1000 Menschen dort aus. Aber auch, dass ich nicht mit Ruth in einer Kabine gequetscht wurde und ich diese ranzigen Riegel nicht wirklich verspeist hatte, nahm mir die Panik. Am schlimmsten war aber dieser alte, verwaschene Badeanzug.
Sofort lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, weshalb ich aufsprang und in Sekundenschnelle meinen Koffer packte, wie ich es auch wollte. Ich hatte das Gefühl, der Traum war eine Lehre, dass ich nicht immer so negativ denken sollte.
,,Evelyn, heute ist dein großer Tag! Beeil' dich, denn du hast nur noch eine Stunde Zeit!", flötete meine Mutter hektisch von unten, woraufhin ich in meine grünen Hasen-Hausschuhe schlüpfte und schnell zum gegenüberliegenden Badezimmer lief.
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,,Boah, Killian! Zieh nen' Finger! Mach endlich das Brett auf!", haute ich nun schon zum fünften Mal gegen die Badezimmertür, während ich genervt mit meinem Fuß auf dem Boden tapste und vernahm, wie er seelenruhig Seiten umblätterte. Nach einer Ewigkeit öffnete er langsam die Tür, bevor er schelmisch grinsend, mit Zeitung unterm' Arm aus unseren Bad trottete und mich dann noch ruhig fragte, wie ein weibliches Wildschwein heißt.
,,Was? ... Ist jetzt nicht dein Ernst!", zischte ich und schnaubte. ,,Dafür habe ich gerade überhaupt keine Zeit."
,,Lynnie, bleib Mal locker. Was ist denn dein Problem.", sagte er, wobei er mir sanft auf die Schulter klopfte und mir ein wirklich unangenehmer Geruch durch die Nase flog.
Ich verzog angewidert mein Gesicht und quetschte mich an Killian vorbei, ehe ich die Badezimmertür vor seiner Nase zuknallte und in windeseile das Fenster zum Luft schnappen aufriss.
Als ich unter die Dusche sprang, hörte ich meinen Vater, wie es jeden Morgen nicht anders zu erwarten war, beim Fluchen. Wahrscheinlich wurde er wieder beim Zeitung holen vom Rasensprenger des Nachbarn gekascht. Dieser ,,Krieg" würde wohl nie beendet sein, denn er und der Rasensprenger führten ihn schon seit Jahren. Nachdem ich mich abgetrocknet und geföhnt hatte, putzte ich mir rasch die Zähne und zog mir meine Jeans und mein dunkelrotes T-Shirt über, bevor ich eilig das Bad verließ. Genau richtig, denn mein Vater rief schon von unten, dass wir nun losfahren wollten. Gleich darauf bog ich in mein Zimmer ein, schnappte mir meine graue Umhängetasche, lief die Treppe hinunter und stieg zu meinen Eltern im SUV ein.
Irgendwie kam mir jetzt doch die Vorfreude hoch und ich spürte ein leichtes Kribbeln im Bauch.
,,Moment!", gab ich urplötzlich von mir, als mein Vater den Motor startete und losfahren wollte. Er schaute mich verwirrt durch den Rückspiegel an und hob eine Augenbraue leicht an. Ich griff in meiner Umhängetasche und fischte mein Portemonnaie heraus. Der Blick verriet, dass mein Bruder mir Gott sei Dank kein Geld geklaut hatte. Zufrieden steckte ich es wieder ein und ein gutes Gefühl breitete sich wieder in mir aus. Nun konnten wir beruhigt zum Flughafen fahren.
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Nach einer Weile des langweilens, stützte ich seufzend meinen Kopf auf meiner Hand ab und schielte nach links, wobei ich das riesige Gebäude auf welchen im Minutentakt Flugzeuge abhoben und ankamen bemerkte. Flughäfen hatten so etwas angsteinflößend-magisches an sich. So viele Geschichten begannen und endeten dort. So viele Menschen kamen auseinander und aber auch wieder zusammen.
,,Evelyn?", schnippte meine Mutter mit den Fingern vor meinem Gesicht. ,,Wir sind jetzt da."
Ich nickte, schnallte mich ab und stieg aus den Wagen. Mein Vater lief um diesen, hob den Koffer hinaus und schob ihn zu mir rüber. ,,Jetzt ist es wohl soweit.", fing er dabei an zu reden und lächelte schief, wobei er zu meiner Mutter schaute, die krampfhaft mit einem Taschentuch ihre Tränen zurückhielt und ab und an schniefte.
Ich blickte zu meiner Klasse rüber und bemerkte, dass Dena mich schon erwartend vom weiten ansah.
,,Dann ist wohl der Moment gekommen, wo ich mich jetzt verabschieden sollte", sagte ich und fing an meine Eltern nacheinander zu umarmen. Lustigerweise steckten mir beide völlig ,,geheim" Geld zu. Natürlich sollte der andere davon nichts wissen.
Kaum waren sie wieder im SUV
gestiegen und losgefahren, ließen Dena und ich alles stehen und liegen und rannten uns voller Euphorie in die Arme.
,,Ne, oder! Er hat das jetzt nicht wirklich gebracht.", sagte ich unglaubwürdig und fing an zu lachen. Dena drehte sich in meine Richtung um und fing ebenfalls an lauthals loszulachen.
Wir sahen vom Weiten, dass Hektor das mit der Rettungsweste wirklich in der Tat umgesetzt hatte. Er erzählte uns gestern über Skype, dass er nur einen Schritt ins Flugzeug und oder auf das Schiff mit Rettungsweste wagen würde und tatsächlich , er zog es durch. Respekt.
Er lief uns ganz ,,cool" in seinen blauen Badelatschen und in seiner neon-orangenen Schwimmweste mit seiner Reisetasche entgegen, wo er seine runde, verspiegelte Sonnenbrille auf seinen Kopf schob und uns ganz lässig einen Kuss jeweils links und rechts auf die Wange drückte.
,,Mädels, seid mir nicht sauer, aber ich muss nochmal...", meinte er leise und räusperte sich. ,,Wir sehen uns bei der Sicherheitskontrolle.", fügte er noch hinzu und deutete, noch ehe er gegangen war, ein salutieren an.
,,Hektor, aber das Teil da musste noch ausziehen!", rief Frau Bröhme ihm hinterher. ,,Ne, ne, Frau Bröhme. Mein Leben steht auf dem Spiel, Sicherheit geht vor!", rief er zurück und verschwand in den Menschenmassen.
Immer noch überrascht von Hektor schüttelte ich leicht meinen Kopf und lief mit Dena zum Check-In.
,,Ohje, ich hatte einen solchen Albtraum, das glaubst du nicht."
,,Schieß los.", antwortete Dena und strich sich ihre blonden Locken aus dem Gesicht.
Ich erzählte ihr von meinen beschissenen Traum, wobei wir ein anmachendes Pfeifen wahrnahmen. Wir fuhren rum und sahen Jason und seine Schwachköpfe auf uns zulaufen.
,,Na, Dena. Haste Bock auf der Flugzeugtoilette...", machte er mit seinen Fingern Andeutungen.
,,Urgh", machte Dena. ,,Halt dich zurück du Geleehaufen."
Ich verzog angeekelt mein Gesicht. Der bildete sich was ein.
Mit einem Mal spürte ich einen heftigen Knall, der meinen kompletten Körper schmerzhaft durchdrang. Stöhnend taumelte ich ein paar Schritte zurück und hielt mir meine schmerzende Stirn. Es fühlte sich ungelogen an, als wäre ein Laster gegen mich gedonnert. Super! Wieder eine Beule, welche sich einmal in allen Farben verwandeln würde. Ich schaute so wütend wie ich war auf und blickte in die unglaublich schönen, braunen Augen eines Jungen. Ich kam gar nicht dazu, ihn wütend anzufunkeln, denn ich dachte nur eins - WOW.
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