Fast doppelt so alt
Eine Woche vergeht, in der man das mit den Erwachten und Alonda so ein wenig vergessen kann und sich dem Alltag widmet. Während Lizzy sich um ihr Buch kümmert und auch zwei Aufträge annimmt da sie nun wieder Zeit hat, steckt Alucard seine Nase im Auftrag der Lady in anderer Leute Geschäfte und ruiniert somit das ein oder andere Leben, welches er aber auch relativ schnell nimmt und seiner Seelenhölle hinzufügt. Der Fakt, dass er nun in einer Beziehung mit Lizzy und auch irgendwie mit Hans ist, hat schneller die Runde gemacht als die Pest damals und so durfte er sich natürlich auch was von Pip anhören was eben diesen Fakt angeht. Ein Glück für ihn dass er ihn nicht umbringen oder direkt verletzen darf, ansonsten hätten sie einen Söldner weniger der ihm auf die Nerven gehen könnte. Hans hat versucht herauszufinden wie viel der Einkauf ungefähr gekostet hatte, damit er ihr das Geld zurückgeben kann! Er hat es irgendwann aufgegeben, es wird doch irgendetwas geben was er als Rückzahlung geben könnte! Aber vielleicht einfach auch nur später. Cory hat seine Wesensänderung sofort bemerkt und er hat seinen Leuten klargemacht, dass Lizzy nun offiziell an seiner Seite steht und man sie als Partnerin des Rudelführers zu akzeptieren hat. Es gibt nun keine Ausnahmen mehr und sie ist ein fester Teil seines Lebens und nun eben auch ein fester Teil des Rudels. Wer das nicht verstehen kann und es auch nicht möchte, der kann sich gern aus diesem Rudel verziehen und sein eigenes Glück probieren. Was für eine Überraschung als sich niemand gemeldet hat der dieser Aufforderung nachgehen würde. Seufzend streckt sich Lizzy nach dem Shooting und geht aus dem Studio raus. Es ist dunkel, aber eigentlich relativ friedlich und auch ein wenig frisch um die Jahreszeit. Kurz überlegt sie einfach zu Hans zu gehen und zu fragen ob sie sich bei ihm die Badewanne ausleihen kann! Aber der ist sicherlich auch fertig von der Arbeit und sie traut sich nicht Alucard zu fragen ob die Lady das zulassen würde. Traurig wenn man keine eigene Badewanne hat, dass muss man schon zugeben. In ihrer Wohnung angekommen kann sie sich gerade einmal die Schuhe ausziehen, bevor es klingelt. Stirnrunzelnd sieht sie auf die Uhr und denkt kurz nach, aber sie erwartet eigentlich niemanden! Skeptisch geht sie zur Gegensprechanlage. „Wer ist da?" Stille. „Lizzy? Hier ist Naomi!" Bitte was. WIE? „Mimi? K-Klar! Komm hoch! Ich mach auf und du gehst in den Aufzug, dritter Stock!" Sofort drückt sie den Knopf um unten die Tür zu öffnen und reißt die eigene Tür auf. Gespannt hört sie dem Aufzug dabei zu wie er nach unten fährt, jemand den Knopf nach oben drückt und sich die Türen schließen. Oben gehen die Türen auf und die schwarzhaarige blickt den langen Gang entlang. Ihr Unterkiefer klappt nach unten als sie wirklich Naomi sieht, die aus dem Aufzug kommt und sogar zu ihr läuft. Wortlos nimmt Felicitas ihre beste Freundin aus Deutschland in den Arm und drückt sie an sich. Sie könnte heulen! Es ist das erste Mal, seit sie ihre Freundschaft begonnen haben, dass sie sich im realen Leben sehen und scheiße, jetzt kann sie gerade nichts mehr nach unten ziehen. Naomi streicht ihr über den Rücken und bugsiert sie vorsichtig in die Wohnung rein, bevor Lizzy sie loslässt und die Tür schließt. „Scheiße, was machst du hier? Wie bist du- Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte die Bude zusammengeräumt und mir freigenommen!" Naomi streicht sich durch die kurzen, dunkelblonden Haare, die dunkelgrünen Augen, die man im normalen Licht für braun halten könnte, blitzen auf. „Hey, wer sagt eigentlich dass man eine Überraschung ankündigen muss?" Das breite Grinsen ihrer besten Freundin lässt Lizzy sie noch einmal in die Arme nehmen. „Verdammte Scheiße... ich sollte doch zu dir kommen und nicht umgekehrt!" Aber dass sie nun hier ist, das ist wie ein Traum. „Tja, Überraschung." Wie sehr sich Felicitas gerade zusammenreißen muss um nicht zu heulen wie ein Schlosshund, dass ist der Wahnsinn. Sie lässt Mimi wieder los und klatscht in die Hände. „Du hast keine Ahnung wie- Ich kann nicht einmal sagen wie glücklich ich bin, okay?!" Sie wischt sich selbst die verräterischen Tränen aus den Augen und sieht sie an. Wie auf den Bildern... und jetzt ist sie hier! Innerlich quietscht sie gerade wie eine verrückte und springt nicht mehr im Dreieck, sondern im Hexagon. Naomi räuspert sich und nickt. „Ja... auch wenn es nicht nur wegen einem reinen Überraschungsbesuch aus Freundschaft ist." Nicht nur? Lizzys Grinsen verschwindet langsam und Skepsis breitet sich aus. „Was... Was meinst du? Ist was passiert?" Naomi deutet an dass sie sich am besten hinsetzen sollte und verschränkt die Arme. „Ich denke dass Charles dich schon aufgeklärt hat."
Langsam geht der Mund von Felicitas auf. Woher kennt sie Charles? Niemand hat so etwas weitergegeben und besonders nicht an sie! „Alonda, Lizzy." Erst jetzt bemerkt sie die Ausstrahlung von Naomi und schluckt. Sie ist kein Mensch. Moment... hat Naomi die Freundschaft vorgetäuscht? Waren all die Jahre die sie ihr vertraut hat, in denen sie alles von sich preisgegeben hat, umsonst? Ihre beste Freundin seufzt und schüttelt den Kopf. „Ich weiß wie das aussieht und nein! Also... anfangs zumindest, aber dann nicht und dann war Charles ja- Ach egal, ich sollte von vorn anfangen." Sie selbst setzt sich neben Felicitas und legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich bin ein Teil von Alonda, ja. Eines der Ratsmitglieder, um genau zu sein. Es gibt nur noch so wenige Erwachte und ich wollte auf eigene Faust herausfinden was die Familie O'Perast für Leute hervorgebracht hat. Weißt du... Charles war versessen was deinen kleinen Bruder anging, oder... teilweise immer noch. Ich wusste von Anfang an dass er zwar viel Potenzial hatte, es aber nie ausschöpfen würde. Charles war aber wie gesagt versessen, weil- Sagen wir es so... er kommt aus einer sehr, SEHR sexistischen Familie und Generation und er war nicht der Meinung dass Frauen das Potenzial haben könnten. Deine Mutter ist ja auch nicht erwacht, warum also du? Bei deinem großen Bruder gab es von Anfang an nie ein Potenzial mit dem man Arbeiten könnte, also konnte man ihn vergessen." Naomi ist- Das muss erst einmal in Felicitas Kopf ankommen. Sie ist ein Teil des Rates von Alonda und sie hat sich um sie kümmern wollen weil sie Potenzial in ihre gesehen hatte. „Es gibt so wenige Erwachte, sodass der Rat sich theoretisch um diese Leute persönlich kümmern könnte und... wir sind 12 Leute. Gibt also nicht mehr so viele wie dich!" Freundschaftlich klopft sie ihr auf die Schulter und schmunzelt. „Im Moment gibt es noch genau neun Erwachte, dich miteingeschlossen. Und bevor du meinst wir wüssten von vielen nicht... Wir bekommen das zu 100% mit, weil wir nämlich einen neuen Eintrag in unser Buch bekommen. Aber das erkläre ich dir später, okay? Auf jeden Fall... Ich wollte dich anfangs wirklich nur im Auge behalten! Aber je mehr ich mich mit dir auseinandergesetzt habe und je mehr wir geredet haben, desto mehr wuchs für mich eine richtige Freundschaft. Ich- Ich sehe dich wirklich als meine beste Freundin an! Also... wenn das für dich in Ordnung ist, ich kenne deine Art und Weise zu denken, deine Vergangenheit... ich verstehe wenn du denkst dass ich dich nur ausnutze. Es-" Naomi bricht abrupt ab, als Lizzy sie wieder an sich zieht und sie umarmt. Erleichtert erwidert sie die Umarmung, für einen Moment hatte sie Zweifel! Lizzy aber auch, Zweifel und Angst dass sie die einzige Freundschaft, die sich wirklich gehalten hat, auch noch verlieren würde. „Du hast mir so viel geholfen... ich- Ich glaube ich wäre eingegangen wenn du nicht gewesen wärst.", murmelt die schwarzhaarige und richtet sich wieder auf nachdem sie Mimi losgelassen hat. „Und auch wenn ich das ein oder andere Jahrhundert älter bin als du, du hast mir auch bei einigen Problemen geholfen." Das muss Naomi jetzt einmal zugeben! Auch wenn die Probleme vom Rat waren und sie sie umgeschrieben hat, damit Felicitas keinen Verdacht schöpft. „Und... ich weiß alles, okay? Der Ghulangriff, also beide! Uhm... das mit Alucard und Hans, Area 51, Lindel, Sir Jepherson Penelopé, Pater Anderson und so weiter. Du- Du musst also nichts mehr umschreiben." Auch wenn sie es nicht von Anfang an wusste, ansonsten hätte es erklärt wieso sie so an Vampiren und Werwölfen interessiert ist. Naomi dachte dass es wirklich nur eine Phase gewesen wäre, nicht mehr und nicht weniger. Erleichtert, dass sie nun auch mit ihr die Wahrheit schreiben kann, lehnt sich Lizzy an sie. „Cool! Cool, cool... Aber... wieso bist du wirklich hier." Ein wenig überrascht sieht die blondhaarige zu ihr hinunter und zieht ihre Augenbrauen hoch, so direkt logisch denkend hatte sie die junge Frau nicht in Erinnerung! Man konnte sie eigentlich relativ leicht ablenken, das muss wohl neu dazugekommen sein. „Hat Charles erwähnt dass sich der Rat bei dir melden würde?" Lizzy schüttelt den Kopf und Naomi seufzt, hätte sie sich eigentlich denken können. Auch wenn Charles sich immer aufspielt als wäre er der größte Macker den es gibt, er ist gerade einmal ein neuer Wächter und kein besonders starker dazu. „Naja, jetzt bin ich da und ich bin als Gesandte des Rats hier und nicht nur als deine beste Freundin." Nur langsam richtet sich Lizzy auf und die grauen Augen starren sie an. „Lass mich kurz die anderen holen. Das ist- Sie sollten mithören." Daran kann und wird Naomi sie nicht hindern, ist ihre Entscheidung wer zuhört und wer nicht.
Alucard hat Hans abgeholt und beide mustern die zweite Frau in der Wohnung. „Du bist also Naomi..." Der Urvampir verschränkt die Arme und legt leicht den Kopf schief. „Ein Drache, nicht schlecht! Aber nichts neues mehr." Naomi selbst betrachtet den schwarzhaarigen Kerl und auch wenn sie weiß wie mächtig er wirklich ist, er verhält sich nicht besser als ein Teenager und das ist auf die beleidigenste Art und Weise gemeint die sie kennt. „Ein Urvampir, auch nicht der erste den ich sehe und wenn man es genau nimmt... bist du eigentlich nicht DER Urvampir." Bitte? Naomi streckt ihre Hand aus und dreht die Handinnenfläche nach oben. Bläulich gefärbte Hologramme erscheinen, zwei Gesichter werden erkennbar. „Meinst du wirklich dass es Vampire erst ab deiner Existenz gibt? Nein, sicherlich nicht. Aber du bist der einzige der es geschafft hat die Rasse auf die Größe zu bekommen und sie überleben zu lassen. Vampire gab es schon vor dir, nur hatten sie nie wirklich eine Chance auf das Überleben und sind einfach wieder ausgestorben." Alucard betrachtet die mit Magie erschaffenen Bilder und runzelt die Stirn. Er hat noch nie zuvor von diesen Leuten gehört, aber kann das sein? Er ist das älteste Wesen das es gibt! Naomi schließt die Hand zu einer Faust und lässt den Arm sinken. „Es gibt Personen die sind das doppelte oder dreifache von dir, Alucard. Ich kenne nur eine Person die annähernd an mein Alter herankommt und das ist Sir Jepherson. Und der Feuerdrache ist auch ein paar Jahre jünger als ich. Wir beide sind locker älter als du, also bitte." Während Alucard wirklich einmal sprachlos ist, sieht Hans zu Lizzy und zieht seine Augenbrauen hoch. Ich hab keine Ahnung wie alt sie ist, okay? Ich habe auch erst vor einer Stunde mitbekommen dass sie ein Teil vom Rat ist! Der Werwolf nickt leicht und sieht dann wieder zu Naomi. Die sieht aber lächelnd zu ihm und neigt leicht den Kopf. Lizzy lässt ein: „Ach du heilige Scheiße...", entkommen und lässt sich auf ihr Bett fallen. Normale Freunde waren wohl gerade aus als sie sich welche gesucht hat. „Aber wie kannst du so jung aussehen, obwohl du älter als Sir Jepherson bist? Selbst Drachen altern!" Naomi schnaubt amüsiert und sieht zu Alucard, lässt im nächsten Moment wieder ein wenig Magie aus ihren Fingerspitzen britzeln. „Magie, mein junger Freund. Ich behalte gern mein Aussehen und im Gegensatz zu dir oder Lizzy als Erwachte, kann ich das nicht einfach so behalten und muss ein wenig nachhelfen. Aber mit 1.018 Jahren darf ich mir das auch einmal erlauben, nicht wahr?" Eintausend- Ach du scheiße. Dieser Gedanke ploppt simultan im Kopf von Hans, Alucard und Lizzy auf. „Aber zurück zum Thema, wo war ich stehen geblieben?" Naomi denkt kurz nach und nickt dann, als sie den roten Faden wieder aufnehmen und somit weiterreden kann. „Genau, der Rat. Uh, Lizzy?" Sie sieht zu der jungen Frau die immer noch auf dem Bett sitzt und zu ihr hochsieht. „Ich hoffe du weißt dass ich dich als ‚Staubhaufen' einspeichern werde, oder?" Die Blondine legt ihr die Hände an die Wangen und drückt leicht zu. Ihr Lächeln ist zwar vorhanden, aber es sieht eher bedrohlich aus. „Tu das und wir werden sehen was rauskommt." Lizzy sieht sie aber unbeeindruckt an. „Sexy Staubhaufen?" Die Stille ist schon fast bedrückend. „Deal." Sie lässt ihr Gesicht wieder los und seufzt, sie wird sie eh nicht daran hindern können. Aber zumindest ein Upgrade war drin, das ist doch schon einmal etwas. „Eigentlich wollte ich etwas anderes! Lenk nicht die ganze Zeit ab, meine Güte..." Immer noch unbeeindruckt zuckt Felicitas mit den Schultern, sie werden den Ernst des Gesprächs und den Grund für ihr Auftauchen noch früh genug mitbekommen! Also sollte ein wenig Witz und Auflockerung der Stimmung doch eigentlich drin sein. Während Alucard noch nicht so darauf klarkommt dass Naomi nicht nur um einiges älter ist als er, sondern auch noch der Fakt, dass er nicht der erste Vampir ist sondern lediglich der Dritte. Zwar ist er der erste erfolgreiche Urvampir, aber dass er trotzdem nicht der erste ist, das kratzt extrem an seinem Ego! Das darf die Lady nie erfahren, die wird ihn damit nie wieder in Ruhe lassen. Nie wieder! Das darf an sich niemand wissen, ansonsten wird er vielleicht noch zur Lachnummer des ganzen Mists und bekommt noch irgendwelche dummen Spitznamen. Kann er nicht gebrauchen und er will damit auch nicht umgehen müssen. Sein Ego bröselt gerade vor sich hin wie ein normaler Vampir der dem Sonnenlicht ausgesetzt war. Naomi, Lizzy und Hans sehen ihm dabei so ein wenig zu und sie blickt zu Felicitas, ist der immer gleich so dramatisch? Aber als ob sie die stumme Frage verstanden hätte, presst sie die Lippen aufeinander und nickt vor sich hin. Das ist Alucard, die Dramaqueen vom Dienst. Und trotzdem würde sie ihn gegen nichts eintauschen wollen. „Aber wir sollten es trotzdem nicht hier besprechen und da jetzt alle da sind, Achtung!", ruft Naomi und das kalte, bläuliche Licht von den Hologrammen vorher umgibt jeden der hier Anwesenden.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro