
(Prolog)🇰🇷4🇺🇸
Jungkook
Warum hatte ich nicht nein gesagt, als Hoseok-hyung mit der allbekannten 'Ich kenn da Eine, die Einen kennt, der Einen kennt, der dir sicher helfen kann'-Masche kam? Klar! Ich war geknickt gewesen und sein Vorschlag, eine alte Bekannte um Hilfe zu bitten, hatte im ersten Moment wie ein Licht am Ende des Tunnels gewirkt. Aber inzwischen -wo ich nun schon hier stand- war ich drauf und dran einen Rückzieher zu machen.
Miss Lee -Das Entertainment hatte mir in weiser Voraussicht eine Dolmetscherin zur Seite gestellt- hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu beruhigen. Und das wo ich es ihr nicht gerade einfach machte. Ich rechnete es ihr daher wirklich hoch an, dass sie bei meinem Gejammer noch nicht die Flinte ins Korn geworfen hatte...
Allein schon wenn ich daran zurück denke wie nervös ich bei der Anreise war, ist das hier im Vergleich gleich unermesslich schlimmere:
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"Mister Jeon, beruhigen Sie sich doch bitte. Ich bin sicher, Sie können ihrem Kollegen vertrauen. Also lehnen Sie sich endlich zurück und genießen Sie den Flug", redete sie mit beruhigender Stimme auf mich ein. Ihre förmliche höfliche Ausdrucksweise war ungewohnt, verfehlte dabei jedoch nicht ihre Wirkung. "Sie könnten zum Beispiel Musik hören, oder einen Film anschauen, oder aber wir tauschen die Plätze und Sie schauen aus dem Fenster und betrachten die Wolken...", Ich bemühte mich wirklich ihre Aufzählung von Aktivitäten zuzuhören. Aber -ob beabsichtigt oder nicht- der sanfte melodische Klang ihrer Stimme lullte mich allmählich ein und meine Lider wurden schwerer und schwerer. Bis sie schließlich gänzlich zufielen, als würden schwere Kisselsteine an ihnen ziehen.
Nur am Rande bekam ich noch mit wie sie leise kicherte und mich dann mit einer dünnen Decke zudeckte. Dann war ich auch schon im Land der Träume verschwunden und holte den Schlaf nach den ich vor lauter Aufregung in den Nächten davor kaum bekommen hatte.
~
"....ger Herr?"
Ertönte eine glockenhelle Stimme neben mir und dann wurde auch schon sanft an meiner Schulter gerüttelt. Völlig benommen blinzelte ich und erblickte die verschwommenen Umrisse einer zierlichen Stewardess. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und schaute ihr verwirrt entgegen "Gut, Sie sind wach Sir", ein breites honigsüßes Lächeln lag auf ihrem Gesicht "unser Captain bereitet den Landeanflug vor, daher bitte ich Sie, sich wieder anzuschnallen... Oh und weisen Sie bitte auch ihre Schwester darauf hin" meinte sie und deutete dann auf Miss Lee deren Kopf auf meiner Schulter ruhte. Ich wollte schon protestieren, aber die junge Frau war schneller weg, als ich Bangtan sagen konnte. Also schluckte ich meine Worte herunter und weckte die Dolmetscherin neben mir vorsichtig auf.
Erschrocken fuhr sie hoch und blickte wie paralysiert durch die Gegend "H-hey, wer had hier das Lich' ausgemachd?", lallte sie verwirrt und schlaftrunken und hielt sich die Hände vors Gesicht ohne sie scheinbar zu entdecken. Meinerseits nun verwirrt, schaute ich ihr ins Gesicht und entdeckte sofort den Grund. "W-warten Sie, i-ich helfe ihnen" stotterte ich, teils weil ich verlegen war und teils weil ich wirklich versuchte nicht zu lachen. Sie hatte doch tatsächlich eine Schlafmaske auf und war so verschlafen, dass sie es nicht merkte.
"Hä?" Gab sie nur von sich und schaute in meine Richtung.
"Wer bissn' du?" fragte sie und tastete mein Gesicht ab "so weich" nuschelte sie während sie in meine Wange kniff und ich nahm die Farbe einer Tomate an. Tief atmete ich durch und löste unter Protesten ihre Hände von meinem Gesicht um ihr dann anschließend die Schlafmaske in die Stirn zu schieben. Nun war es an ihr vor Scham rot anzulaufen und schlagartig schien sie hellwach zu sein.
"Oh mein Gott" stieß sie aus und schlug sich die Hände vor den Mund. "Mister Jeon, Heiliger... Oh Gott Verzeihung, wie peinlich..."
Ich räusperte kurz und hob abwehrende die Hände. "W-wir sol-sollen u-uns ansch-schnallen weil wir gleich landen werden" stotterte ich weil mir wegen der unangenehmen Situation ein fetter Kloß im Hals steckte. Stumm nickte sie darauf hin und weder beim Landeanflug noch an der Gepäckausgabe oder auf dem Weg zum Ausgang wechselten wir ein Wort mit einander.
Erst draußen, als es darum ging die Person zu finden die uns abholen würde, trauten wir uns allmählich wieder mit einander zu reden und versuchten den verwirrenden Moment einfach zu vergessen.
~
Jenny Kido. Das war der Name der Frau die Miss Lee und mich -wie von Hoseok-hyung versprochen- vom Flughafen abgeholt hatte. Ich weiß nicht mehr genau was ich mir eigentlich für ein Bild von der Person hinter dem Namen ausgemalt hatte, aber irgendwie entsprach das was ich dann sah, genau dem was ich erwartete wenn ich an eine Hiphop-Tänzerin dachte. Schlabberige Haremshosen bis in die Kniekehlen hochgezogen, ausgetretene Sneakers, ein schlabriges ärmelloses Shirt, Schweißband am Handgelenk und Snapback mit der Blende nach hinden. Fertig war der Look der um den zierlichen Körper der dratigen jungen Frau schlackerte, welche auf den ersten Blick wie ein agressiver Kampfzwerg wirkte sich aber dann als liebenswertes Plappermaul heraustellte.
Leider musste ich schmerzhaft feststellen, dass es keinen Ausknopf für sie gab und so berichtete sie mir lang und breit wie sie und meinen Hyung sich kennen gelernt hatten. Sie erzählte so viel und sprach so schnell. Miss Lee kam kaum mit der Übersetzung hinterher.
Irgendwann meinte sie dann wohl, sie hätte genug von sich erzählt und wollte nun etwas von mir wissen. Also erzählte ich ihr ein paar Sachen die Hoseok-hyung noch nicht über mich erzählt hatte wie zum Beispiel mein Alter oder dass ich ein bisschen japanisch sprach was ihr wohl gefiel denn so konnten wir uns barrierefrei unterhalten. Aber als ich fertig damit war blickte sie im Rückspiegel ihres Wagens abwartend zu Miss Lee. "Du warst ebenfalls gemeint", grinste Jenny ihr verschmitzt entgegen "wie heißt du?"
"Ich ..ähm ich... Muss ich wirklich? Ich bin doch völlig unwichtig" versuchte sich die Angesprochene herauszureden. Doch Jenny gab nicht nach. Sie sah die junge Frau an, wie eine Spinne die einen Schmetterling in ihrer Falle gelockt hatte.
"Na schön, mein Name ist Jubilation~" fing sie an sich vorzustellen, wurde aberprompt wieder von der Tänzerin -der offenbar ein ähnlicher Gedanke kam wie mir- unterbrochen "Krass warte, lass mich raten du bist Jubilee und der Kleine da ist Deadpool, stimmt's?" Sie wirkte irgendwie skeptisch aber auch belustigt, so als hielt sie das Ganze für einen kuriose herbeigesponnen Scherz.
Miss Lee verdrehte nur die Augen "Warum denken immer alle ich wöllte sie verschaukeln?", zischte sie. "Kann ich denn was dafür, dass mein Vater auf X-MEN-Comics fliegt und es naheliegend fand mich Jubilation zu nennen, nur weil wir Lee mit Nachnamen heißen.... Als ob man als Baby da Mitspracherecht hat..."
Sie grummelte noch ein paar Dinge die man nicht verstehen konnte und klinkte sich dann vollends aus dem Gespräch aus, indem sie stur zum Fenster heraus starrte. Jenny nutzte das um mich mental auf meinen Tanzlehrer vorzubereiten.
Pheonix -ob das wohl sein echter Name war?- war wohl kein wirklich freundlicher Zeitgenosse. Jenny versuchte zwar ihn freundlich zu umschreiben aber das einzige was ihn und mich wohl Verband war der unbändige Wille zu tanzen. Gut offensichtlich war er wohl auch Koreaner aber er gab -Jenny konnte oder wollte das nicht mit schönen Worten umrahmen- einen F!ck auf seine Abstammung und verweigerte sich strikt der Asian-Community.
"Man kanns ihm aber auch kaum verübeln, bei seiner Vergangenheit..." nuschelte sie noch.
Ich wollte mehr wissen, obwohl sie es mehr für sich gesagt hatte. Aber bevor ich genauer nachfragen konnte waren wir auch schon da. Eine Hand voll junger -ähnlich wie Jenny gekleideter- Leute erwartete uns bereits. Sie entstammten den verschiedensten etnischen Kreisen aber einen Koreaner konnte ich nicht unter ihnen ausmachen. Wollte oder konnte er sich nicht dazu aufraffen mich kennenzulernen?
_~°-•-°~_
"Mister Jeon?" riss mich Miss Lee aus meinen düsteren Gedanken. Sie lächelte freundlich aber in ihrem Blick lag auch ein Hauch Sorge. Ich schüttelte den Gedanken ab und lächelte zurück um mir nichts anmerken zu lassen. Hoffentlich überstehe ich das hier...
Nach einigen Minuten in denen stumm skeptische und abschätzende Blicke ausgetauscht wurden löste sich ein großer Mann aus der Gruppe. Er war vermutlich in den Dreißigern und sah mit den kurzen braunen Haaren, dem gepflegten Dreitagebart und der kaum übersehbaren Muskelmasse -die einen vor Neid fast erblassen ließ- aus wie die Kreuzung aus einem römischen Legionär und einem Wickinger.
Seine Augen braunen Augen taxierten mich freundlich, als er mir zur Begrüßung seine große Pranke von Hand hinhielt. Ich überlegte fieberhaft was die Geste bedeutete als Miss Lee mir zaghaft den Ellbogen in die Seite stieß um mir zu unfällig zu signalisieren das ich sie annehmen sollte.
"Welcome to Miami" meinte er als ich seine Dargebotene Hand zögerlich annahm und schüttelte sie kurz.
"I'm Sean Asa and that's LMNTRIX", stellte er sich dann vor und deutete mit einer ausladende Geste hinter sich. Ob er die Gruppe oder das große Gebäude -auf dessen Parkplatz wir standen- meinte, offenbarte sich selbst Miss Lee nicht. Vielleicht meinte er aber auch einfach beides...
Ich nickte also einfach und verbeugte mich höflich um mich anschließend kurz vor zustellen. Langsam wurde es ernst, das spürte ich und wurde so nervös, das ich nur am Rande mitbekam wie Mister Asa sich noch kurz mit Miss Lee unterhielt und sich dann der Gruppe zu wandte, welche sich daraufhin lärmende in Bewegung setzte und das große Gebäude durch den Hintereingang betrat.
Ich selbst, hatte plötzlich wieder schreckliches Muffensausen und blieb wie angewurzelt stehen. Der Typ der mir das tanzen bei bringen könnte oder sollte, wollte mich doch offensichtlich eh nicht kennen lernen. Also was sollte ich dann überhaupt hier?
"So schlimm wird es schon nicht werden", vernahm ich die Stimme der Dolmetscherin neben mir. Sie legte mir aufmunternd ihre Hand über die Schulter und schob mich sacht an. Doch mit jedem Schritt den wir weiter gingen, jedem Schritt der uns weiter zu unserem Ziel -ein Studio aus dem leise bassgeschwängerte Musik drang- führte, rutschte mir mein Herz immer Tiefer in die Hose.
Als ich dann bemerkte, dass ich nun schon wieder fast alleine da vor der Tür stand und man verlangte, dass ich den Raum -in dem die Musik bereits verstummt war- betrat, war es bereits in meinem Schuh angekommen. Schlagartig erfasste mich eiskalte Panik. Ich riss die Augen weit auf, machte auf dem Absatz kehrt und wollte schon die Beine in die Hand nehmen, um davon zu laufen.
Nicht einmal einen Schritt schaffte ich, da umfassten links und rechts jeweils zwei Hände wie Schraubstöcke meine Arme. Ich schaute nach wer mich da gepackt hatte und mein Herz blieb vor schreck beinahe stehen. Links blickte mich das gleiche Gesicht wie rechts mit dem identischen diabolischen Grinsen an. Ich wollte es wäre ein gruseliger Traum, aber es war keiner denn als ich versucht mich aus ihrem Schraubstockgriff zu befreien änderte sich nichts weiter, als dass mir lediglich die Arme wehtaten.
"Ah ah... Come on Shorty" meinte einer von beiden, als ich schließlich auch lautstark protestierte. Ohne auf meine Worte zu achten trug er mich mit seinem Doppelgänger einfach in den Raum hinein "EINS SCHWÖR ICH DIR JUNG HOSEOK, EINES TAGES WERD ICH ES DIR HEIMZAHLEN, DASS DU MICH SO HINTERGANGEN HAST!", Schrie ich teils wütend teils verzweifelt meine Seele aus dem Leib, ehe man mich wie einen Sack Kartoffeln auf den Boden plumpsen ließ.
Es war still. Gespänstig still. Die Atmosphäre war bis kurz vor dem zereißen gespannt und während man das Knistern eben jener in der Luft deutlich wahrnehmen konnte, traute sich keiner etwas zu sagen. Jeder schien auf etwas zu warten. Nur was?
Ich sah mich um und begegnete zwei finsteren tiefschwarzen Augen die sich tief in mein Gedächtnis einbrannten. Sie waren von so unsagbar kaltem Hass erfüllt, dass es mir eiskalt den Rücken herunter lief. Ob das dieser 'Phoenix' war, von dem Jenny vorhin erzählt hatte?
Auch wenn er ein verdammter Hüne war -ich musste mir selbst nach dem Aufstehen noch den Hals verrenken um ihm ins Gesicht zu sehen- sah er doch sehr eindeutig nach einem Asiaten aus. Ein stinkwüteder Asiate zwar, der mich, mit seinen zu Schlitzen verengten Augen zu erdolchen versuchte. Aber er war ein Asiate.
Und ich wurde immer kleiner unter diesem eiskalten Blick und spürte wie ein Kloß in meinem Hals heranwuchs.
Nicht einmal Yoongi-Hyung hat so eine düstere Ausstrahlung wenn er wütend ist.
Kaum hatte ich diesen Gedanken beendet, zerschnitt auch schon seine eisige Stimme die Luft.
"SEAN..."
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Nach unendlich langer Zeit schreibe ich nun auch hier endlich einmal weiter.
Ich hoffe es war kein zu seltsames Kapitel 😅 falls doch werdet ihr oben das Musikvideo zu "Wonderland" von ATEEZ als Entschädigung für mein Versagen finden. 😅
LG Noah~😅
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