Eine weitreichende Lüge
N/A: Wir würden uns gerne überschwänglich bedanken für den, für uns, neu heruntergeholten Stern... es gibt fast nichts Schöneres, als dieses Gefunkel über dem Schreibtisch... außer vielleicht – jaaaaaaa – ihr habt es erraten: ein Review. Auch hier sind wir ganz hin und weg...
»Loh! Loh!« hörte ich Mie rufen. Es klang sehr eindringlich.
Stirnrunzelnd legte ich die gesammelten, verschiedenartigen Federn auf den Tisch und trat vors Haus.
Atemlos kam Mie vor mir zum Stehen. »Ein Raumschiff landet. Ganz in der Nähe, wo wir dich gefunden haben. Los komm!«
Das konnte kein Zufall sein. Ob das Sklavenhändlergesindel der Mannschaft der Milano entkam? Mie packte meine Hand und wollte wieder los, doch ich hielt sie zurück. »Mie. Das ist nicht gut. Ich kenne diese Raumfahrer nicht und es ist besser, ihr sprecht nicht von mir.« Aber die Neugierde plagte mich. Wer da wohl kam? Die Gefährten von Tuck, oder die Besatzung der vogelähnlichen Milano?
»Trotzdem sollten wir hin«, beharrte Mie und zog wieder an meiner Hand. »Es fällt auf, wenn wir nicht neugierig sind. Weißt du, unser Volk ist sehr neugierig. Alle wissen das. Deswegen können wir mit jedem auch Handel oder Tausch betreiben.«
»Gut, gehen wir hin und sind neugierig. Doch kein Wort über mich!«
Als wir ankamen, stand bereits die halbe Siedlung an der Absturzstelle und beobachtete die Raumfahrer, beim Sezieren der verbrannten Rettungskapsel. Keinen der suchenden Raumfahrer kannte ich. So waren dies Besatzungsmitglieder der Milano?
Ein heißer Schauer glitt über meinen Rücken, als ich die schwarze Kapsel sah. Wie konnte ich so eine Katastrophe überlebt haben? Schnell wandte ich meinen Blick zum gelandeten Raumschiff. Undeutlich erkannte ich zwei weibliche Gestalten im durchsichtigen Teil, wahrscheinlich der Brücke. Die Milano!
Mie zupfte an meinem Hemd. »Weshalb haben die Männer ihr Haustier auf die Suche mitgenommen?«
So wandte ich meine Aufmerksamkeit nun doch der Suchtruppe zu. Das laufende Pelztier zeterte ununterbrochen. Ich verstand jedes Wort. Er schimpfte. Lächelnd erklärte ich Mie, dass es Wesen gab, die über keinen ausgeprägten Geruchssinn verfügten und sich deshalb der Fähigkeiten diverser Haustiere bedienten. In diesem Falle wohl diesem hier.
»Wie folgsam es ist – ohne Leine und ohne Kette.«
Und frech – ergänzte ich in Gedanken.
***
Das Karnickel trat achtlos gegen die ausgebrannte Kapsel. »Was immer da auch drin war ist jetzt feinstes Grillfleisch.«
Ich bückte mich und blickte ins Innere. »Selbst dann müssten Reste der Leiche vorhanden sein.«
Quill grunzte abfällig hinter uns. »Schau dir diese kleinen neugierigen Kappasch an. Wir sollten doch etwas Aradog eintauschen. Die verscherbeln es uns für einen Appel und ein Ei und wir verdienen uns eine goldene Nase daran.« Quill schien immer nur an der Vermehrung seiner Credits interessiert zu sein. Ich konnte hören, wie er begann mit den Einheimischen zu reden.
»Der gehörnte Knabe bringt doch nur Ärger. Vergiss ihn einfach.«
Ich warf dem Karnickel einen scharfen Blick zu.
»Schon gut, schon gut. Jeder hat so seine Schwächen.«
Das Karnickel kletterte in die Kapsel, wahrscheinlich um nachzusehen, ob es etwas gab, was sich mitzunehmen lohnte. Ich blickte zu den Einheimischen. Sie sahen sich so ähnlich, dass man sie fast nicht unterscheiden konnte. Männer wie Frauen trugen ihr kupferrotes Haar lang. Sie wirkten auch alle gleich klein. Ich konnte weder jemanden mit blauer Hautfarbe erkennen noch jemanden, der mit seiner Größe herausstach.
»Nichts zu holen in dem Stück Kohle. Lass uns zur Benatar zurückgehen. Der Schabernackgott scheint nicht hier zu sein.«
»Zur Benatar?«
Das Karnickel sah kurz zu Quill, der immer noch am Verhandeln war. »Unser aktuelles Raumschiff hieß eigentlich so, bis Quill es umgetauft hat. Die echte Milano ist genauso Schrott wie die Kapsel da."
***
Wir standen ziemlich am Ende der Neugierigen und streckten ab und zu unsere Köpfe nach oben, damit wir nicht auffielen. Sobald einer der Suchenden zu uns sah, nahmen wir sie wieder hinunter. Mie's Vater sprach mit dem kleineren Blonden.
Neben mir seufzte Mie. »Wir haben so viel von dem Aradog, dass es mir fast leidtut, dass der Raumfahrer so viel dafür bezahlt.«
»Was geben sie euch für das Metall?«
»Nägel. Er gibt uns zwanzig Nägel für fünf Kilo Aradog.«
Ich starrte Mie an und blickte dann zu dem handelnden Raumfahrer. Dieser Schurke! Ich verstand, was er vor dem Gespräch mit Kla zu dem bärtigen großen Blonden sagte. Sie betrogen die Leute hier. Dennoch hielt ich mich für den Moment zurück, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
»Was tut denn jetzt der Dicke?«
Ubila! Er ging von Kappasch zu Kappasch und blickte jeden von ihnen ganz genau an. Warum suchten sie nach dem Abgestürzten? Unmöglich konnten sie von mir wissen. Wusste ich selbst kaum etwas über mich. Warum also? Um mich an jemanden zu verkaufen? Da ich mein wahres Aussehen nicht kannte, wusste ich nicht, ob meine normalen Züge die der Kappasch Gestalt ähnelten und mich dadurch verrieten. »Er glaubt nicht, dass ich verbrannt bin«, flüsterte ich, »da er keine Reste finden kann.«
Mie blickte mich an, runzelte die Stirn, drängelte sich plötzlich zwischen den anderen nach vorne durch und versperrte dem bärtigen Blonden den Weg.
»Ich habe gesehen, wie das da vom Himmel fiel«, erklärte Mie und deutete auf die Kapsel. »Ich bin schnell hingelaufen, um es mir anzusehen.«
Mie! Was tat sie da?
»Was hast du gefunden?« wollte der Bärtige in der Sprache der Kappasch aufgeregt wissen.
»Ich kam zu spät. Ein Hyaenidaer holte sich das Wesen und hat es in den Wald verschleppt.«
»Konntest du sehen, wie das Wesen aussah? War es blau?«
»Blau? Nein... es war mehr schwarz und rot, mit Fell, glaube ich. Der Hyaenidaer verdeckte das meiste von ihm. Es tut mir leid.«
Mie log, dass die Brücke wackelte. Der Bärtige blickte sie allerdings eher zweifelnd an. Er betrachtete den Boden um die Kapsel herum. Sicherlich suchte er nach Schleifspuren, allerdings sorgten die Füße der Kappasch dafür, dass sich alles um die Kapsel platt und niedergetrampelt präsentierte. Er konnte Mie glauben, oder nicht. Beweise bekam er keine.
Das pelzige Haustier klopfte dem Bärtigen gegen die Hüfte. »Siehst du, Thor, klingt eher wie ein Wookiees.«
»Der Aakon hat gesagt, der geflohene Gefangene war blau mit roten Augen«, beharrte der Bärtige. Er suchte tatsächlich mich! Was wollte er von mir?
»Rem ist ein Arschloch und Arschlöcher lügen.«
Danke kleines Pelztier. Doch noch immer schien der Bärtige nicht bereit aufzugeben. Erneut scannte sein Blick die Gesichter der Kappasch. Ich trat einen Schritt zur Seite, damit mein Vordermann mich verdeckte.
»Komm schon Thor! Lass uns verschwinden, bevor Quill noch mehr von dem Zeug tauscht. Irgendwer muss den Kram nachher aufs Schiff bringen und ich will das nicht sein.«
Es schien dem Bärtigen wirklich wichtig zu sein, mich zu finden. Er zögerte, sah zur Kapsel, zum Wald und wieder zu uns. Schließlich seufzte er tief und lief zum Raumschiff zurück. Ich stieß erleichtert Luft aus.
Mie kam wieder neben mich und lächelte verschmitzt. »Sei ohne Sorge. Ich werde nicht zulassen, dass man uns unseren Gott wegnimmt.«
***
An einen Baum gelehnt betrachtete ich den mir unbekannten Sternenhimmel. So viele Fragen beschäftigten mich und keine Antworten besänftigten meine innere Unruhe.
Der schwarze Metallklumpen hatte mich schockiert. Kein normales Lebewesen konnte so einen Absturz überleben. Warum also ich? War ich tatsächlich ein Gott, wie Mie behauptete? Und wenn ja... warum, bei aller Göttlichkeit, ließ mich mein Erinnerungsvermögen so dreist im Stich? Oder... oder wollte ich mich nicht erinnern?
Weshalb wandelte ich mich in die Gestalt eines Kappasch?
Weshalb verbrannte ich den ersten, der mich berührte als ich... blau war?
Egal wer mich ansprach – ich verstand jede Sprache, jeden Dialekt... und was ich alles wusste!
Ich seufzte und hob meine Hände, um sie zu betrachten. –Keine Arbeit gesehen- Aber ich kannte mich mit Raumschiffen aus.
Ich sah nicht aus wie ein Krieger, beherrschte jedoch den Kampf.
Da fiel mir mein Dolch wieder ein. Im Inferno des Absturzes ging er mir verloren. Wie gerne hätte ich ihn noch immer...
»Loh! Komm herein! Es wird kalt. Wir wollen die Türe verschließen.«
Mie! – Kaum von meiner Seite zu bekommen. Log für mich! Der Gedanke ließ mich lächeln. Das gefiel mir.
»Ich komme!« Ich stieß mich vom Stamm des Baumes ab und ging auf das Haus zu. So kalt kam es mir nicht vor, doch behielt ich es besser für mich. Nun galt es meine Göttlichkeit zu erforschen.
***
Die Tage vergingen wie Eis in der Sonne. Ich lebte im Haus von Kla und seiner Tochter Mie, bekam dort einen kleinen Raum zugeteilt, den ich meist nur zum Schlaf aufsuchte. Die Besatzung der Milano kam nicht mehr zurück. Als ich mir diesem Zustand sicher war, machte ich mich auf den Weg zur Absturzstelle.
Wie schnell sich die Natur einverleibte, was sie nicht kannte. Grüne und blaue Ranken umwucherten die zerstörte Kapsel. Korrosion zerfraß das übriggebliebene Metall. Vorsichtig fuhr ich mit der Handfläche über ein freies Stück Metall. Wo es wohl seinen Ursprung hatte? Ob ich eines Tages ebenso enden würde? Hier, auf einem Planeten, den ich nicht kannte? – Ohne je erfahren zu haben, wer ich bin/war?
Warum so melancholisch? Es ging mir doch gut. Außerdem wollte ich nach meinem Dolch Ausschau halten und nicht an Gedanken festhalten, die mir nichts brachten.
Die Besatzung der Milano fand keinen Dolch, also musste er noch hier sein. Wenn er sich nicht in der Kapsel befand, lag er vielleicht irgendwo um sie herum, herausgeschleudert mit mir, als die Gurtung ihre Funktion aufgab.
Vier Tage verbrachte ich damit, alles abzusuchen. An zwei Tagen, von ihren Pflichten befreit, begleitete mich Mie und half mir. Am fünften Tag gab ich auf. Ich setzte mich an das Ufer und starrte auf die in der Sonne glitzernde Wasseroberfläche. Wahrscheinlich schmolz der Dolch zu einem winzigen Klumpen Metall zusammen, zu unscheinbar, um jetzt noch gefunden zu werden. Ich seufzte. Aus der Ferne hörte ich einen nahenden Wagen.
Mie setzte sich seitlich neben mich. Ihre Finger spielten auf dem Wasser und erzeugte kleine Kreise, die sich ausweiteten. »Du hast es nicht gefunden?«
Ich schüttelte verneinend den Kopf.
Sie hielt inne und zog ihre Finger aus dem Wasser. »Und?... Und wenn es ins Wasser gefallen ist?«
Ich presste die Lippen zusammen. Und wenn? Ein fast unmögliches Unterfangen ihn dort unten zu finden. Es nicht zu versuchen würde keinen Frieden bringen. Also stand ich auf und zog mir das Hemd über den Kopf.
Ich hörte Mies protestierenden Schrei: »Loh!«
»An deiner Stelle würde ich nun schnell zurück auf den Wagen.« Meine Hände griffen nach den Bund der Hose. Mie sprang auf und rannte. Ich lachte ihr hinterher, ließ die Hose fallen und sprang in das warme Wasser.
Ich konnte den dunklen Boden ausmachen, so narrte mich das grüne Wasser und täuschte eine unendliche Tiefe vor. Ich tauchte auf, schüttelte mich und holte tief Luft, bevor ich mich wieder unter Wasser begab. Verschiedenartige Fische schwammen um mich herum, zeigten keine Scheu und die handgroßen Roten fanden Gefallen daran, dass ich über ihre Flossen strich. Sie folgten mir tiefer, bis auf den Seeboden, der aus schwarzem Sand und von dunklen Algen bewachsenen Steinen bestand. Mir schien, der Boden schluckte alles Licht. Erst beim zweiten Tauchgang, als mich die Roten erneut begleiteten, fand ich heraus, dass sie kurz über dem Sand zu leuchten begannen und so begrüßte ich ihre Gesellschaft.
Das Rauschen des Wassers im Ohr, die dumpfen blubbernden Geräusche, die meine schwerelosen Bewegungen verursachten und der Tanz der Roten vor mir, ließ mich fast mein Ziel aus den Augen verlieren. Belustigt beobachtete ich, wie die Roten sich an den dunklen Algen rieben und durch eine mir unbekannte Symbiose die Steine zum Aufleuchten brachten. Streifte eine Schwanzflosse zufällig den schwarzen Sand, begann dieser leicht silbern zu glimmen. Immer wieder musste ich meinen Tauchgang beenden, um meine Lungen mit Luft zu füllen, bevor ich mich wieder nach unten begab.
Fast den ganzen Nachmittag verbrachte ich dort unten. Von Luftholen zu Luftholen wurde meine Hoffnung weniger, bis ich ein letztes Mal abtauchte. Ich wünschte mir von ganzem Herzen diesen Dolch zu finden. Vielleicht halb vom Sand vergraben und... einer der Roten strich mit seiner Flosse durch den Sand, welcher zu glimmen begann und da... ich kniff die Augen zusammen, konnte mein Heil kaum fassen. Tatsächlich lag er da! Genau wie ich es mir wünschte - die Klinge lugte zu einem Drittel aus dem Sand hervor und glitzerte unter dem silbernen Glimmen des Sandes.
Ich griff so schnell zu, dass die Roten erschrocken das Weite suchten und nur zögerlich zurückkamen. Das Heft fest umschlossen tauchte ich auf. Ich hatte ihn – meinen Dolch und ich würde mich freiwillig nicht von ihm trennen. Nein, ab jetzt würde ich besser auf ihn aufpassen. So durchbrach ich die Wasseroberfläche, schnappte nach Luft und schwamm, soweit es ging, ans Ufer, um an Land zu waten. Meinen Dolch fest in der Faust.
Als ich triefend nass vor meiner Gewandung zum Stehen kam, fand ich dort ein Laken zum Trockenreiben vor. Der Wagen stand noch da und mit ziemlicher Sicherheit wartete dort Mie auf mich, um mir ein Nachhause laufen in der Dunkelheit zu ersparen.
***
»Was ist mit deinem Bart passiert?«
»Ich habe ihn gestutzt.«
»Was tust du da?«
»Trainieren.«
»Du schwingst deine Axt. Es sieht eher aus, als wolltest du mein Schiff zertrümmern.«
»Warum störst du mich?«
»Du hast Rocket eine neue Route aufgetragen. Ich dachte, wir wären uns einig. ICH bin der Captain und ICH bestimme, wohin wir fliegen.«
»Wir treiben seit Tagen ziellos im Weltall herum.«
»Wir treiben NICHT ziellos im Weltall herum. Ich lote noch aus, welcher Zielpunkt für uns am lukrativsten ist.«
»Es wäre besser, wir würden endlich unsere Kräfte einsetzen, um unterdrückten Völkern zu helfen. Immerhin sind wir Avengers.«
»Du WARST vielleicht ein Avenger. WIR sind keine Avenger. Und anderen zu helfen bringt keine Kohle in die Kasse.«
Quill nervte. Die Idee, die Mailand zu nutzen, um in den Welten nach Loki Ausschau zu halten, erwies sich als schwieriger als gedacht. »Auf Tumbalin gibt es wertvolle Rohstoffe.« Quill hob misstrauisch eine Augenbraue. Ich grinste. »Immerhin brauchen wir weiterhin Geld für mein Bier.«
»Na schön. Dann sehen wir uns auf Tumbalin mal um. Aber nur, weil ich auch schon von deren Rohstoffvielfalt hörte.«
Quill hob den Kopf und verließ den Raum. Wie leicht er zu führen war. Tumbalin befand sich nur einige Flugmeilen unterhalb des Quadranten, wo Thanos unser Schiff zerstörte. Vielleicht... ja vielleicht... Ich seufzte und kreiste Sturmbrecher erneut.
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