Der große Lehrmeister
Es fiel mir schwer meine Gedanken zu ordnen. Entschlossen meinem Gedächtnisverlust auf den Grund zu gehen, beschloss ich mir Notizen zu machen. Ich sprang die wenigen Stufen zum Haus hoch. »Kla?« Mie's Vater saß am Tisch mit zwei jungen Männern, die gebannt an seinen Lippen hingen. Sie sahen mir offen entgegen.
Kla nickte den beiden zu. »Das wäre es. Verbreitet es!«
Die beiden gingen links und rechts an mir vorbei und verließen das Haus.
Kla stand auf und neigte den Kopf. »Was kann ich für dich tun, Loh?«
»Ich benötige ein paar Bogen Papier und etwas zum Schreiben.«
Kla blinzelte verwirrt, bezüglich meines vorgetragenen Wunsches. »Verzeih mir Loh, du möchtest was?«
Ich starrte ihn bestimmt nicht besser an. Sie bauten Häuser, Ställe und Scheunen, sie mussten doch des Schreibens mächtig sein. »Hilfsmittel zum Schreiben.«
»Ich... ich weiß wirklich nicht, was du meinst, Loh.«
Überlegend warf ich einen Blick nach oben. »Wie gebt ihr euer Wissen weiter? Woher wisst ihr, wann und welche Saat ausgebracht werden muss?«
»Dafür haben wir unsere Übermittler. Ihr ganzes Leben widmen sie dem Lernen und Weitergeben wichtiger Mitteilungen. Gut, manchmal sind auch minderwichtige dabei, doch...«
»Dann möchte ich mit einem Übermittler sprechen.«
»Ich schicke dir einen in deinen Raum.«
»Danke.« Ich wollte mich zurückziehen, da rief mich Kla zurück.
»Loh! Was ist Schreiben?«
»Ich werde es dir beizeiten zeigen, Kla – nachdem ich mit dem Übermittler gesprochen habe.«
»Dafür danke ich dir.«
Ich nickte und suchte meinen Raum auf. Kurz darauf klopfte es und der Übermittler trat ein, ohne auf meine Aufforderung zu warten.
»Du möchtest mich sprechen, Loh? Ich bin Ma-Kah, Übermittler des ersten Ranges.«
»Ja, bitte setz dich!« Ich wartete bis er saß und mich erwartungsvoll ansah. »Seid ihr des Lesens und Schreibens mächtig?«, erkundigte ich mich, obwohl ich mir der Antwort bereits bewusst war.
Ma-Kah musterte mich nasekräuselnd. »Du meinst...?«
Ich hob einen Finger. »Ich werde es dir zeigen. – Später! Jetzt will ich wissen, ob du meine Ankunft miterlebt hast.«
Ma-Kah lächelte wieder. »Ja. Ich gehörte zu der kleinen auserwählten Gruppe, die ausgeschickt wurde, dich zu finden.«
»In welcher Verfassung habt ihr mich gefunden?«
»Dein Gefährt war zerbrochen, glühte und rauchte. Du selbst lagst etwas entfernt von ihm auf dem Bauch, in einer Lache von blauer Flüssigkeit. Dein Körper war von hellem Blau, bis auf deine rechte Seite und dein rechtes Bein...« Er schüttelte sich. »Es stand seltsam ab, deine Haut wirkte verrußt.«
»Wirkte?«
»Ste berührte dich, in dem er seine Hand über die schwarze Seite gleiten ließ. Der Ruß verschmierte wie warmes Fett. Als seine Hand auf deine blaue Haut geriet, schrie er auf und seine Finger wurden schwarz. Er schrie unter Schmerzen, wir sollen ihn von dir wegziehen, da er nicht von dir loskam. Wir trauten uns nicht. Da zog sich dein Körper zusammen und änderte sich in einen von uns. So kam Ste von dir frei.«
»Was ist mit der blauen Flüssigkeit passiert?«
»Ein Teil davon wurde von dir aufgenommen, der andere versickerte. Alle Pflanzen erfroren dabei.«
»Ich war an der Absturzstelle. Davon habe ich nichts gesehen.«
»Die halbe Kapsel zerbrach nochmals und bedeckte die erfrorene Stelle mit Glut.«
Ich nickte verstehend. »Ich möchte Ste sprechen.«
Ma-Kahs Lippen verzogen sich zu einem Strich. »Wir können zu ihm. Aber ich weiß nicht, ob er uns noch hört. Sein Arm ist bereits bis zu den Schultern schwarz und er hat starke Schmerzen.«
»Bring mich zu ihm!«
***
»Das ist gegen die Natur!«
Rocket hob eine Augenbraue und warf Quill einen Aber-sicher-Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Thor widmete, der einige Meter weiter vorne stand. Von vier Tumbalin-Frauen umringt, gab er eine Geschichte zum Besten.
»SO schnell kann niemand –NIEMAND – so viel Gewicht verlieren!« beharrte Quill trotzig klingend.
Rocket rollte mit den Augen. Die Tumbalinerinnen hingen an Thors Lippen, kicherten und jede versuchte möglichst die beste Position, nahe bei ihm, zu erhaschen.
»WAS hat er schon groß dafür getan?«
Sie himmelten Thor regelrecht an. Nun zeigte der Donnergott seine enorm angewachsenen Muskeln und eine der Frauen prüfte diese mit anerkennendem Blick.
»Und dabei isst er nicht mal weniger. Im Gegenteil. Regelrecht gefressen hat er! Und das Bier hat er auch schon wieder komplett ausgesoffen. Literweise Bier!«
»Quill! Halt die Klappe! Das nervt.«
»Nein wirklich. Sag selbst! Was musste er groß dafür tun? Und ich verstehe die Weiber dort drüben nicht. Der sieht doch höchstens durchschnittlich aus.«
Nun schenkte Rocket Quill seine ganze Aufmerksamkeit. »Ernsthaft? Dort steht ein absolut gutaussehender Gott. Wundert mich eher, dass die Mädels nicht reihenweise in Ohnmacht fallen.«
»Pft! Geh rüber und hol ihn endlich! Wir wollen weiter.«
»Soll ich ihn fragen, ob er eine für dich klarmacht?«
»Pah! Das habe ich nicht nötig.« Quill zog den Bauch ein und präsentierte nun Rocket seinen Bizeps. »Wenn ich da rübergehe und denen zeige was ich zu bieten habe, werden sie ihn schnell vergessen.«
»Ha!«
»Was meinst du mit ha? Ich bin auch ein Gott!«
»Ein halber und mit ihm da kannst du dich niemals vergleichen.«
Quill verzog wütend das Gesicht. »Wieso?«
»Es ist Thor.«
***
Wir betraten einen abgedunkelten Raum. Es roch nach entzündetem Fleisch. Auf einer Bettstatt lag Ste, nackt ohne Decke, sein Gesicht schweißbedeckt, die Augen geschlossen. Unentwegt verließ leises Stöhnen seine Lippen. Mein Blick galt seinem Arm, welcher auf seinem Oberkörper ruhte. Auf dem Unterarm hatten sich lange orange eitrige Risse gebildet, auf seinem Oberarm wuchsen Hautblasen. Ich verzog das Gesicht. »Öffne die Fenster Ma-Kah und dann lass uns bitte allein. Beim Hinausgehen öffne auch gleich noch die Laden. Licht und Luft sollen diesen Raum fluten.«
Die frische Luft milderte den Gestank von vergehendem Fleisch. Ich betrachtete den Sterbenden. Die dunkle Färbung seiner Haut wanderte immer weiter, erreichte bald seinen Hals und würde seinem Leben ein Ende setzen.
Seltsam! Seine Finger, die mich berührten, trugen nicht die Zeichen des Feuers. Wie konnte das sein? Sprach Ma-Kah nicht von Frost um mich herum? Trug ich die Kälte des Sees im Raum in mir? Überlebte ich deshalb den Feuerball? So verbrannte ich Ste nicht, sondern ließ ihn erfrieren?
Ich betrachtete meine Hand, fuhr mit dem Daumen über die übrigen Fingerspitzen, schloss die Augen, lauschte in mich hinein. Spürte ich Kälte, oder Hitze? Was für eine Wesenheit war ich?
Meine Fingerspitzen prickelten. Ein kühler Hauch glitt über meine Finger, über meine Hand hinaus. Ich öffnete die Augen und erblickte blaue Finger. Überrascht starrte ich auf meine Hand. War dies mein wahres Aussehen?
Ich erinnerte, dass sich mein gesamter Körper blau zeichnete, als die Sklavenhändler mich zum Beschau zerrten. Die Worte des einen: Man kann ihn nur mit dem Schutzhandschuh anfassen. Beherrschte ich Kälte und Eis?
Überprüfend sah ich zur Tür. Niemand zu sehen. Ich lauschte. Außer Ste hörte ich nichts. Also wagte ich es und griff mit meiner blauen Hand nach Stes anderen Arm. Er stöhnte auf vor Schmerz. In unsagbarer Schnelligkeit verfärbte sich sein Arm unter meinem Griff. Ich riss meine Hand zurück und fixierte ungläubig den angerichteten Schaden. Ubila! Damit rechnete ich nicht. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht. Sicher konnte es nicht schaden, so eine Fähigkeit zu besitzen, im Falle eines Angriffs.
Stes Unruhe brachte meine Aufmerksamkeit zurück zu ihm. Konnte ich den Vorgang auch umkehren? Wieder versicherte ich mich des Alleinseins, bevor ich näher an Ste herantrat. Was hatte er schon zu verlieren? Er lag im Sterben. Diesmal berührte ich ihn nicht. Meine Handfläche wanderte, in geringer Entfernung, zu seinen Wunden, über seinen Körper, während ich mich konzentrierte und danach suchte, den Schaden des Eises zu besänftigen.
Ein feuchter Nebel hüllte seinen sterbenden Arm ein, legte sich auf ihn und ich spürte, wie sich sein Gewebe veränderte.
Welche Macht ich besaß! Fast glaubte ich zu Wachsen in der Erkenntnis, dass ich wahrhaftig ein Gott sein musste. Ein Gott, der in seiner wahren Gestalt nicht berührt werden durfte und erst durch die Wandlung in die Gestalt eines Sterblichen eine Berührung erlaubte.
Ste verstummte. Ich ließ meine Hand sinken und betrachtete mein Werk. Seine Arme wiesen keinerlei Wunden mehr auf. Seine Haut glich nun derer allen. Ich beugte mich über seinen Kopf und flüsterte: »Sobald du dich genesen fühlst, komme zu mir und berichte!« Vollkommen wieder in einen Kappasch gewandelt, verließ ich Stes Haus.
In der Zwischenzeit lehrte ich Ma-Kah die Herstellung von Steinpapier. Es vergnügte mich, sein schier grenzenloses Erstaunen auskosten zu können, da ich ihm für ihn Unvorstellbares zeigte.
Nach dem Papier kam die Tinte. Wir testeten viele Pflanzen und auch Insekten, bis wir genügend Tannin zusammenbekamen, um die flüssige Farbe für das Steinpapier zu erhalten. Ma-Kah, berauscht von den Wundern, die ich ihm beibrachte, zeigte sich eifrig.
Zu guter Letzt widmeten wir uns, den von mir gesammelten Federn. Wir holten heißen Sand aus den Thermen, um die Federkiele hindurchzuziehen und sie für die Bearbeitung durch die Messer zu festigen. Ich wies ihn an, wie die Seele der Feder herausgezogen werden musste, um Platz zu schaffen für die Tinte. Und schließlich war es soweit: Mit kratzender Feder brachte Ma-Kah seine ersten Striche aufs Steinpapier.
***
»Die beiden kleineren Striche müssen den großen Strich berühren.« Kla bemühte sich eifrig, doch seine Striche wirkten eher wie Wellenlinien. »Die Rune nennt man Fehu.«
»Ehrenwerter Loh?«
Ich hielt inne im Gespäch mit Kla und wandte mich um. Ste stand vor mir, das Haupt gesenkt, die Hände ineinander verschlungen.
»Ste?« Kla ließ die Feder fallen, sprang auf und starrte Ste ungläubig an.
»So bist du gesundet?«
Er ließ sich bäuchlings auf den Boden fallen und schluchzte: »Du hast mir das Leben geschenkt, Loh! Ich danke dir.«
Kla tat es ihm gleich und fiel ebenfalls auf die Knie. »Ein Gotteswunder!«
»Ich nehme deinen Dank an. So stehe auf und lass uns eine Runde durch das Dorf gehen. Ich möchte vieles von dir erfahren. Kla, steh auf und übe!«
***
Das Leben der Siedler bestand aus allerlei Mühsal. Auf unserem Rundgang schlug mein Kopf mir stetig machbare Verbesserungen vor, die ich den Kappasch weitergab.
So zeigte ich ihnen, wie sie ihre Zugstränge hochhalten konnten und so ein Übertreten der Tiere verhinderten. Damit würden die Unfälle mit den Fuhrwerken, von denen man mir erzählte, deutlich abnehmen.
Nachdem das kurze Scheunengerüst beim Aufstellen ein zweites Mal zusammenbrach, suchte ich nach der Schwachstelle und fand sie ziemlich schnell: ihre Nägel waren zu kurz, um eine Stabilität zu gewährleisten. Die langen Nägel bekamen sie nicht ins Holz. Ste erklärte mir, dass sie dieses Holz von den Sternenhändlern eintauschten und es sich so widerstandsfähig zeigte, dass jeder längere Nagel sich krumm schlug. Mit der flachen Hand strich ich über den Balken. »Mit der Säge könnt ihr ihn bearbeiten?«
»Ja – unsere Sägen sind aus einem anderen Metall.«
»Dann nagelt die Verbindungen nicht, sondern verzahnt sie.«
»Verzahnen?«
Ich benötigte einen ganzen Tag, um es ihnen zu erklären und zu zeigen. Sie würden keinen einzigen Nagel mehr benötigen. Welch Unheil für die tauschwilligen Sternengauner...
Meine Tage bestanden im Wesentlichen aus Erkundungen. Ich erkundete das Land, das Dorf und die Kappasch – vor allem Mie, die mir die meiste Aufmerksamkeit schenkte.
Je länger ich unter ihnen verweilte, desto mehr ergriff mich eine innere Unruhe. Ich ertappte mich dabei Überlegungen anzustellen, wie ich Schabernack mit ihnen treiben konnte, ohne mich dabei allzu sehr in Gefahr zu begeben.
Auf einem meiner Rundgänge beobachtete ich, wie ein Viehtreiber unachtsam in den Dung seiner Graubraunen trat. Er schimpfte und sprang zur Seite, dabei wild seinen Fuß schüttelnd, so dass er nicht nur den Mist von seinen schweren Schuhen bekam, sondern auch noch seinen Schuh von dannen warf. Ich lachte.
»Sei nicht seines Schadens froh«, bat mich Kla. »Der Mist der Graubraunen färbt und hinterlässt solch einen Gestank, dass alles, was mit ihm in Verbindung kommt, für immer gezeichnet ist.«
Als sie begannen das Holzskelett ihrer Scheune mit Flechtwerk und Lehm aufzufüllen, erlaubte ich mir des Nachts in ihren Lehmvorrat ordentlich Dung ihrer Zugtiere zu mischen. In ihrem Eifer bemerkten sie es erst, als sie bereits ein Drittel der Scheune fertigstellten und der Lehm bei der Trocknung anfing fürchterlich zu stinken. Die Männer keuchten und würgten, zeigten sich nahezu unfähig weiter an ihrem Werk zu arbeiten.
Ich zog es vor eine meiner längeren Wanderungen durch die Umgebung durchzuführen, sollten sie auf die Idee kommen, mich zu verdächtigen und von mir zu fordern, die Füllung aus dem Gerüst herauszuschlagen.
Als ich nach vier Tagen des Abends zurückkehrte empfingen mich die Siedler überraschenderweise begeistert. Die Kinder, die mich zuerst sahen, liefen rufend den Weg ins Dorf hinauf. Kurz darauf kamen mir Mie und Dah auf einem offenen Fuhrwerk entgegen.
Mie winkte wild und Dah lachte. »Loh! Da bist du endlich!«
»Bist du wohlauf?«
Da sie mein zusammengemischtes Baumaterial scheinbar gut überstanden hatten lachte ich ebenfalls. »Ja! Wie ist es euch ergangen?«
»Du Schelm«, feixte Mie und übernahm die Leinen.
Dah stand auf und half mir auf den Wagen. Er grinste über beide Ohren und schüttelte mich an den Schultern. »Wir dachten erst, du wolltest uns ein Schnippchen schlagen... aber... es ist einfach wunderbar.«
»Wunderbar? Gut... dann kannst du vielleicht aufhören mich schaudernd zu machen? Mir wird ganz flau.«
»Oh! Entschuldige Loh, mit mir ist die Begeisterung durchgegangen.«
»Das habe ich gemerkt«, beklagte ich mich und suchte mir einen Sitzplatz auf der seitlichen Bank des Fuhrwerks. Stirnrunzelnd sah ich, wie Kinder auf den Weiden frischen Mist sammelten und auf einen Holzwagen warfen, gelegentlich bewarfen sie sich auch gegenseitig. »Was tun sie da?«
»Das ist für dich. Wir werden dich darin baden, für den Unfug, den du mit uns angestellt hast.«
Ich starrte Dah an. Oh nein! Die Wanderung hätte länger sein müssen.
Dah brach in schallendes Gelächter aus. »Du müsstest dein Gesicht sehen. Aber nein. Wie du es uns vorgemacht hast. Wir mischen den Mist mit dem Lehm, bevor wir das Strohgeflecht damit auffüllen. Wir müssen nur länger warten, bevor wir es anbringen – wegen dem Gestank, du weißt schon.«
Ich nickte, mir ein Grinsen verbeißend.
»Ein wunderbarer Füllstoff! Er wird steinhart, lässt aber Luft durch und macht im Inneren immer eine angenehme Temperatur.«
Nun... DAS erwartete ich nicht – kam mir nicht ungelegen. Ich breitete die Arme zur Seite hin aus. »Was habt ihr erwartet? Meine Einfälle sind immer epochal.«
Mie warf einen Blick über ihre Schulter, die Einkerbungen über ihrer Nase in tiefe Falten gezogen. »Epochal?«
Ich ließ meine Arme sinken. Siedler! »Entscheidend, umwerfend, unglaublich...«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach mich Dah lachend.
Zum Abend hin feierte das gesamte Dorf eine Lustbarkeit mir zu Ehren. Das ließ ich mir gefallen... bis ich am Festplatz einen riesigen Graubraunen am Spieß über dem Feuer sah. Ich blieb auf der Stelle stehen und starrte auf das tote Tier, welches in regelmäßigen Abständen gedreht wurde. Vor meinem inneren Auge blitzte eine Lichtung im Wald auf. Ein Mann mit ergrauendem langen Haar stand mit seinem breiten Rücken zu mir. Er beugte sich über einen erlegten Hirsch, um ihn auszuweiden – Komm Junge, du musst lernen, wie es geht. »Vater?«
»Loh?«
Ich fuhr zusammen und blickte auf Mie hinab.
»Hast du dich an etwas erinnert?«
»Ich... bin mir nicht sicher.«
Eine Platte, voll mit Fleisch von Federvieh und Früchten, lenkte mich ab. Unter Mies fachkundigen Erklärungen verspeiste ich alles, bis auf Strunk und Knochen.
Mie lachte. »Noch nie habe ich jemanden so viel essen sehen.«
»Ich auch nicht«, erklärte ich grinsend und langte nach einer Schüssel mit süßem Brei.
**
Wir rannten um unser Leben. Rocket saß auf meiner Schulter, denn kurze Beine eigneten sich nicht für eine schnelle Flucht. Ich hielt meine geöffnete Hand hinter mich und einige Lidschläge später schmiegte sich der warme Holzgriff von Sturmbrecher in meine Hand. »Halt dich fest Karnickel!« Einige schnelle Drehungen meiner Axt und schon hoben wir ab, flogen über die Köpfe von Quill und Nebula und erreichten als erste die Mailand.
»Los Groot! Schmeiß die Maschinen an!« brüllte Rocket.
»Ich bin Groot?«
»Für Erklärungen ist jetzt keine Zeit!« Rocket ließ sich auf den Steuerplatz fallen und leitete die Startsequenz ein.
Grinsend nahm ich meinen Platz ein und streichelte über das Objekt in dem eingewickelten Tuch.
Vollkommen außer Atem ließ Quill sich auf einen freien Platz fallen und gleich darauf kam auch Nebula neben ihn. »Bist du jetzt vollkommen durchgeknallt?«
»Große Aufregung, große Freude«, teilte Mantis meine Stimmung allen mit.
»Am Arsch!« brüllte Quill. »Große Freude! Ich habe wahrlich schon jede Menge Scheiße fabriziert, aber das schlägt dem Fass den Boden aus.«
»Komm wieder runter, Sternenbubi. Erinnere dich daran, als ich die Batterien geklaut habe.« Damit startete Rocket und beschleunigte ansatzlos. Keinen Lidschlag zu spät. Unter uns konnten wir das rote Strahlenfeuer duzender auf uns abgefeuerter Waffen erkennen.
Jetzt, da wir gleich in Sicherheit sein würden, beruhigte sich Quill wieder. »Ich hoffe, der Mist lohnt sich wenigstens für uns. Was bringt der Scheiß, den du denen geklaut hast, an Credits?«
Vorsichtig öffnete ich das Tuch und strich ergriffen ich über das kühle Metall der Klinge. Niemals würde ich das hier verkaufen. Einer von Lokis Dolchen – für mich ein unschätzbarer Wert. Und ich wollte alles daransetzen, ihn wieder an seinen rechtmäßigen Eigentümer zurück zu geben. Ich spürte, dass Loki lebte und ich war mir sicher, ihn eines Tages zu finden. Egal wie lange es dauern sollte. Zeit bedeutete uns Göttern nichts.
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