Farewell
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie Seungcheol und ich uns damals im Kindergarten kennengelernt hatten. Es war, als wäre es erst gestern gewesen. Schon im Kindergarten war ich immer ein stilles Kind, was gerne für sich war. Das änderte sich aber, als wir ein neues Kind im Kindergarten begrüßen durften. "Hallo, mein Name ist Seungcheol." hatte er damals gesagt und seine Worte klangen so sanft, wie ich sie noch nie von jemand anderen gehört hatte. Er hatte mich schon damals als Kind ziemlich verzaubert. Er kam mir damals schon so selbstbewusst rüber. Das hatte mich etwas angesteckt, aber letzendlich war ich auch hinterher nach dieser Vorstellung eher alleine. Er hatte sich lieber den anderen Kindern angeschlossen.
Nach einer Zeit hatte er mich alleine spielen sehen. Er war zu mir rüber gekommen und hatte dieses breite Lächeln im Gesicht. Er hatte mir freundlich und breit grinsend seine Hand entgegen gestreckt. "Schön dich kennenzulernen. Ich bin Seungcheol und du?" Von Natur aus war ich sehr schüchtern und war es alles andere als gewohnt das jemand so nett zu mir sah. Meistens werde ich von den anderen Kindern nur herumgeschubst und lachten mich aus. Er war von Anfang an aber anders. "J-Jeonghan..." hatte ich nur gestottert, dabei den Kopf gesenkt und war rot angelaufen. "Freut mich, wirklich. Wollen wir denn zusammen spielen? Wir können ja Freunde werden."
Von dem Moment an waren wir nur noch zusammen gesehen gewesen. Wir hangen aneinander wie eine Klette. Wir lachten viel und er war wirklich immer für mich da gewesen. An Tagen, wo ich mal nicht zur Schule später konnte, musste ich mir eine Ausrede einfallen lassen. Obwohl wir uns immer alles sagten und kaum Geheimnisse voreinander hatten, hatte ich dennoch eines, was er niemals erfahren sollte. So hatte ich dies mit meiner Eomma ausgemacht. Deswegen war es immer besonders schwer mir etwas einfallen zu lassen, aber nicht nur das. Als er damals vorschlug, an einem Wochenende bei mir zu schlafen, musste ich mir ebenfalls etwas einfallen lassen. Letzendlich war er bis zu dem heutigen Tag kein einzigstes Mal bei mir zu Hause gewesen.
In der Grundschule hatten wir noch eine Menge Spaß gehabt. Wir waren immer zusammen und haben immer gemeinsam gelacht. Nach und nach hatte ich große Verlustängste entwickelt. Ich hatte Angst ihn zu verlieren. Diese Angst wurde mit jedem Jahr was verging nur größer und schmerzhafter.
Nachdem wir die Grundschule hinter uns gelassen hatten und auf die Mittelschule kamen, veränderte sich alles. Mehr oder weniger. Mit uns blieb alles gleich. Wir wachsten nur stärker zusammen. Allerdings bekam ich auch längere Haare. Da ich es mochte und Seungcheol auch schon mal sagte, dass ich damit sehr hübsch aussah, hatte ich es dabei belassen. Doch meine Mitschüler hatten nur angefangen mich mit Beleidigungen zu bewerfen. Seungcheol ging leider in meiner Parallelklasse und um ihn nicht zu belasten, hatte ich ihn auch nie etwas davon gesagt. Im Unterricht bewarfen sie mich meistens mit irgendwelchen Papierkügelchen, doch dann hatte einer von ihnen eine Schere nach mir geworfen, was mich unglücklicher Weise an meiner Wange gestriffen hatte und dort einen blutigen und brennenden Kratzer hinterlassen hatte. Nur mit sehr viel Mühe gelangt es mir meine angestauten Tränen zurückzuhalten und dies nur schweigsam über mich ergehen zu lassen. In der Oberschule kam es nur schlimmer und das obwohl ich mittlerweile erst seid zwei Jahren dort bin, ebenso auch Seungcheol, der wie vorher auch schon in meine Parallelklasse ging.
In der Oberschule kam es zu Gewalttaten und einer von ihnen hatte mich in den Keller bestellt. Ich dachte mir nichts dabei. Er hatte mir nur gedroht, dass er Seungcheol etwas antut, wenn ich dort nicht erscheinen würde. Ich war wortlos dorthin gegangen. Für Seungcheol hatte ich mir eine Ausrede einfallen lassen. Im Keller kam es sogar noch schlimmer und ich rede nicht nur davon, dass er mich verprügelt hatte, nein. Er hatte mich auch noch vergewaltigt und Seungcheol weiß nichts davon. Er sollte auch nichts davon wissen und erfahren. Das brachte ich einfach nicht übers Herz. Das war mein erstes Mal gewesen und dieses hätte ich eher am liebsten mit Seungcheol gehabt. Allerdings konnte ich auch nicht einfach zu ihn hingehen und fragen, ob er mit mir nicht schlafen will. Das kam auch komisch rüber.
Nach dieser Erfahrung konnte ich nicht mehr und hab langsam angefangen mich zu ritzen. Nicht nur in der Schule werde ich geschlagen, sondern auch zu Hause. Schon damals als kleines Kind wurde ich von meinem Vater krankenhausreif geprügelt und auch dort im Krankenhaus wurde eine tödliche Herzkrankheit festgestellt. Sie hatten gemeint, dass ich nicht mal mehr mein zwanzigstes Lebensjahr erreichen würde. Das würde Seungcheol sein Herz brechen, aber was sollte ich auch dagegen machen? Es war unheilbar und wenn es so weiter ging, dann würde sich meine Lebenszeit verkürzen. Das merkte ich auch nach jedem Mal, nachdem ich Schmerzen erlitt. Mein Herz fing unangenehm zu schmerzen und ich muss Seungcheol bald verlassen.
Nach der Vergewaltigung hatten wir immer weniger miteinander gemacht. Unbewusst drückte ich ihn von mir weg. Ich entfernte mich immer weiter von ihn. Wir machten immer weniger miteinander und ich verlor nach und nach mein Lachen. Dies begriff ich alles erst, als es sowieso schon zu spät war. Meine Verlustängste wurden so groß, dass ich mich nachts in den Schlaf weinte und mitten in der Nacht von einem Alptraum brutal aus meinem Schlaf gerissen wurde. Jedes Mal träumte ich von meinem Tod und wie Seungcheol reagierte. Meistens träumte ich auch eher davon, wie Seungcheol mich verließ. Es war alles so schmerzhaft. Mittlerweile zierten dunkle Ringe meine Augen, aber damit es niemand sah, überschminkte ich es mir. Ich weiß kaum mehr weiter. Unzählige blutige Narben zierten meine Arme und da ich darauf keinen Platz mehr hatte, kamen meine Beine auch noch dran. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Seungcheol ebenfalls gehen würde. Das könnte und wollte ich dann nicht mehr erleben. Ich wollte Seungcheol nie verletzen oder verlieren. Ich brauchte ihn doch, aber um ihn nicht weiter zu belasten, behielt ich alles für mich. Ich litt still in meinem Inneren und setzte immer eine Maske auf, sobald ich das Haus verließ. Zuhause konnie ich ich selbst sein. Aber ich merkte, dass Seungcheol versuchte dahinter zu kommen. Doch ich überlegte schon, ihn endgültig von mir zu stoßen. Nur dann kann ich beruhigt von dieser Welt gehen. Aber die Krankheit wäre auch eine Alternative. Ich hasste dieses Leben so sehr. Seungcheol war der Einzigste, der mich unbewusst am Leben hielt. Dafür war ich ihn dankbar, aber die Krankheit schreitet immer weiter voran. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie mich komplett getötet hatte, aber selbst dann wäre ich glücklich.
Glücklich, von dieser Welt zu sein.
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Von meinem nervigen Wecker wurde ich aus meinem sowieso schon leichten Schlaf gerissen. Meine Wangen fühlten sich nass an. Das ich geweint hatte, war mir schon klar. Ich hatte wieder diesen Traum, wo Seungcheol mich einfach verließ. Er ließ mich allein. Ich fühlte mich so allein. Wie soll ich jemals damit umgehen? Ich brauchte ihn. Sollte er mich verlassen, hatte ich nichts und niemanden mehr im Leben. Seungcheol war mein einzigster Halt bis zu meinem kommenden Ende. Soweit war es gar nicht mehr. Bald werde ich einfach elendig an meiner Krankheit verrecken und selbst davon wusste er nichts und das war vielleicht auch gut so. Ich würde damit ebenfalls ins bodenlose Loch fallen, aus das ich es nicht mal mit eigener Kraft herausschaffen kann.
Nur mühseelig raffte ich mich auf und gähnte einmal kurz, bevor ich mich langsam und etwas schwermütig aufsetzte. Genau dann fing mein Herz wieder zu schmerzen an und ich krümmte mich schmerzhaft zusammen. Es tat so furchtbar weh, aber dagegen kann ich gerade eh nichts tun. Ich kann es nur aushalten. Es wurde so schmerzhaft, dass es mir die Tränen in die Augen trieb und der Schmerz dauerte wesentlich länger, als die Male davor. Es tat so unglaublich weh. Kann ich nicht einmal schmerzfrei sein. Mit dieser Krankheit geht es schlecht.
Irgendwann ließ der Schmerz langsam nach und ich atmete schwer aus. Ich hatte gar nicht mal gemerkt, dass ich den Atem die ganze Zeit angehalten hatte. Ich konnte aber mit den Schmerzen sehr schlecht atmen. Jetzt gehts immerhin wieder, aber für wie weiß wer lange? Viel Zeit blieb mir nicht. Ich musste Seungcheol nur noch alles erzählen, bevor ich beruhigt von dieser Welt gehen kann. Einen Abschiedsbrief hatte ich für ihn schon fertig gemacht. Hoffentlich wird es ihn nicht zu sehr mit nehmen. Aber nur meinetwegen hatte er keine anderen Freunde finden können. Jeder hasste mich. Jeder sah an, dass ich schwul war und das wegen meinen langen Haaren. Die hatte ich mir aber vor zwei Monaten abschneiden lassen. Trotzallem hörte es nicht auf. Dieser Hass machte mich kaputt. Wie sollte ich mich denn jetzt noch auf den Unterricht konzentrieren. Einmal kam der Schmerz im Unterricht, aber da war es noch aushaltbar. Wie es jetzt sein sollte, wusste ich nicht. Das war nie ein gutes Zeichen. Ich würde mich doch nur lächerlich machen. Sollte dieser Schmerz kommen und sollten sie mich währenddessen verprügeln, wird das mein Herz nicht aushalten können. Ich werde zusammenbrechen und dann werde ich sterben. Das kümmerte mich aber nicht weiter.
Unter starken Schmerzen nahm ich mir frische Sachen aus dem Schrank und verschwand gleich ins gegenüberliegende Bad. Dort zog ich mir unter Schmerzen die dreckigen Sachen aus und stieg in die Dusche. Das Wasser stellte ich auf kalt. So konnte ich den Schmerz nur noch intensiver fühlen. Vielleicht brachte mich das ja meinem Tod ein Stückchen näher. Darüber wäre ich froh. Ich wäre über jede Art von Tod sehr glücklich. Heute hatte ich nochmal einen Arzttermin. Der Arzt hatte mich schon seid Jahren behandelt und kannte mich sehr gut. Er erkannte nach einer kurzen Analyse immer sofort, ob was mit meinem Herzen nicht in Ordnung war. Ihn vertraute ich fast genauso sehr wie Seungcheol, aber eben nur fast.
Ich stellte die kalte Dusche ab und stieg nach draußen. Ich trocknete mich noch schnell ab und rübbelte dabei einige frische Narben auf, die sofort leicht zu bluten anfingen. Meine Augen fühlten sich mit Tränen und ich atmete zittrig aus. Sofort verspürte ich das Bedürfnis mich wieder zu ritzen. Über all die Jahre wurde es mittlerweile zu einer Sucht. Ich konnte dieses Bedürfnis, Blut zu sehen, einfach nicht stoppen. Selbst jetzt verspürte ich wieder dieses Bedürfnis und meistens kämpfte ich nie dagegen an. Ich ließ es zu, doch jetzt musste ich in die Schule. Allerdings würde es doch eh niemanden interessieren, ob ich dort noch auftauchen würde, also gab ich mich diesem Bedürfnis vollständig hin.
Ich ging zum Spiegelschrank und holte einer meiner Rasierklingen heraus. Damit setzte ich mich in einer Ecke. Ich seufzte traurig und zittrig aus, bevor ich sie an meinem Arm ansetzte und einen tiefen und schmerzhaften Schnitt durchzog. Ich zischte paar Mal auf, nachdem ich diesen Vorgang wiederholte. Auf beiden Armen befanden sich tiefe Schnitte, die auch stark bluteten. Es fühlte sich so gut an und gleichzeitig fühlte ich mich auch so dreckig. Ich zog noch einihe oberflächliche und einen tiefen Schnitt auf meinem Oberschenkel durch, woraufhin diese Stellen ebenfalls stark bluteten. Es fühlte sich gleichzeitig auch noch so grausam an, dass mir die Tränen aus meinen Augen liefen und in meine Wunden tropften. Selbst unter mir war rasend schnell eine Blutlache entstanden. Das Leben war so grausam und unfair.
Nach einer Weile stand ich wackelig auf und ging zur Dusche. Ich wusch mir noch schnell das ganze Blut ab und trocknete mich erneut ab. Ich verband die Wunden schnell und zog mir die frischen Sachen an. Danach ging ich auf wackligen Beinen in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Ich hatte noch etwas Zeit, bevor ich gehen konnte. Solange konnte ich auch einfach hier liegen bleiben und mich ausruhen. Die geritzten Stellen taten noch immer höllisch weh. Aber da musste ich jetzt wohl durch. Ich wollte das alles nicht mehr, aber vielleicht würde mein Tod ja so schneller kommen, als man vielleicht schon gedacht hatte und ich bereute es nicht. Auf keinen Fall.
Ich wurde von meinem vibrierenden Handy aus meinen Gedanken gerissen und nahm es dann an mich. Schockiert stellte ich fest, dass Seungcheol mir geschrieben hatte. Leicht musste ich lächeln und entsperrte dann mein Handy. Sofort erblickte ich ein süßes Bild von uns beiden, wo wir noch etwas jünger waren. Da hatte ich noch ausgiebig lachen können, doch jetzt konnte ich es nicht mehr. Ich war zu gebrochen und wurde zu oft enttäuscht. Traurig seufzend ging ich auf den Chat mit Seungcheol und mir. Er hatte mir schon fünf Nachrichten geschrieben, da er sich anscheinend Sorge machte. Danke, Seungcheol. Aber deine Sorge war unnötig.
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Chat zwischen Seungcheol und Jeonghan:
Seungcheol:
• Hey, Hannie. Wie gehts?
• Hannie, ist alles okay?
• Was ist los? Wieso schreibst du nicht?
• Komm schon, schreib mir. Ich mach mir Sorgen um dich.
• Hannie, komm schon.
Jeonghan:
• Hey, Seungcheol. :)
Seungcheol:
• HANNIE!!! Endlich schreibst du!
• Ist alles okay?
• Gehts dir gut?
• Ist was passiert?
Jeonghan:
• Seungcheol, keine Sorge.
• Es geht mir gut.
Seungcheol:
• Da bin ich aber erleichtert.
• Ich wollte fragen, ob wir uns wieder am Schultor treffen können.
• In letzter Zeit hatten wir eher weniger Kontakt.
• Und ohne dich fühle ich mich so allein.
• Hannie, bist du noch da?
Jeonghan:
• Äh, ja. Ich bin noch da.
Seungcheol:
• Und? Wie siehts aus?
Jeonghan:
• Gerne. Ich muss dir nämlich noch was sagen.
Seungcheol:
• Sicher doch.
• Ich bin immer für dich da. Das weißt du, oder?
Jeonghan:
• Sicher und dafür bin ich dir auf ewig dankbar.
Seungcheol:
• Aber doch nicht dafür.
• Ich wollte dir auch noch was sagen.
Jeonghan:
• Oh, okay.
• Dann mach du doch den Anfang.
Seungcheol:
• Wir können das auch jetzt besprechen.
Jeonghan:
• Ich würde dir das gerne persönlich sagen.
• Ich hoffe nur, wir sind dann weiter miteinander befreundet.
Seungcheol:
• Aber na klar doch. :)
• Wir werden für immer die besten Freunde sein.
• Mach dir da mal keine Sorgen.
Jeonghan:
• Danke, Cheol. :)
• Das bedeutet mir sehr viel.
Seungcheol:
• Nicht dafür. :) :) :)
• Also sehen wir uns nachher am Schultor?
Jeonghan:
• Gerne doch.
• Dann bis nachher. ;)
Seungcheol:
• Ja, bis nachher. ;)
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Er wollte mir also auch etwas sagen? Wahrscheinlich wollte er mir nur sagen, dass ich ihn super nervig geworden war und er mich nicht mehr als besten Freund haben wollte. Er brauchte kein Geheimnis mehr daraus machen. Ich war ihn nicht mehr gut genug. Ich verhindere, dass er noch andere bessere Freunde findet, als mich. Man braucht es doch gar nicht mehr zu leugnen. Genau nur deswegen ließ ich ihn den Vortritt.
Ich schulterte meinen Rucksack, zog mir schnell meine Jacke und meine Schuhe an und verließ daraufhin das Haus. Immerhin war ich nicht nochmal meinen Eltern begegnet. Die schienen nicht zu Hause zu sein. Das war gut so. Weitere Schläge konnte ich jetzt eher weniger gebrauchen.
Die Schule kam langsam in Sicht. Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche heraus und sah auf die Zeit. Ich sah, dass ich tatsächlich schon 20 Minuten bis zur Schule gelaufen war. Normalerweise nahm ich dann immer den Bus. Mit dem brauchte ich nur 5 Minuten, aber in letzter Zeit lief ich immer lieber. Im Bus passierte es auch häufig mal, dass ich Opfer einer Prügelei werde. Das hatte schon mal so heftig geendet, dass sie mir einige Rippen gebrochen hatten, die zudem auch noch gegen meine Lunge gedrückt hatten und ich in Atemnot geraten war. Das wollte ich nicht nochmal. Deswegen hatte ich mich dazu entschlossen zu laufen. Davon wusste Seungcheol aber nichts. Er sollte davon aber nichts mitbekommen. Er brauchte nicht mit dem Bus fahren. Er wohnte ja auch nur 2 Minuten von der Schule weg.
Am Schultor konnte ich Seungcheol schon geduldig auf mich warten sehen. Er schien sehf nervös zu sein und sah immer mal wieder auf sein Handy. Er schien aber langsam ungeduldiger zu werden.
Als er mich langsam erblickte, erhellte sich sein Gesicht auf und winkte mir aufgeregt zu, bevor er dann auf mich zu rannte. Ich musste einfach kurz auflachen. Es war so süß und doch tat es in der Seele weh nie mehr für ihn sein zu können, als NUR sein bester Freund. Es war so schmerzhaft, aber es war einfach nicht zu ändern.
Er sprang mir direkt in die Arme und schlang dann seine Beine um meine Taille. Ich hielt ihn an den Beinen fest, während er seine Arme um meinen Nacken gelegt hatte. Viele, die vorbei kamen, sahen uns nur angewidert an. Das war uns beiden aber egal. Uns war vieles egal. Wir blendeten es einfach aus und benahmen uns so, wie es für den anderen gerade gefiel oder eben am besten passte.
"Was wolltest du mir denn sagen?" fragte ich ihn, nachdem er langsam wieder von mir angelassen hatte und eine unangenehme Kälte mich heimsuchte. "Komm mit. Das machen wir besser, wenn wir allein sind." sagte er und ging schon mal vor. Verwirrt runzelte ich die Stirn und folgte ihn dann langsam und stockend. Die ganze Zeit beobachtete ich ihn skeptisch. Was hatte er nur vor? Was wollte er mir sagen? Hätte er mich bloßstellen wollen, hätte er es mir auch hier und gleich gesagt, aber das war es bestimmt nicht. Irgendwas anderes wollte er mir sagen, aber ich wusste nicht was. Aus ihn wurde ich einfach nicht schlau.
Wir waren hinter das Schulgebäude gegangen und verwirrt blickte ich Seungcheol an. Viele Szenarien machten sich in meinem Kopf breit, die sich wie ein Film vor meinem inneren Augen abspielten. Ich bekam so ein Film, wie mich Seungcheol nahm, mich zu Boden warf und auf mich eintrat. Das würde er zwar nie machen, aber man weiß ja nie, in dieser grauenhaften und bitteren Welt.
"Hannie..." fing er langsam an und drehte sich langsam zu mir um. In seinen Augen konnte ich leichte Tränen erkennen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet. "Ich will dir was sagen, aber ich weiß nicht wie. Darf ich es dir zeigen?" Verwirrt runzelte ich die Stirn, nickte dann aber. "Stell dich bitte an die Wand und schließ einmal deine Augen." Ich tat nur leicht zögernd das, was er mir sagte und stellte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Ich war extrem nervös. Was wird er jetzt machen? Wird er gehen und mich allein lassen, weil er es mir nicht ins Gesicht sagen kann? "Han, hab keine Angst, okay? Ich will nur was versuchen. Du kannst mich jederzeit von dir stoßen." Ich war immer noch verwirrt, aber dann spürte ich warme und weiche Lippen auf meinen. Es fühlte sich so toll an. Ich erwiderte unbewusst und legte dann meine Hände an seinem Nacken. Seine weichen und schönen Hände spürte ich an meine Taille. Der Kuss war zögernd, sanft und sehr liebevoll.
Nach einer sehr langen Zeit riss uns die Klingel aus unserer Gedankenwelt und er löste sich langsam wieder. Ich schlug langsam meine Augen auf und Seungcheol war mir so nah. Er sah mich verliebt in die Augen. "Hey, du weinst ja." Erst jetzt bemerkte ich die vielen Tränen die meine Augen verließen und über meine Wange glitten. Seungcheol warme Hand legte sich an meiner Wange und strich mir die vielen Tränen weg. "Was ist denn los? Hab ich dich irgendwie verletzt?" Ich schüttelte nur den Kopf und lächelte leicht. "Nein, es ist nur...! Noch nie jemand hat mich geküsst. Du warst der Erste und ich...bereute es kein Stück." Daraufhin lächelte er mich ebenfalls warmherzig an und verband kurz danach unsere Lippen nochmal miteinander. Dieses Mal bat er sogar mit seiner Zunge um einlass, den ich ihn schließlich dann auch gewährte und er anfing meine Mundhöhle zu erkunden. Das war echt das Schönste, was er mir hätte geben können. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er das selbe für mich fühlte. Ich meinte, seht mich an. Wie konnte man mich schon lieben? Ich war hässlich, fett und einfach zu nichts zu gebrauchen. Ich war ein Nichts, der keine Liebe verdient hatte. Seungcheol war das komplette Gegenteil von mir. Er war stark, muskulös und hatte alles, was ich nicht hatte. Er war einfach etwas ganz Besonderes.
Aus Luftmangel lösten wir uns langsam wieder und sahen uns schwer atmend in die Augen des jeweils anderen. Er war wirklich perfekt. "Yoon Jeonghan, ich liebe dich!" hauchte er mir verführerisch entgegen, woraufhin ich sofort Gänsehaut bekam und ich ihn leicht anlächelte. "Ich liebe dich auch, Choi Seungcheol." Er lehnte sich gegen mich, dass ich seinen wunderbaren Geruch einatmen kann. "Die Stunde hat doch schon angefangen." sagte ich leise und flüsterte ihn ins Ohr. Er nickte nur kurz. "Stimmt, aber lieber bin ich hier bei dir, als im stinklangweiligen Unterricht zu sitzen." Mein Herz machte gleich einen Sprung und ich hoffe, er hörte es nicht. Er war ja so niedlich. So jemanden wie Seungcheol hatte ich nicht mal verdient. Ich bereite ihn doch nur Sorgen.
Nach einer bestimmten Zeit lösten wir uns voneinander und hatten uns dazu entschlossen dem Unterricht doch noch einen kleinen Besuch abzustatten. "Hannie, was sind wir jetzt?" Fragend sah ich ihn an, bis ich begriff, was er eigentlich damit meinte. Ich überlegte kurz und fragte mich, ob ich ihn das fragen sollte. Aber er fragte mich ja selber, also wird es ja wohl kaum ein Problem sein, oder? "Willst du...mit mir zusammen sein?" Seine Augen glitzerten und freudig sprang er mir in den Arm. "Natürlich will ich das. Das war schon immer mein Traum. Ich wollte schon immer, dass du eines Tages mehr für mich wirst, als nur mein bester Freund." Das freute mich und automatisch lehnte ich mich genüsslich an ihn. Leider wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich damit bereits mein Todesurteil gefällt hatte.
Wir hatten uns mit einem kleinen Kuss auf den Flur getrennt und gingen zu unserem Klassenräumen. Wieso war das Leben so ungerecht? Wieso mussten wir in unterschiedliche Klassen gehen? Das war damals schon nicht so einfach gewesen. Ich hatte dich nur ihn. Ich könnte mir nie mehr ein Leben ohne ihn vorstellen. Seid ich denken kann, war er an meiner Seite und half mir aus den schlimmsten Situationen heraus. Allerdings konnte er mir bei meiner jetzigen Situation nicht helfen. Das kann niemand. Nicht einmal mehr eine Psychotherapeutin oder sonst was. Ich vertraute niemanden außer Seungcheol. Er war mein Leben. Aber selbst er, konnte mich nicht ewig am Leben halten. Das ging nun mal nicht.
Ich klopfte am Klassenraum an. "Herein." Langsam öffnete ich die Schiebetür und trat dann schließlich auch ein. Die angewiderten Blicke meiner Klassenkameraden beachtete ich nicht. Allerdings blieb mir keine andere Wahl, als die Blicke von meinem Lehrer zu beachten und die sprachen Bände. Zum anderen aber auch nur, weil er genauso angewidert drein sah. "Setz dich einfach." sagte er nur kühl und kalt, bevor ich es schließlich auch tat. Auf meinem Tisch konnte ich wieder dumme Sprüche meiner Mitschüler erkennen. 'Schwuchtel' 'Geh sterben' Nichtsnutz' 'Nutte' 'elender Versager' 'Verreck doch'
Ich sank den Kopf so, dass niemand meine angestauten Tränen erkennen konnte. Ich war echt erbärmlich. Alle Welt war gegen mich. Ich lebte doch nur noch wegen Seungcheol. Wenn ich aber wirklich glücklich sein wollte, dann musste ich mich umbringen. Nur dann kann und werde ich endgültig glücklich sein. Wie hätte ich auch nur einmal in meinem Leben glauben können, dass ich jemals glücklich werden sollte, in den letzten Jahren, wo alles damit angefangen hatte. Davor war alles perfekt. Ich hatte Seungcheol. Mehr brauchte ich nicht. Wir konnten gemeinsam lachen. Doch mein Lachen verschwand, genauso wie ein Teil meines Herzens und meiner Seele.
Es klingelte zur Pause und wollte eigentlich schnell verschwinden und zu Seungcheol gehen, doch da wurde ich von drei meinen Mitschülern aufgehalten. Alle drei grinsten fies. Deren Namen konnte ich mir eh noch nie merken. Ich hatte mir nie die Mühe gegeben und das brauchte ich auch nicht. Als sie mich gehässig angrinsten, bekam ich höllische Angst. Einer kam zu mir, schnappte sich mein Handgelenk und schubste mich brutal gegen die Wand hinter mir. "Ekelhafter Schwuchtel!" "BRING DICH DOCH ENDLICH UM!!!" "Schwuchtel gehören nun mal Tod. Die braucht keiner." Sie beleidigten mich weiterhin, während sie brutal auf mich einschlugen. Paar Mal ins Gesicht, wobei mein Kopf immer gegen die Wand prallte und ich bereits Blut spürte. Dann bekam ich noch einige Schlage zwischen die Rippen, gegen die Hüfte, in den Bauch und gegen das Schienbein.
Irgendwann ließen sie ab und gingen. Sie ließen mich in meiner eigenen Blutlache zwischen dem Tisch und den Stühlen sitzen, während ich versuchte langsam wieder zu Atem zu kommen. Es tat alles so schrecklich weh. Zu den alten Schmerzen, kamen die neuen. Ich spürte Blut aus meinem Mund laufen und zudem fühlte ich eine aufgeplatzte und geschwollene Lippe. Alles tat einfach so schrecklich weh. Selbst die Schnitte von heute Morgen waren wieder aufgegangen, die zusätzlich noch brannten.
Plötzlich ging die Tür auf und nur leicht verschwommen konnte ich den Umriss einer Person wahrnehmen. Sollten das jetzt die anderen sein, dann war ich geliefert. Allerdings war es das nicht. Er hatte schockiert die Luft eingezogen. Das konnten unmöglich die anderen sein. "Oh Gott...Jeonghan, was...was ist nur passiert?" Dann hörte ich ein Schluchzen und spürte, wie mich jemand in seine Arme zog. "Hannie, ich bin da. Ich bin bei dir. Dir kann niemand mehr etwas antun." Es war Seungcheol. Seine Wärme würde ich überall erkennen. "Erzähl mir später in Ruhe, wer dir das angetan hat, okay? Jetzt beruhig dich erstmal." Ich konnte nur von seinen beruhigenden Worten die Augen schließen und atmete genüsslich aus und ein. Genau das brauchte ich, aber ich wollte nie das er mich in so einem Moment sieht, in meinen schwächsten aller Momente.
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Ich konnte Stimmen hören und ein kleines Ruckeln neben mich. "Hannie, alles wird gut." flüsterte mir Seungcheol beruhigend zu, bevor ich auch schon einen Arm unter meinen Kniekehlen spürte und einen Arm am Rücken. Direkt danach spürte ich einen Ruck und ich wurde nach oben gehoben. Halb verschlafen öffnete ich meine Augen und sah direkt in die angewiderten Blicke meiner Mitschüler. Sie machten angeekelte Geräusche. "Nimmt euch ein Zimmer, aber nicht hier." Seungcheol hatte sich sofort angespannt und ich sah die Wut in seinen Augen. "Ihr wart das also...die meinen Hannie so zugerichtet haben?" Warte mal. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Er hatte er 'meinen Hannie' gesagt? Ich wurde etwas rot um die Nase und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. "Wie konntet ihr ihn das nur antun? Sowas hat er nicht verdient? Homophobe Menschen sollten besser aus dieser Welt verschwinden. So welche abartigen Geschöpfe wie ihr alle. Jedenfalls werde ihr uns hier nie wiedersehen." Alles war still im Klassenraum. Er hatte sich nur weggedreht und den Klassenraum verlassen.
Ich sah langsam auf und in Seungcheol's entspanntes Gesicht. Eben war er noch wütend und jetzt wieder nett. Es war wie ein plötzlicher Sinneswandel. Eines weiß ich aber. Ich mache Seungcheol nur Probleme und deswegen muss ich von dieser Welt verschwinden. Ich muss heute Abend hier weg. Ich kann das nicht noch länger durchmachen. Jedenfalls hab ich noch ein Brief für Seungcheol zu Hause. Den muss ich erst holen. Dann kann ich beruhigt von dieser Welt gehen. Ich werde ihn wahrscheinlich enttäuschen, aber das war mir egal. Es war das Beste für mich.
Ich sah auf und bemerkte, dass er mich zu sich nach Hause brachte. Immerhin brachte er mich nicht ins Krankenhaus. Da konnte ich jetzt unmöglich hin. "Seungcheol..." Verwirrt sah er zu mich runter, während er mich in sein Bett legte. "Kannst du mir was versprechen?" Er lächelte sanft, während er sich gleich neben mich legte. "Na klar. Alles!" Ich musste ebenfalls sanft lächeln und drehte mich unter starken Schmerzen langsam zu ihn. "Versprich mir, dass du mich immer lieben wirst, egal was passiert." Entgeistert sah er mich an, aber fing dann zu lachen an. Wie ich dieses göttliche Lachen einfach liebe und vermissen werde, wenn ich es heute Nacht tun werde. "Natürlich. Du bist mein Ein und Alles. Ich werde dich immer lieben." Seine Worte machten mich so glücklich, dass ich auch gleich genüsslich in seinen Armen einschlief.
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Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich auf. Mein Körper wollte es wohl auch endlich beenden und es hinter sich bringen. So sah ich das auch. Seungcheol schlief noch. Er sah so niedlich aus. Trotzallem kann ich nicht mehr bei ihn bleiben. Ich würde ihn nur verletzen und ein Teil hatte er schon rausbekommen. Ich kann es nicht. Ich muss gehen. Jetzt oder nie.
Langsam hievte ich mich aus dem Bett. Die Schmerzen waren fast unausstehlich, aber bald werde ich keine mehr spüren. Hoffe ich zumindest. Jetzt kamen doch langsam die Tränen, wenn ich daran dachte, Seungcheol demnächst zu verlassen. Aber schon zu viel schlechtes war geschehen. Ich konnte es immer noch kaum begreifen. Jetzt soll es enden. Das war schon irgendwie traurig, aber auch erbärmlich. Aber es war für Seungcheol besser so. Er hatte was besseres verdient, als mich. Vielleicht muss ich den Abschiedsbrief ja nochmal neu schreiben.
Ich humpelte langsam in Richtung Tür und schloss sie langsam auf. Ein letztes Mal drehte ich mich noch zu meinen kleinen, süßen und unschuldigen Engel um und lächelte leicht bei seinem Anblick. "Auf Wiedersehen...Choi Seungcheol." hauchte ich ihn schwach zu, bevor ich schließlich sein Haus ganz verließ und ich mich mit langsamen Schritten zu meinem Haus begab. Dort trat ich so schnell wie es ging ein und schlich hoch in mein Zimmer. Dort setzte ich mich nochmal an meinem Schreibtisch, holte ein Blatt und ein Stift raus und schrieb einen letzten Abschiedsbrief. Den anderen konnte ich ja nicht mehr wirklich benutzen. Der andere Brief war Vergangenheit.
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Hey, Seungcheol...
Bestimmt fragst du dich, was die ganze Aktion soll. Das war aber ganz einfach zu erklären.
Ich weiß nicht mehr, wann alles anfing.
Wahrscheinlich ab dem Punkt, an dem wir in getrennte Klassen gekommen waren.
Auf jeden Fall war die Zeit davor sehr schön mit dir gewesen. Ich konnte nur deinetwegen so ausgiebig lachen. Nur deinetwegen konnte ich sowas wie 'Glück' empfinden. Ich hatte Spaß und das nur wegen dir.
Dafür möchte ich dir danken.
Bestimmt fragst du dich, weshalb ich dich nie mit zu mir nach Hause genommen hab.
Du solltest mein Familiengeheimnis nie kennen.
Es war nur zu deinem eigenen Schutz.
Meine Eltern sind alkoholsüchtig.
Im ganzen Haus stinkt es nach Alkohol. Sie hatten mich nie wirklich geliebt. Ich nahm es ihnen aber nie übel. Wie konnte man mich auch lieben?
Damals gab es Tage wo ich öfters nicht in der Schule gewesen war. Das war nur, weil ich öfters zur Untersuchung ins Krankenhaus musste.
Ich hatte eine tödliche Herzkrankheit, die sich in den letzten Jahren rasant ausgebreitet hatten.
Sie hatte besagt sogar, dass ich nicht mal mehr mein zwanzigstes Lebensjahr erreichen würde. Durch das Mobbing, was noch dazu kam, hatte sich der Fortschritt meiner Krankheit verschnellert.
Sie war unheilbar.
Ich hatte mir schon öfters gedacht, wieso ich es nicht jetzt beendete, sondern mich von der Krankheit töten zu lassen.
Diese Frage war ganz einfach zu beantworten.
Nur deinetwegen lebe ich noch.
Ich hab mich in dich verliebt und du hast erwidert. Du hast mich heute in einen meiner schwächsten Momente erlebt.
In der Mittelschule waren es nur Beleidigungen und dumme Sprüche gewesen. Später in der Oberschule kamen die Schläge. Sie wurden fast alltäglich und passierten immer nur, wenn du nicht gerade da warst. Ich hab es dir nie gesagt, weil ich dich nicht mit reinziehen wollte.
Mit der Zeit wurde mein Lächeln weniger.
Bei dir war es alles nur erzwungen.
Ich schäme mich für alles, dass ich so schwach bin.
Ich will dich nicht mal mehr verlassen, aber nichts lässt mir eine Wahl.
Ich hab mich auch schon wegen den Depressionen geritzt.
Es tut mir leid, wenn du dir mehr erhofft hast. Ich weiß, dass du am liebsten für den Rest deines Lebens mit mir zusammen gewesen wärst, aber ich kann es nicht mehr.
Ich kann so nicht mehr leben.
Jeden Tag dieser Schmerz. Wie lange sollte ich das noch aushalten? Soll ich mich zu Tode prügeln lassen?
Nein, dass akzeptiere ich nicht.
Lieber sterbe ich an Selbstmord, als durch die Hand meiner Mobber, meiner Eltern oder meiner Krankheit.
Das solltest du alles wissen, weil ich zu schwach bin, dir alles persönlich zu sagen. Vergiss mich einfach und werd glücklich, auch ohne mich.
Ich weiß das du das kannst.
Geh und such dir andere Freunde.
Mich brauchst du nicht mehr und wahrscheinlich hast du mich auch niemals gebraucht.
Ich hatte dich immer gebraucht, auch im Unterricht. Es wäre auch nie soweit gekommen, wenn wir im der selben Klasse gewesen wären.
Ziemlich lang geworden, aber egal.
Es gab halt soviel was ich dir nach sahen musste.
Es wird schließlich ein Abschied für immer werden.
Ich wollte es nie soweit kommen lassen, aber du hast wenigstens ein Brief verdient, in dem alles steht, damit du es verstehst.
Bitte, tu mir den Gefallen und vergiss mich und unser Versprechen.
Trotzdem sollst du wissen, wie sehr ich dich liebe.
Ich liebe dich, Choi Seungcheol...
Das werde ich auch nach meinem Tod noch.
In Liebe, dein Hannie.
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Während ich den Brief schrieb, tropften einige Tränen auf dessen Blatt. Ja, ich zerbrach gerade und das nur, weil ich doch selbst alles beenden wollte. Ja, ich liebe Seungcheol und er mich. Aber selbst die kleinste Liebe reicht einfach nicht aus, um mich am Leben zu erhalten. Es tat mir furchtbar im Herzen weh, aber es tut mir auch unendlich leid. Hoffentlich geht es Seungcheol soweit gut und er wird mich nicht vermissen. Das hoffte ich jedenfalls.
Ich wischte mir mit meinen Arm über meine Augen und stand wackelig auf. Ich setzte mich auf mein Bett und nahm mir die Klinge aus dem Schubfach meines Nachttisches. Bitte, lass mich endlich sterben. Ich will endlich erlöst sein. Immerhin würde es niemanden kümmern, wenn ich jetzt einfach alles aufgab und mich meinem tiefen Bedürfnis hingab. Es ging nicht mehr. Ich war am Ende angelangt und ich bin glücklich.
Tief atmete ich nochmal durch, bevor ich die Klinge an meiner Pulsschlagader ansetzte und erst leichten Druck ausübte. Vor scharfen Schmerz kniff ich die Augen zusammen und übte noch mehr Druck aus. Doch dann wurde die Tür aufgerissen und mit einem lauten Knall prallte sie gegen die Wand. Ich schrak auf und da durch hatte ich meine Pulsschlagader nun ganz durch. Unendlich viel Blut sickerte aus der Wunde und ich sah mit Tränen in den Augen zur Tür. Da stand der, den ich jetzt am wenigsten hätte sehen wollen. Choi Seungcheol!
"Han, was tust du denn da?" schrie er los und kam auf mich zu gerannt. Ich verlor meine Kraft und ließ mich nach hinten auf mein Bett fallen. Ich spürte, wie mir die Kraft des Lebens entwich und nur noch schwach konnte ich einen panischen Seungcheol erkennen, der zudem auch noch bitterliche Tränen vergoss. Ihn so zu sehen, brachte mich ebenfalls zum weinen und alles tat in meinem Inneren weh, während er versuchte ein Tuch auf meine Wunde zu drücken und so den Blutverlust zu stoppen, aber es war zwecklos. "Cheol...was machst du denn hier?" fragte ich schwach, während ich schon schwerer atmete. "Da fragst du noch? Ich hatte die ganze Zeit gespürt...das du etwas vor hast. Und ich hatte recht. Du ritzt dich. Du wirst in der Schule gemobbt. Du bist depressiv und hast vor dich jetzt umzubringen." Ich war überrascht, dass er das alles vorher schon wusste, aber es nützt nichts mehr. "Seungcheol...du kannst mich nicht retten. Bitte...lass mich gehen." Er schüttelte nur hektisch den Kopf. "Nein, dass kann ich nicht. Ich liebe dich doch. Ich kann dich nicht sterben lassen. Du bedeutest mir doch soviel. Mit wem soll ich denn in Zukunft ins Kino gehen? Mit wem soll ich in der Schule sonst abhängen? Mit wem soll ich sonst Spaß haben? Ich brauchte nur dich. Mehr nicht. Du warst mein Ein und Alles. Ich brauchte nur dich zum Leben und sonst niemand. Jeonghan, ich liebe dich! Ich wollte nur mit dir den Rest meines Lebens verbringen. Nur mit dir war ich glücklich. Ich brauchte niemanden sonst, nur dich. Ich brauche dich doch." Seine Worten schmerzten meinem Herzen. "Aber Cheol...es ist zu spät. Du kannst...mich nicht mehr am Gehen...hindern." Ich spürte seine Tränen, die auf meine Wangen tropften. "Nein, dass kann ich nicht zulassen. Du musst leben!" "Seungcheol...vergiss mich nicht, okay?" Er schüttelte nur wieder den Kopf, bis er mit einem Mal stoppte und ich nur noch schemenhaft erkennen konnte, dass er die Klinge nahm und sie ebenfalls an sein Handgelenk ansetzte. Bevor ich noch irgendwas dazu sagen konnte, schnitt er sich ebenfalls die Pulsader auf, zu meinem Entsetzen. "Cheol..." Warmherzig lächelte er mich an. "Wenn du stirbst...geh ich mit. Ohne dich macht doch dieses Leben keinen Sinn mehr. Ich komme mit dir...egal...wo du auch hingehst." Das machte mich so glücklich, aber teilweise auch so traurig. "Ich liebe dich, Jeonghan. Das soll immer so sein." Er verschränkte unsere Hände miteinander, bevor er sich neben mir legte. "Ich...liebe dich auch...Seungcheol." hauchte ich ihn genüsslich entgegen, bevor ich auch schon einschlief und das für immer. Er war das Letzte, was ich vor meinem Tod noch sah, aber jetzt waren wir im Jenseits ebenfalls vereint. Ich war nicht allein. Er war bei mir und das blieb auch so.
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So, dass war vielleicht ein etwas größerer Oneshot geworden, aber ich hoffe euch hats trotzdem gefallen und fand es wenigstens traurig genug. Es war nie ein Happy End geplant. Nicht das ihr euch wundert. Jedenfalls sind die beiden auch noch im Tod vereint. Über Meinungen und Kommentare würde ich mich gerne freuen.😊😊😊
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