𝐈𝐗─𝐂𝐥𝐨𝐬𝐞𝐫
Anakin schloss die Augen und ließ das heiße Wasser über sein Gesicht strömen. Der Schmutz, das Blut und das schwere Gefühl der vergangenen Wochen tropfte allmählich von ihm ab. Die Narben an seinem Körper, einige frisch, andere bereits schon lange verheilt brannten unter dem Wasserstrahl, doch der Schmerz erinnerte ihn daran, dass er noch lebte.
Der Dampf erfüllte das Badezimmer und für einen kurzen Moment schien alles fortzuschwimmen: Die Gefangenschaft, Malastare, der Krieg. Doch der Frieden blieb flüchtig, kaum mehr als ein dünner Schleier, der zu reißen drohte.
Er öffnete die Augen und sah sein verschwommenes Spiegelbild durch die dampfverschleierte Duschwand. Das Bild wirkte fremd, als sähe er einen anderen Mann. Älter, zerbrechlicher, als er sich selbst jemals vorgestellt hätte. Seine Haare waren deutlich länger geworden und ein kurzer Bart bedeckte sein Gesicht.
Das Wasser spülte die letzten Seifenreste von seiner Haut und er drehte das Ventil ab. Anakin griff nach einem Handtuch, wickelte es sich um die Hüfte und trat aus der Dusche. Der Dampf umhüllte ihn wie eine schützende Hülle.
Es klopfte an der Tür, dann öffnete sie sich und Padmé trat ein.
Für einen Moment stand sie regungslos da. Ihre Augen suchten nach Antworten, während sie seine Wunden betrachtete – die Hunderte von Einstichstellen, die seinen Körper übersäten, die versengte Haut an seiner Schulter, die von dem Blasterschuss stammte. Es war, als ob jede Narbe ein weiteres Kapitel in einem unerträglichen Buch war, das er nie hätte schreiben wollen.
Anakin konnte sehen, wie sich Mitleid in ihren Augen mischte, ein Ausdruck, den er verabscheute. Es schnürte ihm die Kehle zu, ein Gefühl der Schwäche, das er unter keinen Umständen zulassen wollte.
„Wer hat dir das angetan?" Padmés Stimme war weich, voller Mitgefühl, und genau das machte es für ihn unerträglich. Das Zittern in ihren Worten, die Besorgnis – es fühlte sich an, als ob sie ihn durch einen Schleier ansah, als ob er nur ein zerbrochenes Wesen vor ihr war.
Sie trat näher, als wäre sie bereit, ihn zu berühren, doch der Ausdruck in ihren Augen hielt sie zurück.
Anakin presste den Kiefer aufeinander. Er wollte nicht darüber sprechen, nicht jetzt. „Es ist nichts", murmelte er und wandte den Kopf ab, um ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen.
Ihre Gesichtszüge verhärteten sich. ,,Nichts?", wiederholte sie. Ein bitteres Lachen brach aus ihr hervor und Anakin spürte, wie sich die Spannung im Raum schlagartig verdichtete.
,,Du stehst hier, mit Wunden und Narben, als wärst du geradewegs durch die Hölle gegangen, und sagst mir, es sei nichts?" Ihre Stimme zitterte vor aufgestauter Wut und Frustration.
Anakin spürte, wie die Mauern um ihn herum wieder hochzogen, als würde er sie mit all seiner Kraft schützen wollen.
,,Lass es einfach gut sein", meinte er ohne sie anzusehen. Der Zorn, den er versuchte zu unterdrücken, schwang deutlich in seinen Worten mit, und er spürte, wie seine Kontrolle gefährlich zu schwinden begann.
Padmé starrte ihn fassungslos an. In ihren Augen glänzte eine Mischung aus Wut und purer Enttäuschung. ,,Das ist es also? Nach einem Jahr kommst du einfach so zurück, gezeichnet von Dingen, die ich mir nicht einmal vorstellen kann und erwartest von mir, dass ich das einfach so hinnehme? Verdammt Anakin, du warst nicht einfach nur weg. Du warst tot und hast alles mit dir genommen, was wir hatten!" Ihre Stimme überschlug sich fast vor Emotionen und Tränen glitzerten in ihren Augen, die sie mit aller Macht versuchte zu unterdrücken.
Anakin erstarrte, seine Augen weiteten sich. Ihre Worte trafen ihn, wie ein gewaltiger Schlag ins Gesicht. Ein dumpfer Schmerz raste durch seinen Kopf, und für einen Moment wurde ihm schwindelig, als würde die Welt unter ihm wegbrechen. Ein Jahr? Nein. Es konnte kein Jahr gewesen sein. Die Zeit war für ihn nichts mehr als ein verwischter Schatten. Doch jetzt, in diesem Augenblick, schlug die Realität wie eine Welle über ihm zusammen, kalt und erbarmungslos.
Ein scharfer Druck lastete auf seiner Brust, als sich die Angst um ihn schloss wie eine gewaltige Klaue. Er konnte sich nicht bewegen, konnte sich nicht äußern. Das Unbehagen schnürte ihm die Kehle zu, während er versuchte, das Bild von Padmé in seinem Kopf zu ordnen, das sich mit seinen düstersten Erinnerungen vermischte.
,,Ich..." Er brachte das Wort kaum heraus, seine Stimme klang rau und gebrochen, fremd in seinen eigenen Ohren. ,,Ich war... ich kann nicht..." Die Sätze zerfielen in seinem Kopf, unfähig, die Widersprüche seiner Erfahrungen in klare Gedanken zu fassen.
Padmé trat näher. ihre Augen suchten seine. ,,Ich bin hier Anakin, schließ mich nicht aus." Ihre Stimme war eine sanfte, dringliche Bitte.
Anakin sah in ihre Augen und spürte, wie die Mauer um ihn herum zu brechen begann. Wortlos zog er sie in seine Arme und vergrub das Gesicht in ihren Haaren. Der Vertraute Duft ihrer Haare und die Wärme ihres Körpers spendeten ihm Ruhe und einen Hauch von Trost, nachdem er sich so sehr sehnte.
,,Lass mich dir helfen." Padmès Stimme war sanft, durchdrungen von Entschlossenheit.
Anakin gab sich geschlagen. Er fühlte sich schlichtweg zu kraftlos um mit ihr zu streiten.
Padmé löste sich langsam von ihm und öffnete die Tür. Ein unbeschreiblicher Duft kam ihm entgegen- so anders, als der kalte, sterile Geruch, an den er sich gewöhnt hatte.
Ihre Lippen formten sich zu einem sanften Lächeln, als sie seinen Blick bemerkte.
,,Komm mit mir", meinte sie, nahm seine Hand in ihre und führte ihn hinaus.
Als Anakin in frische Kleidung gehüllt auf dem großen Sofa saß und eine dampfende Schüssel Nyork-Eintopf vor sich hatte, fühlte er, wie ein Stück von ihm selbst langsam zurückkehrte.
Doch sobald er auch nur den ersten Bissen aß, spürte er, wie sein Magen gegen die feste Kost rebellierte. Der Geschmack war intensiv und vertraut, und dennoch schien er aus einer anderen Zeit zu stammen. Er versuchte, das unangenehme Gefühl mit einem weiteren Bissen herunterzuschlucken, doch es wurde nur schlimmer. Sein Magen schien sich zusammenzuziehen, als ob er die Realität abwehren wollte, die Anakin überkam.
Padmé setzte sich zu ihm. Sie tauchte ein Tuch in eine Schale gefüllt mit Bacta und tupfte sorgsam das Tuch über seinen Oberkörper. Ihre Berührungen waren sanft und bedacht. Das kühlende Bacta breitete sich wie ein sanfter Strom über seine Haut aus und linderte den stechenden Schmerz.
Anakin beobachtete sie. Die Konzentration in ihren Zügen, die Art, wie sie sich dem Tuch näherbeugte und es vorsichtig auf seine Wunden drückte, brachte eine unerwartete Ruhe in sein aufgewühltes Gemüt. Doch gleichzeitig wuchs die Scham in ihm – die Vorstellung, dass sie sich um ihn kümmerte, ihn in diesem gebrochenen Zustand beistand, erfüllte ihn mit weitaus mehr, als nur Unbehagen.
,,Du musst dir keine Sorgen um mich machen", murmelte er und wandte den Blick ab.
Padmé tauchte das Tuch erneu in das kalte Bacta, rang es aus und tupfte sorgsam über die versengte Haut auf seiner Schulter.
,,Du musst nicht alles alleine tragen. Es ist in Ordnung Hilfe anzunehmen. Es ist in Ordnung verletzlich zu sein. Das ist menschlich."
Anakin schloss die Augen und ließ ihre Worte in seinen Gedanken nachhallen. Padmé war die einzige Konstante in einem Leben voller Chaos und Unsicherheit. Sie war das Wichtigste in seinem Leben, das Einzige, das ihm noch geblieben war.
,,Ich... wusste nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Dort draußen... in der Gefangenschaft... es verschwimmt alles." Er schluckte schwer, zögerte und suchte nach Worten, die das Unbeschreibliche beschreiben könnten. ,,Es tut mir leid, Padmé. Ich wollte nie, dass du leidest."
Padmé hielt einen Moment inne, ehe sie behutsam seine Schulter verband.
„Du hast nichts, wofür du dich entschuldigen musst, Ani."
Anakin hob den Blick, als sie seinen Spitznamen aussprach- mit dieser Wärme und Vertrautheit, die nur sie ihm entgegenbringen konnte.
,,Ani" – das hatte immer nach Unschuld geklungen, nach einer Zeit, die längst vergangen war. Seine Mutter hatte ihn immer so genannt. Damals, als die Welt noch klein und überschaubar war und sein größter Traum war, von Tatooine zu verschwinden und das Dasein als Sklave hinter sich zu lassen.
Padmé war die Einzige, die diesen Namen verwenden durfte. Schließlich hatte sie ihn so kennengelernt. Als kleinen naiven neunjährigen Jungen, voller Hoffnung, der von den Sternen träumte. Bereits in dem Moment, als er Padmé zum ersten Mal sah – mit ihrem strahlenden Lächeln und den leuchtenden Augen,– hatte er sich unsterblich in sie verliebt.
Sie sahen sich eine Weile einfach nur wortlos an, ehe Anakin die letzten Zentimeter zwischen ihnen schloss und sie küsste.
Anakin spürte, wie all die aufgestauten Emotionen in ihm hochkamen, als sich ihre Lippen trafen. Zwar berührten sie sich zuerst sanft, eine vorsichtige Annäherung an das, was sie verloren geglaubt hatten, doch sofort überkam ihn eine Welle aus Wärme und Vertrautheit, die alles andere in den Hintergrund drängte.
Doch dann wurde der Kuss intensiver, als Anakin seine Augen schloss und sich ganz in diesem Moment verlor. Er umarmte sie fest, seine Hände glitten in ihr Haar, und er zog sie näher zu sich, bis sie sich auf seinem Schoß niederließ. Der vertraute Duft ihrer Haut, der sie umhüllte, übernahm seine Sinne. Es war ein Moment voller Zärtlichkeit und Verlangen, in dem er all den Schmerz und die Einsamkeit der vergangenen Monate vergaß.
Padmé erwiderte den Kuss mit gleicher Leidenschaft, und Anakin spürte, wie ihre Finger über seinen Nacken und Rücken wanderten, als würde sie ihm Trost und Stärke geben. Ihre Berührungen waren sowohl zärtlich als auch bestimmend. Die Welt um sie herum schien zu verschwinden, und alles, was zählte, war der Puls ihrer Herzen, die im Einklang schlugen.
Anakin konnte die Hitze spüren, die sich zwischen ihnen aufbaute, als sich ihre Lippen im Einklang bewegten. Seine Hände fanden ihren Weg zu ihrem Gesicht, und er streichelte zärtlich über ihre Wangen. Jeder Atemzug, den er tat, war gefüllt mit ihrer Nähe, und er wollte, dass dieser Moment für immer anhielt.
Die Intensität des Kusses wuchs, und Anakin wollte mehr – mehr von ihr, mehr von diesem Gefühl, das ihn so süchtig machte. Er zog sie näher an sich, seine Berührungen wurden dringlicher, als das Verlangen in ihm wuchs. Padmé schlang ihre Arme um ihn, und ihre Finger vergruben sich in seine Schultern, als wollte sie ihn ganz zu sich ziehen. Der Kuss wurde hungriger, leidenschaftlicher, lustvoller.
Anakin spürte, wie sein Körper auf ihre Berührung reagierte, jede Faser seines Wesens verlangte nach ihr.
Seine Hände wanderten sanft über ihren Körper und er verlor sich in der Weichheit ihrer Haut. Seine Finger zeichneten ganz langsam eine Linie von ihrer Wange zu ihrem Hals, wo er für einen kurzen Moment verweilte, um die pulsschlagende Wärme ihrer Nähe zu spüren.
Als seine Hände weiter zu ihrem Dekolleté und schließlich zu ihrem Bauch glitten, spürte er, wie sich die Welt um sie herum weiter auflöste. Padmé erwiderte seine Berührung mit einem leisen Seufzen.
In ihren Bewegungen fühlte er, wie sie wieder zu dem Einen wurden, was sie verloren geglaubt hatten.
Jede Berührung war ein Versprechen, ein stummer Schwur, dass sie zusammengehörten.
Und als Anakin die Kontrolle über sich selbst aufgab und sich voll und ganz in ihr verlor schienen die verlorenen Teile seiner Seele an ihren Platz zurückzufinden.
Padmés Nähe, ihre Berührung und die Art, wie sie sich bewegte gaben ihm das Gefühl wieder ganz zu sein, als würden sich ihre Seelen ineinander verweben, all die Narben und Risse heilen, die die Zeit ihm zugefügt hatte.
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