𝐈𝐕─𝐒𝐞𝐚 𝐨𝐟 𝐒𝐨𝐫𝐫𝐨𝐰
Padmé Amidala schaute aus dem Panoramafenster. Coruscants Skyline war wie immer hell beleuchtet. Dutzende Reklametafeln, Wolkenkratzer und anderweitige Beleuchtungen ließen die Nacht erscheinen, als wäre es taghell. Auch das Galaktische Opernhaus wurde von unzähligen Scheinwerfern erhellt und warb mit seinen neusten Vorstellungen.
Dutzende Speeder segelten mit rasantem Tempo auf den Straßen von Galactic City vorbei.
Sie hatte das Chaos und die Hektik, das Coruscant permanent umgab, noch nie gemocht. Auch, wenn sie sich an das Leben hier gewöhnt hatte, fiel es ihr manchmal schwer zu Ruhe zu kommen, wenn alles und jeder ständig in Bewegung war.
Ihre Haare waren immer noch zu der gleichen kunstvollen Frisur hochgesteckt, die Dormé ihr zu Tagesbeginn geflochten hatte. Doch den schweren Kopfschmuck hatte sie abgelegt, sobald sie nach Hause gekommen war. Ihr Gewand setzte sich aus einem Unterkleid aus karlinischer Seide, das ihre Arme bis zu den Handgelenken bedeckte, und einem schweren ärmellosen Obergewand aus burgunderrotem Samt, zusammen. Das Obergewand reichte bis zum Boden und war mit kunstvollen Stickereien verziert, die an ihre Heimatwelt, Naboo erinnerten.
,,Wenn Ihr nichts dagegen habt, M'lady, würde ich mich jetzt zurückziehen", meinte Dormé, die gerade den Aufenthaltsraum betreten hatte.
,,Natürlich, Danke", erwiderte Padmé und drehte sich zu ihr um, um ihr ein kurzes Lächeln zu schenken.
,,Ihr sorgt Euch um ihn, nicht wahr?"
Padmé seufzte. Es war Wochen her, seitdem Anakin sich das letzte Mal gemeldet hatte. Dormé zählte zu ihren engsten Vertrauten. Sie hatte etwas von Padmés Gefühlen zu Anakin geahnt, bevor sie es überhaupt selbst erkannt hatte und natürlich wusste sie auch von der Verbindung, die sie eingegangen waren. Auch, wenn Dormé Anakin sehr skeptisch gegenüberstand.
,,Verzeiht mir. Ich wollte Euch nicht zu nahetreten", meinte Dormé nachdem Padmé nicht geantwortet hatte.
,,Das bist du nicht", erwiderte Padmé. ,,Und du hast Recht. Er hat sich seit einer längeren Zeit nicht gemeldet und ich mache mir Sorgen."
Dormé sah sie an. ,,Ich bin sicher, dass er sich bald melden wird. Das war letzten Endes immer so. Kann ich noch etwas für Euch tun?"
Padmé lächelte leicht. ,,Nein, ich glaube nicht. Dreipeo leistet mir noch etwas Gesellschaft. Gute Nacht, Dormé und Danke."
Dormé erwiderte ihr Lächeln. ,,Gute Nacht, M'lady", meinte sie, bevor sie sich ein Stockwerk tiefer zurückzog, wo sie und auch die anderen Zofen schliefen.
Padmé wandte sich wieder dem Panoramafenster zu.
Die Zeit im Senat brachte momentan nichts außer Frustration mit sich. Seitdem der Senat von der Ermordung der separatistischen Senatorin Mina Bonteri erfahren hatte, die sich für den Frieden eingesetzt hatte, waren unzählige Senatoren abgesprungen und unterstützten Padmés Stimme für den Frieden nicht mehr. Die Gründe dafür waren zwar verständlich, aber viel mehr besorgniserregend: Sie hatten Angst genauso wie Senatorin Bonteri zu enden.
Als Mitglied des Loyalisten-Komitees war Padmé sowieso eine wandelnde Zielscheibe und wurde fast täglich als Verräterin und Separatistensympathisantin beschimpft, aber das hinderte sie noch lange nicht daran weiter für ihre Sache zu kämpfen.
Was ihr mehr Sorgen bereitete war, dass sie einfach nicht vorwärts kamen.
Heute Vormittag hatte der Senat verkündet, dass die Schlacht um Malastare verloren sei und sie dutzende Verluste zu beklagen hatten.
Und natürlich wurde daraufhin darüber abgestimmt, dass sie mehr Truppen produzieren mussten, um die Klonarmee noch weiter zu verstärken.
Ihr Antrag gegen die Aufrüstung der Klonarmee war also erneut gescheitert und die Republik verschuldete sich immer weiter, bis sie kurz vor dem Bankrott stehen würde.
Padmé wusste genau, dass das der falsche Weg war und mehr Truppen zu produzieren nichts bewirken würde, außer den Krieg noch weiter in die Länge zu ziehen.
Warum mussten andere Senatoren sich nur so verbissen, um ihren Kontostand bemühen? Sie wusste genau, dass es viele Kriegsprofiteure gab und die Kaminoaner standen ganz oben auf der Liste.
Seitdem Kamino einen Sitz im Senat erhalten hatte, waren die Ausgaben der Republik für das Militär mehr als das Vierfache gestiegen.
Sie legte ihren Kopf in den Nacken und massierte sich die Schläfen, um ihre Kopfschmerzen zu lindern.
Auch auf ihrem Heimatplaneten wurde es immer turbulenter. Gouverneur Bibble und die Königin hatten große Angst vor dem Krieg. Sie waren sich sicher, dass die Kämpfe früher oder später auch Naboo erreichen würden und deswegen haben sie auch gegen die Abschaffung eines sehr alten Gesetztes gestimmt, das Naboo und den gesamten Chommell-Sektor betraf und jede einzelne Kolonie dazu verpflichtete, Naboo in Zeiten der Not beizustehen. Auch, wenn es auf Kosten ihrer eigenen Verteidigungsfähigkeit laufen würde. Das Gesetz war furchtbar vage formuliert und außerdem überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Die sogenannten Kolonien, hatte schon lange wirtschaftliche Unabhängigkeit erreicht.
Naboos Beziehungen zu anderen Planeten im Chommell-Sektor waren zwar freundlich, aber hatten sich nie besonders weiterentwickelt und dieses Gesetzt könnte alles ins Negative verändern.
Wie sehr wünschte sie sich, dass Anakin jetzt bei ihr wäre. Nur bei ihm konnte sie diesen ganzen Stress einfach für ein paar Stunden vergessen und sich in seinen Armen völlig fallen lassen. Bei ihm musste sie nicht die Rolle der emotionslose Senatorin Amidala spielen. Bei ihm war sie schlichtweg Padmé. Anakin war der einzige Mensch, der sie anders sah als alles anderen.
Sie hatte ihr Leben lang nur für andere gelebt, den Wohl ihres Volkes immer über ihr eigenes gestellt, aber mit Anakin hatte sie etwas, das nur ihr allein gehörte.
Es war so einfach gewesen sich in ihn zu verlieben und das hatte ihr Angst gemacht. Padmé hatte immer geglaubt, dass sie immun gegen solche Gefühle wäre. Natürlich hatte es Leute gegeben, die sie attraktiv fand und ja, auch harmlose Schwärmereien waren dabei gewesen, aber nie hatte etwas ihr so derart den Boden unter den Füßen gerissen, wie Anakin.
Seit dem Moment, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte, war er zu ihrer Welt geworden. Da war einfach etwas an ihm, das Padmé vorher noch nie erlebt hatte.
Wenn er in ihrer Nähe war, schien nichts anderes mehr von Bedeutung zu sein, als ihre Gefühle zu ihm. Auch, wenn sie dazu gezwungen war, es zu verstecken.
Ihre Hochzeit war das erste, das Padmé jemals nur für sich getan hatte und auch, wenn es manchmal schwer war, hatte sie es noch keine Sekunde bereut.
Ein Sternjäger erweckte ihre Aufmerksamkeit, der genau auf ihr Appartement zuzusteuern schien. Ihr Herz machten einen kleinen Sprung, als sie sich von dem Panoramafenster abwandte und sich der Terrasse näherte.
Im gleichen Moment zog es sich schmerzhaft zusammen, als Obi-Wans Jäger dort landete und nicht, wie sie gehofft hatte, Anakins.
Padmé lief langsam darauf zu und versuchte ihre Nervosität hinter einem Lächeln zu verstecken.
Obi-Wan stieg aus dem Jäger und schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln, das jedoch keinerlei Spuren von Freude enthielt.
,,Es tut mir leid, dass ich Euch zu solch später Stunde noch störe, aber ich bin es Euch schuldig, dass Ihr es von mir erfahrt und nicht von den Holonachrichten." Er sah unglaublich erschöpft aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen und in seinen Augen spiegelte sich große Trauer wider.
,,Wovon sprecht Ihr?", fragte Padmé. Angst stieg langsam in ihr auf.
,,Darf ich eintreten?", fragte Obi-Wan.
,,Natürlich", erwiderte sie. Sie liefen zurück in den Aufenthaltsraum und nahmen gegenüber auf den breiten Liegen Platz. Obi-Wan schien tief in Gedanken versunken zu sein. So hatte sie ihn wirklich noch nie erlebt. Eine bedrückende Stille entstand zwischen den Beiden, bis sie ein Protokolldroide mit goldener Metallhülle unterbrach.
,,Miss Padmé... Oh, ich hatte nicht erwartet, dass ihr einen Gast habt. Ich werde Tee aufsetzten", gab C3PO unbeholfen von sich und stakste steif wieder davon.
Obi-Wan sah sie plötzlich an. Dreipeo schien ihn aus seinen Gedanken gerissen zu haben. Er atmete tief durch, bevor er sprach.
,,Ich weiß nicht genau, wie ich es Euch sagen soll. Ich kann es selbst noch nicht begreifen, aber Anakin ist..." Er stoppte. Er wollte es nicht aussprechen. Er konnte es nicht aussprechen. Denn es auszusprechen würde bedeuten, dass er wahr war.
Er atmete erneut tief durch und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Das hier schuldete er seinem Freund. ,,Er hat es nicht geschafft."
Padmé sah ihn an, als hätte er sie geschlagen. Sie spürte, wie etwas in ihr zerbrach. Jedes Wort, das sie hatte sagen wollen, blieb in ihrer Kehle stecken.
Dreipeo kam zu den Beiden zurück und stellte zwei Tassen Karlini-Tee auf den Tisch.
Padmé griff nach einer der Tassen und versuchte mit einem Schluck Tee sämtliche Emotionen herunterzuschlucken. Ihre Hände zitterten und sie starrte eine Weile wortlos in die Tasse, bis sie die Kraft fand zu antworten.
,,Mein aufrichtiges Beileid. Ich kann mir Euren Verlust gar nicht vorstellen", meinte sie, ohne ihn anzusehen. Ihre Stimme zitterte und sie hoffte, dass Obi-Wan es nicht bemerkte.
Obi-Wan sah sie an. ,,Ich glaube, das könnt Ihr sehr wohl."
Nun war es Padmé, die ihn überrascht ansah. ,,Ich weiß nicht was Ihr meint. Anakin und ich waren Freunde, aber er gehörte zu Eurer Familie."
Obi-Wan seufzte, eher er antwortete. ,,Ich bin nicht blind, Padmé. Auch, wenn ich es versucht habe zu sein, um Anakins Willen und auch um Euretwillen. Er war in Euch verliebt. Seit dem ersten Tag Eurer Begegnung vor so vielen Jahren in diesem grausamen Laden auf Tatooine und hat nie es auch nur versucht zu verstecken. Im Senat seid Ihr wirklich geschickt, Padmé. Jedoch könnt ihr nicht das Funkeln in Euren Augen verbergen, sobald jemand auch nur Anakins Namen erwähnt."
Padmé sah ihn einfach nur wortlos an. Ihre Gedanken schrien sie förmlich an, während sich in ihr eine immer größer werdende Angst ausbreitete. Obi-Wan hatte ihr fast im gleichen Atemzug verraten, dass sie ihren Ehemann verloren hatte und ihre geheime Ehe nicht länger ein Geheimnis war.
,,Ich bin nicht gekommen, um Euch anzuklagen oder zu verurteilen. Das habe ich noch nie. Ich möchte nur, dass Ihr wisst, dass Ihr nicht allein seid. Ihr müsst diesen Verlust nicht isoliert, ohne Eure Freunde verarbeiten", ergänzte er und sah sie an.
Padmé nickte nur stumm. Sie war mit Worten immer sehr geschickt gewesen, doch zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht was sie sagen sollte. Sie wusste nicht einmal, ob es überhaupt Worte gab, die beschreiben konnten, wie sie sich gerade fühlte.
,,Morgen findet die Trauerfeier im Tempel statt. Ihr seid natürlich dazu eingeladen."
Obi-Wan widmete ihr noch einen letzten Blick, ehe er sich erhob. ,,Ich bin für Euch da, wenn Ihr mich braucht." Mit diesen Worten lief er wieder in Richtung der Terrasse und stieg in seinen Jäger.
Padmé saß noch genauso da und hielt die Tasse in ihren Händen. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie wollte am liebsten schreien. Sie wollte ins Badezimmer rennen und sich übergeben, aber nichts davon passierte. Sie saß einfach nur weiterhin auf der Liege und starrte starr geradeaus.
Er hatte ihr versprochen, dass er zu ihr zurückkommen würde. Er hatte ihr versprochen, dass er vorsichtig sei.
Das alles fühlte sich so unwirklich an. Sie konnte nicht glauben, dass sie nie wieder seine blauen Augen oder sein verschmitztes Lächeln sehen würde. Sie konnte nicht glauben, dass sie nie wieder seine Stimme hören würde oder seinen Körper an ihrem spüren würde.
Sie konnte nicht glauben, dass Anakin wirklich tot war. Der Mann, dem der Ehrentitel ,,Held ohne Furcht" verliehen wurde. Der Mann, der als das Aushängeschild der Republik galt. Ihr Ehemann. Und sie wollte es auch nicht. Er hatte sich doch schon immer in Gefahr gebracht und es überlebt. Wieso war es diesmal anders?
Sie hoffte inständig, dass Obi-Wan sich irrte und Anakin jeden Moment zurückkommen würde. Er würde sie in seinen Armen halten und ihr versichern, dass es ihm gut ging. So wie er es immer getan hatte.
Als Padmé plötzlich eine Hand an ihrer Schulter spürte, zuckte sie zusammen und sah auf. Captain Typho sah sie besorgt an. Er musste von dem Sicherheitssystem alarmiert worden sein. als Obi-Wan gegangen war.
,,Ist alles in Ordnung, Senatorin?"
,,Nein", meinte sie nur, ehe sie aufstand, um sich in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen.
Es war vollkommen still, als der Sarg langsam in den Boden versenkt wurde.
Obi-Wan senkte den Blick. Er fühlte sich furchtbar. Nicht nur, weil er seinen ehemaligen Schüler auf diese Art und Weise verloren hatte, sondern auch weil ihn schreckliche Schuldgefühle plagten. Er konnte Padmé und Ahsoka nicht einmal wirklich ansehen. Schließlich hatte er Ahsoka davon abgehalten direkt nach ihm zu suchen und als sie zu dem Trümmerfeld zurückgekommen waren, hatte er nichts mehr gefühlt, außer eine klaffende schwarze Leere. Anakins Präsenz war verschwunden gewesen.
Das Feuer hatte sich vergrößert und sie hatten es kaum mehr in den Griff bekommen. Dennoch wollte Obi-Wan es sich nicht eingestehen und sie hatten das gesamte Feld durchkämmt. Es hatte Tage in Anspruch genommen und war wirklich anstrengend gewesen und das einzige, das sie gefunden hatten, war sein beschädigtes Lichtschwert und Spuren von Blut.
Schließlich hatte der Orden befohlen die Suche einzustellen und sie waren nach Coruscant zurückgekehrt.
So schwer es ihm auch fiel. So schwer es ihn auch schmerzte, aber Obi-Wan musste einsehen, dass Anakin tot war und sich das Feuer um seinen Leichnam gekümmert hatte.
Seitdem Anakin verschüttet wurde, hatten weder Obi-Wan noch Ahsoka ein Auge zu gemacht und Obi-Wan hatte das Gefühl, dass das noch so bleiben würde. Ahsoka war gerade einmal 15 Jahre alt, quasi noch ein Kind und musste schon mit dem Verlust ihres Meisters fertig werden.
Er wusste, wie sie sich fühlte. Schließlich hatte er auch seinen Meister verloren, aber immerhin war er damals schon 19 und fast fertig ausgebildet gewesen.
Obi-Wan hatte beschlossen, dass er Ahsoka als seinen Padawan annehmen würde. Er war sich sicher, dass Anakin es so gewollt hätte. Obwohl es schmerzte, wie sehr ihn die junge Togruta an Anakin erinnerte. Sie hatte das gleiche Talent Befehle zu ignorieren und das gleiche Temperament.
Er schaute auf als das Siegel den Sarg verschloss und den Raum für eine kurze Zeit erhellte. Padmé und Ahsoka standen ihm direkt gegenüber. In Ahsokas Augen waren Tränen zu erkennen, als sie ihren Blick senkte. Padmé legte ihre Hand auf ihre Schulter und kämpfte selbst mit den Tränen in den Augen.
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