Kapitel 4: Mein persönlicher Alptraum
(erzählt von Luisa)
„Seid ihr auch mal fertig?", wurden wir von Nina begrüßt.
Ich durfte nur wieder feststellen, wie bescheuert die Erde, im Vergleich mit Fantasytia, so war.
„Was habt ihr so getrieben?", fragte ich in die Runde.
„Alexandra und ich sind auf einen Süßigkeitenladen im japanischen Stil gestoßen...", erzählte Michael und Al ergänzte: „... und mussten dabei sofort an dich denken"
„Lorenz und ich waren in einem Souvenirladen", erzählte Nicole kichernd. „und Lorenz hat sich aufgeführt wie ein kleines Kind. Er hat sich nämlich gefragt, warum es in Japanitia einen Souvenirladen gibt. Er hat auch die ganze Zeit herumgenörgelt, nicht wahr?" Sie sah ihren Prinzen spöttisch an.
„Na ja, so ähnlich", antwortete dieser.
„Felix, Nina und ich sind auf Illona gestoßen", erzählte nun auch Jasmin und ich stöhnte genervt. „Ja, Lui" Sie hatte natürlich sofort kapiert, warum ich gestöhnt hatte. „Ich war mir anfangs nicht sicher, ob sie es wirklich war, weil sie ja nicht wirklich einen Grund hätte. Aber jetzt bin ich mir sicher, dass sies war. Sie hat mich auch so böse angesehen. Nur, weil wir zusammengestoßen sind. Ich war halt mit den Gedanken wo anders. Das ist menschlich. Und dann waren wir in einem Maskenladen, den Nina total gruselig fand"
„Du fandest ihn dafür mega interessant", sagte Nina und verschränkte die Arme.
„Ich fand ihn faszinierend"
„Das ist doch dasselbe!", protestierte Nina. Der Meinung war ich auch.
„Ich hab auch überlegt, ob ich eine für dich mitbringen soll, Lui. Aber dann hab ich's besser doch nicht getan", erzählte Jasmin weiter und wurde rot.
„War vielleicht ganz gut. Wo hätte ich die hinhängen sollen?", entgegnete ich und meine beste Freundin nickte mir nur zustimmend zu. Dann fiel mein Blick auf Nina. „Und Nina hat euch keine Schwierigkeiten gemacht?"
„Überhaupt nicht", antwortete Jasmin fröhlich und sprach das Wort extra lang aus. „Sie war sogar ziemlich still, wie ich finde" Sie sah Nina an, die schon wieder ihre Arme verschränkt hatte. Dann wurde Jasmins Miene wieder lockerer und sie fragte: „Und? Wie war das Go spielen so? Wie hat sie sich angestellt, Moritz?"
„Richtig gut. Meister Yoshida hat sie sehr oft gelobt"
„Und er ist ein genau so großer Fan von den Menschen auf der Erde wie ich. Und das ist ironisch gemeint", berichtete ich. Dann wandte ich mich an Moritz: „Aber sag mal. Kann es sein, dass Meister Yoshida mit dieser einen erdischen Göttin, die die Ayumi hieß, zusammen war oder so was? So wie der von ihr geschwärmt hat..."
„Das weiß ich leider nicht", antwortete Moritz schulter zuckend. „Ich war viel zu klein um sie zu kennen. Sie ist ja schon vor zehn Jahren gestorben"
„Stimmt", gab ich zu. „Hätte ja auch sein können"
„Okay", unterbrach Lorenz. „Was tun wir jetzt?"
„Ich würde mal sagen", begann ich. „jetzt nachdem wir Japanitia ein bisschen besser kennen gelernt haben und auch noch auf Illona getroffen sind" Ich sah Jasmin an. „sollten wir uns jetzt an die Arbeit machen"
Lorenz und Nina stöhnten. „Uah, Arbeit"
Natürlich schlug Nicole ihrem Prinzen augenblicklich eine rein. Das war ja mittlerweile vollkommen normal bei den Beiden.
„Aber Luisa, wir wissen doch schon alle, was Japanitias Problem ist", wandte Michael ein. „Einige kreative Leute sind wegen der Gleichgewichtsstörung vom Land der Fantasie so verwirrt, dass sie einfach keine Ideen mehr haben. Manche von ihnen sind sogar so verzweifelt, dass sie sich umbringen"
„Das hört sich so eiskalt an, wie du das sagst...". murmelte Alexandra.
„Ich weiß, aber so ist es doch"
Ich ließ mich auf einen Baumstamm fallen, der dort zufällig neben uns waagrecht auf den Boden lag. „Es ist einfach nur so traurig, diese wundervoll kreativen Menschen so leiden zu sehen. Ich will es stoppen. Ich will sie glücklich machen und ich will, dass sie wieder kreativ sind" Mir standen die Tränen in den Augen.
„Das wollen wir alle", meinte Michael und sah in die Runde. Alle (sogar Lorenz und Nina) nickten ihm zu.
Ich schniefte schnell die Tränen weg, die drohten zu kommen und sagte: „Ich fühle mich Japanitia noch mehr verbunden, als ich es sowieso schon tue und deswegen leide ich irgendwie total mit ihnen"
„Vielleicht liegt das aber auch an was anderem", murmelte Felix. Ich sah ihn interessiert an. „Du bist doch selbst so kreativ. Zumindest hat mir das Jasmin mal erzählt" Jasmin kicherte peinlich berührt und ich brummte kurz. „Vielleicht leidest du deswegen so mit ihnen mit, da du sozusagen irgendwie Eine von ihnen bist. Mehr als wir anderen"
„Willst du damit sagen, dass wir anderen nicht kreativ sind?", fragte Nicole.
„Nein, aber sie ist es eben besonders"
Danke, Felix. Lieb von dir, dachte ich. Aber du musst dir eingestehen, dass es doch jemanden gibt, die nicht kreativ ist. Nämlich Nina.
Am liebsten hätte ich das gesagt. Doch ich wusste ganz genau, in was das nur wieder ausgeartet hätte und ich wollte ja unbedingt weniger mit Nina streiten und so ging das bestimmt nicht. Auch wenn meine Ehrlichkeit mir befahl, das zu sagen, was ich am liebsten gesagt hätte. Ich musste einfach nur etwas meine Ehrlichkeit unterdrücken.
„Aha. Alles klar", sagte Nina sarkastisch. „Man könnte ja glatt meinen, dass du..." Weiter kam sie nicht mehr, weil ich ihr den Mund zu hielt.
„Äh Nina, lass uns weiter nachdenken, okay?", sagte ich ängstlich.
Warum ich das getan habe, weiß ich bis heute auch nicht so genau, aber irgendwie kam es mir damals richtig vor, Nina zu verschweigen, dass Felix in mich verliebt war. Jasmin wusste es auch. Aber die durfte das ja wissen, weil sie ja sein Objekt des Schutzes war. Und Nicole und Alexandra durften es auch wissen, wenn es nötig war. Aber Nina, Lorenz und Michael? Na ja. Ich wollte ja nicht unbedingt damit angeben, dass ich einen Verehrer hatte.
„Was gibt's denn da noch nachzudenken?", frage Lorenz verständnislos. „Michael hat doch vollkommen Recht. Wir müssen lediglich herausfinden, wie wir die Selbstmörder vom Selbstmord abbringen sollen"
Ich seufzte. Ja, er hatte Recht. Wir mussten nur herausfinden, wie wir sie davon abbringen sollten. Aber das war leichter gesagt, als getan.
„Nun gut. Das sollte ja nicht so schwer werden", seufzte Michael und ließ sich neben mir auf den Baumstamm fallen.
Es war schrecklich. Es war einfach nur schrecklich. Ich wollte Japanitia helfen. Ich wollte diesen selbstmordgefährdeten Leuten helfen. Erstens: Weil, wie Felix schon gesagt hatte, ich selbst sehr kreativ war, zweitens: Fühlte ich mich ihnen verbunden, drittens: Hatten diese Leute so coole, verrückte und animemäßige Frisuren, dass ich mir richtig vorstellen konnte, selbst in einem Anime zu leben und viertens: Hatte ich in diesem Land auch das Gefühl, in Japan zu sein. Im Richtigem. Wo ich sowieso mal hinwollte.
Schon wieder gingen traurige Leute mit doppelt so traurigen Gesichtern an uns vorbei. Ich sah ihnen lange nach. Felix folgte meinem Blick und muss geahnt haben, was ich dachte. Er seufzte. Dann sah ich ihn an. Litt er etwa, nur weil ich litt? Das wäre total süß (und unnötig) von ihm! Denn ich wollte ja nicht, dass er wegen mir litt, aber ich glaube, das tat er sowieso schon, weil er wusste, dass ich nicht in ihn verliebt war. Nun seufzte ich auch, was meine beste Freundin natürlich wieder falsch interpretierte.
„Keine Angst, Lui. Wir werden Japanitia schon irgendwie helfen können", meinte sie.
„Genau. Das ist ja schließlich unsere Aufgabe", pflichtete Al ihr bei.
„Was?" Ich verstand zuerst gar nicht, warum sie mich aufmunterten. Als ich schließlich doch drauf kam, sah ich die beiden entnervt an und sagte: „Nein, ich hab wegen was anderem geseufzt" Dabei sah ich Felix eindringlich an und er verstand.
„Ach so. Ja dann ist es ja gut"
War ja klar. Du musst dir natürlich Sorgen um mich machen, Jas-Jas.
Es war einfach mein persönlicher Alptraum gewesen. All diese traurigen Gesichter... Ihr trauriges Leben... und die Trostlosigkeit in ihrem derzeitigen Leben. Ich musste ihnen helfen. Ich wollte ihnen helfen. Sonst wollte ich tot umfallen, wenn es mir nicht gelingen sollte.
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