Kapitel 10: Das Tor zur Erlösung
(erzählt von Luisa)
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, bis sie auftauchte. Nein, ich spreche nicht von Atanasia- ich sprach von Illona. Es war schon komisch, dass sie auftauchte, um uns zu helfen. Da hätte man glatt meinen können, sie war doch noch ein bisschen nett, aber na ja. War ja irgendwie vorauszusehen.
Wie auch immer, wir saßen weiterhin frierend in der Höhle und Felix und Michael waren erneut auf verzweifelte Suche nach ein bisschen Brennholz gegangen. Aber genau wie vorhin, kamen sie nur mit traurigen und hoffnungslosen Gesichtern zurück. Eins musste man Illona lassen: Sie hatte an fast alles gedacht, um uns verrecken zu lassen. Fast. Die Decken. Die Decken sorgten für das Wörtchen fast. Ohne die Decken wären wir schon längst gestorben, aber wir wussten ja, dass sie wenigstens mir in die Augen sehen wollte, wenn mein Lebensgeist erlosch (und da ist sie wieder. Die intellektuelle Seite von mir!). Eigentlich total krank. Ich glaube, ich würde nicht der Person, die ich umbringen will, in die Augen sehen wollen, wenn ich sie wirklich umbrachte. Aber ich war auch ein netterer Mensch (sorry, Fee) als sie. Zum Glück. Und wenn sie raus finden würde, dass ich ihr mehr oder weniger den Sohn wegnahm und der jetzt sogar noch mit mir zusammen war, würde sie mich besonders grausam sterben lassen, wie mit Verbrennung oder eben mit Erfrieren. Oder am Kreuz sterben. Oder...
„Luisa?"
Ich schreckte hoch. Erst jetzt fiel mir auf, wie ich auf der Decke zwischen Jasmin und Moritz zusammen gekauert da saß. Moritz sah mich verwundert an.
„Okay. An was Schreckliches denkst du?"
Ziemlich leise antwortete ich ihm: „Du kennst mich echt gut, obwohl wir erst seit ein paar Stunden zusammen sind, wenn ich mich nicht täusche"
„Hm, ja, muss ich" Er legte seinen Arm um mich und ich meinen Kopf auf seine Schulter. „Also, was ist los?"
Ich starrte die gegenüberliegende Wand an. „Ich mal mir grad aus, wie mich Illona grausam umbringt"
„Man, Lui! Das werd ich nicht zulassen! Und Moritz auch nicht!", mischte sich Jasmin aufgeregt ein.
„Ich auch nicht!", meldete sich Al, die immer noch mit Michael kuschelte und nicht wirklich in meinem Blickwinkel war.
„Ich auch nicht!", echote Nicole.
„Aber hallo!", fügte Lorenz hinzu.
„Mein Gott, für was gibt es denn Freunde?", fragte Jasmin und knuddelte mich.
„Genau! Und für was gibt es einen Freund?", kicherte Alexandra und zeigte mit dem Kopf auf Moritz.
„Und einen Verehrer", ergänzte Jasmin im Flüsterton, weil das natürlich nur für ihre und meine Ohren bestimmt war.
Ich schlug sie sanft, aber mächtig, auf die Schulter. „Jas-Jas!"
„Ist doch wahr. Er wird dich nicht sterben lassen", flüsterte sie weiterhin.
„Was flüstert ihr denn da?", fragte Lorenz mega neugierig.
„Frauenthemen", lachte Jasmin laut.
„Aha", machte Lorenz nur und seufzte: „Weiber"
Noch bevor Nicole ihm eine rein hauen konnte, erstrahlte die Höhle hell und, so glaube ich zumindest, dachten wir alle, dass es sich dabei erneut um Atanasia handelte. Wie gesagt, es war leider, leider Illona. Moritz schien es sofort zu spüren (klar, Mutter-Sohn-Verbindung würde ich mal sagen) und stellte sich beschützend vor mich.
„Moritz, was ist denn?", fragte ich ihn.
„Sie ist hier"
„Wer?", fragte Jasmin sichtlich erschrocken.
Er drehte sich zu meiner BF um und sagte eiskalt: „Illona"
Zuerst starrte ich ihn an und dann Jasmin, die mich zurück anstarrte. Toll, jetzt sterbe ich also. Nein, nein, nein. Immer schön positiv denken! Man, Lui!
Das konnte doch nicht wahr sein, dass ich allein bei ihrem Namen schon Angstzustände bekam! Nein, ich würde um mein Leben kämpfen.
„Leute, tut so, als wüsstet ihr all das nicht, was ich euch heute erzählt habe, okay? Das heißt, ihr wisst auch nicht, wer der Feind ist", befahl Moritz und starrte den Eingang an.
„Alles klar", zischten Michael, Felix und Jasmin.
Das grelle Licht erlosch und da trat sie das erste Mal als unsere offizielle Feindin in die Höhle. Sie breitete die Arme aus. Sogar diese nette Geste sah bei ihr gespielt aus. Wow, beeindruckend! Sie funkelte mich an, schloss Moritz in die Arme, nahm dann sein Gesicht zwischen ihre Hände und gab ihm einen Kuss auf die linke Wange. Uah, kitschig. Auch wenn ich eigentlich das Kitschige mag.
„Hach, ich hab mir schon solche Sorgen um dich gemacht, Moritz"
Ich sah ihn an und dann Illona. Was würde er jetzt sagen? Seine Mimik war immer noch eiskalt. Ob Illona das bemerkte? Scheinbar war sie ja ziemlich naiv, wenn sie glaubte, man würde sie zur Anführerin der Poetenfeen wählen, obwohl sie den davorigen Anführer ermordet hatte.
„Hallo, Mutter", sagte er gespielt, aber ich spürte, wie sehr er sich zu diesen Worten zwingen musste. „Ich hab dich auch schon vermisst. Weißt du, was hier los ist?"
Na dann, plapper mal, du Mörderin!
„Nein", sagte sie und setzte einen kindischen Blick auf. „warum sollte ich etwas darüber wissen?"
„Keine Ahnung", antwortete ihr Lorenz. Oh je. „Wir dachten, als Poetenfee könnten Sie das wissen"
Nun funkelte Illona Lorenz mit ihren eisblauen Augen an. Nicole bewaffnete sich schon mal, gleich irgendetwas Fieses sagen zu müssen. Doch Illona trat nur vor zu Lorenz und sah ihn von oben herab (Lorenz war ja ziemlich klein für sein Alter) an. „Oh, der Prinz des Friedens. Ich werde wohl nie verstehen können, warum ihr Zwei Hübschen, den Frieden darstellt" Nicole plusterte sich auf. „Siehst du? Genau das meine ich. Da ist man ehrlich und die Göttin des Friedens fühlt sich sofort angegriffen" Sie seufzte theatralisch. „Warum um alles in der Welt, hat der oberste Gott sich nur so unfähige erdische Götter gesucht?"
Das ging jetzt echt zu weit! Also schaltete ich mich ein: „Illona, warum sind Sie hier?" Ich hatte natürlich bemerkt, dass Nicole kurz davor war, Illona das Herz aus der Brust zu reißen. Und weil ich nicht der Meinung Illonas war, und trotzdem noch etwas lockerer war, als Nicole, sprach ich das aus, was meine Freundin eindeutig sagen wollte: „Außerdem, muss man sich wirklich alles gefallen lassen, nur, weil man den Frieden darstellt? Illona, wenn das so wäre, würde der Frieden irgendwann keinen Frieden mehr haben, verstehen Sie? Wenn man seiner Wut nicht freien Lauf lässt, auf eine akzeptable Weise, bekommt der Frieden irgendwann Depressionen und das wollen wir ja nicht"
Und schon wieder musste ich Lehrerin spielen!
„Das was du da redest, Göttin der Gerechtigkeit und des Wachstums, ist vollkommener Blödsinn"
Ich kam näher an sie heran. „Nein, dass was Sie hier treiben, ist vollkommener Blödsinn. Sie sollten lieber verschwinden"
Illona tat entsetzt erschreckt. „Och, und dabei wollte ich euch doch helfen, hier raus zukommen" Sie tätschelte Moritz. „Moritz, wo hat dich da die böse Königin nur hingeschickt? Du musst ja total dramatisiert von diesen Menschen sein"
Sie sprach das Wort so angewidert und arrogant aus, dass es wirklich nur vorteilhaft war, dass Nicole nun wieder für mich übernahm. Ich war nämlich kurz davor, Illona um zubringen. Klar, tat ich das auch nur in meiner Fantasie, weil ich ja im Gegensatz zu Illona ein Hirn besaß, das mir sagte, dass man keine Leute umbringt, aber verlockend wäre es schon und das Land der Fantasie wäre auch erlöst. Haha!
„Illona", begann Nicole ruhig und ging zu unserer Feindin hin. „Vor einigen Stunden war Atanasia bereits hier. Es ist also nicht unbedingt nötig, dass Sie uns helfen"
Illona sah sie emotionslos an und schnalzte mit der Zunge. „Tja, nur ich bin die Einzige, die euch helfen kann"
„So ein Quatsch!", unterbrach Lorenz. „Die Königin könnte das sicher auch"
„Nein, sie hat mich ja schließlich geschickt"
„Lügen Sie doch nicht so!", wandte ich gereizt ein. „Meine Mutter würde Sie niemals um Rat bitten, geschweige denn, Ihre Hilfe in irgendeiner Form annehmen!"
Moritz versuchte mich zu beruhigen. Illona bildete ihre Augen zu Schlitze. „Meinst du nicht, doppelte Göttin, dass ich deine Mutter schon länger kenne, als du?"
In meinen Augen bildeten sich schon wieder Tränen. So ein Shit! Wenn ich jetzt heulte, würde Illona niemals Respekt vor mir haben. Also, schluckte ich die Tränen hinunter. „Ja, das kann schon sein. Glauben Sies mir, Illona, ich habe mir nie gewünscht, von Fantasytia weg zu kommen. Im Gegenteil, jedes Mal, wenn ich hier bin, hasse ich mich dafür, dass ich meiner Mutter vor 15 Jahren ein Klotz am Bein war" Die Tränen wurden immer mehr. „Ehrlich, ich wünschte, ich wäre schon seit 15 Jahren hier. Aber leider kam ich zu früh. Meine Eltern waren zu jung, um sich um mich zu kümmern und von Ihnen will ich erst recht nichts hören. Sie haben schließlich..." Ich stockte, denn Moritz und die Anderen gaben mir mit ihren Blicken einen Hinweis, dass ich jetzt aufhören sollte, zu reden und Illona sah mich nur weiterhin arrogant und teilweise interessiert an.
„Was habe ich?", fragte sie arrogant.
Ich atmete tief ein und sah Moritz an. Die Tränen kullerten mir nun hinunter. Toll, wie oft denn noch? Also echt!
„Also?"
„Mutter", unterbrach Moritz das ganze. Ich zog mich zurück und lehnte mich an Jasmin. „es ist wirklich nett von dir, uns zu helfen und ich leide hier auch gar nicht. Im Gegenteil, die Götter und Prinzen sind wahnsinnig nett" Illona war sichtlich geschockt. Und Moritz fuhr fort: „Okay. Spielen wir mit offenen Karten" Er sah seiner Mutter ernst, aber bestimmend in die Augen. „Ich meine es ernst. Klar, hat mich Lorenz zuerst angefeindet, aber auch nur, weil er dachte, dass ich Luisa das Herz breche. Aber das habe ich nicht vor, auch wenn du das von mir verlangst"
„Ich verlange nur, dass du dich von ihnen fernhältst"
„Weil sie mich mögen und ich sie, richtig?" Moritz senkte seinen Blick und ich glaube, er hatte ebenfalls Tränen in den Augen. Ich kam wieder vor zu ihm und teilte ihm durch Berührungen mit, dass ich da war, um ihn zu unterstützen. „Seit Vaters Selbstmord wolltest du immer, dass ich unglücklich bin und ja, das war ich auch. Aber seit ich mit den Göttern und Prinzen zusammen bin, habe ich erkannt, dass es sich lohnt, sich doch gegen dich zu stellen"
„Wie bitte?", fragte Illona nach, doch dann lachte sie: „Ach, sie haben eine Gehirnwäsche an dir vollzogen"
„Das würden sie niemals tun. Und weißt du auch, warum ich Luisa nicht das Herz brechen will? Weil ich mich in sie verliebt habe" Allgemeines Raunen und ich hätte gehofft, Felix dürfte es netter erfahren, dass er nun gar keine Chance mehr bei mir hatte. „Ja, ich habe mich in sie verliebt und ich weiß, dass du sie jetzt noch schneller umbringen willst, damit ich wieder zur Vernunft komme. Aber falls du sie wirklich umbringst, wirst du mich dadurch endgültig verlieren. Das einzig positive an deiner blinden Wut gegenüber der Königin ist ja, dass ich mich verliebt habe und neue Freunde gefunden habe" Er wandte seinen Kopf zu meinen Freunden. „Wie auch immer, ich habe ihnen alles erzählt, was sie wissen müssen. Auch, dass du diejenige bist, die sie hierher geschickt hat. Also, brauchst du nicht mehr zu lügen"
Illonas Kopf wurde rot voller Zorn und ich musste wirklich befürchten, sie würde ihren eigenen Sohn gleich an die Kehle springen. Na ja, so abwegig wäre das ja gar nicht. Immerhin war sie ja die schlechteste Mutter, seit es Mütter gab. Zumindest für mich. „Du... Verräter!"
Jetzt mischte ich mich wieder ein: „Die einzige Person, die er verraten hat, ist er selbst. Er sollte das tun, was er für das richtige hält. Und Sie als Mutter sollten ihn dabei unterstützen"
„Was weißt du schon?", warf sie mir an den Kopf.
„Anscheinend weiß ich mehr über das Leben als Sie, Illona"
„Wenn er weiter so gemacht hätte, wie Sie es wollten, hätte er nie seinen inneren Frieden gefunden", half mir Nicole und ich sah sie dankbar und stolz an. Sie sprach richtig wie die Göttin des Friedens und Lorenz schien auch beeindruckt zu sein.
„Ja, Sie sollten seine Entscheidung tolerieren, wenn Sie überhaupt wissen, was das ist", ergänzte Jasmin ungewöhnlich kalt.
Illona musste mittlerweile ihre Wut sichtlich bändigen. Ich wappnete mich. „Ihr... habt...mir... gar...nichts... zu sagen!"
„Da irren Sie sich. Wir sind die Götter", half Felix. Er war ja so tapfer...
„Sie hätten auch für Ihren Sohn da sein sollen. Er leidet sehr darunter, dass sein Vater Selbstmord begangen hat", erklärte Michael ernst. „Ich selbst verstehe mich auch nicht wirklich gut mit meinem eigenen Vater und ich wünsche es wirklich jedem, damit er es anders hat"
„Seid bloß still!", schrie Illona und wir durften sehen, wie sie ihre Macht auslebte. Um sie herum bildete sich grauer Nebel, der mega gruselig war. Sie schloss die Augen, schrie auf und hielt ihre Arme nach oben. Ich spürte, dass bald etwas Schlimmes passieren würde. Und damit meinte ich nicht, dass ich womöglich bald sterben würde, ich meinte damit, dass vielleicht noch jemand verletzt wird oder dass wir gleich einen Kampf hatten.
Na ja, das Zweite war letzten endlich der Fall.
Etwas Positives hatte es ja auch: Wir konnten endlich unsere Kampffähigkeiten ausprobieren und nicht an einem so skurrilen Ort wie Zarinas Prüfung. Okay, diese Eiswüste war vielleicht auch nicht besser, aber immer hin ein Stück.
„Ihr sollt dafür büßen, dass ihr mich gereizt habt!", rief Illona in den Himmel.
„Krass", hörte ich Nina flüstern.
Moritz schob mich immer weiter hinter ihn und sorgte dafür, dass zwischen ihm und der Wand nicht mehr wirklich Platz war, so dass ich wieder mal froh sein musste, schlank zu sein.
„Kommt schon, Leute, lasst uns kämpfen", forderte Alexandra auf. Ausgerechnet sie! Es war doch vorauszusehen, dass Michael gleich mal widersprach: „Oh, nein. Du..."
„Ja, ich weiß", unterbrach Al. „aber ich bin eine Göttin und ich werde kämpfen, wenn ich es muss" Sie gab ihm einen Kuss. „Erstens, wäre ich eine schlechte Göttin, wenn ich nicht kämpfen würde. Zweitens, wäre ich eine schlechte Freundin, weil ich euch nicht helfen würde. Drittens, würde ich mir nutzlos vorkommen und viertens, hab ich Lui versprochen, auf sie aufzupassen und das geht ja schlecht, wenn ich..."
„Ja ja, ich habs kapiert", unterbrach nun Michael. „Aber gut finde ich das nicht"
Alexandra strich ihm sanft über die Wange und küsste ihn gleich noch mal.
„Uah, seid ihr mal fertig?", fragte Lorenz.
„Ja, jetzt schon", bestätigte Alexandra fröhlich und schaffte es tatsächlich auf zustehen und sich neben mich dicht vor Illona zu stellen. Ich sah sie verdutzt an. „Was denn? Ich gehör hier genau so hin, wie du, also, schau nicht so!"
„Okay, sorry", gab ich schmunzelnd zurück.
Na, für das, dass wir gleich kämpfen mussten, waren wir echt noch gut drauf! Strange, einfach nur strange.
„Gott, haltet endlich die Klappe!" Illona wurde immer wütender.
„Ach, ne, warum sollten wir das tun?", fragte Nicole rotzfrech.
Illona funkelte sie böse an. „Weil ich die Anführerin der Poetenfeen bin!"
„Nur in Ihren naiven Träumen, Illona", wandte ich ein.
Jetzt sah sie mich an. „Du wirst das niemals bestimmen können. Denn du wirst nicht mehr lange leben und wenn du weiter so machst, deine Freunde auch nicht"
Ich biss mir auf die Unterlippe, doch Moritz flüsterte mir zu: „Das ist nicht wahr. Ihr seid Götter und Prinzen. Ihr seid immer mächtiger als sie. Ich kann euch zwar nicht helfen, da ich keine Fähigkeiten habe, aber ich werde mein Bestes tun"
Ich lächelte ihn an. „Danke, Moritz"
„Und ihr zwei seid nun zusammen?", fragte Illona arrogant. Ja, sie nahm Moritz und meine Beziehung nicht ernst.
„Jap", gab ich zurück.
„Hat auch lang gedauert", mischte sich Jasmin ein und wir warfen uns viel sagende Blicke zu. Ja, da hatte sie Recht.
„Pah, diese Beziehung wird nicht lange halten. Davor wirst du sterben, doppelte Göttin"
„Bitch", zischte Nina, so dass es Illona nicht hören konnte.
„Ja, und wie", sagte ich und lächelte ihr zu.
Sie nickte.
Haha, wir hatten eine naive Bitch als Feindin. Na dann, Prost Mahlzeit!
Ich sah nach hinten zu meinen Freunden. Alle nickten mir zu. Wir Göttinnen berührten unser jeweiliges Göttersymbol und verwandelten uns. Ich fühlte mich wieder total hübsch und als ich in meiner Verwandlung mit dem mega coolen grünen Kleid mit ein paar Pflanzenranken anhatte, fühlte ich mich zudem noch viel stärker, als Illona es war. Michael rief sein Pfeil und Bogen (wenn man das so sagen konnte. Pfeil und Bogen rufen? Verrückt. Oh je) und Lorenz seine Armbrust, mit der er mittlerweile echt beängstigend gut umgehen konnte. Da konnte man nur froh sein, nicht sein Feind zu sein.
„Alles klar, Leute, dann machen wir sie mal fertig", sagte Alexandra und rieb sich die Hände. Michael stöhnte nur. Gott, war das süß. Irgendwie hatte ich aber auch noch das Gefühl, dass Al diese Situation nicht ernst nahm. Mein Blick fiel auf Illona.
Wie sie da stand...
Hmm...
Oh ja, vielleicht sollte man sie wirklich nicht ernst nehmen. Sie machte es einem auch ziemlich schwer. Wie sollte man auch eine naive Bitch ernst nehmen?
Ich ging in die Knie wie in Sport und konzentrierte mich nur noch auf Illona, die arrogant lachte: „Wie amüsant. Ihr glaubt doch nicht ihm Ernst, dass ihr mich besiegen könnt? Mein Gott, ihr seid Kinder"
Nicole räusperte sich. „Korrigiere: Jugendliche"
„Und Götter und Prinzen", ergänzte Lorenz.
Illona winkte nur ab. „Wie auch immer. Ich habe mir all das Wissen, was eine Poetenfee nur haben kann angeeignet. Alles, was man in meinem Beruf wissen muss" Während sie das gesagt hatte, ging sie umher. Mein Blick folgte ihr stets. Nicht, dass sie auf die Idee kam, mich anzugreifen, weshalb ich mich auch nicht traute, die Augen von ihr lassen (ich weiß, das hört sich grad abstrakt an). „Ihr macht euch so lächerlich. Das glaubt ihr nicht. Jugendliche und Kinder sind doch prinzipiell dasselbe"
„In Ihren naiven Träumen vielleicht", konterte Nina.
Eieiei, was führten wir hier eigentlich für eine Diskussion? „Mal ehrlich, Illona. Sie scheinen ja auch nicht sehr erwachsen zu sein, wenn sie auf die Sticheleien von" Ich betonte das Wort extrem, während ich meinen Freunden zu zwinkerte, so dass sie es nicht falsch interpretierten. „Kinder eingehen"
Illona gab einen Ton von sich. „Wisst ihr überhaupt, was das Wort naiv bedeutet?"
„Klar", bestätigte Lorenz. „Sie sind doch die Definition dafür" Na ja, vielleicht hatte es ja Vorteile mit Max befreundet zu sein. Für die Mission konnte es schon mal nicht schaden, jemanden dabei zu haben, der gut kontern und austeilen konnte. Und beides musste Lorenz von Max gelernt haben.
Lorenz ließ Illona darauf gar nicht mehr antworten, weil er mit seiner cool aussehenden Armbrust in Position ging und Illona einfach mal abschoss und schließlich sogar traf. „Ha!", freute er sich, als die verletzte Illona am Boden lag.
Eigentlich war das ja total unsozial und mein Gefühl sagte mir, dass ich ihr helfen sollte, aber mein Verstand sagte mir, dass das total bescheuert wäre. Sie war der Feind und wollte mir an die Kehle.
Sie rappelte sich wieder auf und er schoss erneut und eine Sekunde später machte nun Nicole eine mega krass helle Attacke. Immer wieder ließ ich den Blick allerdings doch von Illona. Allerdings nur, um zu sehen, was Moritz davon hielt, dass wir seine Mum da gerade fertig machten. Tja, was sollte ich sagen? Er hatte immer noch genau denselben nichts sagenden Blick drauf und bemerkte nicht mal, dass ich ihn ansah.
Ich wünschte auch, wir könnten netter mit ihr umgehen, Moritz, aber manchmal muss man Dinge tun, die man nicht will und ich glaube, niemand von uns will sie töten. Ich glaube, wir wollen sie alle nur hinter Gitter sehen., redete ich in Gedanken mit Moritz. Echt schade, dass er sie nicht verstehen oder hören konnte.
Doch dann wusste ich, dass meine Gedanken wieder relativ waren. Illona grinste und stand auf. Es schien ihr nicht weh zu tun. Okay, gut. Wir wollten sie ja nicht verletzen (oder doch?). Wir wollten einfach nur Frieden und ihr vielleicht noch ein bisschen (Betonung auf ein bisschen) in ihren arroganten selbstgefälligen Arsch treten. Vielleicht. Und wenn, nur ein bisschen. Doch leider musste ich mir eingestehen, dass wir sie umbringen mussten. So stand es nun mal in der Prophezeiung. Argh, diese blöde Prophezeiung! Ohne sie wäre es viel einfacher. Na ja, aber da konnte man sich auch nicht sicher sein. Ach, Mist.
Ihr Grinsen machte mich total wütend, also schleuderte ich ihr meine Pflanzenkräfte entgegen. Da lachte sie nicht mehr!
„Hören Sie bloß auf so zu grinsen, Sie Mörderin!", warf ich ihr an den Kopf.
Sie stand schwer atmend auf. „Wie meinst du das?" Doch dann fiel ihr Blick auf ihren Sohn und das bescheuerte, sadistische Lächeln war wieder da. „Oh, mein treuer Sohn hat euch ja wirklich alles erzählt, richtig?"
„Ja, wir wissen, dass Sie den König umgebracht haben", erklärte Felix und griff Illona an.
Seine Arme und Beine leuchteten und jede seiner Karate-Bewegungen sah noch cooler und verwirrender aus, als sie es in der normalen Welt nicht auch schon taten (ich finde zumindest, Karate sieht schwer aus). Doch sie warf Felix einfach mal schnell an die Wand und Jasmin lief zu ihm hin.
„Felix!" Sie half ihm auf.
„Kein Problem. Es ist nichts passiert"
„Nichts passiert? Du spinnst doch! Hast du dir echt nichts gebrochen?"
„Nein, nein. Alles bestens"
Ich konnte es an Jasmins Mimik sehen, dass sie davon nicht wirklich überzeugt war. Sie ließ Felix wieder los und sah ihm besorgt nach und als sie sah, dass ich sie ansah, atmete sie nur stark ein und ging wieder zu mir.
„Meinst du auch, er ist okay?"
„Ach, Jas-Jas, er will seinen Job als Prinz perfekt machen und da wirst ausgerechnet du ihn nicht davon abhalten können"
„Aber ich..."
„Ich weiß, dass du das auch allein könntest. Und er weiß das sicher auch, aber es ist einfach seine Aufgabe" Sie seufzte und ich legte ihr meine Hand auf die Schulter. „Komm schon, vertrau ihm"
„Das tu ich"
„Tust du nicht" Ich klopfte ihr auf die Schulter und griff Illona so überraschend an, dass diese nur nach hinten aus der Höhle flog. „Ja!", freute ich mich. Doch dann sah ich Moritz' Blick. „Oh, soll ich sanfter zu ihr sein?"
„Nein, nein. Mach nur"
„Okay" Na ja, das hörte sich nicht sehr überzeugend an! Aber ich ließ es bleiben. Ich wollte endlich nach Hause und wenn das bedeutete, dass wir Illona besiegen mussten, dann taten wir es eben so.
Ich griff sie erneut an und mittlerweile schien Illona nicht mehr wirklich Spaß an der Sache zu haben. Sie lag keuchend am Boden und nun war ich es, dir von oben auf sie herab sah. „Illona, machen wir einen Deal. Wenn wir gewinnen, lassen Sie uns frei aus dieser Welt. Wenn allerdings doch Sie gewinnen, dann dürfen Sie mich gerne umbringen"
„Lui!", schimpfte Jasmin und lief zu mir hin. „Das ist doch nicht dein Ernst"
Ich sah sie wehmütig an. „Doch, ist es. Wir müssen gerecht bleiben"
„Aber meinst du echt, wir schaffen das?", fragte mich nun Felix.
Ich schenkte ihm mein aufmunterndes Lächeln, mit dem ich Jasmin und meine Adoptivmutter schon oft um den Finger gewickelt hatte. Daraufhin senkte Felix nur den Kopf und Jasmin klatschte in die Hände: „Na dann, machen wir sie endgültig
fertig. Sorry, Moritz"
„Kein Problem", meinte mein Freund nur und schmunzelte. „Na ja, irgendwie ist es auch ganz cool, das mit anzusehen. So verrückt sich das anhört"
Lorenz und Nicole kamen hinzu. „Es hört sich fies an", bestätigte Lorenz und Nicole kicherte.
Illona sah hoch und griff nach meinem Fuß, um sich hochzuziehen. „Okay. Deal. Hast du noch irgendwelche letzten Worte an deine Freunde, denen du so blind vertraust?"
Ich strampelte mit dem Fuß herum und sagte nur: „Ne, eigentlich nicht. Wie siehts bei Ihnen aus? Wollen Sie noch etwas loswerden?"
Sie sah mich verwirrt an.
Doch sie kam nicht mehr dazu mir zu antworten, weil ich schon meine letzte Attacke an dem schrecklichen Tag auf sie wendete. Es tat mir ja auch leid, dass ich so grausam sein musste, aber manchmal musste man das eben sein, auch wenn man es nicht wollte. Illona schrie nur auf und ein helles Licht tauchte auf und wenig später ein Tor.
„Ist das...?", begann Nina.
„...das Tor zurück nach Fantasytia. Doch, ich glaube schon", sagte Michael geistesabwesend.
Ich schmunzelte und lehnte mich an Moritz' Schulter. „Das Tor zur Erlösung" Felix sah mich an und ich ihn. Dann wandte ich meinen Blick von dem Tor und sagte: „Okay. Dann gehen wir mal. Wir waren lange genug hier, finde ich. Nicht, dass Illona noch auf die Idee kommt, das Tor wieder schließen zu lassen" Mein Blick wanderte nach unten.
„Ich glaub nicht, dass sie dazu noch im Stande wäre", bemerkte Nina und sah Illona ebenfalls an, die ehrlich gesagt wenig lebendig aussah.
„Ja, stimmt", lachte ich und ging schnurstracks ins Tor. Die Anderen folgten mir und ich war einfach nur froh, endlich diese japanische Musik zu hören, die Lorenz auf dem Hinweg nach Japanitia so schrecklich gefunden hatte. Doch jetzt schien er zu müde, um sich aufzuregen. Tja, so ein paar Stunden Eiswüste machten halt sogar Lorenz lammfromm.
Natürlich war ich die Erste, die Fantasytia wieder betrat. Ich atmete die warme Luft ein und freute mich so, endlich wieder etwas Grünes zu sehen, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Dann bekam allerdings meine sonst so quirlige und aufgeweckte Freundin Alexandra meine ganze Aufmerksamkeit, als sie zusammenbrach und sich an ihren Fuß fasste. Klar, ihr Fuß. Den hatte ich total vergessen.
„Oh man", stöhnte sie und fasste sich an den Kopf. „was ist denn jetzt los?"
„Deine Ablenkung ist weg. Du denkst wieder an deinen Fuß. Wahrscheinlich deswegen", erklärte Moritz.
Ich sah ihn an.
Michael schaffte es, Alexandra ins Gras an einen Baum zu lehnen und ich glaube, er hatte Tränen in den Augen. Ach, Gott, wie süß.
Die erschöpfte Alexandra strich ihm schnuckelig über die Wange. „Ich werde schon nicht sterben. Ich versprechs dir"
„So was kann man nicht versprechen, Al", entgegnete er düster.
Hm, so kannte ich Michael gar nicht. Sonst trotzte er vor Lebensfreude (klar, er war ja auch der Gott der Lebensfreude), doch heute... Okay, seine Freundin oder vielleicht auch Liebe seines Lebens, hatte große Schmerzen und so sensibel wie er war, ging ihm das natürlich ganz schön an die Nieren.
„Ich schon!", lächelte Al immer noch. „Ich muss doch nur viel schlafen und dann geht er's mir wieder gut. Auch wenn ich im Moment aussehe wie eine Leiche"
„Zarina", fiel mir plötzlich ein. „Zarina kann uns sicher helfen!"
Felix und Jasmin nickten mir zu und ich ging zum See hin und sprach den Spruch mit dem ich sie rufen konnte:
„Zarina, oh Hüterin der Tore zu anderen Welten.
Erhöre mich
und komme zu uns"
Der See bebte und plötzlich sprang sie aus dem glasklaren Wasser, klatschte in die Hände und ihr lilafarbener Thron kam, genau wie sie, empor- Zarina-.
So fröhlich wie immer, fiel auch heute ihre Begrüßung aus. „Hallöchen Leute, wie war eure zweite Reise?" Doch ihr Enthusiasmus verschwand sofort, als ihr Blick auf Alexandra fiel. „Oh mein Gott, was ist passiert?" Sie sprang von ihrem Thron und schwebte, mit Hilfe ihrer pinken Flügel, zu meiner ungewöhnlich ruhigen Freundin hin. „Bist du verletzt?"
„Nee, ich bin nur 'n bisschen k.o."
„Doch. Du bist verletzt", sagte Michael streng. Dann wandte er sich an Zarina. „Sie hat sich den Fuß verstaucht, als sie gestolpert ist"
„Ach, ich liebe dich", kommentierte Alexandra unbeirrt und strich ihm erneut über die Wange.
Er seufzte. Gott, wie süß.
„Alles klar. Wartet, ich hole meine Mutter!", verkündetete Zarina und sprang wieder in den See, ließ allerdings ihren Thron an seinem Platz und ließ uns somit für einige Zeit allein. Dann sprangen sie und ihre (übrigens echt jung aussehende) Mum heraus, woraufhin ich leicht zusammenzuckte.
Zarina setzte sich auf ihren Thron und erklärte: „Also Mama. Das sind die Götter und Prinzen und sie" Zarina zeigte auf Al. „ist die Göttin, die sich verletzt hat und der Gott neben ihr, ist nicht nur ihr Prinz, sondern auch ihr Freund"
„Schön, euch endlich kennen lernen zu dürfen. Mein Name ist Tricia" Ihr Blick fiel auf mich. „Oh, Luisa. Wie groß und hübsch du geworden bist. Du erinnerst dich bestimmt noch an meinen Namen, richtig?"
„Nein, leider nicht. Sorry", sagte ich. Es tat mir wirklich Leid. Dabei erinnerte sie mich doch so an meine Adoptivmum!
„Das ist schade", meinte Tricia und wandte sich Alexandra zu. „Aha. Gut" Sie flog mit ihren wunderschönen türkisen Flügeln zu Al. Anschließend betastete sie den eventuell verstauchten Fuß und ich stellte fest, dass Michael sie nicht aus den Augen ließ.
Er murmelte: „Sind sie Ärztin?" Es schwang ein Ich trau Ihnen nicht, Sie komische Frau in seiner Frage mit.
Tricia sah zu ihm auf. „Einige Feen sagen mir nach, dass ich eine echt gute Ärztin bin und angeblich soll ich Eine der Besten sein in ganz Fantasytia. Auch wenn es nur vier Fachärzte und einen Auszubildeten unter uns Meerjungfrauenfeen gibt. Beurteile also, wie du willst"
„Komm schon. Vertrau ihr", zwinkerte Al ihrem Freund und Prinz zu, worauf der nur seufzte und sich neben sie ins Gras setzte.
Ich fand das echt putzig. Irgendwie.
„Genau", sagte ich. „Sie macht das schon"
„Danke, für euer Vertrauen, Göttinnen", lächelte uns Tricia an.
Krass, sie lächelte sogar wie meine Adoptivmum! Wenn ich die Königin das nächste Mal treffen würde, dann würde sich sie fragen, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht war es auch nur Zufall. Vielleicht. Oder ich fantasierte allmählich und vielleicht war ich einfach zu oft in der leicht absurden Welt Fantasytias.
Alexandra lehnte sich an einen Baum und Michael gesellte sich zu ihr- wahrscheinlich, um Tricia besser beobachten zu können.
„Nein. Er ist definitiv verstaucht. Es tut mir Leid, Göttin der Hoffnung", meinte die weise Meerjungfrauenfee und stand schwungvoll auf (das sah echt witzig aus, wenn eine Meerjungfrau mit Flügeln im Gras saß. Echt!). „So das wars. Du musst auf alle Fälle deinen Fuß schonen"
„Ich werde darauf achten", entgegnete Michael atemlos.
„Gut. In nächster Zeit solltest du weder kämpfen, noch dich verwandeln. Das ist zu anstrengend für dich und lass dir noch von deinem erdischen Arzt ein Attest ausschreiben"
„Okay", brachte Alexandra heraus und versuchte aufzusitzen. „Au! Was für ein Scheiß! Ich Tollpatsch!"
„Tja, Al, ich befürchte, du kannst in nächster Zeit nicht rumhüpfen wie ein Gummiball", lächelte ich.
Sie seufzte „Ja, leider" und Michael legte ihr liebevoll seinen Arm um sie und sagte: „Das wird schon"
„Danke Tricia", sagte ich grinsend. „Und verzeihen Sie Michael bitte seine Skepsis. Er liebt Alexandra total. Aber ich weiß nicht, irgendwie erinnern Sie mich an... ähm, an meine Adoptivmutter. Sie ist auch die weltbeste Ärztin, obwohls sies nicht beruflich ist. Verstehen Sie?"
„Ach, Luisa. Du brauchst mich nicht zu siezen. Aber ich danke dir, dass ich dich an einen geliebten Menschen erinnere" Sie lächelte mir mütterlich zu.
„Auch wenn sie ein Mensch ist?" Ich betonte das Wort.
„Ich habe kein Problem mit den Menschen, da ich noch nie einen getroffen habe. Ich würde aber furchtbar gerne mal einen treffen, der nicht zufällig ein Gott ist"
Sie nickte uns allen noch zu und flog mit ihren türkisen Flügeln und Flosse in den See mit dem saubersten Wasser, das ich je gesehen hatte und war weg.
Ich hätte mich echt noch gerne weiter mit ihr über die Vergangenheit unterhalten um noch ein Stück aus meiner Kindheit zu erfahren. Aber dazu hatte ich ja noch öfter Gelegenheit- da war ich mir sicher. Zumindest hoffte ich, dass es so war.
„Okay", sagte Zarina lang gezogen und unterbrach meine Gedankengänge. „Warum wart ihr so lange fort? Eure Eltern wunderten sich schon, warum ihr so lange beim Zelten seid"
„Zelten?", fragten Nina und ich gleichzeitig. Wir sahen uns verdutzt an.
„Ich mag Camping, aber nicht im Zelt. Ist viel zu wenig Platz für alle", erklärte ich und Nina stimmte mir zu: „Ja, da hat Lui auch mal Recht" Ich warf ihr einen bösen Blick zu. „nur mit dem Unterschied, dass ich gar kein Camping mag. Egal, wie oder wo"
Das war ja so was von klar!, dachte ich mir.
„Ich hab mir das nicht ausgedacht", verteidigte sich Zarina.
„Gabs denn Ärger? Sind wir aufgefallen?", fragte Felix.
Es war eindeutig, dass er nicht wollte, dass sich seine Eltern Sorgen um ihn machten, was wieder rum bedeutete, dass ihm seine Familie wichtig war. Logisch, mir war meine Familie (egal welche von beiden) auch wichtig, nur nicht so extrem, wie Felix.
„Nein. Das nicht, aber es hätte beinahe Ärger gegeben" Ich sah, wie Lorenz die Luft ein sog. „Und was war bei euch? Erzählt schon"
Während sie dies fragte, sah sie mich besorgt an. Anscheinend wollte sie die Antwort von mir hören.
„Na ja, es gab ein kleines Problem", sagte ich und erst jetzt bemerkte ich Moritz' erneute Abwesenheit. Warum erst jetzt?
„Ja, ein ganz kleines", half mir Jasmin genauso ironisch wie ich, bei meiner Untertreibung.
„Illona tauchte auf und hat uns für einige Tage oder Stunden in einer Art Eiswüste gefangen gehalten, was übrigens nicht sehr angenehm war!" Das Letzte schrie er schon fast. Nicole zuckte zusammen und kuschelte sich an ihn, um ihn zu beruhigen.
„Illona?", fragte Zarina noch mal nach. „Die macht auch nur Probleme" Sie schüttelte nur den Kopf.
„Wusstest du, dass sie Moritz' Mutter ist?", fragte Alexandra plötzlich.
„Ja, das wusste ich. Ihr nicht?"
„Doch schon. Nur, Lui konnte es nicht glauben"
„Das stimmt doch gar nicht! Nicht direkt", sagte ich traurig und genervt.
„ Okay, sorry, Lui", entschuldigte sich meine quirlige Freundin aufrichtig.
„Aber euch geht es doch gut, oder?", frage Zarina weiterhin besorgt.
Wir antworteten ihr mit: „Jap", „Ja, passt schon", Nicken und „Klar, kein Stress" Das kam natürlich von Lorenz. Typisch er!
Zarina seufzte. „Gut. Das ist beruhigend"
„Na ja", begann Nicole. „Ich geh mal davon aus, dass wir alle relativ müde und k.o. sind, richtig?" Sie sah in die Runde.
Alle seufzten theatralisch laut und Zarina sah uns mitfühlend an.
„Vielleicht solltet ihr nach Hause gehen", schlug Zarina so sozial, wie sie eben war, vor.
„Nein, bitte noch nicht", hörte ich plötzlich die Stimme der Königin. Ich drehte mich um. Ja, da kam sie- mit Atanasia im Schlepptau. „Ich wünsche noch Aufklärung, warum ihr so lange fort wart und wie es gelaufen ist. Hallo" Das war an uns alle gerichtet.
„Hallo", raunten wir synchron.
„Ach Leonie", bat Zarina. „muss das sein? Seh sie dir doch an. Sie sind müde und wollen alle nur noch eins: Nämlich schlafen"
Atanasia nickte zustimmend. „Sie hat Recht, Schwesterchen. Alle sehen total fertig aus"
Die Königin seufzte nur und sah uns an. „Okay, gut. Aber in zwei Tagen will ich euch nach der Schule im Thronsaal sehen"
„Danke", hauchten Zarina und ich gleichzeitig.
„Ach ja, die Schule gibt's ja auch noch", stellte Nina wenig begeistert fest.
Ich musste lachen. Oh man, tat das gut, wieder hier zu sein!
„Es würde mich zwar brennend interessieren, was ihr so lange in Japanitia getrieben habt, aber ich seh ja wie fertig ihr seid. Ich komm einfach übermorgen dazu", teilte uns Atanasia mit, doch dafür handelte sie sich nur einen viel sagenden Blick von ihrer Schwester, meiner leiblichen Mutter, ein.
Michael verabschiedete sich und beamte sich und Alexandra fort. Danach folgten Nicole und Lorenz, Jasmin und Felix. Tja, und ich war wie immer die Letzte.
„Dann geh ich auch mal"
„Schlaf gut, Luisa", sagte die Königin und umarmte mich.
„Ja, ich versuchs" Ich winkte ihnen noch kurz und beamte mich in mein Zimmer. Toll, wie sollte ich meinen Eltern nur die Sache mit dem angeblichen Zelten gehen erklären?
Ich schmiss mich erst mal auf mein Bett und ich glaube, ich schlief nach wenigen Minuten ein. Ich dachte nicht mal an Moritz. Na ja, aber die Frage war ja, wie ich meinen Eltern auch noch diese Beziehung erklären sollte. Ach, das konnte ich ja morgen auch noch überlegen. Oder übermorgen...
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