Kapitel 1: Aufklärung
(erzählt von Luisa)
Huhu, da bin ich wieder. Luisa Burger, besser bekannt als doppelte Göttin oder Göttin der Gerechtigkeit und des Wachstums. Tja, das große Finale rückte immer näher und mittlerweile wussten wir auch, wen wir da überhaupt töten mussten. Und nein, mit dem Gedanken, jemanden umbringen zu müssen, kam ich immer noch nicht klar. Im Gegenteil: Je näher wir diesem Finale kamen, desto grausamer und schrecklicher fand ich das Ganze. Auch wenn es nur Illona war, die getötet wurde. Illona, die schlechteste Mutter seit es Mütter gibt und Illona, die ihren einzigen Sohn Moritz dazu gebracht hat, zu denken, er sei ein Arschloch. Doch auch wenn sie noch so ne blöde Kuh war, wollte ich sie nicht umbringen und ich glaube, ich konnte es auch nicht. Ich war kein Mensch (oder Fee), der Leute umbringen konnte.
Den freien Tag hatte ich ziemlich gut genutzt, indem ich drei Kapitel las (ausnahmsweise mal kein House of Night) und ziemlich viel gefaulenzt hatte. Meine Adoptivmutter hatte mich bestimmt viermal an diesem chilligen Tag gefragt, ob ich nichts zu tun hätte, weil ich ihr dann ruhig im Haushalt helfen könnte. Wie auch immer, wenn ich ihr nicht im Haushalt half oder las, faulenzte ich also.
Am Abend telefonierte ich mit Jasmin und stellte mir vor, wie es wäre bei Moritz zu sein. Für das, das ich an diesem Tag nichts zu tun hatte, war er echt ganz schön langsam vergangen.
Der nächste Tag war ein Freitag, der eigentlich nicht wirklich anstrengend wurde. Das wusste ich. Logisch, mussten wir in die Schule und Frau Simon war heute zum Glück krank (ja, ich konnte ganz schön fies sein, wenn ich wollte) und so hatte ich die auch los. Wir mussten nur nach Fantasytia ins Schloss reisen und der Königin Bericht erstatten, was wir alles erlebt hatten und so weiter und so fort. Okay, vielleicht war das doch anstrengender als gedacht, aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Vielleicht würde ja jemand anderes für mich das Reden übernehmen. Doch irgendwie war mir klar, dass dem nicht so sein würde.
Und so war es ja dann auch.
Jasmin, Felix und Michael waren bereits vor mir eingetroffen und eigentlich fand ich es gar nicht so schlecht, mal nicht die Erste zu sein. Hatte ja auch irgendwie was Blödes. Kurz nach mir trafen Alexandra, Nicole und Nina ein, gefolgt von Lorenz und Moritz. Verwundert gab ich Moritz einen Kuss und fragte ihn, was er hier mache.
„Die Königin hat mich eingeladen, hier her zu kommen", gab er mir zur Antwort.
„Ach so", machte ich nur.
„Sag mal, Moritz", unterbrach da Felix. „lebst du jetzt noch mit Illona zusammen oder nicht?"
„Ja, schon, aber wir gehen uns ziemlich aus dem Weg, was auch nicht viel besser ist. Jeder Blick, den sie mir schenkt, bedeutet grundsätzlich dasselbe" Er stand auf und äffte seine Mutter und ihre gekünstelte Stimme nach. „Du bist mir in den Rücken gefallen. Du kannst von Glück reden, dass ich dir noch erlaube bei mir zu wohnen, obwohl du es, ehrlich gesagt, nicht wert bist" Dann setzte er sich wieder und verschränkte die Arme.
Ich starrte ihn an und Nicole sagte: „Oh mein Gott, das ist ja gruselig!"
„Ja, total", kommentierte Alexandra.
Doch dann kicherte ich und gab meinem Freund einen Kuss auf die Wange. „Oh je, das hört sich nicht gut an. Bist du dir den absolut sicher, dass der Blick genau das sagen soll?"
„Lui, du kennst doch Illona. Sicher wird es so sein", antwortete Nicole.
Ich nickte. Oh ja, stimmte irgendwie.
Da betraten die Königin (so elegant wie immer) und Atanasia (so locker wie immer) den Raum. Wir standen aus Respekt auf und alle- außer mir- verneigten sich. Klar, warum sollte ich mich auch vor meiner eigenen Mutter verneigen? Das taten nur die adeligen Kinder in so Filmen wie die Tudors oder die Säulen der Erde.
Meine leibliche Mum breitete die Arme aus und verkündete: „Hallo, Götter und Prinzen! Es ist wirklich schön, euch wieder zu sehen. Wie habt ihr euren freien Tag verbracht?"
„Na ja", ertönte da Ninas Stimme. „so frei war dieser Tag nicht. Wir mussten trotz alle dem in die Schule gehen"
Jasmin und ich seufzten und schlugen uns gleichzeitig die Hände an den Kopf, während Alexandra neben mir kicherte und Michael vor sich hin grinste. Ja ja, da waren wir wieder bei dem alten Thema: Ninas Faulheit.
Erst jetzt fiel mir auf, dass es im Thronsaal hinter dem Thron der Königin, sieben kleinere Art Throne gab. Warum fielen die mir erst jetzt auf?
Atanasia setzte sich selbstbewusst auf den Stuhl des Königs, was meiner Mum definitiv nicht passte. Doch was machte Atanasia? Sie grinste ihrer Schwester frech zu und lachte kurz auf. Oh man.
Dann schenkte die Königin uns wieder ihre Aufmerksamkeit, in dem sie Nina zu lächelte. „Oh ja, gewiss. Ich hoffe, ihr wart nicht zu müde"
Ich musste lachen und Nina sah mich finster an.
„Na ja, es ging. Zumindest bei mir", erklärte Lorenz.
„Genau. Der Tag gestern war so schön bei mir, dass ich gar nicht müde sein durfte", berichtete Nicole enthusiastisch und lächelte schüchtern zu Lorenz herüber. Okay, alles klar. Sie war gestern scheinbar bei Lorenz gewesen oder anders herum.
Alexandra lehnte ihren Kopf auf Michaels Schulter und ergänzte: „Mein Tag war mindestens genauso schön, wie der von Cola, glaube ich" Sie lächelte ihrer besten Freundin zu.
„Das ist schön", bemerkte die Königin. „Das ist ausgesprochen schön" Als sie sah wie ihre Schwester extrem nickte, verdrehte sie die Augen und wurde etwas ernster. „Nun gut, was könnt ihr mir berichten?"
Alle sahen mich an. Na toll. Genau das wollte ich vermeiden.
„Äh", brachte ich heraus und stand auf. „also, wir wissen mittlerweile wer unser Feind ist" Leonie, die Königin, spannte die Schultern an. „Wahrscheinlich weißt du sowieso schon wer es ist, richtig? Schließlich hat sie deinen Mann getötet"
Meiner Mutter blieb der Atem stehen und wurde von Atanasia angestarrt. Nun senkte sie den Kopf und sagte sehr leise: „Woher weißt du das?"
„Von Moritz"
Die Königin sah wieder auf und blickte zuerst Moritz und dann mich an.
„Das ist wahr, Königin, ich habe ihrer Tochter und den restlichen Göttern und Prinzen alles erzählt, was ich weiß. Und das gehörte leider dazu. Vergeben Sie mir, wenn es falsch war, ihnen dieses Detail zu sagen, aber ich war der Meinung, dass es für die Götter und Prinzen und besonders für Luisa persönlich, wichtig war, dies zu erfahren. Vielleicht hätten Sie das lieber selbst getan, aber es war der richtige Moment"
„Nein, das ist schon in Ordnung, Moritz" Auch wenn ich einige Meter von ihr weg war, konnte ich ihre unendliche Traurigkeit spüren. Dann sah sie mich an. „Und? Was sagst du dazu, Luisa-Schatz?"
Luisa-Schatz? Wow, wie krass!
„Äh, nun, wie soll ich das schon finden? Die Mutter meines Freundes hat vor 15 Jahren meinen Vater getötet. Das ist nicht wirklich eine ideale Basis für eine anständige Beziehung"
„Also, versteh ich das richtig", fragte Atanasia und zeigte auf Moritz und mich. „Ihr zwei seid jetzt zusammen?"
„Ja", gab ich verdammt selbstbewusst von mir.
Die Königin grinste mir stolz zu. „Das ist schön. Nur, Illona wird das nicht gut finden"
„Das wissen wir und jedes Mal, wenn ich Moritz besuchen will, werde ich Todesängste haben müssen", bestätigte ich ehrlich.
Moritz sah mich schockiert an. „Du hattest gestern Angst?"
„Ja, ein bisschen vor unserem ersten Treffen als Paar, aber viel mehr hatte ich Angst davor, Illona zu treffen"
Darauf sagte er nichts mehr. Ich dachte kurz nach. Was gab es noch, was die Königin wissen musste? Doch da stand Felix auf und redete für mich weiter: „Allerdings scheint Illona nicht ganz herzlos zu sein. Sie hat uns zwei Decken da gelassen. Wie Sie sicher wissen, befanden wir uns stundenlang in einer Art Eiswüste. Nachdem wir Japanitia gerettet hatten, veränderte sich die Umgebung und ein Spalt öffnete sich. Jasmin und ich fielen hinein und die Anderen sprangen uns hinterher"
„Oh, wie nett von euch", bemerkte Atanasia.
„Ja", meinte Felix und fuhr fort: „wir wollten wieder herausfliegen, allerdings war der Spalt schon verschlossen. So waren wir gezwungen, dort zu bleiben. Wir haben eine Höhle gefunden und sind dort die ganze Zeit geblieben. Es kam ein bisschen Panik bei einigen von uns auf, aber das hat sich schnell gelöst"
Ich hörte wie sich Alexandra räusperte und aufstand. „Und das Dumme ist, ich war so froh, dass mich die Anderen getröstet hatten, dass ich mit dem Fuß umgeknackst bin. Deswegen war kurz vor Ihnen Tricia, Zarinas Mutter, hier und hat sich meinen Fuß angesehen"
„Und was ist mit deinem Fuß?", fragte die Königin mütterlich.
„Er ist verstaucht, aber nicht weiter schlimm. Ich soll nur in nächster Zeit nicht kämpfen und wenig Sport machen" Sie seufzte. „Mich nicht bewegen zu dürfen, wird mir verdammt schwer fallen"
Michael legte den Arm um sie. „Du schaffst das schon"
„Irgendwann ist ja dann Atanasia gekommen und hat uns wieder Wärme gespendet, was mittlerweile echt notwendig war", erzählte Nicole weiter. „Es war schrecklich. Zum Schluss haben wir uns nur noch angeschwiegen und jeder hat für sich allein gelitten"
„Aber ein Vorteil hatte der ganze Mist auch", wandte Lorenz breit grinsend ein. „Wenn das alles nicht passiert wäre, würden Nicole und ich jetzt nicht... na ja... so halbwegs zusammen sein"
Ich sah, wie auch Nicole ihn breit angrinste. Irgendwie passten die Beiden ja auch super zusammen.
„Ach so, ihr beiden auch noch?", stellte Atanasia mit Augenbrauen nach oben, fest. „Das ist ja wie im Kaninchenstall hier" Sie lachte über ihren eigenen Witz.
Die Königin sah sie finster an. „Atanasia, wenn du nicht sofort still bist und ein bisschen ernster wirst, kannst du gehen. Wir brauchen dich hier nicht" Dann wandte sie sich an uns. „Gibt es sonst noch was?"
„Also, wie gesagt, Tricia hat Alexandras Bein untersucht und dann sind sowieso schon Sie und Atanasia gekommen", beendete Felix sachlich.
Die Königin nickte und stand von ihrem Thron auf und tigerte im Thronsaal umher. „Aber, Luisa, wie viel weißt du? Ich meine, über deinen Vater"
„Ich weiß, dass er von Illona aus Eifersucht getötet wurde, nach dem sich Moritz' Vater selbst aus Liebeskummer zu dir umgebracht hat"
Meine Mutter setzte sich wieder. „Okay, gut, das ist wirklich alles"
„Warum hast du mir nicht von ihm erzählt?"
„Ich dachte, dich würde das nicht interessieren"
„Gott, Leonie, er war ihr Vater!", wandte Atanasia für mich ein.
„Misch dich da nicht ein!" Meine Mutter war sichtlich dabei, die Geduld zu verlieren. „Nun, gut. Ich hätte damals sehr gehofft, dass sich Moritz' Vater nicht umbringt, wie er mir gedroht hat, aber leider hat er es getan, was ich immer noch reichlich dumm von ihm finde. Tut mir Leid, Moritz"
„Kein Problem. Ich denke da so wie Sie, Königin", bestätigte Moritz verständnisvoll.
Wie beruhigend. Mit meiner leiblichen Mum verstand er sich. Nur, ob ihn meine Adoptiveltern mögen würden, war die eine Frage und wie er sie überhaupt kennen lernen sollte, war die andere Frage. Das würde sicher noch schwer werden.
Ein wenig später war die Besprechung auch schon vorbei und irgendwie fühlte ich mich mies. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich die Geschichte mit meinem Vater gerne von meiner Mutter gehört hätte, anstatt von Moritz. Aber änderbar war das nun auch nicht mehr. Von daher musste ich damit leben lernen.
Wie er wohl war?, fragte ich mich, als ich mich wieder in meinem Zimmer auf der Erde befand. Ich lag gedankenverloren auf meinem Bett, die Hände am Hinterkopf verschränkt. Er muss ja total nett gewesen sein, denn einen Arschloch würde Mama sicher nicht heiraten und mit ihm ein Kind zeugen schon mal dreimal nicht. Ich seufzte. Und Moritz kann ich auch nicht wirklich über ihn ausfragen. Als der ganze Mist passiert ist, war er vielleicht ein paar Wochen oder Monate alt. Das hat er selbst gesagt. So ein verdammter Mist, echt!
Ich fühlte mich einsam. Also schrieb ich Jasmin eine SMS: „Hey Jas-Jas. Was machst du so?"
Eigentlich hätte ich die Antwort erst in einer Stunde erwartet, aber scheinbar hatte meine beste Freundin nichts blöderes zu tun im Moment, denn binnen fünf Minuten kriegte ich schon meine Antwort: „Hey! Nicht viel. Wie immer, wenn du mir schreibst J Das war heute ganz schön deprimierend für dich, oder? Zumindest hast du so ausgesehen"
Verdutzt antwortete ich ihr: „Nun ja, ich hätte es schon gerne von Mama gehört, als von Moritz. Aber woher weißt du das?"
„Hallo? Ich bin deine BFF! Ich muss so was spüren! J"
„Na dann"
„Geht's dir jetzt besser? Oder bist du wütend auf die Königin?"
„Nein, nicht wirklich. Wir hatten noch nie so intensive Gespräche allein, deswegen war es ihr wahrscheinlich auch nicht möglich. Oder sie war zu feige. Ach, Quatsch. ne, sie doch nicht"
„Muss hart sein, wenn der Mann wegen einem getötet wurde..."
„Ja, schon. So hab ich das noch nie gesehen"
Na toll! Jetzt gings mir noch schlechter! Also irgendwie hätte ich drauf wetten können, dass ich diese Nacht nicht viel schlafen würde. Und bam! Ich lag natürlich richtig. Ich glaube, ich schlief erst nach Mitternacht ein.
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