Kapitel 14: Cola macht die Musik
(erzählt von Luisa)
„Okay", beendete Felix. Was war denn mit ihm los? „jetzt wo wir die Beiden wieder gefunden haben, können wir ja wieder zur Tagesordnung überschreiten, oder nicht?"
„Ja, find ich auch" Ich war es nämlich echt Leid, dass es immer um mich ging.
„Gut, aber wir wissen ja immer noch nicht...", begann Jasmin verzweifelt.
„... wie wir Musica helfen sollen", unterbrach ich sie. „Wie wärs wenn du das übernimmst, Jas-Jas? Ich mein, dein Element sind doch Schallwellen und vielleicht hilft uns das weiter"
„Meinst du?", fragte sie unsicher.
Ich nickte und Michael schnipste mit den Fingern und hüpfte im Stand leicht herum und sagte: „Probieren können wirs allemal"
„Schön. Wenn ihr meint", murmelte meine Freundin kleinlaut und fügte scharf hinzu: „Aber seid mir nicht böse, wenn's nicht klappt"
„Logisch", antwortete Michael.
„Ist doch sonnenklar", entgegnete ich.
Jasmin nickte immer noch wenig überzeugt von meinem Plan, doch sie konzentrierte sich und verwandelte sich. Richtig, ich hatte sie ja noch nie in ihrer Verwandlung gesehen. Nina war die Einzige, die ich schon in Verwandlung gesehen hatte.
„Du siehst richtig geil aus, Jas-Jas", kommentierte ich ihr Outfit, als sie mit der Verwandlung fertig war.
Sie machte einen Hofknicks. „Danke"
„Okay, dann fang mal an", befehlte Lorenz und Nicole schlug ihn wieder auf den Kopf. „Jetzt hetz sie nicht, du Trottel!" „Und du solltest mal aufhören, mir ständig auf den Kopf zu schlagen" „Also, dümmer wie jetzt kannst du ja nicht mehr werden. Von daher ist ja schon egal"
„Leute, Leute, ich wollte doch keinen Streit anfangen", versuchte Jasmin die Situation zu beruhigen.
Ich seufzte. „Also, das mit dem Teamwork haben wir anscheinend noch nicht so recht drauf"
„Jo, das glaub ich auch", pflichtete Michael mir bei und seine Freundin Al nickte. So konnte das ja nichts werden. Wir mussten anfangen, wie ein Team zu denken und uns nicht immer an die Gurgel gehen. Manchmal fragte ich mich echt, warum Lorenz und Cola Prinz und Göttin des Friedens waren. So friedlich waren sie auch wieder nicht. Aber vielleicht war ja Frieden für was anderes in ihrem Göttertitel. Keine Ahnung. Was ich mich noch fragte, war, warum ausgerechnet WIR Götter und Prinzen sein mussten. Man konnte ja sehen, dass wir nichts hinkriegen ohne uns davor verbal umgebracht zu haben. Wer weiß, vielleicht beobachtete uns die Königin ja gerade und schüttelte womöglich sogar den Kopf. Ja, es war ein Fehler von ihr gewesen, nach uns zu suchen. Gut, vielleicht musste sie es tun oder vielleicht verlangte das Volk danach. Weiß wusste ich. Auf alle Fälle waren wir keine typischen Götter. Ob jung- hin oder her! Wir mussten professionell sein und das waren wir eigentlich noch überhaupt nicht gewesen. Allein, wenn Lorenz Jasmin schon befehlte, sie solle anfangen, gerieten wir schon in Streit. Nee, wir waren definitiv nicht professionell.
„Okay, was soll ich machen, Lui?", riss mich meine beste Freundin aus meinen Gedankengängen.
„Äh ja..."
Weiter kam ich nicht mehr, da Nina wieder einen blöden Spruch loswerden musste und eigentlich hätte ich damit rechnen können: „Ich wette, dass du schon wieder nicht weiter gedacht hast"
Ich streckte ihr nur die Zunge raus und ignorierte. „Also, sing einfach einen besonders netten Ton und dann sehen wir mal, ob es funktioniert"
„Also ich weiß nicht recht", maulte Nina leise.
Ich sah sie genervt an. „Da sagst du immer zu Sandra, dass sie immer so negativ denkt, aber selbst bist du auch nicht besser. Außerdem wäre es sehr, sehr hilfreich, wenn du nicht ständig an mir und meinen Ideen rumnörgeln würdest. Immerhin hab ich welche; im Gegensatz zu dir" Ich schnaubte und drehte mich demonstrativ von ihr weg. Ignorieren. Immer schön Nina ignorieren. Ich war ja selbst der Meinung, dass wir viel zu unprofessionell waren und wenn man Kritik ausübte, soll man sich ja immer zu erst an die eigene Nase fassen. Das hieß für mich: Ich durfte nicht immer auf Ninas Anspielungen eingehen. Wahrscheinlich wollte sie mich sowieso nur reizen, damit ihr nicht langweilig war.
Darauf hin sagte Nina (sehr zu meinem Erstaunen) gar nichts mehr.
„Einen besonders netten Ton?", fragte mich Jasmin.
„Ja, einfach Einen, der nicht zu hoch ist, dass man fast taub wird und auch nicht zu tief, weil tief ist gleich düster, kapiert?", erklärte ich.
„Aha. Du machst ne kleine Matheaufgabe draus, oder wie?", wunderte sich Michael.
Ich verstand es zuerst nicht, doch nach wenigen Sekunden intensiven Nachdenkens schon: „Oh, du meinst wegen weil tief ist gleich düster?" Klar, war das n bisschen weit hergeholt von ihm, aber hey! Immerhin meckerte er nicht über meine Idee! Michael war ja sowieso nicht der Mensch, der viel rumnörgelte (räusper, räusper. Nicht so wie Nina). So weit ich mich noch an die Grundschulzeit mit ihm erinnern konnte.
Alexandra schüttelte belustigt den Kopf, lachte und gab Michael einen Kuss auf die Wange. „Auf was du nicht alles kommst"
Michael lächelte total süß und ich konnte mir einen Kommentar einfach nicht verkneifen (allerdings einen Netten!). „Haach, ihr seid so ein süßes Paar. Ich beneide euch so"
„Du hattest doch Einen, Lui", sagte meine quirlige Freundin Al und kam zu mir.
„Hey, er hat Schluss gemacht. Nicht ich" Ich sagte es keineswegs gemein- im Gegenteil. Ich sagte es sogar äußerst humorvoll (so humorvoll es eben ging). Dann wandte ich mich wieder etwas ernster an Jasmin, die immer noch unschlüssig da stand. „Okay. Wir warten auf dich"
„Aha. Sie darf Jasmin hetzen", bemerkte Lorenz vorwurfsvoll. Nicole warf ihn einem strengen Blick zu. Anscheinend war sie für Lorenz so was Ähnliches wie die Mutter und ich die von Nina.
„Ich hetz sie nicht", verteidigte ich mich seelenruhig. „Ich hab ihr lediglich gesagt, dass sie jetzt loslegen könnte, wenn sie will"
Jasmin seufzte. „Okay. Dann mach ich das"
Sie konzentrierte sich erneut in dem sie die Augen schloss und ihre Hände über ihrem Herz zur Faust bildete. Dann öffnete sie ihre braunen Augen wieder und sang einen mittelmäßigen Ton. Mit mittelmäßig meinte ich einen Ton, den man sich anhören konnte, wie ich ihr beschrieben hatte. Es war echt erstaunlich wie lange sie diesen Ton anhalten konnte. Sie machte ja Fergie bei Gettin over you fast Konkurrenz! Die sang da nämlich um die zwanzig bis dreißig Sekunden lang immer denselben Ton. Nur irgendwann ging meiner Freundin doch die Luft zum Singen aus und so machte sie eine klitzekleine Pause und sang denselben Ton, gemischt mit einem etwas Höheren, erneut. Wow, seid wann wusste ich die Noten so gut?
Als sie damit fertig war, sah sie mich erwartungsvoll an und ich wusste zuerst gar nicht was ich sagen sollte. Wir sahen uns um. Es schien sich nichts verändert zu haben. Gut, die Leute, die an Jasmin vorbeigegangen waren, während sie meinem Plan nachging, hatten sie seltsam angesehen (obwohl sie nichts hören konnten), aber Jasmin war so konzentriert gewesen und die Anderen waren so gespannt gewesen, dass wahrscheinlich nur ich diese Blicke bemerkt hatte. Ich konnte mir das so wieso nicht vorstellen, nichts hören zu können. Oh jee, ich ohne Musik? Gibt's nicht. Klar, würde man taub Musik hören können, allerdings war ich mir relativ sicher, dass das ziemlich störend für die Nachbarn wäre.
Resigniert kam Jasmin wieder näher zu uns und murmelte: „Hat nicht funktioniert"
Ich klopfte ihr auf die Schulter. „Egal. Wir reißen dir nicht den Kopf ab" Ich war mir ja nicht mal sicher gewesen, ob das klappen würde. „Na ja, eigentlich hätte es mich sogar gewundert, wenn es geklappt hätte"
Jasmin verwandelte sich zurück, in dem sie ihr Göttersymbol berührte und etwas murmelte, das sich anhörte wie: „Toleranz, geh zurück"
„So verwandelt man sich also zurück", sagte ich interessiert. „Das wusste ich gar nicht"
„Ich auch nicht", gestand sie. „Ich habs zuhause ausprobiert, als mir langweilig war"
„Cool, das muss ich auch mal ausprobieren"
Jasmin lächelte mir zu. „Und weißt du, was ich noch beschlossen habe zu tun?", fragte sie mich mega stolz.
„Ne" Sie würde es mir sowieso gleich sagen. Selbst wenn ich „ja" gesagt hätte.
„Ich will auch noch besondere Lieder lernen, die entweder besonders viel Ruhe oder besonders viel Freude oder so ausstrahlen", erzählte sie mir.
„Echt? Und hast du schon welche?" Ich als Musikliebhaberin musste das ja wohl wissen.
„Na ja, für etwas Ruhiges hätte ich an Only Time von Enya gedacht"
„Ich finde, das gehört auf eine Beerdigung und strahlt Mord und Todschlag aus und nicht Ruhe" Dann fügte ich noch hinzu: „ Okay, Ruhe schon ein bisschen. Aber nicht viel"
Ergab das überhaupt Sinn was ich da redete?
Felix setzte sich auf eine Bank, die in unserer Nähe stand und alle gingen zu der Bank. Lorenz und Michael setzten sich neben ihm auf die Bank, doch Michael fragte Alexandra, ob sie sich nicht auf diese setzen wolle. Doch meine Freundin verneinte und so setzte sich Michael auf die Bank. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass er ein Gentleman war. Gut, als ich mit ihm in der Klasse war, war er noch unter zehn Jahre alt gewesen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass man in dem Alter schon wie ein Gentleman drauf war. Aber nach mehr als fünf Jahren konnte man schon diesen Charme erhalten.
Wie auch immer, die Jungs saßen alle (außer Moritz, der von Lorenz immer noch mit Skepsis behandelt wurde) auf dieser Bank und wir Mädels setzten uns ohne Maulen (auch seitens von Nina!) auf den Boden. Weil der allerdings ziemlich kalt war, nahm ich meine Jacke und setzte mich auf sie.
„Oh, gute Idee", lobte Alexandra und Nicole, Nina, Jasmin und Moritz stimmten ihr zu.
Sie machten es auch so wie ich, nur nicht Moritz, da er keine Jacke bei sich hatte. Doch so nett wie ich nun mal war, sagte ich zu ihm: „Komm. Du kannst meine Jacke mitbenutzen" Als ich seinen erneut verdutzten Blick sah, fügte ich noch lächelnd hinzu: „Klar, du kennst ja solche Nettigkeiten nicht"
Felix sah nichts sagend zu uns hin und ich erwiderte seinen Blick. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Sollte ich wirklich weniger nett zu Moritz sein, nur damit Felix nicht eifersüchtig sein musste? Also echt, das wäre ja Mist.
„Hast du vielleicht noch ne Idee, Luisa?", wurde ich plötzlich von meinem Verehrer Felix gefragt.
Ich überlegte kurz und kam schließlich zu dem Entschluss, dass mir langsam die Ideen ausgingen. „Ne, leider noch nicht"
„Wir können auch mal unsere Köpfchen einschalten, finde ich", schlug meine weißblonde Freundin Nicole vor.
„Genau", half ihr Al.
„Dafür wäre ich auch", pflichtete ihnen Michael bei und Jasmin, Felix, Nina und Lorenz nickten nur stumm. Moritz äußerte weder verbal, noch durch Gestik oder Mimik seine Meinung. Klar, er war eigentlich nur hier, um uns ein bisschen zu helfen, wenn wir es bräuchten. Allerdings war er jetzt unweigerlich zu meinem Sorgenkind geworden. Ich wollte ihm zeigen, dass nicht jeder so wie Illona war (okay, wahrscheinlich wusste er das eh schon), aber trotzdem! Ich wollte ihm helfen, die Welt vielleicht ein bisschen positiver zu sehen. Es tat mir nämlich total Leid, wie er von Illona behandelt wurde.
„Wie wärs", schlug Moritz vor und alle sahen ihn erwartungsvoll an. „wenn ihr einfach mal genauer über euer Götterelement nachdenkt"
„Aber das würde ja bedeuten, dass wir, die Prinzen, nichts zu tun hätten", wandte Felix ein.
„Ihr könnt eurer jeweiligen Göttin dabei helfen, näher über das Götterelement nach zudenken"
„Oh ja, das ist gut", bemerkte Michael begeistert. Ja, da hatte er Recht. Ein Versuch war es wert.
„Und was soll das bringen?", fragte Lorenz in einem seltsamen Ton.
Moritz sah emotionslos zu ihm und antwortete: „Vielleicht wisst ihr ja dann endlich, wie ihr Musica helfen könnt"
„Ach Lorenz, lass es uns doch einfach probieren", mischte sich Nicole ein.
Lorenz seufzte. „Probieren, probieren. Das ist aber auch das Einzige, dass wir..." Weiter kam er nicht, denn meine Freundin unterbrach ihn. „Tja, wir sind noch blutige Anfänger als Götter und Prinzen. Also, nörgel nicht rum!"
„Oder willst du so enden wie Nina, die sich auch mit nichts zu Frieden geben kann?", meinte ich und ich bemerkte, dass Nina widersprechen wollte, doch weil ich ihr vorhin anscheinend so verletzend (oder was weiß ich?) die Meinung gesagt hatte, hatte sie die ganze Zeit lang nichts mehr gesagt und ließ das Widersprechen also. Mir konnte es nur recht sein. Wenn sie nichts sagte, gäbe es für mich nichts, worüber ich mich aufregen hätte können. Mein letzter Aufreger war nämlich schon wieder über zehn Minuten her (zuletzt: Als Nina das letzte Mal was gesagt hatte). Also, hatten wir hier einen Beweis dafür, dass es besser war, wenn sie nichts sagte, weil sie meistens was auf die Kosten Anderer sagte und das war, glaube ich, mein Problem mit ihr. Sie konnte schon nett sein, allerdings seeehr selten oder sagen wir mal: Eher selten.
„Ich glaub, ich habs!", rief Nicole auf einmal.
„Echt?", fragten wirklich alle verdutzt.
„Was? Ist das so abwegig, oder wie?", fragte sie beleidigt zurück, fuhr allerdings schnell fort. „Lorenz und mein Aufgabenbereich ist doch der Friede und wer weiß, vielleicht müssen wir den Leuten hier in Musica einfach ein bisschen Frieden geben, damit sie wieder hören können"
„Weißt du, wie sich das anhört?", unterbrach Nicoles Prinz ihre Erklärung. „Als wäre Friede ein Geschenk, das man einpackt und es herschenkt"
„Wow, du wirst echt wie Nina", bemerkte ich, woraufhin mich Lorenz wenig begeistert ansah. „Okay, weiter, Cola"
Sie räusperte sich. „Tja, ein bisschen Frieden kann ja nie schaden. Ich hab mir gedacht, dass ich mich, wie Jasmin vorhin, verwandle und meinen Frieden sozusagen fließen lasse. In Lorenz' und meiner Prüfung hab ich das auch gemacht, um ein Loch in die Gitterstäbe zu kriegen. Ich hab einfach an alles Positive, das mir im Moment eingefallen war, gedacht und hab es raus gelassen. Wenn das auch nicht funktioniert, glaube ich, sind wir ungeeignet als Götter"
Ich nickte. Na ja, ich fand das waren wir so und so.
„Das ist viiiel besser als meine Idee", gab ich ehrlich zu. Meine Freundin grinste mich an. „Hey! Nur weil ich zufällig in Fantasytia geboren bin, muss ich ja nicht gleich gute Ideen haben, um ein Fantasieland zu retten"
„Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass deine Geburt zufällig war", überlegte Jasmin lächelnd.
„So weit ich weiß, bist du ein Wunschkind, Luisa", gab Moritz meiner sensiblen Freundin Recht.
Ich grinste ihn an. „Du hast mich schon wieder Luisa genannt"
„Aha", machten die Anderen mehr oder weniger synchron.
„Zählst du jetzt immer mit, oder was?", fragte mich Moritz mit einem für ihn so untypischen Unterton, dass ich zuerst gar nicht bemerkte, dass er derjenige war, der es gesagt hatte.
Ich grinste ihm weiterhin zu. „Vielleicht sollte ich damit anfangen" Dann wandte ich mich an meine verwundert dreinblickende Freundin Nicole. „Apropos anfangen. Das könntest du auch tun, Cola-Schätzchen" Fragt mich nicht, warum ich noch ein Schätzchen drangehangen hab. Wahrscheinlich war ich in dem Moment einfach so glücklich darüber gewesen, dass Moritz langsam anfing, sich wie ein normaler Jugendlicher zu benehmen, dass ich einfach total verrückt drauf war.
„Stimmt", murmelte Nicole nur und verwandelte sich. „Friede, erwache"
Als sie ebenfalls mit der Verwandlung war, war ich einfach nur beeindruckt davon gewesen, wie geil sie aussah. Wenn sie immer so rumlaufen würde, hätte sie jede Menge Verehrer. Ganz bestimmt. Allerdings konnten so um die hundert Verehrer auch lästig sein (tja, man müsste nur mal Justin Bieber fragen. Aber vielleicht waren Jungs bei so was mal klüger als wir weiblichen Wesen?).
„Also Cola-Schätzchen, du siehst einfach nur hamma aus", teilte ich ihr begeistert mit.
„Danke. Aber lass bitte dieses Schätzchen. Das irritiert mich"
„Okay"
„Du willst also positive Energie in diese Welt strömen lassen?", fasste Felix noch mal zusammen, doch so verwirrt wie er von meiner Freundin angesehen wurde, schien sie ebenfalls (wie ich) nicht verstanden zu haben, was er da redete. Felix seufzte und wiederholte- nur wesentlich verständlicher: „ Du lässt so viel Positives wie möglich von dir in Musica fließen. War das besser?"
„Ein bisschen", antwortete ich im als Erste.
Jasmin stemmte die Hände in die Hüften und beäugte ihn genau. „Hast du irgendwas genommen oder warum redest du so komisch? Sag jetzt nicht, dass das an deinem Hobby Physik oder Chemie liegt"
„Was du magst das?", fragte Nina und ich sah Felix ebenfalls verdutzt an. Na ja, mein Fall war das zwar weniger, aber wenn er drauf stand...
Unsicher sah er zwischen Nina, dem Objekt seines Schutzes (also Jasmin) und mir hin und her. „Ja, schon. Ist das etwa schlimm?"
Ich kam näher zu ihm. „Eieiei, selbst wenn, musst du es doch für dich entscheiden, ob du auf so was stehst"
„Äääh" war das Einzige, das er herausbekam. Ich wuschelte ihm durch die Haare und lachte: „Oh je, muss ich dir auch noch beibringen, wie man lebt?"
Moritz verstand genau, dass ich damit ihn meinte und widersprach. „Du musst mir nicht das Leben beibringen!"
„Aber anscheinend weißt du nicht wirklich wie die Menschheit funktioniert und ich glaub, das ist dein Problem"
„Soll ich jetzt anfangen, oder was?", unterbrach Nicole unladylike das Thema. Aha, das hatte sie sich von Lorenz abgeschaut. Definitiv.
„Okay, dann fang an. Wir warten eigentlich nur auf dich", gab ich ihr zur Antwort.
Sie nickte nur und entfernte sich ein Stück von uns, schoss die Augen und schien sich zu konzentrieren. Auf einmal waren wir alle still. Klar, Cola brauchte Ruhe um Frieden fließen zu lassen. Haha, wie sich das anhörte! Also echt, seid wann machte Cola denn die Musik? Klar, der Spruch ging irgendwie: Der Ton macht die Musik. Aber das passte bei uns nicht wirklich und deswegen hatte ich ihn einfach umgeändert. Es gab hier keinen Ton, also konnte es auch keine Musik geben (leider!).
Es war schon blöd, denn ich liebe Musik. Sie konnte dich wieder fröhlich machen oder dich sogar so fröhlich machen, wenn dus davor schon warst, dass du rumtanzt wie ne Verrückte. Und wenn du deprimiert bist, dann geht's ein mit traurigen (oder auch mit fröhlichen) Liedern wieder gleich besser. Finde ich zumindest. Wenn ich allerdings mega aggressiv bin, was nicht so oft vorkam, hörte ich am liebsten Lose Yourself von Eminem. Ich finde, er rappte so ganz besonders. So aggressiv. Aber warum erzählte ich euch von Musik, wenn ihr wahrscheinlich nur wissen wollt, wie Nicole Musica rettet (oh man, das hörte sich auch verrückt an).
Wie gesagt, versuchte sie sich gerade zu konzentrieren. Ich sagte mit Absicht versuchen, denn zuerst schien ihr das nicht zu gelingen. Irgendwann allerdings doch und ich hätte gerne gewusst, was sie in dem Moment dachte. Na ja, sie sagte, sie müsste nur an alles Positive dieser Welt denken. Aber ob es da so viel zur Auswahl gab? Haha, wie ironisch. Moritz versuchte ich, die Welt positiver zu zeigen, aber selbst hielt ich nicht viel von ihr. Das musste ich ändern!
(erzählt von Nicole)
Ich konzentrierte mich und dachte wieder mal an alles Gute dieser Welt. Aber sollte ich wirklich wieder an genau dasselbe Positive denken wie beim ersten Mal? Wer weiß, vielleicht würde mir ja dieses Mal sogar mehr einfallen!
Okay. Lui, Lorenz, Al, Sonne (ich glaub, die hatte ich vergessen), Freundschaft, Liebe, Vertrauen, Gleichberechtigung (ich glaub, das auch), Fantasie, Familie, Freunde, diese Mission (ja, das könnte man als positiv bezeichnen), Träume, eine positive Einstellung, das Leben (wow, war ich tiefgründig heute) und mehr viel mir nicht mehr ein. Wie? Das konnte doch nicht alles gewesen sein? Oh, Spaß, Zusammenhalt, Hobbys. Klar, die waren natürlich auch positiv.
Dann öffnete ich wieder die Augen und konzentrierte mich nun auf das, das ich hier vorhatte: Musica mit meinem Licht zu erleuchten. Zum Schluss schrie ich alles Positive aus mir heraus und stellte mir bildlich vor, wie ich Musica half. Verrückt, aber ich finde, diese Vorstellung half mir gewaltig. Ich konnte genau hören, wie fasziniert meine Freundinnen, mein Prinz und die Anderen Vier waren. Jasmin konnte ich noch nicht ganz als Freundin ansehen. Und Nina? Na ja, wie Lui das mit ihr aushielt, fragte ich mich sowieso. Oder hielt sie es überhaupt mit ihr aus? Hmmm. So sicher war ich mir da auch wieder nicht.
Wie auch immer. Als ich fertig war, freute ich mich natürlich innerlich, weil ich sah, dass mein Plan anscheinend aufging.
Ich sah erwartungsvoll zu den Anderen hin und Alexandra und Luisa waren natürlich die Ersten, die auf mich zu kamen und mir antworteten: „Das war ja soo cool, Cola. Das musst du unbedingt öfter machen!", freute sich Al und umarmte mich.
„Respekt, dein Plan hat funktioniert", lachte Luisa voller Stolz. „Ich muss schon sagen, dass ich echt coole Freunde habe"
Ich schlug ihr sanft auf die Schulter und lachte: „Klar. Danke"
Lorenz, die anderen beiden Jungs und Jasmin und Nina kamen ebenfalls näher heran und mein Prinz fragte mich: „Sag mal, dieses Mal sind dir mehr positive Sachen eingefallen, oder?"
Ich musste kurz überlegen. „Na ja, ich glaube, es war ziemlich ausgeglichen"
„Leute, seht mal", sagte da Felix plötzlich und alle sahen zum Himmel.
Die dunklen Wolken, die die ganze Zeit lang am Himmel waren, obwohl es nicht regnete, verzogen sich und hinterließen seltsamen bunten Glitzer oder was auch immer das war. Es sah auf alle Fälle total traumhaft aus. Anscheinend sogar so traumhaft, dass sogar meinem nicht-so-oberflächlich-wie-er-scheint-Prinz Lorenz der Mund offen stand.
Luisa kam zu mir, legte einen Arm um mich, kuschelte sich an mich und sagte voller Stolz: „Ich find das richtig klasse, dass wirs geschafft haben. Deine Idee war wirklich fantastisch. Kompliment!"
„Das hast du schon gesagt", lachte ich leise, damit wir die Anderen nicht störten.
„Tja, dann wiederhole ich mich eben", grinste sie und knuddelte mich erneut kurz.
Also, soo schlimm fand ich diese Aufmerksamkeit gar nicht und der Gedanke, dass ICH so gesehen die erste Fantasiewelt Musica gerettet hatte, der war noch viiel cooler. Logisch. Ich konnte es kaum erwarten, Japanitia zu retten. Ich war ja echt gespannt, was sich Luisa für dieses Land (das, glaube ich, ihre Lieblingsfantasiewelt war) einfallen ließ. Wahrscheinlich jede Menge, wenn ich so näher über sie nachdachte. Wenn sie etwas unbedingt schaffen wollte, konnte sie sehr ehrgeizig werden. Allerdings gab es da nicht wirklich viele Dinge, die für so was sorgten. Es waren eher Menschen, die das schaffen konnten. Ich wusste ja nicht genau, welche Leute, aber einfach Leute, die sie liebte oder total gern mochte und nicht verlieren wollte, dem für die strengte sie sich immer gern an, hatte ich zumindest das Gefühl. Oder Leute, die ihr so auf die Nerven gingen oder sie so unterschätzten, dass sie sich einfach beweißen musste. Tja, bei Letzterem war ich mir nicht wirklich sicher.
„Cola macht die Musik", murmelte sie munter vor sich hin und mit einem verdutzten „Hm?" vergaß ich schnell wieder, was ich gerade so nachgedacht hatte. „Das könnten wir glatt als Poesiealbumspruch hernehmen, findest du nicht?"
Ich nickte. „Na ja, vielleicht eher für ein Spruch, den man seinen Kindern fürs Leben sagt"
„Da könntest du Recht haben"
„Schon wieder" Ich musste lachen. Kaum war ich eine Göttin, hatte ich anscheinend ständig Recht. Schon verrückt. Ja. Definitiv.
(erzählt von Luisa)
Ich konnte euch gar nicht sagen, wie stolz ich eigentlich auf alle war. Besonders auf Cola natürlich. Cola macht die Musik. Ein recht eigenartiger Spruch, den man seinen Kindern für ihre Zukunft sagt, wie ich finde. Eigentlich waren das ja eher Sprüche wie: „Es geht nicht darum, was du hast, sondern darum, wer du bist" oder „Ordnung ist das halbe Leben" oder typische Sprüche meiner Adoptivmum: „Es kann nie schaden, über Sachen wie Abspülen Bescheid zu wissen. Denn jeder führt irgendwann mal einen Haushalt. Egal ob verheiratet oder nicht" oder „Du musst immer schön neutral bleiben. Neutral. Neutral sollte deine Lebenseinstellung sein". Oh ja, bei dem Satz musste ich grundsätzlich lachen. Oder dann gabst da noch so eine schöne Textzeile von Jessie J's Single Who you are: „Just be true to who you are"
Ungefähr würde das also „Sei echt so wie du bist" heißen. Vielleicht fand ich das Lied deswegen so schön, weil es einfach so einen wunderschönen, tiefgründigen Text hatte. Was brachte einen schon ein mega cooler Sound, wenn der Text total scheiße war? Klar, und den Ursprungspruch für „Cola macht die Musik" hatte ich total vergessen! „Der Ton macht die Musik", pflegte meine Mum (oder eher meine Adoptivmum, wie auch immer) bis heute noch zu sagen. Oder „Sein oder nicht sein" Haha, okay, das weniger vielleicht. Warum laberte ich euch über so was voll? Also echt.
Wie auch immer, die Bewohner Musicas kamen aus ihren Häusern, staunten, lagen sich in den Armen und quasselten miteinander, was ja auch kein Wunder war, wenn man seit Wochen oder sogar Jahren (!) nicht mit dem Anderen sprechen konnte. Und wahrscheinlich wird in Musica für die nächsten Wochen total Klatsch und Tratsch ausgetauscht werden. So war halt die Menschheit: Immer schön über die Anderen reden. Es war total schön mit zu bekommen, wie sehr sich die Leute darüber freuten. Tja, ich glaube, für die nächsten Wochen hatten wir unsere To-Do-Liste an guten Taten schon erledigt. Manche Leute umarmten uns sogar (okay, hauptsächlich waren es Kinder oder ältere Leute, die uns umarmten). Und da war auf einmal wieder dieser Junge. Meine Inspiration. Mein Antrieb für diese Mission. Eins war mir klar. Ich würde mir für jedes Fantasieland irgendeine Inspiration oder Antrieb suchen. Für Japanitia hatte ich schon eine gefunden: Ich wollte das Land einfach nur retten, weil es mich an die Animes erinnerte, die ich so gerne ansah. Genau.
Dieser Junge kam auf mich zu und umarmte mich und mir stiegen Tränen in die Augen. Er sah sie natürlich und fragte mich: „Warum weinst du?" Ich fands echt cool, dass er mich nicht Göttin nannte. Klar, er war noch nicht mal zehn Jahre alt, aber trotzdem fand ich das gut.
Ich seufzte. „Weißt du, ich bin nur grad total glücklich. Und jetzt such das Mädchen, mit dem du vorhin spielen wolltest und spiel mir ihr"
„Jaaa!", freute sich der Junge und hüpfte davon. Ich wischte mir die Tränen weg. Hallo? Ich konnte hier doch nicht rumheulen. Doch ich glaube sogar Nina hatte Tränen in den Augen. Nina, die die eigentlich gar keine Idee gehabt hatte und noch so frech war, meine niederzumachen.
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