𝓽𝔀𝓮𝓷𝓽𝔂𝓼𝓲𝔁
Danke für die vielen Kommentare! Es sind so viele neue Leser in den letzten Tagen dazu gekommen und ich freue mich darüber so sehr!
Ich freue mich über jedes Sternchen und Kommentar!
Viel Spaß
~Ann^^
•𝔉•
𝓽𝔀𝓮𝓷𝓽𝔂𝓼𝓲𝔁
•𝔉•
„Iᴄʜ ᴡᴇʀᴅᴇ ᴅɪᴄʜ ᴠᴇʀᴍɪssᴇɴ!", murmelte Bella, ihre Arme fest um mich gedrückt.
„Stell bloß keinen Blödsinn an!"
„Du aber auch", grinste Bella frech zurück und entließ mich aus der Umarmung.
„Schreib mir, wenn du da bist. Wie lang dauert der Flug nochmal?"
„Wenn es flott geht, bin ich in vier Stunden Flugzeit da. Also werde ich dir spätestens gegen zwanzig Uhr diese Zeit Bescheid sagen können..."
Es waren zwei Stunden Zeitverschiebung nach vorn und mir war bei dem Gedanken so weit von Bella entfernt zu sein mulmig.
Charlie lehnte sich aus dem Autofenster der Fahrerseite.
„Fran, wenn du den Flug noch bekommen willst, solltest du jetzt kommen. Bis Seattle dauert es!"
Ich ließ Bella widerwillig los und drückte zum Abschied noch einmal ihre Hand. Mit meinem Blick versuchte ich ihr einzuhämmern, dass sie ja nichts Dummes machen sollte, bevor ich um das Polizeiauto ging und mich auf der Beifahrerseite niederließ. Die dreieinhalb folgenden Stunden würden nun in Schweigen und peinlichen Smalltalk gehüllt werden.
Charlie war ein schweigsamer Mensch, aber ich schätzte es, dass er meinetwegen versuchte, etwas mehr Gespräche in das Auto zu bringen. Die letzte viertel Stunde spürte ich in meinem Bauch eine immer größere Nervosität aufsteigen, meine Hände wurden schwitzig und mein Bein ging schnell auf und ab.
„Nervös?", fragte der Mann. Ich brachte nur ein Nicken hervor, da ich nicht wusste, wie ich ihm meine Gefühle anders beschreiben sollte.
„Keine Sorge, in einer Woche bist du wieder hier", Charlie grinste mich schief an und ich schloss kurz die Augen.
Der Wagen hatte an meinem Terminal gehalten und nun hieß es schnell auspacken und Abschied nehmen, bevor der Polizist noch die überteuerten Parkkosten übernehmen müsste. Charlie half mir den Koffer aus dem Wagen zu hieven und reichte mir meinen Rucksack, in welchen ich behelfsmäßig ein Buch und meine Tabletten geschmissen hatte. Ich bezweifelte jedoch, dass ich die Ruhe zum Lesen finden könnte.
„Danke Charlie... Komm gut nach Hause"
Die Verabschiedung fühlte sich falsch an. Mein kompletter Körper schien zu rebellieren und in einer letzten Instanz des inneren Widerstands umarmte ich den väterlichen Mann und konzentrierte mich darauf nicht zu weinen. Meine Augen füllten sich trotzdem kurze Zeit später mit Tränen.
„Alles wird gut, Fran. Es ist nur eine Woche"
In einer Woche konnte viel passieren. Meine Gedanken huschten zu Bella, Victoria, zu Jake und auch zu Mona.
„Danke Charlie. Du warst die letzten Monate wie der Vater, den ich verloren habe", murmelte ich die letzte Verabschiedung und löste mich von dem Mann.
Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich durch die gläserne Tür ins Innere des Terminals.
Ich fühlte mich schrecklich.
Am Schalter drehte ich mich doch noch einmal ein letztes Mal um, doch ich sah keinerlei bekannte Gesichter. Ich war das erste Mal in Monaten komplett fremd und ich kam nicht um das seltsame Gefühl der Einsamkeit herum, welches mich beschlich.
Der komplette Flughafen war voller Menschen, doch hätte es für mich jetzt auch keinen Unterschied gemacht, wenn er komplett leer gewesen wäre.
Im Wartebereich nach dem Sicherheitscheck saß ich aus dem Fenster starrend bis das Flugzeug langsam angerollt kam.
Ich wollte nicht, doch ich tat es.
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„Liebe geehrte Fahrgäste, wir bitten Sie sich zu Ihren Plätzen zu begeben und die Sicherheitsgurte zu schließen. Wir befinden uns im Landeanflug in Madison Wisconsin. Die aktuelle Ortszeit beträgt achtzehn Uhr zwölf, es ist bewölkt bei einer Ortstemperatur von maximal zwei Grad Celsius. Bitte bleiben Sie nach der Landung noch so lange sitzen, bis das Anschnallsignal ausgeht. Danke, dass Sie sich für Sun Country Airlines entschieden haben, besuchen Sie uns bald wieder."
Der Druck in meinen Ohren wurde stärker, als das Flugzeug geräuschvoll zur Landung ansetzte. Ich wurde von der wirkenden Kraft in den Sitz gedrückt und meine Hände krallten sich in die Sessellehnen. Der Mann im Anzug, der neben mir saß hatte schon wie bei der Landung einen grünlichen Schimmer um die Nase und sah alles andere als amüsiert aus.
Ich atmete tief ein und aus und schloss die Augen. Das war der Moment, der mir immer am meisten Unwohlsein brachte. Die kurze Seitspanne, in welcher man noch nicht auf den Boden aufgesetzt hatte, aber nur gefühlte Zentimeter von der Welt unter sich entfernt war.
Madison kam uns näher und das Umland, sowie die Seen konnte man noch sehen. Es war ein grauer Abend und die Scheiben des Flugzeuges beschlugen schnell mit abertausenden von kleinen Regentropfen.
Mir wurde allein beim hinausschauen kalt und war froh, dass ich mich doch noch für den Extrapulli entschieden hatte, der um meine Knie lag.
Ich hörte den Mann im Anzug neben mir angestrengt atmen, dann setzte das Flugzeug auf.
Es ruckelte kurz und dann klatschten vereinzelt ein paar Leute, woraufhin ich die Nase verzog. Peinlich.
Ich holte tief Luft und öffnete die Augen angestrengt. Meine Hände fanden rasch in meine Hosentasche, wo mein ausgeschaltetes Handy auf mich wartete.
Mit dem vertrauten Begrüßungston empfingen mich gleich eine Flut an SMS und zwei verpasste Anrufe. Meine Großmutter und auch Gemma hatten versucht mich zu erreichen, was mich stutzig stimmte, da ich erst am Morgen noch bei beiden angerufen hatte, um zu sagen, dass ich anrief sobald ich wieder erreichbar war.
Schnell öffnete ich meine Nachrichten.
Bella, Mona, Paul und die Mädchen aus dem Cheerleading hatten mir einen guten Flug gewünscht.
Einzig und allein Gemmas Nachricht stach hervor.
Der Sohn meines Arbeitskollegen holt dich ab. Er heißt Kanye und müsste ein Schild dabeihaben.
Alles weitere klären wir, wenn du bei uns bist.
-Gemma
Besorgt runzelte ich die Stirn und bekam gar nicht mit, dass sich das Flugzeug immer weiter leerte, bis der Mann im Anzug mich vorsichtig antippte, da er aussteigen wollte.
Noch an der Gepäckausgabe rief ich Gemma an, wurde jedoch, genauso wie bei meiner Großmutter auf den Anrufbeantworter weitergeleitet.
Als letztes versuchte ich es bei Bella, die nach zwei Wartezeichen sofort abhob.
„Frannie?"
„Nein, der Weihnachtsmann. Ich bin in Madison angekommen, hast du irgendetwas von meiner Tante, oder Grandma gehört? Sie haben versucht anzurufen", kam ich gleich zur Sache und hörte, wie Bella ihren Vater genau dies weiterfragte.
„Nein, Charlie hat nur mit Billy telefoniert... Ist etwas passiert? Geht es dir gut?", ich hörte die Besorgnis in Bellas Stimme und lächelte leicht.
„Ja, keine Sorge, mir geht's gut. Meine Tante hat mich nur versucht anzurufen, obwohl sie wusste, dass ich unterwegs bin... Das bereitet mir gerade nur etwas Sorgen"
„Nein, tatsächlich kam hier kein Anruf rein, soweit ich weiß, aber ich bin auch erst vor einer halben Stunde zurück und Charlie, soweit ich weiß war noch einkaufen. Es könnte sein, dass wir etwas verpasst haben"
„Nicht schlimm. Ich finde es ja gleich heraus. Wie geht es dir – Oh, mein Koffer. Du Bells, ich ruf dich zurück, okay?"
„Ja, klar, komm erst einmal an. Bis gleich"
Die Leitung klackte und ich schob mein Handy in die Tasche zurück und hievte den schweren Koffer vom Gepäckband. Ich hatte viel zu viel eingepackt.
Schwer schnaufend schob ich das Monstrum hinter mir her und ging durch die letzte Drehtür. Es warteten drei Leute auf Menschen.
Ein alter Mann mit weißem Bart, ein junger Mann mit roten Haaren und Hornbrille und ein Junge in meinem Alter, blass und schwarzhaarig. Er war in sein Handy vertieft und ich ging davon aus, dass er auch noch morgen so dort stehen würde, wenn ich mich nicht aufmerksam machte.
„Bist du Kanye?", holte ich den Jugendlichen aus seiner Trance und er schaute gelangweilt mit graublauen Augen an. Ich wusste nicht, was es war, aber sein Anblick ließ mir einen Schauer den Rücken heruntergehen.
„Der einzig wahre. Neben Kanye West natürlich"
Ich lachte unwohl auf und wusste nicht recht, wie ich auf diesen Satz reagieren sollte.
„Ja... Genau"
Der Junge grinste und nahm mir den Koffer ab. Gemeinsam liefen wir durch den kleinen Flughafen.
„Du bist also die Kleine, von der Gemma immer erzählt? Die Geschichten, die erzählt werden sind schon echt krass. Wie ist das, wenn der eigene Vater Soziopath ist?"
Schockiert blieb ich stehen und merkte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten.
„Wie ist das, wenn man ein Arschloch ist?", fragte ich giftig zurück. Zu meinem Entsetzen kam nur ein bellendes Lachen zurück.
„Das war ein Scherz, Schätzchen. Wie siehts aus, begleitest du mich am Montag auf eine Party? Ich muss meinen Freunden schließlich meine zukünftige Ehefrau vorstellen"
Ich wusste nicht, wie ich mich wieder fassen sollte. Mit was für Menschen gab sich meine Tante bitte ab?!
„Erstens, Liebling, hast du nicht jegliches Privileg dazu mich ‚Schatz' zu nennen. Und zweitens hast du dir mit deinem zweiten Satz, den du zu mir gesagt hast jegliche Fundation zerschossen. Ich nehme ein Taxi zu meiner Tante. Dankeschön!"
Ich nahm dem Jungen meinen Koffer ab und ging in die entgegengesetzte Richtung. Hauptsache weg. Mittlerweile wusste ich gut genug, was toxische Menschen waren und dass sie in den seltensten Fällen vom einen auf den anderen Moment mit ihrem Verhalten aufhören würden.
Ich hatte schnell zum Ausgang gefunden und rief mir ein Taxi. Die Wut in mir immer noch am Toben. Ich konnte die Gefühle kaum unter Kontrolle bringen und mir war danach mich meines Mageninhaltes zu entledigen.
„3902 Pricilla Lane"**
Der Taxifahrer war eine Frau, höchstens Mitte fünfzig, die keine Fragen stellte und schweigend zur Adresse meiner Tante fuhr.
Meine Gedanken kreisten wild um die Situation, die soeben passiert war. Alles erschien mir so unwirklich und ließ mich unwohl fühlen.
Das Taxi fuhr knapp zwanzig Minuten, vorbei am Lake Mendota und in eine Villennachbarschaft mit hübschen und modernen Einfamilienhäusern, welche große Vorgärten und gepflasterten Einfahrten besaßen.
Die Fahrerin hielt vor einem modernen Haus, welches aus geometrischen Formen und dunklem Holz konstruiert schien. Ich bezahlte die Frau und blieb unschlüssig auf der Einfahrt stehen. Der kühle Wind ließ meine Haare um mein Gesicht fliegen und der Schrei eines Babys aus dem Inneren des Hauses ließ mich zögern einen Schritt vorwärts zu machen.
Ein wütendes Stimmengewirr von innen tönte heraus und ich konnte Gemmas Stimme ausmachen.
„Wird schon schiefgehen", flüsterte ich mir leise zu und klingelte.
Wenige Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und ich wurde von Gemmas Anblick, gepaart mit einem schreienden Bündel im Arm begrüßt.
„Francine! Wir haben uns verdammt nochmal sorgen gemacht!", rief sie halb sauer und schloss mich überfordert in den Arm.
Ja, das war definitiv noch die Tante, die ich kennen gelernt hatte. Obwohl ihre Haltung nicht mehr so aufrecht war, ihre Haare nicht perfekt gemacht waren und die Augenringe von zahlreichen schlaflosen Nächten zeugten.
Sie trug ein graues Sweatshirt und passende Jogginghosen und hatte schon bereits wieder die Hand am Handy. Ohne weiteres drückte sie mir ihr Baby in den Arm und ging an den Hörer.
„Jeffry, ich habe dir doch gesagt, dass ich keine Fehler mehr dulde! Dein Sohn hatte eine Aufgabe – EINE!"
Vorsichtig ging ich ins Haus und schaukelte überfordert das schreiende Baby in meinem Arm hin und her. Ich hatte keine Erfahrung mit Kindern, geschweige denn Babys und war mehr als dankbar, als ich Troy sah, der rettend auf mich zukam.
„Hallo Francine. Entschuldige den Stress. Gem kommt mit ihrer Elternzeit nicht wirklich klar", entschuldigte er sich mit einem reuevollen Ausdruck und ich lachte nervös.
„Ja, merkt man... Ich wollte nicht für Streit sorgen, aber ich konnte wirklich nicht bei Kanye mitfahren", mich schauderte es angeekelt bei dem Gedanken an die kurze Interaktion mit dem Jungen.
„Nehme ich dir nicht böse. Ich mag Vater und Sohn auch nicht", flüsterte mir der Mann zwinkernd zu und ich lächelte vorsichtig.
Das kleine Baby hatte sich langsam beruhigt und sah mich nun aus großen blauen Augen an. Vom Kopf standen die dunkelbraunen Haare wie eine Löwenmähne.
„Das ist also die kleine Nadia?", fragte ich vorsichtig und nahm die winzige Hand des Kleinkindes. Sie griff sofort danach und schmatzte etwas bevor sie ihren schweren Kopf wieder zu ihrem Vater drehte und begann zu schreien.
„Ich zeige dir dein Zimmer und dann muss ich den Schreihals schnellstens an ihre Mutter weitergeben", erläuterte Troy und ich folgte ihm durch den Flur ins Gästezimmer.
„Achso, kommst du nachdem du dich etwas eingerichtet hast bitte ins Wohnzimmer? Wir haben etwas wichtiges zu besprechen...", er ließ den Satz in der Luft hängen und ein schlechtes Gefühl beschlich mich wie so oft. Ich nickte und zog den Koffer auf das Bett, während Troy das Zimmer verließ um das schreiende Baby zu seiner ebenso schreienden Mutter zu bringen.
Ich ließ mir Zeit beim auspacken und ließ den größten Teil an Klamotten im Koffer, da mir unwohl bei dem Gedanken wurde, die Sachen komplett auszupacken. Das war nicht mein zu Hause und ich wollte auch nicht, dass es sich so anfühlte.
Es war nach einer halben Stunde wieder Ruhe eingekehrt und ich ging auf leisen Sohlen durch das große Haus, bis ich das Wohnzimmer gefunden hatte.
Troy und Gemma saßen auf dem Sofa. Gemma hatte eine Hand an der Schläfe und die Augen geschlossen, das Baby lag in einem kleinen Bettchen neben dem Sofa und schlief.
Ich räusperte mich leise und Gemma blickte auf.
„Oh, Fran. Genau, setz dich bitte."
Ich kam dem Wunsch nach und setzte mich mit einem unwohlen Gefühl auf den Sessel, welcher abgeschrägt zu dem Sofa stand.
„Es geht um Jackson – deinen Großvater", sie zögerte und holte rief Luft.
Sofort hatte ich eine böse Vorahnung.
„Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort gar nicht mehr wissen wollte.
„Er ist heute Vormittag im Krankenhaus gestorben, Francine... Es tut uns so leid. Mom hat mich gebeten es dir nicht zu sagen, aber das kam mir unfair vor. Troy und ich wollten am Sonntag nach Arizona fliegen, damit wir ihr helfen können. Aber wir wollten dir die Entscheidung lassen, ob du mitkommst."
Ich spürte, wie mein Körper anfing zu zittern, langsam stand ich auf und holte tief Luft, die sich anfühlte, als würde sie nicht mehr in meinen Lungen bleiben wollen.
Meine Augen konzentrierten sich auf eine kleine Gipsfigur eines Schwans auf dem Fensterbrett. Einatmen, ausatmen.
Alles in mir stäubte sich, die Nachricht aufzunehmen, zu verarbeiten.
„Francine...?"
„Ich bleibe hier. Um ehrlich zu sein wurde ich schon auf eine Feier eingeladen. Die möchte ich nicht verpassen. Ich hoffe, das ist in Ordnung."
Man konnte Troy und meiner Tante die Verwirrung ansehen, als ich mich mit einem breiten Lächeln zu ihnen umdrehte. Ich kam mir selbst wie ein Psychopath vor, aber ich wollte nicht noch mehr mit dem Tod konfrontiert werden, als er eh schon in letzter Zeit präsent gewesen war.
Mein Großvater und ich hatten uns nahegesstanden, weniger, als ich mit Bella gegangen war, aber trotzdem hatte ich meine Familie immer mindestens einmal in der Woche angerufen. Heute morgen hatte es meinem Großvater noch gut gegangen, dass wusste ich.
Ich holte tief Luft.
„Ich will nicht nach Phoenix. Nie wieder", flüsterte ich, drehte mich um und ging zurück ins Gästezimmer, wo ich endlich in mich zusammenbrach und mit leerem Ausdruck an die Wand starrte. Ich konnte nicht weinen, wollte es auch nicht. Es fühlte sich unwirklich an, als hätten mir Gemma und Troy einen schlechten Scherz erzählt.
Ich hörte, wie Nadia anfing zu schreien.
Im selben Moment fand meine Hand in meinem Rucksack die Rolle Tabletten, die ich mir geschworen hatte zu reduzieren.
Ich konnte das nicht mehr.
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𝕵𝖆𝖘𝖕𝖊𝖗 𝕳𝖆𝖑𝖊
•𝔉•
Es war ein ruhiger Nachmittag.
Esme und Carlisle spielten nun schon seit einigen Stunden Schach und Emmett war mit Herz und Seele in ein Videospiel vertieft, bei welchem der Controller immer wieder in der Ecke landete.
Rosalie schraubte an ihrem Cabriolet in der Garage und man hörte sie immer wieder leise fluchen und schnauben. Wir wussten alle, dass das eher etwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie über Dinge nachdachte, als dass sie irgendetwas bei ihrem Wagen verpfuscht hatte.
Alice und ich lasen jeweils Bücher über höhere Themen, Alice war in eine Lektüre über Spätviktorianische Architektur und Modetrends vertieft, während ich halbwegs konzentriert einen Wälzer über den Bürgerkrieg durchging und an vielen Stellen verbesserte.
Es war schockierend, wie viel manche Historiker zu den eigentlichen Geschehnissen hinzudichteten.
Genauso traurig war es zu sehen, dass auch das Verschwinden zahlreicher Menschen in Vielzahl den unmenschlichen Zuständen des wilden Westens zugeschrieben wurde, obwohl ich wusste, woran es wirklich lag.
Maria war mir in letzter Zeit immer häufiger in Gedanken gekommen, genauso wie die Ungläubigkeit, dass ich sie jemals geglaubt hatte zu lieben.
Trotz alledem war heute ein guter Tag. Die Gefühle der anderen waren wie eine ruhige See, man konnte alles voraussehen und die kleine Welle Freude, als Esme Carlisle Schachmatt setzte, sowie die Welle an Liebe und Empathie, die im gleichen Moment von Carlisle in den Raum ging, brachten mich fast zum Lächeln.
„Du wirst immer besser, mein Schatz", sagte Carlisle lobend und Esme grinste leicht.
„Ich lerne vom Besten"
Es war einer der seltenen Momente, in welchen alles so schien, wie vor einem Jahr. Nur Edward fehlte, der in Seelenruhe Lieder auf dem verwaisten Klavier am Ende des Raumes klimperte.
Selbst Rose, die doch immer mal gerne Klavier gespielt hatte, tat dies seit Edwards verschwinden nicht mehr.
Ich spürte Alice Unbehagen, bevor es die anderen taten.
Das schwere Buch wurde von der kleinen Frau beiseitegelegt und ich tat es ihr gleich, bevor sie besorgt die Stirn runzelte.
„Oh–", Alice stand auf und drehte sich im Raum herum. Ihre Augen flackerten einige Sekunden hin und her, bevor sie sich wieder setzte und sich an den Kopf fasste.
Ein Außenstehender hätte spätestens jetzt vermutet, dass Alice Kopfschmerzen hätte, doch ich wusste es besser.
„Was hast du gesehen, Schatz?", fragte Esme mit mütterlicher Sorge und legte der kleinen Alice eine Hand auf die Schulter.
„Francine... Ihr geht es nicht so gut. Ihr Großvater ist tot", murmelte sie.
Ich erhob mich und starrte mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster. Die aufkommende Sorge im Raum und die Augen, die sich auf mich richteten ließen mich unwohl fühlen.
„Wo ist sie?", fragte Rosalie zur allgemeinen Überraschung.
Alice schloss die Augen und ich konnte ihre Welle des Entsetzens spüren, bevor ich es in ihrem Gesichtsausdruck sah.
Sie schüttelte den Kopf. „Sie ist nicht mehr bei Bella – Ich kann Bella nicht mehr sehen, aber Francine, sie ist – ich kenne den Ort nicht, aber ich habe ihre Tante gesehen", Alice' Stirn war gerunzelt und sie blickte mich wachsam an.
„Braucht sie unsere Hilfe?", fragte Rose, doch im selben Moment schien Alice trotz ihrer blassen Haut jegliche Farbe, die einmal in ihrem Gesicht gewesen war zu verlieren.
„Bella!", rief sie auf und sprang aus dem Stuhl.
Hastig blickte sie sich um und Carlisle kam auf sie zu und legte ihr beruhigend eine Hand auf beide Schultern.
„Was ist, Alice? Was hast du gesehen?", fragte der blonde Arzt und auch ich wagte es nicht mehr einen Atemzug zu nehmen.
Alice' Augen huschten verstört hin und her.
Es war für drei Sekunden totenstill.
„Ich habe sie springen sehen. Ich habe Bella sterben sehen"
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** Funfact: Das Haus gibt es wirklich und ist zurzeit zu Verkauf gelistet. Ihr könnt es auf Maps besuchen :D
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