𝓽𝔀𝓮𝓷𝓽𝔂𝓷𝓲𝓷𝓮
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𝓽𝔀𝓮𝓷𝓽𝔂𝓯𝓲𝓿𝓮
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Cᴀʀʟɪsʟᴇ sᴀʜ ᴜɴᴢᴜғʀɪᴇᴅᴇɴ ᴀᴜs.
Mittlerweile erkannte ich das ganz gut. Über seiner linken Augenbraue bildete sich immer ein kleines Fältchen, und seine Lippen zogen sich minimal zusammen.
Einem Menschen wäre das nicht aufgefallen, doch nun sah ich es.
„Fran, das ist keine Lösung. Du musst lernen anderes mit deinen Emotionen umzugehen. Es ist schwierig, das weiß ich. Aber im Endeffekt kann Edward auch nicht für alles etwas"
Ich schnaubte und starrte stoisch aus dem Fenster. Im Grunde war mir das auch bewusst, aber noch kamen zusätzlich Wut, Eifersucht und Trauer dazu.
Ich konnte den Menschen noch nicht zu nah kommen und meine Emotionen spielten zurzeit so verrückt, dass ich mich selbst kaum noch verstand. Wenn ich zu viel nachdachte, über die Vergangenheit, mein Schicksal, bekam ich Kopfschmerzen, ganz als wolle mein Geist mir etwas vorenthalten.
Unter anderem deswegen hatte ich meine Wut in letzter Zeit vor allem auf Edward fokussiert. Nachdem ich vor ein paar Tagen zu meinem Geburtstag bei Bella gewesen war, war er ausgerastet.
Dass er danach kurzzeitig keinen Arm mehr hatte, war meiner Meinung nach seine Schuld. Die Diskussion, die Edward, Carlisle und ich danach gehabt hatten, war hitzig gewesen.
Ich wusste, dass es gefährlich gewesen war, doch genauso wusste ich mich selbst einzuschätzen.
Ich hörte, wie Carlisle aufstand und zu mir schlenderte. Er machte durch mich viel durch in letzter Zeit, das wusste ich. Mir war bewusst, dass es so nicht auf Dauer weitergehen konnte.
„Francine, ich verstehe, dass du wütend bist–"
„Ich bin nicht wütend Carlisle", räumte ich ein und schloss die Arme um meinen Körper. Ich konzentriere mich auf meine Gedanken und versuchte sie ruhig zu halten. Ich musste unbedingt wieder Jagen gehen. Das half – zumindest etwas.
„Ich bin eifersüchtig, ich bin traurig, ich bin besorgt. Aber ich bin nicht wütend. Gegen Edward hege ich Antipathie, keine Wut. Er ist keine Person die es zu hassen wert ist. Ich weiß wen ich zu hassen habe", von meinem inneren Auge sah ich die stahlblauen Augen in derselben Leere und Mordlust flackern wie immer. Der stechende Schmerz in meinem Kopf ließ sich nicht aufhalten.
Carlisle legte mir seine Hand auf die Schulter und seufzte leise.
„Ich weiß, dass hört sich im ersten Augenblick vielleicht wie eine schlechte Idee an, aber vielleicht solltest du verzeihen"
Ich schüttelte den Kopf und hob ihn in Richtung Auffahrt, die man vom Bürofenster perfekt einsehen konnte.
Wenige Sekunden später kamen Alice und Jasper in Begleitung von Rose und Emmett in Rose' rotem Cabriolet angefahren. Rose hatte angekündigt nach ihrem Ausflug nach Port Angeles die anderen beiden von der Schule abzuholen.
Ich knirschte mit den Zähnen und atmete tief durch.
„Wann kommt Esme nach Hause?"
Carlisle richtete seinen Blick auf mich. „Soweit ich weiß müsste sie in einer Stunde wieder da sein"
Ich nickte leicht und entließ mich selbst aus dem Büro.
Esme arbeitete hart daran die Scharade des normalen Lebens hier aufrecht zu erhalten. Dienstags ging sie immer einkaufen, um das Leben hier etwas einfacher zu gestalten.
Die Eingangstür ging auf und Jasper empfing mich mit offenen Armen und der Ruhe die ich wie eine Droge brauchte.
Der Geruch der Schule hing an ihm. Schüler, Gesichter, Gerüche, die ich nicht erkannte. Bellas Geruch war da, aber ich wusste, dass er sich von ihr fernhielt. Seit März traute er sich nicht mehr ihr zu nahe zu kommen. Ich vermisste sie sehr. Mir war erst aufgefallen wie sehr ich mich im letzten Jahr an ihre Anwesenheit gewöhnt hatte, als ich sie nicht mehr sehen durfte.
Jasper hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und holte mich in die Realität zurück. Vorsichtig strich er mir durch die Haare, bevor ich langsam abließ.
„Ich hab' Hunger", gab ich mit gerunzelter Stirn zu verstehen. Ich war zwar erst vor drei Tagen gemeinsam mit Rose jagen gewesen, doch Jas hatte mir erklärt, dass Neugeborene am Anfang noch mehr brauchten.
Emmett grinste. „Bärenhunger?"
Ich hob eine Braue. „Was ist das mit dir und den Bären, Emmett Cullen"
„Weißt du, warum ich so bin, wie ich bin?", fragte er neckisch und es fing an bei mir durchzurieseln.
Rose verdrehte die Augen und strich ihre Haare elegant hinter ihre Schulter, bevor sie nach Emmetts Hand griff.
„Der Bär hat ihn überrascht. Ich habe den Bären überrascht"
Ich lachte leise auf und lächelte, als ich Emmetts liebevollen Blick auf Rose bemerkte.
Jasper räusperte sich leise und hielt mir seine Hand hin. Grinsend nahm ich sie entgegen. „Wollen wir gleich los?"
Ich nickte und blickte fragend zu den anderen beiden. Alice war in ihr Zimmer verschwunden, weswegen ich vermutete, dass sie nicht mitkommen wollte.
Jasper und ich waren kurz darauf tief im Wald und ich war vollkommen auf meine Umgebung fokussiert. Der Wald schien eins mit mir – die Gerüche, die Geräusche, die Eindrücke. Ich hörte den Sprung Rehe bevor ich ihn roch. Eine Gruppe von zehn Tieren.
Mein Kopf schnellte zu Jasper und er nickte leicht.
Mein Zeichen.
Die Geschwindigkeit war immer noch ungewohnt, doch so befreiend, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde vergaß, was ich eigentlich tat.
Doch der Instinkt, das Raubtier in mir war schnell wieder da.
So schnell, dass meine Zähne schneller in den Nacken des Tieres fanden, als ich es verarbeitet hatte.
Rehe schmeckten nicht gut. Das Blut war fahl und erinnerte mich entfernt an den Geschmack von ungewürzten Pilzen. Wenn ich es vergleichen musste. Berglöwen und Bären hingegen waren anders. Es lag wohl daran, dass sie Fleisch aßen.
Ich war froh noch nie aus unmittelbarer Nähe das Blut eines Menschen gerochen zu haben.
Meine Kehle stand immer in Flammen, es war anstrengend dagegen anzukämpfen und belastete. Doch ich konnte es schaffen. Musste es schaffen.
Ich richtete mich auf und wischte mir über den Mundwinkel. Zumindest sah ich nicht mehr wie der Tod höchstselbst nach den Jagdtrips aus.
Jasper stand betont lässig an einen Baum gelehnt, wartend und beobachtete mich. Ich hob eine Braue und der Blonde Junge lachte.
„Was ist?", fragte ich irritiert und lief auf ihn zu.
„Ich habe mich nur gerade gewundert, warum ich dich je habe gehen lassen...", murmelte er und zog mich zu sich.
Ich seufzte leise und vergrub mein Gesicht an seiner Brust.
Er roch so gut.
„Es war meine Entscheidung zu bleiben Jas...", murmelte ich leise und blickte zu ihm hoch.
Jaspers Blick verdunkelte sich leicht und fand sich in der Ferne wieder. „Wir hätten nie gehen dürfen, dann wäre das alles nicht passiert"
„Aber es ist geschehen und man kann es nicht mehr ändern. Ich kann mich damit abfinden und anfreunden, doch es war auch meine Schuld Jasper. Ich bin nicht dumm, aber ich habe dumm gehandelt. Dafür habe ich mit meinem Leben bezahlt", gab ich heftiger als geplant zurück.
Aufgebracht löste ich mich von Jasper und schlang meine Arme um meinen Körper. Bella hatte in dem Bezug noch Glück gehabt.
„Fran...", die Ruhe, die sich in mich schleichen wollte jagte mir auf einmal Angst ein.
„Nein, Jasper. Bitte. Ich brauch einen Moment", ich hatte meine Hand gehoben und fasste mir an den Kopf.
Jasper hatte aufgehört und ging fragend einen Schritt auf mich zu.
„Ist alles in Ordnung?"
Ich nickte heftig und ließ meine Hände fallen. Ich erlaubte meiner Lunge einen tiefen Atemzug zu nehmen.
„Es war gerade nur ein bisschen viel", murmelte ich.
„Carlisle und du haben wieder geredet, oder?"
Ich nickte. Jasper wusste von den Schmerzen und hatte vermutet, dass es mit einer Gabe zusammenhängen könnte, doch ich war mir nicht sicher.
Alles in mir schien sich gegen diese Vorstellung zu wehren.
Ich holte einen weiteren Atemzug und versuchte mich in den Griff zu bekommen. Alles in mir schien zu fliegen. Die Emotionen, gepaart mit der schieren Überforderung meines Vampirgehirns. Noch hatte ich Flashbacks verhindern können. Es war immer dasselbe Prozedere. Ich hatte kurzzeitig das Gefühl zu ersticken, bis ich mir wieder bewusst war, dass ich das nicht konnte.
Ich schloss meine Augen nahm erneut einen tiefen Atemzug und lauschte dann auf.
Ich hörte Schritte. Mein Blick auf Jasper zeigte, dass er es ebenso gehört hatte. Aus dem Dickicht kam Emmett, einen relativ ernsten Ausdruck in seinem Gesicht.
„Edward ist wieder da. Er und Alice wollen reden", gab er knapp zu verstehen. Ich runzelte die Stirn und nahm Jaspers Hand. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und er schien eine Art Erkenntnis zu bekommen.
Im gleichen Moment kam mir ein Bild von Alice in den Kopf. Sie hatte einen glasigen Gesichtsausdruck, und Bella daneben sah ebenso wie Edward besorgt aus.
„Alice hatte eine Version?", das würde auch erklären, warum sie sofort in ihr Zimmer gegangen war.
Jasper nickte bestätigend und wir liefen schnell zurück zum Haus.
Die anderen warteten schon im Wohnzimmer auf uns. Edwards Stirn war in Falten gelegt und Alice sah auf den Boden. In ihren Augen schimmerte Angst und Sorge.
Ich hatte ein seltsames Bauchgefühl gepaart mit dem Bild, was ich eben gesehen hatte. Edward warf mir einen Blick zu und deutete dann mit dem Kopf an mich zu setzen.
Alice holte tief Luft und rieb sich die Schläfe.
„Victoria plant etwas. Sie ist in der Nähe, doch ich weiß nicht was genau sie plant. Sie wird vermutlich in nächster Zeit versuchen zu Bellas Haus vorzudringen"
„Bis wir die Lage in Kontrolle haben, werden Bella und ich nach Jacksonville zu ihrer Mutter fahren", hakte sich Edward in die Konversation und ich fuhr aus meinem Sitz.
„Wäre es dir lieber, wenn sie in Victorias Schusslinie ist?"
Ich knurrte leise und setzte mich wieder. „Ich mag den Gedanken nicht"
„Charlie auch nicht, aber ihr werdet es beide überleben", knurrte Edward zurück.
„Wir sollten den Wölfen bescheid sagen. Eine Zusammenarbeit wäre in dem Bezug wohl am Sinnvollsten", dachte Jasper laut nach. Er mochte sie zwar nicht, aber wusste, wie sehr Mona und das Rudel mir geholfen hatten. Mona und ich telefonierten noch gelegentlich, jedoch durften wir uns auf Sams Gebot nicht mehr treffen.
Alice rümpfte die Nase und Rose sah auch nicht sonderlich begeistert aus.
„Ich halte es für eine bessere Idee, wenn wir zunächst nichts sagen. Es würde das Rudel nur weiter gegen uns aufbringen", gab Rosalie zu bedenken.
Ich ging zwar nicht davon aus, doch ich konnte den Punkt verstehen.
„Was genau hast du gesehen, Alice?", fragte ich vorsichtig. Alice sah nicht nur um Bellas Wohl besorgt aus.
Alice seufzte erneut, dieses mal leise und bedrückt.
„Ich habe sie wieder gesehen. Egal was gerade passiert, sie ist irgendwie involviert und ich weiß nicht, was ich tun kann, um ihr zu helfen. Es ist seltsam, ich kenne sie nicht einmal, aber sie fühlt sich so nah an, wie nie zuvor. Aber ich habe Angst, dass ich sie verlieren könnte.", Alice Worte ergaben nicht viel Sinn. Das taten sie häufig, doch ich war mir bewusst, dass es um den Partner gehen musste, auf den sie schon so lange wartete.
„Ich bin mir sicher, dass alles gut wird Alice...", sagte ich beruhigend und legte meine Hände um meine angezogenen Knie. Die Situation beunruhigte mich ebenso. Alice sah hilflos aus und gestresst.
„Wir sollten noch über etwas anderes reden", gab Edward zu verstehen. Die Aufmerksamkeit richtete sich auf den Jungen, welcher tief Luft holte und dann seine goldenen Augen auf mich richtete. „Wie oft hast du diese Versionen von der Vergangenheit, Fran?", fragte er.
Die Augenpaare, die sich auf mich richteten waren mir unangenehm.
„Das sind keine Versionen. Ich habe Ahnungen... Bilder...", gab ich unangenehm zu.
„Du kannst die Vergangenheit sehen?", fragte Rose überrascht. Hektisch schüttelte ich den Kopf.
„Nein. Das sind nur Ahnungen. Ich bin nicht besonders", sagte ich.
Carlisle runzelte die Stirn.
„Ich würde diese Möglichkeit nicht ausschließen, Fran", sagte er.
Esme blickte zu Carlisle und dann zu mir. „Wann treten diese Bilder auf?", fragte sie.
Ich schloss die Augen und rieb mir die Stirn. „Es ist erst zweimal passiert. Das erste Mal kurz nachdem ich Edward das erste Mal nach meiner Verwandlung gesehen habe und das zweite Mal eben erst... Nachdem ich Jaspers Arm berührt hatte. Aber das macht keinen Sinn", wisperte ich. Ich wusste sehr wohl, dass es Sinn ergab, aber ich wollte es nicht.
„Deswegen die Kopfschmerzen... Francine, du kannst deine Gabe nicht unterdrücken!", sagte Edward energisch.
„Kopfschmerzen?", frage Carlisle besorgt.
Ich stand auf und wich panisch zurück. „Nein!"
Mein Kopf wurde erneut von einem starken Schmerz durchzogen und ich zuckte zusammen, gleichzeitig griff Edward nach meinem Arm.
Ich sah unscharfe Bilder vor mir. Dreckige, weiße Korridore und eine kleine Frau mit bronzefaarbigen Haar.
Ein Klavier stand in der Mitte eines Raumes, ein Mann mit ernsten Gesichtsausdruck und hellgrünen Augen. Ich sah Krankenbetten und Fieberträume, eine Krankenschwester mit einer Spritze. Dann erkannte ich Carlisle. Als ich Bella sah, wusste ich, wo ich war.
Ich riss mich von Edward los und machte einen Satz nach hinten. Der rothaarige Vampir sah mich entsetzt an und ich fühlte mich, als würde ich gleich in Ohnmacht fallen. Jasper half mir vorsichtig dabei mich wieder zu setzen und ich brauchte einige Sekunden, um mich wieder zu sammeln.
„Was ist passiert?", fragte Emmett verwirrt. Rose starrte Edward entsetzt an.
„Sie hat meine Vergangenheit gesehen", murmelte Edward.
„Mach das nie wieder!", ich hatte wieder zu mir gefunden und war wieder aufgesprungen. Alice sah schockiert aus und mein Kopf raste.
Mein Handy klingelte. Auf dem Display erschien Charlies Nummer.
Wütend warf ich Edward einen Blick zu, nahm ab und entfernte mich aus dem Wohnzimmer – nicht, dass das irgendetwas bringen würde.
„Hi Charlie"
„Francine, wie geht es dir?"
Ich seufzte stumm und ließ mich auf der Treppe nieder. Charlie rief drei Mal in der Woche an. Er dachte, ich sei immer noch in Madison bei meiner Tante. Irgendwann musste ich mich verabschieden. Irgendwann musste ich verschwinden.
„Gut, denke ich... Es ist zurzeit etwas stressig", gab ich offen zu und rieb mir meine Schläfe.
„Das glaube ich. Weißt du, wann du wiederkommst?", fragte er. Seine Stimme klang ungeduldig und besorgt.
„Nein. Tut mir leid... Ich glaube ich muss noch eine Weile bleiben. Es gibt immer wieder Probleme"
„Das ist schade...", sagte der Mann und murmelte etwas. „Kannst du dieses Wochenende zufällig nach Jacksonville fliegen?"
Ich hörte Rose im Wohnzimmer auflachen.
„Nein Charlie...", seufzte ich und rieb mir erneut über die Stirn. Jasper kam um die Ecke zum Treppenaufgang und lehnte sich an die Wand. Seine Augen lagen wachsam auf mir und seine Stirn besorgt in Falten gelegt.
„Ruf bald wieder an, okay?", fragte er und hängte auf. Er wartete nie, bis ich mich verabschiedet hatte, ich verstand es.
„Ich rufe heute noch bei Bella an. Sie wird sich Sorgen machen...", murmelte ich und lief mit Jasper zurück ins Wohnzimmer.
„Bella weiß noch nichts von Victoria", sagte Edward. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Sie soll auch erst einmal nichts wissen"
„Und warum genau hältst du das für eine gute Idee, Edward?", knurrte ich lauernd. Edward sah genervt aus und ich spielte mit dem Gedanken, ihm wieder einen Arm abzureißen.
„Das lässt du bitte sein! Es ist meine Entscheidung, ob ich es Bella sage, oder nicht"
„Du verfügst über kein Entscheidungsrecht über sie!", erwiderte ich emotional.
„Francine... Bitte", Carlisle seufzte resigniert.
Ich kreuzte meine Arme.
„Denk doch einmal nach, wenn wir ihr sagen, was Alice gesehen hat wird sie nicht nach Jacksonville. Wir brauchen das Wochenende zumindest um die Lage zu klären", warf Emmett ein. Sein Argument klang logisch und ich beruhigte mich etwas.
Meine Augen lagen jedoch immer noch funkelnd auf Edward.
Rosalie seufzte leise. Ich wusste, dass ihr die Zickereien auf die Nerven gingen.
Ich versuchte mich zu entspannen und nahm dieses Mal dankbar Jaspers Ruhewelle auf.
Ich entschuldige mich aus dem Raum und verzog mich in das Zimmer, welches Jasper und ich uns teilten.
Ich hatte überreagiert, das war mir bewusst, ebenso wie die Tatsache, dass ich überfordert mit mir selbst war. Desto mehr ich meine Vergangenheit versuchte zu unterdrücken, desto schlimmer schien es zu werden.
Es hatte nicht geholfen, dass Edward meine Gabe herausgezwungen hatte.
Ich hatte nicht gewusst, dass ich sie unterdrückt hatte. Es erklärte einiges, doch noch lange nicht alles.
Mein Handy klingelte erneut und ich hob ab, als ich Bellas Nummer erkannte.
„Hey Franny", hörte ich Bellas Stimme und bemerkte das Lächeln auf meinen Lippen.
„Hey, na? Wie war Schule?"
„Ohne Worte... Ich habe Jessica bei der Abschlussrede geholfen und Alice hatte eine Vision. Edward wollte mir nicht erzählen, was es war...", sie ließ den Satz in der Luft hängen.
„Die Konversation hatte ich mit ihm schon. Nachdem ihr in Jacksonville wart wird er es dir sagen müssen"
„Und du kannst echt nichts sagen? Alice sah so beunruhigt aus..."
„Ich habe gerade keine Lust auf Konfrontation, Bells. Mein Tag war auch anstrengend", seufzte ich.
„Du bist ein Vampir", entgegnete sie verständnislos.
Ich lachte auf.
„Das macht es nicht besser. Ich habe den Grund für meine Kopfschmerzen erfahren", fing ich an zu erklären. Die Stille am anderen Ende der Leitung zeigte mir, dass Bella mir zuhörte. „Allem Anschein nach kann ich die Vergangenheit anderer Vampire sehen..."
Bella schwieg und ich seufzte mich leise.
„Das ist gut?", fragte sie vorsichtshalber und ich schüttelte leicht den Kopf, mir wohl bewusst, dass sie das nicht sehen konnte.
„Ich will es nicht"
„Du musst erst deine Vergangenheit akzeptieren", Bellas Worte waren eine Feststellung, die schon zuvor offen im Raum gestanden hatte.
Ich ließ mich neben Jaspers Gitarre auf den Boden sinken.
„Das kann ich nicht Bella...", murmelte ich. Ich hörte, wie Bella sich am anderen Ende der Leitung im Bett umdrehte.
„Schreib Briefe... Vielleicht hilft das?"
Vielleicht.
„Ich vermisse dich, Bells", gab ich zu. Mein Kopf lehnte am kühlen Glas hinter mir.
Bella gab ein zustimmendes Geräusch von sich und holte tief Luft.
„Ich wurde in Alaska angenommen", wechselte sie das Thema. Ihre Stimme klang nicht sehr aufgeregt. Ich wusste, dass Alaska nur ein Vorwand für ihre Verwandlung wäre.
„Das ist schön", gab ich offen zu. Ich hörte, dass unten wieder mehr Leben einkehrte. Edward fing an auf dem Klavier zu spielen und ein Film fing an im Fernseher zu laufen.
„Ich hoffe, ich kann dich bald wieder sehen", sagte ich leise.
„Hoffe ich auch"
Wir legten auf. Niemand von uns verabschiedete sich.
Ich starrte auf die Gitarre neben mir.
Portia kam in meinen Kopf.
Entschlossen stand ich auf und ging zu Jaspers Schreibtisch.
Ich konnte das.
Liebe Portia,
I̶c̶h̶ v̶e̶r̶m̶i̶s̶s̶e̶ D̶i̶c̶h̶.
Die letzten Wochen und Monate waren schwer. Es ist jetzt schon über ein Jahr her, seitdem du weg bist. Vieles hat sich verändert.
Weißt du, wir haben uns immer darüber lustig gemacht, wie schlecht ich singe. Du konntest wahnsinnig gut Gitarre spielen. Mom war so stolz, dass du das ganz allein geschafft hast. Ich war ein Desaster was das anging. Ich habe nie ein Instrument gelernt. Erinnerst du dich noch an die drei Monate, in denen ich unbedingt Klarinette spielen wollte? Du hast damals gesagt, ich soll Cheerleading probieren.
Es hat mir viel Spaß gemacht.
Nachdem Du in der Army warst und nicht mehr so oft daheim sein konntest habe ich jedem in der Schule immer erzählt, dass ich so stolz auf dich bin.
Ich erinnere mich noch genau daran, als Du Dein Outing hattest. Du hattest es nie sehr leicht, aber Du hast mein Blickfeld erweitert. Ich war ohne Dich ein schlechter Mensch und wäre es fast wieder geworden...
Kennst Du noch Bella? Die kleine Brünette, die in der Roadhill Street gewohnt hat. Ich bin mit ihr fort. Daheim konnte ich nicht mehr sein. Dich hatte es auch immer von zu Hause weggetrieben.
Forks ist nicht sehr schön, doch es ist eine Heimat geworden.
Vieles hat sich verändert und es vergeht kaum ein Tag, an welchem ich nicht an Dich denke.
Ich wünschte Du hättest Jasper kennen lernen können. Er ist gut zu mir. Seine Familie auch. Ich bin jetzt ein Teil von ihnen.
Doch manchmal wünschte ich mir, dass sich nichts verändert hätte.
~Francine
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