10 Jahre später
Ihr Lieben,
Ihr werdet schnell merken, dass die Rollen hier etwas vertauscht sind. Das heißt Severus Snape ist komplett OOC :-D
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Severus Snape stand an eine Laterne gelehnt und sah hinüber zum Ligusterweg Nummer 4. Zehn Jahre waren seit jener Nacht im Oktober vergangen. Zehn Jahre seitdem James und Lily gestorben waren. Dumbledore hatte den Aufenthaltsort des Jungen nicht preisgegeben. Lucius hatte getobt, den Mann verwünscht und ihm gedroht, aber der Direktor war hart geblieben. Er war fest davon überzeugt, dass Harry bei seiner Tante durch den Blutschutz geschützt wurde. Schon damals fragte Severus ihn, wovor man ihn schützen müsse, immerhin sei Voldemort vermutlich tot. »Vermutlich, mein lieber Severus«, war alles, was Albus gesagt hatte, und damit war das Thema erledigt. Er hatte ihm und Lucius versichert, dass es Harry gut ginge. Nun würde der Junge in ein paar Tagen elf und Severus würde ihn bald wiedersehen, wie bald, das hatte er bis zum Morgen nicht geahnt. Albus war zu ihm gekommen, um ihm mitzuteilen, dass es Probleme gäbe, den Brief zuzustellen. Den Brief, der Harry über seinen wahren Namen und über seine Aufnahme in Hogwarts informieren sollte. Die »Probleme« erkannte Severus sofort, als er zum Ligusterweg kam, nachdem Albus ihn nun endlich über den Aufenthaltsort des Jungen informiert hatte. Eulen wohin man blickte. Sie saßen auf den Dächern, den Straßenschildern und Bäumen rund um das Haus. Das bedeutete der Brief, oder besser gesagt die Briefe, denn inzwischen mussten es Hunderte sein, waren noch nicht zugestellt worden. Im Haus selber brannte Licht, aber Severus, der seit einigen Stunden hier stand, hatte noch niemanden aus dem Haus kommen sehen. Er drückte sich von der Laterne ab und ging über die Straße. Sein Magen zog sich zusammen. Sein Patenkind nach all den Jahren wiederzusehen machte ihm Angst. Was würde Harry sagen, wenn er erfuhr, dass er gar nicht Lily und James Potters Sohn war, dass er einen Zwillingsbruder hatte und noch immer Eltern, die ihn lieben?
So nervös, wie man es dem großen, blassen Mann mit dem dunklen Umhang gar nicht zutrauen würde, stand Severus nun vor der Tür des Hauses und betätigte, nachdem er einmal durchgeatmet hatte, die Klingel. Er hörte energisches Gemurmel und als nichts geschah, klingelte er ein weiteres Mal.
»Gehen Sie weg, wir brauchen keine Briefe mehr!«, kam es nun von der anderen Seite der Tür. Severus verengte die Augen zu Schlitzen und räusperte sich.
»Sie sollten die Tür öffnen Mr. Dursley, wenn Sie nicht wollen, dass ihre Nachbarn in ihrem Feierabend gestört werden«, sagte er, sich der Wirkung seiner Worte durchaus bewusst. Nur Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen und ein Mann, dessen Proportionen und Aussehen, an das eines Walrosses erinnerten, stand mit rotem Gesicht vor ihm.
»Was wollen Sie?«, spie er Severus entgegen.
»Nun, darf ich vielleicht reinkommen? Die Nachbarn, Sie verstehen...«, sagte der Tränkemeister süffisant und drängte sich in den Flur. Er erkannte sie sofort. Petunia Dursley, stand mit einer geblümten Schürze im Türrahmen der Küche und starrte Severus fassungslos an.
»D-Du?«, stotterte sie.
»Ja, Petunia ich bin es und mit Verlaub, du solltest dir denken können, was passiert, wenn du einen Brief des Ministeriums zurückhältst«, sagte Severus und ignorierte das Keuchen des Mannes neben sich.
»Wir haben geschworen, dass damit Schluss ist, wenn wir den Bengel schon aufziehen müssen!«, polterte sie und Severus Stein im Magen wurde schwerer. So wie Petunia das Wort »Bengel« ausgesprochen hatte, jagte es ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
»Ich kann dich beruhigen. Der ‚Bengel', wie du es sagst, wird nicht mehr länger euer Problem sein. Ich werde ihn zu seinen Eltern bringen und dort wird er bleiben. Du hast mir gerade eindrucksvoll gezeigt, dass Harry hier nicht gut aufgehoben ist. Schon die Adresse auf dem Brief, lässt keinen Zweifel: ‚Im Schrank unter der Treppe'...«, las Severus auf einem Umschlag, den er aus seiner Umhangtasche gezogen hatte.
»E-Eltern...die sind tot...«, stotterte das Walross.
»Ein Irrtum Mr. Dursley. Die Potters waren nicht Harry leibliche Eltern, sondern hatten ihn aufgenommen, um ihn zu schützen. Leider gaben sie dafür ihr Leben und bedauerlicherweise, führte das dazu, dass der Junge in diesen Mauern geschützt wird oder besser gesagt wurde. Seine Eltern wollen nicht mehr ohne ihn leben und das...«, er sah zu Petunia, die ansetzte etwas zu sagen. »...das wird auch Albus Dumbledore einsehen müssen. Also wo ist mein Patenkind?«, fragte er und ganz automatisch fiel sein Blick auf den Schrank unter der Treppe. Ein schweres Vorhängeschloss hing an einem Riegel, war aber geöffnet. Ohne zu zögern, öffnete Severus den Schrank, aber dieser war leer. Auf dem Boden lag eine sehr dünne Matratze und darauf eine ebenso dünne Decke. Mehr gab es nicht in dem kleinen Raum. Aber diese Ausstattung ließ keinen Zweifel daran, dass hier wohl jemand normalerweise schlief.
»Wo ist er?«, wütend trat Severus einen Schritt auf Petunia zu, die zurückwich.
»I-Im Garten...«, die Stimme gehörte zu einem Jungen im Pyjama, der seinem Vater in Statur und Aussehen eindeutig nacheiferte. Er stand hinter seiner Mutter und sah ängstlich zu dem Tränkemeister auf.
Ohne weiter auf die Dursleys zu achten, durchschritt Severus das Wohnzimmer und eilte in den Garten. Im Dämmerlicht konnte er im ersten Moment nichts entdecken. Erst als er weiter auf die scheinbar penibel gepflegte Grünfläche trat, sah er ihn. Harry kauerte neben einer Hecke. Es schien fast so, als schliefe er. Severus ging näher und hockte sich zu dem Kind. Er sprach: »Lumos«, und ein Licht flammte auf. Der Junge schlief offenbar wirklich. Seine Atmung war ruhig und er wirkte friedlich. Aber ansonsten sah er schlimm aus. Die Sachen, die er trug, waren um einige Nummern zu groß und vollkommen zerschlissen. Harry war blass und hatte eingefallene Wange. Darüber hinaus war er sehr klein, für einen fast Elfjährigen. Er trug eine Brille und die Narbe, von der Dumbledore sprach, war deutlich zu erkennen. Sanft strich Severus dem Kind nun über den Kopf. Sofort riss Harry die Augen auf und versuchte panisch, von der Hand wegzukommen.
»Shh ... ganz ruhig Harry, ich tue dir nichts«, Severus brach es das Herz. Im Blick des Jungen lag blanke Furcht. Der Tränkemeister zog sich etwas zurück, ließ aber das Licht leuchten. Harry blinzelte einige Male und setzte sich dann auf.
»W-Wer sind Sie?«, wollte er wissen.
»Ein Freund. Ich bin gekommen, um dich hier wegzubringen...«, sagte Severus ruhig, weil ihm im ersten Moment nichts Besseres einfiel.
»A-Aber warum?«, wollte der Junge zaghaft wissen.
»Nun, du hast die vielen Briefe nicht geöffnet und da hielten wir es für besser einmal nach dir zu schauen«, sagte Severus und kam etwas näher. Diesmal wich Harry nicht zurück.
»M-Mein Onkel hat es verboten, er sagte die seien nicht für mich. Einem Freak wie mir schreibt keiner...«, sagte der Junge traurig und zog die Knie an. Severus kochte vor Wut. Wie konnten diese Muggel ihn nur so behandeln?
»Du bist kein Freak, sonst bin ich auch einer. Schau!«, sagte er und hob den Zauberstab, auf einmal flogen lauter leuchtende Schmetterlinge durch die Luft und verschwanden sofort wieder. Staunend richtete sich Harry auf.
»S-Sie sind ein Zauberer?«, wollte er wissen. Severus nickte lächelnd.
»Und du bist auch einer Harry!«, sagte er.
»I-Ich? Aber ich bin doch niemand...«
»Das stimmt nicht und du bist ein Zauberer und genau deswegen bin ich hier. Also Harry kommst du mit mir?«, Severus streckte die Hand aus. Mehr konnte und wollte er ihm hier nicht erklären. Er musste dringend verhindern, dass er noch wütender wurde, sonst würde er die Muggel womöglich umbringen.
Harry wusste nicht, was er tun sollte. Der Mann war nett, so nett wie noch niemand zuvor. Aber wo würde er ihn denn hinbringen? Harry sah zum Haus. Er erkannte seinen Onkel, der offenbar sehr wütend an der Terrassentür stand. Dann sah er wieder zu dem Mann, der ihm die Hand entgegenstreckte. Wo immer er ihn hinbringen würde, es konnte nicht schlimmer sein, als hier. Harry griff nach der Hand und ließ sich von Severus auf die Beine ziehen.
»So ist es gut. Wir gehen jetzt einfach und hab keine Angst, niemand wird dir etwas tun«, sagte der Tränkemeister, legte dem Kind einen Arm um die Schulter und führte ihn zum Haus.
»Was tun Sie mit ihm?«, wollte Vernon wissen, sobald sie wieder im Flur standen.
»Ich nehme ihn mit, wie schon gesagt, er ist nicht länger Ihr Problem«, presste Severus hervor.
»Harry, wo sind deine Sachen?«, wollte er sanft wissen. Harry sah ihn irritiert an.
»Ähm...ich also ich habe keine Sachen, also nur das hier Sir«, sagte er zögernd und wies auf die Sachen, die er trug. Severus sah wütend zu Petunia, die ihn ausdruckslos anstarrte.
»In Ordnung, dann komm...«, sagte er und griff nach Harrys Hand. Dieser drehte sich noch einmal zu seinen Verwandten.
»A-Also auf Wiedersehen«, sagte er verunsichert. Keiner der Dursleys reagierte. Drohend hob Severus seinen Zauberstab so, dass Harry es nicht sah.
»A-Auf Wiedersehen...«, sagte Petunia mit angstgeweiteten Augen und Vernon nickte. Severus zog Harry aus dem Haus, hinaus in die Nacht.
Sie liefen eine Weile schweigend den Magnolienring entlang. Severus dachte fieberhaft nach. Noch heute Morgen hätte er nicht gedacht, Harry sofort mitzunehmen. Er hatte geglaubt, ihm ginge es gut und so kam es ihm egoistisch vor ihn sofort aus seiner Familie zu holen. Er wollte lediglich nach dem Rechten sehen und nun hatte er sein Patenkind an der Hand und war sich sicher, dass Harry mehr als nur schlecht behandelt worden war. Was sollte er jetzt tun? Ihn sofort ins Manor bringen. Nein, das ging nicht. Es würde Harry vollkommen überfordern. Er musste ihn vorsichtig auf alles vorbereiten. Er fasste einen Entschluss. Er würde den Jungen erst einmal mit zu sich nehmen, wenigstens bis morgen.
»Entschuldigen Sie, Sir ... w-wo gehen wir hin?«, die ängstliche Stimme Harrys riss den Tränkemeister aus seinen Gedanken. Severus stoppte und sah zu dem Kind. Er war ein Idiot, wie konnte er nur so nachlässig sein. Natürlich hatte Harry Angst, er wusste ja nicht, was vorging, nur das ein Fremder ihn nachts aus dem Haus holte, dass er seit 10 Jahren kannte und ihn nun an der Hand durch Little Whinging schleifte.
»Erst einmal, sag nicht Sir, okay? Ich bin Severus oder Sev. Ich nehme dich mit zu mir nach Hause und dann sehen wir weiter, in Ordnung? Hab keine Angst, jetzt passiert dir nichts mehr!«, Harry sah ihn an, nickte dann aber und sah sich um.
»Wo müssen wir hin?«, fragte er.
»Nach Cokeworth, das ist ein bisschen weiter weg«, Severus dachte nach. Er könnte mit ihm apparieren, aber das würde ihm wahrscheinlich noch mehr Angst machen, zumal er es sicher schlecht vertragen würde. An sich blieb also nur eine Möglichkeit.
»Geh bitte ein Stück auf die Seite«, sagte Severus, hob seinen Zauberstab mit Schwung in die Luft und im nächsten Augenblick gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Eine Sekunde später kam ein gigantisches Paar Reifen quietschend zum Stehen. Sie gehörten, wie Harry erkannte, zu einem grellvioletten Bus, einem Dreidecker, der aus dem Nichts aufgetaucht war. Ein Schaffner in violetter Uniform sprang aus dem Bus und begann laut in die Nacht hineinzusprechen.
»Willkommen im Fahrenden Ritter, dem Nottransporter für gestrandete Hexen und Zauberer. Strecken Sie einfach die Zauberstabhand aus, steigen Sie ein und wir fahren Sie, wohin Sie wollen. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin für heute Abend ihr Schaffner«, der junge Mann sah Severus an und lächelte.
»Professor Snape, guten Abend. Wo soll es denn hingehen?«, wollte Stan wissen und musterte nun Harry. Schnell zog Severus den Jungen zu sich und strich ihm die Haare in die Stirn.
»Cokeworth, Spinner's End«, sagte er schnell, drückte Stan einige Münzen in die Hand und schob Harry in den Bus. Dem Jungen blieb der Mund offenstehen. Das war kein gewöhnlicher Bus. Es gab keine Sitze. Nur Betten auf drei Etagen und sogar einen Kronleuchter. So etwas hatte Harry noch nie gesehen. Sanft drückte Severus ihn auf eines der Betten und Sekunden später raste der Bus los. Harry hielt sich fest, sie waren so schnell, dass man die Landschaft nur schemenhaft erkannte.
»I-Ist das, Zauberei?«, flüsterte Harry. Severus, der sich zu ihm gesetzt hatte, nickte.
»Ja Harry, das ist Zauberei. Das ist der Fahrende Ritter. Hast du Angst?«, wollte er wissen, aber Harry schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal konnte Severus ihn nun richtig anschauen. Er hatte die gleichen strumgrauen Augen, wie Draco. Auch seine Gesichtszüge waren die seines Zwillingsbruders. Das Einzige, was sie unterschied, war die Haarfarbe, die Brille und die blitzförmige Narbe, die Harrys Stirn zierte, die Narbe, die ihn berühmt machte.
»Hier«, sagte Severus und reichte Harry einen Brief. Der Junge strahlte. Endlich würde er wissen, was in diesem Brief stehen würde. Ehrfürchtig nahm er ihn an sich. Sobald er ihn berührte, änderte sich der Text auf dem Umschlag. Nun stand da: »Mr. Harry Dragan Malfoy, Im Fahrenden Ritter, England«, irritiert sah er zu Severus.
»Was ist?«, wollte er wissen.
»Der ist nicht für mich. Ich heiße doch Potter und nicht Malfoy...«, sagte er.
»Glaub mir, er ist für dich. Ich erkläre es dir später. Mach ihn nur auf!«, zögernd öffnete Harry den Umschlag. Zum Vorschein kam ein Pergament, beschrieben mit der gleichen filigranen Handschrift:
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HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI
Schulleiter: Albus Dumbledore (Orden der Merlin, Erster Klasse, Großz., Hexemst. Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer)
Sehr geehrter Mr. Malfoy,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli.
Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin
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Dann gab es noch eine Liste mit Dingen, die Harry nicht alle verstand. Vollkommen perplex sah er auf.
»I-Ich gehe auf eine Zauberschule?«
»Ja, schon sehr bald. Aber nun wir sind da, komm!«, Harry hatte gar nicht gemerkt, dass der Bus gestoppt hatte. Schnell steckte er den Brief in seine Hemdtasche und folgte Severus nach draußen, kaum standen sie auf der Straße, da war der Bus bereits verschwunden. Harry sah sich um. Die Laternen hier spendeten nur wenig Licht. Was er sah, waren gleichförmige Arbeiterhäuser, die sich scheinbar endlos aneinanderreihten. Severus war nicht ganz wohl. Er hatte am Morgen zu Sirius nichts weiter gesagt, als dass er für Dumbledore etwas erledigen müsse. Sein Lebensgefährte war der beste Freund von Lily und James gewesen. Zum Teil machte er den Jungen für deren Tod verantwortlich. Natürlich wusste auch Sirius, dass dies Blödsinn war, aber für seine Gefühle, meinte er, könne er nichts. Nun brachte Severus ausgerechnet Harry mit zu ihnen, aber es half nichts. Bei den Muggeln hätte er ihn nicht gelassen und bis morgen würde es schon gehen.
»Alles in Ordnung?«, wollte er nun an Harry gewandt wissen. Zögernd nickte der Junge.
»Gut, also dort in dem Haus wohne ich. Allerdings nicht alleine. Mit mir wohnt, mein ... mein Lebensgefährte Sirius«, er betrachtete Harry, der aber nur stumm nickte.
»Also, na ja Siri kann manchmal etwas grummelig wirken, wahrscheinlich passen wir deswegen so gut zusammen, ähm ... auf jeden Fall, mach dir nichts daraus, okay?«
»O-Okay...«, sagte Harry. Severus nickte nun, ging voran durch das kleine Tor und berührte mit seinem Zauberstab den altertümlichen Türknauf. Die Tür schwang auf und Harry konnte einen Blick in einen kleinen Flur erhaschen. Die Wände waren mit dunklem Holz verkleidet und ein kleiner Kronleuchter tauchte alles in ein warmes Licht. Severus schob ihn etwas vorwärts, bis sie beide ganz im Flur standen und sich die Tür von alleine hinter ihnen schloss.
»Sev, bist du das? Wo warst du denn? Ich hab mir Sorgen...«, der Mann, der jetzt in den Flur trat, hatte schulterlange, gewellte, dunkle Haare und graue Augen. Er trug eine Stoffhose und ein ausgewaschenes schwarzes T-Shirt. Arme und auch Teile der Brust, die man sehen konnte, waren tätowiert. Als er Harry erblicke, gefror sein Lächeln, fassungslos blieben seine Augen an der blitzförmigen Narbe hängen. Harry fand, dass Sirius eigentlich ganz nett aussah, aber jetzt machte der Mann ihm Angst. Ohne darüber nachzudenken drückte er sich enger an Severus, der ihm schützend einen Arm um die Schulter legte.
»Harry, das ist Sirius Black, mein Partner...«, sagte Severus bemüht locker und warf dem anderen Mann einen flehenden Blick zu.
»N-Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Harry und streckte Sirius eine Hand entgegen. Stumm schüttelte dieser sie und sah dann wieder zu Severus.
»Na schön, komm Harry. Es ist zwar schon spät, aber wie wäre es mit einem Bad?«, sagte dieser und führte Harry eine Treppe empor.
»Habe ich was falsch gemacht?«, wollte Harry traurig wissen, als sie im Bad standen. Verlegen fuhr sich Severus durch die dunklen Haare.
»Nein, nein. Sirius e-er ... kannte deine ... also er, kannte die Potters sehr gut, sie waren seine besten Freunde. Es hat ihn etwas überfordert, dich hier zu sehen«, versuchte er eine Erklärung und ließ Wasser in die Wanne.
»Sie waren nicht meine richtigen Eltern, oder?«, Harry sah auf. In seinen Augen lag eine Art von Hoffnung, die Severus nicht erwartet hatte. Er kniete sich vor den Jungen.
»Nein, das waren sie nicht. Ich werde dir alles erklären, aber heute ist es spät, du bist müde und ich verspreche dir morgen sagen ich dir alles, was du wissen musst, okay?«
»Na schön«, sagte Harry niedergeschlagen.
»So und nun zieh dich aus und bade. Ich bringe dir gleich etwas anderes zum Anziehen«, versuchte Severus munter die Stimmung zu heben. Noch einmal sah er zu Harry zurück, ehe er das Bad verließ.
Sirius lehnte an der gegenüberliegenden Wand.
»Eine Erklärung!«, sagte er dunkel. Severus rollte mit den Augen.
»Nicht hier«, flüsterte er und zog seinen Partner in ihr Schlafzimmer.
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