„Hey Kleiner. 'tschuldigung aber wir mussten noch einiges Organisatorisches regeln" erklärte meine Eomma während sie ihre Jacke an einen Hacken hing, wobei mein Blick auf dem Mann neben ihr lag.

„Wir?!" verwirrt musterte ich den Unbekannten.

Es war ein großer, elegant gekleideter Mann mit schwarzen Haaren sowie Augen. Er richtete sich die Krawatte zurecht und hielt mir eine Hand entgegen.

„Hallo, ich bin der Freund deiner Mutter. Nenn mich am besten einfach Siwon. Jungkook, richtig?" fragte mich der Mann, nachdem er eine Weile mein Müsli-Shirt musterte, wobei mein schockierter Blick zwischen seiner Hand und meiner lächelnden Eomma wechselte.

Ihr was?!

So einfach ist es also für sie? Ihren geliebten Ehemann, meinen Appa, zu ersetzten? Oder sollte ich ihn ihren Geliebten Ex-Ehemann nennen? Nein... das klingt so, als hätten sie eine übliche Scheidung gehabt, dabei wurde ihre Ehe durch was ganz anderem zerstört...

„Ja, das ist mein Sohn Jungkook. Sei doch so lieb und begrüße Siwon, Kookie." sprach meine Mutter.

„E-Eomma? Könnte ich bitte kurz alleine mit dir reden?" fragte ich anstatt dem Fremden meine Hand anzubieten.

„Klar..." leicht verwirrt deutete sie diesem Siwon ins Wohnzimmer.

Geschockt schaute ich dem Mann hinterher und zeigte fassungslos auf ihn.

„Jungkook, bevor du irgendwas sagst-"

„So schnell hast du Appa vergessen? Und noch dazu ohne Vorwarnung kreuzt du hier 5 Stunden später als gesagt, mit einem Fremden Mann auf, der behauptet dein Freund zu sein, ohne, dass du je zuvor ein Wort über ihn fallen gelassen hast?" flüsterte ich nun leicht wütend.

„Jungkook-"

„Nein! Nicht Jungkook hier, Jungkook da! Du bist verheiratet. Und sei es mit einem Toten, du bist es. Und was auch immer das hier soll" ich wedelte mit meiner Hand Richtung Wohnzimmer. „Hoffe ich, dir ist klar was du hier tust" unterbrach ich sie nun schon ein zweites Mal.

„Bitte lass mich das doch erklären! Ich versteh ja dass dir das sehr schnell geht, aber man kann sich doch nie entscheiden in wen man sich verliebt. Wen man nahe stehen will und mit wem schlussendlich zusammen wohnen will."

„BITTE WAS?! Der will doch nicht hier einziehen oder?" rief ich nun mit schon erhöhter Stimme.

Doch die darauffolgende Stille, beantwortete mir die Frage von selbst.

„Oh mein Gott... du versuchst mir hier zu sagen, dass dieser Mann-"

„Dieser Mann hat einen Namen" unterbrach sie mich.

„Dass Shitwon-"

„Siwon" verbesserte sie mich.

„Was auch immer. Du willst dass dieser SiWOn, den ich vor zwei Minuten erst kennengelernt habe, und das noch dazu mit einem Shirt voller Müsli, bei uns einzieht?!" rief ich fassungslos.

„Hör zu, ob Müsli am Shirt oder nicht, ihr versteht euch sicher gut also mach dir keine So-"

„Oh mein Gott... ich brauch frische Luft" seufzte ich und lief ins Wohnzimmer um mein Handy zu holen, wobei dieser Shitwon direkt darauf zu sitzen schien.

Da ich meine Wut ohnehin schon nicht unter Kontrolle hatte griff ich dem Typen direkt unter seinen Arsch und fischte angeekelt mein Handy hervor.

„Hör mir doch einen Moment zu! Ich weiß der Tod deines Vaters ist erst wenige Monate her aber er hätte sicher gewollt, dass ich glücklich werde. Und das auch ohne ihn. Und ich glaube, ich bin es..." versuchte Eomma es wieder gradezubiegen.

„Du glaubst es? Glauben tut man in der Kirche" somit verließ ich das Wohnzimmer, nahm meine Nike Air Force in die Hand und stürmte nach draußen.

„JEON JUNGKOOK! Wohin gehst du und wann kommst du wieder?" rief meine Eomma mir aus der Türe noch nach.

„ICH GEH INS LAND NAMENS GEHT-DICH-NICHTS-AN UND KOMME UM 8 UHR ZURÜCK. ODER DOCH 5 STUNDEN SPÄTER? DAMIT SOLLTEST DU DICH JA AUSKENNEN" schrie ich während ich wie eine Gazelle davon sprang, hoffend keine Steine zu erwischen.

Schließlich wollte ich nicht noch 2 Minuten länger in diesem verlogenem Haus bleiben, weshalb ich meine Schuhe erst nach der nächsten Ecke anzog.

Nun entsperrte ich mein Handy und suchte den Kontakt meines Besten Fteundes

WhatsApp

Du
Yo Jin

Du
Du wirst mir nicht glauben was gerade passiert ist.

Du
Ich ruf dich jetzt an, also hoff ich für dich, dass du nicht gerade Bettsport betreibst.

Ich wählte „Anruf" und lauschte dem Piepton, der immer länger und länger dauerte.

„Komm schon Jinnie. Lass mich nicht im Stich" flüsterte ich leise.

Doch nun meldete sich doch die Mailbox, weshalb ich anfing zu fluchen.

„Wo bist du wenn man dich braucht, huh?"

Hilflos drehte ich mich einmal um meine eigene Achse und erkannte den leerstehenden Mci.

Zwar hatte ich keinen einzigen Cent eingesteckt, doch immerhin hatte es hier draußen Minusgrade, die ich ohne Jacke als alles andere als Angenehm empfand.

Ich setzte mich an einen der vielen leeren Tische und fragte mich, wieso hier keine einzige Menschenseele war.

Naja, kann mir doch egal sein.

Ich stützte meinen Kopf auf meine Arme und konnte nichts anderes machen, als mir nun doch den Kopf darüber zu zerbechen.

Frustriert rieb ich über meine Augen, als ich hochschreckte, da mein Handy anfing zu leuten.

Denk nicht dass ich jetzt abhebe, Eomma.

Doch als ich sah, dass es sich beim Anruf nicht um meine Eomma sondern um meinem Besten Freund handelte, stieß ich erleichtert und dankbar Luft aus.

„Jin!" rief ich als ich abhob und war nun wirklich froh mit jemanden reden zu können, der mich nicht gleich für meine bösen Taten verurteilt.

„Wie kommst du darauf, dass ich, der schwulste Schwuchtel auf Erden, einen Bettpartner gefunden habe?" lachte er.

„Bitte was?"

„Naja wegen deiner Nachricht mit Bettsport die- egal. Also wo kratzt es?" wechselte Thema wofür ich echt dankbar war.

„Meine Eomma hat nen neuen nach Hause geschleppt" seufzte ich und sofort überkam mich Übelkeit.

„Ist er heiß?"

„KIM SEOKJIN! Ich hab dir gerade versucht zu erzählen, dass meine Eomma trotz dem Tod meines Vaters einen neuen hat!" rief ich fassungslos.

„Ok sorry hast ja recht. Das war unangebracht. Und NEIIIN wirklich?!"

„Wieso klingt das so als würdest du versuchen überrascht zu klingen dabei machst du dich nur drüber lustig weil es für mich so ein großes Ding ist. Aber ich mein es ernst. Du weißt, dass ich eine gute Bindung mit meiner Eomma habe, wieso erzählt sie mir nichts davon?" seufzte ich.

„Kooks... wusstest du dass wenn man frisch verliebt ist, dümmer als sonst ist? Vielleicht wusste sie, dass du noch nicht so über den... du weißt schon was... von deinem Vater hinweg bist. Sie wollte dich nicht verletzten sondern beschützen und ist es nicht was gutes, dass sie ihr Leben wieder in den Griff bekommt? Oder willst du, dass sie sich wieder betrinkt und zuraucht? Sodass du ihr dann wieder hinterherlaufen musst?" versuchte er mich zu beruhigen.

„Ja... nein. Du verstehst das nicht. Wie auch. Ich versteh es ja auch nicht und ich mein.. muss es denn gleich mit Einzug sein?" stammelte ich unf spürte tatsächlich eine Träne meine Wange runter laufen.

„Moment nein... er wird einziehen??"

„Ja"

„Wie heißt er überhaupt." fragte er.

„Ist das nicht egal?"

„Naja nein. Ich nehm mal an du wirst ihn nicht Appa nennen..." antwortete er.

„Er heißt Shitwon"

„Kooks. Wie heißt er?"

„Siwon. Und ich glaub jetzt ist mein Mund verseucht."

„Klingt sympathisch" antwortete Jin.

„Ja deswegen nenne ich ihn Shitwon. Punkt. Aus. Ende. Danke. Bussi. Baba."

„He sei doch nicht so. Magst du, dass ich dich wieder daran erinnere, wie meine Eltern so drauf sind? Kein Ausziehen bis ich 21 bin. Das Haus wird nicht verlassen nach 18 Uhr und-"

„Willst du mich schuldig fühlen lassen?" unterbrach ich seine Aufzählungen.

„Nein. Also... wie lautet der Plan?" fragte er.

„Das wollte ich dich fragen."

„Bin ich Gott oder was?" lachte er.

„Nein aber mein bester Freund, der herzlichst um Rat gefragt wird."

„Ehm ok... ich schlage vor weiter zu atmen, essen, trinken und versuchen zu überleben" schlug er vor.

„Witzig. Aber ich mein es ernst. Ich kann nicht zu Hause schlafen und diesem Shitwon wieder ins Gesicht sehen. Derweil bin ich beim Mci und habe nicht mal Geld mir ein Wasser zu kaufen. Ich bezweifle dass ich hier übernachten kann und auf der Straße schon garnicht da ich nicht mal eine Jacke mit habe. Darf ich nicht zu dir?" fragte ich bettelnd.

„Kooks... du weißt dass meine Eltern mein Outing als Homosexueller noch nicht verdaut haben. Sie lassen jetzt niemanden des Männlichen Geschlechts durch die Haustüre, es sei denn es handelt sich um meinen Cousin." erklärte er und zerbrach somit meine Hoffnung.

„Ich kann auch gerne durch's Fenster klettern" schlug ich vor.

„Bei allem Respekt... der 7. Stock ist doch ein wenig hoch, nicht wahr?"

„Rapunzel, lass dein Haar herunter" lachte ich.

„Naa! Da ist er ja, der Kookie den ich kenne."

„Jaja. Ich leg mal auf, man weiß ja nie wie lang ich jetzt als Obdachloser leben muss und da sollte ich Akku sparen" sagte ich.

„Hab nicht so viel Mitleid mit dir selbst. Das wird schon. Ich muss jetzt sowieso mein Handy abgeben. Du weißt wie das ist."

„Nein eigentlich nicht" murmelte ich.

„Sei froh"

„Jaja" augenrollend rieb ich mir nochmal übers Gesicht.

„Eine letzte Sache" zögerte er den Anruf weiter in die Länge.

„Hm?"

„Ist dieser Siwon denn jetzt hot or flopp?" fragte er und ich stellte mir dazu sein breites Pedugrinsen vor.

„mich wundert's nicht wieso du noch single bist" kicherte ich.

„Das war keine Antwort."

„Tschüss, Jin" somit legte ich auf und ließ seufzend mein Handy auf den Tisch fallen.

Doch lange blieb ich nicht allein.

„Wooow das klingt ja mal deprimierend" eine unbekannte Stimme näherte sich mir, weshalb ich aufsah und einen Jungen erkannte, der ungefähr mein Alter haben musste.

Er lächelte mich leicht an, wobei es alles andere als provozierend rüber kam. Stattdessen sehr freundlich und sogar besorgt?

Außerdem erkannte ich, dass er wohl ein mci Angestellter sein musste, da er das übliche schwarz-rote Poloshirt, eine schürze und die kappe mit dem „M" auf dem Kopf, trug.

„Tut mir leid, sollte ich zu laut gewesen sein" antwortete ich leicht beschämt und sah mich um, wobei ich immer noch der einzige Kunde war.

Was heißt denn Kunde... ich hab mir nicht mal etwas gekauft.

„Ach kein Ding, ich glaub kaum dass du hier jemanden belästigt hast." lächelte er und deutete auf das leere Lokal.

Ich nickte und beobachtete ihn, wie er vor dem Tisch stehen blieb und diesen stumm musterte.

„Einen Moment" er verschwand hinter der Theke und schien Getränke einzufüllen.

Er kam mit einem vollen Tablett zurück, was mich leicht staunen ließ.

„A-Aber ich hab kein Geld" murmelte ich beschämt.

„Weiß ich schon. Geht auf's Haus." Er setzte sich mir gegenüber auf den Sessel und gab mir einen Cheeseburger und ein Cola.

„Hoffe das passt"

Ich nickte nur dankend und begann leicht überwältigt zu essen, da mich die momentane Situation doch ziemlich hungrig gemacht hatte.

Auch der Mci Angestellte hatte sich ein Getränk genommen, was aber soweit ich erkennen konnte ein Sprite war.

Anscheinend hatte er bemerkt, dass ich eine Weile auf sein Namensschild gestarrt hatte, denn er stellte schnell sein Getränk zur Seite und schluckte schnell runter.

„Oh- ich hab ganz vergessen mich vorzustellen. Ich bin jung hoseok. Aber nenn mich einfach Hobi und ich bin glücklich" lächelte er mich wieder freundlich an.

Ich nahm die Hand an, die er mir zuhielt und schüttelte sie kurz.

„Ich bin Jungkook" lächelte ich da sein Lächeln ziemlich ansteckend ist.

„Freut mich"

„Also das heißt, du hast die ganze Konversation mit gehört, die ich mit meinem besten Freund hatte?" stellte ich klar.

„So ziemlich. Aber ich verspreche, ich wollte nicht Stalken aber naja. Keine Sorge was im Mci passiert, bleibt im Mci"

Ich nickte und nahm einen Schluck aus dem Cola.

„Hast du mittlerweile eine Lösung gefunden? Weißt du schon wo du die Nacht verbringst?" fragte er mich.

Zwar wusste ich, dass man Fremden nicht vertrauen sollte, aber 1. haben wir Namen ausgetauscht, was uns also inoffiziell zu Bekannte macht 2. hat er mir Essen gegeben, was mich ihm direkt mehr vertrauen lässt. Und 3. hatte er so eine sympathische Art, die mir ihn gleich mögen lässt.

„Nope. Wie's bis jetzt aussieht, werde ich in irgendeinem Drogenloch übernachten" antwortete ich ihm schlussendlich wahrheitsgemäß.

„Ach nein. Ich hätte eine Lösung"

Hoffnungsvoll schaute ich von meinem Burger auf und war nun wirklich gespannt.

„Und die wäre?" fragte ich neugierig

„Also wir kennen uns ja seit wortwörtlich 3 Minuten aber ich könnte dir anbieten mit mir mitzufahren- omg... das klingt als wäre ich so ein 50 jähriger Vergewaltiger der neue Kindlein Kidnappen will... jedenfalls wohne ich mit 4 anderen Jungs in einer Wohngemeinschaft und du könntest für die Nacht bei uns bleiben." schlug er vor.

„Und woher soll ich wissen, dass du nicht wirklich ein Verbrecher bist?" fragte ich leicht lächelnd.

„Also... wäre ich ein Verbrecher, hätte ich dir nicht einen Burger und ein Getränk angeboten sondern hätte dich gleich erschossen"

„Beruhigend" lachte ich.

„Na schön ich glaub du musst mir einfach mal so vertrauen." lachte nun auch er.

„Ja das ist wohl meine einzige Option" lächelte ich, was wohl hieß, dass ich nachdem ich fertig gegessen hatte, mit dem gerade erst kennengelernten mitfahren werde.

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