13: Wirklich? Das ist alles?
Blue
„Prost! Auf dich und dein neues Lebensjahr!"
Violett stieß lachend mit ihrer Capri-Sonne an meine an, und wir schlürften synchron an unseren Strohhalmen. Der Geschmack von künstlicher Kirsche füllte meinen Mund, während ich zurückdachte an die turbulente Kartbahn-Session.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass Dexter mich kurz vor der Ziellinie mit diesem blauen Panzer erwischt hat," sagte ich grinsend und schüttelte leicht den Kopf. „Aber hey, zwei von drei Runden habe ich gewonnen. Das zählt."
„Zwei Siege sind echt stark," meinte Violett und lehnte sich entspannt auf dem Sofa zurück. „Obwohl ich sagen muss, dass Gabriels Sieg ziemlich knapp war."
„Ja, der Kerl weiß, wie man einen Moment ausnutzt," stimmte ich zu und ließ meinen Blick durch Gabriels Wohnung schweifen. Violett hatte sich alle Mühe gegeben, Gabriels sonst so ordentliche und minimalistische Wohnung in einen fröhlichen Partyort zu verwandeln. Luftballons in allen möglichen Farben schwebten an der Decke, und eine Girlande mit der Aufschrift „Happy Birthday" hing quer über einer Wand. Sogar die Möbel waren mit bunten Decken und Kissen dekoriert, die dem Raum eine unerwartet warme Atmosphäre verliehen. Überall waren kleine, persönliche Akzente verteilt—wie der improvisierte Geburtstagskuchen, den Violett auf dem Couchtisch platziert hatte. Ein Haufen Geschenke lag daneben, verpackt in schillerndem Papier. William, Isabella, Connors Eltern – sie alle hatten mir Geschenke geschickt. Selbst Menschen, die ich nicht so gut kannte, hatten mir Kleinigkeiten geschickt. Typisch Kleinstadt eben.
„Danke für das alles heute. Damit hast du mich wirklich überrascht," sagte ich zu Violett, meiner besten Freundin. Ihre Augen funkelten sofort auf, als sie meine Worte hörte.
„Yesss, endlich! Weißt du, manchmal hast du es echt geschafft, mir die Überraschung zu verderben. Besonders, wenn es um Geschenke ging. Ich werde nie vergessen, wie du dir fast die neue Asking Alexandria CD bestellt hast, und ich dir buchstäblich verbieten musste, sie zu kaufen, weil ich sie schon für dich besorgt hatte. Oder dieses eine T-Shirt, das du unbedingt haben wolltest..."
Ich grinste und zuckte mit den Schultern. „Ja, in manchen Dingen bin ich wirklich gut."
Violett lachte und schüttelte den Kopf. „Aber diesmal habe ich dich erwischt! Und ich bin so froh, dass es dir gefallen hat." Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, fast ein wenig ernst. „Das hier ist mein Dankeschön an dich, Blue. Du bist immer für mich da, egal was passiert. Du verdienst einfach einen richtig guten Tag."
Ich fühlte einen Kloß in meinem Hals, gerührt von ihren Worten. „Violett, du bist wirklich die Beste," sagte ich leise, während ich ihre Hand nahm und sanft drückte. „Aber ehrlich, du musst mir nicht danken. Wir sind füreinander da, das ist einfach, was wir tun."
Sie lächelte und ließ sich neben mir auf das Sofa fallen. „Und genau deshalb bist du meine beste Freundin. Jetzt lass uns diesen Tag genießen, okay?"
Ich nickte, während ich mich entspannte und die bunte, fröhliche Atmosphäre auf mich wirken ließ. Trotz all der Aufregung war es dieser ruhige Moment mit Violett, der mir den Tag noch besonderer machte. Während Violett und ich noch in unserer gemütlichen Unterhaltung vertieft waren, kam Dexter auf uns zu, ein freches Grinsen auf den Lippen. In seiner Hand hielt er – natürlich – auch eine Capri-Sonne, aber nicht irgendeine. Es war die Fairy Drink Edition, die mit einem glitzernden Feenaufdruck versehen war. Er ließ sich direkt neben uns auf das Sofa fallen und hielt seine Capri-Sonne triumphierend in die Luft.
„Seht mal, was ich gefunden habe," sagte er stolz. „Ich wusste, dass ich mit euch mithalten muss. Also dachte ich mir, warum nicht ein bisschen Glitzer in mein Leben bringen?"
Violett brach in Gelächter aus und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Du bist echt unmöglich, Dexter," meinte ich kopfschüttelnd.
„Und das ist genau das, was ihr an mir liebt," konterte er mit einem Zwinkern, bevor er genüsslich an seinem Strohhalm nuckelte.
Während wir drei unsere Capri-Sonnen genossen, warfen wir einen Blick in die Richtung, wo Connor und Zack standen. Die beiden hatten sich jeweils ein Bier geschnappt und unterhielten sich angeregt. Gabriel stand ebenfalls bei den beiden, aber statt eines Biers hielt er ein einfaches Glas Wasser in der Hand. Typisch Gabriel – immer der Vernünftige, immer derjenige, der die Kontrolle behielt. Aber ich bemerkte auch das leichte Schmunzeln auf seinen Lippen, als er uns mit unseren Capri-Sonnen sah. Es war eine dieser stillen Gesten, die zeigten, dass er sich trotz seiner ernsten Art doch amüsierte.
„Na, Gabriel," rief ich zu ihm hinüber. „Willst du nicht auch eine Fairy Drink Edition? Ich glaube, es gibt noch welche im Kühlschrank."
Er hob sein Glas und schüttelte leicht den Kopf. „Ich überlasse das Glitzern lieber Dexter," antwortete er trocken, doch der Hauch eines Lächelns blieb.
Die Zeit verging wie im Flug, während wir uns alle in Gabriels gemütlicher Wohnung entspannten. Nach unserer Capri-Sonne-Runde beschloss Violett, dass es Zeit für ein Spiel war. Sie zog ein abgegriffenes Monopoly-Spiel aus dem Regal, das offensichtlich schon einige Schlachten gesehen hatte. Wir setzten uns alle um den Couchtisch und begannen, unsere Spielsteine zu verteilen.
Es dauerte nicht lange, bis der unvermeidliche Streit zwischen Dexter und Connor ausbrach.
„Du kannst mir doch nicht einfach die Parkstraße wegkaufen, du Schuft!", rief Connor entrüstet, als Dexter triumphierend die Karte vor sich legte.
„Alles ist fair im Krieg und Monopoly," entgegnete Dexter grinsend und lehnte sich entspannt zurück, während er das Geld von der Bank einstrich.
„Fair? Das nennst du fair?", Connor funkelte ihn an, doch in seinen Augen blitzte der Humor. „Warte nur ab, ich kriege dich noch."
„Viel Glück dabei, Alter," antwortete Dexter mit einem breiten Grinsen, das noch breiter wurde, als Connor gefährlich nah an seine Hotel-Kolonie auf der Schlossallee heranrollte. Zack und ich teilten uns einen amüsierten Blick, während Gabriel – der unbestechliche Banker – seine beiden Freunde mit finsterer Miene musterte. Violett hatte das Spiel längst aufgegeben und lag entspannt auf dem Sofa, wo sie sanft mit Katze schmuste. Ich fragte mich, wie es wohl Nugget und Sparkles erging, während wir hier waren.
Das Spiel zog sich hin, bis Zack sich schließlich als Erster verabschiedete und ging. Kurz darauf folgten ihm Dexter, Connor und Violett. Als sie ihre Jacke anzog, hielt sie kurz inne und warf mir einen fragenden Blick zu.
„Wenn du noch etwas hierbleibst, soll ich die Geschenke mitnehmen?" fragte sie leise.
„Ich komme gleich mit," begann ich, doch mischte sich Gabriel ein.
„Sie bleibt noch da," sagte er bestimmt und mit einem leichten Schmunzeln. „Nimm die Geschenke mit."
Violett nickte nur grinsend, zwinkerte mir zu und verschwand schließlich mit den anderen durch die Tür. Als die Tür hinter den anderen ins Schloss fiel und die Wohnung in eine angenehme Stille getaucht wurde, ließ ich mich leicht gegen die Wand sinken und musterte Gabriel, der noch immer in der Mitte des Raumes stand. Er sah mich an, als würde er überlegen, was er als Nächstes sagen sollte. Irgendwie schien die Luft zwischen uns dicker zu werden, und ich konnte nicht anders, als die Spannung aufzugreifen.
„Du zwingst mich also, noch hier zu bleiben?" fragte ich schließlich, die Arme vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue leicht hochgezogen. „Darf ich fragen, wieso?"
Gabriel ließ seinen Blick über mich gleiten, bevor er leicht schmunzelte. „Zwingen? Ich dachte eher, du bleibst freiwillig."
Ich schnaubte gespielt amüsiert und trat einen Schritt auf ihn zu. „Na schön, ich bleibe. Aber nur, weil ich neugierig bin, was du noch im Schilde führst."
„Vielleicht wollte ich nur etwas Zeit mit dir allein verbringen," konterte er leise, seine Stimme hatte diesen typischen, ruhigen Ton, der es mir schwer machte, ihn zu lesen. Doch in seinen Augen konnte ich einen Funken von etwas erkennen, das mich innehalten ließ.
„Ist das so?" fragte ich, versuchte cool zu bleiben, obwohl mein Herz ein wenig schneller schlug. „Du hast doch bestimmt noch etwas geplant, oder?"
Gabriel neigte den Kopf leicht zur Seite, als würde er meine Frage abwägen, bevor er schließlich seufzte. „Eigentlich schon. Hier, das ist für dich"
Er übergab mir einen Umschlag. Neugierig öffnete ich den Umschlag und zog einen Gutschein für eine Boxstunde im Fitnessstudio in Bakewell heraus. Ich blickte auf den Gutschein und dann wieder zu ihm – er hatte sich tatsächlich gemerkt, dass ich etwas Neues, etwas Herausforderndes ausprobieren wollte.
„Gabriel..." begann ich, aber die Worte blieben mir kurz im Hals stecken. „Das ist... perfekt. Danke."
Er sah mich an, seine sonst so grimmige Miene wurde für einen Moment weicher. „Ich dachte, es wäre etwas, das dir gefallen könnte."
„Es gefällt mir mehr, als du denkst," erwiderte ich ehrlich, während ich den Gutschein fest in den Händen hielt. „Freut mich," sagte er schlicht, aber in seinen Augen lag ein Ausdruck, der mehr sagte, als Worte es hätten tun können. „Und dass du nicht ganz so planlos in deiner erste Boxstunde gehst, dachte ich mir, wir üben hier etwas. Immerhin habe ich hier einen Boxsack" Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Mir war völlig entfallen, dass er hier einen eigenen kleinen Sportraum hatte. Boxen? Jetzt, am Ende eines langen Tages?
„Keine Widerrede. Hier, den ziehst du an. Habe ich von Violett", erzählte er weiter, als er den Jackenschrank öffnete und eine kleine Tüte herauszog. Ich nahm die Tüte entgegen und warf einen Blick hinein. Augenblicklich stieg mir die Röte ins Gesicht – mein lang vermisster Sport-BH, der dunkelblau war und den ich seit ein paar Tagen gesucht hatte.
Gabriel konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Steht dir bestimmt gut. Also, was sagst du? Bist du bereit, ein bisschen Dampf abzulassen?"
Ich lachte und schüttelte leicht den Kopf. „Du bist unmöglich, weißt du das? Aber..." Ich hielt inne und sah den Boxsack in der Ecke des Raumes. „Ich nehme die Herausforderung an."
Gabriel nickte zufrieden, seine Augen funkelten. „Gut. Dann lass uns loslegen."
~ ~ ~
Gabriel schaltete das Licht im Sportraum ein und schloss die Tür hinter uns, während ich mich dem Boxsack näherte. Die Lampe warf ein sanftes, warmes Licht auf den Raum, das die metallischen Oberflächen der Fitnessgeräte leicht schimmern ließ. Gabriel hatte sich bereits in Sportkleidung umgezogen und stand in der Mitte des kleinen Raumes. „Gut, fangen wir mit dem Aufwärmen an", sagte er und deutete mir, mich neben ihn zu stellen. Zwar hatte ich mich immer wieder mit Sport beschäftigt, aber in den letzten Jahren wurde es immer weniger. Dafür zahlte ich nun den Preis, denn Gabriel kannte keine Gnade. In den letzten Monaten hatten wir schon öfters miteinander trainiert, aber geboxt hatte ich noch nie. Es war eher das Standard-Krafttrainingsprogramm gewesen. Gabriel führte mich durch eine Reihe von Aufwärmübungen, die von leichtem Dehnen über lockeres Auf-der-Stelle-Laufen bis hin zu ein paar dynamischen Bewegungen reichten. Seine Instruktionen waren klar und präzise, und er stellte sicher, dass ich jede Bewegung korrekt ausführte. Obwohl ich mich anfangs ein wenig steif fühlte, merkte ich schnell, wie mein Körper auf die Übungen reagierte und die anfängliche Anspannung nachließ.
„Versuch, den Oberkörper schön locker zu halten," erklärte Gabriel, während er meine Haltung korrigierte. „Und denk daran, tief und gleichmäßig zu atmen."
Ich nickte und konzentrierte mich auf die Atmung, während ich mich an die neuen Bewegungsabläufe gewöhnte. Ja, das Atmen war bei mir immer das Problem. Ich vergaß es einfach. „Gut, kurze Pause und dann geht's an den Boxsack", sagte Gabriel und half mir auf die Beine zu kommen. Himmel, ich war jetzt schon am Ende. Und doch gefiel es mir. Es entspannte mich. Gabriel ließ mir ein paar Minuten zur Erholung, während ich mich an die Wand lehnte und versuchte, meinen Atem zu beruhigen. Gerade als Gabriel mir eine Wasserflasche reichte und selbst einen Schluck nahm, zog er plötzlich sein T-Shirt aus. Die plötzliche Enthüllung seines Oberkörpers ließ mich kurz innehalten.
Sein Körper war durchtrainiert, die Muskeln klar definiert und der Brustkorb atmete gleichmäßig, während er trank. Die kräftigen Arme und der athletische Rücken zeugten von konsequentem Training und Disziplin. Der Lichtschein im Raum ließ die Konturen seiner Muskeln besonders betont erscheinen, und ich konnte nicht anders, als fasziniert zu sein.
„Na dann, lass uns weitermachen," sagte Gabriel und wandte sich wieder dem Boxsack zu. Er führte mich in die nächsten Übungen ein, seine Bewegungen waren präzise und sicher, ein Ausdruck jahrelanger Erfahrung und Können. Während wir trainierten, konnte ich mich nicht davon abhalten, ihn immer wieder heimlich zu beobachten. Es war nicht nur seine Technik, die mich fesselte, sondern auch die Art, wie seine Muskeln sich bei jeder Bewegung spannten und wieder entspannten. Besonders seine Arme waren beeindruckend: die klaren Definitionen und die kraftvollen Bewegungen, wenn er Schläge ausführte, waren hypnotisierend. Gabriel schien völlig in seinem Element, seine Schläge waren schnell und präzise. Er korrigierte meine Technik und zeigte mir, wie ich effizienter arbeiten konnte, während seine eigene Ausführung perfekt war. Mit jedem Schlag und jeder Kombination machte er es mir klar, dass er nicht nur körperlich, sondern auch geistig anwesend war.
„Achte auf deine Form, Blue. Denk daran, den Oberkörper locker zu halten," sagte Gabriel, während er mir eine neue Technik demonstrierte. Ich nickte, versuchte mich auf seine Anweisungen zu konzentrieren, doch seine Nähe machte es mir schwer, mich zu fokussieren. Seine kräftige Brust bewegte sich gleichmäßig beim Atmen, und die kleinen Schweißperlen, die an ihm herunterglitzerten, waren alles andere als unauffällig. Verdammt, dieser Mann konnte selbst beim Training verführerisch wirken. Es war frustrierend, sich so leicht ablenken zu lassen. Plötzlich bemerkte ich, wie seine sturmgrauen Augen mich direkt fixierten. Ein Hauch von Amüsement lag in seinem Blick. „Gefällt dir so sehr, was du siehst?" fragte er mit einem leichten, herausfordernden Lächeln auf den Lippen.
Ich konnte fühlen, wie meine Wangen heiß wurden, und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. „Ich... äh...", stotterte ich, während ich versuchte, meine Konzentration zurückzugewinnen. „Ja, ich bin einfach nur beeindruckt, das ist alles."
„Wirklich? Das ist alles?" Gabriel ließ nicht locker und kam mir plötzlich näher. Jeder Schritt, den er auf mich zumachte, ließ mich unwillkürlich zurückweichen, bis ich schließlich die kühle Wand hinter mir spürte. Ein Hauch von Spannung lag in der Luft, und mein Herz klopfte schneller. Gabriel hielt inne, als er direkt vor mir stand, seine Augen funkelten in einem Spiel aus Herausforderung und Belustigung.
„Ich hoffe, du bist bereit für eine Herausforderung," sagte er leise, sein Atem streifte fast meinen Hals. „Denn ich könnte dich noch ein bisschen härter auf die Probe stellen – wenn du dich nicht zu sehr von mir ablenken lässt."
Seine Stimme war rau und verführerisch, und die Nähe seiner Lippen ließ mein Herz kurz aussetzen. In diesem Moment schien die Welt stillzustehen, nur Gabriel und seine unverschämte Nähe waren noch real.
Hallo meine Lieben!
Weiter geht's! Ich kann nicht glauben, dass wir hier schon so weit sind. Und bald kommt eins meiner Lieblingskapitel👀 seid ihr schon gespannt?
Wie gefällt es euch bis jetzt?
Blue lässt sich ja schon gut von Gabriel ablenken. Aber wer könnte da auch nicht etwas schwach werden?
Über Kommentare und Votes würde ich mich sehr freuen.
Bis zum nächsten Mal!
Eure
Fantasyideas
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