10: Die Weltbesten Spaghetti Carbonara
Gabriel
Die Morgensonne kroch langsam über den Horizont und tauchte die Stadt in ein kaltes, blasses Licht. Ich stand am Fenster meines Büros in der Polizeistation und blickte hinaus auf die belebte Straße. Die Menschen eilten vorbei, eingepackt in dicke Mäntel und Schals, die Köpfe gesenkt gegen die beißende Winterluft. Es war ein normaler Tag, nichts Außergewöhnliches, und doch spürte ich diese unterschwellige Unruhe in mir, die mich seit dem Abend mit Blue nicht mehr losließ.
Ich schüttelte leicht den Kopf, als ob ich damit die Gedanken an sie vertreiben könnte, und wandte mich von der Szenerie draußen ab. Mein Schreibtisch war überladen mit Akten und Berichten, die darauf warteten, von mir durchgearbeitet zu werden. Ein Stapel unvollendeter Berichte, die mir schon seit Tagen ein schlechtes Gewissen machten, lag mitten auf dem Tisch, ein stummer Vorwurf an meine Nachlässigkeit.
„Also los", murmelte ich zu mir selbst und ließ mich in meinen Stuhl sinken. Doch kaum hatte ich die erste Akte aufgeschlagen, wanderte mein Blick wieder zum Fenster. Ein Bild von Blue, wie sie an ihrer Capri-Sonne nippte und mich mit ihren hellen, herausfordernden Augen ansah, schlich sich in meine Gedanken. Seitdem war eine weitere Woche vergangen. Wir hatten uns noch weitere zwei Male bei mir zum Essen getroffen – natürlich mit den Katzen. Ich runzelte die Stirn, frustriert über meine eigene Ablenkbarkeit.
Warum konnte ich nicht einfach die Kontrolle behalten? Es war nichts Außergewöhnliches an ihr, nichts, was ich nicht schon unzählige Male bei anderen Frauen gesehen hätte. Und doch... diese Leichtigkeit, mit der sie mich herausforderte, mich reizte – und wie sie es immer wieder schaffte, mich aus der Fassung zu bringen, ohne es überhaupt zu merken. Gott war ich ein Idiot. Ich nahm einen tiefen Atemzug und zwang mich, wieder zur Arbeit zurückzukehren. Die Polizeiarbeit war zumindest etwas, das ich kontrollieren konnte, etwas, das logisch und vorhersehbar war. Es gab Regeln, es gab Abläufe – nichts, was mir wie Blue so mühelos aus der Hand glitt. Mein Handy vibrierte als weitere Ablenkung, doch ich ignorierte es und konzentrierte mich weiter auf meine Dokumente. Doch es brummte noch ein weiteres Mal. Und noch einmal. Genervt nahm ich es in die Hand. Sofort sprang mir der Chatverlauf von den Jungs entgegen. Ja, Dexter, Connor, Zack und ich hatten eine Gruppe gemeinsam. Am aktivsten waren jedoch Dexter und Connor, vor allem aber Dexter.
Dexter:
Leute, ernsthafte Frage.
Connor:
Das wird sicher wieder so ernst wie die letzte „ernsthafte" Frage...
Zack:
Bin gespannt.
Gabriel:
Ich auch... nicht.
Dexter:
Also, wenn ihr euch entscheiden müsstet, für den Rest eures Lebens nur noch eine Art von Snacks zu essen, was würdet ihr wählen? Chips, Schokolade, oder Gummibärchen?
Connor:
Ich wette 5 Euro, dass Zack sofort „Chips" sagt.
Zack:
Natürlich Chips. Wer will schon sein Leben mit Gummibärchen ruinieren?
Gabriel:
Das ist die „ernsthafte" Frage?
Dexter:
Ja, ich denke, es ist wichtig, das zu wissen. Man muss vorbereitet sein, falls man mal auf einer einsamen Insel strandet und nur einen Snack retten kann.
Connor:
Also, ich wähle Schokolade. Da ist immerhin Kakao drin. Klingt am ehesten nach „Nahrung".
Gabriel:
Ich wähle den Ausweg aus diesem Gespräch. Müsst ihr nichts arbeiten? Kein Hoppelhässchen zu verarzten oder Kaffee servieren?
Zack:
Alle meine Gäste sind befriedigt ;)
Dexter:
Zack, du versauter Halunke! Oh, ich glaube unser Meerschweinchen Patient ist eingetroffen. Violett geht gerade etwas eifersüchtig in die Küche. Oh Connor, oh Connor.
Connor:
Halt die Klappe, Dexter und komm in den Behandlungsraum.
Kopfschüttelnd legte ich das Handy zur Seite. Hatte ich mich wirklich von diesem Mist ablenken lassen? Aber ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Es war typisch für uns, selbst in den banalsten Dingen noch einen Grund für Diskussionen und Spott zu finden. „Idioten...", murmelte ich. Doch dann glitt mein Blick wieder zum Fenster. In Gedanken sah ich Blue vor mir, wie sie mich beim nächsten Treffen wieder mit ihrem unverwechselbaren Lächeln herausfordern würde. Verdammt. Sie hatte es wirklich geschafft, sich in meinem Kopf festzusetzen.
Ich öffnete die Akte und begann die Details zu überfliegen. Doch schon nach den ersten Zeilen merkte ich, dass dieser Fall nicht gerade die spannendste Herausforderung meiner Karriere sein würde. Ein paar Jugendliche hatten sich am Wochenende einen Spaß daraus gemacht, im Stadtpark Unfug zu treiben. Sie hatten eine Reihe von Bänken mit Graffiti besprüht und Mülltonnen umgeworfen. Ein paar Anwohner hatten die Polizei gerufen, als sie die Gruppe beim Zünden kleiner Feuerwerkskörper erwischten. Nichts Ernstes, aber genug, um mir einen weiteren Stapel Papierkram zu bescheren. Wieso konnte das nicht einer meiner Kollegen übernehmen, die dort vor Ort waren? Ich seufzte und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Der Tag versprach, genauso banal zu werden wie dieser Fall. Die Berichte waren routiniert, die Zeugenaussagen nichtssagend. Typisches Verhalten von gelangweilten Teenagern, die einen Weg suchten, ihrer Frustration Ausdruck zu verleihen.
Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wie Blue auf diesen Fall reagieren würde. Wahrscheinlich würde sie die Situation mit einem frechen Kommentar abtun, etwas in der Art von: „Was für eine wilde Horde... Die haben wohl nichts Besseres zu tun." Ich lächelte bei dem Gedanken und schüttelte den Kopf. Gerade als ich mich wieder in die Berichte vertiefte, vibrierte mein Handy erneut. Diesmal war es eine Nachricht von meiner Schwester.
Violett
Hast du schon eine Idee für Blue?
Gabriel:
Erstens, muss du nicht arbeiten? Zweiten, wieso?
Violett:
Gerade ist nichts los. Connor steht neben mir und bespricht alles mit Kate wegen ihrem Meerschweinchen. Blue hat in 10 Tagen Geburtstag.
Gabriel:
Du bist wirklich eifersüchtig, was? Obwohl du weißt, dass Connor nur Augen für dich hat? Ach so, deswegen. Habe mir bereits Gedanken gemacht. Du?
Violett:
Ich bin nicht eifersüchtig. Und selbstverständlich. Ich hoffe ich scheiß dir nicht rein, aber wir müssen dafür nach Chesterfield. Nähere Informationen bekommst du noch ; )
Gabriel:
Machst du nicht. Okay, kommst du heute Abend vorbei?
Violett:
Gibt es was leckeres zum Essen?
Gabriel:
Wenn du kommst, dann immer.
Violett:
Bist der Beste <3
Nachdem ich die Nachricht von Violett gelesen hatte, ließ ich das Handy sinken und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Ich legte das Handy zur Seite und starrte eine Weile auf die halb geöffneten Akten vor mir. Die Idee, den Abend mit Violett und Blue zu verbringen, klang eigentlich gar nicht so schlecht. Vor allem, weil es bedeutete, dass ich die leeren Berichte und öden Fallakten für eine Weile hinter mir lassen konnte.
„Chesterfield, huh?" murmelte ich vor mich hin. Violetts Andeutung machte mich neugierig, auch wenn sie sich mal wieder in Geheimniskrämerei hüllte. Aber so war sie eben, immer eine Überraschung parat. Ich beschloss, es dabei zu belassen und mich auf den Abend zu freuen. Violett und ich hatten schon seit Wochen keinen richtigen Geschwisterabend mehr gehabt. Ich raffte die Akten zusammen und stapelte sie ordentlich auf meinem Schreibtisch. Es war noch früher Nachmittag, aber ich wusste, dass ich mich auf diese Papiere heute nicht mehr konzentrieren würde. Der Gedanke an Blue und die bevorstehenden Pläne mit Violett lenkten mein Gehirn total ab. Normalerweise war ich nicht so.
~ ~ ~
Der Abend war hereingebrochen, und die Stadt war in ein sanftes, orangefarbenes Licht getaucht, als Violett in meine Wohnung trat. Sie war in ihre dicke Jacke gehüllt, ihre Wangen leicht gerötet von der Kälte draußen, und ihr Atem noch sichtbar, als sie sich lächelnd die Stiefel abstreifte.
„Riecht schon mal himmlisch hier," sagte sie, während sie die Wohnung betrat. Ihr Blick schweifte kurz zu dem Katzenkorb, wo Katze zufrieden schlief. Ein leichtes Schmunzelnd zauberte sich auf ihren Lächeln, doch dann sah sie wieder zu mir.
„Ich wette, es gibt Spaghetti Carbonara."
„Du hast es erfasst," antwortete ich grinsend und drehte mich von der Küche aus zu ihr um. „Wusste, dass du das magst."
Violett lachte, während sie ihre Jacke auf den Stuhl im Flur legte. „Du weißt doch, dass ich das nur bei dir esse. Irgendwie schmeckt es sonst nie so gut."
Ich schmunzelte. „Vielleicht liegt es am Geheimrezept"
Sie kam in die Küche, wo der Tisch bereits gedeckt war. Zwei Teller, ein Glas Weißwein für jeden von uns. Violett mochte Weißwein mehr als Rotwein. Und in der Mitte stand der dampfende Topf mit den Spaghetti Carbonara. Der Duft war tatsächlich unwiderstehlich, und Violett ließ sich sofort auf den Stuhl fallen.
„Also," begann ich, als ich den Topf hob und die Spaghetti auf unsere Teller verteilte. „Was ist das für eine Überraschung, die du für Blue hast?"
Violett grinste breit und nahm einen großen Schluck von ihrem Wein. „Ich habe es schon so lange geplant. Blue will schon seit Jahren Kartfahren, aber zu zweit macht so etwas keinen Spaß"
Ich nickte. „Ja, das hat sie ein paar Mal erwähnt. Sie hat immer gesagt, dass sie es liebt, aber nie dazu gekommen ist."
„Genau," fuhr Violett fort, während sie ihre Gabel in die Spaghetti tauchte. „Deshalb dachte ich, wir könnten das für sie organisieren. Ich habe unsere Leute gefragt, und wir können eine kleine Gruppe zusammenstellen. Chesterfield ist zwar ein Stück entfernt, aber es wird sich lohnen. Sie wird so überrascht und begeistert sein!"
Ich musste lächeln. „Das ist eine großartige Idee, Vi. Sie wird das lieben. Ich nehme an, der Standard ist dabei?"
„Genau! Du, ich, Connor, Zack und Dexter. Rebecca kann an diesem Tag nicht. Aber ich denke, das ist genug, um es spannend zu machen, aber nicht zu viel, damit es zu chaotisch wird. Obwohl Dexter sowieso Chaos veranstalten wird. Mit Connor. Und Blue"
Ich nickte zustimmend. „Klingt perfekt. Wann wolltest du es machen?"
„Direkt an ihrem Geburtstag. Ich habe Blue bereits gesagt, sie soll sich frei nehmen. Mit Lucina und Frederik ist es auch schon geklärt. Ah, und Kuchen habe ich auch schon organisiert, als eigentlich so ne kleine Feier", sagte Violett, während sie eine Gabel voll Spaghetti in den Mund schob. „Ich habe bereits reserviert, aber das bleibt unser kleines Geheimnis, bis es so weit ist."
„Und mir sagst du es erst jetzt? Ich meine, es ist schon etwas kurzfristig, um nach einen Urlaubstag zu fragen", sagte ich während ich einen Schluck Wein zu mir nahm.
„Brüderchen, wir alle wissen, dass du bereits jetzt genügend Überstunden hast. Deine Kollegen können einen Tag auch ohne dich überleben und arbeiten", konterte Violett grinsend. „Oder muss ich für dich reden?"
„Ich werde es schon klären, keine Sorge"
Wir aßen schweigend weiter, jeder in Gedanken versunken. Ich dachte daran, wie viel Mühe Violett sich gemacht hatte, um Blue diese Überraschung zu bereiten. Es war eine Erinnerung daran, wie sehr sie Blue als Freundin schätzte. Sie wollte sicherstellen, dass alles perfekt war, und ich konnte sehen, dass sie sich wirklich ins Zeug legte.
„Weißt du," sagte ich nach einer Weile, „ich finde es toll, dass du das machst. Blue hat so viel Spaß daran und es wird ein großartiger Tag."
Violett lächelte leicht. „Sie bedeutet mir viel. Und ehrlich gesagt, ich glaube, wir alle könnten mal wieder etwas Spaß gebrauchen."
Ich nickte und hob mein Glas. „Auf den Spaß, den wir in Chesterfield haben werden. Und auf Blue."
Violett hob ihr Glas ebenfalls, und wir stießen an. „Auf Blue. Und auf dich, weil du immer die besten Spaghetti Carbonara machst."
Ich lachte leise, als Violett sich ungeniert eine zweite Portion Spaghetti Carbonara auf ihren Teller lud. Es war einer dieser Momente, in denen alles genau richtig war – das Essen, die Gesellschaft, das Gefühl, dass wir beide genau das bekommen hatten, was wir brauchten: eine Auszeit vom Alltag und die einfache Freude, zusammen zu sein.
Während sie ihre Gabel in die dampfenden Nudeln tauchte, sah sie plötzlich zu mir auf, mit diesem Ausdruck, den sie immer hatte, wenn sie etwas auf dem Herzen hatte. Ich legte meine Gabel beiseite und lehnte mich zurück.
„Gabriel, ich hab da noch eine kleine Frage..." begann sie zögernd.
„Schieß los, Kleine," antwortete ich, und nannte sie absichtlich „Kleine", wie ich es oft tat, um sie ein bisschen zu necken. Sie war schließlich meine kleine Schwester, auch wenn sie das manchmal vergessen wollte.
Sie verdrehte die Augen bei dem Spitznamen, aber lächelte dann leicht. „Wäre es möglich, dass wir die Feier bei dir machen? Dann könnte ich in Ruhe dekorieren und alles vorbereiten, ohne dass Blue etwas davon mitbekommt."
Ich zog eine Augenbraue hoch, während ich über ihren Vorschlag nachdachte. „Du meinst, mein kleines Reich für ein paar Stunden in ein Partyhof zu verwandeln?" fragte ich schmunzelnd.
Violett nickte eifrig. „Ja genau! Du hast doch diese große Küche und das gemütliche Wohnzimmer. Es wäre perfekt!"
Ich konnte sehen, wie sehr ihr dieser Plan am Herzen lag. Außerdem hatte sie recht – meine Wohnung bot genug Platz, und es würde Blue garantiert überraschen. Und vielleicht war es auch eine Chance, das Chaos in meinem Kopf ein wenig zu ordnen, indem ich mich auf etwas Konkretes konzentrierte.
„Klar, warum nicht," sagte ich schließlich und sah das erleichterte Lächeln auf Violetts Gesicht, das mir verriet, wie sehr sie auf diese Antwort gehofft hatte. „Du kannst machen, was du willst. Nur lass mich wissen, wann ich die Katzen evakuieren soll, bevor sie vor Schreck aus dem Fenster springen."
Violett lachte, ein herzliches, zufriedenes Lachen. „Danke, Gab! Du wirst es nicht bereuen, versprochen."
Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Es war immer schwer, Violett etwas abzuschlagen, besonders wenn sie so enthusiastisch war. „Ich freue mich drauf. Aber ich hoffe, du hast dabei nicht vor, meine ganze Wohnung in Glitzer zu tauchen."
„Keine Sorge," versprach sie schelmisch, „nur ein bisschen. Und vielleicht ein paar Ballons. Aber ich werde mich zurückhalten, versprochen!"
„Das will ich auch hoffen," antwortete ich mit einem gespielten Seufzen, bevor ich wieder eine Gabel voll Spaghetti aufnahm. Ich nickte, zufrieden mit der Vereinbarung. Während wir weiter aßen und plauderten, konnte ich nicht anders, als mich auf die kommende Woche zu freuen. Es würde gut werden – für Blue, für Violett, und vielleicht auch für mich.
Hallo meine Lieben!
Und schon kommt das nächste Kapitel!
Ich fand es ja Mal schön einen Bruder - Schwester Moment zu schreiben. Ich hoffe euch hat es gefallen.
Ich habe heute in Word den gesamten Text formatiert. Wenn Flirting with the Vet ein Taschenbuch wäre, würden es 416 Seiten sein. Ich bin fast vom Stuhl geflogen. Gut, mit Bearbeitung wären es vielleicht paar Seiten weniger, aber dennoch. Das habe ich nicht erwartet.
Das selbe habe ich dann natürlich mit Falling for the Cop gemacht. Und ich war erneut überrascht. Blue und Gabriel hätten bereits 200 Seiten 😱. Könnt ihr das glauben? Okay, natürlich sind hier auf Wattpad noch nicht alle Kapitel online, aber dennoch. Diese Überraschung musste ich einfach mit euch teilen.
Apropos teilen. Heute habe ich Blue auf Instagram gepostet. Hinterlasst gerne eure Meinung und/oder Like, dort, wie hier.
Bis zum nächsten Mal
Eure
Fantasyideas
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