Selbstsüchtig
POV. Harry
Ich schüttelte den Kopf über Louis Dummheit, weil er wieder bei Simon unterschrieben hatte. Was ging in seinem kleinen Hirn ab? Dies konnte doch nicht sein ernst sein, oder? Mir war selber irgendwie klar, dass er nicht aus reinem eigenen Gewissen bei diesem Ekelpacket unterschrieben hatte. Ich war ja nicht dumm. Irgendwas musste passiert sein, aber ich stand nun nicht in der Position etwas dagegen zu tun. Also rief ich wie der letzte irre tausendmal bei Niall und Zayn am, die sich nicht die Mühe machten abzuheben - danke dafür auf jeden fall. Also blieb mir vorerst nichts anderes übrig und ich rief Spencer an. Ja, Spencer, der sich seit dem beginn unserer Freundschaft alle meine Probleme anhören durfte, weil ich ihn mit in dieses Chaos gezogen hatte. Prinzipiell hatte er sich selber in das Chaos getrieben, weil er ist zu mir gekommen. Ich war froh, dass alles so gelaufen ist, den sonst hätte ich Spencer niemals kennengelernt. Wem würde ich dann die Ohren voll heulen? Wahrscheinlich Niall, aber das konnte ich nebenbei auch noch machen.
Irgendwann hatte ich es dann doch geschafft den Iren zu erreichen, aber das Gespräch hat uns nicht sonderlich weiter gebracht. Ich grübelte noch weitere Wochen über den eigentlichen Auslöser, der Louis dazu animiert hatte. Ich glaubte nicht daran, dass er es wollte. Warum sollte er auch? Simon ist ein Dreckssack - und wenn ich sowas schon sage oder denke, dann war es so. Er war Schuld an Louis Panikattacken, also wer würde dann wieder zu ihm zurück kommen? Ich schüttelte den Kopf, ich sollte aufhören mir so viele Gedanken zu machen - ich sollte aufhören mich für ihn zu interessieren, aber ich konnte sowas nicht abstellen.
Die Dreharbeiten neigten sich langsam den Ende zu und vielleicht könnte ich wenigstens Silvester bei meiner Familie verbringen. Zayn's Album kam unglaublich gut an und Niall musste natürlich mit ihm feiern gehen. Ich wäre gerne mitgegangen, aber Zeitlich passte es gar nicht in meinen Termin Kalender - also musste ein Telefonat voller Glückswünsche reichen. Zayn verlangte auch nicht mehr - er wäre auch Zuhause geblieben, aber Niall ließ dies nicht zu.
"Sowas muss man feiern, Zayn!"
Ich konnte mir bildlich vorstellen, dass der Ire genau sowas zu ihm gesagt hatte. Niall ließ eben keine Gelegenheit aus zu feiern - er mochte sowas eben gerne. Zayn war eben nicht der Mensch, der sowas unglaublich gerne machte, aber Niall zur liebe feierten die vier. Hailee und Gigi verstanden sich super und es konnte gar nicht besser laufen.
Die Dreharbeiten waren abgeschlossen und ich konnte für Silvester nach Hause fliegen, wodrauf ich mich freute, den ich wusste selber nicht wann ich das letzte Mal Silvester mit meiner Mutter, Gemma und Niko gefeiert habe. Ich reiste in der Früh an und alles war noch Still in dem Haus, in dem ich aufwuchs. Ich lächelte und verspürte eine unglaubliche Glücklichkeit, die ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Ich konnte dieses Haus endlich als mein Zuhause betiteln, den dies war es.
"Zuhause ist ein Ort an dem du akzeptiert wirst!"
Dies sagte Niall zu mir und er hatte Recht. Hier wurde ich akzeptiert - selbst von meinem Bruder, den ich so lange verabscheute. Dinge änderten sich eben - Situationen änderten sich und ich war froh, dass sie es taten. Es war gut, dass nicht alles gleich blieb, den dann wäre es langweilig und eintönig. Dinge mussten sich ändern - auch wenn sie einen vorerst verletzten. Veränderungen waren nicht immer schlecht und für diesen Satz war ich Grace unendlich dankbar.
"Harry?", riss mich Nikos verschlafene Stimme aus den Gedanken. Ich schaute auf und sah ihm im Flur stehen. Seine Haare standen in alle Richtungen und ich war mir sicher, dass ich ihn geweckt hatte. "Morgen", erwiderte ich und grinste leicht," habe ich dich geweckt?" "Nein, nicht so richtig", antwortete er und gähnte," es freut mich, dass du es noch geschafft hast." "Ich finde es auch schön. Wann haben wir das letzte Mal Silvester alles zusammen verbracht?", fragte ich und folgte ihm in die Küche. "Ich weiß nicht", murmelte er und setzte Kaffee auf," willst du auch was?" "Gerne", antwortete ich nickend. Ich mochte das neue Verhältnis, welches Niko und ich pflegten. "Wie geht's dir?", fragte ich und setzte mich an den Tisch, der in der Küche stand. "Ganz gut", antwortete er abwesend," ich bin gerade auf der Suche nach einem Job - ist ein wenig schwierig, weil die halbe Welt weiß, dass ich in einer Entzugsklinik steckte." "Tut mir leid", erwiderte ich ehrlich und fuhr mit den Fingern über den weißen Holztisch," ich wollte nicht, dass dies die Runde macht, aber ich konnte es nicht aufhalten." "Ist schon gut. Ich kann mir nun vorstellen wie es dir jeden Tag geht, an dem es neue ausgedachte Schlagzeilen gibt. Nur, dass ich wirklich in der Entzugsklinik war, verstehst du?", fragte er und lehnte sich gegen die Küchenfläche. Sein Blick lag auf mir und ich presste meine Lippen aufeinander. "Irgendwann vergisst die Welt sowas", erwiderte ich sicher. "Das Problem liegt nicht nur darin - generell ist es nicht gut, dass ich dort war, den es wird mir noch einige Wege verbauen - ich weiß es einfach", flüsterte er frustriert und setzte sich mir gegenüber.
"Menschen sind dumm, die dich danach verurteilen. Jeder macht Fehler", meinte ich kopfschüttelnd. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es sein musste dadurch zu gehen. Es war sicherlich schon anstrengend genug durch den Entzug zu gehen, aber die Zeit danach war viel, viel schlimmer, den eine Sucht ist nichts, was einfachverschwindet. Sie wird immer da sein - man kann sie nur Verdrängen, vergessen. Leider wurde mein Bruder von allen möglichen Seiten daran erinnert und er hatte nicht die Chance es in der Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich fühlte mich schlecht, weil es ohne die Presse vielleicht einfacher wäre, aber ich konnte es im Endeffekt auch nicht ändern.
"Ich hasse es, dass ich wegen dämlichen Gefühlen so weit herunter fiel", sagte er und schaute mir in die Augen. Mein Atem stockte und mein Herz setzte für einen Schlag aus, um dann in Panik weiter zu schlafen. Es war hundert Prozent das schlechte Gewissen, aber ich konnte es ihm nicht sagen, oder? Er würde wieder fallen - er würde sich von mir abwenden und dies wollte ich nicht. Ich mochte es, dass wir uns nach all den Jahren wieder verstanden und miteinander sprachen. Ich konnte es nicht zerstören - ich handelte selbstsüchtig und diese Rechnung würde ich auch noch begleichen.
"Es ist schrecklich sich zu verlieben, aber dies brauche ich dir ja nicht zu sagen", meinte er und wandte seinen Blick ab. "Nein, eigentlich ist es schön - denke ich jedenfalls. Es gibt halt Gefühle, die bleiben unerwidert, die fühlst nur du selbst - sie werden einfach nicht geteilt. Trotzdem musst du weiter machen - das Leben besteht nicht nur daraus, die große Liebe zu finden, oder?", erwiderte ich. "Ich denke nicht, nein", murmelte mein großer Bruder nachdenklich. "Im Leben kannst du immer fallen, es wird immer jemanden geben, der dich auffängt", erklärte ich. Sowas hatte Louis auch mal zu mir gesagt, womit er auch Recht hatte. Er sagte zwar, dass er diese Person seien würde, was eine Lüge war, aber das Grundprinzip stimmte. "Es ist wichtig sich nicht auf unerwiderten Gefühlen auszuruhen - sie noch tiefer zu bearbeiten. Akzeptiere es, akzeptiere, dass du mehr fühlst als die anderen Person", fuhr ich fort," es ist okay traurig zu sein, aber du kannst sowas nicht ewig mitmachen. Es gibt so viele Menschen auf diesem Planeten irgendwer wird die Gefühle erwidern, die du aufbaust."
"Mein kleiner Bruder ist so weise geworden", scherzte mein Gegenüber mit einem schwachen Lächeln. "Erfahrung, Niko. Es ist einfach nur Erfahrung", erwiderte ich ruhig. Er nickte und stand dann wieder auf. Mein Blick klebte an ihm und ich fühlte mich schrecklich. Ich war ein schrecklicher kleiner Bruder, oder?
"Ich würde gerne wissen wo sie ist", sagte er und schaute aus dem Fenster. Mein Magen zog sich zusammen und ich fing an zu schwitzen. Konnte er nicht einfach über Eva hinweg kommen? Sie hat ihn verlassen, sie ist gegangen - warum hielt er an ihr fest? Eine kleine Stimme in meinem Kopf flüsterte mir etwas, was ich nicht hören wollte.
"Es ist der selbe Grund warum du Louis nicht vergessen kannst. Es ist Liebe!"
"Ich weiß nicht was ich dann machen würde, aber ich vermisse sie. Ich vermisse ihre braunen Haare, ihre blauen Augen, ihren Humor, ihren Duft einfach alles an ihr. Am meisten vermisse ich die Liebe, die sie mir geschenkt hatte", flüsterte er und schaute weiterhin aus dem Fenster. Ich spielte nervös mit meinen Fingern. Panik kroch in mich und wusste nicht ob ich etwas sagen sollte. "Es ist traurig, den sie ist der Grund für meine Sucht, aber sie ist auch der Grund, weswegen ich es heraus geschafft habe", erklärte er und drehte sich um. Auf seinen Lippen lag ein verträumtes grinsen und ich fummelte nervös an meinen Fingern herum.
Ich hatte Angst, dass ich dieses kleine Geheimnis, welches nicht an die Außenwelt gehörte, ausplapperte, weil die Panik mich nervös machte. Ich würde jegliche Verbindung, die Niko und ich hatten zerstören. Meine Familie würde mich hassen und ich dürfte nie wieder hierher kommen, weil ich ein unglaublich schlechter Mensch bin. Ich würde einsam sterben und niemand würde zu meiner Beerdigung kommen. Man würde mich einfach im Wald verbuddeln, weil es niemanden interessiert.
"Naja, ich will die Stimmung nicht so zerstören mit meinem innerlichen Trübsal", meint er und nahm die Kaffeekanne in die Hand. Ich kam aus meinem Tagtraum der Paranoia und beruhigte mich wieder. Niko - inklusive meine Familie würden nichts erfahren - dafür werde ich Sorgen.
Ich verbrachte Neujahr und die erste Januar Woche bei meiner Familie und es gab nichts besseres. Diese Woche war die Stille Zustimmung, die mir sagte, dass es besser war vor Niko zu schweigen. Einziges Problem, Lügen haben kurze Beine.
Ende Januar hatte ich mein Album zu ende geschrieben und auch schon ein Datum für den Release festgelegt. Der zweite Juli. Bis dahin war noch ein halbes Jahr Zeit, aber trotzdem war ich aufgeregt und freute mich unglaublich auf den Tag. Die Titelwahl war lustig gewesen, weswegen ich grinsen musste.
"Also Harry, hast du eine Idee für den Titel?"
"Nein, nicht wirklich."
"Du solltest dir langsam Gedanken machen. Niall hat seinen Titel bereits und Zayn hatte auch erst die Titelidee, dann die Songs."
"Wie wäre es mit Harry Styles?"
"Das ist eine gute Idee, Harry!"
"Jeff, dass war ein Scherz, also-"
"Es geht doch auf dem Album um dich, oder?"
"Ja, schon?"
"Siehst du, perfekt!"
Ich schüttelte den Kopf über dieses Szenario, den ich fand es lustig. Mein Plan war es sicherlich nicht mein Album nach mir selbst zu benennen, aber nun ist es halt einfach passiert und ich fand es ganz witzig so. Dieses Jahr hatte Niall keine überraschenden Flug nach Hawaii gebucht, den Zayn mir schon früher hätte erzählen können. Ich bekam ein normales Geschenk - was immer noch mehr war als die Geburtstags Nachricht, die ich letztes Jahr an den Iren verschickt hatte. Nein, ich hatte mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber er nahm mir dies auch nicht böse. Dieses Jahr würde ich etwas besseres machen, aber eine Idee fehlte mir leider noch.
Also dudelte der dritte Februar herein und Louis hatte eine erste Single veröffentlicht.
Don't let it break your heart
Niall war der Meinung, dass ich es mir mit den Jungs zusammen anhören sollte, aber ich schüttelte darauf nur lächelnd den Kopf. Ich wollte mich mit einem heißen Tee ins Bett setzen, den Schnee gegen die Scheibe fliegen lassen und die Augen schließen, während Louis Stimme mir in die Ohren drang. Ich hatte nicht das Bedürfnis mir sein Lied mit den anderen anzuhören - ich wollte es für mich hören. Ohne, dass Niall dazwischen redet und ständig irgendwas hat, was er gut oder weniger gut findet. Also setzte ich mich mit meinem Tee in mein Bett und legte die Kissen so, dass ich mich anlehne konnte. Ich freute mich darauf Louis Lied zu hören, den er hatte eine besondere Stimme - eine schöne, eine einzigartige. Ich verstand nicht warum Simon immer und immer wieder wollte, dass er dies nicht glaubte. Vielleicht weil er am meisten zu beeinflussen war? Vielleicht ahnte Simon dieses Ende und dachte sich, wenn ich es schaffe einen von ihnen an mich zu binden, kann es mir ja egal sein.
Ich schüttelte den Kopf, den es brachte mir nicht sich Gedanken darüber zu machen. Louis hatte sich dazu entschieden und es gab nichts was ich dagegen tun konnte - rein gar nichts.
Einen kleine Schluck trank ich von meinem Tee und startete das Lied, welches mich wieder in eine traurige Stimmung bringen würde - ich wusste es einfach. Alleine der Titel sagte schon alles aus und ich hatte Recht.
Drei Minuten später rollten mir kleine Tränen über die Wange. Es war eine Mischung aus Kummer, Glücklichkeit und vor allem Stolz. Ich würde ihm gerne sagen, dass ich stolz auf ihn war, aber ich hatte keine Chance dazu. Ich konnte nicht zum Hörer greifen und alles vergessen was zwischen uns passiert ist. Ich hoffte, dass er wusste wie stolz ich auf ihn war. Er hatte schon immer eine unglaubliche Art etwas in Worten auszudrücken. Wir sagten beide oft, dass wir nicht gut mit Worten umgehen konnten, aber dies konnten wir - wir konnten es beide gut, aber er war besser darin. Er schaffte es einfache Wörter in etwas magisches, etwas schönes, einfach in etwas einzigartiges zu verwandeln. Alle Lieder die er jemals für One Direction geschrieben hatte, waren einzigartig. Unser komplette Musik hatte sich durch ihn verändert.
Dieses Lied spiegelte viele Gefühle wieder. Hoffnung, Angst, Traurigkeit, Verzweiflung, aber es steckte voller Hoffnungen. Ich liebte das Lied - ich liebte Louis. Es fühlte sich so an als wolle er mir mit dem Lied sagen, dass alles gut wird, dass ich mir nicht das Herz brechen lassen soll, selbst wenn es höllisch weh tat. War es selbstsüchtig, dass ich Louis Lied auf mich bezog? Vielleicht hatte er es auch über Eleanor oder irgendwen anders geschrieben. Vielleicht sogar über sich selbst und ich bezog es auf mich. Es fühlte sich jedoch gut an zu hören, dass ich mir nicht das Herz brechen lassen soll. Es ließ mich lächeln und weinen zur selben Zeit - es war komisch, aber es war schön komisch.
Ja, es war selbstsüchtig Louis Lied auf mich zu beziehen, aber es passte so gut zu mir und auch zu ihm. Er hatte sich ein neues Haus in London gekauft und ich hatte in Gewisser weise in New York gelassen auch wenn die Gefühle für Eva keine echten waren - irgendwas ist dort geblieben. Es war eine Tatsache, dass das Leben manchmal zu gut lief und manchmal viel zu schlecht - so war es eben. Trotzdem sollte ich mir nicht das Herz brechen lassen - auch wenn die Person, die ich liebte mich gehen gelassen hatte. Wir fuhren alle eine Straße entlang, die nur in eine Richtung führte - wir konnten nicht einfach umdrehen, den hinter uns gab es nichts mehr. Wir hatten uns entschieden in Richtung etwas besseres zu fahren - auch wenn wir nicht wussten ob es wirklich die richtige Richtung, zu etwas besseres war. Es war als würde er mir sagen wollen, dass der Schmerz vorbei geht, dass nichts für immer bleiben wird und wenn ich zurück denke sollte es einfacher wird.
Er gab mir Kraft mit dem Lied, welches so offensichtlich zu meiner Situation passte, dass ich mir vorstellte, dass es für mich war. Vielleicht war es das gar nicht, aber vielleicht ja doch. Ich griff die Hoffnung in dem Lied auf und stellte mir einfach vor, dass für mich war. Ein lächeln blieb auf meinen Lippen und ich schaute zu dem Polaroid, welches auf dem Schreibtisch lag. Ich schaute es gerne an, den ich erinnerte mich gerne an den Tag. Ich fügte das Lied in meiner Playlist hinzu und verbrachte den restlichen Abend damit das Lied rauf und runter zu hören und mir alte Bilder von uns anzusehen. Es war beruhigend und ich schlief glücklich ein. Eine letzte bitte schickte ich in Gedanken ab, den ich hoffte wirklich, dass er wusste wie stolz ich auf ihn war. Er war nicht schwach auch wenn er sich gerne so betitelte, weil er - wegen Simon - oft Panikattacken bekam und immer am Boden war, wen irgendwer sagte, dass er den Platz in One Direction nicht verdiente. Er war so nicht, er konnte über allem stehen wenn er an sich selbst glaubte.
Meine Freunde verloren kein Wort über das Lied, welches Louis heraus gebracht hatte, was mich verwirrte, weil sie am Abend zuvor unbedingt mit mir zusammen rein hören wollten. Manchmal waren die beiden komisch, aber ich sprach einfach mit Spencer über meine Gedanken, die aufgekommen waren. Er war in gewisser Weise sowieso schon mein Psychologe geworden, der sich mein Geheule anhören durfte. Seines Glückes hatte er sogar eine Job gefunden, was gut war, weil irgendwann hatte er kein Geld mehr - offensichtlich, Harry - und dann hätte ich noch für seine Therapie Stunden, die er mir gab bezahlen müssen. Dies hätte er sowieso nicht angenommen, obwohl ich reichlich Geld zur Verfügung hatte. Gut, dass diese Situation nicht eintreten wird.
"Und du glaubst wirklich, dass er ein Lied über dich geschrieben hat?", fragte Spencer mit einem Unterton von Unsicherheit. "Ja, ich bin mir mehr als nur sicher!", antwortete ich nickend. "Ich habe es mir nicht angehört", teilte mir mein Psychologen Kumpel mit. "Du musst!", antwortete ich und fütterte mein Lieblingspony - Trixi - mit einer Karotte. Ich bin aus dem Haus geflohen, weil ich das Gefühl hatte, dass die beiden mich nur von meinen Gedanken abbringen wollten, aber ich war der festen Überzeugung, dass Louis Don't let it break your heart für mich geschrieben hatte. Diesen Gedanken würden mir die beiden sicherlich nicht ausreden können. "Ich möchte aber nicht", meinte Spencer genervt," ich habe kein großes Verlangen danach mir sein Lied anzuhören. Weißt du, ich zerschlage anderen ungerne Hoffnung, weil Hoffnung ist unglaublich wichtig, aber ich als dein Freund möchte falsche Hoffnung vermeiden. Ja, vielleicht hat er das Lied über dich geschrieben, aber vielleicht auch nicht und es ist einfach unrealistisch." "Du musst mir nicht zu stimmen, es fühlt sich nur gut an - also der Gedanke, dass er dieses Lied für mich geschrieben hat", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. Es war noch immer kalt draußen weswegen ich die Jacke enger zog und leise seufzte. "Vielleicht wirst du ja irgendwann heraus finden ob das Lied an dich gerichtet war", meinte er - auch wenn ich keinerlei glauben an seine Wörter in seiner Stimme hören konnte. Er brauchte mir nicht zu glauben - es reichte, dass ich es glaubte, dass ich daran festhielt.
Im großen und ganzen hatte ich also einen entspannten Start ins Jahr. Der erste Monat war trotzdem voller Termine und Telefonate, die mich etwas stressten, aber so lief es eben. Ich konnte nicht die ganze Zeit um die Welt reisen, um Inspiration zu suchen, nur weil ich keinen Stress wollte. ich liebte die Musik - ich lebte für sie.
Ich suchte mir ein Haus in dem ich in Zukunft wohnen konnte und überraschender Weise war ich gar nicht so anspruchsvoll. Es reichte mir eine schöne Lage, große, helle Räume und die perfekte Stadt. Meine Wahl fiel auf Los Angeles. Ich mochte die Sonne, den Strand, die Menschen und ich freute mich darauf hier zu wohnen. Es war der nächste Schritt in ein besseres - beziehungsweise anderes - Leben. Erst wollte ich nach New York, alleine schon wegen Spencer und weil Zayns Farm dann nicht so weit entfernt war, aber ich konnte mich mit der Stadt der Träume nicht anfreunden. New York galt als die Stadt in der alles wahr werden konnte, den dort konnte man alles schaffen. Die Stadt, die niemals schlief. Jeder mochte sie - selbst Zayn. Ich jedoch nicht - ich verband keine schönen Erinnerungen mit der Stadt. Sie ließ höchstens mein schlechtes Gewissen größer werde, weil mich die Stadt an meine und Evas heimlichen Rendezvous erinnerte. Ich erkannte während meiner Haussuche immer mehr, warum ich dachte, dass es Eva sei. Sie sah aus wie Louis - nicht komplett, aber sie war ihm ähnlich. Von den Haaren, von den Augen, von den Gesichtszügen und vor allem von dem Humor her. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich mit Louis am schnellsten angefreundet hatte, weil ich Eva bereits gut kannte und Louis mich im Unterbewusst sein genau an diese erinnerte. Lange dachte ich, dass sie mich ausgenutzt hatte, aber ich ging in diesem Moment davon aus, dass wir beide das gleiche getan hatten.
Wir suchten in einander die Person, die wir nicht haben konnten. Wir waren der Person, die wir liebten ähnlich, weswegen es uns leicht fiel etwas für einander zu fühlen - wenn auch nicht wirklich. Ich benutzte sie, weil sie Louis ähnlich war und sie benutzte mich, weil ich Niko ähnelte. Ich war ihr nicht böse - war ich wirklich nicht, den ich verstand sie. Ich verstand ihren Beweggrund und akzeptierte es.
Akzeptieren war der beste Weg. Es funktionierte nicht etwas zu vergessen, was einem am Herzen lag, den was einem einmal wichtig war kann nicht einfach so unwichtig werden. Es wird immer ein Punkt kommen, an dem es dich interessiert - an dem du nicht wegschauen kannst, weil du einfach viel zu viel empfindest.
Dieser Tag trat auch ein. Es war der 19. April und ich hatte das Gefühl aus der schwebenden, pinken Kaugummiblase zu fallen. Ich hatte das Gefühl, dass ich zurück in die Realität kam - auf eine abscheuliche, herzzerreißende Art und Weise. Louis Mutter lag mir immer am Herzen, den sie war seine Mutter. Sie war auch irgendwie meine zweite Mutter - auch wenn dies jetzt komisch klang. Ich musste mich erst einmal setzte als diese Nachricht mich überrumpelte. Vor wenigen Minuten tanzte ich noch singend durchs Wohnzimmer, welches langsam wohnlich aussah und grinste glücklich. Ich sang den Text zu Shake it off lauthals mit uns ließ mich von nichts herunter bringen - auch die Tatsache, dass ich während des tanzen ganz viel Tee auf meinem Boden vergoss, machte mich nicht weniger glücklich. Nur die Nachrichten, die das Radio abgab ließen mich schockiert inne halten. Vielleicht hatte ich zu lange in meiner Kaugummiblase geschwebt und träumte nun, aber ich wollte nicht glauben, dass Louis Mutter wirklich gestorben war,
Ich ließ mich auf mein neues, weißes Sofa fallen und starrte auf die Teeflecken, die an meinem Boden klebten und war sprachlos. Ich wollte den Worten nicht glauben, die am Radio gesprochen wurden, den ich wollte nicht, dass Louis durch sowas durchgehen musste, aber es war echt - es war die Realität. An diesem Tag bereute ich meinen Schritt zum ersten Mal. Ich bereute, dass ich gegangen bin und ich bereute das gestehen meiner Gefühle. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt bei ihm sein können - nein, ich hätte bei ihm sein müssen, aber auch an diesem Zeitpunkt wollte er mich nicht da haben.
Alle bekamen eine WhatsApp, aber ich bekam keine. Mein Handy wartete auf eine Nachricht, die es nie bekommen sollte. Es machte mich wahnsinnig, dass alle eine Nachricht bekamen, aber ich nicht. Ich wollte auf Jays Beerdigung nicht gesehen werde und dies schmerzte. Es tat weh und traf mich ein weiteres Mal mitten ins Herz. Louis und ich hatten damals oft mit ihr telefoniert und somit stand ich ihr von allen am nähesten. Es fühlte sich nicht richtig an, dass ich nicht kommen sollte. Zayn meinte, dass es Louis Entscheidung war und dass ich mir nicht so große Gedanken machen sollte, aber dies hielt mich nicht davon ab mir Gedanken um meinen damaligen besten Freund zu machen.
Ich interessierte mich immer noch für ihn - auch wenn ich dies nicht tun sollte, aber wie gesagt, sowas konnte man nicht abstellen. Ich konnte nicht einfach aufhören mir Sorgen um den Spinner zu machen, den er liebte seine Mutter - sie war die wichtigste Person für ihn und nun war sie nicht mehr da. Sie war Louis Mutter, aber gleichzeitig auch seine beste Freundin und nun hatte Louis beide Seiten an ihr verloren. Ich wollte nicht unnütz in meinem nun weniger schönen Haus sitzen und mich hilflos fühlen - ich wollte ihm beistehen, ihn in den Arm nehmen und ihn aus der Dunkelheit tragen, aber ich konnte nicht. Er war zu weit weg - vielleicht war es nur ein Anruf, den er vielleicht nicht einmal annehmen würde, aber dieser eine Anruf, war ein Anruf zu viel.
Also beschloss ich einen Brief zu schreiben. Ich wusste, dass alle zu der Beerdigung gehen würden und nach Doncaster flogen. Ich war auf dieser Trauerfeier nicht erwünscht, was mich im Endeffekt nicht davon abhielt mit den beiden zu fliegen und eine Unterstützung zu sein, die einfach nicht zusehen war. Niemand konnte es mir verbieten mit ihnen nach Doncaster zu fliegen, den dies war mein Recht.
Doch nun saß ich noch vor dem weißen Brief, der unberührt auf meinem Schreibtisch lag. Ich biss mir auf die Unterlippe und überlegte, was ich schreiben sollte. Ich hatte viele Wörter im Kopf, die ich ihm mitteilen wollte - das einzige, was ich umgehen wollte, war der Mitleid. Ich wollte ihm kein Mitleid vermitteln, weil dieses brauchte er nicht - sowas war unnötig und sowas würde ich auch nicht schreiben. Ich überlegte lange was die richtigen Worte waren oder was ich in seiner Situation hören wollte. Sowas funktionierte jedoch nicht, den ich konnte mich in keiner Weise in seine Situation hinein versetzten - ich wusste nicht was er fühlte oder was er hören wollte.
Ich schloss müde die Augen, den der Tag war anstrengend gewesen obwohl ich gar nicht viel getan hatte. Einzig und alleine ermüdeten mich meine Gedanken, die keine Ruhe geben wollten, die nach Louis riefen und sicher gehen wollten, dass es ihm gut ging. Ging es ihm gut? Ich dachte die Frage mehr als einmal - sie war überflüssig, den seine Mutter war gestorben. Ihm ging es nicht gut! Ich lehnte mich in dem schwarzen Lederstuhl zurück und schaute direkt aus dem Fenster. Es war warm, die Sonne war beriets untergegangen und eigentlich war es der schönste Tag in Los Angeles, aber ich hasste es. Ich wollte regen, am besten Gewitter und Eiseskälte. Die Gänsehaut auf meinem Körper bildete sich, weil Louis Stimme sich in meine Gedanken sang. Erst leise und dann immer lauter - als wäre er wirklich mit mir im Raum, aber dies war er nicht.
"Life gets hard and it gets messed up
When you give so much and it's not enough
When the high's too high, and the low's too low
When you love someone and they let you go"
Ich wollte ihm die Worte, die er vielleicht mir gewidmet hatte zurück geben. Ich wollte, dass er sich an seinem eigenen Song ein Beispiel nahm, den es passte ebenso gut in seine jetzige Situation. Auch er wurde von einer Person verlassen, die er liebte. Einziges Problem war, dass er seine Mutter nicht mehr wieder sah - ich könnte Louis jeden Tag sehen, wenn er oder ich es wollen würden. Eigentlich war das Leben viel zu kurz für so was, was er und ich gerade abzogen, aber manche Jahre mussten verschwendet werden, um andere wieder wertschätzen zu können.
Ich griff nach den schwarzen Stift, der unordentlich bei den anderen lag, weil ich noch keine Behälter dafür gefunden hatte und öffnete die schlichte, weiße Karte. Ich wollte nichts mit einem fetten Hoffnungsvollen Spruch - es wäre nicht passend gewesen. Kein Spruch, der auf Tausende Karten Gedruckt wurde würde Louis ein Stück besser fühlen lassen. Er legte wert auf eigene Worte - auf bedachte Gedanken, die gut umgesetzt wurden. Ich wusste nicht ob es ein guter Gedanke war Louis eignen Song zurück an Louis zu richten, aber ich tat es. Ich schrieb einzig und alleine sieben Wörter aus, aber ich wusste, dass sie reichen würden. Es kam nicht immer auf die Länge eines Briefes an, es ging um die Bedeutung der Worte, die man verwendete. Und Louis Lied drückte genau das aus, was ich Louis mitteilen wollte.
Don't let it break your heart, Louis.
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