Kapitel 21 ~ Aufwachen
POV. Elly
Die Sonne kitzelte in meiner Nase und verschlafen öffnete ich langsam die Augen.
Warme, goldene Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster und strahlten die Couch, auf der ich lag, an.
Ich schlug die Augen wieder zu, nur um sie dann geschockt wieder aufzureißen.
Couch?! Und wo kamen die Fell-Teppiche und generell diese Einrichtung her?!
Kerzengerade saß ich nun da. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Panisch schaute ich mich um und erkannte Alice friedlich neben mir schlafen. Und auch von Fiona auf einer extra Matratze war regelmäßiges Atmen zu hören.
Dann prasselten die Erinnerungen des letzten Tages auf mich ein und alles zog in Zeitraffer nochmal an mir vorbei.
Wo Lia jetzt wohl ist? Bei wem hat sie geschlafen? Diese und noch weitere Fragen schoben sich nun in mein Bewusstsein. Was Frau Mortan gestern meinte, blieb mir immer nlch schleierhaft.
Fiona allerdings schien so, als würde sie etwas bedrücken, oder sie zumindest zum Nachdenken bewegen.
Mein Raum glitt durch den gemütlichen Raum und blieb wieder an Fiona hängen. Sie wirkte so friedlich, wenn sie schlief. Dann rief ich mir wieder in Erinnerung, dass sie eine Firebrid war, eine unserer Erzfeinde!
Aber... sie wirkte weder herablassend auf mich, auch nicht distanziert oder gar feindselig, als Fiona erfuhr, dass ich eine Frostbird bin. Außerdem hassen so gut wie alle Firebirds Wasser. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie in dem Teich im Sommerwald schwam.
Plötzlich räusperte sich jemand hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte Finn im Türrahmen lehnen.
Ich wusste nicht, wie lange er da stand, jedoch hatte er mich vermutlich die ganze Zeit beobachtet. Aber ich hatte nicht gehört, wie er ankam.
Entweder er stand da, noch bevor ich aufwachte, was aber so ziemlich unwahrscheinlich war, da ich den Raum mehrmals gemustert hatte, bevor meine Erinnerungen wiederkamen.
Oder... er war verdammt gut im Anschleichen. Ich tippte jetzt mal auf letzteres, einfach aus einem Bauchgefühl heraus.
Er stieß sich mit einem Fuß ab und kam auf mich zu. Bis jetzt hatte ich es nicht bemerkt, jedoch, tatsächlich - Er verursachte so gut wie gar keine Geräusche während er lief.
"Guten Morgen... Danke nochmal, dass wir bei euch schlafen dürfen", begrüßte ich ihn leise, umd die anderen Beiden nicht zu wecken. Er nickte nur und stützte sich mit den Unterarmen an die Lehne der Couch.
Er richtete seinen Blick auf Fiona und ich erkannte fast... Wärme in seinen Augen. Ja, er sah sie mit einer Wärme an, die ich davor bei ihm nich nie gesehen hatte.
Er bemerkte meinen Seitenblick und fixierte mit seinen schwarzen Augen mich. Die Wärme verschwand und wich der gewohnten Teilnahmslosigkeit. Aber auch einen amüsierten Schimmer konnte ich erkennen.
Mein Blick schweifte zu Fiona.
"Sie sieht wirklich friedlich aus, wenn sie schläft", flüsterte ich, um die beiden Anderen nicht zu wecken.
"Ja. Ja, das stimmt. Aber ebenso... unschuldig. Und auch irgendwie niedlich."
Erst jetzt bemerkte Finn, was er eben gesagt hatte und ein minimaler Anflug von Röte schlich sich in sein Gesicht.
Ich lachte leise. Mit so einem Gefühlsausbruch hatte ich gerade bei ihm nicht gerechnet. Er schien sie wirklich zu mögen.
Wir beide verfielen in Schweigen, doch es war kein unangenehmes Schweigen.
"Wie viel Uhr haben wir eigentlich?", brach ich schließlich die Stille, die nur immer wieder durch das gleichmäßige Atmen der Beiden Schlafmützen unterbrochen wurde.
Finn sah kurz auf seine flache Platte, die, wie ich inzwischen erfahren hatt, ein Hady war. Es war ein ziemlich nützliches Werkzeug, ist mir erklärt worden und man konnte damit jemanden anrufen, Nachrichten verschicken und irgendwelche Spiele spielen.
Ich hatte darüber nachgedacht, mir auch so eins zu kaufen, war mir aber noch nicht ganz sicher.
Finn nannte mir schließlich die Uhrzeit. Wow, schon zehn Uhr morgens, dachte ich, Zeit, die beiden Schlafmützen zu wecken.
"Du weckst Fiona und ich Alice", flüsterte ich. Finn sah mich verwirrt an.
"Wie bitte, was?", fragte er. Ich lachte leise und nickte in Fionas Richtung.
"Und... warum ich? Du kannst das genau so gut machen!", erklärte Finn.
"Nein, ich wecke Alice", erwiderte ich schnippisch. Er schnaubte halb belustigt, halb genervt.
Finn ging um das Sofa rum und stellte sich vor die Matratze. Unsicher sah er zu mir.
Ich verdrehte die Augen und wandte mich Alice zu.
Vorsichtig umfasste ich ihr Schultern und rüttelte zaghaft daran.
Relativ schnell hatte ich Alice wach und sie schlug federleicht ihre karamellbraunen Augen auf.
Sie setzte sich auf und gähnte einmal herzhaft. Als ich mir versichert hatte, dass sie nicht wieder einschlafen würde, drehte ich mich zurück zu Finn und Fiona.
Diese schlief immer noch, das einzige, was sich bewegt hatte, war Finn. Dieser stand nicht mehr vor Fiona, sondern hockte dort und sah wieder auf sie herab.
"Komm schon, Casanova, sie schläft nicht auf ewig!", rief ich ihm dennoch leise zu. Finn wandte sich zu mir um und versuchte mich offenbar mit einem gut gelungen Todesblick zu zerstören.
Wow, übt er den jeden Abend vor dem Spiegel? Das würde nicht mal Vater schaffen!
Schließlich beugte Finn sich über Fiona und stupste sie leicht, wirklich ganz, ganz leicht, am Arm an. Keine Reaktion.
Er versuchte es erneut. Wieder keine Reaktion. Beim dritten Mal reichte es mir. Ich stand auf, lief auf Finn zu, der gar nicht so schnell Reagieren konnte, und gab ihm einen sachten Schubs.
Dieser fiel nach vorne, stützte sich mit den Armen auf der Matratze ab und versuchte, nicht auf Fiona zu fallen.
Das wurde jedoch nur erschwert, da sich Finns Geischt nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht befand.
Und genau in dem Moment schlug sie die Augen auf.
Entsetzt schoss sie hoch, knallte ihren Kopf mit dem von Finn zusammen und stöhnte leicht auf.
Und ich konnte mich vor lachen nicht mehr halten. Vor allem nicht, nachdem Fiona sagte: "Du hast 'nen ganz schönen Dickschädel!"
Sofort wurde ihr Gesicht rötlich und auch das von Finn verfärbte sich leicht.
Sein Blick glitt zu mir und musterte mich, als wollte er mir sagen Halt die Klappe oder du erlebst die nächsten Minuten deinens Lebebs nicht mehr. zusammen mit seinem einstudierten Todesblick.
Langsam beruhigte ich mich wieder. Dann realisierte ich, dass Alice mich ansah, unzwar mit so einem komischen Blick, dass ich erneut losprustete.
POV. Fiona
Erschrocken riss ich die Augen auf und schoss mit dem Kopf nach oben. Dabei knallte ich mit meinem Kopf gegen Finns Schädel.
Ich stöhnte auf, als mich sofort heimtückische Kopfschmerzen heimsuchten.
"Du hast 'nen ganz schönen Dickschädel", murmelte ich feststellend.
Sofort realisierte ich, was ich da gesagt hatte und wurde rot.
Nervös lachte ich leise.
Gott, wie peinlich!
Finns Kopf drehte sich zu Elly, die neben Alice auf der Couch saß und sich vor lachen nicht mehr halten konnte.
Alice wirkte noch ziemlich verschlafen und peilte die Situation offensichtlich nicht ganz.
Finn starrte weiterhin Elly an, deren Blick zu Alice schweifte. Erneut fing sie an zu lachen. Schließlich schloss ich mich auch an, wobei Ellys Lachen laut und klar war, meins leise und immer noch nervös.
Finn schüttelte den Kopf und wandte sich wieder zu mir. Sofort blieb mir die Luft weg, als mich diese schwarzen Augen fixierten.
"Tut... mir leid", murmelte er so leise, dass ich es fast überhört hätte.
Hatte er sich wirklich gerade bei mir entschuldigt?! Wow... das ist neu.
Ich nickte ihm kurz zu und senkte den Blick etwas. Elly hatte sich inzwischen wieder beruhigt.
"Wir... ich... sollte mich mal... fertig machen", stotterte ich so nervös wie eh und jeh.
Warum bin ich nur so nervös?!
Ich raffte mich auf und holte mir frische Sachen. Dann tapste ich barfuß ins Bad. Gestern hatte uns Jack noch den restlichen Teil der Wohnung gezeigt.
Im Bad angekommen bestaunte ich erneut den äußerst guten Geschmack der Jungs.
Die polierten Sandstein-Fliesen passten Farblich sehr gut zu der etwas dunkleren Tapete.
Das Waschbecken bestand aus hellbrauner Keramik, genauso wie die Kloschüssel.
Ich legte meine Sachen auf eine der hölzernen Kommoden ab und schloss die Tür zu.
Außerdem nahm ich mir zwei meiner Handtücher und hing sie neben die Dusche.
***
Frisch geduscht und mit noch leicht nassem Haar verließ ich das Badezimmer und tapste zurück ins Wohnzimmer.
Verwundert wanderte mein Blick durch den Raum, als ich hier niemanden Vorfand.
Wo sind die denn?
Ich durchsuchte die komplette Wohnung und schaute sogar im Schlafzimmer der drei Jungs nach.
Keine Spur. Keine einzige.
Langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen. Okay, ich machte mir riesen Sorgen.
Sind die irgendwo ohne mich hingegangen? Haben die mich einfach zurückgelassen? Aber... sie würden mir einen Zettel oder so dalassen.
...Oder?
Zweifel nagten an mir. Ich war gerade mal eine dreiviertel Stunde im Bad, für meine Verhältnisse, vor allem mit Duschen, war das sehr wenig. Und sowohl Alice als auch Elly wussten das.
Davon ging ich jedenfalls aus.
Sie würden mir bescheid sagen, bevor sie irgendwo hin gingen, dachte ich bestimmt.
Doch direkt stürmte die nächste Welle des Zweifels gegen meine kleine Insel mittem im Sturm.
Plötzlich wurde der Zweifel weniger. An dessen Stelle tauchte dann aber Wut auf.
Was erlaubten die sich?! Die... die können mich doch nicht einfach hier zurück lassen! Sie hätten wenigstens einen Zettel dalassen können.
Plötzlich hörte ich dieses verrätersiche Klicken und kurz danach ertönten leise Schritte im Treppenhaus.
Die Türklingte wurde runtergedrückt und eine Person erschien in der Tür.
"Ihr Idioten! Wie kommt ihr darau-"
Ich stoppte.
Vor der Tür standen weder Finn noch Elly, Alice oder einer der Jungs.
Vor der Tür stand Lia.
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