Kapitel 4
Elena
Ich laufe schon seit einigen Stunden durch den Wald, der so schön mit Moos bedeckt ist, dass er mystisch wirkt. Als wäre er nicht real. Die Sonne ist bereits am Untergehen und hüllt den Himmel in wunderschöne Orangetöne. Daher hatte ich genug Zeit, um mich zu sammeln und meine Gedanken zu sortieren. Doch bis auf meinen Namen weiß ich nichts mehr. Mein Name und meine Eltern, die etwas damit zu tun haben. Aber warum ich mitten im Wald erwacht bin, wo ich bin und wohin ich gehen soll, ist mir nicht mehr eingefallen.
Ich seufze, als ich plötzlich in der Ferne jemanden erkenne. Abrupt bleibe ich stehen. Ein junger Mann, mit hellen Haaren steht mitten im Wald, seinen Blick gen Boden geheftet. Sofort beginnt mein Herz schneller zu schlagen.
Ich bin nicht allein.
Denn die Angst, mitten in der Nacht allein in diesem Wald zu übernachten, gefiel mir nicht. Aber wie es scheint, bin ich von der nächsten Zivilisation doch nicht so weit entfernt, wie ich kurzzeitig dachte.
Ich gehe auf ihn zu, als er den Blick hebt und mich mustert. Sein Kopf neigt sich zur Seite und trotz der Distanz, erkenne ich die Verwirrung in seinem Gesicht. Kein Wunder. Hier draußen wird er sicherlich selten auf jemanden stoßen. Besonders nicht in diesem Outfit, das ich trage. Barfuß und mit einem dreckigen, weißen Kleid. Das Blut, das an meinen Knien klebt, habe ich mit Spucke ein wenig weggewischt. Dabei ist mir aufgefallen, dass keine Wunden zu erkennen sind, woher das Blut stammen könnte.
Vorsichtig nähere ich mich dem Mann. Obwohl ich froh bin, jemanden getroffen zu haben, bedeutet es nicht, dass ich unvorsichtig bin. Wer weiß, wer der Kerl ist.
Je näher ich trete, desto genauer erkenne ich ihn. Groß, schlank und oberkörperfrei steht er auf einen Spaten gestützt, was mich sehr irritiert. Doch magisch gleiten meine Augen auf seinen ansehnlichen Körper, der viel zu gut trainiert ist. Die Bauchmuskeln sind ein Traum und sein Bizeps sowie seine Brust reine Leckerbissen.
Oh verdammt!
Ich sollte mich konzentrieren, denn der Kerl hat eine Schaufel in der Hand. Warum hat er eine Schaufel?
Ich richte mein Augenmerk auf sein Gesicht. Sein hübsches, ansehnliches, viel zu symmetrisches Gesicht, mit den hellblauen Augen und diesem verdammt heißen Grübchen auf der Wange, das gerade erscheint, als er diabolisch lächelt. Seine hellblonden Haare, die fast weiß sind, schimmern in den letzten Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen dringen. Wie ein mystisches Wesen. Eine Erscheinung.
Meine Schritte werden vorsichtiger, je näher ich ihm komme und doch halte ich nicht an, obwohl irgendetwas tief in mir schreit, dass ich laufen sollte. Allerdings bleibe ich nicht stehen. Wie ein Magnet werde ich zu ihm gezogen und plötzlich fühlen sich meine Beine fast schwerelos an. Als würde ich nicht selbst laufen. Als würde ich schweben.
Uns trennen nur noch wenige Meter. Er steht immer noch da, auf den Stiel des Spatens gelehnt, der in der Erde vor ihm steckt. Ein lässiges, keckes Lächeln auf seinen schönen, schmalen Lippen, während seine Augen mich fast schon belustigt mustern.
Ich schlucke und überbrücke die letzten Meter, bevor ich zwei Armlängen vor ihm stehen bleibe. Sein Blick gleitet über mein Gesicht, hinab über meine Brust, die sich viel zu heftig hebt und senkt. Weiter über meinen Bauch und zu meinen Oberschenkeln, die nur zur Hälfte mit weißem Stoff bedeckt sind. Als er an meinen Beinen ankommt, wird sein Lächeln breiter.
»Hast du dich verlaufen?« Seine tiefe Stimme erschüttert mich und ein Schauer jagt über meinen Körper, wie ein gewaltiger Gewittersturm. Langsam hebt er seinen Blick und er sieht mich direkt an. Dabei habe ich das Gefühl, dass seine hellblauen Augen mich verschlingen und so viel mehr sehen, als ich es tue.
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