Kapitel 6
[Der weiße Tod]
~Man verliert den Willen zu Leben und den Sinn zu Sterben. Gefangen zwischen zwei Welten~
Wenn Aspen ehrlich war, hatte sie sich Milany anders vorgestellt, aber hier war er.
Ein Junge, nicht wirklich größer als sie (es überraschte sie wirklich, das sie in letzter Zeit so viele kleine Leute kennenlernte), mit schneeweißen Haaren, die einen leichten Silberstich hatten und seltsamen, ebenso weiß-grauen Augen. Sie waren nur leicht unterschiedlich, das eine war komplett weiß und das andere trug einen leichten Silberstich. Eine interessante aber zugleich auch seltsame Kombination, als würde man zuerst in leere, weiße Seen blicken sehen oder, wenn man das andere Auge ansah, von Nebenschleiern umhüllt werden, die einen dicht umschlossen und nicht mehr aus dem selbsterschaffenen Labyrinth ließen. Kein Sonnenlicht. Kein Himmel. Nur dichter Nebel.
Zudem war Milany auch schmal und zierlich gebaut. Er sah sogar ein bisschen feminim aus, mit dem schmalen Gesicht und den schönen, weiblichen Augen mit den langen, weißen Wimpern. Irgendetwas kam Aspen daran seltsam vor. Konnte es tatsächlich weiße Wimpern geben?
Auch seine Haut war sehr blass und man konnte nur ein wenig Farbe an seinen leicht rosanen Wangen erkennen, die aber auch sehr blass und unscheinbar wirkten.
„Hey Milany. Das ist Aspen, meine Schwester. Ass, das hier ist Milany" stellte Liope den kleinen Jungen vor, der nicht älter als dreizehn wirkte. Aber als Aspen dreizehn war, hatte sie schon ihre ersten Menschen getötet. Sie hatte schon lange die Sicht der normalen Menschen verloren und erwartete auch von einem solch unscheinbaren Jungen, wie Milany es war, dass er sich jeden Moment auf sie stürzen könnte und selbst durch ihre Fähigkeiten als Assassine und Phoenix, keine Chance hätte. Dieser emotionslose, leere Blick verrieten es ihr.
Seine durchdringenden, blassen Augen richteten sich direkt auf sie und er musterte sie stumm. Seine schmalen Lippen öffneten sich nicht einmal leicht, er zeigte keine Regung. Nichts.
„Das ist eigentlich dein Stichwort um Hallo zu sagen" zischte Anndrais dem Jungen zu, aber dieser ignorierte den noch kleineren Mann, mit den strengen Falten auf der Stirn und ging an den vieren einfach vorbei.
„Wieso sollte ich Hallo sagen? Es interessiert mich nicht" antwortete Milany nur vollkommen ruhig und entspannt. In der Gesellschaft würde ein solches Verhalten wohl als frech angesehen werden, aber Aspen respektierte das. Vielleicht war Milany kein großer Fan von langen Reden und kam lieber gleich zum Thema.
„Ist schon okay, Anndrais. Ich denke wir sollten sofort beginnen mit dem planen für den Ausbruch. Schließlich weiß ich nicht, was Casmiel sich ausgedacht hat, um dem Galgen zu entkommen" beruhigte Asperia den nun scheinbar etwas wütenden Mann. Er erinnerte Aspen gerade wirklich an einen Vater, der den Jungen zurechtweisen wollte.
„Vielleicht sollte ich Milany einmal erklären. Er kann Gedanken lesen und arbeitet deshalb meistens allein" schaltete sich Liope ein und Aspen nickte. Das erklärte so einiges, schließlich stellte Aspen sich diese Kraft ziemlich grausam vor. Ständig diese Stimmen, diese dauerhafte Lautstärke. All diese Informationen, die auf einen einprasselten.
„Es ist genauso. Ja. Meistens denken die Leute, das sie ihre Gedanken vor mir schützen wollen, aber sie schaffen es nie. Je gesünder die Psyche eines Menschen ist, desto leichter funktioniert es. Meistens etwas zu gut. Ich werde immer stärker und kann nicht kontrollieren wessen Gedanken ist lese. Also ja. Es ist sehr laut" erklärte Milany monoton. Er hatte also Aspens Gedanken gelesen.
„Eine sehr schöne Konversation, wirklich. Aber ich würde ich bevorzugen, wenn ihr wirklich redet. Das haben wir doch besprochen, Milan. Wir antworten nur, wenn auch wirklich jeder gehört hat, was gesagt wird. In Ordnung?" fragte Liope nur langsam, als würde er das einem kleinen Kind erklären. Aber Aspen war sich sicher, das Milany zwar den Körper eines Kindes, aber nicht dessen Geist hatte. Er wirkte intelligent. Sehr intelligent.
„Klar" antwortete Milany nur schulterzuckend, als wäre das Thema bereits vom Tisch und ging einfach weiter. Die restlichen drei folgten ihm wortlos.
„Deine Freunde sind in der Arena. Sie wurden von einem Mann namens Helio Salem gefangen genommen der, wenn ich mich nicht täusche, euer Vater ist. Jedenfalls hat die Leiterin sie sofort nach dem Massaker in ein Nebengebäude der Arena gebracht. Normalerweise ist das Gebäude für Forschungszwecke, aber die Arena benutzt es zur Zeit, da derartige Untersuchungen an Phoenixen verboten wurden, als Folterhaus für die Phoenixe, die sich gegen die Kämpfe stellen" erklärte Milany die Situation.
Irgendwie war der Junge ihr unheimlich. Er konnte doch nicht normal sein. Damit meinte Aspen nicht seinen Charakter, schließlich war sie selbst eine kaltblütige Mörderin gewesen und nicht gerade normal, selbst jetzt war sie eine ausgeschlossene und wurde nicht von der Gesellschaft akzeptiert. Aber Milanys Aussehen war es, das Aspen nicht losließ. Weiße Haare, weiße Augen, blasse Haut. Er sah aus, als hätte ihn jemand gezeichnet, aber nur seine Umrisse. Von Farben konnte man nicht sprechen, wenn man den dunkelblauen Pullover ignorierte, der seine schmale Gestalt etwas überdeckte.
„Du fragst dich, wieso ich so aussehen?" fragte er nur, ohne Aspen anzusehen. Sie sollte wirklich lernen, solche Gedanken nicht vor Milany zu denken. Vielleicht nahm er es ihr übel.
„Keine Sorge. Das bin ich gewohnt. Aber es hat einen Grund für...mich" erklärte Milany ruhig. Sein Blick blieb leer und trüb, als wäre der Boden das einzige, das er ansehen konnte.
„Ich habe den Frost überlebt, die vierte Phase zumindest" sagte er vollkommen monoton, als hätte er nicht gerade erzählt, das er ein Wunder war. Bisher gab es keinen der die vierte Phase überlebt hatte, Milany ausgeschlossen. Er schien es tatsächlich geschafft zu haben.
„In der zweiten Phase färbten sich meine Haare und Augen weiß. Ich kann selbst keine Farben mehr sehen und konnte nur mit Glück mein Augenlicht behalten, auch wenn ich halbblind bin und selbst eine Brille mir nicht mehr viel nützt. Du kannst es dir als ein Rohr vorstellen, das zu klein ist, um alles zu sehen, aber ein kleiner Punkt ist klar und deutlich vor dir. Ich sehe durchgehend durch dieses zu kleine Rohr und der Rest verschwimmt. Dazu kommt noch das alles grau ist. Aber das tut nichts zur Sache. Du fragst dich, wie alle vor dir auch, wie ich es überleben konnte und ich kann es dir sagen. Die Stimmen. Ich wurde wahnsinnig. Sie haben mir den Schlaf geraubt, ich konnte nichts essen, denn all diese Vorwürfe prasselten unaufhörlich auf mich ein. Du bist zu dick, zu hässlich und auch wenn ich kein Mensch bin, der sich auf sein Aussehen beschränkt, zerstören solche Dinge deine Seele, vor allem wenn es deine Stimme ist, die du hörst und die deiner Freunde" er schüttelte leicht den Kopf und richtete seinen Blick doch noch auf Aspen.
„Irgendwann konnte ich Freund nicht mehr von Feind unterscheiden, denn alle sagten dasselbe zu mir. Alle warfen mir Dinge vor, die ich persönlich an mir oder an anderen Menschen hasste. Dann habe ich getötet. Meine gesamte Familie starb nur durch diese Hand. Ich habe ihnen die Herzen herausgeschnitten, denn sie pochten so laut in meinem Kopf. Es war einfach viel zu laut, dass musste ich unterbinden. Und als ich alle in meiner Nähe abgeschlachtet und deren Herzen zerquetscht hatte, war es endlich ruhig. Es war so leise, ich fühlte mich wie neu geboren. Aber nach einigen Tagen kamen die Stimmen zurück. Ich hatte mich erholt, aber sie griffen mich erneut an. Und so ging das immer weiter. Ich weiß nicht einmal wie viele Menschen ich getötet habe, aber es waren viele. Ich habe mir selbst Schmerzen zugefügt, denn wenn ich mich von Menschen abgekapselt hatte, war es meine eigenen Stimme, die mich in den Wahnsinn getrieben hatte. Ich wollte keine Vorwürfe mehr hören, es war viel zu laut. Dazu kamen noch die Gedanken der Menschen, denn der Frost hat meine Fähigkeit verstärkt. Ich konnte so viele Gedanken hören, das ich mir meine Ohren abschneiden wollte" Aspen bemerkte, wie er seine Fäuste ballte und das seine Hände leicht zitterten, obwohl seine Stimme noch immer ruhig und emotionslos war.
„Ich habe versucht die Stimmen abzuschalten, aber irgendwann habe ich aufgegeben. Ich wollte sterben, so gerne sterben. Man sagt zwar, man würde alle Gefühle verlieren, wenn man im vierten Stadium angekommen ist, aber das stimmt nicht. Man verliert seinen Willen zu Leben und seinen Sinn zu Sterben. Das bewirkt das man weder gehen noch bleiben will und man ist gefangen zwischen Wille und Verstand. Aber irgendwann habe ich nicht mehr versucht die Stimmen zu beseitigen, ich habe zugehört. Und ich konnte einschlafen. Denn es war meine Familie, die mir sagte, das sie mir verziehen. Ich hatte ihnen noch lebend die Herzen herausgeschnitten und das letzte, was sie sahen, war ihr Sohn, der ihr eigenes Herz in seinen blutigen Händen hielt und es zerquetschte. Und dennoch verziehen sie mir. Das hat mich aufgeweckt. Die Stimmen wurden immer leiser, aber ich selbst war kaputt. Nur knapp entging ich dem Tod und deshalb lebe ich noch und sehe so aus, wie ich eben aussehe" seine Hand lockerte sich wieder und Aspen konnte sehen, das seine Fingernägel blutig waren, so fest hatte er sich mit ihnen ins Fleisch gestochen.
„Aber das sind nur Geschichten aus der Vergangenheit. Man muss stark sein, um den Frost zu überleben aber die meisten haben keine Willenstärke. Es war vermutlich nur Glück, aber wenigstens kann ich jetzt etwas in der Welt bewirken und mich an den Menschen rächen, die sich weigern, das Heilmittel an die zu geben, die es wirklich brauchen. Stattdessen lagern sie es tonnenweise in ihren Fabriken und verkaufen es zu hohen Geldsummen an irgendwelche reichen Idioten, die nur eine Erkältung haben und denken, es wäre der Frost" den letzten Satz knurrte er nur mehr und sein Schritt wurde schneller.
„Dein Mitleid kannst du dir sparen. Bitte stell deine Gefühle ab, Aspen. Sie behindern dich dabei, deine Arbeit zu tun. Das, was du eben gut kannst. Du bist eine Kämpferin, eine Assassine. Ausgebildet um zu töten. Gib dieses Talent nicht auf, egal was du tust. Es kann deine wichtigste Gabe sein, wenn man weiß, wie man sie einsetzt" fügte er noch hinzu und Aspen nickte leicht. Ihre Gefühle abschalten?
Wie sollte sie das schaffen? Selbst nach jahrelangem Training war sie nicht dazu in der Lage gewesen, während Liope diese Übungen an einem Tag abschloss und mit einem Fingerschnippen hinnahm. Er war der perfekte Auftragskiller. Wenn er genug Geld bekommen würde und die Person mögen würde, die ihn bezahlt, wäre auch Aspen eines seiner Ziele, wenn jemand sie töten wöllte. Vielleicht würde Liope es sogar tun, wenn es ein Befehl seines Vater wäre.
Denn Liope war nicht von Zuhause weggegangen, weil ihn das Leben als Assassin nicht gefiel. Im Gegenteil, er genoss es und wollte immer mehr. Sein Ziel war es, seinen Vater zu töten. Das war die Meisterdisziplin eines Assassins. Töte deinen Meister.
Nur deshalb hatte Helio nur den nötigsten Anteil an Liebe gezeigt. Er liebte seine beiden Kinder und würde sie vor Gefahren beschützen, wenn es nötig wäre, aber als Assassin darfst du deine Kinder nicht lieben. Du sollst sie zu deinen Feinden machen, damit sie dich irgendwann stolz machen können und töten. Das wäre das schönste Geschenk, das man seinem Vater machen konnte.
Aspen hatte ihre eigene Mutter getötet. Auch sie war eine Assassine gewesen, aber nicht Aspens Meister, in dieser Kunst. Dennoch war ihr Vater stolz auf sie gewesen, obwohl er seine Frau aufrichtig geliebt hatte. Denn das war ein Fehler, den die Gesellschaft machte. Assassine konnten lieben, aber sie konnten ihre Gefühle auch einfach abschalten und ihre Geliebten töten.
„Hier" mit diesen einen Wort riss Milany sie aus ihren Gedanken und sie standen vor einem Unterschlupf, wie alle Mitglieder des goldenen Rades einen hatten. Sie sahen einfach gebaut aus, gemacht mit allem, was man so finden konnte und irgendwie konnte dieser Schrotthaufen halten.
Milany schob den Flechtenvorhang zu Seite und offenbarte eine junge Frau. Aspen kannte sie nicht, auch wenn diese Züge ihr irgendwie bekannt vorkamen.
Sie war gefesselt an einem Stuhl, Ketten waren um ihren gesamten Körper gelegt und bohrten sich in ihre Haut, die schon wund und blutig war. Ihre Hände waren extra stark gefesselt und sie konnte gerade noch so, minimal, ihre Finger bewegen. Sonst war sie vollkommen bewegungsunfähig und eingeschränkt.
„Du lernst heute aber wirklich viele Leute kennen, Ass. Zuerst Anndrais, Milany und jetzt auch noch unseren geschätzten Gast, Lyssandra McCoy. Die Tochter der Leiterin" stellte Liope ihr vor und sofort erkannte Aspen sie. Jedenfalls die Züge ihrer Mutter, sowie auch ihre hellgrauen Augen.
Die dunkelblonden Haare hatten Aspen so verwirrt. Die Leiterin war schon älter und hatte hellgraue Haare, auch wenn Aspen sich nicht sicher war, ob sie vielleicht gefärbt waren, aber Lyssandra hatte natürliche, dunkelblonde Haare mit einem leichten Goldstich.
Ihre Augen waren hellgrau, nicht so stechend, wie die von Milany, aber doch ungewöhnlich hell. Doch im Gegensatz zu dem kleineren Jungen, waren ihre Pupillen schwarz und ihr Blick tödlich.
„Oh sieh mal an. Noch eine Bitch, die mich kennenlernen soll" erwiderte Lyssandra spöttisch und sofort schlug Liope sie so, dass ihr Kopf leicht zur Seite gerissen wurde. Aber anstatt ihn weiterhin tödlich anzustarren, lächelte sie.
„Aww. Ist diese Schlampe etwa deine Freundin? Tut mir wirklich leid" sagte sie nur und ihre Stimme triefte geradezu vor Sarkasmus.
„Schon gut Liope. Mit dieser kleinen, charmanten Frau komme ich zurecht. Du musst mich nicht verteidigen" beruhigte Asperia ihn nur zuckersüß.
Aber Liope schüttelte nur amüsiert den Kopf.
„Das weiß ich doch, Schwesterherz, aber es macht mir Spaß sie zu schlagen" winkte Liope nur locker ab und er verbeugte sich leicht vor Aspen, als sie an ihm vorbeiging und sich belustigt vor Lyssandra hinstellte, deren Blick etwas verdutzt war, als sie erfahren hatte, das Aspen Liopes Schwester war.
„Du bist also die Tochter der Leiterin. Interessant. Sie sucht nach dir, weißt du, aber sie scheint dabei nicht sehr erfolgreich zu sein. Kein Wunder. Du bist bei meinem Bruder, der zufälligerweise ein Salem ist. Ich wette du kennst meinen Vater, Helio Salem, richtig? Oder bist du nur das Schoßhündchen deiner Mutter und darfst die Dreckarbeit verrichten?" fragte Aspen provokant und Lyssandra schien sie jeden Moment mehr umbringen zu wollen.
„Sie ist eine Amateurin, das merkt man doch sofort. Sie konnte keine zwei Sekunden ihr falsches Lächeln aufrechterhalten und sobald sie Milany gesehen hat, ist sie nervös geworden. Sie hat sich sogar etwas verneigt, auch wenn das wohl eher unterbewusst passiert ist. Und diese Frau schickt die Leiterin, die die Salems angeheuert hat, um euch auszuspionieren? Sie muss wirklich verzweifelt sein" es war tatsächlich Mitleid in Aspens Stimme zu hören, auch wenn sie Liope nur enttäuscht ansah.
„Du scheinst ja wirklich wichtig zu sein, wenn man schon eine blutige Anfängerin als Spionin schickt" lachte Aspen leicht und auch Liope konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Ich weiß. Wir haben sie sofort entlarvt, auch wenn sie wirklich eine gute Schauspielerin war. Jedenfalls für kurze Zeit. Danach haben wir sie überrascht, angegriffen, gefesselt und gefoltert, damit sie uns alles erzählen kann, was sie weiß" erklärte Liope nur ruhig und tatsächlich wurde Lyssandra leicht rot, bei diesen Worten. Vermutlich weil sie sich schämte so unvorbereitete auf Liope getroffen zu sein.
„Ihre Fähigkeiten sind noch lange nicht ausgereift, auch wenn sie zweifellos zu einer guten Spionin werden könnte, wenn sie sich mehr anstrengen würde und kompetente Lehrer hätte. Aber es geht nicht darum, das sie eine gute Spionin ist, sondern weil sie eine neue Generation ist. Die Genmanipulation hat wieder angefangen. Sie arbeiten wieder an den Drakons und laut unserem Gast, haben sie jetzt die letzte Zutat, um sie zu perfektionieren. Casmiel Tripe" erzählte Milany und Aspen sah ihn nur nickend an. Das war also das Ziel der Leiterin.
„Aber es sind doch alle gestorben bis auf eine. Wieso sollten sie jetzt schon wieder damit anfangen?" fragte Aspen nur und es war Lyssandra, die ihre Frage beantwortete.
„Na wieso schon? Die Phoenixe sterben langsam aus. Es sind nicht mehr viele von euch übrig und die Drakons sind viel mächtiger, stärker als ihr es jemals sein könntet! Sie würden nicht nur als Krieger für die Arena, sondern auch als Belustigung in den Kämfen dienen!" zischte die Gefangene spöttisch grinsend und Asperia sah sie nur, noch immer mitleidig an.
„Das erklärt dann wohl auch, wie man dich so einfach schnappen konnte. Ich verstehe" erwiderte sie nur ernst und Lyssandra starrte sie wieder mordlustig an. Wie gerne würde sie Aspen doch umbringen. Während Lyssandra mit ihren Mordgedanken spielte, klatschten Liope und Aspen ein und ignorierten Lyss einfach.
„Ich denke das sie herausgefunden haben, welche Erbbasis man benötigt, damit eine Kraft und ein Mensch zusammenpassen. Schließlich war es meist die körperliche Überlastung, die die Testpersonen in den Tod geführt hat. Sie konnten ihre Kräfte nicht mit ihrem eigenen Können ausgleichen und sind deshalb gestorben. Bis auf Eira Meradis. Sie überlebte diese Tortur als Einzige" klärte Milany und Asperia nickte.
„Also haben sie jetzt die Möglichkeit noch mehr von ihrer Sorte zu machen. Untergebene Sklaven, die nicht hinterfragen und jede Aufgabe perfekt vollführen. Aber wird Casmiel ihnen helfen?" fragte Anndrais nur schlecht gelaunt. Der Schotte war ganz und gar nicht zufrieden.
Gerade wollte Aspen sagen, das sie es nicht wisse, aber schon viel Liope ihr ins Wort.
„Nein. Definitiv nicht. Charon Tripe hat es schon nicht geschafft ihn zu brechen, also wird es niemand schaffen" Liope war sich ganz sicher, das Casmiel das durchstehen könnte. Schließlich hatte sogar Helio den größten Respekt vor Charon Tripe. Er war unerreichbar und unfassbar intelligent.
„Liope. Wenn man eine Vase anbricht, braucht es manchmal nur einen winzigen Stups und sie zerfällt. Menschen sind genauso" erwiderte Milany kopfschüttelnd. Es war etwas traurig, dass ein dreizehnjähriger Junge der einzige kompetente Mensch in diesem Raum war.
„Cas ist vieles, aber keine Vase. Er lässt sich nicht so einfach brechen" stimmte Aspen ihrem Bruder zu. Sie war sich zwar eher unsicher, was diesen Fall betraf, aber Liope kannte die Tripes besser als sie. Schließlich hatte Helio den Älteren von ihnen immer zu Besprechungen aller Art mitgenommen.
„Ach ja, bevor ich es vergesse und da wir schon beim Thema sind. Casmiel hat deine Beute für sich beschlagnahmt. Die Leiterin denkt, er habe sie gekidnappt und er handelt den ganzen Ruhm ein" fügte Milany noch zu dieser Besprechung hinzu und Liopes Blick wurde finster.
„Dieses verdammte Arschloch. Er weiß bestimmt das ich sie habe. Gott, wieso kann er nicht seine Klappe halten? Jetzt darf ich sie nicht umbringen!" fluchte Liope nur genervt, aber Aspen wusste, das ihr Bruder sich im Klaren war, dass Casmiel sonst nicht überlebt hätte.
Oder doch? Schließlich schien die Arena ihn zu brauchen, oder eben seine Fähigkeit. Wäre er also wirklich gestorben, wenn er Lyssandra nicht als seine Deckung benutzt hätte?
„Theoretisch gesehen könnten wir sie töten. Schließlich denkt jeder dann, Cas hätte etwas damit zu tun, nicht wir" erwiderte Milany sachlich und einen kurzen Augenblick bemerkte Aspen, das Lyssadras Augen ängstlich aufblitzten.
„Gibt es eine Möglichkeit, das Lyssandra nicht so dumm ist, wie wir denken und das sie fliehen könnte?" fragte Asperia zur Sicherheit noch einmal nach. Für diesen Fall wäre Casmiel bestimmt unfassbar praktisch.
„Nope. Ihr hattet vielleicht euren Casmiel, aber wir haben Loriot. Wenn er jemanden berührt und dieser dann lügt, erlebt das Opfer unfassbare Schmerzen und diese hören erst auf, wenn es die Wahrheit gesagt hat" erklärte Anndrais ruhig und Asperia musterte Lyssandra noch einmal.
„Gut. Ich würde vorschlagen sie vorerst noch nicht zu töten. Wir werden sie bestimmt noch zu Nutzen wissen" erklärte sie den anderen und niemand widersprach. Auch wenn Aspen erst seit einem Tag hier war, fügte sie sich gut in die Gruppe ein.
Beim Widerstand der roten Hand war das anders gewesen. Dort war sie wie eine Ausgestoßene behandelt worden, ihre direkte Art und das ruppige Auftreten war für die wenigsten als Sympathisch angesehen worden und Theseus konnte keinen Menschen so wirklich hassen, auch wenn er es sich versuchte einzureden.
Aber diese Leute waren das schon von Liope und scheinbar auch von Milany gewohnt. Hier war sie normal und irgendwie genoss sie dieses Gefühl von einer Gruppe, zu der sie gehörte.
Aber es war nicht dasselbe, wie das Gefühl das sie hatte, wenn sie bei der roten Hand war. Bei ihrer Familie.
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