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Kapitel 57

[Hinter der eisernen Mauer]

~Der Familienstammbaum~

Casmiel zog Theseus mit sich vorbei an den Gästen und neugierigen Blicken. Vorbei an Milany und Liope, die ihm beide mörderische Blicke zuwarfen, vorbei an Aspen, die Theseus nur zwei Daumen nach oben zeigte und vorbei an Charon, der seinen Sohn interessiert musterte und ihn einen Moment lang mit seinen Augen folgte, bevor er sich wieder zu Icarus wandte und sie zu ignorieren schien.

Sie waren ihm alle egal. Er und Theseus mussten noch ein wichtiges Gespräch führen, dass würde er nicht einfach vergessen. Er würde Theseus nie wieder vergessen.

Auch wenn Casmiel wusste, was für einen großen Fehler er da gerade machte, wollte er sich nicht davon abhalten. Es war egoistisch und er kannte die Konsequenzen dieser Tat, doch er musste es einfach tun. Er musste es tun, um einmal in seinem Leben glücklich zu sein und dieses Glück tatsächlich genießen zu können.

Deshalb zog er Theseus einfach mit sich, der freiwillig hinter ihm her ging und nicht einmal einen Versuch startete, herauszufinden, was Casmiel vor hatte.

Er zog ihn an seiner Hand in einen abgelegenen Gang, drückte ihn in eine versteckte Ecke und küsste ihn einfach während seine Hände sich an Theseus Jackett festhielten, als würde der Mann jeden Moment verschwinden.

Theseus war zuerst geschockt und wusste nicht, wie er reagieren konnte, bevor er den Kuss erwiderte und seine Arme um Casmiel legte, der nicht aufhörte, ihn zu küssen.

Zu lange hatte er auf diesen Moment gewartet.

Er hatte Theseus' Lippen schon zuvor gespürt, doch das war das erste Mal, dass er seine Gefühle aufrichtig erwidern konnte.

Er hatte Theseus schon immer attraktiv und anziehend gefunden, sich eine Beziehung vorstellen können. Doch erst seitdem er Eirenes Grab besucht hatte, konnte er tatsächlich behaupten, dass er den Sick Boy liebte.

Nach einer Weile lösten sie sich wieder voneinander, durchbrachen jedoch noch nicht die angenehme Stille, die zwischen ihnen lag wie ein leichter Nebel.

„Darf ich fragen, wie es dazu kommt?" fragte Theseus schließlich vorsichtig und Casmiel wagte es endlich, seine Augen zu öffnen, die auf Theseus' trafen.

Kein Hass, wie Cas es gewohnt war. Keine Abscheu, keine Überraschung, nicht einmal ein Anflug von Verwirrung.

Es waren nur diese fichtengrünen Augen, in denen die naive Hoffnung eines Kindes und pures Glück strömte, dass tatsächlich Casmiel ausgelöst hatte. Er. Casmiel Tripe. Er hatte tatsächlich jemanden glücklich gemacht.

Es fühlte sich an wie ein Wunder.

Er schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte Theseus aufrichtig an.

„Ich liebe dich, Idiot. Darf ich meinen Freund denn nicht küssen, weil ich ihn einfach liebe?" fragte er nur selbstbewusst, auch wenn er innerlich die Unruhe spürte, die wohl jeder in einem solchen Moment verspüren würde. Schließlich war Casmiel nur außerhalb so Selbstbewusst und Arrogant. Im inneren wurde er zerfressen von all den Zweifeln, die ihn packten und in die Tiefe seiner schweren Gedanken drückten, ihn zwangen, zu ertrinken.

Doch nach einem kurzen Moment der Stille grinste Theseus, als hätte er gerade im Lotto gewonnen.

„Wa- Cas. Sag mir bitte, dass das alles kein Traum ist. Es wäre definitiv ein absolut bescheuerter Traum. Ich meine, ich hab mit deinem Dad geredet und er war echt seltsam. Außerdem ist dann noch das ganze mit Edan und Achill passiert und-" Theseus redete so schnell und viel, dass Casmiel ebenso zu grinsen begann.

Er legte dem größeren Mann nur einen Finger an die Lippen, um ihn verstummen zu lassen und kicherte leicht.

„Bei der heiligen Dolores. Du nimmst also an? Also, du willst mit mir zusammen sein? Mein Freund sein? Offiziell?" fragte er noch einmal nach um sicher zu gehen und Theseus blinzelte erneut, als müsste er sicher gehen, nicht zu schlafen.

„J-ja- Bei der heiligen Dolores, ja! Cas. Ich wünschte, ich könnte einfach abstellen dich zu lieben. Du warst ein unfassbares Arschloch und manchmal denke ich mir noch immer, Wow, dieser Typ ist echt unfassbar aber- Ich liebe dich" und damit küsste er Casmiel erneut, auch wenn es weder ordentlich noch wirklich sicher war.

Es war chaotisch. Beide grinsten und vergaßen dabei sich zu küssen. Beide wusste nicht, wohin mit ihren Händen, wohin mit ihren Gedanken. Doch es war der schönste Kuss, den Casmiel bisher erlebt hatte.

Theseus schien so glücklich, dass er seine Hände ausschüttelte und leicht quiekte. "Du machst mich echt fertig, Cassy!" meinte er nur breit grinsend.

„Aspen wird ausrasten. Sie hat bestimmt schon Wetten abgeschlossen mit den anderen. Oh Gott. Das ist so kitschig" meinte Theseus nur und nahm Casmiels Hand in die seine, bevor er leicht mit seinem Daumen über Casmiels Handrücken strich.

„Definitiv. Wer weiß, vielleicht hat sie diese Wette ja mit mir abgeschlossen und ich habe das alles nur gemacht, um ihr zehn Mäuse abzujagen" meinte Cas nur grinsend und Theseus stieß leicht gegen seine Brust.

„Hör auf! Erstens: Aspen würde das tatsächlich machen. Du auch. Das verunsichert mich. Zweitens: Du bist schon reich! Wieso solltest du dann um zehn Dollar wetten?" fragte Theseus nur gespielt beleidigt doch Cas grinste nur überlegen und zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Zehn Dollar können viel sein in den richtigen Situationen. Beispielsweise wenn du auf der Flucht bist, eigentlich eine Leiche sein solltest und dir ein Kleid beschaffen musst, dass nicht nur deiner Figur schmeichelt sondern auch noch gut dabei aussieht. Mein Leben als Phoenix und attraktiver Mensch ist nicht gerade leicht, Darling" meinte Casmiel nur dramatisch und er drückte sich seinen Handrücken gegen die Stirn, um noch dramatischer zu wirken.

„Ich denke ich überlege mir das alles doch noch mal. Du bist eine Diva, Cassy. Wie lange ich das aushalte bevor ich dich von einer Klippe stoße weiß ich nicht" meinte Theseus nur und Casmiel streckte ihm warnend seinen Finger ins Gesicht.

„Oh nein, mein Lieber. Dafür ist es jetzt schon zu spät! Du bekommst diesen unglaublich attraktiven, intelligenten und wunderbar traumatisierten Gott-"

„Gott?"

„-doch nicht einfach so, ganz ohne irgendwelche Nachteile! Das wäre doch-"

„Können wir ganz kurz über deinen ‚traumatisierter-Gott'-Kommentar sprechen?"

„-Wahnsinn! Absoluter Wahnsinn. Ich bin nicht kostenlos und du hast dem ganzen schon zugestimmt. Das war wie ein unsichtbarer Vertrag, den du mit deinem Blut unterzeichnet hast. Deine Seele gehört mir-"

„Hast du in letzter Zeit zu viel Faust gelesen? Goethe tut dir nicht gut, Cas"

„-und sie wird auch mir gehören in der Gegenwart so wie auch in Zukunft!"

„Bist du fertig?" fragte Theseus nach diesem interessanten Wortwechsel, der ziemlich einseitig gewesen war, doch Theseus konnte Casmiel dabei auch nicht wirklich ernst nehmen.

„Nein. Ich könnte noch ein paar weitere Absätze mit der ganzen Theatralik füllen. Ich war schon immer talentiert in der Kunst des Übertreibens. Dolores meinte immer, ich könnte sogar aus einem guten Tag eine Tragödie machen. Ich habe es als Kompliment aufgefasst, sie hat mich aufgelacht" meinte Casmiel nur schulterzuckend und Theseus schnaubte amüsiert.

Einen Moment war es wieder ruhig, doch es war angenehm. Einfach ein Moment, in dem beide realisieren konnte, was gerade geschehen war. Was sie nun waren. Ein Paar. Etwas festes. Eine Realität.

„Wie wird dein Vater darauf reagieren?" fragte Theseus ihn nur interessiert und die Stimmung wurde etwas schwerer.

Cas zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er hat eigentlich nichts gegen Homosexualität, sollte dich das beunruhigen. Aber...er hat mich vor eine Wahl gestellt. Macht oder Liebe. Natürlich hätte ich gerne beides. Ich bin mir noch immer nicht ganz sicher, ob ich damit die richtige Wahl getroffen habe, aber ich weiß eines" er sah in Theseus' Augen, mit aller Ernsthaftigkeit, die er aufbringen konnte.

„Ich weiß, dass ich diese Momente genießen will. Ich will sie mit dir genießen. Denn bei dir muss ich keine Angst haben, dass mein Vater dich töten könnte, weil ich dich nicht beschützen konnte. Denn du kannst dich selbst beschützen" bevor Theseus etwas zu dieser Information sagen konnte, unterbrach ihn Casmiel noch einmal.

„Ich weiß auch, dass Aspen ihn töten würde, sollte er dir irgendetwas tun also das ist auch ein Vorteil für mich. Wie ein kompliziertes Dreieck. Wenn er ihr etwas tut, dann bringe ich ihn um, wenn er dir etwas tut, bringt Aspen ihn um und wenn er mir etwas tut, dann bringst du ihn um. Er tut mir fast schon leid."

Bei diesen Worten fiel die ernste Stimmung etwas ab und Theseus lachte leicht.

„Tut er nicht. Du genießt das richtig" bemerkte Theseus amüsiert und auch Casmiels Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Das tue ich, ja" antwortete er nur frech und erneut setzte Stille ein.

„Ich weiß, es steht mir nicht zu das zu fragen, aber wieso hasst du Charon so? Was hat er getan?" Theseus war kurz leise und als Casmiel nicht antwortete, seufzte er nur schwer.

„Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst. Ich würde dich niemals zu etwas zwingen. Es ist nur...ich würde gerne wissen was dich und Aspen so gegen einen Menschen aufbringt. Ich will wissen, wieso du Charon Tripe nicht ausstehen kannst."

„Es ist nicht nur Charon, weißt du?" Casmiels Stimme klang hohl, als würde etwas in ihr fehlen. Der natürliche Glanz schien aus seinen Augen gewischt und er starrte auf den Boden vor sich.

„Er war nur ein Auslöser und doch brachte er mit nur einer Handbewegung alles zu Fall. Doch er war nicht der einzige in meiner Familie, der mich nur benutzte."

Theseus legte den Kopf leicht schief und musterte Casmiel. Er bot eine Umarmung an, doch Casmiel schüttelte nur den Kopf und Theseus nickte wissend.

„Kannst du es mir erklären?" fragte er geduldig und sanft. Theseus wusste, wie schwer das für Casmiel sein musste.

Dieser atmete tief ein und blieb ein paar Momente still.

„Cassiopeia. Sie war meine Zwillingsschwester, doch wir haben uns nie geliebt. Ich habe sie geliebt, sie hat mich benutzt. Meine Eltern haben sie ignoriert. Als wäre sie nicht existent. Jahre lang versuchte sie ihre Aufmerksam zu erlangen. Sie tat verbotene Dinge, wollte den Namen unserer Familie in den Dreck ziehen und uns alle untergehen sehen, doch sie schaffte es nicht. Dafür war Charon zu mächtig. Doch sie wusste, dass ich Charons Aufmerksamkeit bekam, weshalb sie mich benutzte, um ihre Wünsche zu erfüllen" erklärte er näher und Theseus schluckte schwer bei dieser Erzählung, die Casmiel herunterratterte, als wäre es okay gewesen.

Er lachte sogar leicht, als wäre ihm eine dumme Tat seines jüngeren Selbst eingefallen.

„Ich war wohl ziemlich naiv, denke ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine eigene Familie in der Lage wäre, mir etwas Böses zu tun. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mich jemals benutzen würden, doch ich musste schnell feststellen, dass Liebe in dieser Familie ein Fremdwort ist. Jeder benutzt jeden. Manipulation ist eine Tradition, wie das gemeinsame Abendessen. Es ist wie atmen, denn wenn du andere dazu bringen kannst, zu tun was du willst, um zu bekommen was du brauchst, dann hat es denselben Wert wie Luft. Du brauchst es, um in dieser Familie zu überleben. Es ist eine traurige Wahrheit, die ich erst mit vier gelernt habe. Scheint früh zu sein, für eine solch erwachsene Weltansicht, aber Cassiopeia wusste es vor mir und konnte mich somit benutzen, wie es ihr beliebte."

Es schockierte Theseus, wie ruhig Casmiel während diesen Erinnerungen blieb, die ihm bereits jetzt Tränen in die Augen trieben, doch er befürchtete, dass Casmiel noch nicht einmal beim schlimmsten angekommen war. Schließlich ging es hier um Cassiopeia, die Casmiel noch immer liebte, trotz ihrer Taten. Cassiopeia, die für Cas sowas wie eine Heldin gewesen war.

Was hatte Charon also getan, damit Casmiel ihn hasste?

„Als wir vier waren, hat Cassiopeia sich in den Kopf gesetzt, dass sie einen Hund haben will. Unsere Eltern haben sie ignoriert. Sie wusste also, dass sie nie einen bekommen würde, wenn sie es wäre, die sie fragte. Also kam sie zu mir und hat mir erzählt, wie niedlich und nützlich Hunde doch wären. Ich war begeistert. Natürlich. Schließlich war sie schon immer besser als ich in sowas. Als ich dann zu meinem Vater ging und fragte, ob wir einen Hund bekommen könnten, sagte er nur, dass er darüber nachdenken würde und ich beließ es dabei. Zu Weihnachten bekam ich ein großes Geschenk mit Luftlöchern. Ich und Cassiopeia waren aufgeregt und packten es sofort aus"

Casmiels leichtes Lächeln erstarb und er zuckte nur leicht mit den Schultern.

„Darin fand ich einen toten Hund. Er war nicht nur tot, er war zerfetzt. Ich konnte nur erkennen, dass es einmal ein Hund gewesen war, weil der Kopf perfekt in Takt gehalten war und zeigte, welche Schmerzen er in seinen letzten Minuten erlitten hatte. Charon nahm das Herz aus der Schachtel und legte es mir in die Hände. Dann bückte er sich zu mir, legte seine blutige Hand auf meine Schulter und sah mir tief in die Augen. Er sagte nur: Deine Schwester hat dich manipuliert. Lerne daraus, Casmiel. Das nächste Mal ist es vielleicht ihr Herz, dass in deinen Händen liegt."

Theseus wurde schlecht. Er verstand nicht, wie ein Mensch so etwas grausames antun konnte. Und dann war es auch noch das eigene Kind. Doch Casmiel war noch lange nicht fertig.

„Cassiopeia interessierte sich nicht für diese Drohung. Im Gegenteil. Sie war froh darüber. Charon hatte ihren Namen damals nie benutzt. Nie. Er hat kein Wort mit Cassiopeia gewechselt, nicht einmal. Doch nur wegen dieser Drohung hat sie immer wieder versucht mich zu manipulieren. Deshalb lernte ich jede Art der Manipulation aus dem Weg zu gehen. Ich studierte sie, las Bücher darüber und fragte meinen Vater, ob er es mir beibringen konnte. Jetzt bin ich wie ein Lügendetektor und so nützlich diese Gabe auch ist, ich habe mein Vertrauen dadurch verloren. Ich konnte weder meiner Schwester noch meinem Vater mehr trauen. Jedes Wort konnte eine Lüge sein, jede Tat könnte bedeuten, dass Cassiopeia wegen mir sterben könnte. Mit fünf öffnete ich keine Geschenke mehr, da mein Vater ein Psychospiel aus dieser Paranoia entwickelt hatte. Jedes Mal, wenn es Geschenke gab, trennte er Cassiopeia und mich für den gesamten Tag, bis ich sie auspacken durfte. Bei jedem Geschenk dachte ich, ich würde ihren Kopf finden und ich bekam Panikattacken, allein wegen dem Gedanken an meinen Geburtstag oder Weihnachten. Charon schaffte diese Feiertage danach ab" erzählte er noch immer ruhig und gefasst während Theseus schniefte und ein Taschentuch von Casmiel entgegennahm.

„Ich war immer allein. Immer. Ich liebte meine Familie, jeden einzelnen von ihnen, doch sie hatten nicht die Kapazität mich ebenso zu lieben. Sie sahen mich als Werkzeug, als Mittel zum Zweck. Als Erben, Therapeuten, Spielkameraden. Für Cassiopeia war ich nie ein Bruder. Wir waren Geschäftspartner. Vor allem nachdem Caspian verschwand. Sie und er waren immer zusammen. Ich denke es ergibt Sinn. Caspian wurde ebenso wie sie größtenteils ignoriert. Die Konzentration lag voll und ganz auf mir und während sie sich gegenseitig Liebe beibringen konnten, war ich allein mit meinem Vater, der mich trainierte, damit ich irgendwann sein Erbe übernehmen könnte. Caspian war scheinbar nicht dafür geeignet" er schüttelte leicht den Kopf.

„Als er dann verschwand, verlor Cassiopeia ihren großen Bruder, ihr Vorbild und einzigen Freund. Deshalb begann sie, mit mir Zeit zu verbringen und mich als ihren Bruder zu sehen. Sie lernte mich zu benutzen, meine Beziehung zu unserem Vater auszunutzen und mich dazu zu bringen, sie über mich zu stellen. Ich hätte mein Leben für sie gegeben, sie hätte das niemals getan. Dafür war sie zu wichtig, zu intelligent. Zu perfekt. Von ihr habe ich diese Fassade. Sie war immer so selbstbewusst und stark. Niemand wagte es sich ihr in den Weg zu stellen, doch niemand mochte sie wirklich und für sie war das okay, solange sie mich hatte."

Theseus unterbrach die Erzählung kurz: „Aber...ist sie nicht gestorben, weil sie dich beschützen wollte? Sie hat dich doch weggeschickt und deinen Körper dazu gebracht, dich in Sicherheit zu bringen, oder nicht?"

Casmiel schnaubte nur bitter und schüttelte nur den Kopf.

„Das dachte ich auch. Ich habe mir selbst gesagt, sie würde tatsächlich geschwisterliche Gefühle mir gegenüber hegen, doch ich denke, dazu war sie nie wirklich in der Lage. Sie tat Dinge, damit sie ihr halfen. Solange es ihr gut ging, war es okay. Wäre ich gestorben, hätte sich niemand jemals an Charon rächen können. Er wäre also ungestraft davon gekommen und wir beide wären einen nutzlosen Tod gestorben. Das hat ihr nicht gefallen, also hat sie mich gerettet. Vielleicht war die Panik in ihr echt, aber das Motiv war nicht, weil mein Leben in Gefahr war" erklärte er nur bitter und Theseus konnte hören, wie schwer es ihm fiel, die Wahrheit über seine Schwester zu erzählen, die er doch eigentlich immer so geliebt hatte.

„Und was war mit Caspian? Wie ist er davon gekommen? Hat er Charon überlistet?" fragte Theseus irgendwie doch neugierig. Diese Geschichte zu hören war wie ein gutes Buch zu lesen. Spannend, emotional und fesselnd. Er konnte sich nicht von Casmiels Lippen lösen, die diese tragische Geschichte erzählten, so schmerzhaft es auch war, Casmiels Vergangenheit zu hören.

„Nein. Er war nie stark genug dafür. Caspian war mein Vorgänger. Er war der eigentliche Erbe des Tripe-Imperiums, doch er hat sich als unwürdig erwiesen und sobald mein Vater einen neuen Erben bekommen hatte, wurde er ebenso ignoriert wie Cassiopeia, die nie wirklich gewollt war. Es klingt schlimm, aber die Ausbildung meines Vaters war sehr anstrengend und zeitaufwändig. Er hätte nicht mehrere gleichzeitig genauso ausbilden können wie mich. Nicht, wenn er einen perfekten Erben gewollt hätte. Da er nur einen brauchte, war ich genug und er konnte seine anderen Kinder getrost ignorieren. Zwar kümmerte sich Mom um sie, doch sagen wir einfach meine Mutter ist durch die ständige Anwesenheit meines Vaters nicht mehr in der Lage eigene Entscheidungen zu treffen" er schien einen kurzen Moment in einer Erinnerung verschollen, bevor er in die Realität zurückkehrte und weitererzählte:

„Er ist verschwunden als ich zehn war. Er war fünf Jahre älter, doch er war schon immer sehr hitzköpfig und sehr eifersüchtig. Es ist kompliziert. Zwar will sich niemand der Ausbildung meines Vaters unterziehen, doch man strebt doch immer nach der Anerkennung und Aufmerksamkeit der Person, die sich nicht für dich interessiert. So war Caspian auch. Er hat Charon gehasst, doch wollte seine Aufmerksamkeit haben. Als ich sie bekam, lernte er auch mich zu hassen. Er gab mir die Schuld für sein Versagen und die Abwesenheit meines Vaters ihm gegenüber. Caspian war sehr gewaltätig und aggressiv. Schnell zu verärgern und sehr leicht zu provozieren. Er hat mich des öfteren verprügelt, mich bespuckt und mich beleidigt. Dafür wurde er bestraft, doch das nicht einmal von Charon, sondern von meiner Mutter, die nur die Befehle von Charon ausführte. Dennoch war es unpersönlich, was viel schlimmer für Caspian war, als die Strafe selbst. Also verschwand er eines Tages einfach und kam seitdem nie wieder zurück. Mein Vater hat sich nicht einmal für sein Verschwinden interessiert."

Casmiel seufzte schwer und schien sich zu fragen, wo Caspian war und was aus ihm geworden war. Über Zwanzig Jahre hatte er seinen Bruder schon nicht mehr gesehen. Das war eine lange Zeit und trotz der Behandlung seines Bruders, konnte Casmiel ihn nicht hassen. Er war sein großer Bruder. Casmiel sah zu ihm hoch und bewunderte ihn. Er konnte es nicht abstellen, so dumm und naiv diese Gefühle auch waren.

„Und Charon? Was hat er noch getan?" Theseus bemerkte, dass er zu neugierig wurde und zog sich wieder etwas zurück. „Natürlich nur, wenn du davon erzählen willst. Es tut mir leid, sollte ich zu aufdringlich sein aber...ich habe das Gefühl, dass du nie wieder so ehrlich zu mir sein wirst und ich will dich kennenlernen, Casmiel. Dein wahres Ich, nicht die Maske, hinter der du dich versteckst."

Casmiel lehnte sich vor und küsste Theseus sanft.

„Ich will auch, dass du mich kennst und das du verstehst, wieso meine Familie gefährlich ist. Du kannst hier niemanden vertrauen. Weder Achill, noch Atlas und schon gar nicht meinem Vater."

Er ließ Theseus wieder los und rückte wieder etwas weg von ihm, Theseus ließ ihn Abstand halten. Cas brauchte diesen Platz nun vermutlich und er würde es ihm definitiv nicht nehmen, wenn es hier um seine Geschichte ging, die er Theseus anvertraute.

„Charon ist kompliziert zu erklären. Ich habe Cassiopeia mit der Zeit verstanden und auch Caspian. Sie waren nur weitere Opfer von Charons Plänen, wurden von seinen Fäden umhergezogen und hörten auf seine Worte, ohne es wirklich zu wollen. Es ist schwer, es nicht zu tun. Denn egal, wie du reagierst, Charon scheint deine Züge schon zu kennen. Man kann ihm nicht entkommen. Nicht einmal nach fünfzehn Jahren, in denen ich verschwunden bin. Wenn ich raten müsste, was ich normalerweise nicht tue, ist Caspian auch noch irgendwo in Amerika und hofft mit jedem Tag, dass es sein letzter sein wird. Vielleicht ertränkt er sich in Alkohol und Drogen, vergisst was es bedeutet, zu leben und ist innerlich schon längst tot. Denn das macht Charon mit dir. So übertrieben es auch klingen mag, denn das tut es, er nimmt deine Seele. Manchmal nur ein Stück, manchmal alles. Es ist im Endeffekt egal. Er nimmt dir etwas, dass du nicht einfach ersetzen kannst. Ein Teil von dir. Er füllt diese Leere mit einem Teil seiner Selbst und solltest du dich von ihm entfernen, nimmt er es einfach zurück. Doch dann ist da wieder diese Leere und du willst zurück zu ihm, denn du weißt, dass nur er dich erfüllen kann. Du musst zu ihm zurück, denn ohne ihn verfault der Rest deiner Seele und zerfällt langsam bis du innerlich tot bist und auf den Tod wartest, der besser scheint, als das Leben, ohne deinen eigenen Willen."

Es klang tatsächlich, als wäre Charon der Teufel in Person. Als würde er einen Vertrag aushandeln, der dir unendlich viel Macht und Prestige versprach, dir dafür deine Seele nahm.

„Er macht dich zu seiner Puppe, zieht dich auf deinen Schnüren herum und tut mit dir, was auch immer er will, denn niemand kann ihn aufhalten. Nicht einmal der Tod, denn selbst dann würdest du ihm folgen. Das ist das Problem mit ihm. Wenn er stirbt, nimmt er dich mit sich und löst damit eine Kettenreaktion aus. Stell dir vor, ich würde ihn töten. Die gesamte Familie Tripe würde damit ihre Macht verlieren und ihren wichtigsten Teil. Deshalb ist die Ausbildung eines Erben auch so wichtig und deshalb ist Charon nicht zufrieden mit Atlas. Er hat seine Ausbildung zu spät begonnen, er kann kein guter Erbe mehr sein. Doch wenn Charon stirbt, dann geht das Tripe-Imperium mit ihm. Der Metallmarkt fällt, die Regierung und die Unterwelt. Sie alle verlieren ihre Konstante und sie werden fallen. Deshalb kann man ihn nicht töten. Nicht ohne einen guten Plan, den ich nicht habe und niemals haben werde. Er ist einfach zu gut und weiß genau, dass er alles mit sich nehmen würde" erklärte Casmiel und Theseus wusste nicht, ob er beeindruckt sein sollte, oder einfach angewidert. Charon war wirklich der Teufel. Ein genialer Teufel, doch das änderte nicht, dass er ein schrecklicher Mensch war und für immer sein würde.

„Also ist er unbesiegbar. Man kann ihn nicht von seinem Thron stoßen, ihn nicht töten und ich bezweifle dass man mit ihm einfach reden könnte und er seine gesamten Weltherrschaftspläne aus dem Fenster wirft" fasste Theseus noch einmal zusammen und Casmiel lachte leicht.

„Nein. Ich denke nicht, dass man mit Charon wirklich reden kann. Er ist nicht gerade der Typ Mensch der besonders viel Empathie zeigt, weißt du" antwortete Cas schmunzelnd und Theseus war froh, dass Cas trotz all dem noch Lächeln konnte.

„Was wirst du jetzt tun? Ich meine, das ist echt verdammt viel. Du musst deine gesamte Familie sehen, dir was mit Charon einfallen lassen und wow. Das ist verdammt viel Verantwortung für einen Menschen. Ich bitte dich Cas, es ist nicht deine Aufgabe die Welt zu retten. In der Prophezeiung geht es nicht nur um dich" erinnerte Theseus ihn besorgt und wollte Casmiels Hand in seine nehmen, wartete dafür jedoch erst auf Einverständnis, welches Cas ihm mit einem Nicken gab.

„Ich weiß. In der Prophezeiung geht es um dich, mich und noch eine Person. Und meine erste Aufgabe wird es sein, sie aus diesem ganzen Desaster zu holen, in das Charon sie gerade gestoßen hat" meinte Cas nur seufzend und legte seinen Kopf in den Nacken. Seine Augen waren geschlossen und er schien die letzten ruhigen Minuten vor einem langen Kampf zu genießen.

„Du willst also Icarus auf unsere Seite bringen?" fragte Theseus interessiert und Casmiel öffnete nur ein Auge und grinste ihn verschmitzt an.

„Ich denke es wird Zeit einem gefallenen Engel seine Flügen zurückzugeben."

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