Luciens Sicht

Gemeinsam standen wir vor dem großen See. Aspen hatte diesen Ort geliebt. Sie liebte den Sonnenuntergang anzuschauen, sie liebte die Sterne in der Nacht und die warmen Sonnenstrahlen des Morgen.

Ich erinnere mich genau, wie wir hier gecampt haben und wir uns zum ersten Mal näher gekommen waren.

In der Nacht wurde mir bewusst, wie sehr ich dieses Mädchen mochte. Das Mädchen mit den feuerrotem Haar und den strahlenden Augen, mit dem reinen und gutem Herzen und dem zauberhaften und ehrlichen Lächeln auf den Lippen.

Aspen war der wundervollste Mensch, dem ich begegnet bin.

Tränen rannen meine Wangen herunter, während ich auf die Zeichnung in meinen Händen blickte.

Auf dieser wirkte sie so lebendig und es fühlte sich an, als hätte ich sie gestern angefertigt. Dabei war es Monate her.

"Es tut mir leid", flüsterte ich und strich über die Zeichnung, als könnte ich sie ein letztes Mal berühren.

Tief atmete ich durch. Atmete ich kalte Nachtluft ein, bevor ich die Zeichnung zusammenfaltete und an der Himmelslaterne befestigte.

"Ihr wird es gut gehen."

Damian legte seine Hand auf meine Schulter, bevor neben ihm Penny auftauche und ebenfalls eine Himmelslaterne in den Händen trug.

"Sie ist für Noah und Aspen", brachte sie mühsam hervor.

Damian nickte und zog Penny zu sich.

"Sie sind für die Menschen, die wir lieben, aber verloren haben", meinte Payton neben mir. Sie und June, wie auch Jason und Tyler, auch Sebastian trugen eine Himmelslaterne, auf der Namen standen.

Allem voraus Aspen und Noah.

Gemeinsam standen wir da und betrachteten, wie die Sonne unterging. Langsam verschwand sie hinter dem See, bis die Nacht einkehrte.

"Sie hätte es geliebt", flüsterte ich und entzündete als erste meine Laterne.

Damian überreichte ich das Feuerzeug und nach und nach entzündeten wir alle unsere Laternen und erhellten die Dunkelheit.

"Drei."

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

"Zwei."

Damian nickte mir zu, bevor er auf die Laterne blickte.

"Eins."

Gemeinsam ließen wir die Laternen in den Himmel steigen.

Über den See schwebten sie hinweg und erfüllten die Nacht mit ihrem hellen Licht.

Es war das Schönste, was ich je gesehen habe. Es war magisch, die Laternen zu beobachteten, wie sie den Himmel empor stiegen.

Und zum ersten Mal seit Aspens Tod, fühlt sie sich näher an als je zuvor.

Mit jedem Meter, die die Laternen weiter empor stiegen, wirkten sie wie funkelnde Sterne.

Diesen Augenblick würde ich niemals vergessen.

"Sie lieben es", murmelte Damian. Auch er hat Tränen in den Augen, während er die Laternen beim Aufsteigen beobachtet. Selbst Payton muss bei dem Anblick weinen.

"Mit Sicherheit schauen sie beide zu", rief Penny, welche leise schluchzte, bevor sie nach Damians Hand griff und ihre Finger mit seinen verband.

Ich dachte, dass mich ihr Anblick schmerzen würde, dass die beiden nach all dem ihr Glück gefunden hatten und meines zerbrochen war, doch es war verdammt wohltuend, die beiden glücklich zu sehen.

Ich freute mich für meinen Bruder, dass er endlich liebte und geliebt wurde. Das war alles was ich mir je für ihn gewünscht hatte.

"Mal sehen, was die Zukunft für uns bereithält", erwiderte Damian, bevor er nach meiner Hand griff.

Entschlossen lächelte er mich zu, woraufhin ich zum ersten Mal wieder lächeln konnte.

Tief atmend griff ich nach Paytons Hand, die wiederum Junes umfasste, welche Tylers Hand griff und seine Jasons fand, der schlussendlich Sebastian festhielt.

Gemeinsam standen wir da, stärker denn je und blickten in eine ungewisse Zukunft, aber mit dem Wissen, dass wir nicht allein waren.

Denn Noah war bei uns.

Aspen war bei uns.

Wie das Licht in der Dunkelheit.