42
Der Himmel wirkte seltsam finster und bedeckt. Es war völlig still draußen, als wäre alles Leben verschwunden.
Dabei lag es an Ares. Er war frei. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er auftauchen würde.
Während ich die Straße entlang lief, hielt ich mein Messer eng umschlungen.
Mir war es egal, ob mich jemand mit dem Messer sah. Immerhin würden sie alle bald von den Dämonen erfahren, wenn wir es nicht verhindern konnten.
Aufmerksam betrachtete ich meine Umgebung, versuchte alles wahrzunehmen, was um mich herum geschah.
Ich wollte mich von keinem Dämonen überrumpeln lassen.
Immer weiter stapfte ich entschlossen den Weg entlang, als mich ein stechender Schmerz in die Knie zwang.
Keuchend rang ich nach Luft. Wärme überfuhr meine Haut, ließ sie brennen wie Feuer.
Eilig öffnete ich meine Jacke und schob mein Pullover herauf.
Die Linien auf meinem Bauch leuchteten.
"Lucien", flüsterte ich, bevor mich erneut eine Welle des Schmerzes überrollte und das Licht heller wurde.
Aspen, vernahm ich seine Stimme in meinem Kopf. Sie klang beinahe verzweifelt.
Lucien
Mehr brachte ich nicht zustande, obwohl ich ihn so viel mehr sagen wollte.
Aspen, liebes. Es war Ares Stimme. Wie konnte er das machen?
Es sei denn..
Lass ihn in Ruhe, fluchte ich lautstark. Wenn du ihn etwas tust, töte ich dich auf der Stelle, du elendes Monster
Ein lautes Lachen ertönte, bevor ich Luciens Stöhnen vernahm.
Mein Sohn hatte mehr als genug Chancen. Es ist Zeit zu sterben.
Ein lauter Schrei entfuhr mir, bevor ich von einer Eiseskälte überrollt wurde.
Augenblicklich brach der Kontakt zu Lucien und Ares ab.
Keuchend ließ ich das Messer fallen und stieß mit den Händen in den Schnee. Die Kälte zog sich durch meinen gesamten Nackenbereich, die Wirbelsäule herunter.
Sofort suchte ich nach dem Messer und griff danach, bevor ich mich schwungvoll umdrehte und das Messer in den Dämonen stieß.
Er wich zurück, zerfiel jedoch nicht zu Staub. Fassungslos blickte ich ihn an. Trotz des Lichtes des Tages, hatte er die seine dämonische Gestalt.
Sie waren stärker geworden. Viel stärker.
Der Dämon legte den Kopf schief, bevor er auf mich zuschritt.
Stöhnend zwang ich mich auf meine Füße, während der Schmerz in meinem Nacken mich zu lähmen schien, doch schon bald würde mein Engelsblut die Wunde heilen.
Mit einem Mal hörte ich einen ohrenbetäubenden Schrei.
Panisch blickte ich mich umher und bemerkte wie der Boden und die Himmelsdecke aufbrachen. Dämonen drangen aus ihnen heraus.
Es war soweit.
Ares hatte seinen Angriff gestartet.
"Wage es nicht!", donnerte eine Stimme hinter dem Dämonen, bevor der Dämonen in Flammen aufging.
Hinter ihm tauchte Damian auf, mitsamt Noah, Sebastian und Payton.
Erleichterung durchflutete mich, auch wenn mein Plan damit außer Ruder lief.
"Geht es dir gut?"
Noah eilte auf mich zu. Sorgenvoll musterte er mich. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinem Arm, um ihn zu beruhigen.
"Es ist alles gut", erwiderte ich, bevor ich Noah in meine Arme schloss.
"Es tut mir leid", flüsterte ich in sein Ohr. Behutsam strich er über mein Haar.
"Penny wird dir verzeihen, weil ihr beste Freunde sein und nichts das ändern wird", erwiderte er und drückte mich fester.
"Ich hab dich lieb, Noah", schluchzte ich und genoss noch für eine kurze Sekunde seine Nähe, bevor ich mich von ihm trennte.
Aufmunternd lächelte er mir zu.
"Lass uns Lucien finden und den Mist hier beenden!"
Lächelnd wischte ich mir über mein Gesicht und nickte ihm zu.
"Ein verdammt guter Plan", erwiderte Payton von hinten, woraufhin auch Damian und Sebastian nickten.
"Lucien ist in den alten Lagerhallen, aber wir müssen bis dahin durchkommen!"
Es wurden immer mehr Dämonen, kreischend ergriffen sie Besitz von der Umgebung. Und auch uns hatten sie entdeckt.
"Damian und du gehen Lucien zu suchen. Wir halten euch den Rücken frei!", erteilte Sebastian die Anweisungen.
"Wir treffen uns wieder hier", versprach mir Noah. Kurz drückte er meine Hand, bevor ich zu Damian ging und wir beide loseilten.
☁️
Die Lagerhallen waren keine fünf Minuten mehr entfernt. Hinter uns hörte ich das Kreischen der Dämonen.
"Schau nicht zurück!", rief mir Damian zu, während wir den Weg weiterrannten.
Wir hatten keine Zeit zu verlieren, vor allem weil Luciens Leben in Gefahr war. Wenn wir nicht zu spät kamen.
Von weiten sahen wir bereits die Lagerhallen. Mit jedem Schritt, den wir zurücklegten, jeden Meter, den wir überwanden, klopfte mein Herz stärker.
Ich wollte Lucien endlich wieder in meine Arme schließen und nie wieder loslassen.
"Damian, einen Moment", rief ich und blieb abrupt stehen. Er kam ebenfalls zum Stehen.
Auch wenn wir eigentlich keine Zeit hatten, musste ich kurz mit ihm sprechen. Kurz atmete ich tief durch. Ich war sichtlich außer Form geraten.
"Wegen dem, was heute mit Penny geschehen ist. Ich wollte mich dafür entschuldigen", erwiderte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Mach dir keine Gedanken. Wir kriegen das wieder hin", munterte er mich auf, bevor er nach meiner Hand griff und wir die letzten Meter zur Lagerhalle rannten.
"Lucien?", rief ich lauthals, während ich an den Griffen der Metalltür zog, doch sie bewegte sich kein Stück.
"Verdammt!", brummte ich und ließ von der Tür ab.
"Lass mich."
Mit Leichtigkeit entfaltete er seine Kräfte. Es war beeindruckend ihm dabei zuzusehen und zu wissen, dass solche Mächte überhaupt existierten und ich fragte mich, wie Luciens Macht aussehen mochte.
Mit einem Tritt verhalf Damian, dass die Tür sich öffnete.
"Lucien."
Meine Stimme fühlte sich kratzig und heiser an. Meine Augen brannten, als ich ihn sah. Erleichterung schwappte über mich, wie eine große Welle.
Ihn zu sehen, war das größte Geschenk auf Erden.
"Kommt nicht näher!", rief er uns zu. Er saß in der Ecke, die Hand auf eine Wunde gepresst, aus der das Blut quoll. An seinem Kopf hatte er eine lange Wunde.
Seine Augenringe saßen tief, er hatte einen leichten Bart und die Haare lagen kreuz und quer auf seinem Kopf.
Er sah völlig ausgelaugt aus und es quälte mich ihn so zu sehen.
Was hatte er bloß durchmachen müssen? Und was hatte Ares ihm angetan?
"Lucien", rief ich erneut und wagte es mich ihm langsam zu nähern.
Ich wollte ihn nur in meine Arme schließen und flüstern, dass alles gut wird.
"Halt dich von mir fern, Aspen!", donnerte seine Stimme durch die Halle.
Bevor ich noch einen Schritt setzten konnte, hielt mich Damian an meinem Handgelenk fest und warf mir einen kurzen Blick, dass ich Lucien Zeit geben sollte.
"Lucien, wir sind hier, um dir zu helfen", erwiderte Damian ruhig und ließ mein Handgelenk los.
Lucien seufzte auf, schüttelte hektisch den Kopf und vergrub diesen in seinen Händen.
"Ich kann es nicht kontrollieren. Ich werde euch verletzten. Verdammt, ich bin ein Monster", rief Lucien, während seine Stimme allmählich brach.
"Lucien, du kannst kontrollieren. Ich helfe dir", versicherte Damian ihm.
Kurz blickte er zu mir, bevor er sich ebenfalls Lucien näherte.
"Ich sagte, bleibt fern!"
Mit einem Mal richtete sich Lucien mit samt Flügel in seiner vollen Größe auf. Kleine Blitze umspielten seinen Körper, die immer stärker wurden und in die Lampen der Lagerhalle einschlugen.
Das Glas der Lampen zerbrach und fiel klirrend zu Boden.
Ein schreckhafter Laut entfuhr mir, bevor ich entsetzt die Hand vor den Mund schlug.
"Du hast Angst. Ihr habt Angst, ich-"
Verzweifelt raufte sich Lucien durch die Haare, während die Blitze langsam verschwanden.
Tief holte ich Luft. Ich musste ihn beruhigen, bevor er endgültig die Kontrolle verlor.
Eilig überbrückte ich die letzten Schritte zwischen uns. Er zuckte zusammen, presste sich näher an die Wand und ich spürte, das Summen seiner Kräfte.
"Lucien, unsere Eltern sind vielleicht verwandt mit uns und geben uns vieles mit auf den Weg, aber sie definieren nicht, wer wir sind oder wir seien wollen. Das entscheidest allein du!"
Fest umschloss ich seine Hand. Eine vertraute Wärme floss durch meine Hand meinen Arm herauf. Eine Wärme, die ich unfassbar vermisst hatte.
"Wir sind mehr als uns unsere Eltern glauben lassen wollen. Du bist mehr, Lucien!"
Seine Ozeanblauen betrachteten mich. In ihnen konnte ich seine Verzweiflung und seine Angst lesen.
Behutsam strich ich ihn über die Wange, bis ich sie umschloss.
Tränen brannten in meinen Augen, bei dem Gefühl ihn berühren zu können. Wie sehr ich ihn vermisst hatte, vermag ich kaum ich Worte zu fassen.
"Aspen", flüsterte er. Vorsichtig umschloss er meine Hand mit seiner, machte aber keine Andeutungen, meine wegzuschieben.
"Ich liebe dich auch, Lucien Wayne", flüsterte ich leise, sodass nur er und ich es hören konnten.
Damian hatte mir alles erzählt, was geschehen war, während ich Tod war. Vor allem aber, dass Lucien mir seine Liebe gestanden hatte.
"Ich liebe dich, Lucien und keiner und nichts auf der gesamten Welt wird das ändern können!"
Der Blick seiner Augen jagte mir einen warmen Schauer über den Rücken, ließ die Schmetterlinge in mir wieder aufleben.
Auf einmal spürte ich Luciens Lippen auf die meinen, wie seine Hände sich um mich legten und er mich fest an sich zog.
Mit einem Mal fühlte sich die Welt schweren-und grenzenlos an.
Ein Feuerwerk explodierte in meinem Körper, während ich den Kuss mit Lucien vertiefte.
Einen Kuss voller Schmerz, Sehnsucht und Liebe. So sehr hatte ich mich nach ihm gesehnt.
"Ich will euch Turteltauben nicht unterbrechen, aber draußen wird es ungemütlich!", unterbrach Damian uns.
Nur zögerlich beendete Lucien den Kuss. Kurz hielt er noch mein Gesicht und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er auf die Knie sank.
"Lucien!"
Eilig ließ ich mich zu ihm nieder und öffnete seine Jacke. Seine Brust war schlimm verletzt. Er musste dringend versorgt werden.
"Damian! Ich brauch dich hier!"
Sofort kam Damian herbeigeeilt. Kopfschüttelnd betrachtete er die Wunde.
"Ich bring diesen Bastard um", fluchte er.
"Mach dir nichts draus, Bruder", murmelte Lucien, völlig erschöpft und presste seine Hand auf die Wunde.
"Natürlich mache ich mir etwas draus. Ares wird nicht meine Familie zerstören."
Mit einem Ruck half Damian Lucien auf und schwang seinen Arm um ihn.
"Du bist mein Bruder, Lucien!"
Lächelnd betrachtete ich die beiden. Hätte mir jemand mal gesagt, dass die beiden sich einmal so gut verstehen würde, hätte ich gelacht. Laut gelacht.
Doch zu sehen, dass sie zueinander gefunden hatte, erleichterte mich ungemein. Vor allem, wenn ich einmal gehen müsste, wäre Lucien nicht allein.
Während ich hinter den beiden Jungs herlief, tippte ich eine Nachricht an meinen Vater und June, die sich an ihre Eltern wenden sollte und sendete ihn die Adresse zu Damians Haus. Fieberhaft überlegte ich mir einen Grund, bis ich den passenden fand.
"Alles gut bei euch?", fragte ich Lucien und Damian, während ich zu ihnen aufschloss.
Lucien stöhnte nur kurz, lächelte jedoch.
"Wenn ich dich sehe, ja."
☁️
Ununterbrochen klingelte mein Telefon. Auf dem Bildschirm tauchte die Nummer von Penny auf.
"Lucien! Damian! Bitte wartet kurz!"
Obwohl wir fast an unserem Treffpunkt angekommen waren, warteten die beiden auf mich.
"Ist alles okay?", fragte Lucien leise. Er litt sichtlich unter Schmerzen. Ich musste mich beeilen, damit wir ihn versorgen konnten.
"Gib mir eine Minute!"
Hastig zog ich den grünen Balken herüber, woraufhin Penny gleich losredete.
Ihre Stimme brach immer wieder und wurde erschüttert durch ein lautes Schluchzen.
"Penny, halt! Was ist passiert?", fragte ich sie und blickte sorgenvoll zu Damian. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine Furche gebildet.
"Noah-"
Erneut schluchzte sie laut. Ich konnte mir vorstellen, wie Tränen ihre Wange herabrannen.
"Er ist Tod."
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