Wedding Dress
Tränen laufen in Bächen mein Gesicht herunter, als ich den Flur, der in Strahlen der Morgendämmerung eingetaucht ist, entlanglaufe. Rot- orangene Strahlen, scheinen durch das Fenster, als ich die Treppen nach unten herunterlaufe. Mein Blickfeld ist von Tränen verschleiert. Auf keinen Fall konnte ich jetzt noch in mein Apartment gehen. Wenn West aufwachen würde, würde er als Erstes in meinem Apartment nach mir suchen.
West.
Ein schmerzvoller Stich durchfährt mich. Oh Gott! Was hatte ich getan? Wieso hatte ich mich noch auf eine letzte Nacht mit ihm eingelassen? Warum?
Mit völlig verschleierten Augen komme ich unten an der Treppe an, bevor ich die Tür öffne. Ich wusste nicht, wie spät es war. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Meine Beine tragen mich zu meinem Auto und wie in Trance öffne ich die Tür. Als ich im Auto sitze, bemerke ich, dass mein Shirt falsch herum ist. Ich wusste, dass ich schrecklich aussehen musste, meine Haare total durcheinander, meine Augen verweint, aber in diesem Moment war es mir egal. Mir war alles egal. Wie in Trance starte ich die Zündung und fahre einfach los. Ich wusste, dass ich auf garkeinen Fall zu Amber fahren konnte, denn den Moment in dem ich sie sehen würde, würde ich sofort mein Geheimnis ausplaudern. Und sie würde sofort versuchen mich davon abzuhalten, Brad zu heiraten. Mir fiel nur eine Person ein, bei der ich in dieser Situation Unterschlupf suchen konnte. Eine Person neben Amber, die mich auch nicht verurteilen würde.
Mein Blick fällt auf die Digitaluhr in meinem Auto. Es war viertel nach fünf in der früh. In fast 6 Stunden würde die Hochzeit stattfinden. Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken, mein Auto macht einen Schlenker zur Seite. Panisch greife ich nach dem Lenkrad und lenke wieder in die entgegengesetzte Richtung, bis ich mich wieder in der Mitte der Straße befinde. Meine Nerven waren komplett am Ende. Ich konnte einfach nicht mehr. Monate lang hatte ich mich auf diesen Tag vorbereitet. Und jetzt da er da war, war er alles was ich verabscheute. Alles was ich mit jedem einzelnen Stück meiner Seele hasste. Für eine Millisekunde schließe ich kurz die Augen. Ich spüre, wie sie anfangen zu brennen und sich Tränen sammeln. Rasch öffne ich sie wieder und konzentriere mich auf die Straße.
Kurze Zeit später, biege ich in die Auffahrt von Roxannes Haus ein. Ihr Haus ist komplett ins Dunkle gehüllt, dennoch hält es mich nicht davon ab, den Motor abzuschalten, und eine Minute später die Autotür mit zittrigen Händen zu öffnen. Mein Atem erscheint in einer Rauchwolke vor mir, die Morgenluft noch frisch, als ich aus dem Auto springe. Ich erschaudere, als ich meinen Weg über den kleinen Schotterweg zu ihrem Haus mache. Ohne nachzudenken, hebe ich meine Hand und drücke mit dem Finger auf die Klingel. Das laute, schrille Geräusch durchdringt ihr Haus. Ich halte den Atem an und warte darauf, dass ich Fußschritte höre. Nach einer kurzen Phase der Stille, höre ich plötzlich schwere Schritte, die sich der Tür nähern. Die Tür wird aufgerissen, vor mir allerdings nicht Roxanne. Ein verdutzter Ausdruck erscheint auf meinem Gesicht und ich muss ihn anstarren, wie ein Auto. Vor mir steht niemand geringerer, als Mr. Anzug. Allerdings trägt er keinen Anzug, sondern nur Boxershorts, seine dunkelblonden Haare wild von seinem Kopf abstehend.
„Ähhm...", höre ich seine tiefe Stimme, als er sich peinlich berührt am Hinterkopf fasst.
„Shane ?!", höre ich plötzlich Rox's Stimme durch das Haus wandern, bevor sie kurze Zeit später hinter ihm auftaucht, mit nichts bekleidet, als einem Männerhemd, die Ärmel hochgekrempelt.
Als sie mich sieht, steigt ihr plötzlich die Röte ins Gesicht.
„Z..Z...Zoee?", ihre Stimme steigt eine Oktave höher, als sie mich in sich aufnimmt.
Ein schwaches Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ich langsam nicke.
„Was machst du hier? Solltest du nicht längst auf dem Weg in Grace's Hotelsuite sein?", ihre Stimme überschlägt sich, als ihr Blick langsam an mir hinabwandert.
Ich beiße mir auf die Lippe und versuche meine Tränen zurückzuhalten, als ich erneut nicke.
„Am Besten du kommst erst Mal rein, dann kannst du mir alles erzählen", sie öffnet die Tür ein Stückchen weiter, damit ich das Haus betreten kann.
Shane beobachtet unseren Austausch, in seinen braunen Augen Besorgnis.
„Darling, ist alles in Ordnung?", seine Stimme klingt besorgt, als er Roxanne mit seinen braunen Augen mustert.
Sie schenkt ihm einen weichen Blick, bei dem sich mein Herz zusammenzieht. Man sah sofort, dass die beiden Gefühle füreinander hatten. Schmerzhaft wende ich den Blick ab und schaue auf den Boden, während ich mit einem Ohr weiterhin der Konversation von Rox und Shane lausche.
„Shane, Liebling würde es dir was ausmachen, wenn wir uns auf der Hochzeit treffen?", ihre sanfte Stimme dringt leise durch das Wohnzimmer
„Nein, natürlich nicht", seine Stimme klingt ebenfalls weich und für einen kurzen Moment ist es fast komplett still im Zimmer, alles was ich höre, ist unser Atmen.
Vor Angst, dass ich Roxanne und Shane beim Knutschen erwische, halte ich meinen Kopf weiterhin auf den Boden gesenkt. Nach einer gefühlten Ewigkeit höre ich Shane's Stimme wieder.
„Klärt alles was ihr klären müsst. Wir treffen uns dann um halb zwölf vor der Kirche", für einen kurzen Moment hebe ich den Kopf und beobachte, wie er Roxanne einen Kuss auf die Stirn gibt.
Rasch wende ich den Kopf wieder ab. Oh Gott ich konnte das nicht sehen. Ich konnte mir das nicht angucken. Zu wissen, dass ich so Etwas auch gehabt hatte, tat mir in der Seele weh.
„Ciao Zoe, es war schön dich kennen zulernen", höre ich plötzlich seine Stimme an mein Ohr dringen.
„Und danke, dass Rox mich zu deiner Hochzeit mitnehmen darf", ich hebe kurz den Kopf und sehe, wie er mich verschmitzt anlächelt.
Ich nicke nur und versuche ihm ein halbwegs freundliches Lächeln zu schenken.
„Klar", meine Stimme klingt nicht wie meine Eigene, rau vom ganzen Weinen.
Roxanne muss das ebenfalls gemerkt haben, denn plötzlich spüre ich ihre Hand auf meiner Schulter.
„Wie wärs, wenn du erstmal nach oben läufst und dir ein Bad mit heißem Wasser einlaufen lässt?", ihre Stimme redet sanft auf mich ein.
Ich nicke und stehe von meinem Platz auf.
„Ja, das klingt ganz gut. Schätze ich", ich zucke mit den Schultern, stehe aus meinem Stuhl auf, werfe Shane noch einen letztes gezwungenes Lächeln zu und laufe mit gesenktem Blick die Wendeltreppe nach oben ins Badezimmer.
Oben angekommen drehe ich den Wasserhahn auf und lasse das heiße Wasser in die Badewanne laufen. Meine Gedanken driften an die vorherige Nacht ab, als ich mich mit dem Rücken zur Badewanne auf die Fliesen senken lasse. Meine Augen fangen an zu tränen und ich habe das Gefühl, als ob jemand mein Herz aufgeschnitten hätte. Die Uhr an der Badezimmerwand tickt laut, während mein Herz in tausend Einzelteile zu zerbrechen scheint.
„Hey", ich hebe meinen Kopf und schaue auf Roxanne, die an der Tür steht.
In ihrer Hand hält sie ein kleines Fläschchen.
„Hier ich hab dir ein bisschen Lavendel mitgebracht, das dient zur Entspannung", ihre Stimme klingt weich, als sie zur Badewanne läuft die Flasche öffnet und ein wenig davon ins Wasser gießt.
Danach lässt sie sich seufzend neben mich auf den Badezimmerboden gleiten, ihr Rücken ebenfalls an die Badewanne gepresst.
„Weißt, du ich habe mir so lange Etwas von Brittany vorschreiben lassen. Mein ganzes Leben", ich hebe den Kopf und starre sie an.
„Und jetzt ist so ein wundervoller Mann, wie Shane in mein Leben getreten..", ihr Gesicht ist zu einem Lächeln verzogen, als sie weiterredet.
„Er hat mir gezeigt, dass ein Mensch Einem nicht sein ganzes Leben vorschreiben kann", ihr Kopf dreht sich jetzt ebenfalls zu mir, ihr Blick intensiv auf mich gerichtet.
„Und das solltest du auch nicht machen, Zoe", ich spüre, wie mir die Tränen kommen.
Schnell schließe ich meine Augen und beiße auf meine Unterlippe.
„Ich weiß, Rox. Ich weiß. Aber ich kann nicht anders", murmele ich, als ich ihre Hand nehme, meine Augen öffne und ihr ins Gesicht blicke.
Ich weiß nicht, was es ist, was ich dort in ihren Augen sehe, aber was immer es auch ist, es lässt mich plötzlich die Worte aussprechen, die ich seit einer Woche von jedem Menschen geheim gehalten habe.
„ Rox, ich kann Brad nicht heiraten, weil... weil er gedroht hat West umzubringen", meine Stimme fängt an zu zittern und ich muss mich zusammenreißen, nicht in vollkommene Panik auszubrechen.
„Er hat WAS?!" Roxanne's Stimme kommt in einem erschrockenen Keuchen aus ihrem Mund, als sie mich mit weiten Augen anstarrt.
Ich schließe die Augen, versuche meine Atmung zu regulieren, als ich die Worte, dieselben, die ich ihr vor eine paar Sekunden anvertraut habe, wiederhole.
„Er hat gedroht West umzubringen", meine Stimme klingt plötzlich so laut, als ob eine Kanonenkugel durchs Bad gefeuert wurde.
„Zoe, du kannst ihn auf garkeinen Fall heiraten!", ich beobachte, wie Roxanne aufgebracht aufspringt, ihre Stimme leicht überschlagen.
„Wir müssen was tun. Shane er ist Anwalt er kann..."
„Nein, Rox auf garkeinen Fall!", ich springe ebenfalls auf und greife nach ihrem Arm. „ Rox, du musst mir zuhören. Du darfst das auf garkeinen Fall, jemandem erzählen. Nicht einmal Shane, hast du gehört?", meine Augen sind eindringlich auf sie gerichtet, während ich darauf warte, dass sie nickt.
Als das Nicken jedoch nicht zu kommen scheint, schaue ich sie weiterhin flehend an.
„Rox, du verstehst das nicht. Ich muss ihn heiraten. Er hat einen Privatdetektiv auf mich gesetzt. Er bekommt, alles raus. Selbst, wenn wir etwas gegen ihn planen..", meine Stimme wird immer verzweifelter, als mir erneut die Tränen aus den Augen quellen.
„Und dann wird er West erschießen", ein Schluchzer dringt aus meinem Mund, woraufhin ich mir die Hand auf die Lippen presse.
„Und das kann ich nicht zulassen, Rox. Ich kann es nicht zulassen, dass er den Mann erschießt den ich liebe!", meine Worte sind nun durch eine Welle von Schluchzern durchzogen, mein ganzer Körper zittert.
"Ich hab ein Menschenleben in meiner Hand, Rox."
„Oh mein Gott, Zoe", Roxanne's Stimme klingt aufgebracht, als sie mich plötzlich in ihre Arme zieht.
„Wenn ich das geahnt hätte, wenn ich geahnt hätte, dass er so ist, dass er ...dass er es wagen würde einen Menschen zu töten..", ihre Stimme zittert jetzt ebenfalls
„Verdammt, Brittany kennt Brad schon zehn Jahre, sie hätte uns vor ihm warnen müssen", sie zieht mich noch näher an ihren Oberkörper und streicht mir langsam, sanft durchs Haar.
„Wenn ich das gewusst hätte, wenn ich das gewusst hätte...", wieder und wieder murmelt sie die Worte vor sich hin, während sie mir wie ein Mantra durch die Haare fährt.
Inzwischen musste die Badewanne fast voll sein.
„ Rox, die Badewanne ich glaube sie läuft gleich über, wenn du den Hahn nicht zudrehst", kleine Schluckaufs kommen aus meinem Mund.
Roxanne löst sich langsam von mir, streckt ihre Hand aus und dreht den Wasserhahn zu. Danach fasst sie mit ihrer Hand unter mein Kinn und schaut mich mit einem ernsten Blick an.
„Zoe, wir kriegen das schon wieder hin, okay?", ihre Stimme klingt felsenfest, als sie weiter redet.
„So bald die Hochzeit vorbei ist, such ich mit Shane nach einer Lösung. Wir werden ihn ins Gefängnis bringen", mein Herz zieht sich vor Schmerz zusammen und obwohl ich weiß, dass es nicht so einfach sein wird, nicke ich langsam mit dem Kopf und versuche ein Lächeln über mein Gesicht zu bringen.
Roxanne hatte noch Hoffnung. Hoffnung, dass alles gut werden würde. In mir war diese Hoffnung schon längst gestorben. Gestorben ab dem Tag, an dem ich den Zeitungsausschnitt von Abigails Unfall gefunden hatte, und dem Tag, an dem Brad mir eine Knarre an den Kopf gehalten hatte. Roxanne schenkt mir ebenfalls ein kleines Lächeln, bevor sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht und seufzt.
„Ich schätze ich rufe dann mal Grace an und sag ihr und Roxanne, dass sie hier hin kommen sollen", sie schaut kurz auf die Uhr, die immer noch laut an der Badezimmerwand tickt.
„Schließlich haben wir nur noch zwanzig Minuten, Zeit, bis DeAngelo kommt", sie zieht die Augenbrauen hoch, was mich trotz meiner miserablen Laune ein wenig zum Lachen bringt.
„In der Zwischenzeit leg dich in die Badewanne. Glaub mir je normaler du aussiehst, desto weniger Stress gibt es mit Godzilla Mom und Brittzilla", sie zwinkert mir ein letztes Mal um die Stimmung aufzuheitern zu, bevor sie durch die Badezimmertür verschwindet.
***
Fünfzehn Minuten später, fühle ich mich schon ein klein wenig besser. So gut, wie man sich halt fühlen kann, wenn der schlimmste Tag deines Lebens eintritt, und du dich fühlst, als ob dein Herz herausgerissen wurde. Als ich meine Kleidung endlich wieder angezogen habe, vernehme ich Frauenstimmen, die von unten zu mir dringen.
„Roxanne würdest du mir sagen, warum wir in deinem Haus Zoe fertig machen sollen, statt in meiner Suite, in der wir schon alles vorbereitet haben?!", Grace's hohe, quietschende Stimme dringt durch das ganze Haus und ich zucke leicht zusammen.
„Wir dachten es wäre eine bessere Idee, schließlich hat mein Haus ein bisschen mehr Platz", erwidert Roxanne nur, woraufhin ich weitere Stimme vernehme, die dazwischen reden, die Worte kann ich allerdings dabei nicht entnehmen.
„ Grace ich denke, dass ist eine fabelhafte Idee", De Angelo.
„ Schließlich braucht ein Künstler seinen kreativen Raum, in dem er sich bewegen kann", ein Schnauben dringt bei seiner Antwort aus meine Nase.
Kreativer Raum. Das ich nicht lache.
„Roxanne würdest du mir sagen, wo Zoe überhaupt ist", Grace's Stimme klingt erneut von unten zu mir.
Ich spüre, wie eine Gänsehaut über meinen Rücken läuft.
„Wir sind schon zwei Minuten in Verzögerung. Du weißt, dass die Frisur optimal sitzen muss."
„Die Schminke natürlich auch", ergänzt eine weitere Stimme sie.
Brittany.
„Und erst das Kleid und der Schleier. Nicht zu vergessen, das Diadem", Grace Stimme wird immer höher und überschlägt sich fast, bei jedem weiteren Wort.
„Na, wo ist sie denn jetzt?", mein Puls fängt an zu rasen, als ich weiteres Gemurmel von unten höre und kurze Zeit später Fußschritte, die sich immer mehr dem Badezimmer nähern.
Ich schaue noch ein letztes mal in meine leblosen, verquollenen Augen im Spiegel, bevor die Tür aufgerissen wird und mir das Schwiegermonster, auch besser bekannt als Grace Huntington, gegenüber steht. Sie trägt ein rosanes Etuikleid mit einem grauen Blazer darüber. Auf ihrem Kopf sitzt ein rosaner Hut mit einer Feder. Als ihr Blick an mir entlanggleitet, verzieht sich ihr Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse.
„Was um Gotteswillen, hast du mit dir angestellt!", keift sie mich an, während sie näher kommt und mein Gesicht in ihre Hände nimmt.
„Guck dir mal deine Haut an! Und deine Augen! Wie denkst du sehen die Bilder von eurer Hochzeit in der Zeitung aus? Wenn du noch nicht einmal meine einfachen Anweisungen befolgen kannst!", ihre Stimme wird immer lauter, mit jedem Wort, das sie mir erneut an den Kopf schmeißt, zucke ich immer mehr zusammen.
„Ich hab dir strikt und einfach gesagt, dass du keine vierundzwanzig Stunden mehr vor der Hochzeit Zucker zu dir nehmen sollst! Das galt auch für Fruchtzucker!", ihre Stimme ist nun so laut, dass sie durch das Badezimmer dröhnt.
„Und ich habe dir ebenfalls strikt angewiesen, dass du mindestens acht Stunden schlafen solltest", Tränen sammeln sich in meinen Augen, als ich beschämt auf den Boden blicke.
„Grace, würdest du dich eventuell ein wenig zurückhalten? " höre ich plötzlich Roxanne's Stimme zu uns dringen, automatisch hebe ich meinen Kopf und reiße meine Augen auf.
Ich konnte nicht glauben, was Roxanne da gerade tat. Es war ein sehr großer Schritt für sie, sich Grace in den Weg zu stellen.
„Wie bitte?", Grace Stimme überschlägt sich, als sie sich zu Roxanne umdreht.
„Wer hat dich, denn nach deiner Meinung gefragt?", sie schaut Roxanne mit zusammengekniffenen Augen und gerümpfter Nase an.
Roxanne, die inzwischen Shane's Hemd in eine schwarze Leggins und ein dunkelblaues Shirt gewechselt hat, zuckt ein bisschen zusammen, ihre Schultern sacken ein Stückchen ein. Der eingeschüchterte Blick huscht wieder über ihr Gesicht und ich sehe, wie sie sich ein Stückchen zurück zieht.
„Ich ähm, ich meine ja nur, dass die Nachbarn sonst noch wach werden", ihre Stimme klingt leise, ein wenig zittrig, als die Worte ihren Mund verlassen.
„Hast du dir mal angeguckt, wie Zoe aussieht?! Kannst du mir sagen, wie wir das wieder in fünf Stunden retten sollen?", keift Grace, während sie mit ihren Händen wild herumfuchtelt.
„Wenn sie wollen, könnte ich sie schminken, Mrs Huntington. Ich hab ein paar sehr gute High End Makeups, mit denen sich fast alles abdecken lässt", das scheint Mrs. Huntington's Neugier geweckt zu haben.
„Achja?", ihre Stimme klingt überrascht, als sie einen Schritt nach vorne macht.
„Was für Makeup Marken sind das denn? Ich hoffe es ist nichts unter zwanzig Dollar dabei", Grace läuft hinter Roxanne aus dem Badezimmer.
„Für Zoe wollen wir nichts als das Beste. Besonders, wenn die Fotografen sie von allen Seiten fotografieren wollen, darf das Makeup auf garkeinen Fall zu sehr reflektieren", Grace Stimme driftet immer mehr ab, je mehr die beiden sich vom Badezimmer entfernen.
Erleichtert seufze ich auf und schließe für einen kurzen Moment die Augen. Doch das verweilt nur für einen kurzen Moment, denn keine zwei Sekunden später höre ich die laute Stimme von De Angelo zu mir dröhnen.
„ Zoe, Schätzchen ! Schwing deinen dürren Arsch hier runter. Wir wollen anfangen."
***
„Ich bin so froh, dass deine Haare endlich wieder lang sind, dieser Kurzhaarschnitt war ja grauenvoll," Brittany's Stimme dringt durch meine Gedanken zu mir.
Der Spiegel mir gegenüber ist abgedeckt, während De Angelo an meinen Haaren herumdreht und zwirbelt. Inzwischen sitzt er schon ganze zwei Stunden an meinem Haar und je näher wir zwölf Uhr kommen, desto mehr erfasst mich die Panik. Eigentlich sollte die Hochzeit, der schönste Tag einer Frau sein. Stattdessen würde ich diesen Tag immer mit Schmerz in Erinnerung behalten.
Noch vier Stunden.
Mein Herz zieht sich zusammen, als ich auf den blauen Stoff der Decke schaue, die den Spiegel abdeckt.
„Zum Glück hat Brad sie wieder auf den richtigen Pfad geleitet und ihr klar gemacht, dass diese Frisur nichts für eine Frau ihrer Klasse ist", Brittany redet immer weiter, während ich den Blick von Roxanne auf mir spüre.
Ich werfe meinen Kopf kurz zur Seite und schenke ihr ein kleines Lächeln, bevor ich mich wieder auf den Stoff vor mir konzentriere.
„Ja, in der Tat, mein Brad ist ein wahrer Goldschatz. Er weiß, was für eine Frau gut ist, bevor sie es selber weiß", ein affektiertes Lachen dröhnt aus ihrem Mund und aus den Augenwinkeln beobachte, ich wie sie ihre Haare zur Seite wirft.
„Nach Abigail dachte ich Brad würde nie wieder jemanden finden", mein ganzer Körper versteift sich, als ich ihren Namen höre, Übelkeit steigt in mir hoch.
„Ich war so froh, als er Zoe kennengelernt hatte. Natürlich wird sie niemals, Abigail das Wasser reichen können. Ihr wisst ja eine erste Liebe vergisst man nie", zustimmendes Gemurmel von DeAngelo und Brittany folgen, als sich mein Magen immer mehr zusammenzieht.
„Aber als eine zweite Frau in seinem Leben ist sie einfach die Beste für ihn"
„Ja, das ist sie", höre ich Brittany seufzen, gleichzeitig zieht DeAngelo ruckartig an meinem Kopf und ich muss mich zusammenreißen nicht laut aufzuschreien.
„Roxanne", höre ich plötzlich Brittany's schmalzige Stimme, mein Blick fällt auf den Stuhl neben mir, auf dem sie bereits in ihrem goldenen Trauzeuginnen Kleid sitzt, ihre hellblonden Haare zu Locken gedreht.
„Ich glaub es wäre an der Zeit, dass du mich schminkst", ihre Stimme klingt keinen Deut dankbar.
Mein Blick huscht kurz zu Roxanne, über deren Gesicht ein kurzer Ausdruck von Verärgerung huscht. Doch statt Brittany dahin zu wünschen, wo der Pfeffer wächst, nickt sie nur, steht auf und stellt sich vor Brittany's Stuhl. Inzwischen hatte sich auch Roxanne umgezogen. Als Brautjungfer trug sie ein bronzefarbenes Kleid, so wie es Mrs. Huntington ausgesucht hatte. Für eine ganze Weile beobachte, ich wie Roxanne Brittany schminkt, was mir von DeAngelo immer Ermahnungen einbringt, da er so meine Haare nicht festmachen kann.
Nach guten weiteren anderthalb Stunden klatscht DeAngelo plötzlich in die Hände.
„Fertig!", ruft er entzückt, bevor er zum Spiegel läuft und die blaue Decke vom Spiegel reißt.
Als ich in mein Spiegelbild schaue, dreht sich mein Magen um. Meine Haare sind in einer Art komplexen Banane streng nach hinten gewickelt. Ich sah aus, wie meine Großmutter zu ihren besten Lebzeiten. Ich muss mich zusammenreißen, dass mir nicht die Tränen übers Gesicht laufen, so scheußlich finde ich mich. Der Tag konnte nur noch schrecklicher werden.
„Es muss ihr wohl die Sprache verschlagen haben", höre ich plötzlich Grace's Stimme zu mir dringen, als ich immer noch kein Wort von mir gegeben habe.
„Ach, Grace Liebling, glauben sie, das passiert mir ständig", sein lautes Lachen dringt durch die Wohnung, als ich den Blick von meinem Spiegelbild abwende und mich zu ihm drehe.
„Es ist exquisit", ich zwinge mich ein halbwegs nettes Lachen aufzuziehen.
„Danke"
„Och Liebes, nichts zu danken. Nichts zu danken. Du wirst eine umwerfende Braut sein", er macht eine ausfallende Handbewegung, während er sich zu meiner Schwiegermutter in Spe wendet und mit ihr weiter plaudert.
„Na komm, Süße", höre ich plötzlich Roxanne's Stimme an mein Ohr dringen, als sie sanft an meinem Arm zieht.
„Wir schminken dich erstmal", ich nicke nur, bevor ich mich in den nächsten Stuhl fallen lasse und dabei zusehe, wie Roxanne verschiedene Tuben von Makeup miteinander vermischt und mir kurzerhand die Paste aufs Gesicht schmiert.
Danach holt sie verschiedene Puderdöschen raus, die für mich alle gleich aussehen, aber laut ihr alle etwas anderes bewirken. Als sie mit meinem Gesicht fertig ist, geht sie zu meinen Augen über. Sie greift nach hinten, nach einer Lidschatten Palette, öffnet sie und hält sie mir entgegen.
„Also, welche Farbe möchtest du?", mein Blick fällt auf die verschiedenen Töne und augenblicklich bleibt sie an einem Ton kleben, der meine Seele genau in diesem Moment widerspiegelt.
„Zoe ,alles außer schwarz", ich höre ihr leises Lachen, als sie mir die Palette weiterhin entgegenhält.
„Okay, dann nehme ich den Ton", ich deute auf ein helles Pink, dass mich an Kirschbaumblüten erinnert.
„Perfekt, die Farbe wird dir bestimmt super ste.."
„Wenn ich euch einmal kurz unterbrechen dürfte", Brittany's schneidende Stimme unterbricht unsere Konversation.
„Grace und ich haben uns darauf geeinigt, dass du nur Gold und Brauntöne auf deinen Augen tragen darfst, nicht wahr Grace?", ihr Blick wandert zu Grace, woraufhin diese nickt.
„Genau, alles außer Gold und Brauntönen ist verboten"
Ich habe noch nicht mal mehr die Energie etwas zu erwidern.
„Ich glaube dann nehme ich den" , höre ich mich, wie aus einer Seifenblase sagen, bevor ich auf einen der Goldtöne deute.
***
Eine Stunde.
Eine Stunde in der sich mein Leben komplett verändern würde. Ich stehe vor dem Spiegel, mein Körper steckt in dem weißen Kleid, das mit Rüschen überzogen ist. Mein Herz zieht sich bei meinem Anblick zusammen. Ich sah aus, wie ein komplett anderer Mensch. Meine Füße stecken in zentimeterhohen, silbernen Schuhen, an den Seiten glitzern die Diamanten. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, um meine Nerven zu beruhigen. Der Moment war fast da. Der Moment war fast da, in dem ich Brad das Ja-Wort geben würde. Eine Welle von Schmerz überflutet mich und mir wird ein bisschen übel. In einer Woche würde ich hier nicht mehr wohnen. In einer Woche würde ich Roxanne nicht mehr sehen. Amber könnte nicht mehr vorbeikommen, wenn irgendetwas los war, aber am allermeisten würde ich West vermissen.
West.
Es war so verdammt hart, jetzt hier zu stehen. Vor diesem Spiegel. Diesem Menschen in die Augen zu blicken, der ich nicht war. Der ich nicht sein wollte. Aber der ich sein musste.
„Drei Dinge fehlen noch", höre ich Grace rufen, während sie kurz ins nächste Zimmer verschwindet bevor sie, keine Minute später mit einem weißgoldenen Diadem in der einen und dem Huntington Collier in der anderen Hand das Wohnzimmer erneut betritt.
Mit einer flinken Bewegung legt sie mir das Collier um, gleichzeitig setzt mir Brittany das Diadem auf. Ich kam mir vor, wie ein behangener Weihnachtsbaum. Kurz nachdem Brittany mir das Diadem aufgesetzt hat, schreitet Roxanne auf mich zu und befestigt den Schleier hinten in meinen Haaren.
„Oh mein Gott, du siehst wunderschön aus!", kreischt Brittany aufgeregt, während sie nach meiner Hand greift und sich mit der anderen Hand die Tränen aus dem Gesicht wedeln muss.
„Brad wird ja gar nicht mehr seine Augen von dir lassen können!"
Übelkeit wallt in mir auf, als ich erneut an Brad denke.
Oh Gott ich musste diesen Tag einfach hinter mich bringen. Musste diesen Tag einfach überstehen.
„Es tut mir leid, Zoe, aber Grace, Roxanne und ich müssen schon einmal vorgehen. Die Kutsche holt dich in circa zwanzig Minuten ab, okay?", wie in Trance nicke ich, als ich beobachte, wie Grace und Brittany an mir vorbeilaufen.
Als Roxanne an mir vorbeiläuft bleibt sie noch für einen kurzen Moment stehen und schaut mich aus ihren besorgten Augen an.
„Alles Okay?", ihre Stimme klingt sanft, während sie mich weiterhin mustert.
Ich nicke und schenke ihr ein kleines Lächeln.
„Ja alles klar"
„Okay, dann sehen wir uns vorm Altar, schätze ich", sie streicht mir ein letztes Mal über die Schulter, bevor sie Brittany und Grace aus der Tür heraus folgt.
Als die Tür hinter den dreien wieder geschlossen ist und mich alleine im Haus zurücklässt, lasse ich zum ersten Mal in den letzten fünf Stunden Emotionen zu. Mit zittrigen Beinen sacke ich auf den Boden, das Kleid bauscht sich um mich herum auf. Und dann ist es, als ob alle Dämme in mir brechen. Ein lauter, verzweifelter Schrei dringt aus meiner Kehle , als ich mit meinen Händen unentwegt auf den Boden eintrommele. Ich lasse meine ganzen Gefühle der letzten Tage heraus. Meinen ganzen Hass auf Grace. Meinen ganzen Hass auf Brad. Nach einer gewissen Weile verlässt mich die Energie und ich sacke erschöpft noch weiter auf dem Boden zusammen.
Als ich das Gefühl habe, dass ich hier und jetzt in diesem Moment sterben könnte, klingelt es plötzlich an der Tür. Mein Atem bleibt in meiner Kehle stecken, als ich realisiere, dass das die Kutsche sein muss. Alles in mir sträubte sich aufzustehen, die Tür zu öffnen und in diese Kutsche zu steigen. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste. Um West vor Brad zu beschützen, musste ich meine Emotionen zur Seite schieben, die Tür öffnen und in diese Kutsche steigen.
Langsam rappele ich mich auf meine Füße, die Schuhe unter meinen Füßen klackernd, als ich auf die Tür zugehe. Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich die weiße Kutsche, die vor Roxannes Haus steht in mich aufnehme. Sie war wunderschön. Vorne waren zwei weiße Pferde gespannt, die Kutsche, mit rosa Blüten geschmückt, während vorne der Kutscher in einem schwarzen Anzug mit schwarzem Hut saß. Es war ein absoluter Traum. Wie konnte so etwas Schönes, mit so einem bösen Menschen wie Brad in Verbindungen gebracht werden?
„Miss?", die Stimme des Kutschers dringt zu mir, als er sich nun aus der Kutsche erhebt, seinen Hut absetzt und in einer Art Verbeugung vor mir zum Stehen kommt.
„Dürfte ich sie bitten?", ich schenke ihm ein scheues Lächeln und nicke, bevor ich die Stufen zur Kutsche hinauflaufe, wohl bedacht darauf, dass ich mit meinem Kleid nirgendwo hängen bleibe.
Ich wusste, dass es falsch war. Aber ich hatte mir immer schon eine Kutsche an meiner Hochzeit gewünscht. Und so schlimm wie dieser Tag auch zu schein, diese Kutsche war ein Lichtschimmer in einer Dunkelheit, die so dunkel war, dass sie mich zu zerfressen schien.
Als der Kutscher die Kutsche endlich hinter mir geschlossen hat, begibt er sich nach vorne und bringt die Pferde dazu sich zu bewegen. Die Fahrt zur Kirche ist wohl das Schönste und Skurrilste an diesem ganzen Tag. Mehr als Dutzend von Personen scheint mich zu erkennen und schreien mir Glückwunsche hinterher, die ich nur mit einem gezwungenen, freudigen Lächeln entgegennehme. Aus weiter Ferne höre ich die Kirchenglocken läuten und mein Magen fängt an sich zu umdrehen. Ich spüre, wie mein Atem, wie immer kurz vor einer Panikattacke, in meinem Halse stecken bleibt.
Oh Gott. Nicht Jetzt. Nicht Jetzt.
Ich schüttele den Kopf, schließe die Augen und versuche mich komplett auf meine Atmung zu konzentrieren.
Ganz ruhig Zoe, du schaffst das. Du bist stark. Du bist mutig. Du schaffst das.
In meinem Kopf zähle ich langsam von 100 zurück, bis sich mein Atem wieder normalisiert hat. Als ich meine Augen öffne, merke ich, wie wir langsam zum Stehen kommen. Ein eiskalter Schauer läuft meinen Rücken herunter als ich die große, weiße Kirche in mich aufnehme und die vielen teuren Autos die davor parken.
Verdammt ich konnte das nicht. Ich konnte das nicht.
Ich schüttele panisch den Kopf, als ich meine zitternden Hände an den Griff der Kutsche klammere. Ich habe das Gefühl, als ob die Kirchenglocken jede Minute lauter werden in der ich mich in der Kutsche befinde.
„Miss?", die fragende Stimme des Kutschers dröhnt zu mir und ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich am Straßenrand übergeben muss.
„Sie sollten jetzt aussteigen. Die ganzen Gäste warten schon auf sie."
Mit zittrigen Händen nicke ich , bevor ich die Tür der Kutsche öffne und vorsichtig den ersten Tritt auf die Treppe absetze.
Er hatte Recht. Die ganzen Gäste warteten schon auf mich.
Als ich unten angekommen bin, atme ich einmal tief aus.
„Sie brauchen kein Stück nervös zu sein, Miss. Das wird ein wundervoller Tag"
Wenn er nur wüsste.
Ich nicke, bedanke mich, bevor ich all meinen Mut zusammennehme und auf die Kirche zulaufe. Je näher ich der Tür komme, desto mehr sackt mein Herz in meine Hose. Kurz bevor ich vor der Tür stehen bleiben kann, öffnet sich diese wie aus Zauberhand für mich und gibt mir einen Blick auf eine prallgefüllte Kirche. Panik wallt in mir auf, als meine Augen den roten Teppich, der vor mir ausgerollt ist und die Augenpaare die auf mich gerichtet sind, aufnehmen.
Plötzlich erklingen die ersten Töne von Ave Maria und als ob ich darauf konditioniert wäre, fange ich an wie in Trance loszulaufen. Ich nehme kaum, das Geschehen um mich herum war, einzig mein Blick auf Brad gerichtet, der seine blonden Haare zurückgegelt hat, sein Körper in einem schwarzen Anzug. Als er mich sieht erscheint ein breites Lächeln auf seinem Gesicht, dass mir statt Schmetterlinge, eiskalte Schauer verursacht.
Die Kirche ist totenstill, einzig und allein der Gesang des Chors ist zu hören. Kurz vorm Ende des Liedes komme ich neben Brad zum Stehen. Er greift nach meiner Hand, während sich die Gäste um uns herum hinsetzen. Ich spüre, wie mir schwindelig wird.
„Wir haben uns heute hier versammelt um den Bund der Ehe zwischen zwei Menschen einzugehen", der Pastor holt erneut Luft, bevor er weiterspricht.
„Jesus hat einmal gesagt...", wie in Trance beobachte ich den Pfarrer, wie er seine Lippen weiterbewegt.
Doch es dringt kein einziges seiner Worte mehr zu mir. Ein Rauschen breitet sich in meinen Ohren aus, und ich spüre, wie mir schwindelig wird. Ganz kurz schließe ich die Augen, bis ich sie wieder öffne.
„Kraft des mir verliehenen Amtes, frage ich dich Brad Donovan Huntington ob du Zoe Lauren Summers, zu deiner rechtmäßigen Ehefrau nehmen willst. Sie lieben und ehren willst, bis das der Tod euch scheidet?, so antworte mit 'Ja'", die letzten seiner Wortfetzen dringen an mein Ohr und als mir die Bedeutung klar wird, wird mir schlecht.
Noch schlechter wird mir, als die Worte „ Ja ich will." über Brad's Lippen dringen.
„Und willst du, Zoe Lauren Summers, Brad Huntington ebenfalls als deinen rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis das der Tod euch scheidet? So antworte mit 'Ja ich will'".
Die Worte bleiben in meiner Kehle stecken, während sich komplette Stille in der Kirche ausbreitet, Brad's Blick bohrt sich in meine Augen. Ich schlucke und öffne meinem Mund, doch bevor die Worte über meine Lippen kommen, spüre ich plötzlich wie mein ganzer Körper anfängt zu kribbeln. Es ist, als ob sich lauter kleine Elektroschocks auf meinem Körper ausbreiten würden. Als ob sich eine Stichflamme in mich senken würde. Mit klopfendem Herzen werfe ich einen Blick über meine Schulter, mein Atem bleibt in meiner Brust stecken, als ich seinen ganzen Körper in mich aufnehme. Im Schein des Sonnenlichtes steht er im Eingang der Kirche, seine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig, sein Haar komplett zerzaust, so als ob er gerannt wäre. Aber es ist nicht sein Körper, der mein ganzes Herz vor Liebe zerbersten lässt, sondern seine Augen, die vom anderen Ende der Kirche, nun in einem dunklen Indigo auf mich gerichtet sind und mich nicht mehr loszulassen scheinen. So als ob sie mir eine Millionen Worte zuflüstern würden.
Bitte heirate ihn nicht. Ich liebe dich.
Eine Welle von Emotionen dringt durch meinen Körper. Erleichterung, Freude, Sehnsucht. Und in Mitten, das aller Wichtigste. Liebe.
Und in diesem Moment war ich mir so sicher wie noch nie zuvor. In diesem Moment höre ich das erste Mal in meinem Leben auf mein Herz. Höre das erste Mal darauf, was ich will.
„Zoe...", Brad's Stimme klingt drohend, als sein Blick von mir zu West wandert.
„Es tut mir leid Brad. Aber ich kann das nicht", meine Stimme klingt laut durch die Kirche, als ich mich auf dem Absatz umdrehe und mit lautem Klackern den Gang vom Altar wegrenne.
Mehrere Gäste keuchen schockiert auf, ein allgemeines Gemurmel breitet sich in der Kirche aus, aber das war mir in dem Moment so egal. Alles war mir egal, außer West. Meine Augen sind fest auf ihn gerichtet, während ich auf ihn zu gerannt komme. Als ich bei ihm angekommen bin, schenkt er mir eines seiner Lächeln, was seine Grübchen zum Vorschein bringt, und nimmt meine Hand in seine. Zusammen rennen, wir die Stufen der Kirche herunter. Hinter uns versammelt sich eine Meute von Leuten, die uns empört dabei zusehen, wie wir davon rennen, ich in einem weißen Kleid, mit Diadem und Collier, er mit tätowierten Armen, ausgewaschenen Jeans und schwarzen Boots.
„Ich hätte es nie so weit kommen lassen, nie", japse ich zwischen unseren Schritten, als wir immer weiter rennen.
„Ist schon gut, Babe, ist schon gut", er streichelt mit seinem Daumen in kreisenden Bewegungen über meine Hand, während wir in eine etwas ruhigere Straße einbiegen.
„Stopp, Stopp, können wir vielleicht ...Luft...ich ...brauch Luft..", zusammenhangslose Worte kommen aus meinem Mund.
Ich höre West's leises Lachen neben mir.
„Natürlich brauchst du das", er hält neben mir an und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Verdammt Babe, ich hab dich so vermisst. Als du heute morgen nicht mehr neben mir im Bett lagst... ich .... ich hab mich noch nie so in meinem Leben erlebt. Wie ein Wahnsinniger... der...der ..."
„Schhh", flüstere ich, während ich ihm den Finger auf die Lippen lege.
„Ich bin ja jetzt hier", ich mache einen Schritt nach vorne und lege meine Lippen sanft auf seine.
Es ist, als ob mein Herz all seine Teile wieder gefunden hätte. Als ob meine Seele wieder zusammengeflickt wurde. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Körper aus, als ich meine Arme um seinen Nacken schlinge und er mich noch näher an sich zieht, seine Lippen nun an meiner Unterlippe knabbernd. Ein leises Stöhnen dringt aus meinem Mund, als ich mich noch fester an ihn klammere.
Plötzlich ertönt ein lautes Lachen hinter uns. Ein lautes, hohes Lachen, was mir eine Gänsehaut am ganzen Körper verursacht.
„Sieh an, sieh an, die Hure und der Nachbarsjunge", ein eiskalter Schauer läuft bei seinen Worten meinen Rücken herunter.
Plötzlich fällt mein Blick auf West, der seine Augen weit aufgerissen hat und erschrocken auf etwas hinter mir starrt. Mein Herz zieht sich zusammen, der Angstschweiß breitet sich in meinem Nacken aus, als ich mich langsam umdrehe und in die Mündung von Brad's Pistole blicke.
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