Six feet under the stars
Ich öffne meine Augen und schaue in seine, die dunkelblau sind. Seine Mundwinkel sind nach oben gezogen, als er langsam auf mich zu geschlendert kommt.
Scheiße. Verdammte Scheiße. Was hab ich mir da schon wieder eingebrockt?
Ich werfe meine Hände nach oben.
„Okay du bist der absolute Bier Pong Champion, aber ich komme AUF KEINEN FALL mit dir!"
Ich laufe hastig ein paar Schritte zurück, damit ich von ihm wegkomme, doch da habe ich anscheinend nicht mit ihm gerechnet.
„Oh nein Süße, du kommst mir nicht so einfach davon. Du kommst mit mir, ob du willst oder nicht."
Ehe ich mich versehe läuft er ein paar Schritte auf mich zu, greift nach meiner Hüfte und wirft mich über seine breiten Schultern. Ich kreische und klopfe ihm auf den Rücken.
„Lass mich runter du verdammter Steinzeitmensch!"
Ich sehe wie Amber lacht und irgendwo von weiter hinten höre ich Chris' Stimme.
„Los, Taylor, zeig ihr wozu ein richtiger Mann fähig ist."
„Lass mich verdammt noch mal runter Ich komme auf keinen Fall mit dir!"
Meine hohe Stimme tönt durch die ganze Kneipe.
Verdammt was tat ich hier?!
Mir wird schlecht, als ich mein Verhalten analysiere. Ich war eine furchtbare Verlobte und mein Verhalten war nicht zu entschuldigen! Es war als ob ein Teufel auf meiner Schulter saß und mir schlimme Dinge ins Ohr flüsterte. Einen verdammten Teufel, der mich noch mal mit einer Versuchung vor der Hochzeit testen wollte!
Ich musste irgendetwas dagegen tun. Ich konnte nicht so weiter machen!
Ich spüre, wie Wests Rücken vor lauter Lachen unter mir vibriert, als seine Hand langsam zu meinem Hintern wandert. Ich schlage mit meiner Hand hinter mich und versuche vergeblich seine Hand von meinem Hintern zu ziehen.
„Nimm deine verdammten Griffel von meinem Hintern, du Perverser!", kreische ich erneut auf, versuche mich aus seinem Griff zu befreien.
Ich musste mich von ihm loslösen.
„Babe ich hatte meine Hände, schon ganz woanders, und da hast du auch keinen Aufstand gemacht."
Verdammt! Er hatte nicht das Recht mich Babe zu nennen!
Warum ließ es dann einen warmen Schauer über mich rollen?
Ich spüre, wie ich rot werde, als er mich nun durch die hölzerne Schwingtür der Kneipe trägt. Eine lauwarme Brise fährt durch meine Haare, während er mich zu seinem Auto trägt, ein kehliges Lachen dringt an mein Ohr. Die warme Nachtluft weht über meine Beine und ich bekomme eine Gänsehaut. Da ich kopfüber an seiner Schulter herunter hänge, kann ich sein Auto nicht erkennen. Wenn es überhaupt ein Auto war... Panik durchzuckt mich plötzlich, als der Gedanke von einem Motorrad in mein Gedächtnis dringt.
„Versprichst du, wenn ich dich runter lasse, dass du ohne Theater ins Auto steigst? Oder muss ich deinen süßen Arsch auch ins Auto tragen?"
Gott! Er fuhr doch ein Auto.
Er streicht mit seinen Fingerspitzen über meine Schenkel und ich spüre wie sich Wärme zwischen ihnen ausbreitet. Ich nicke und beiße mir auf die Lippen.
„Du kannst mich runter lassen."
Langsam drückt er seine Hand an meinem Hintern, packt mich an meinem Knöchel, bis ich langsam an seiner Brust heruntergleite und mein Gesicht nur noch Zentimeter von seinem Mund entfernt ist. Ich spüre wie mein Atem sich beschleunigt und sich dieses Gefühl in meiner Magengrube ausbreitet, das immer da zu sein scheint, wenn er in meiner Nähe ist. Ich räuspere mich und wende den Blick ab.
Vor mir steht ein schwarzer Jeep Wrangler und irgendwie hätte ich jedes Auto erwartet nur nicht das. Ich drehe mich verblüfft zu ihm um.
„Du fährst einen Wrangler?"
Plötzlich sehe ich wie er verlegen wird und sich mit der Hand durch die Haare fährt.
„Ja, seit meinem 16 Geburtstag. Wieso?"
„Ich hätte dich irgendwie eher für den Typ Kerl gehalten, der einen Camaro oder einen Mustang fährt."
Ich gehe einen Schritt nach vorne und berühre die Motorhaube. Meine Finger streichen langsam und behutsam über die schwarze Karosserie.
„Glaub mir Babe, es gibt Vieles, das du noch nicht über mich weißt."
Sein Atem haucht in mein Ohr als er plötzlich hinter mir steht.
Wie um Gotteswillen ist er dahin gekommen? Gerade eben stand er noch fünf Meter von mir entfernt...
Ich spüre wieder dieses nervtötende Kribbeln tief in meiner Magengrube und schließe meine Augen.
„Und was zum Beispiel?", hauche ich, während ich mich mit dem Oberkörper zurück an seine Brust lehne.
Oh mein Gott, was machst du da Zoe? Was machst du da?!
Seine Fingerspitzen streichen über meine Oberarme, während sein Atem auf meinem Nacken liegt.
„Das wirst du noch früh genug heraus finden."
Ich erschaudere als er meine Hand nimmt und mich zu sich umdreht. Sein Blick ist auf meinem Mund fixiert, als seine Augen sich in meine bohren.
„Du siehst heute einfach unglaublich aus. Wären wir nicht auf einem Parkplatz, hättest du schon meinen Namen geschrien. Genau hier. Mit deinem Rücken gegen mein Auto."
Bei seinen krassen Worten, reiße ich erschrocken meine Augen auf, gleichzeitig spüre ich aber auch, wie ein elektrischer Blitz durch mich hindurch zieht. Augenblicklich presse ich die Beine zusammen.
Irgendetwas lief mit mir falsch. Total falsch. Mein ganzes Wesen war komplett auf den Kopf gestellt, ich war drunter und drüber. Es musste das Wetter sein, denn ich hatte noch nie in meinem Leben so heftig auf Brads Worte reagiert. Mal davon abgesehen, dass er solche Worte auch nicht benutzte.
Es ist als ob West einen Sensor für meine Empfindlichkeit hätte, denn urplötzlich verdunkeln sich seine Augen.
„Wir sollten fahren....", presst er heiser hervor.
„Wir wollen doch nicht, dass die anständige Zoe ihren Ruf verliert.", ergänzt er, bevor er einen Schritt nach vorne macht und über meinen Kopf greift, um die Beifahrertür zu öffnen.
Gleichzeitig schüttele ich meinen Kopf und versuche mich aus meiner Trance zu befreien, in der ich mich zu befinden scheine seit er mich angeschaut hat.
Als mein Kopf wieder einigermaßen klar zu sein scheint, drehe ich mich um und versuche mich ins Auto zu hieven. So cool ich jedoch den Jeep Wrangler fand, den er fuhr, er war leider auch viel zu hoch für mich. Meine Beine baumeln aus der Autotür, während mein Oberkörper auf dem Sitz liegt, während ich wie ein gestrandeter Babywal versuche mich auf den Sitz zu manövrieren.
Dieses Auto schreit förmlich nach sportlich und koordiniert...
Ich hieve mich ein weiteres Stück nach oben und scheine es fast geschafft zu haben, als ich plötzlich spüre wie eine Hand auf meinem Hintern landet und mir einen Klaps gibt.
„EY! Geht's noch?! Hab ich dir die Erlaubnis gegeben mir auf den Hintern zu hauen?!".
Ich zucke innerlich zusammen, als meine schrillen Worte plötzlich an meine Ohren dringen.
Was hat dieser Kerl nur an sich, dass ich mein Mundwerk in seiner Gegenwart nicht zügeln kann? Würde Brad mich jemals so reden hören..
Ich sehe wie sich West's Mundwinkel nach oben ziehen, als er mich unschuldig anguckt.
„Ich wollte dir nur helfen. Mein Baby ist ziemlich hoch."
Ein schelmisches Grinsen liegt auf seinen Lippen, eine Hand lässig an der Beifahrertür drapiert, seine Beine überkreuzt.Ich schenke ihm einen bösen Blick, der mit einem leisen Lachen seinerseits und dem Schließen der Beifahrertür belohnt wird. Für einen kurzen Moment ziehe ich scharf die Luft ein und stoße sie eine Sekunde später wieder aus. Nur um mich zu beruhigen.
Alles war in Ordnung. Du sitzt nur im Auto mit ihm Zoe. Das hat nichts zu bedeuten. Er wird dich nach Hause bringen, sobald du es ihm gesagt hast!
Urplötzlich schießt die Melodie von „Parking Brake" von Dan und Shay durch meinen Kopf und auf einmal ist es als ob Etwas in meinem Kopf losgelassen wird, denn nun tauchen nicht nur Dan und Shay sondern auch Luke Bryan in meinem Kopf auf. Luke singt davon wie ich in seinem Truck sitze und heiß aussehe, während Dan und Shay mich dazu betören zu ihnen auf den Fahrersitz herüber zu rutschen. Es ist als ob plötzlich jeder einzelne Countrysong über alles was in einem Auto passieren kann durch meinen Kopf schwirrt.
Aufhören, Zoe. Du musst damit aufhören! Während ich mich darauf konzentriere meine Gedanken auf etwas Neutrales zu fokussieren, höre ich plötzlich wie die Fahrertür aufspringt. Mit einer schnellen, flinken Bewegung stemmt sich West in den Wagen und kurze Zeit später lässt mich das Ruckeln unter meinem Sitz wissen, dass er den Motor gestartet hat. Kurz darauf ertönt das Radio, während er gleichzeitig den Wagen aus der Parklücke manövriert. Ich bin erleichtert, dass kein Countrysong aus dem Radio kommt, fühle mich sichtlich entspannter.
"Ich will, dass du mich nach Hause fährst!", gebe ich schließlich von mir.
"Auf keinen Fall Babe, Spieleinsatz ist Spieleinsatz!"
Ich gebe einen frustrierten Laut von mir.
Gut, wenn er es so wollte!
Ich greife mit meiner Hand zur Wagentür in der Hoffnung, dass er den Wagen anhält, doch Fehlanzeige! Ich konnte ja wohl schlecht aus dem fahrenden Auto springen ! Ich spüre, wie Tränen in meine Augen steigen.
"Mach die verdammte Tür auf!"
"Nö."
Fuck! Was tat ich hier eigentlich?
Was war ich für ein beschissener Mensch? Was war ich für ein Mensch, dass ich meinen Verlobten betrog? Dass ich hier saß, einfach so neben einem anderen Mann? Ich schlucke und versuche ruhig nachzudenken, während die Panik immer weiter in mir hochgekrochen kommt.
"Was willst du eigentlich von mir?!", schreie ich schließlich durch den Wagen.
"Dich", gibt er einfach von sich, seine Hand lässig auf dem Lenkrad.
Es ist zum Verrücktwerden
Ich lache kurz höhnisch auf.
"Falls du es vergessen haben solltest, ich bin verlobt!"
"Achja?", er zieht eine seiner dunklen Augenbrauen nach oben.
"Und warum hast du dich dann zweimal mir an den Hals geschmissen und mir deine Zunge in den Mund geschoben?"
Ich ziehe bei seinen Worten scharf die Luft ein.
"Ich hab dir überhaupt nicht die Zunge in den Hals gesteckt! Und selbst wenn, hatte es garnichts zu bedeuten! Ich heirate in ein paar Wochen und da ist es normal, dass man sich vor der Hochzeit noch ein letztes Mal ausprobieren möchte. "
"Zweimal.", wirft er dazwischen, woraufhin ich rot werde und mir auf die Lippe beiße.
"Das erste Mal hat garnicht gezählt, weil du mich quasi überfallen hast und danach war es dunkel... es hatte absolut nichts zu bedeuten."
" Babe, du bist so verklemmt."
Wut kriecht in meinem Inneren hoch, gleichzeitig versuche ich nicht mit einem meiner Cowboystiefel nach ihm zu schmeißen.
"Ich bin überhaupt nicht verklemmt !", rufe ich hysterisch aus.
"Dann beweis es mir.", fordert er mich heraus.
"Fahr mit mir mit und verbring einen Abend mit mir."
Ahhhh!
Ich schnaube und verkreuze die Arme über meiner Brust.
"Okay, wie du willst! Ich werde dir beweisen, dass ich nicht verklemmt bin!"
Verdammt, warum konnte ich nichts auf mir sitzen lassen?
***
Seit zwanzig Minuten befinden wir uns auf dem Highway und obwohl ich zunächst versucht habe meinen Blick von West zu lösen, kann ich meinen Blick nicht von ihm lassen. Ich bin so verdammt schwach. Die Art und Weise wie sich seine braunen Haare im Mondlicht spiegeln und seine linke Hand lässig auf dem Lenkrad liegt, während seine rechte den Schaltknüppel umfasst, lässt mich dermaßen die Beine zusammenpressen, dass ich das Gefühl habe ich würde gleich explodieren. Warum hat er nur so eine Wirkung auf mich? Warum törnt mich Brad nicht an wenn er Auto fährt? Mir musste irgendetwas auf den Kopf gefallen sein... Es ist mir fast peinlich, weil ein Mann noch nie in meinem Leben so eine Wirkung nur vom bloßen anwesend sein, auf mich hatte.
Vielleicht träume ich das alles nur ? Vielleicht bin ich auch verrückt, oder es ist der Beginn einer Krankheit? Nymphomanie? Obwohl würde das nicht bedeuten, dass ich meine Partner häufiger wechseln würde? Gott war West vielleicht nur der Anfang?
All diese Fragen spuken mir im Kopf herum als West um die Ecke biegt und einen Schotterweg entlangfährt, der mich in meinem Sitz auf und ab bewegen lässt.Das blasse Mondlicht scheint in sein Auto, während der Weg immer holpriger zu werden scheint.
Wo sind wir? Was um Gotteswillen hat er mit mir vor?
Ich versuche mich auf den Weg vor mir zu konzentrieren, doch das auf und ab Plumpsen macht es mir sehr schwer mich auf mein Umfeld zu konzentrieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich hoch und runter plumpse hält er plötzlich vor einem Pfad, der zu einer Art Hügel zu führen scheint. Der Pfad ist von Mondlicht beschienen und an der Seite befindet sich Gebüsch, das alles andere als niedrig ist.
„Wir sind da."
Er öffnet die Autotür und ich sehe, wie seine schwarzen Boots im Schotter landen. Mein zusammengekniffener Blick bleibt auf seiner Lederjacke hängen, die er auf dem Autositz abgelegt hat und wandert Stück für Stück den Pfad entlang, während ich mich frage, was sich auf der anderen Seite befindet. Ich schaue auf meine Cowboyboots herunter und schüttele den Kopf. So sehr ich meine Cowboyboots liebe, ich werde auf gar keinen Fall diesen Weg hoch wandern! Auf gar keinen Fall! Die neue Zoe wandert keine Pfade hoch! Und schon gar nicht mit irgendwelchen fremden Kerlen - Okay fremden heißen Kerlen – um Mitternacht.
Ich schüttele den Kopf und verschränke meine Arme vor der Brust.
Wenn dieses Arschloch glaubt, dass ich mit ihm um Mitternacht mutterseelenallein einen verlassenen Pfad hoch wandere, dann hat er sich geschnitten! Ich bleib einfach so lange in dem Auto sitzen, bis er keine Lust mehr hat auf mich zu warten. Schließlich kann er mich nicht zwingen!
Ich schaue weiterhin auf den Pfad, als sich plötzlich die Beifahrertür öffnet und eine Hand über meinen Schoß zu meinem Anschnallgurt wandert und ihn mit Leichtigkeit öffnet.
„Babe ich sag es dir nicht zweimal. Entweder du steigst jetzt aus, oder ich hole dich."
Seine Stimme hat einen drohenden Unterton, in seinen Augen tanzt der Schalk.
„Wenn du glaubst, dass ich mitten in der Nacht mit einem Kerl wie DIR ..." ich taxiere ihn von oben bis unten „Einen Pfad entlangwandere, dann hast du dich geschnitten. Ich bleib hier. Wenn du das Bedürfnis zum Wandern hast, dann kannst du das alleine machen!", gebe ich schnippisch von mir.
Ich presse meinen Hintern noch weiter in den Sitz, und funkele ihn böse an. Ich sehe wie etwas in seinen Augen aufblitzt, als sein anderer Arm sich nach mir ausstreckt und sich unter meinen Hintern schiebt.
„Na gut, wie du willst..."
Ehe ich mich versehen kann, hat er meinen Körper vom Sitz gehoben, schlägt die Tür hinter sich zu und setzt mich auf dem Boden ab. Ich renne wieder zur Autotür und ziehe am Griff, doch leider hat das kleine miese Arschloch sie abgeschlossen. Ein frustrierender Laut kommt über meine Lippen.
„Ich geh auf keinen Fall mit dir da hin. Auf gar keinen Fall! Wer weiß, was du da oben mit mir vorhast!"
Seine Worte so oder so du wirst heute Abend nackt sein hallen mir im Kopf nach, als die Worte meine Lippen verlassen. Ich sehe wie er seufzt und sich mit den Händen durch die Haare fährt.
„Babe, sieh es mal so, wenn ich vorhaben würde, dich anzufassen, hätte ich das schon auf dem Parkplatz getan. Und glaub mir ich wollte es."
Als er meinen Gesichtsausdruck sieht hebt er seine Hände beschwichtigend
„Ich fass dich nicht mehr an. Versprochen. Ich hab mir geschworen, dass nichts mehr zwischen uns passieren wird, bis du es selber willst. Bis du den ersten Schritt machst."
Bei seinem Geständnis weiten sich meine Augen augenblicklich.
„Warum ?" flüstere ich, während mein Herz mir plötzlich wie wild in der Brust pocht.
„Weil du verlobt bist."
Seine Augen bohren sich in meine und kurz sehe ich etwas wie Trauer in ihnen aufblitzen, die aber sofort von seinem schelmischen Grinsen unterdrückt wird.
„Wenn du willst, kann ich auch vorgehen, damit du sicher gehen kannst, dass ich dich nicht von hinten ersteche."
Er lacht und nimmt meine Hand, während er mich hinter sich herzieht.
„Komm Babe, es dauert echt nicht so lange."
„Hör auf mich Babe zu nennen!", zische ich ihn an, während ich hinter ihm herlaufe und mich seiner Hand entziehe.
Sein Lachen hallt über den ganzen Pfad, als er sich umdreht und mir zuzwinkert.
***
Mein Atem kommt in immer unregelmäßigeren Stößen von mir, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch hinter West herlaufe. Der ebenmäßige Pfad ist Wiese und Gebüsch gewichen und seit ungefähr 10 Minuten laufen wir nicht mehr nur auf gerader Strecke, sondern auf einer Steigung, die meinen Beinen ziemlich zu schaffen macht.
Das ist der Grund warum ich jegliche sportliche Aktivitäten hasse. Wer um Gotteswillen macht so was in seiner Freizeit?
„Gleich sind wir da."
West dreht sich nach mir um und zwinkert mir zu. Seine Augen sind so blau wie der Himmel und eine Sekunde bin ich so von seinem Anblick gefesselt, dass ich nicht hinschaue wo ich hinlaufe, was dazu führt, dass sich etwas Scharfes quer über meine Shorts und mein Oberteil zieht.Ich zische und schaue nach unten.
Dornenbusch. Typisch Zoe.
Ich hebe meine Beine und versuche mich aus dem Ungetüm zu befreien, was dazu führt, dass mein Oberteil noch mehr zerreißt und ein Stück von meinen Shorts abgerissen wird. Ein roter Striemen zieht sich über mein Bein und ich ziehe die Luft ein.
Super!. Jetzt ruiniert dieser Kerl indirekt nicht nur meine Klamotten, sondern misshandelt mich auch noch.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, um das Brennen zu unterdrücken und versuche mich auf möglichst schonende Weise aus dem Ungetüm zu befreien.Als ich mich schließlich aus dem Dornenbusch befreit habe, sehe ich endlich wo West mit mir hinwollte. Wir stehen auf einer Klippe. Auf einer sehr hohen Klippe und unter uns liegt still das Wasser
So blau wie seine Augen...
Mir stockt der Atem bei der atemberaubenden Aussicht, die wir von hier oben auf das Meer haben. Und auf den Himmel. Der Mond scheint hinter einer einzelnen Wolke hindurch, während der Rest des Himmels klar ist und uns die Sicht auf die Sterne frei gibt. Mir bleibt der Mund leicht offen stehen, als mein Blick nach oben wandert. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie West sich das T-Shirt herunterreißt und seine Schuhe öffnet. Ich gehe einen Schritt zurück.
„Woaah was hast du vor?"
„Wonach sieht es denn aus? Wir springen."
Er öffnet weiterhin seine Schnürsenkel, während meine Kinnlade herunterklappt und sich meine Augen wie von selbst aufreißen.
„Ich springe auf gar keinen Fall da runter. West, hast du mich gehört?!", kreische ich leicht hysterisch und mache einen Schritt zurück. Ich höre sein Lachen, während er auf mich zukommt.
„Wetteinsatz ist Wetteinsatz."
„Hast du mal geguckt wie hoch diese verdammte Klippe ist?! Und guckst du kein Fernsehen?!Weißt du nicht was mit Leuten passiert, die in ihrer Freizeit Klippen herunter springen?!"
Plötzlich wird mir schlecht, wenn ich darüber nachdenke, was passieren könnte, wenn ich diese Klippe runter springe.
Oh mein Gott Zoe, was machst du hier?! Du hättest zu Hause bleiben sollen!
„Babe, diese Klippe ist höchstens zehn Meter hoch."
„Trotzdem! Ich will nicht morgen im Krankenhaus querschnittsgelähmt aufwachen, nur weil ein arrogantes Arschloch, daran Spaß findet, Klippen mitten in der Nacht herunter zuspringen!", schreie ich schrill.
„Babe, Chris und ich springen diese Klippe schon herunter seit wir sechzehn sind.", versucht West mich zu beruhigen.
Doch so leicht ist das nicht.
„Wieso sollte ich dir vertrauen?!" meine Stimme zittert und ich schlinge meine Arme um meine Brust.
Verdammt ich kannte diesen Kerl gerade mal ein paar Tage und er wollte direkt mit mir eine Klippe herunterspringen. Was war in ihn gefahren?
„Babe, tue es einfach."
Er nimmt plötzlich meine Hand in seine und zieht mich zum Ende der Klippe. Ich schaue nach unten und mir wird mulmig im Bauch.
„Ich ..Ich ..Ich kann das nicht West!", zittert meine Stimme.
„Z, denk nicht so viel nach."
Plötzlich öffnet er seine Jeans und zieht sie sich herunter. Meine Augen weiten sich und mein Mund öffnet sich. Er trägt keine Unterhose. Keine verdammte Unterhose! Mein Blick wandert seinen Oberkörper entlang bis zu seinem Glied. Ich spüre wie ich rot werde. West hebt seine Hand um mir anzudeuten, dass ich mich auch ausziehen soll.
„No way, ich zieh mich nicht vor dir aus West Taylor." Er gluckst und zieht eine Augenbraue nach oben.
„Jetzt ist nicht die Zeit einen auf prüde Jungfer zu machen."
Wenn ich geglaubt habe, dass mein Gesicht nicht noch mehr einer Tomate ähneln könne, dann hatte ich mich getäuscht.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das ernsthaft mache." murmele ich leise vor mich hin, während ich mir mein Top über den Kopf streife und meine Shorts langsam öffne. Wenige Sekunden später stehe ich mit nichts mehr bekleidet, als meinem schwarzen BH und meinem schwarzen Slip vor ihm. Die leichte Nachtluft weht über meine Arme und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich spüre, wie sein Blick auf mir liegt als ich einen Schritt auf ihn zu gehe, wohlbedacht, ihm in sein Gesicht und nicht auf sein Glied zu schauen.
„So oder so ich werde die Nacht nicht nackt sein. Mehr bekommst du nicht von mir, West Taylor."
Mein Herz schlägt mir bis zum Anschlag, als die Worte meine Lippen verlassen. Ich weiß nicht warum, aber ausgesprochen fühlen sie sich 10000 Mal intimer an, als in meinem Kopf. Ein Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, als diese Worte meine Lippen verlassen und etwas blitzt in seinen Augen auf, was nach ein paar Sekunden aber wieder verschwunden ist.
„Du wirst noch früh genug nackt sein, glaub mir Babe."
Ich lache und boxe ihn auf die Schulter.
„Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben?"
Ich sehe sein schelmisches Grinsen, als er sich über die Lippen leckt und mich mit seinen nun mitternachtsschwarzen Augen anschaut.
„Kommt ganz drauf an, wie viel Reden gefragt ist.."
Ich beiße mir auf die Lippe und schüttele den Kopf um mir ein Lachen zu verkneifen. Er ist nicht nur ein Arschloch sondern ein notorischer Flirter.
„ und jetzt komm. Seraphina muss für dieses Jahr eingeweiht werden."
„Du hast nicht allen Ernstes einer Klippe einen Namen gegeben ?" frage ich ungläubig, während West meine Hand nimmt und mich zum Ende der Klippe zieht.
„Diese Klippe ist wie eine Ehefrau für mich, sie ist die konstanteste Beziehung, die ich jemals hatte. Natürlich habe ich ihr einen Namen gegeben."
Bevor seine Worte jedoch in mich einsinken können, wird mir auf einmal bewusst, dass ich am Ende einer hohen Klippe stehe. Einer sehr hohen Klippe. Wie hoch hat West nochmal gesagt ist die Klippe? Fünf Meter? Ich schaue nach unten auf das ruhige Meer, ein Kloß setzt sich in meinem Hals fest und meine Hände fangen an zu zittern. Auf gar keinen Fall ist diese Klippe nur fünf Meter hoch... Nie im Leben.
Plötzlich merke ich wie Wests Daumen über meine Handinnenfläche kreist. Ganz leichte kleine Kreise, die in meinem Körper kleine Elekroschocks hervorrufen. Seine linke Hand wandert zu meinem Kinn und er dreht mich so, dass ich ihm in die Augen schaue, die jetzt dunkelblau sind. Seine Augen liegen fest auf meinen, während er meine Hand drückt.
„Babe, ich lass dich nicht los. Egal was passiert. Wir springen zusammen und kommen auch zusammen da unten an. Vertrau mir."
Vertrau mir ... Wie um Gotteswillen, soll ich einem Kerl vertrauen, den ich gerade erstmal drei Tage kenne? Ich schließe die Augen und spüre Wests Hand, die meine festhält. Vertrau mir. Ich hole tief Luft und schlucke den Kloß herunter, der sich in meinem Hals gebildet hat.
„Okay auf drei.", flüstere ich leise, während meine Hand seine fester umklammert.
„Eins...", ich hole tief Luft „ Zwei..." meine Stimme fängt an zu zittern und ich spüre den Wind an meinen Füßen. „ Drei." höre ich ihn rufen, während wir uns gemeinsam von der Klippe abstoßen und in einen freien Fall fallen.
Ich kreische, während West neben mir lacht, als wir fünf Meter, ich glaube allerdings es sind mehr als fünf Meter, in die Tiefe fallen. Ich schließe die Augen und warte auf den Aufprall, der nicht zu passieren scheint, denn in Wirklichkeit ist es eher ein sanftes Gleiten. Ein sanftes Gleiten in das dunkelblaue Wasser. Ich spüre immer noch Wests Hand, obwohl wir uns Meter tief im Wasser befinden. Er hat sein Versprechen gehalten. Ich lass dich nicht los. In meinem Magen breitet sich ein Gefühl des Vertrauens aus, während ich versuche an die Wasseroberfläche zu schwimmen, was sich als ziemlich schwer zu gestalten scheint, wenn man an einer Hand einen circa 80-90 Kgschweren Mann hat.
Ich löse meine Hand langsam von ihm und schwimme an die Oberfläche. Keine Sekunde später taucht West neben mir auf.
„Verdammt Babe schreist du immer so laut? Ich hab fast einen Hörsturz erlitten!"
„Gerade als ich dachte, ich würde dich ganz in Ordnung finden versaust du wieder alles."
Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich hin und her treiben. Die Augen hab ich auf den Sternenhimmel gerichtet, während ich die kühle Sommerbrise einatme. Ich fühle förmlich wie Wests Blick auf mir haftet, als ich mit meinem Arm ein bisschen zur Seite rudere, damit ich nicht zu weit von ihm wegdrifte.
„Was ist?", meine Stimme klingt leicht beschlagen, als mein Blick zu ihm wandert.
Als Antwort bekomme ich nur ein leichtes Grinsen und ein Kopfschütteln, als er sich auf seinen Bauch wirft und zum Ufer zurückschwimmt.
***
Ich kann nicht glauben, dass ich einen Pfad in meiner Unterwäsche hoch wandere ...Mit einem Kerl, der mir seinen nackten Hintern entgegenstreckt. Ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht in lautes Gelächter ausbreche, bei der Vorstellung, wie wir im Moment zusammen aussehen müssen. West, der vor mir zurück zur Klippe läuft. Nackt. Während ich in meinem BH und Slip hinter ihm hertrotte, bedacht darauf in keinen weiteren Dornenbüschen zu landen.
Ich blicke auf mein Bein. Der Schnitt ist nur noch kaum zu sehen. Nur du kannst nachts in einem Dornenbusch landen, während du mit einem Kerl zu einer Klippe wanderst.
Oh mein Gott ich bin eine Klippe herunter gesprungen!
Oh mein Gott! Wenn ich das Amber erzähle...
Plötzlich breche ich doch in Gelächter aus, wenn ich über Ambers verdutztes Gesicht nachdenke. Vermutlich ist sie selber schon eine Klippe herunter gesprungen, aber die Tatsache, dass ICH Zoe Summers eine Klippe mit einem fremden Kerl herunter gesprungen bin wird wahrscheinlich zu schreiendem Herumgehüpfe führen. Ich kichere weiter, während ich die letzten Meter zur Klippe hinter West herlaufe.
„ Alles in Ordnung mit dir ?"
West dreht sich um und schaut mich mit einem Grinsen an.
„ Hast du ein Problem damit mich in deine Gedanken einzuweihen?"
Ich schlage mir die Hand vor den Mund, um mein Lachen zu unterdrücken und schüttele den Kopf, so dass meine Haare wild um mich fliegen. Guck IHN nicht an. Guck in sein Gesicht. Guck in sein Gesicht.
„Ähhm nein, nein schon in Ordnung." , bringe ich unter vorgehaltener Hand hervor, und laufe die letzten Meter zu meinen Klamotten vor ihm.
Meine Shorts liegen halb zerrissen da und mein Top ist nicht viel besser. Ich rümpfe meine Nase, ziehe meine Augenbrauen zusammen und seufze. Dann wollen wir mal Zoe. Ich hebe mein Top vom Boden auf und versuche es einigermaßen über meinen Kopf zu ziehen, so deformiert es auch zu sein scheint. West neben mir ist schon fast angezogen, bevor sein Blick zu mir gleitet. Er bleibt an meinen Top hängen, das immer noch halb in der Luft hängt bei dem Versuch es an meinem Oberkörper zu befestigen. Er schaut mich von oben bis unten an, bis sein Blick an meinem Bein, wo der rote Striemen noch leicht zu sehen ist, verharrt. Er schüttelt den Kopf und seufzt. Dann greifen seine Hände auf einmal an den Saum seines T- Shirts und er zieht es sich langsam über den Kopf. Die Luft bleibt in meinem Hals stecken, als ich zuschaue, wie er quälend langsam sein Oberteil über seinen trainierten Oberkörper zieht. Mein Mund öffnet sich leicht, als er seine Arme hebt und sein Biceps zum Vorschein kommt.
Holy Moly... Wie oft geht dieser Typ trainieren?
Als er sein T- Shirt endlich aus hat, kann ich meine Augen gar nicht mehr von ihm wenden. Warum ist mir dieser Oberkörper gerade nicht aufgefallen? Hat Brad auch so einen Oberkörper? . Ich habe Brad noch nie ohne Oberteil gesehen, nicht einmal bei unserem ersten Mal. Was soviel heißt, dass ich noch nie einen Kerl ohne Oberteil gesehen habe.
Mein Magen fängt an, sich wie ein Karussell zu drehen, als mein Blick, die schwarzen Linien auf seinen Oberarmen nachzieht. Ich bin so gefangen in seinem Anblick, dass ich nicht merke, wie kurze Zeit später etwas weiches, männlich riechendes auf meinem Kopf landet. Er schmunzelt, als sein Blick auf mein erschrockenes Gesicht landet.
„ Zieh das an." Mein Gesicht fängt an zu prickeln, als ich West's nackten Oberkörper sehe und realisiere, dass er nichts mehr in der Hand hält.
Er will, dass ich sein T- Shirt anziehe... Der Geruch von warmen Sandelholz steigt mir in die Nase, als ich den weichen Stoff seines T- Shirts durch meine Finger streichen lasse. Ich merke Wests Blick auf mir, als ich mir sein T-Shirt über den Kopf ziehe, dass mir fast bis zu den Knien geht. Ich zupfe den Saum zu Recht bevor ich mich zu ihm umdrehe.
„ Danke."
Ich hebe meine Mundwinkel an und gebe ihm zum ersten Mal seit wir uns kennengelernt haben, ein echtes Lächeln. Er grinst mich zurück an und leckt sich über die Unterlippe. Dann dreht er sich um, geht leicht vor mir in die Hocke und deutet auf seinen Rücken.
„Und jetzt komm, bevor wir solange hier stehen, bis die Sonne aufgeht."
Ich bücke mich nach unten und ziehe mir meine Cowboystiefel über die Füße und kehre meine kaputten Klamotten zu einem Haufen zusammen.
„ Lass sie hier liegen. Die brauchst du nicht mehr", ruft mir West über eine Schulter zurück, während er immer noch in seiner Position verharrt.
„ Ähhm gibt es einen Grund dafür, dass du in einer derart komischen Position vor mir stehst?"
Er lacht und schüttelt seinen Kopf, während er mit einer lockeren Handbewegung auf seinen Rücken deutet.
„Babe, meinst du ich lass noch mal zu, dass du in einem Dornenbusch landest?"
Ich stelle fest, dass mir die Röte schon wieder ins Gesicht steigt, als ich auf seinen Rücken blicke. Warum muss alles an diesem Kerl perfekt sein? Warum muss er mich nur so antörnen?
„Ich schaff das schon alleine. Aber danke." , informiere ich ihn schnippisch, gleichzeitig laufe ich an ihm vorbei und versuche nicht auf Stöcke zu treten, die auf dem Boden liegen.
Ich sehe wie er an mir vorbei rennt und weiter vor mir, mit dem Rücken zu mir, zum Stehen kommt. Ich schnaube und versuche an ihm vorbeizukommen, was sich als ziemlich schwer zu erweisen scheint, da er mir nun mit seiner Brust den Weg versperrt.
„ Was ist dein verdammtes Problem Zoe?"
Seine Augen blitzen mich böse an, als er die Oberarme auf seiner Brust verschränkt. Ich realisiere, wie ich nervös werde und von einem Fuß auf den anderen wippe.
„ Du brauchst mich nicht nach unten tragen." Mein Blick ist auf den Boden fixiert, als ihm diese Antwort gebe. Ich bekomme mit wie er seufzt und sich aufgebracht durch die Haare fährt.
„ Z, ich fass dich heute Nacht nicht mehr an. Versprochen. Lass mich dich nur nach unten tragen, damit du dir dein Bein nicht noch weiter aufschürfst."
Sein Blick ist intensiv auf meinen gerichtet und ich erkenne, den Ernst in seinen Augen. Was ist schon daran so schlimm, wenn er mich denn Hügel runter trägt? Und mit ihm geht es alle Male schneller...Ich stoße einen Seufzer aus, als ich mir ein Herz fasse und zustimmend nicke.
„ Okay. Aber nur bis nach unten und nicht weiter."
Ein Lächeln spielt sich langsam über sein Gesicht und diese Grübchen, die ich schon im Badezimmer gesehen habe, tauchen wieder auf seinem Gesicht auf. Er dreht sich mit dem Rücken zu mir und geht leicht in die Hocke, als ich auf seinen Rücken hopse und er augenblicklich meine Beine um seine Taille befestigt. Meine Arme schlingen sich um seinen Hals und mein Kopf liegt auf seinem nackten Rücken, während ich seinen warmen Geruch einatme. Das leichte Schaukeln seines Laufs beruhigt meinen Herzschlag und lässt mein Atmen wieder normal werden. Manchmal streichelt er über mein Bein, unbewusst, ganz natürlich, als er ob das ständig machen würde.Ich schließe die Augen und lasse die Nachtbrise über meine Locken streifen. Nach einer Weile öffne ich die Augen wieder, als seine Stimme an mein Ohr dringt.
„Zeit zum absteigen kleiner Klammeraffe."
Er lockert meine Beine, die sich um seine Taille geklammert haben und lässt mich langsam von seinem Rücken gleiten bis ich mit dem Gesicht zu seinem Jeep stehe.
„ Danke.", murmel ich, gleichzeitig streiche ich mir verlegen durch die Haare.
„ Kein Problem.", er zwinkert mir zu und umrundet seinen Jeep um meine Tür zu öffnen.
„ Schaffst du es?", seine Stimme klingt besorgt als ich meine Beine nach oben schwinge, um auf den Beifahrersitz zu gelangen.
„ Ja alles in Ordnung.", murmel ich, indessen ich mich weiter auf den Sitz schwinge.
Nach einer Minute Herumgeschwinge, befindet sich plötzlich eine Hand auf meinem unteren Rücken, die mich sanft auf den Beifahrersitz schiebt. Ehe ich mich versehen kann ist die Tür hinter mir geschlossen und West steigt auf den Fahrersitz, während er sich seine Lederjacke überwirft und den Schlüssel in die Zündung steckt. Der Jeep erwacht unter uns zum Leben, während West nach einem Radiosender sucht. Ich lege meinen Kopf an die Glasscheibe und schlüpfe aus meinen Schuhen, die Cowboystiefel streife ich mir von den Füßen und keine Sekunden später liegen meine Füßen auf dem Armaturenbrett. Brad würde mir nie erlauben, meine Füße auf das Armaturenbrett seines niegelnagel neuen Audis zu legen. Er würde mich eher umbringen, als dass ich mit meinen Füßen irgendwo in die Nähe von seinem heiligen Auto käme. Doch West scheint es kaum zu stören, denn sein Blick wandert kurz zu mir, bevor seine volle Konzentration wieder dem Radio gewidmet ist. So gut wie keine fünf Sekunden später, erklingt unerwartet eine mir sehr bekannte Melodie.
„Oh mein Gott mach das lauter. Ich liebe diesen Song!", kreische ich, während mein Herz mir vor lauter Aufregung bis zum Halse schlägt.
I know everybody wants you, that ain't no secret, Hey Baby what's your status? Ich lege mir eine Hand auf die Brust und singe theatralisch mit, während ich West unbeirrt angucke. Mein Kopf wippt mit als ich voll in der Musik aufgehe und mein Arme schwingen über meinem Kopf. Jedes einzelne Wort, dieses Songs ist neben den 100000 anderen Wörtern in meinem Herzen gespeichert. Ja in meinem Herzen. Und nicht in meinem Kopf. Denn Songs sind eine Sache des Herzens. Man fühlt sie und denkt nicht rational über die Musik nach. Als wir an dem Chorus angekommen sind, kommt mir fast das Wasser aus der Nase, so heftig lache ich, da West den Chorus laut mit mir mit brüllt.
„ Oh Gott.", ich halte mir den Magen vor lauter Lachen und wische mir mit dem Zeigefinger die Tränen unter den Augen weg. West imitiert eine perfekte Frauenstimme als er die letzte Strophe zu Ende singt und spitzt seine Lippen. I'm calling dibs on your lips, on your kiss, on your time, boy I'm just tryna make you mine, boy, ooohh , dibs. Ich lache noch lauter auf als er auf dem Lenkrad trommelt und seinen Kopf zur Musik wippt. Und so geht die ganze Fahrt weiter. Ein Song kommt im Radio, den ich lauthals mitsinge, während West bei der Hälfte des Songs einsteigt und mich so sehr zum Lachen bringt, dass ich mir fast in die Hose mache.
Nach gefühlten 1000 Songs später, erkenne ich plötzlich unsere Nachbarschaft, die so langsam in den Fokus kommt. Die Kirschbäume, die unsere Einfahrt säumen, wippen sanft in der Sommerbrise und ein leichtes Gefühl der Enttäuschung wallt in mir auf, als West seinen Jeep hinter unserem Apartmentkomplex parkt. Er stellt den Wagen ab, öffnet seine Tür und keine Minute später ist er auf meiner Seite und öffnet die Autotür, damit ich aus dem Jeep herausklettern kann. Er nimmt meine Hand und schließt hinter seinem Rücken mit der Fernbedienung das Auto.
Wir laufen die Stufen zu unseren Apartments hoch, während ich mich im Hausflur panisch umschaue, in der Angst jemand könnte sehen, dass ich mit West händchenhaltend die Treppen hochkomme. Vor meiner Tür lässt er meine Hand los und greift plötzlich nach meinem Kinn. Oh mein Gott er wird mich doch etwa nicht küssen? Mein Puls beschleunigt sich, als er mich näher zu sich heranzieht und seine Lippen meinem Gesicht immer näher kommen. Sekunden später spüre ich, wie sich seine weichen Lippen auf meine Stirn pressen, und seine Hand leicht über meine Handinnenfläche streicht.
„ Träum süß.", seine Stimme vibriert durch meinen ganzen Körper, als er seinen Rücken zu mir dreht und in seiner Tür verschwindet, während mein Blick wie versteinert ist und ich seine Lippen immer noch auf meiner Stirn spüre.
Plötzlich kommt mir ein Gedanke, der mich zusammenzucken lässt und mir Angst macht, weil ich weiß, dass dies mein Untergang sein wird. Dass dies mich Zerbrechen wird und das ich nie wieder die Alte sein werde, wenn ich mich so langsam nicht zusammenreiße und die Verlobte werde, die ich eigentlich seien sollte. Ich vertraue West Taylor.
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Das ist eines meiner Lieblingskapitel. Es macht mich einfach verdammt glücklich, wenn ich es lese und natürlich hat es mich auch glücklich während des Schreibens gemacht.
Ich hoffe es macht euch auch glücklich <3
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