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Mama's Song

„Kurz nach dem Luke geboren wurde..", meine Stimme klingt durch die Stille zwischen uns, die warme Vormittagssonne wärmt unsere beiden Körper, während wir nebeneinander auf unserem Bett liegen. Mein Kopf liegt in seiner Armbeuge, während er mit seinen Fingern sanft immer wieder durch meine Haare fährt. Meine komplette Kopfhaut fängt an zu kribbeln, mein Gesicht auf die Decke über mir gerichtet. „Da ist meine Mutter plötzlich aufgetaucht", ich schlucke schwer. 

„Ehrlich?", höre ich West's sanfte Stimme, als er nach meiner Hand greift und mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken streicht. Er wusste sofort wenn ich mich nicht wohl fühlte und das liebte ich so sehr an ihm. Ich konnte mich immer bei ihm sicher und geborgen fühlen. 

„Was wollte sie?" ich schließe meine Augen, als ich über das Gespräch von mir und meiner Mutter nachdenke. 

„Sie... sie hat in der Zeitung gelesen, dass ich mit Brad verlobt war und wollte sich entschuldigen. Sie .. sie hatte einen Therapieplatz gefunden und wollte ihr Leben ändern", meine Stimme kommt leise, fast atemlos aus meinem Mund. 

„Aber.. das ist doch gut, Babe. Oder etwa nicht?", sein Kopf ist inzwischen zu mir gedreht, während er mich mit seinen Augen intensiv anschaut. Ich nicke und beiße mir auf die Lippe, während mein Kopf sich zu ihm dreht. Für eine geraume Zeit herrscht komplette Stille zwischen uns, einzig allein unsere leisen Atemzüge vermischen sich miteinander, während West unentwegt mit seinem Daumen über meinen Handrücken fährt. 

„Sie hat nicht nur über sich geredet, als sie da war", meine Stimme durchdringt plötzlich die Stille zwischen uns. „Sie hat auch über meinen Vater geredet", bei dem Gedanken an meinen Vater kommen mir plötzlich die Tränen. 

Ich wusste nicht warum, weil ich ihn eigentlich doch kaum kannte. Aber die Vorstellung, dass meine Mutter ihn so verloren hatte, zerbrach mir das Herz. Vor allem da ich wusste, wie es war zu wissen, dass eine Person, die man über alles liebte, vielleicht nie wieder kommen würde. Nur ich konnte wenigstens noch träumen und hoffen, während es für meine Mutter knallharte Realität war. Mein Herz zieht sich bei dem Gedanken zusammen. 

„Meine Mom, sie hat mir erzählt, dass mein Vater uns nicht einfach so verlassen hat. Dass er gezwungen wurde", meine Stimme zittert leicht, ein Schmerz durchzuckt meine Brust. West hält inzwischen meine Hand fest umschlungen, während unsere Gesichter zueinander gedreht waren. 

„Sein Vater.. er hat ihn früher geschlagen. Und hat damit gedroht zum Jugendamt zu gehen, wenn meine Mutter und mein Vater noch zusammenbleiben würden", ich spüre wie West's Körper sich neben mir versteift, als ich ihm davon erzähle, wie grausam mein Großvater zu meinem Vater gewesen war. Ein Blick huscht über sein Gesicht, bevor er seine Hand ausstreckt und mit seiner Hand meine Wange umschließt.

„Ein Jahr später...", ein Schluchzer dringt nun aus meinem Mund „ haben sie ihn tot gefunden. Mit einer Kugel in der Brust." 

 „Babe...", höre ich ihn erstickt ausstoßen, bevor er seine Arme ausstreckt und mich an seinen warmen Körper zieht. Mein Gesicht kommt auf seiner Brust zum liegen und sein Körper dämpft den Schluchzer der aus meinem Mund dringt. „Es tut mir so leid", seine starken Arme schließen sich um meinen Rücken, während ich in einen Kokon voller Wärme gezogen werde. 

„Weißt du..",  meine Stimme bricht leicht ab. „Ich kannte meinen Dad eigentlich gar nicht, aber zu wissen, dass er in all den Jahren in dem ich ihn mir zum Geburtstag gewünscht habe, in dem ich geglaubt habe, dass er irgendwo da draußen war, tot war...", meine Lippe fängt an zu zittern, meine Brust voller Schmerz. „ All die Jahre hab ich gedacht, dass... dass er ...er mich nicht wollte",  ein Schluchzer dringt aus meinem Mund. „ Dass er mich als eine Art Fehlschlag angesehen hat." 

Tränen verschleiern mir nun das Gesicht, während leise Schluchzer aus meinem Mund dringen. „Als ich klein war, hab ich mir sogar vorgestellt, dass er mit einer neuen Familie irgendwo in Rhode Island in einem dieser Küstenhäuschen wohnt. Ich hab mir vorgestellt, dass er zwei neue Töchter hat. Zwei neue Töchter, mit denen er angeln geht. Zu deren Geburtstagen er Kuchen backt und mit denen er jeden Mittwoch ins Kino geht und ihnen einen riesen Eimer Popcorn kauft. Töchter, die nicht solche Fehlschläge sind, wie ich." 

„Hey", West's tiefe Stimme durchdringt meine Schluchzer, während er mir mit seiner warmen, großen Hand über den Rücken streicht. Sein warmer Atem streift mein Ohr, als er weiterredet. 

„Du bist kein Fehlschlag, Babe. Und dein Dad hat dich über alles geliebt, da bin ich mir sicher", seine Hand streicht über meinen Rücken, während er mich noch fester in seinen Armen hält. „Und wenn er gekonnt hätte, wäre er sicherlich auf jeden einzelnen deiner Geburtstage erschienen", seine tiefe Stimme vibriert durch meinen Körper, als ich meinen Kopf hebe und ihm mit Tränen in den Augen ins Gesicht schaue. 

„Woher willst du das wissen?", meine Stimme ist schwach, nur ein Flüstern, als ich in das dunkle Indigo seiner Augen schaue. 

„Weil dein Vater deine Mutter unglaublich geliebt haben muss",  seine Stimme klingt rau, als er mir intensiv in die Augen schaut und meine beiden Hände in seine nimmt. „Und weil er einen wundervollen Menschen mit deiner Mutter kreiert hat, den er mehr geliebt haben muss, als sich selbst".  

Tränen fließen mir bei seinen Worten übers Gesicht, als mir die Zweideutigkeit von ihnen bewusst wird. 

„Und ein Kind lässt man nicht einfach so im Stich, Babe",  inzwischen wandern seine Hände zu meinem Gesicht, meine Wangen liegen in seinen Handflächen, als mich seine Augen fixieren. „Man passt auf sein Kind auf. Man beschützt es, mit allem was man hat. Genauso, wie man seine Mutter beschützt." 

„Oh West...",  meine Stimme ist voller Emotionen, als seine Worte mich bis ins Herz treffen. 

„Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich meine Eltern nicht vermisse. Und so sehr ich meine Mutter liebe, meinen Vater zu verlieren, war nicht nur, als ob ich einen Elternteil verloren hätte, sondern auch gleichzeitig einen besten Freund", mit seinen Daumen wischt er mir sanft die Tränen unter den Augen weg. „Und weißt du was Chris zu mir gesagt hat, kurz nachdem sie beide gestorben sind?", meine Augen sind vollkommen auf ihn gerichtet. 

„ 'Ein Vater denkt immer an seine Kinder. Jeden Tag und jede Nacht. Selbst wenn sie nicht bei ihm sind. Er wird sie immer lieben. Er wird sie immer auf eine Art lieben, die sie nie verstehen werden. Selbst, wenn er nun an einem anderen Ort ist.' " 

Tränen sammeln sich erneut in meinen Augenwinkeln, mein Mund steht leicht offen, während ich West's Worten folge. „Und weißt du, Babe? Auch wenn dein Dad da oben ist...", er zeigt mit seinem Finger nach oben. „Wird er dich immer lieben", seine Hände umschließen erneut meinen Wangen, bevor er sich nach vorne lehnt und seine Lippen auf meine Stirn drückt. „Immer."

***

Mein Gehirn raucht und ich bin kurz vor einem Heulanfall, als ich auf den riesigen Berg voller Notizen vor mir blicke. Es war der Tag vor meiner Abschlussprüfung. In den Monaten in denen ich schwanger mit Luke war und West im Koma lag, hatte ich die Uni ziemlich vernachlässigt. Über die letzten Monate hatte ich den Unterrichtsstoff allerdings wieder aufgeholt, dennoch fühlte ich mich, als ob mein Kopf jeden Moment explodieren würde. 

Meine Hände zittern, während ich versuche die kleingeschriebenen Worte in meinen Kopf zu bekommen. Vor meinem Studium hatte man mir gesagt, dass Journalismus ein ziemlich anstrengendes Fach war und um ehrlich zu sein musste ich gestehen, dass mein Studium nicht immer einfach gewesen war. Aber das hier, war noch mal eine Spur härter. Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare. 

„Verdammt!", rufe ich aus, während ich meine Notizen vor mir auf den Tisch werfe. Ich konnte nicht mehr. 

Das lange Lernen und die Tatsache, dass Luke im Moment die Koliken hatte, zerrte an meinen Nerven. Ich wusste, dass die Koliken nur eine vorübergehende Sache waren und das viele Babys im Alter von vier Monaten daran litten, aber ich machte mir trotzdem ziemliche Sorgen um Luke. Nachts wechselten West und ich uns beim Beruhigen von Luke ab, aber tagsüber war West auf der Arbeit, weshalb ich ihn beruhigen musste, wenn er einen seiner Schreianfälle hatte. Und manchmal dauerten diese Schreianfälle mehrere Stunden. Heute hatte ich den Kleinen zu Amber und Chris gegeben. So leid es mir auch für die beiden tat, denn die beiden würden garantiert kein Auge die Nacht zu bekommen, ich musste für meine Abschlussprüfung lernen.

Tief luftholend, greife ich erneut zu dem Zettel der vor mir auf dem Tisch liegt, gleichzeitig höre ich wie ein Schlüssel ins Schlüsselloch gesteckt wird. 

„Hey Babe",  West's tiefe Stimme dringt durch den Flur, aber ich hebe nicht meinen Kopf, meine Augen immer noch auf das Papier vor mir gerichtet. Warum um Gotteswillen bekam ich diesen Scheiß nicht in meinen Kopf? Warum?! 

„Babe?", seine Stimme klingt nun näher, das Geräusch von Fußschritten hallt über den Parkettboden. 

Liebling bist du dir sicher, dass du etwas studieren willst? Und dann noch so etwas Anspruchsvolles? Vielleicht solltest du erst mal bei etwas Kleinerem anfangen. Etwas was zu dir passt. Du weißt doch, Liebling, so bald ich meine eigene Kanzlei habe, habe ich sowieso für uns beide zusammen ausgesorgt. 

Ich weiß nicht warum, Brad's Stimme plötzlich in meinem Kopf dröhnt, aber es ist, als ob jedes einzelne Wort ein Schlag in meine Magengrube wäre. Meine Hände fangen an zu zittern, während ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr atmen kann. Ich musste das schaffen. Ich musste diese Prüfung schaffen. Denn wenn nicht, wäre ich für alle nur Zoe aus dem Trailerpark. Zoe, die es niemals zu etwas gebracht hatte. 

Ich fokussiere mich erneut auf meine Blätter und lese angestrengt die Zeilen durch. Als ich auf der Hälfte des Blattes jedoch angekommen bin, spüre ich wie zwei warme Hände sich über meine legen und mir vorsichtig das Blatt aus der Hand nehmen. 

„West!", rufe ich empört aus, meine Hand schnappt nach vorne und ich versuche ihm das Blatt aus der Hand zu reißen. „Gib mir das wieder her! Ich muss noch zehn Blätter für morgen auswendig lernen!", West macht einen Schritt nach hinten und schüttelt mit dem Kopf, das Blatt immer noch in der Hand. 

„Nein, du machst jetzt erstmal eine Pause." 

„West ich kann keine Pause machen, falls du es noch nicht realisiert haben solltest ich schreibe morgen meine Abschlussprüfung. Nur weil du schon deinen Job hast, heißt das nicht, dass andere nicht lernen müssen!", keife ich ihn an, während ich meine Hände in meine Hüften stemme. Meine ganzen Emotionen von den letzten Tagen kommen in einem Schwall Wörter von meinen Lippen. 

West zuckt bei meinen Worten kein bisschen zusammen. Sein Körper thront immer noch ein paar Meter von mir entfernt, seine dunklen Augen ruhig auf mich gerichtet.

„Zieh dir was an. Ich warte vor der Tür auf dich." 

„West..ich kann nic..." 

„Babe, zieh dir was an", seine Worte sind ruhig, aber seine Augen bohren sich dermaßen in mich, dass ich mich nicht traue ihm Widerworte zu geben. 

„Schön!", rufe ich aus, während ich eingeschnappt von meinem Stuhl springe und in Richtung Schlafzimmer laufe um mich umzuziehen. Hinter mir höre ich das leise Lachen von West, dicht gefolgt von der Haustür, die hinter ihm ins Schloss gezogen wird. 

Im Schlafzimmer angekommen laufe ich zum Schrank und ziehe mir das erstbeste Oberteil, das mir in die Quere kommt über den Kopf. Es ist ein dunkelgrauer Pullover von West. Die Ärmel sind mir viel zu lang, weshalb ich sie hochkrempele bis sie kurz vor meinen Handgelenken abschließen. Danach steige ich in meine schwarze Leggings und meine Cowboyboots, werfe einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich aus dem Zimmer in Richtung Haustür laufe. 

In der Einfahrt steht der Wrangler bereits. Die Sonne geht langsam über uns unter, als ich die Beifahrertür öffne und in den Wagen steige. Meine Arme sind über meiner Brust verschränkt, während ich mit zusammengekniffenen Augen auf die Windschutzscheibe starre. Guns n' Roses läuft im Hintergrund, als West den ersten Gang einlegt und unsere Einfahrt langsam verlässt. 

Mein Blick wandert inzwischen aus dem Fenster meine Arme immer noch verschränkt. Was war wenn ich die Klausur nicht bestehen würde? Was würde ich dann machen? Ich konnte mich mein Leben lang nicht auf West verlassen. Mit meinen Zähnen beiße ich auf meine Unterlippe, vollkommen in meinen Gedanken versunken. Ich bin so versunken, dass ich nicht merke, dass West den Radiosender ändert. Erst als seine gesungenen Worte an mein Ohr dringen, hebe ich meinen Kopf und schaue ihm ins Gesicht. 

„Girl, I know I don't know you but your pretty little eyes so blue, are pulling me in like the moon on your skin...", seine Stimme vermischt sich mit der von Luke Bryan als er das Radio noch lauter anstellt. „I'm so glad you trusted me to slide up on this dusty seat and let your hair down, and get outta town...", während er singt streicht er einmal mit seiner Handfläche über das Sitzpolster des Wranglers und zwinkert mir frech zu. 

Ich muss mir ein Lachen verkneifen, als er den Song Wort für Wort weiter mitsingt. 

„Sag mal ich dachte, du magst keine Countrymusik?", meine Stimme klingt laut über Luke Bryan seine hinweg.  Ein Lachen dringt jetzt doch aus meinem Mund. Ich sehe wie er mit den Schultern zuckt. 

„Mag ich auch nicht." 

„Mhhm. Deswegen kannst du auch jedes einzelne Wort mitsingen",  meine Lippen ziehen sich zu einem Grinsen zusammen, als er nun anfängt den Chorus zu singen. Ich werfe meine Hände nach oben und bewege meinen Kopf zum Rhythmus des Songs mit. 

„I'm slowly loosing hold of everything I got, you're looking so damn hot...", das letzte Wort betont er extra und wirft mir einen intensiven Blick zu. Ein Kichern dringt aus meinem Mund, ich schüttele meinen Kopf, bevor meine Stimme sich mit seiner vermischt und ich ebenfalls mitsinge.

***

„Ich hab das Lernen abgebrochen, weil du mit mir nach Walmart fahren wolltest?", frage ich ungläubig, als er den Wrangler in der Auffahrt von unserem lokalen Walmart parkt. 

„Warts ab", seine tiefe Stimme dringt durch den Wagen, als er seinen Schlüssel aus dem Zündschloss zieht, die Fahrertür öffnet und aus dem Wagen springt. Auf der anderen Seite tue ich es ihm gleich. 

In der Zwischenzeit, in der ich aus dem Wrangler gesprungen bin, hat er den Wagen umrundet und greift jetzt nach meiner Hand. Unsere Finger sind miteinander verschränkt, als wir über den Parkplatz auf den Supermarkt zusteuern. 

„Weißt du, Babe, es gibt nur eine Sache, die hilft, wenn man entspannen will", die Klimaanlage des Walmarts lässt mich erzittern. Es war September und draußen wurde es so langsam kälter, trotzdem hatten viele Läden ihre Klimaanlagen noch an, in der Hoffnung, dass noch eine späte Hitzewelle den Bundestaat erfassen würde. 

West und ich laufen durch die Regale, ein paar Mal hebt er ein paar Sachen hoch und mustert sie. Als wir durch die Babyabteilung laufen, hebt er einen kleinen blauen Strampler hoch. 

„Denkst du der wäre was für Luke?", seine Augen sind konzentriert, als er auf das winzige Kleidungsstück in seinen Händen blickt. Der Ärmel seines Pullovers rutscht hoch und lässt seinen tätowierten Arm hervorblitzen. 

„Ich will dich ja nicht enttäuschen, Baby. Aber das ist ein Strampler für ein Baby von zwei Monaten", ich versuche mein Gesicht zu keiner Miene zu verziehen, als ich in seine Augen blicke. Ein kleines Lächeln dringt auf sein Gesicht und er schüttelt den Kopf. 

„Du findest das lustig. Nicht wahr Babe?", ein kleines Lächeln huscht jetzt doch über mein Gesicht. 

„Ein bisschen", ich zeige ihm den Abstand mit meinen Fingern. „Aber nur ganz ganz wenig", ich zwinkere ihm zu. Er schüttelt erneut den Kopf, bevor er den Strampler wieder zurück hängt, meine Hand nimmt und mich weiter hinter sich her durch die Regale zieht.

Als wir das nächste Regal umrunden, bleibt West plötzlich im Gang stehen. Er dreht sich zu mir um und bleibt direkt vor mir stehen. Seine Hand fährt zu meiner Taille als er mich noch ein Stück näher zu sich heran zieht, so dass unsere Oberkörper sich nun berühren. Plötzlich fangen seine Füße an sich zu bewegen und ehe ich mich versehen kann , tanzt er mit mir durch den Supermarktgang. 

„West", zische ich leise, während er sich mit mir durch den Gang bewegt. Ein Lachen dringt aus seinem Mund, seine Augen blitzen auf. 

Perfekt zu diesem Moment, läuft ein neuer Song durch die Lautsprecher. Crazy Girl von Eli Young Band. Er nimmt meine Hand und dreht mich langsam aus. Ich kichere, als ich eine Pirouette durch den Gang drehe. 

„Weißt du Babe, es gibt nichts Besseres zum Entspannen, als ein bisschen Bewegung"

Dann dreht er mich wieder ein, sodass ich mit meinem Oberkörper direkt an seiner Brust lande. Unsere Lippen keine fünf Zentimeter von einander entfernt. Seine Lippen sind zu einem Lächeln verzogen, meine Hände wandern zu seinem Nacken, als ich ihm in die Augen blicke. Inzwischen haben wir aufgehört zu tanzen und stehen mitten im Gang. 

„Du bist so ein Idiot", gebe ich leicht heiser von mir, ein Lächeln liegt auf meinen Lippen. 

„Ich weiß", höre ich ihn murmeln, gleichzeitig fahren seine Hände durch meine Haare. „Aber genau das magst du doch so an mir",  seine warmen, weichen Lippen wandern auf meine und er küsst mich. Ich seufze an seinen Lippen und schmiege mich noch näher an ihn. 

„Und weißt du, was noch gut ist zum Entspannen?", West's heisere, tiefe Stimme dringt an mein Ohr, während seine Hand langsam meinen Rücken herunterwandert bis sie auf meinem Hintern zum Liegen kommt. 

Ich spüre, wie mein ganzer Körper anfängt zu kribbeln, ich schüttele leicht meinen Kopf. „ Nein." meine Stimme kommt in einem Krächzen aus meinem Mund. 

„Schokoladeneis", seine tiefe Stimme vibriert an meinem Ohr und ich fange an zu kichern.

„Das ist ja wohl unerhört!" eine hohe kreischende Stimme ertönt hinter uns. „ Das ist hier ein Supermarkt! Für ihre Aktivitäten suchen sie sich am Besten ein Hotelzimmer!"

West und ich fahren auseinander. Hinter mir steht eine alte Frau in einem kompletten rosa Kostüm. In ihrer Hand hält sie, einen ebenfalls rosa Regenschirm, mit dessen Spitze sie nun auf uns zeigt. 

„Junger Mann, sie sind sich schon im Klaren, dass man eine Frau anständig behandelt?!", ihre Stimme klingt laut durch den Gang, als sie sich vor uns auftürmt. „Zu meiner Jugend, hat ein Mann es noch nicht mal in Erwägung gezogen, an so einem Ort wie dem Supermarkt, geschweige denn an irgendeinem öffentlichen Ort, seine Hand dort hinzulegen wo sie ihre Hand hatten!", ich beiße mir auf die Unterlippe, um mir das Lachen zu verkneifen. 

„Ja, Mam ",  höre ich West neben mir sagen, ein kurzer Blick auf ihn verrät mir, dass er ebenfalls kurz vor einem Lachanfall ist. 

„Ich hoffe doch sie verhüten, junger Mann! In ihrem Alter wollen sie sich noch nicht mit einem Kind herumschlagen, glauben Sie mir", inzwischen wedelt sie nicht nur mit ihrem Regenschirm vor ihrer Nase rum, sondern auch mit einem ihrer dicken, wulstigen Finger. 

„Eigentlich, haben wir bereits einen Sohn, Mam." 

„Sie haben was?", höre ich sie kreischen. 

„Ich habs ja gesagt. Ich habs ja gesagt", sie wedelt erneut mit ihrem Finger vor unserem Gesicht rum. „Die Jugend von heute wird auch immer verwahrloster", sie schüttelt den Kopf und schlurft mit ihren Schuhen, die übrigens Pantoffeln sind, durch den Gang. 

„Schwanger in diesem Alter. Wäre ich früher schwanger geworden, meine Mutter hätte mich enterbt! Enterbt hätte sie mich!", die Laute Stimme der alten Frau entfernt sich von uns und so bald sie die Ecke umrundet hat, brechen West und ich gleichzeitig in lautes Gelächter aus. 

„Oh Gott", presse ich prustend hervor, während ich mir den Bauch halte. „Ich glaub ich bin für den Rest meines Lebens verstört", ich kichere, während mir Tränen in die Augen steigen. 

„Hast du ihr Gesicht gesehen, als ich ihr gesagt habe, dass wir bereits ein Kind haben?", West's tiefes Lachen dringt bis in mein Innerstes, als wir weiter durch den Walmart laufen. Auf dem Weg zum Kühlregal werden wir von allen Seiten angeschaut, da wir nicht aufhören können zu lachen. 

„Ja". pruste ich vor vorgehaltener Hand. „Vermutlich haben wir ihr ganzes Weltbild zerstört", ich kichere erneut, West's Lachen vermischt sich mit meinem. 

„Ach verdammt, Babe. Fuck auf die Anderen", höre ich ihn plötzlich ausrufen, bevor er stehen bleibt und sich zu mir umdreht. Seine Hände wandern zu meiner Taille und er zieht mich an seinen Körper, so dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüre, seine dunklen Augen bohren sich in meine. 

„Denn verdammt , der Moment in dem ich meine Hände von dir lasse, ist der Moment in dem die Sonne anfängt sich um die Erde zu drehen!", ruft er laut aus. Ich kichere, gleichzeitig schlinge ich meine Arme um seinen Nacken. Meine Hände fahren durch seine Haare. 

„Ich liebe es, wenn du naturwissenschaftlich mit mir redest",  ein lautes, tiefes Lachen dringt durch West's Kehle. 

„Ach ja? Liebst du es auch wenn ich dir sag, dass der hier...", seine Hand wandert auf meinen Hintern und ich spüre, wie mein ganzer Körper anfängt zu kribbeln. „Aussieht wie der Monteregie- Hügel", sein warmer Atem haucht in mein Ohr und ein erneutes Kribbeln dringt durch meinen Körper. 

Dieser Kerl würde mich irgendwann noch mal umbringen. „Du hast nicht ernsthaft meinen Hintern mit einer Gebirgskette in Kanada verglichen, oder?",  ich beobachte, wie seine Mundwinkel anfangen zu zucken und seine Augen kurz aufblitzen. 

„Vielleicht", antwortet er mit einem Grinsen auf dem Gesicht.  Ich schüttele den Kopf und ein Lächeln erscheint ebenfalls auf meinem Gesicht. „Komm schon Babe, ganz tief in dir drinnen, stehst du doch drauf!" Ich lache laut auf und schlage ihm einmal spielerisch auf die Brust. 

„Okay. Ich glaub es wird Zeit für das Schokoladeneis", ein Lachen kommt aus West's Mund, als ich mich von ihm löse und auf eines der Kühlregale zu laufe. 

„Weißt du Babe, such du schon mal eins aus und geh zur Kasse. Ich komm gleich nach", seine Stimme ertönt hinter mir, bevor ich meinen Kopf über meine Schulter werfe meine Augenbrauen zusammengezogen. 

„Okay", meine Stimme klingt leicht verwirrt, als West mir noch einmal zuzwinkert und er das Kühlregal umrundet, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden ist. Ich schüttele mit dem Kopf und widme mich wieder den Eissorten im Kühlregal. Mhm, welches sollte ich denn nun nehmen?

***

„Weeeest!",  meine Stimme klingt ungeduldig durch den Wagen, als wir über den Highway fahren. 

Es war inzwischen neun Uhr. Die Sonne war längst untergegangen und den Himmel zieren Tausende von Sternen. 

„Verrat mir endlich wo wir hinfahren!", meine Stimme klingt weinerlich, als ich meine Lippe nach vorne schiebe. Ein Lachen dringt durch West's Kehle, während er den Kopf schüttelt, sein Blick weiterhin auf die Fahrbahn gerichtet. 

Seine linke Hand liegt lässig auf dem Lenkrad, während er mit der rechten Hand meine auf der Mittelkonsole umschlungen hält. Sein Daumen wandert langsam über meinen Handrücken. „Wenn Luke nur halb so ungeduldig, wie seine Mom wird, dann sind wir bald die ungeduldigste Familie in ganz Kansas." 

„Weeest", rufe ich empört aus und ramme meine Schulter spielerisch in seine Seite. So weit wie es mir halt im Auto möglich war. 

Meine Füße befinden sich auf dem Armaturenbrett, meine Cowboystiefel habe ich ausgezogen. Ein Lachen dringt durch den Wagen, während West die nächste Ausfahrt nimmt. 

„Nein. Ich glaube er kommt ganz nach seinem Vater", meine Stimme klingt nun weich, mein Blick aus dem Fenster gerichtet. „Er wird ein ganz ruhiger Junge werden."

Ich kannte diese Ausfahrt. 

„Solange er so ein großes Herz wie seine Mutter bekommt und genauso schön wird, ist mir alles andere so ziemlich egal."

 Mein Herz macht einen Sprung bei seinen Worten und ich spüre, wie ein Kribbeln in meinem Körper aufsteigt, das bis in meine Fingerspitzen dringt. Ein Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ich meinen Kopf zu ihn drehe. „ Ich muss dich enttäuschen Baby, er hat leider schon die Schönheit seines Vaters geerbt", mein Blick wandert über seine Lippen, seine Wangenknochen, bis ich an seinen Augen angekommen bin. 

Der Schein des Mondes erhellt West's Gesicht und lässt seine Augen noch dunkler wirken, als sie sind. Ich beobachte, wie seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln nach oben ziehen, seine Hand drückt meine erneut und ich spüre, wie sein Daumen über meinen Handrücken kreist. 

„Weißt du, dass mich das total antörnt, wenn du mich Baby nennst?", seine Stimme dringt heiser durch den Wagen und vibriert durch meinen ganzen Körper. 

Ich beiße mir auf die Lippe und schüttele den Kopf. Seine Hand löst sich von meiner und bleibt auf meinem Bein liegen. Wärme durchflutet meinen Körper und ich habe das Gefühl, dass da wo seine Hand liegt, ein Stück heiße Kohle liegen würde. Mein Atem wird unruhig und ich versuche mich auf die Umgebung draußen zu konzentrieren. Inzwischen befinden wir uns in einer kleinen, schotternden Straße. 

„Eigentlich Babe..", höre ich seine heisere Stimme zu mir dringen. Der Wagen ruckelt unter uns und ich beobachte, wie er ihn von der Straße lenkt und wir ein bisschen Abseits zum Stehen kommen. „Wollte ich mit dir ja zum Strand fahren, aber...", seine Augen sind jetzt komplett auf meinen Mund gerichtet, als er mit einer Hand zu dem Gurt seines Sitzes wandert und sich abschnallt. 

Mein Herz dröhnt laut in meinen Ohren, als er sich ein Stück nach vorne legt und mit seiner Hand zu meiner Taille wandert. 

„Ich kann nicht aufhören, auf diese langen Beine meiner Verlobten zu starren", mein Atem setzt aus, als er mich ein Stück zu sich nach vorne zieht und seine Lippen auf meinen Hals presst.

Ein Seufzen dringt aus meinem Mund, als seine Lippen meinen Hals herunterwandern. Ich rutsche über die Mittelkonsole bis ich auf seinem Schoß sitze, das Lenkrad in meinem Rücken. Ein Ziehen breitet sich zwischen meinen Beinen aus, als West mit seiner Hand zu meiner Brust wandert, seine Finger leicht über meinen Nippel geschlossen. Ein leises Seufzen dringt aus meinem Mund, meine Augen geschlossen. Es war als ob all die angestaute Energie aus mir herausfliegen würde. 

„Entspann dich einfach, Babe. Lass dich gehen", sein heißer Atem dringt an mein Ohr, bevor er seine Lippen auf meine legt. 

Seine Lippen sind weich und warm, während seine starken Arme mich umschlungen halten. Wärme durchflutet meinen Körper und ich gebe mich komplett dem Kuss hin. Seine Zunge schiebt sich in meinen Mund, als seine Hände über meinen Rücken wandern. Mein Atem wird immer flacher, als ich meine Hände um seinen Nacken lege und durch seine Haare fahre. Ein tiefes Geräusch dringt aus seiner Brust und ich spüre, wie seine Hände zu meiner Leggings wandern. Seine Finger schieben sich unter den Bund meiner Leggings und ehe ich mich versehen kann, befinden sie sich an meiner Öffnung. Ein leises Keuchen dringt aus meinem Mund, als ich spüre, wie er einen Finger in mich schiebt. 

Seine Augen verlassen meine für keine Sekunde, als er einen weiteren Finger in mich schiebt. Ich werfe meinen Kopf leicht nach hinten und seufze, als das warme Gefühl seiner Finger mich erfüllt. Ein Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, er leckt sich einmal über die Lippe, bevor er anfängt seine Finger in mir zu bewegen. Ein Keuchen dringt aus meinem Mund , wird aber sofort von seinen Lippen verschluckt, die sich erneut auf mich legen. Ein warmes Gefühl durchdringt meinen Körper, als seine Zunge sich wieder in meinen Mund schiebt und sie dem Rhythmus seiner Finger anpasst. Mein Herz scheint fast zu explodieren, als er mich immer mehr in Ekstase bringt. Kurz vor meinem Höhepunkt, schiebt West einen weiteren Finger in mich, seine Zunge umspielt immer noch meine. Und das ist mein Ruin. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern und mit einem leisen Stöhnen komme ich. 

Mein Körper sackt auf West's Schoß zusammen, meine Augen geschlossen. West zieht seine Finger aus mir heraus und drückt seine Lippen auf meine Stirn. Ich weiß nicht wie lange wir beide dort sitzen, aber nach einer gewissen Zeit, höre ich seine Stimme an meinem Ohr. 

„Ich glaub jetzt wird's Zeit für das Eis", ich kichere mit meinem Kopf an seiner Brust, und nicke. Dann hebe ich meinen Kopf und will von seinem Schoß steigen, doch West hält mich zurück.Er greift über mich und zieht die Eispackung hervor. Er öffnet sie und schaufelt ein wenig Eis auf den Löffel, dann deutet er mir an den Mund zu öffnen. Ich öffne ihn ein wenig, bevor er mir das Schokoladeneis in den Mund steckt. Ich schließe die Augen und stöhne leise auf, als die kalte Schokolade über meine Lippen fährt. 

„Oh Gott, das ist so gut", ich öffne meine Augen und schaue West in die Augen, der mich die ganze Zeit beobachtet. Dann nehme ich ihm den Löffel aus der Hand und kratze ebenfalls ein wenig Eis auf den Löffel. West öffnet seinen Mund ebenfalls, damit ich ihm den Löffel in den Mund schieben kann. 

„Gut oder?", ein Lächeln dringt auf mein Gesicht, als er mit seinem Kopf nickt. Kurz danach nimmt er mir die Eispackung aus der Hand und stellt sie auf den Beifahrersitz. Dann greift er mit einer Hand nach hinten in eine seiner Hosentaschen und zieht etwas heraus. 

„Weißt du, als ich aus dem Krankenhaus gekommen bin, ist mir wieder aufgefallen, dass du das Armband nicht mehr hast, das ich dir mal geschenkt habe", seine Stimme klingt leise, als er mir in die Augen blickt, seine Hand zu einer Faust umschlungen. „Und dann ist mir wieder eingefallen, dass Brad es dir weggenommen hat. Und als wir im Walmart waren, da hab ich das hier in einem dieser Automaten gesehen."

Er hält ein pink, lila geflochtenes Armband mit einem pinken Sternenanhänger in die Höhe. 

"Ich musste sofort an dich denken" 

Wärme durchflutet meinen Körper, als ich auf das Armband blicke. 

„Ich weiß es ist kein Armband aus Silber oder Gold, aber ich dachte mir, dass es dir vielleicht Glück bringt", mein Herz macht einen Salto, als er meinen Arm nimmt und es genau an dem selben Handgelenk befestigt, an dessen Hand sich mein Verlobungsring befindet. 

„Du schaffst das Babe. Ich weiß das", seine Stimme ist ein leises Flüstern, als er sich nach vorne legt und seine Lippen auf meine Stirn drückt.

***

Mein Herz schlägt laut in meiner Brust, mein ganzer Körper kribbelt vor Nervosität als ich den Professor dabei beobachte, wie er durch die Reihen des Hörsaals geht und die Klausuren verteilt. Ein Mädchen neben mir wippt unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Das Wippen macht mich noch nervöser, weshalb ich meinen Blick starr nach vorne richte und versuche alles um mich herum auszublenden. 

Als der Professor endlich alle Klausuren ausgeteilt hat, schaut er auf seine Uhr und zählt die Sekunden runter bis wir anfangen können. 

„Sie dürfen ihre Klausuren jetzt bitte umdrehen. Viel Erfolg", mein Herz schlägt laut in meinen Ohren, als ich mit zittrigen Händen das Blatt umdrehe. Meine eine Hand fährt zu dem Sternenanhänger meines Armbandes. 

Ganz ruhig Zoe. Du schaffst das. Du hast gelernt und du wirst das schaffen.

Ich schließe einmal kurz meine Augen und atme tief ein und aus, bevor ich meine Augen wieder öffne und sie über die Zeilen der ersten Aufgabe fliegen lassen. Erleichterung durchflutet mich , als mir klar wird, dass ich wusste wie ich die Aufgabe zu bearbeiten hatte. Entschlossen greife ich zu meinem Stift und fange an zu schreiben.

***

„Sie haben noch genau fünf Minuten Zeit, bevor sie abgeben müssen."

Genau als der Professor diese Worte von sich gibt, lasse ich meinen Stift fallen. Ich war gerade so eben fertig geworden. Meine Augen fliegen noch einmal über die Aufgaben, die ich bearbeitet hatte und lese mir alles noch einmal durch. Mein Kopf raucht und ich habe das Gefühl, dass er jeden Moment davor ist zu explodieren. 

„Meine Damen und Herren, lassen sie ihre Stifte fallen. Ihre Zeit ist um."

Erleichtert, lasse ich die angestaute Luft aus meinen Lungen und lege meine Arbeitsblätter wieder ordentlich zusammen. Es war, als ob jegliche Anspannung meinen Körper verlassen hatte. Ich sacke ein Stück auf dem Stuhl zusammen und beobachte, wie der Professor durch die Reihen geht und die Klausuren einsammelt. Als er an meinem Platz vorbeikommt, halte ich ihm die Blätter entgegen, während er sie mit einem kleinen Lächeln entgegennimmt. 

 „Miss Summers, es freut mich sehr, dass sie trotz alledem was sie durchgemacht haben, sich dazu entschlossen haben, ihre Abschlussarbeit mitzuschreiben", ich schenke ihm ein Lächeln. 

„Danke Sir." 

„Es gibt nicht viele Menschen, die sich nach so einem schrecklichen Ereignis erholen würden", seine Stimme klingt ernst , während er mich über seine Hornbrille hinweg mustert. „Und besonders mit einem Kind zuhause ist es gewiss nicht immer einfach",  er schenkt mir ein kleines, anerkennendes Lächeln, bevor er in die Reihe hinter mir läuft und dort die Klausuren einsammelt. Ein Gefühl der Genugtuung wallt in mir auf und ein stolzes Lächeln erscheint auf meinem Gesicht.

Als er fertig mit Einsammeln ist, suche ich meine Sachen zusammen, hänge mir meine Tasche über die Schulter und verlasse mit einer Scharr von anderen Studenten den Hörsaal. Das College war mit dem Auto gut eine Viertelstunde von unserem Haus entfernt, doch dieses Mal brauche ich eine gute halbe Stunde, da der Highway meilenlang verstopft ist, wie es immer nach den Abschlussprüfungen der Fall war.

Als ich endlich in unsere Einfahrt einbiege, spüre ich wie ein Kribbeln durch meinen Körper flutet. 

Ich hatte meine Abschlussprüfung geschafft! Ich hatte sie endlich hinter mich gebracht! Und ich war mir sicher, dass ich sie bestanden haben musste. 

Adrenalin wallt plötzlich in mir auf und als ich mein Auto in der Auffahrt neben Jeeps Wrangler parke, springe ich förmlich aus dem Wagen. Meine Schritte sind leichtfüßig, als ich meinen Schlüssel aus der Tasche fische und die Tür aufschließe. West hat sich heute extra frei genommen, damit er da war, wenn Luke wieder nach Hause kam. 

„Ich bin wieder da", rufe ich laut durch das Haus, als ich die Tür hinter mir zuziehe und meine Schuhe von den Füßen ziehe. 

Ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht, als ich West um die Ecke biegen sehe. Er trägt ein dunkelrotes Shirt mit V- Ausschnitt, dazu eine dunkle Hose. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als ich vor lauter Begeisterung auf ihn zu gerannt komme und in seine Arme springe. Seine Arme fangen mich ganz wie von selbst auf, ein kleines glückliches Geräuscgh verlässt meinen Mund , als wir lachend zurücktaumeln. 

„Sieht so aus, als ob es ziemlich gut gelaufen ist", ein Lachen vibriert durch seine Brust, bevor ich lachend meine Arme um seinen Hals schlinge. 

„Allerdings!", rufe ich glücklich aus, lehne mich nach vorne und presse meine Lippen stürmisch auf seine. Mein Kuss wird erwidert und ich seufze leise auf, bevor ich mich noch näher an ihn presse. Doch statt meine Nähe zu erwidern, spüre ich plötzlich wie West sich ein Stück von mir zurückzieht. 

„Ähm Babe, nimm es mir nicht übel, aber wir haben einen Gast", seine Stimme klingt leicht vorsichtig und ich spüre, wie ein Schauer über meinen Rücken fährt. Mein Kopf hebt sich und erst jetzt sehe ich sie. 

„Mom?", meine Stimme dringt gepresst aus meinem Mund, als meine Augen sich auf ihren schmalen Körper senken, der auf unserem Sofa sitzt. 

„Ich wollte es dir ja sagen, aber du hast mich sofort überfallen- nicht, dass ich etwas dagegen habe, denn das ist absolut heiß.." 

„Woher..woher wusstest du, dass sie meine Mom ist?", unterbreche ich West stotternd, während ich mit meinem Körper seinen Oberkörper herunterrutsche. 

„Babe, man erkennt sofort, dass sie deine Mutter ist. Ihr beide seht euch unglaublich ähnlich"

Ich reiße meine Augen auf und schaue mir nun meine Mutter genauer an. Sie sieht besser aus. Viel besser. Ihr Körper ist nicht mehr so ausgemergelt, ihre Haare nun voller und nicht mehr so stumpf. Ihre Wangen sind von einer leichten Röte durchzogen und auf ihrem Gesicht liegt sogar ein kleines Lächeln. Sie sieht zwar noch nicht so aus, wie zu ihren besten Zeiten, aber es ist schon einmal ein Anfang. 

„Hallo Schatz", die helle Stimme meiner Mutter dringt durch das Wohnzimmer, ihr Blick ist auf mich gerichtet, als sie aufsteht und nun auf mich zukommt. 

Meine Augen sind geweitet, als sie ihre Arme um mich schlingt und mich, als ob es das Natürlichste auf der Welt wäre, in eine Umarmung zieht.

„Mom, was machst du hier?",  meine Stimme klingt total überrascht, als mein Blick über ihre Schulter auf den Kaffee schaut, der vor ihr auf dem Tisch steht. Mein Blick huscht nun zu West der mit den Schultern zuckt. 

„Ich hab die stationäre Phase abgeschlossen, Schatz. Es sind jetzt vier Monate rum",  sie löst sich von mir und schaut mir ins Gesicht, auf ihren Lippen immer noch ein Lächeln. 

„Und was heißt das jetzt?", frage ich vorsichtig, in meiner Stimme ein leichtes Zittern. 

„Wenn du damit meinst, ob ich geheilt bin?", ein leicht trauriges Lächeln dringt auf ihr Gesicht und sie schüttelt mit dem Kopf. „Nein", ein Stich durchfährt mich. 

„Aber ich schwöre dir Schatz, ich hab in den ganzen vier Monaten keine Spritze mehr angerührt. Es wird noch ein langer Kampf werden und aktuell bin ich in der ambulanten Therapie. Wir treffen uns jede Woche zu Einzelgesprächen oder sogar zu Gruppengesprächen. Diese Woche habe ich mein Erstes",  ihre Stimme klingt fest, die blauen Augen, die meinen so sehr ähneln, auf mich gerichtet. 

„Und Schatz ich fühle mich besser, als ich mich jemals zu vor gefühlt habe. Ich möchte mein Leben wieder in den Griff bekommen. Ich hab morgen sogar ein Bewerbungsgespräch bei einer Einrichtungsfirma. Du weißt wie sehr ich es früher geliebt habe, unseren Wohnwagen umzudekorieren", ein wehmütiges Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. 

Ich nicke, als ich darüber nachdenke, wie oft sie unsere Wohnwagen früher umdekoriert hatte, als ich kleiner gewesen war. Es gab Wochen in denen ich von der Grundschule nach Hause kam und meine Mutter auf dem Boden unseres „ Wohnzimmers" - wenn man es überhaupt so nennen konnte- saß und Girlanden bastelte, aus Leinen, die sie im Ein- Dollar Store gefunden hatte, und Blättern, die sie im Wald neben unserem Trailerpark aufgegabelt hatte. Egal, wie schlecht es uns manchmal ging und wie wenig Essen wir zuhause hatten, unser Wohnwagen sah von innen, nie heruntergekommen aus. 

Jeden Tag im Sommer, stand auf unserem kleinen Klappesstisch eine Plastikvase, mit gepflückten Blumen drin. Als ich älter geworden war, standen immer seltener Blumen auf unserem Tisch, was daran lag, dass meine Mutter nun immer mehr Zeit mit ihren Männern und Drogen verbrachte. Als ich ungefähr vierzehn war, gab es gar keine Blumen mehr. Das war das Jahr, in dem es mit meiner Mutter endgültig bergab ging. 

„Meine Betreuer, sie haben mir sogar geholfen eine Wohnung zu finden. Ganz hier in der Nähe", die Stimme meiner Mutter holt mich wieder in die Gegenwart. „Damit ich bei meiner Tochter und meinem Enkelsohn sein kann." 

„Mom", meine Stimme kommt gepresst aus meinem Mund, während die Tränen in meine Augen dringen. Ich beobachte, wie meine Mutter auf mich zu kommt. Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, als sie mein Gesicht in ihre Hände nimmt. 

„Lass mich dich anschauen, Schatz."

Tränen fließen nun über mein Gesicht, als ihre warmen Hände sich um meine Wangen legen. 

„Du siehst so hübsch aus. Ganz, wie dein Vater." 

Tränen steigen nun auch in ihre Augen und ich muss schlucken, als ich für einen kurzen Moment, den Schmerz meiner Mutter in ihren Augen sehe. „Und wie ich sehen kann, bist du glücklich." ihre Augen wandern kurz zu West, als sie mich wieder anschaut. 

„Was ich bei so einem tollen Mann vermutlich auch wäre", sie zwinkert mir zu und ich höre, wie West leise hinter mir lacht. Meine Mutter greift nach meiner Hand und schaut mir in die Augen. 

„Schatz, ich wollte nie, dass du verletzt wirst, glaub mir. Und ich weiß, dass wir beide erst einmal Zeit brauchen um uns wieder neu kennenzulernen. Aber ich hoffe, dass du mich irgendwann wieder in dein Herz lassen wirst", die Tränen fließen nun in Bächen über mein Gesicht, als ich vorsichtig nicke, während meine Stimme gepresst meinen Mund verlässt. 

„Ja, Mom, das hoffe ich auch." 

Ein Lächeln erscheint auf dem tränenüberströmten Gesicht meiner Mutter, als ihre Finger sich noch weiter mit meinen verschränken. 

„Danke, Schatz", sie schnieft einmal, bevor sie sich mit ihrer freien Hand über die Augen fährt und sie trocken reibt. Dann lässt sie meine Hand los und macht einen Schritt zurück. 

„Allerdings muss ich sagen, dass ich es unerhört finde, dass ich erst jetzt von deiner Verlobung mit diesem Sahneschnittchen erfahre", sie stemmt ihre Hände in ihre Hüften, während sie mich mit einem dieser mahnenden Mutterblicke betitelt. 

„Mom!", rufe ich empört aus, als ein leises Kichern aus meinem Mund dringt. 

„Was denn?!",  ein Lächeln erscheint ebenfalls auf ihrem Gesicht, als sie ihren Blick zwischen West und mir schweifen lässt, der inzwischen seine Hand um meine Taille geschlungen hat und mich an seine Seite gezogen hat. 

Ich atme seinen vertrauten Geruch ein und habe wie immer das Gefühl, angekommen zu sein. 

„Mein ganzes Leben lang, hab ich darauf gewartet, die Hochzeit meiner Tochter zu planen. Wenn ich schon nicht meine eigene Hochzeit planen kann, werde ich doch wenigstens die Ehre haben, die Hochzeit von meiner Tochter und meinem Schwiegersohn zu planen!", ruft sie aus, während sie ihre Hände über ihren Kopf wirft.

„Bist du dir sicher, dass das deine Mom ist?", West's leise Stimme dringt unauffällig an mein Ohr, als meine Mutter anfängt von kleinen rosa Törtchen und Blumensträußen zu reden. 

Ich schüttele ungläubig mit dem Kopf, als ich meine Mutter dabei beobachte, wie sie stark gestikulierend durch unser Wohnzimmer hin und her läuft. Es ist total surreal sie so zu sehen. 

„Nein", presse ich leise zwischen meinen Lippen hervor. „Ich glaub in der Klinik haben sie ihr Gehirn rausgenommen und ein neues reingesetzt", ein leises Kichern dringt aus meinem Mund, dicht gefolgt von der Stimme meiner Mutter. 

„Zoe Lauren Summers! Glaub ja nicht, weil ich eine Großmutter bin, dass ich nicht hören kann, was ihr Beide euch da zuflüstert" 

Ich verdrehe leicht die Augen, während ich mir auf die Lippe beiße, um nicht in lautes Gelächter zu verfallen. West's Körper vibriert ebenfalls neben mir 

„Und wo wir gerade von Großmutter reden? Wo ist mein kleiner Lieblingsenkel denn?" 

"Er ist in seinem Zimmer. Wir können ja mal gucken, ob er schon wach ist", West's Stimme dringt an mein Ohr, als er meine Hand nimmt und wir zusammen mit meiner Mutter das Kinderzimmer aufsuchen.

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