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Life is worth living

Ich fühle mich, als ob ich schwerelos bin. Das kalte Wasser dringt in jede einzelne Pore meines Körpers, während mir schwarz vor meinen Augen wird. Und zum aller ersten Mal fühlte ich nicht mehr diesen Schmerz in meiner Brust. Diesen Schmerz, der mich die letzten Wochen aufzufressen schien. Es würde alles aufhören.  Wasser steigt in meine Nase, in meinen Mund und mein Atem verlässt mich, bevor sich die Dunkelheit komplett um mich legt.

Zoe, Zoe?! Verdammt ZOE! , eine Stimme dringt zu mir. 

War ich tot? Und Gott sprach zu mir

Ein heißer Schmerz dringt durch meine Lunge und bestätigt mir, dass ich nicht tot war. 

Oh Gott. Dieser Schmerz. 

Es war, als ob man mir eine Flamme in die Lunge gesteckt hatte. 

Zoe, verdammt Zoe! Wach auf! Wach auf! 

Ich spüre einen Druck auf meiner Brust. Einen Druck so stark, als ob jemand mit seiner Faust auf ihr herumhämmern würde. Und dieser Druck hörte nicht auf. Ich spüre, wie meine Lunge noch weiter anfängt zu brennen. 

Verdammt ZOE! Du darfst nicht sterben! Er würde mir es nie verzeihen

Der Druck verstärkt sich noch ein letztes Mal auf meinem Brustkorb, bevor ich das Gefühl habe, dass mich etwas nach oben zieht. Bevor ich das Gefühl habe, dass mein Brustkorb zerspringt.

Laut hustend öffne ich die Augen, bevor sich ein Schwall Wasser aus meinem Mund ergießt. Ich blinzele für einen kurzen Moment, bevor ich mich ein weiteres Mal nach vorne beuge und ein erneuter Schwall aus meinem Mund dringt. Mein Körper krümmt sich zusammen, bevor ich in Tränen ausbreche, als ich realisiere, dass ich am Leben war. Ein kalter Schauer fährt über meine Haut, während ich völlig zusammengekauert im nassen Sand liege. 

Verdammt ich war am Leben. 

Die Tränen laufen noch weiter über mein Gesicht, während ein derartiger Schmerz meinen Körper durchflutet, dass ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr Atmen kann. Ein Schmerz, der jeden einzelnen Teil meines Körpers in Stücke riss. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen und halte die Luft an, in der Hoffnung doch noch zu sterben. Denn Tod war das Einzige, was mich noch von diesem Schmerz befreien konnte. Doch bevor die Dunkelheit mich erneut übermannen kann, spüre ich plötzlich eine Hand auf meinem Kopf. Der Schreck kommt so plötzlich, dass ich einen lauten Atemzug ausstoße. Erschrocken reiße ich die Augen auf und treffe auf Augen so blau wie der Himmel. Mein Herz bleibt für einen kurzen Moment stehen. 

„Verdammt Zoe!", eine tiefe, brüchige, wütende Stimme dringt zu mir. 

Ich hebe den Kopf und starre in ein kantiges, breites Gesicht. Blondes, langes Haar klebt ihm vollkommen nass am Kopf, seine Kleidung ebenfalls total durchnässt. „ Chris?", meine Stimme klingt schwach, mein ganzer Körper zittert, als ich ihn vollkommen taub anschaue. 

„Zoe, verdammt! Was hast du dir dabei gedacht!", seine Stimme ist laut, brüllt mir die Worte entgegen, während seine blauen Augen sich wie Eiszapfen in meine bohren. „ Amber und Ich haben uns den ganzen Abend Sorgen um dich gemacht! Als ich gesagt habe, du sollst mich anrufen, hab ich das auch so gemeint!!", seine Stimme überschlägt sich fast, während er mit einer Hand in seinem Haar wühlt. „ Was denkst du, was West mit mir machen würde, wenn er wieder aufwacht und wir ihm sagen müssen, dass du tot bist?! Dass du dich von der selben fucking Klippe heruntergestürzt hast, von der wir immer als Teenager gesprungen sind!"

"ZOE ich weiß, dass du verletzt bist und ich weiß auch, dass es verdammt weh tut, denn FUCK ich fühle mich auch, als ob man mir jeden Tag ein verdammtes Messer in den Bauch rammen würde! Nicht nur du hast ihn geliebt, Zoe. Verdammt er war wie ein Bruder für mich !!", sein Gesicht ist inzwischen leicht rot angelaufen, sein Haar zerzaust, sein Atem dringt hektisch aus seinem Mund. „ Aber das ist noch lange kein Grund sich von einer Klippe zu stürzen." 

 „Ich bin schwanger", von all den Worten, die als Antwort meine Lippen verlassen konnten, waren dies die Einzigen, die mir einfielen. „ Verdammt, Chris, ich bin schwanger", und dann bricht alles aus mir heraus. Es ist als ob jemand einen Knopf in mir gedrückt hätte. Einen Knopf, der sich tagelang versteckt hatte. Einen Knopf, der meine Menschlichkeit wieder aktivierte. Tränen dringen in meine Augen und ein Schluchzer dringt aus meinem Mund, als ich meinen Kopf sinke. „Ich bin schwanger und... und das Kind wird vermutlich niemals seinen Vater sehen", meine Stimme klingt brüchig, als ein erneuter, qualvoller Schluchzer meinen Mund verlässt. 

„Es wird niemals sein Lachen hören, sich an seiner starken Schulter ausheulen können, wenn es von den anderen Kindern geärgert wurde. Es wird niemals seine wunderschöne Stimme hören, wenn er ihm ein Gutenachtlied vorsingen wird. Oder mit ihm zusammen irgendwelche Bilder malen", ein Stich dringt durch meine Brust, meine Worte, wie flüssiger Schmerz. „Aber am Allermeisten wird es niemals sein großes Herz kennenlernen", inzwischen schwimmen meine Augen komplett in Tränen, meine Sicht vollständig verdeckt. „ Es wird niemals den besten, gütigsten und liebevollsten Menschen auf diesem Planeten kennenlernen." 

„Hey", Chris' Stimme klingt sanft durch die Nachtluft und ehe ich mich versehen kann liege ich in seinem Armen, mein Kopf an seine Brust gepresst, während die Tränen in Bächen mein Gesicht herunterfließen. Seine Hand wandert sanft durch meine Haare, als er auf mich einredet. „Natürlich, wird es ihn kennenlernen", seine Stimme klingt rau und brüchig. „ Es wird zwei der liebevollsten, gutherzigsten Menschen, als Eltern haben, die ich kenne", seine Worte treffen mich dermaßen, dass ich noch heftiger anfange zu weinen. „ Schhh, Zoe, Süße, ganz ruhig. Ich hab dich." behutsam streicht er mir weiterhin über den Kopf, wie einem fragilen, kleinen Kind. 

„Weißt du, was er das erste Mal zu mir gesagt hat, nachdem er dich gesehen hat?",  ich bewege ganz minimal meinen Kopf zur Seite. „Chris, ich glaub ich bin am Arsch", ein kleines Lachen dringt aus meinem Mund, vermischt mit meinem Schniefen. Es klang so verdammt nach Ihm. „Ich hab dieses Mädchen einmal geküsst, und ich bin total abgefuckt!", mein Atem stockt für einen kurzen Moment, während ich ihm weiterlausche. 

„Es war der Morgen nach meiner Party. Nach der Party auf der ihr euch begegnet seid", seine Stimme klingt, als ob sich seine Gedanken in weiter Ferne befinden würden. „Ich hatte einen verdammten Kater und ich hatte gerade den besten Sex in meinem Leben hinter mir...", ein leises Lachen dringt aus seiner Kehle, während er mir weiterhin behutsam über den Kopf streicht.„Trotzdem weiß ich noch jedes einzelne seiner Worte", seine Stimme klingt weich, fast wie ein Flüstern. Seine Hand stoppt für einen kurzen Moment auf meinem Kopf und bleibt auf ihm liegen, so als ob er darüber nachdenken müsste, wie er seine nächsten Worte formulieren sollte.  „Weil ich meinen besten Freund noch nie in der Zeit in der wir uns kennen, so über ein Mädchen reden gehört habe." ich schließe meine Augen und lasse die Worte in jede einzelne Pore meines Körpers sinken. 

„Und weißt du was er dann gesagt hat?", Chris' Stimme ist jetzt kaum noch ein Flüstern, das leise Preschen der Wellen, klingt an mein Ohr. Ich schüttele meinen Kopf langsam zur Seite. „Verdammt! Es war als ob ich sie in meinen Whisky gemixt hätte, Chris. Als ob ich all den Scheiß mit meiner Mom und meinem Dad vergessen hätte. Als ob ich vollkommen betrunken oder high war, von diesem Gefühl. Diesem verdammten Gefühl. Diesem Gefühl, dass sie in mir ausgelöst hat, mit einem verdammten, abgefuckten Kuss.", Tränen fließen bei seinen Worten über mein Gesicht und mein Herz zieht sich zusammen.

 „Oh Gott, ich vermisse ihn so", es sind die ersten Worte die ich nach einer langen Zeit von mir gebe, meine Stimme klingt brüchig, als ich meinen Kopf hebe und Chris mit tränenüberströmten Augen ins Gesicht schaue. Erst jetzt kann ich sehen, das ebenfalls Tränen in seinen Augen schwimmen, sein Gesicht schmerzvoll zusammengezogen, als er eine Hand nach meinem Gesicht ausstreckt und meine Wange umfasst. 

„Ich weiß, Zoe. Ich vermisse ihn auch", er streicht mir sanft mit dem Daumen kurz über die Wange bevor er erneut anfängt zu sprechen. „ Aber er wird wieder aufwachen Zoe. Er ist ein Kämpfer", seine blauen Augen dringen nun entschlossen in meine. „Euer Kind wird nicht ohne einen Vater aufwachsen...", seine Stimme bricht kurz ab, bevor er erneut anfängt weiterzureden. „Und solange es seinen Vater noch nicht wieder hat, wird es immer auf seinen Onkel und seine Tante zählen können" ,ich schließe die Augen, Tränen fließen in Bächen mein Gesicht herunter, während ich meine Hand auf meinen Bauch presse. 

Ein Schluchzer dringt aus meinem Mund. „ Es tut mir leid Baby." meine Stimme klingt brüchig. Ich weiß, dass das Kind mich noch nicht wirklich hören kann, aber trotzdem fühle ich mich, als ob ich mit ihm reden muss. „Es tut mir so leid", ein erneuter Schluchzer dringt aus meinem Mund, bevor ich zwei Arme spüre, die sich um mich schließen. 

„Es tut mir leid, Chris, ich war so dumm", meine Stimme erstickt halb in seinem Shirt. 

„Ich weiß, Zoe. Ich weiß."

***

„Oh mein GOTT!", Amber's laute, besorgte Stimme dringt durch den Flur von Chris' Haus, sobald dieser die Tür aufgeschlossen hat. „Gott, sei dank ist euch nichts passiert!", ihre roten Haare wehen durch die Gegend, als sie auf uns zu gerannt kommt und mich in ihre Arme schließt. 

„Oh mein Gott, Z, mach das nie wieder! Hast du gehört, mach das nie wieder! Ich hab mir Todessorgen gemacht", sie hebt ihren Kopf und blickt mir ins Gesicht, in ihren Augen schwimmen inzwischen Tränen. „ Verdammt Zoe, du bist wie eine Schwester für mich. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn dir etwas passiert wäre!", sie zieht mich erneut in ihre Arme und drückt mich fest. 

Leise Schluchzer dringen aus ihrem Mund. „ Was hast du dir dabei bloß gedacht, Zoe?! Du kannst doch nicht einfach abhauen", sie schnieft leise, bevor sie erneut ihren Kopf hebt und mir ins Gesicht blickt. „ Ist dir nicht klar, dass es immer noch Menschen gibt, die dich lieben und die sich ein Leben ohne dich nicht vorstellen können?",  ihre Worte fühlen sich wie ein Stich an, Tränen schießen in meine Augen. „ Dass es Leute gibt, die dich brauchen?!", es ist, als ob sich jedes einzelne Wort immer mehr in meine Magengrube gräbt, vermischt mit Schuldgefühlen, die nun in meinem Inneren hochbrodeln. 

„ A...", meine Stimme bricht ab, die Tränen laufen nun mein Gesicht herunter, als ich nicht nur meiner besten Freundin, sondern meiner Schwester in die Augen blicke. Als ich der Person in die Augen blicke, für die ich lügen, für die ich weinen würde und für die ich mich jedes Mal anschießen lassen würde. Und dann wird es mir auf einmal klar. Nicht nur Amber brauchte mich, sondern auch mein Baby. Mein Baby, das ich fast mit mir getötet hätte. 

„Oh Gott..", meine Augen sind weit aufgerissen, als es wie ein Blitzschlag bei mir einschlägt. „Oh Gott Amber, ich hätte es fast umgebracht..", ein Schluchzer dringt aus meinem Mund, während ich meine Hand auf meinen Bauch presse, meine Knie geben unter mir nach und ich sinke auf den Boden. 

„Was Zoe? Wie? Wen hättest du umgebracht?!", ihre Stimme eine Mischung aus Verwirrung und Hysterie, als sie auf mich herunter blickt. Und dann passiert alles ganz schnell. Ihr Blick huscht über meine Hand, die auf meinem Bauch gepresst ist. 

 „Oh mein Gott", ihre Augen sind weit aufgerissen, als sie ihre Hand auf ihren Mund presst. „ Du bist schwanger", sie stößt die Worte aus, und plötzlich sehe ich, wie ein Lächeln auf ihrem Gesicht erscheint, gleichzeitig fließen Tränen aus ihren Augen. 

„Oh mein Gott, Z!!", ein Freudenschrei verlässt ihren Mund, als sie sich vor mich hinkniet und mir um den Hals fällt. „ Oh mein Gott. Du bist schwanger. Ich werde Tante!", sie kreischt mir die Worte fast in die Ohren. 

Und plötzlich scheinen all ihre Sorgen vergessen, zu sehr ist sie darauf konzentriert über meinen Bauch zu streicheln und mit aufgerissen Augen, völlig fasziniert auf ihn zu starren. 

„Baby ich glaub, das reicht jetzt erstmal. Es war ein wenig viel für Zoe, denkst du nicht ? Ich glaube wir haben alle ein wenig Schlaf verdient", Amber und ich schrecken beide auf. 

Ich hatte vollkommen vergessen, dass Chris' immer noch mit uns im Zimmer war. Anscheinend hatte Amber es auch vollkommen vergessen, denn zum ersten Mal schaut sie Chris richtig an. Ihr Blick wandert von seinem feuchtem Haar, zu seinem dreckverschmierten, halbnassen Shirt. Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich sehe, wie es in ihrem Kopf zu rattern anfängt. Plötzlich sehe ich, wie sich auf einmal ihr Körper versteift. 

„Moment mal", ihr Kopf dreht sich langsam zu mir und sie schaut mich mit einem schockierten, angstvollen Blick an. 

„Wolltest du.. Wolltest du...?", ihre Stimme zittert leicht, als sie mir in die Augen schaut „ Wolltest du dich wegen dem Kind..etwa...?", ihre Stimme bricht ab, ihre Augen weiten sich noch weiter, ich sehe wie ihr ganzer Körper anfängt zu zittern. „ Wolltest du dich etwa... umbringen?", das letzte Wort stößt sie in einem Atemzug aus, ihre Stimme nur noch ein Flüstern. 

Ich schließe meine Augen und nicke langsam. Es ist komplett still zwischen uns. Das Einzige was ich höre ist mein Herzschlag, der laut in meiner Brust schlägt. Vorsichtig stoße ich die Luft aus und öffne mit zitternem Körper meine Augen. Mein Herz zieht sich zusammen, als ihr Blick mich trifft.

„A, es tut mir leid..." stoße ich mit zitternder Stimme aus, während sich plötzlich der Damm bricht und die Tränen mir in Bächen das Gesicht herunterlaufen. „ Ich weiß, dass es falsch war, aber ...aber die letzten Wochen..." ,meine Worte gehen in einem Schluchzer unter, während sich mein komplettes Herz zusammenzieht. „ Und dann hab ich herausgefunden, dass ich schwanger bin...und ... A, ich vermiss ihn einfach so!", inzwischen dringen laute, jammernde Geräusche aus meinem Mund.
Ich wusste nicht mehr wer ich war. Ich war so verloren. Alles was ich nur noch war, war dieses jammernde Häufchen Elend. Ich vermisste ihn so dermaßen. Es war, als ob man mir meine ganze Lebensenergie ausgesaugt hatte und meinen Körper kalt und leblos zurückgelassen hatte.
„Ich weiß Süße, ich weiß", ihre Stimme klingt weich, das totale Gegenteil von dem was ich erwartet hätte.
Und dann schließt sie plötzlich ihre Arme um mich und zieht mich an ihren Körper. Ich atme ihren vertrauten Geruch ein, während ich mich an ihrer Schulter ausheule. Mein ganzer Körper zittert und meine Augen brennen vor lauter Tränen. Es tat so weh. Es tat so verdamm weh. Plötzlich spüre ich, wie sich zwei weitere Arme um uns beide legen, ein Kinn kommt auf unseren Köpfen zu liegen. Die Wärme von Chris Körper hüllt uns beide in einen Kokon, und zum ersten Mal in den letzten Wochen fühlte ich mich sicher.

***

Wetten, dass du nicht weiter springen kannst als ich?"
Wetten doch?", ich ziehe meine Augenbrauen herausfordernd nach oben und schaue in seine blaue Augen, die aussahen, als ob man ein Stück des Himmels über uns, in sie hineingelegt hätte.
Der Wind weht mir durch die kurzen Haare, als ich meine Hände um die Seile lege und mit der Schaukel ein Stück nach hinten laufe. Er tut es neben mir gleich, sein weißes offenes Hemd flattert in der warmen Sommerbrise und entblößt den schwarzen Albatross auf seiner Brust. „ Na, gefällt dir was du siehst?" seine Augen blitzen auf, sein Gesicht zu einem Grinsen verzogen .
Ich beiße mir auf die Lippen und schaue ihm in die Augen, die sich nun zu einem dunklen Indigo verfärbt haben. Ich nicke und lecke mir über die Lippen. „ Mir gefällt alles an Ihnen Mr Taylor" ,meine Stimme klingt heiser und mir wird warm in der Brust, als ich den Blick in mir aufnehme mit dem er mich anschaut.
Sieht so aus, als ob das Ihr Glückstag ist, denn ich hab auch nichts an Ihnen auszusetzen Mrs Taylor" ,er zwinkert mir zu, bevor er mir eines seiner Lächeln schenkt, das mein Herz in eine komplette Achterbahn verwandelt.
Der Ring an meinem Finger glitzert hell in der Sonne, als ich meine Hand nach seiner austrecke. Er fasst nach meiner Hand und zieht mich samt Schaukel zu sich heran. „ Hat dir schon mal einer gesagt, dass du unglaublich sexy in deinem Kleid aussiehst?", seine Stimme vibriert durch meinen Körper, als seine Lippen mir näher kommen, sein Atem warm auf meinem Gesicht.
Mein ganzer Körper fängt an zu kribbeln und ich habe das Gefühl ich könnte in seinen Augen versinken, so blau und tief waren sie.
Rot steht dir, Babe.",und dann treffen seine weichen, warmen Lippen meine. Mein ganzer Körper fängt Feuer. Feuer, wie jedes einzelne Mal, wenn ich ihn küsste. Vermutlich würde sich das niemals ändern.
Seine weiche, warme Zunge streift meine, als er mit einer Hand meinen Nacken umfasst und mich noch näher an sich presst. Liebe durchströmt meinen Körper und in diesem Moment habe ich das Gefühl, dass ich zehn Meter über dem Boden schwebe, jedes einzelne Geräusch um mich herum verstummte.
„Ich würde ja noch gerne weitermachen..", seine tiefe, raue Stimme vibriert an meinen Lippen. 

„Aber ich glaube, dann würden wir hier niemals wegkommen" ,seine Mundwinkel ziehen sich an meinen Lippen zu einem Lächeln nach oben. „Und das wäre doch viel zu Schade um die Wette", er zwinkert mir zu, löst sich plötzlich von mir und ehe ich mich versehen kann stößt er sich mit der Schaukel vom Boden ab und schwingt mit seinen Beinen. 

HEY!", rufe ich empört, stoße mich ebenfalls vom Boden ab und schwinge meine Beine in die Luft. „ Das ist total unfair!", sein heiseres, tiefes Lachen dringt durch die Luft.
„Nichts ist unfair im Spiel und in der Liebe, Babe!" , die Schaukel quietscht unter mir, als ich mit meinen Beinen immer höher schwinge. Für einen kurzen Moment frage ich mich, ob der Ast über unseren Köpfen das ganze Gewicht aushalten würde. West's lautes, heiseres Lachen dringt durch die warme Sommerluft und erwärmt jede Faser meines Herzens.
„Auf drei springen wir." schreit West zu mir herüber. „ Eins...", seine Stimme hallt laut durch das Summen der Grillen. „ Zwei..." ,ich stoße ein weiteres Mal mit meinen Füßen kräftig nach vorne, der Wind weht mir meine Haare ins Gesicht. „ Drei!", gleichzeitig stoßen wir uns von der Schaukel ab, ein kreischender Laut verlässt meinen Mund, vermischt mit einem Lachen. 

Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, genieße diesen unglaublichen Moment. Diesen Moment in dem ich mich Meter über den Boden befand. In dem ich geradeaus im freien Fall auf das Blumenmeer unter mir zusteuerte. Gleichzeitig landen West und ich nebeneinander im weichen, sanften Gras. Ein Lachen dringt aus meinem Mund, dicht gefolgt von seinem. 

„Ich bin definitiv weiter gesprungen!", stößt er zwischen seinem Lachen aus. 

Garnichts bist du!" ,stoße ich lachend hervor und drehe meinen Kopf zu ihm. „Ich bin definitiv weiter gesprungen als du. Guck ich lieg ein Stück über dir", West dreht seinen Kopf ebenfalls zu mir und zieht seine Augenbraue hoch, seine blauen Augen durchpiercen meine Augen. 

Babe, du liegst genau auf der selben Höhe wie ich", ich lache auf. 

„Also eigentlich..." ,ich rutsche ein Stück mit meinem Körper nach oben. „ Bin ich ein ganzes Stück weiter als du gesprungen." 

Garnichts bist du!" ,West's Lachen dringt durch die warme Sommerluft, als er sich auf mich stürzt. Ich kreische auf, als seine Finger an meinen Seiten landen und er anfängt mich zu kitzeln. „ Weeeeeest!", kreische ich lachend auf, während ich mich unter ihm winde. 

Weeest" ,imitiert er mich, während er mich weiterkitzelt

„Du bist so ein Idiot" ,japse ich und stoße ihm mit der Hand vor die Brust. Er greift nach meiner Hand, die auf seiner Brust liegt und umschließt sie mit seinen warmen, weichen Fingern. 

„Ja, aber ich bin auch dein Idiot", seine Stimme klingt weich, seine Augen so blau, wie eine Welle die mich jeden Moment mit sich reißen wird. „ Spürst du das?" langsam löst er jeden einzelnen meiner Finger aus seinem Griff und presst meine Hand an seine nackte Brust, da wo sich sein Herz befindet. „Spürst du, wie es mich verdammt noch mal verrückt macht, wenn du in meiner Nähe bist?", seine Stimme dringt wie Schmiergelpapier über meinen Körper. „ Und das seit dem Moment in dem ich dich gesehen hab. Seit dem Moment, in dem du diese babyblauen Augen auf mich gerichtet hast", mein Atem stockt, mein Blick jetzt nur noch auf ihn gerichtet. Er war das Zentrum meines Universums, der Felsen in meiner Brandung, die Flamme die mich wieder zum Leben erweckte. 

„ Du bist auf mein Herz tättowiert. Zoe. Lauren. Taylor. Jeder einzelne Buchstabe deines Namens" ,es war als ob die Luft über uns stillstand. Als ob die ganze Welt um uns aufgehört hatte, sich zu bewegen. Ich versinke in seinen Augen, mein Herz verzerrte sich nach ihm, wie jedes Mal wenn ich ihn anschaute. Es war als ob wir zwei Planeten waren, die sich in der selben Umlaufbahn befanden. Immer auf der Suche nach dem Anderen. Und dann wenn diese zwei Planeten aufeinander trafen, würde nichts mehr wie vorher sein.

„Gott, Babe, ich liebe dich!", mein Herz droht zu explodieren, als seine Lippen auf meine schmettern. Seine Hand wandert zu meinem Nacken, sein Geruch umhüllt meinen ganzen Körper, als er mich mit einer seelenerschütternden Leidenschaft küsst, dass ich das Gefühl habe, dass ich vor lauter Gefühlen nicht mehr atmen kann.

„ Ich bin verrückt nach dir",  er umfasst mit seinen beiden Händen mein Gesicht und küsst mich so intensiv, dass ich das Gefühl habe, ich könnte in seinen Körper kriechen. In seinen warmen, starken Körper. 

Ich sauge den Geruch seiner warmen Haut, wie eine Droge in mich auf, als sein Daumen über meine Wange streicht und eine warme Spur zurück lässt. Mein Herz pocht wild in meiner Brust, fährt Achterbahn, meine Haut prickelt bei jeder seiner einzelnen Berührungen. Meine Lippen saugen an seinen, meine Hände halten an seinem Nacken fest, wie eine Ertrinkende auf der Suche nach dem letzten Rettungsboot

Ich war verloren. Ich war wie jedes Mal verdammt verloren in ihm. Lautes Donnergrollen ertönt über uns. Ich zucke erschrocken zusammen. 

Sch, alles gut Babe, es war nur ein Donnern", seine Stimme klingt beruhigend an meinem Ohr, während er mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr streicht. 

Ich entspanne mich wieder und widme mich erneut dem Kuss, bis ich auf einmal merke, dass das Donnern das einzige Geräusch um uns herum gewesen ist. Sonst war es vollkommen still. So unglaublich still. Eine Stille die einem fast schon Angst machte. Die Härchen stellen sich auf meinem Nacken auf und ein Angstschauer läuft über meinen Rücken. 

„West..?", meine Stimme klingt angstbesetzt, als ich auf ihn schaue. Sein Körper war stocksteif in totaler Alarmbereitschaft, während er nach meiner Hand greift und mich mit einer gekonnten Bewegung hochzieht. 

Babe, wir sollten von hier verschwinden!", seine Stimme klingt ernst, sein Gesicht zu einer nun harten Maske verzogen. Seine Hand war fest um meine geschlossen und nahm mir dabei ein wenig die Angst. 

Inzwischen liefen wir über die große, weite, blumenbedeckte Wiese, über uns wurde der Himmel immer schwärzer. Der Wind zog über uns hinweg und in der Ferne glaubte ich ein hohes Lachen zu hören. Angstschweiß bildet sich auf meinem Nacken, während West mich immer weiter schnurstracks der Wiese entlang zieht. Ein grelles Licht blitzt über uns auf, dicht gefolgt von einem Donnern. 

„West!", meine Stimme klingt angsterfüllt, während wir inzwischen über die Wiese rennen. 

Ein erneuter Donner dröhnt durch die Luft, mein ganzer Körper versteift sich, als ich das laute hohe Lachen nun deutlich wahrnehme. West scheint es auch wahrgenommen zu haben, denn plötzlich spüre ich, wie seine Hände unter meine Beine greifen und ich mich keine Sekunde später in seinen Armen befinde. 

„Glaubt ja nicht, dass ihr mir davonkommt!", die schneidende, vertraute Stimme dringt durch die kalte Luft vermischt mit einem hohen Lachen. 

Mein ganzer Körper fängt an zu zittern. 

Sch Babe, ich lass dich nicht los. Er wird dir nicht weh tun, das verspreche ich dir", West's Stimme klingt sanft an meinem Ohr, während er den Griff um mich herum verstärkt. 

Inzwischen hat es angefangen zu regnen. „ West...", eine Rauchwolke bildet sich um meinen Mund, so kalt war es inzwischen geworden. 

„Ich weiß, ich weiß. Ich dich auch", sein Mund presst sich auf meinen nassen Hinterkopf, das Geräusch seiner Boots unter uns. 

Ich versuche meine Augen mit aller Kraft aufzuhalten, der Regen mittlerweile so heftig, dass er uns die Sicht versperrt. Und immer wieder dieses Lachen. Immer wieder dieses schneidende Geräusch seines Lachens. Dieses hohe Geräusch, das durch die Luft drang. 

Zoe!" ,höre ich plötzlich West's Stimme schreien. „ Guck!" abrupt hebe ich meinen Kopf und versuche vor lauter Regen etwas zu erkennen. 

Und da, ein paar Meter vor uns entfernt stand ein Haus. Ein einsames, verlassenes Haus. Ein sicheres Haus. Ein Haus, dass uns vor ihm schützen würde. „ Oh mein Gott!" ,presse ich kreischend hervor. „Oh mein Gott, Oh mein Gott! West lauf ein bisschen schneller!", höre ich mich schreien. 

Zoeeeee, Liebling? Zoeeee, Zooooeeee, Zoeeeeeee! Wo bist du?" , ein lautes Lachen dringt durch die Luft. „Zoeeeeee, ich komme! Und dann gehörst du mir! Mir ganz alleine !" ,seine Stimme war nun näher, klang in einem hohen Singsong durch den Regen. 

Oh Gott diese Stimme musste aufhören! Sie musste verdammt noch mal aufhören.! Ich presse meine Hände auf meine Ohren und versuche seine Stimme auszublenden. Plötzlich spüre ich, wie ich heruntergelassen werde. West langt nach vorne und öffnet die Tür des Hauses. Wir betreten es und so bald wir uns im Raum befinden, fällt die Tür hinter uns ins Schloss. 

Die Szene verändert sich. Statt in einem Haus, befinden wir uns in einem dunklen Gang, wie in einer Art Keller. Der Ort, wo wir uns nun befanden, war noch gruseliger, als der Ort, an dem wir uns zuvor befunden hatten. Überall hängen Rohre von der Decke, Spinnenweben an den Decken. Meine Füße treten in etwas Nasses. Mein Blick wandert nach unten und als ich sehe in was ich getreten bin wird mir schlecht. „ West...." ,meine Stimme klingt zittrig, bevor ich meinen Kopf hebe. 

Sein Gesicht ist vollkommen blass, als er mich mit einem gezwungenen Lachen anschaut. „West? Was ist los?", frage ich leicht hysterisch, als ich einen Schritt nach vorne mache und mit meiner Hand nach seinem Gesicht greife. 

Ein Tropfen landet auf meinem Kopf. Verwirrt hebe ich meinen Kopf. Wir waren in einem Keller, wie konnte es da hereinregnen? Ein erneuter Tropfen fällt auf mein Gesicht. Und dann sah ich es. Es war kein normaler Regen, der auf mich herunterregnete. Es war Blut. Erschrocken reiße ich meine Augen auf. 

„West..!", ein hysterischer Schrei, dringt aus meinem Mund, vermischt mit einem lauten Lachen, das von den Wänden hallte. Ein eiskaltes, schneidendes Lachen. 

Inzwischen kam der Regen immer stärker von der Decke. Pfützen voller Blut bildeten sich auf dem Boden. 

„Du kannst ihn nicht retten! Du wirst ihn niemals retten können!" ,West's Gesicht war inzwischen kalkweiß, sein Körper taumelte für einen Moment zur Seite. 

„NEIN! NEIN! NEIN!", ich renne auf ihn zu und stütze seinen Körper, Tränen dringen aus meinen Augen. 

Meine Haare waren voller Blut, als es immer wieder Blut in Bächen von der Decke regnete. Je mehr Blut von der Decke regnete, desto weißer wurde West. Es war, als ob mit jedem Tropfen Blut, der von der Decke rieselte, West's Körper ebenso ein Tropfen Blut verließ.

 „Oh Gott!, schreie ich. „ WEST! NEIN, NEIN, NEIN! Du darfst nicht...nicht jetzt... ich liebe dich ...nein ich kann nicht...du kannst nicht, nein nicht jetzt!", wirres Zeug verließ meinen Mund, bevor ich dabei zusehe, wie West's Körper auf den Boden sinkt. Seine blauen Augen weit aufgerissen, während nun Blut aus seinem Mund quoll. „

NEEEEEEEIN!!!" 

„Er wird steeeeerbeeeen! Dein kleiner Nachbarsjunge wird steeeerbeeeen! Und du wirst nichts dagegen tun können!" 

Und dann sah ich ihn plötzlich. Sah seine blonden Haare, die so stark im Kontrast, zu der Dunkelheit des Kellers schienen. Er stand ein wenig entfernt, von der Stelle , an der West auf dem Boden lag. Ein teuflisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als er einen Schritt auf West zumachte

„Hast du noch ein paar letzte Worte für ihn übrig?" ,seine schneidende Stimme dringt durch den Keller und lässt eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper erscheinen. 

Ich brachte kein Wort über meine Lippen, sondern starrte ihn einfach nur an. „ Also... wenn das deine letzten Worte waren.... Dann wollen wir dem kleinen Nachbarsjungen Goodbye sagen" ,dann hob er seinen Fuß und trat West mitten ins Gesicht. 

NEEEEIN!!", ich hörte, wie West's Knochen knacksten. Ein Lachen verließ Brad's Mund. 

„NEIN! NEIN! NEIN; NEEEEEEIN!" 

Erschrocken, schrecke ich auf. Ein erstickter Schluchzer dringt aus meinem Mund, die Tränen fließen aus meinem Mund. 

„ Zoe?!",  mit einer lauten Wucht, wird die Tür zum Gästezimmer aufgerissen. Chris steht mit nichts bekleidet, als einem T- Shirt und seinen Boxershorts im Türrahmen, sein Haar von allen Seiten abstehend. Neben ihm Amber, die nicht wirklich anders aussah. 

Chris lässt einmal flüchtig einen Blick über mich schweifen, bevor er in großen Schritten auf mich zu kommt, die Bettdecke zurückschlägt und sich neben mich ins Bett legt. Auf der anderen Seite tut es ihm Amber gleich. Schluchzer dringen weiterhin aus meinem Mund. Der Traum hatte mich dermaßen aufgewühlt. Ich hörte das Knacksen von West's Knochen immer noch in meinen Ohren. 

„Sch.....", Chris' Daumen wandert zu meinem Gesicht und streicht mir meine Tränen weg. „Es war nur ein Traum, Süße. Es war nur ein Traum", erneute Schluchzer dringen aus meinem Mund. „ Wir sind bei dir. Wir sind bei dir." 

Und dann nimmt er meine Hand in seine und drückt sie. Auf der anderen Seite nimmt Amber meine andere Hand in seine und so bleiben wir in dem kleinen Bett liegen. Aneinandergepresst, Händchenhaltend, bis ich irgendwann aufhöre zu schluchzen und der Schlaf mich überrollt.


***

Oktober

Mein Herz schlägt vor Nervosität in meiner Brust, als ich auf dem Stuhl nervös auf und ab wippe. „ Ganz ruhig, Süße, es wird alles in Ordnung sein", Chris' sanfte Stimme dringt an mein Ohr. 

Mein Blick fällt auf eine Frau, die mir gegenüber sitzt. Ihr Bauch, hatte inzwischen die Form einer Kugel angenommen. Ich hatte so eine verdammte Angst. Ich saß im Wartezimmer des Frauenarzt. Zu meiner ersten Untersuchung. Chris hatte angeboten mit zu kommen, damit ich nicht alleine gehen musste. 

„Ich hoffe Amber besteht ihre Klausur", murmele ich. Alles war mir Recht, um mich von der Angst abzulenken, die von Minute zu Minute weiter in mir hervorbrodelt. 

Chris' Lachen dringt an mein Ohr. „ Klar, schafft sie das. Falls du es vergessen haben solltest, mein Mädchen hat das Gehirn eines halben Einsteins!", für einen kurzen Moment muss ich lachen und dann zucke ich zusammen. Es war das erste Lachen, das seit zwei Monaten meinen Mund verlassen hatte. Abrupt höre ich auf zu lachen. 

„Du weißt, dass es okay ist zu lachen", höre ich plötzlich Chris' Stimme sanft zu mir dringen. „ Du weißt, dass er das gewollt hätte", ein Stich durchfährt mich und ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht wieder anfange zu weinen.

 Ich hatte zu viele Tränen in den letzten Monaten vergossen. „Du weißt auch, dass er verdammt stolz hier gesessen hätte und dass er vermutlich von nichts Anderem geredet hätte" 

Ich nicke , während ich auf den weißen Boden des Wartezimmers schaue. „Ms Summers!" ruft mich plötzlich die Stimme der Sprechstundenhilfe auf. Der Stuhl neben mir quietscht, bevor Chris sich in all seiner Größe vom Stuhl erhebt. Die gesamten weiblichen Augen sind auf ihn gerichtet, als er mir seine Hand entgegenstreckt. Ich hatte die Blicke gesehen, mit denen sie Ihn praktisch auffraßen. Und hätte ich mich in einer anderen Lage befanden, hätte ich es wahrscheinlich lustig gefunden. 

„Komm Süße", seine Stimme weich, während er mich mit seinen blauen Augen anschaut. Mit zittrigen Beinen erhebe ich mich aus meinem Stuhl. Ich war etwas über zwei Monate, weshalb man noch nicht wirklich viel sehen konnte. Dennoch kam ich mir die meiste Zeit so vor, als ob sich ein harter Stein in meine Bauchdecke grub. 

Chris nimmt meine Hand in seine und führt mich aus dem Wartezimmer heraus. Die Sprechstundenhilfe lächelt uns freundlich zu, als sie uns in eines der Behandlungszimmer führt. Die Wände sind in einem freundlichen Sommergelb gehalten. 

„Nehmen sie Platz. Machen sie schon mal ihren Bauch frei. Der Arzt wird in Kürze bei Ihnen sein", sie lächelt mir ein letztes Mal freundlich zu, bevor sie die Tür hinter sich schließt und Chris und mich alleine im Zimmer zurücklässt. 

Mein Herz dröhnt laut in meinen Ohren, als ich starr auf der Liege liegen bleibe und an die Decke starre. „ Zoe Süße? Hast du gehört, was die Sprechstundenhilfe gesagt hat? Du sollst deinen süßen Bauch frei machen!", Chris' Stimme dringt mit einem lachenden Unterton an mein Ohr, während ich weiterhin an die Wand starre. „ Zoe?" 

„Ich kann das nicht", presse ich hervor, bevor ich meine Beine von der Liege schwinge und aufstehe. 

„Woaaah, woaah, woaah!", Chris' steht ebenfalls auf die Hände in die Luft geworfen. 

„Ich kann das nicht Chris", ich schüttele meinen Kopf „ Was ist wenn das Kind irgendeinen Herzfehler hat, oder krank ist?", meine Stimme kommt in einem Krächzen aus meinem Mund, während Tränen in meinen Augen aufsteigen. 

„Süße", Chris' greift nach meiner Hand, mit der anderen fasst er unter mein Kinn und schaut mir in die Augen. „ Dem Kind wird es gut gehen. Es hat einen starken, gesunden Vater und eine starke gesunde Mutter. Natürlich wird es ihm dann gut gehen", das Geräusch der öffnenden Tür lässt mich zusammenzucken. 

„Miss Summers..", schnell wische ich mir die Tränen weg und gebe dem Arzt die Hand. „ Ich bin Doktor Mackenzie, ihr behandelnder Arzt" 

Doktor Mackenzie ist jung. Gerade erstmal um die 30. Seine roten Haare locken sich um seinen Kopf, sein Gesicht gekennzeichnet von jugendhaften Zügen. 

„Und Sie müssen der Freund sein", er streckt Chris die Hand entgegen und erst jetzt fällt mir auf das seine Hände riesig sind. 

„Nur ein Freund", erwidert Chris, während er seine Hand ergreift und sie schüttelt. 

„Natürlich, Natürlich. Entschuldigung", murmelt der Doktor, während der Rand seines Gesichtes ein wenig rot anläuft. „ Da für gewöhnlich der Vater bei der ersten Ultraschalluntersuchung dabei ist, bin ich davon ausgegangen, dass sie der Vater sind."

 Bei dem Wort Vater spüre ich einen Stich in meiner Brust, ein riesiger Kloß bildet sich in meinem Hals. 

„Nein. Der Vater ist im Moment verhindert", höre ich Chris' tiefe Stimme, dumpf an mein Ohr dringen. Mein Herz zieht sich zusammen und spüre, wie die Welle, die jedes Mal bei seinem Namen anfängt über mich zu rollen, immer näher kommt. Mein Körper fängt leicht an zu zittern und ich schließe für einen kurzen Moment die Augen. Ich musste mich zusammenreißen. 

„So, Miss Summers, dann machen sie erstmal ihren Bauch frei", durchdringt plötzlich die Stimme des Arztes meine Gedanken. Ich reiße meine Augen auf und schaue in die blauen Augen des Arztes, der mit sanfter Stimme auf mich einredet. Ich nicke ziehe mein Oberteil ein Stück nach oben, sodass mein Bauch entblößt ist. 

„Öffnen sie bitte ihre Hose und ziehen Sie sie ein Stück nach unten, damit ihr Bauch ganz frei ist", mit zittrigen Händen fummele ich an meinem Knopf und ziehe meine Hose ein Stück nach unten. 

„So . Nicht erschrecken, jetzt wird es erst einmal ein bisschen kalt", ich beobachte, wie er ein wenig Gel an das Ultraschallgerät schmiert und keine Sekunde später die Oberfläche über meinen Bauch streicht. 

Sein Gesicht ist vollkommen konzentriert auf den Bildschirm gerichtet, als er das Ultraschallgerät über meinen Bauch gleiten lässt. Doch alles was ich sehe, ist nur ein schwarzer Hintergrund mit ein paar Flecken drauf. Er lässt das Ultraschallgerät ein Stückchen weiter wandern und dann plötzlich bleibt er stehen. Sein Gesicht ist zu einem Lächeln verzogen. 

„Zoe, Süße",  plötzlich spüre ich, wie Chris' Hand nach meiner greift. „ Schau!"

Ich reiße meinen Blick von dem Gesicht des Arztes los und schaue auf den Bildschirm. Und dann sehe ich es. Noch kleiner als ein Apfel befindet sich ein weißer Schatten auf dem Bild. 

„Das ist...das ist das Baby?", meine Stimme klingt erstaunt, als ich mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm schaue. 

Der Doktor nickt. „ Ja Miss Summers, das ist ihr Baby", meine Augen füllen sich mit Tränen, als ich auf das winzige Etwas blicke, das sich in meiner Gebärmutter befindet. Das winzige Etwas, das West und Ich kreiert hatten. 

„Und es ist vollkommen gesund"

***

Dezember

Meine Finger zittern, als ich den Schlüssel ins Schlüsselloch stecke. Mit einem leisen Klick öffnet sich die Tür. Ein mir vertrauter Geruch steigt mir in die Nase und ich spüre, wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Es waren inzwischen über vier Monate her, seit ich sein Apartment betreten hatte. Vier Monate, seit er angeschossen wurde. Aber an manchen Tagen kam es mir immer noch vor wie gestern. Ich sah immer noch seinen blutüberströmten Körper vor mir, das Licht aus seinen blauen Augen erlischen. 

Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen und presse meine Hände auf meinen Bauch, der inzwischen eine kleine Kugel geworden ist. Tief atme ich die Luft ein und halte sie für einen kurzen Moment an, während ich in meinem Kopf bis zehn zähle. Langsam stoße ich die Luft wieder aus und öffne meine Augen. Ich musste mich beruhigen. Ich musste mich verdammt noch mal beruhigen. 

Vorsichtig wische ich mir mit dem Handrücken über die Augen und mache einen weiteren wackeligen Schritt in sein Apartment. Das Echo meiner weißen Chucks dringt mit jedem weiteren Schritt durch den Raum. Für einen kurzen Moment bleibe ich stehen, meine Hand wandert zu der gegenüberliegenden Wand, die jetzt komplett weiß ist. Meine Finger zittern, als ich über die unsichtbaren Linien an der Wand streiche, da wo zuvor die Skyline von Toronto gewesen ist. Ich schließe meine Augen und plötzlich höre ich seine Stimme. Höre sie so deutlich vor mir, dass ich das Gefühl habe, dass er direkt vor mir steht. 

Tränen steigen in meine Augen, mein Herz zieht sich zusammen, als ich meine Hand von der Wand löse und mein Blick in den leeren Raum fällt, an dessen Wand Stapel von unzähligen Kartons stehen. Sie waren sorgsam oben zugeklebt, eine krakelige Männerhandschrift ließ verraten, was sich in jedem einzelnen von Ihnen befand. Chris hatte in den letzten Wochen angefangen sein Apartment auszuräumen. Und obwohl ich wusste, dass die Kartons in mein neues Apartment kommen würden, hatte es eine Endgültigkeit in sich, bei der mein Herz zerbrach. 

Er lag jetzt schon seit vier Monaten im Koma. Vier Monate in denen ich ihn nicht mehr gesehen hatte. Vier Monate in denen ich jede einzelne Nacht von ihm träumte. Vier Monate, in denen ich jede zweite Nacht Chris und Amber mit meinen Schreien weckte. Fast jede Nacht war der blanke Horror für mich. Ich sehnte mich nach seinen Umarmungen, nach seiner Wärme, seiner Nähe. Und jedes mal zwang ich mich meine Augen so lange wie möglich aufzuhalten. Zwang mich nicht einzuschlafen, weil ich jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, seinen blutüberströmten Körper vor mir sah.

Meine Füße tragen mich wie in Trance zu dem einzigen Ort, den Chris nicht angerührt hatte. Er wusste, wie viel er mir bedeutete. Und obwohl es mich fast umbrachte, wusste ich, dass ich es machen musste. Dass ich mich in den Raum begeben musste. 

Meine Hände zittern als ich die Klinke sanft herunterdrücke. Mein Atem schnürt sich in meiner Brust zu, mein Herz stockt als ich West's Schlafzimmer betrete. Es sah noch aus, wie vor ein paar Monaten. Das Bett war nicht gemacht, die Laken hastig zurückgeworfen, das Kissen zerknüllt. Tränen bilden sich in meinen Augen und ich wusste, dass wenn ich meine Nase in das Kissen stecken würde, es genau nach ihm riechen würde. 

Schnell wende ich meinen Blick ab und laufe mit zittrigen Beinen auf den Kleiderschrank zu, dessen Tür ebenfalls offen steht. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich das dunkelrote Shirt sehe, das oben achtlos in das erste Fach geworfen wurde. Babe, du bist süß, weißt du das? Ein leiser Schluchzer dringt aus meinem Mund, als ich mit zittriger Hand nach dem Shirt greife und es an mein Gesicht presse. Geruch von Sandelholz weht über mein Gesicht und ich spüre, wie meine Beine unter mir nachgeben und ich mit dem Rücken an der Wand entlang gleite bis ich auf dem Boden sitze. Oh Gott West.. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich den weichen Stoff des Shirts durch meine Finger gleiten lasse.

***

Januar

„So nicht erschrecken, es wird wieder ein bisschen kalt", Doktor Mackenzie fährt mit dem Ultraschallgerät über meine Bauchdecke und ich spüre, wie die Nervosität in mir aufsteigt. Ich befand mich in meiner 20. Schwangerschaftswoche und soweit alle meine Schwangerschaftsratgeber mich richtig informiert hatten, konnte man ab der 20. Schwangerschaftswoche das Geschlecht des Babys ermitteln. 

Mein Herz dröhnt laut in meinem Ohr, als Doktor Mackenzie in langsamen, trägen Bewegungen meine Bauchdecke entlangfährt. „Hier sehen wir den Kopf und hier...", ein lautes, schnelles, pochendes Geräusch dringt durch den Raum. 

Mein Atem stockt, gleichzeitig weiten sich meine Augen. Eine schmale Hand umfasst meine, während mir die Tränen in die Augen steigen. „Ist...ist das das Herz?", meine Stimme klingt ungläubig, während Amber den Druck an meiner Hand verstärkt. 

„Ja, das ist das Herz", höre ich den Doktor lachen, gleichzeitig sind meine Augen auf den Monitor gerichtet. 

„Ist es normal, dass es so schnell schlägt?", meine Stimme klingt leicht panisch, während ich den Bildschirm nach irgendwelchen Auffälligkeiten untersuche. Nicht das ich wüsste, wonach ich zu suchen hätte. 

„Machen sie sich keine Sorgen, Miss Summers. Es ist völlig normal. Das Herz eines ungeborenen Säuglings schlägt immer schneller, als das eines Ausgewachsenen", beruhigt mich Doktor Mackenzie. Erleichtert atme ich auf und schaue weiter auf den Bildschirm. „Soweit ich sehen kann....", der Doktor fährt weiter über meine Bauchdecke. „Ist alles in Ordnung" , sein Gesicht ist konzentriert, als er mit langsamen, kreisenden Bewegungen über meine Haut fährt. 

„Oh", ruft er plötzlich aus, gleichzeitig zieht sich sein Mund zu einem Lächeln nach oben. „Wie es aussieht müssen sie demnächst ihre Wände blau streichen", er zwinkert mir zu, bevor er seinen Blick weiter auf den Bildschirm richtet. „Wenn ich mich nicht Recht täusche...", er verharrt an einer Stelle „Nein es liegt glas klar auf der Hand", er schüttelt seinen Kopf, bevor er das Ultraschallgerät von meiner Bauchdecke zieht und mir mit einem Tuch über den Bauch fährt, um die Überreste des Ultraschallgels wegzuwischen. 

„Herzlichen Glückwunsch Miss Summers, sie bekommen einen Jungen!", er streckt mir seine Hand entgegen und strahlt mich von oben bis unten an. 

„Ich bekomme einen Jungen...?", meine Stimme ein Hauchen dicht gefolgt von Amber's „Oh mein Gott." 

Meine Augen sind weit aufgerissen, mein Mund leicht geöffnet, als ich meine Hand auf meinen Bauch lege. In der ganzen Zeit in der ich schwanger gewesen war, hatte ich mir das Kind vorgestellt. Hatte mir ein kleines Kind vorgestellt, wie es in seiner Krippe in meinem Schlafzimmer lag, dennoch hatte ich komischerweise dabei niemals an irgendein Geschlecht gedacht. Dass ich jetzt wusste, dass ich einen kleinen Jungen in meinem Bauch hatte, machte das ganze noch realer. Plötzlich sehi ich einen kleinen Jungen vor meinem inneren Auge, mit dunklem Haar und blauen Augen. Tränen steigen in meine Augen und ich muss für einen kurzen Moment schlucken. 

„ Freust du dich?", höre ich Amber's Stimme an mein Ohr dringen, während sie erneut nach meiner Hand greift. Ich reiße meinen Kopf vom Monitor los und blicke in ihre Augen, gleichzeitig bewege ich meinen Kopf in einem kleinen Nicken.

***

März

„Was sind das hier alles für Menschen?", Shane's Flüstern dringt von hinten an mein Ohr, während ich meine Beine vor mir auf der Matte ausstrecke. Mein Bauch hatte inzwischen die Form einer großen Kugel angenommen. 

„Ich weiß es nicht", flüstere ich ihm zurück, während meine Augen durch den Raum dringen. Neben uns saß ein weiteres Pärchen, die Frau hatte ihre aufgedunsenen Füße aus ihren Ökosandalen geschält und ließ sich die Füße von ihrem Mann massieren. Rechts davon war ein Mann mit seiner Frau, die verschiedene Atemtechniken ausprobierten. 

„Und noch einmal Daphne, ein und aus.  Stell dir vor, du bist eine Giraffe eine große Giraffe...", weiter kam er nicht, denn seine Frau atmete inzwischen so laut, dass das Geräusch den kompletten Raum erfüllte. 

Es war die dritte Woche in meinem Schwangerschaftsvorbereitungskurs. Amber, Chris, Roxanne und Shane wechselten sich jede Woche ab, denn schließlich musste jeder wissen, was zu tun war, wenn es so weit war und die Fruchtblase bei mir platzte. Heute war Shane an der Reihe und er war wie jeder Andere auch komplett verstört von meinem Schwangerschaftskurs. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Das erste Mal, als ich hier gewesen war, hätte ich am Liebsten wieder Reißaus genommen.

„Guten Morgen, werdende Mütter!", ertönt plötzlich eine laute Singsongstimme durch den Raum. 

„Guuuuuten Morgen", folgen laute Stimmen, als Antwort, während unsere Leiterin mit ihrer grünen Leinenhose und ihren orangerot farbenen Oberteil durch den Raum läuft. Ihre blonden Dreadlocks hat sie zu einem Zopf gebunden, in ihren Ohren silberne Ohrringe mit Peacezeichen. „ Und jetzt bitte positioniert euch in der Position, die wir letztes Mal gelernt haben. Der Mann stellt sich bitte vor die Frau, während die Frau sich nach vorne legt, bis ihr Gesicht ungefähr auf der Brust des Mannes aufkommt"

Neben uns höre ich, schabende Füße über die Matten rutschen, während Shane und ich uns ebenfalls bewegen. Er dreht sich mit dem Gesicht zu mir, während ich mich mit meiner großen Kugel nach vorne beuge und mit meinem Gesicht auf seiner Brust zum Liegen komme. „Und jetzt meine Lieben", ein Ton klingt durch den Raum und sofort weiß ich, dass sie wieder die Klangschale gezückt hat, die mich in den letzten drei Wochen verfolgt. 

„Atmen Sie tief ein und pressen die Luft aus ihrem Mund" 

Neben mir ertönen tiefe Luftzüge, während ich ebenfalls die Luft leise einziehe und sie nach einer kurzen Phase wieder ausatme. „Stellen Sie sich vor Sie sind eine Kuh. Eine Kuh, die ihr Kalb auf die Welt bringen will!", die laute Singsongstimme der Leiterin dringt durch den Raum, während sie erneut auf ihre Klangschale schlägt. 

„Sehr gut, Daphne. Sehr gut. Sie machen das wunderbar. Herbert Sie sind echt eine große Stütze für ihre Frau." 

"Sweetheart, du weißt, dass ich dich sehr mag, aber so langsam wird es mir hier unheimlich", Shane's raue Stimme dringt in meine Ohr und für einen kurzen Moment, habe ich das Gefühl, dass ich mir eine Art Lachen verkneifen muss.

***

April

„ZOEEEEEE, Süße! Schwing deinen süßen Arsch hier hin, wir sind fertig!", Chris' laute Stimme dringt durch meine Wohnung, bis in die Küche, in der Amber und ich mit einem kühlen Eistee in der Hand sitzen. Das weite, gelbe Sommerkleid, schwingt um meinen Körper, als ich mich erhebe. 

Inzwischen war es furchtbar warm in Kansas. Die Sonne brannte die meiste Zeit des Tages, auf unserer Haut, die Außentemperatur hatte bereits 27 Grad Celsius angenommen. „Wenn man Jungs mit ihrem Spielzeug alleine lässt", kichert Amber, während wir uns gemeinsam in das zukünftige Kinderzimmer meines Sohnes begeben. Vor der Tür bleiben wir kurz stehen, laute Männerstimmen dringen zu uns. 

„ Also, wenn ich früher so ein Zimmer gehabt hätte... Alter ich wäre das glücklichste Kind auf dem ganzen Planeten gewesen!", Amber kichert leise auf und presst sich die Hand auf den Mund, als sie die Stimme ihres Freundes in sich aufnimmt. 

Mit einer Hand drücke ich die Klinke des Zimmers herunter und betrete den Raum. „ Oh mein Gott", ich presse meine Hand auf meinen Mund, als ich den Raum in mir aufnehme. 

„Willkommen in der Bathöhle!", ruft Chris aus, während Shane mir zu grinst. 

„Cool, nicht wahr?" 

 Die Wände sind blau gestrichen, schwarze Hochhäuser heben sich von ihnen ab, die Fenster gelb gestrichen, so als ob Licht durch sie fallen würden. Über ihnen thronen schwarze Fledermäuse ganz im Batmanstil. Ein kleines Lachen dringt aus meinem Mund, als ich das Bett in Form des Batmobils erkenne, das in der hinteren Ecke, nähe des Fensters steht. 

„Denkt ihr nicht, dass ist ein wenig früh für das Bett?" 

„Quatsch! So bald der Kleine aus seiner Krippe herausgewachsen ist, schläft er wie ein wirklicher Superheld!", ruft Chris und ich höre Amber's leises Kichern hinter mir, als Chris auf das Bett zuläuft und sich mit seinem großen Körper zur Hälfte auf das Bett schmeißt, seine langen Beine baumeln vom Bettende herunter. 

„Obwohl ich sagen muss, das Spiderman echt viel cooler ist als Batman", höre ich Shane dazwischenrufen, während ich durch das Zimmer laufe. 

„Nein man! Batman ist tausendmal cooler als Spiderman. Wer will schon den ganzen Tag in einem roten Kostüm herumlaufen?" 

„Alter, weißt du wie cool Peter Parker ist? Wenigstens ist er ..", Shane's Stimme wird durch das Klingeln an der Tür unterbrochen. 

„Ich geh schon", höre ich Amber rufen, die sofort aufspringt und aus der Tür verschwindet. 

„Ihr seit so bekloppt", ich schüttele meinen Kopf und schaue in die grinsenden Gesichter von Shane und Chris. 

„Süße wir sind nicht bekloppt, glaub mir, wenn es nach West gegangen wäre, dann wäre das Zimmer noch viel schlimmer gestaltet. Verdammt er ist ein Graphikdesigner, natürlich wäre es schlimmer ausgeartet", lacht Chris auf, gleichzeitig fährt er sich durch die Haare. 

Von unten höre ich ein leises Stimmengewirr zu mir dringen. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und drehe mich mit dem Kopf zur Schlafzimmertür . 

„Ich erwarte niemanden...", sage ich überrascht, kurz bevor Amber's Stimme zu uns nach oben dringt. 

„ZOEE? Hier ist jemand an der Tür, der mit dir sprechen möchte!" 

Komisch... 

Noch verwirrter als vorher, mit tausenden Fragen im Kopf mache ich mich auf den Weg nach unten. Meine Füße sind inzwischen total angeschwollen, weshalb das Laufen immer wieder weh tut. Als ich die untere Treppenstufe erreicht habe und mein Blick auf die Tür fällt habe ich das Gefühl, als ob mir der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Mein Atem stockt in meiner Kehle und ich muss mich mit einer Hand am Treppengeländer festhalten, als ich die blaue Uniform des Police Officers in mich aufnehme, der an der Türschwelle steht . 

„Miss Summers?", seine Stimme klingt stabil, vollkommen professionell, als er mich erblickt. Mein Magen dreht sich um, während Amber sich zu mir umdreht und nach meiner Hand greift. 

„Z. Officer Evans möchte für einen kurzen Moment mit dir sprechen", sanft drückt Amber meine Hand, während ich mit weit aufgerissen Augen den Officer anschaue. 

„Miss Summers, gestern Nacht haben wir Brad Huntington festgenommen. Er war dabei, die Grenze nach Mexiko zu überqueren. Bei Ihm befand sich eine Frau namens Brittany Thompson", ich spüre, wie mir schwindelig wird, ein Rauschen dringt durch meine Ohren, während ich mich krankhaft an Amber's Hand festkralle. 

„Miss Summers? Haben sie mich gehört?" 

Haben Brad Huntington festgenommen... haben Brad Huntington festgenommen 

Die Worte des Police Officers dringen in meinem Kopf nach, als ich mit weit aufgerissenen Augen auf das Gesicht des Officers blicke. Oh Gott sie hatten Brad endlich festgenommen!

***

Mai

„Es sind jetzt fünf Wochen her, seit Sie Brad festgenommen haben und sie haben West immer noch nicht im Krankenhaus besucht", mein Blick fällt auf das rosarote Blumenbild, der einzige Farbklecks in dem so sterilen, weißen Raum. „Denken Sie nicht, dass es endlich an der Zeit wäre ihn zu besuchen, Miss Summers?", das freundliche Gesicht der Psychologin ist zu einem kleinen Lächeln verzogen, als sie mich aufmunternd anschaut. 

„Ich weiß, dass es sehr viel für Sie in den letzten Monaten gewesen ist, aber vergessen Sie nicht die Verbindung, die West und Sie gehabt haben. Vergessen Sie nicht die Verbindung, die sie beide immer noch verbindet", ihre Augen ruhen auf meinem dicken, achteinhalbmonatigen Schwangerschaftsbauch. 

„Ich kann nicht....", murmele ich leise vor mich hin, während ich wie jedes Mal in der Therapiestunde nervös mit meinen Fingern spiele.

 „Zoe...", ich weiß was jetzt kommt. Immer, wenn sie meinen Vornamen benutzt, passiert das Gleiche. „Wovor haben sie Angst?", wie jedes Mal, sitze ich einfach nur da und starre an die Wand. Wie jedes Mal, wird es darauf hinauslaufen, dass ich die Sekunden in meinem Kopf zähle, bis Mrs. Edwards aufgibt und die Stunde abbrechen wird. Doch irgendwas hindert mich dieses Mal. Irgendwas drängt mich dazu, meinen Mund zu öffnen. 

„Ich.. ich...", doch die Worte bleiben auf einmal in meiner Kehle stecken, zu lange hatte ich mich geweigert darüber zu reden. Ich schlucke für einen kurzen Moment, bevor ich erneut anfange zu reden. „Ich hab West in einer Zeit kennengelernt, in der ich mich so verdammt verloren gefühlt habe. In der ich selber nicht mehr wusste, wer ich war. Anfangs hab ich gedacht...er...er wäre nur einer dieser arroganten Arschlöcher, einer dieser Typen, der ein Mädchen nur flachlegen will, aber irgendwo zwischen all unserem Lachen, unseren langen Gesprächen und unseren dummen, hitzigen Streitereien haben wir uns verliebt." 

Tränen schwimmen in meinen Augen, als ich versuche mich für einen kurzen Moment zu sammeln. „ Hab ich mich verliebt", meine Stimme klingt leise. Es ist das erste Mal, dass ich vor jemandem zugegeben hatte, wie ich für West empfand. Das erste Mal in dem ich jemanden gestehe, dass ich ihn liebe. 

„Ich.. ich kann ihn da nicht so liegen sehen. Ich... ich kann ihn nicht sehen, wenn ich weiß, dass er in ein paar Monaten vielleicht die Geräte ...", die Worte gehen in einem leisen Schluchzer unter. 

„Zoe..", höre ich die sanfte Stimme von Mrs. Edwards, als sie mich aus ihren großen, runden Brillengläsern begutachtet. „Die Ärzte haben Ihn noch nicht komplett aufgegeben, vergessen Sie das nicht", ein weiterer Schluchzer dringt aus meinem Mund, als ich sie aus tränenbehangenen Wimpern anschaue. 

„Wenn sie ihn lieben, sollten sie zu Ihm ins Krankenhaus fahren. Auch wenn es Ihnen schwer fällt ihn dort liegen zu sehen", plötzlich streckt sie eine Hand nach mir aus und umfasst meine Finger mit ihren. „Gehen sie nach Hause und lassen sie sich erst einmal ein paar Tage Zeit. Wenn sie es noch nicht schaffen alleine ins Krankenhaus zu fahren, scheuen Sie sich nicht Hilfe anzunehmen. Fragen Sie Amber oder Chris. Shane oder Roxy", bei der Erwähnung von Roxannes Spitznamen, der ihre Lippen verlässt, muss ich für einen kurzen Moment lächeln. 

„Es ist nichts Schlimmes daran Hilfe anzunehmen. Ihre Freunde vermissen ihren Freund genauso, wie sie Ihn vermissen"

Zehn Minuten später stehe ich auf dem Bürgersteig vor Mrs. Edwards Praxis. Das Wetter draußen ist stickig und mein blau- weiß gepunktetes Kleid spannt sich träge über meinen  riesigen Bauch. Mein Haar klebt in meinem Nacken, meine Füße stecken aufgequollen in Sandalen. Ich bin immer noch total aufgewühlt von dem Gespräch mit Mrs Edwards. Ich habe fünf Monate gebraucht, um mich ihr zu öffnen, wie ich es heute getan habee. Fünf Monate, bis ich erzählt habe, dass es zu schmerzvoll für mich war, West im Krankenhaus zu besuchen.

***

Die Praxis von Mrs. Edwards war nur eine Straße von meiner neuen Wohnung entfernt, weshalb ich einmal die Woche per Fuß zu ihr in die Praxis kam. Für einen Weg, den ich ohne Schwangerschaft in fünf Minuten hinter mich gebracht hätte, brauche ich mit riesigem Schwangerschaftsbauch und aufgequollenen Füßen zwanzig Minuten. Den ganzen Weg zu meiner Wohnung hallen ihre Worte in meinem Kopf wieder und als ich mich das nächste Mal wieder umblicke, realisiere ich, dass ich schon längst an meiner Wohnung vorbeigelaufen bin. Ich weiß nicht, wohin mich meine Füße tragen, ich befinde mich wie in Trance. 

Als ich das nächste Mal aufblicke, bleibt mir der Atem in der Kehle stecken, als ich das riesige weiße Gebäude in mich aufnehme. Die laute Sirene eines Krankenwagens lässt mich aus meiner Starre erwachen und ich spüre, wie meine Hände anfangen zu schwitzen, mein Blick auf den Eingang des Krankenhauses gerichtet. Ich schlucke einmal, als ich einen Schritt nach vorne mache und einen weiteren. Ehe ich mich versehen kann, stehe ich vor dem Eingang des Krankenhauses. Meine Hände zittern, als ich die Tür öffne und die gedämpfte Eingangshalle des Krankenhauses betrete. Der Geruch von Desinfektionsmittel steigt in meine Nase, gleichzeitig überflutet mich eine Welle von Erinnerungen. Krampfhaft versuche ich sie zu verdrängen in dem ich meine Augen schließe, tief einatme und bis zehn zähle, so wie die Therapeutin es mir geraten hatte, wenn ich wieder einmal kurz vor einer Panikattacke stand. 

Ich weiß nicht, wie lange ich dort mit geschlossenen Augen stehe, aber als ich sie wieder öffne, habe ich wieder einen halbwegs klaren Kopf. Meine Beine zittern zwar immer noch, als ich meinen Weg zur Rezeption mache, aber ich habe das Gefühl, als ob ich meine Stimme wieder halbwegs unter Kontrolle habe. Die Krankenschwester schaut mich mit einem freundlichen Ausdruck an, als ich mich zu ihr nach vorne beuge. 

„Entschuldigen Sie aber können sie mir sagen, auf welchem Zimmer West Taylor liegt?" 

„Einen Moment bitte", sie schenkt mir ein Lächeln und klickt ein paar Mal auf ihrem Computer herum. 

„Zimmer 4338." 

„Dankeschön", ich nicke ihr zu und laufe in Richtung Aufzug, mein Herz klopft wild in meiner Brust, als ich darauf warte, dass der Aufzug endlich unten ankommt. Als die Aufzugtüren sich endlich vor mir öffnen und eine Krankenschwester und ein paar Patienten aussteigen, habe ich das Gefühl, als ob ich mich übergeben muss. Mit klopfendem Herzen steige ich in den Aufzug und drücke auf den Knopf des vierten Stockwerkes. Jedes Stockwerk, das der Aufzug höher fährt ist eine Qual und ich habe jede Minute das Gefühl, dass ich ohnmächtig werde. 

Als das laute Geräusch des Aufzuges mir signalisiert, dass ich im vierten Stockwerk angekommen bin, spüre ich wie mein Atem komplett aussetzt. Meine Beine zittern unter mir, als ich wie in Trance den Aufzug verlasse. Ein eiskaltes Prickeln breitet sich auf meiner Haut aus und für einen kurzen Moment muss ich mich an der gegenüberliegenden Wand festhalten. Ein Stich fährt durch meinen Unterleib, während ich tief durch die Nase einatme und durch den Mund wieder aus. 

„Miss, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", dringt plötzlich eine Stimme an mein Ohr. Ich öffne die Augen und schaue in das Gesicht von einer jungen Krankenschwester mit blauen Augen und blonden Haaren. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und nicke. 

„Ja, mir war nur für einen kurzen Moment ein wenig schwummrig. Hochschwanger Aufzug zu fahren war wohl doch nicht so eine gute Idee", ich lache gekünstelt auf und streiche mir den Pony ein wenig aus dem Gesicht. 

Die Krankenschwester schaut mit zusammengekniffenen Augen auf meinen Bauch. „Sind Sie sich sicher Miss? Wenn es Ihnen nicht gut geht, können wir sie auch in ein nahegelegenes Behandlungszimmer..." 

„Nein, Nein. Alles gut", ich hebe beschwichtigend die Hände und laufe einen Schritt zurück. „Mir geht es gut. Ernsthaft. Es war nur für einen kurzen Moment so", ich lache auf und spreche weiter. „Ich muss jetzt auch los",  ehe sie noch etwas Weiteres erwidern kann bin ich auch schon um die Ecke gebogen.

 Mein Herz schlägt fast doppelt so schnell in meiner Brust, meine Augen wandern über die Zimmernummern, als ich meinen Weg den Korridor entlang laufe. 4335, 4336, 4337, 4338. Meine Kehle fühlt sich staubtrocken an, mein ganzer Körper zittert, als ich vor der Tür stehen bleibe. Ich weiß, dass es unnötig ist zu klopfen, denn er wird mich sowieso nicht hören und von Amber und Chris weiß ich, dass er alleine auf seinem Zimmer ist. Ein Stich durchfährt mich, als ich mit zittrigen Händen die Klinke herunterdrücke und den Raum betrete.

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