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Leave your lover

Tage vergehen, in denen ich mich nicht alleine aus dem Apartment traue. Zu groß ist die Angst, dass ich West begegne. Mein Auge ist inzwischen noch schlimmer angeschwollen, mein Handy überflutet von Nachrichten von West und Amber. Inzwischen hatte ich mein Telefon ausgestellt, da West meinen Anrufbeantworter mit Nachrichten bombardiert hatte. 

Mein Blick fällt auf mein blasses Gesicht im Badezimmerspiegel, mein Auge war nun in dunklen Lila und Grüntönen gekennzeichnet. Mit einer Hand bürste ich mir die Haare aus dem Gesicht und mache sie zu einem Dutt. In den letzten Tagen, hatte ich kaum gegessen, was sich an meinem Körper bemerkbar machte. Während ich es schrecklich fand, war Brad total begeistert, weil ich einen Schritt näher war, um in Abigails Klamotten zu passen. Brittany hatte mich sogar gefragt, was für eine neue Diät ich denn ausprobieren würde. Laut ihr, würde ich absolut Fantastisch in meinem Hochzeitskleid aussehen. Roxanne war die Einzige, die bemerkte, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich sah ihre teilweise besorgten Blicke auf mir ruhen. 

Mit einer glatten Bewegung greife ich zu Brad's Diamantohrstecker und stecke sie mir in die Ohren. Bei der Vorstellung an den heutigen Tag, zieht sich mir der Brustkorb zusammen. Es war Donnerstag. Neun Uhr. In einer Stunde, würden wir uns mit Pastor Ferris in der Kirche treffen und den Ablauf unserer Hochzeit durchgehen. Brittany war schon die ganze Woche total aus dem Häuschen. 

Mit zittrigen Händen steige ich in das weiße, schlichte Kleid, was Brad mir für den heutigen Anlass ausgesucht hatte. Mein Magen dreht sich um, bei der Vorstellung, dass ich gleich mein Apartment verlassen musste. Brad hatte darauf bestanden dass wir uns vor der Kirche treffen würden. Im Beisein von den Anderen, spielte er den lieben, zuvorkommenden Verlobten, aber so bald wir alleine waren, ließ er diese Maske fallen, schrie mich an, und packte mich all zu oft brutal am Handgelenk. Inzwischen hatte sich ein riesiger, blauer Fleck auf meinem Arm gebildet.

Wie ein neu geborenes Fohlen, laufe ich auf wackeligen Beinen zu meinem Kleiderschrank. Auf den Weg in mein Schlafzimmer fällt mein Blick auf die karge Wand über meinen Schminktisch. Ein Stich durchfährt mich, als ich an den Abend zurück denke, als sich mein Leben für immer geändert hatte. Als Brad mir den Menschen, den ich am meisten liebte, weggenommen hatte. 

Ich spüre, wie mir schwindelig wird, mein Blickfeld nun verschwommen. Ich durfte nicht darüber nachdenken. Ich musste meine Gedanken abstellen. Mein Herz verschließen. Keine Emotionen zulassen. Ich würde Brad in sechs Tagen heiraten. In sechs Tagen war ich Zoe Huntington. Anwaltsgattin, und einer der reichsten Frauen im Staate Kansas. Ich schließe die Augen und atme ein kurzes Mal durch. 

Ganz ruhig Zoe. Du schaffst das. 

Wie von selber wandert meine Hand, zu meinem Handgelenk, das jetzt nackt ist. Vor drei Tagen hatte Brad das Armband was mir West geschenkt hatte, entdeckt.

 Ein Stich durchfährt mich, als Brad meine Hand packt. 

„Na, was haben wir denn da?" sein Lachen dringt zu mir, als seine Hand sich noch enger um mein Handgelenk schließt. 

„Breathe." ein erneutes Lachen dringt aus seinem Mund. 

„ Ach, wie süß. Er hat dir sogar beim Atmen geholfen", theatralisch fasst er sich ans Herz. 

„Vielleicht solltest du ihm das Armband lieber wieder zurückgeben. Denn, ich denke er kann es eher gebrauchen, falls er sich jemals noch mal bei dir meldet", ich zucke zusammen, als Brad's schneidende Worte mich treffen. 

Danach hatte Brad, eine Schere genommen und das Armband in zwei Teile zerschnitten. Mit blutendem Herzen hatte ich dabei zugesehen, wie er ein Feuerzeug anmachte und es in die glühende Flamme hielt. Erneut schließe ich die Augen, als Bilder von West und mir vor meinem inneren Auge auftauchen. Es ist fast schon, als ob ich sein Lachen hören könnte. Sein vertrautes, warmes Lachen. 

Mit bebenden Händen stülpe ich mir meine weißen Pumps über die Füße und presse meine weiße Clutch an meinen Bauch. 

Ganz ruhig, Zoe. Du schaffst das.

Ich musste einfach aufhören an West zu denken. Ich musste einfach mein Leben leben wie es vor West gewesen war. Nur leider wusste ich nicht mehr wirklich wie das gewesen war. Ich wusste nicht mehr, wie es war, nicht diese Sehnsucht in meiner Brust zu spüren. Nicht, mit jemanden über alle möglichen Dinge zu reden. Und vor allem, wusste ich nicht mehr wie es gewesen war, mit dieser Leere in meinem Körper fertig zu werden.

Zwanzig Minuten später öffne ich mit zittrigen Händen meine Haustür. Vorsichtig stecke ich meinen Kopf heraus. Als ich beobachte, dass die Luft rein ist, ziehe ich die Tür hinter mir zu und laufe auf wackeligen Beinen die Treppen herunter. Das laute Klackern meiner Schuhe hallt durch den Hausflur. 

Klack. Klack. Klack. 

In meinem Kopf zähle ich die Schritte.

Hundertfünfzehn. Hundertsechzehn. Hundertsiebzehn... 

Mein Blick ist auf den Boden gerichtet. Erneut setze ich meinen Fuß an, um ihn auf die nächste Treppenstufe zu setzen. Und dann bleibt die Welt für einen kurzen Moment stehen. Es ist, als ob jemand auf den Pausenknopf gedrückt hätte. Wie in Zeitlupe sehe ich, wie mein Fuß zur Seite knickt und ich falle. Ich schließe die Augen und lasse mich einfach fallen. Nichts würde so wehtun, wie die Leere in mir. Kein Knochenbruch, kam dem Schmerz eines gebrochenen Herzens nahe. Doch kurz bevor ich falle, spüre ich wie zwei Arme sich um meine Taille schlingen, und mich auffangen, der Geruch von Sandelholz dringt in meine Nase. Tränen füllen sich in meinen Augen, als mein Kopf auf der mir bekannten Brust zum Liegen kommt. 

„Alles Okay?", seine raue, weiche Stimme dringt an mein Ohr. 

Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus, mein verdammtes Herz, vor Sehnsucht schreiend. Wie von der Tarantel gestochen löse ich mich von ihm, drehe meinen Kopf zur Seite, damit er die Tränen, die nun über mein Gesicht laufen nicht erkennt.

„Babe...", er macht einen Schritt nach vorne, seine Hand nach meiner ausgestreckt. 

Augenblicklich mache ich einen Schritt zurück und stoppe ihn mit meiner Hand. Ich beobachte, wie ein verletzter Ausdruck über sein Gesicht huscht. 

„Zoe...", in diesem einen Wort liegen so viele Emotionen, dass ich das Gefühl habe, dass mir jemand das Herz bei lebendigem Leibe rausreißen würde. 

Er lässt seine Hand fallen, seine Augen nun voller Schmerz auf mich gerichtet. 

„Babe, du kannst mir doch nicht sagen, dass du nicht auch Etwas fühlst. Dass es dich nicht auch wahnsinnig macht..", mit einer Hand fährt er verzweifelt durch seine Haare. 

„Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich brauch dich. Verdammt, jede meiner abgefuckten Zellen meines Körpers braucht dich"

 Ich spüre, wie der Kloß in meinem Hals mir die Luft zum Atmen nimmt. 

Ich musste hier weg. Ich musste hier weg, bevor ich mich in seine Arme werfen würde und ihn nie wieder loslassen würde. 

Ich beiße mir auf die Lippen und schüttele den Kopf. 

„Ich....ich ... ich kann nicht West. Es ist vorbei", meine Stimme klingt fremd, fast wie betäubt, auf meinem Gesicht keine einzige Regung, als ich mich schweren Herzens umdrehe und so schnell ich kann die Tür aufreiße. 

Das Rauschen in meinen Ohren nun so laut, dass ich das Gefühl habe, mein Kopf würde jede Minute platzen. Meine Schuhe hallen unter mir über die Pflastersteine. 

„Babe, egal was passiert ist, du wirst mich nicht los!", seine verzweifelte Stimme hallt über den Parkplatz, als ich immer weiter zu meinem Auto renne.

„Es ist nicht vorbei! Und es wird auch niemals vorbei sein!" 

Tränen verschleiern mir nun das Gesicht, als ich immer weiter zu meinem Auto renne. Das Klackern meiner Schuhe hallt dumpf unter mir nach. Mit zittrigen Händen ziehe ich an meiner Beifahrertür, bis sie sich öffnet. Ein schmerzerfülltes Schluchzen dringt aus meiner Kehle, als ich den Wagen starte, mein Atem schwer in meiner Brust. Im Rückspiegel erkenne ich West, der völlig außer Atem an der Auffahrt steht, seinen Blick auf mein Auto gerichtet. 

Den ganzen Weg zur Kirche, bin ich das totale Wrack. Meine Tränen laufen mir heiß über das Gesicht, während kleine Schmerzenslaute aus meinem Mund dringen. Oh Gott. Mein Herz. Es fühlte sich an, ab ob es jemand in eine offene Flamme halten würde und mit einer Nadel klitzekleine Stiche reinbohren würde. 

Verdammt es tat so weh. Es tat in jeder einzelnen Zelle meines Körpers weh, aber ich wusste, dass ich stark sein musste. Wusste, dass ich mir nichts anmerken lassen durfte. Dass ich mich, wie eine glückliche Verlobte benehmen musste. Denn das war es, was ich in den Augen der meisten Menschen war. Glücklich und zufrieden.

Aber so sehr ein Mensch auch anpassungsfähig war, das menschliche Herz ist es nicht. Also schlüpfte man einfach durchs Leben und tat so als ob man nicht verletzt war. Als ob man niemanden vermisste und als ob man sich nicht wünschte, dass man wieder an den Anfang zurück gehen konnte. An den Anfang an dem alles so perfekt zu sein schien.

Nach zehn Minuten erreiche ich völlig aufgelöst die Kirche. Ich hatte auf der ganzen Fahrt geweint, meine Augen nun total angeschwollen. Mit zittrigen Händen streiche ich mir das Haar glatt und richte meinen Dutt, bevor ich die Sonnenblende herunterklappe. Ich hatte inzwischen so viel geweint, dass die Mascara ganz von meinen Augen verschwunden war, und mir stattdessen mein ungeschminktes Gesicht entgegenblickte. 

"When i look into your eyes, i can see a love restrained, but darlin'when i hold you, don't you know i feel the same, cause nothing lasts forever...."

Das Klingeln meines Telefons lässt mich zusammenzucken. Mein Herz zieht sich bei der Melodie zusammen. Oh Gott, ich vermisste ihn. Ich vermisste ihn so sehr. So sehr, dass ich das Gefühl hatte, dass ich nicht mehr ich war. Dass ein Teil meiner Seele fehlte. Ein Teil den ich zum Atmen brauchte. Mit zittrigen Händen greife ich nach meinem Telefon. 

„Zoe Summers", meine Stimme klingt wie betäubt. 

„ZOEEEE, WO BLEIBST DU? WIR WARTEN ALLE AUF DICH," Brittany's hysterische Stimme dröhnt durch das Telefon zu mir 

„Mrs. Huntington ist sogar auch schon da und der ganze Chor hat sich bereits aufgestellt!", ihre Stimme steigt eine Oktave höher „ Wenn du noch nicht einmal an dem Probelauf deiner Hochzeit pünktlich kommst, wie soll das dann bei der echten Hochzeit sein?!", Empörung dringt aus ihrem Mund, während sie weiterhin auf mich einredet. 

„Hast du dir mal darüber Gedanken gemacht, wie das Brad darstellen lässt, wenn seine eigene Verlobte zu dem Probelauf ihrer Hochzeit zu spät kommt?!", ein schnalzendes Geräusch verlässt ihren Mund. 

„Ich dachte, wir hätten dich in den drei Jahren besser erzogen. Ich hab dich aufgenommen, wie eine zweite Schwester. Und du weißt, wie schwer es ist, in unseren inneren Zirkel zu kommen. Gwen versucht seit Jahren, Teil unserer Gruppe zu werden...", ihre Stimme klingt nun völlig herablassend. 

„Brittany, ich bin schon da", murmele ich leise, aber sie scheint mich nicht zu hören, so laut herrscht mich nun ihre Stimme an. 

„Ich weiß noch, als wir dich bei uns aufgenommen haben. Du warst so ein armes, kleines Ding. Mit keiner Perspektive, und einem grottigem Kleidergeschmack und keinem Benehmen", sie seufzt nun theatralisch, gleichzeitig setzt ihre Stimme zu einem erneuten Wortschwall an. 

„BRITTANY!", unterbreche ich sie nun so laut, dass meine Stimme, wie ein Echo durch meinen Wagen dringt. 

Es scheint zu wirken, denn keine Sekunde später verstummt Brittany am anderen Ende der Leitung. 

„Ich bin schon längst da", gebe ich leise, emotionslos von mir. 

„OH MEIN GOTT, ZOE! SAG DAS DOCH GLEICH!", kreischt sie ins Telefon, gleichzeitig höre ich ihre Stimme durch die Kirche hallen. 

„Sie ist schon da. Ja, Mrs. Huntington, sie ist schon da!", am anderen Ende der Leitung höre ich Fußschritte, die durch die Kirche hallen und dann eine sich öffnende Tür. 

„Ich seh dich, Zoe, Süße. Ich seh dich!", kreischt mir Brittany plötzlich ins Telefon, woraufhin ich den Kopf hebe und sie auf der anderen Straßenseite entdecke, wie sie wild mit ihren Armen wedelnd, vor der Tür der Kirche steht. 

„Ich komme rüber. Warte!", das Klicken der Leitung signalisiert mir, dass sie aufgelegt hat. 

Fuck! 

Panik wallt in mir auf, als ich beobachte, wie Brittany die Straße überquert. Sie durfte mich so auf keinen Fall sehen. Sie durfte auf garkeinen Fall mitbekommen, dass ich geweint hatte. Mit einer hastigen Bewegung wische ich mir übers Gesicht, bevor meine Autotür aufgerissen wird und Brittany's schneidende Stimme zu mir dringt. 

„Beeil dich Zoe. Wir sind mit unserem ganzen Zeitplan schon in Verzug", sie langt nach vorne und zieht meinen Schlüssel aus der Zündung. 

Wie in Trance stehe ich auf, verlasse den Wagen und folge ihr in Richtung Kirche. Als wir angekommen sind, öffnet sie die weiße, massive, Mamortür. Sobald wir die Kirche betreten sind alle Augen auf mich gerichtet. Brad steht am Ende des langen Ganges am Altar neben Pastor Ferris. Blair, Charlotte und Roxanne unterbrechen ihre Konversation mit Mary Anne und der Frau des Senators. 

„Meine Damen und Herren, sie ist hier. Wir können nun anfangen", ein Klatschen dringt durch die Kirche, als ich sehe wie Mrs.Huntington auf mich zu gelaufen kommt. 

Mrs. Huntington war eine dieser Frauen, die Eleganz in jeder ihrer einzelnen Bewegungen ausstrahlte. Als ich sie das erste Mal gesehen hatte, hatte sie mich dermaßen eingeschüchtert, dass ich fast kein Wort herausbekommen hatte. 

Eine süßliche Parfümwolke kommt mir entgegen, als sie sich nach vorne beugt und mir ein Küsschen rechts und links gibt. 

„Schön, dass du da bist, Darling", in ihrer Stimme liegt ein Unterton, der mich wissen lässt, dass ich es mir nicht noch mehr mit ihr verscherzen lassen durfte. 

Mein Blick ist auf sie gerichtet, als sie sich zu Allen umdreht und einmal, kurz in ihre Hände klatscht. Sie trägt ein schwarz, weißes Kleid, das ihr bis über die Knie geht. An ihren Füßen schwarze elegante Schuhe. Ihr langes mittlerweile, angegrautes Haar ist zu einem eleganten Knoten auf ihrem Kopf drapiert, darüber ein weißer Hut mit einer schwarzen Feder. 

„Dürfte ich einmal um eure Aufmerksamkeit bitten?",  ihre Stimme hallt wie ein Echo durch die Kirche. 

„Da die wichtigste Person jetzt auch da ist...", sie bedenkt mich mit einem tadelnden Blick. 

„Wäre es nun an der Zeit die Hochzeit einmal durchzugehen", ihre Stimme klingt nun völlig geschäftsmäßig, als sie auf und abläuft, ihre Schuhe hallen auf dem Kirchenboden wieder.

 „Roxanne, Brittany...", sie zeigt auf die beiden Frauen. „ ihr stellt euch links neben dem Altar. Ihre Hand macht eine Geste zum Altar, an dem Brad neben Pastor Ferris steht. 

„Blair, Charlotte...", sie läuft auf die beiden zu „ Ihr setzt euch vorne in die erste Reihe." 

Ich sehe, wie die beiden nicken, bevor sie sich zu der ersten Reihe begeben. 

„Mary Anne, Mrs Garrowick, ..", sie lächelt der Frau des Senators mit einem breiten Lächeln zu. 

„Für sie haben wir einen gesonderten Platz ausgesucht. Sie dürfen sich in die Patronatsloge begeben", meine Augen folgen nun ihrem Finger, der auf eine weiße Patronatsloge fällt, die mit schwarzem, schnörkeligem Muster verziert ist. 

„Oh, Miranda Liebes, das wäre doch nicht nötig gewesen", gibt die Frau des Senators erpicht von sich, als sie ihre Hand auf die von Mrs Huntington legt. 

„Natürlich, Dorothy. Natürlich. Ihr seit unsere Ehrengäste. Und Ehrengäste, bekommen nur das Beste vom Besten",  sie lacht und wirft ihren Kopf nach hinten. 

„Und nun zu dir Brad, Liebes", ihr Gesicht wird weich, als sie auf ihren Sohn zukommt. 

„Du stehts genau...", sie läuft die Treppen zum Altar hoch und zeigt auf einen Punkt auf dem Boden. „ hier." 

Ich sehe, wie er nickt, als er auf seine Mutter zugelaufen kommt, jede Stufe einzelnd nehmend. Ein eiskalter Schauder läuft bei seinem Anblick über meinen Rücken. Es war, als ob der Teufel in Person die Kirche betreten hätte. 

„Natürlich Mutter, Natürlich", seine Stimme klingt glatt, als er an dem Punkt zu stehen kommt, auf den seine Mutter gezeigt hat.

„Und jetzt..", sie klatscht einmal in die Hände und dreht sich zu mir um. 

„Kommt das aller Wichtigste", ich beobachte, wie sie jede einzelne der Treppenstufen mit einer derartigen Eleganz herunterläuft, als ob sie die Queen höchstpersönlich wäre. 

Als sie die letzte Treppenstufe erreicht hat, bleibt sie vor mir stehen, das Gesicht auf mich gerichtet. 

„Jetzt wird der Brautgang geübt. Zoe, Liebling, du gehst bitte nach draußen..", sie deutet auf die weißen Marmortüren. 

„Wenn der Chor anfängt zu singen, kommst du langsam hereingeschritten und ...", sie unterbricht kurz ihre Anweisungen und dreht sich zum Pastor. 

„Pastor Ferris? Ist der Chor bereit?", sie schaut fragend, zu der Traube von Mädchen mit weißen Gewändern, die sich um den Altar gebildet hat. 

„Aber Natürlich, Natürlich", ich beobachte, wie er auf die Mädchen zugelaufen kommt und sie mit einer Hand ein Stückchen zur Seite huscht.

„Aufstellen meine Damen, Aufstellen", seine Stimme klingt leicht gestresst, als er wild mit seiner Hand gestikuliert.

 Ich sehe dabei zu, wie sich die Mädchen unter lautem Gemurmel in Reihen aufstellen. 

„Zoe", eine Hand schnippst vor meinem Gesicht, woraufhin ich zusammenzucke. 

„Zoe, Liebling. Es ist an der Zeit. Begib dich bitte nach draußen" I

ch löse meinen Blick von den Mädchen und schaue in Mrs Huntington's Gesicht, das nun nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. Als ihre Worte endlich mein Gehirn erreichen, nicke ich. Ein unangenehmes Gefühl breitet sich in mir aus, als ich mich zur Tür drehe, jeder einzelne meiner Schritte schwer. 

„Greg, mein Liebling, würdest du dich bitte an die Tür stellen und sie öffnen, bevor Zoe die Kirche betritt?", erst jetzt realisiere ich, dass Brad's Vater ebenfalls in der Kirche anwesend war. 

In dem ganzen Durcheinander hatte ich ihn gar nicht wahrgenommen. Er trägt einen dunkelbraunen Anzug, mit weißen Hemd, grauer Weste und einer ebenfalls grauen Krawatte dazu. Durch seine blonden Haare ziehen sich vereinzelte, graue Strähnen. 

„Aber natürlich, Liebes", die Worte kommen glatt von seinen Lippen, als er mit großen Schritten auf die Tür zuschreitet. 

 Brad's Vater strahlte mit jeder einzelnen seiner Schritte, Geld und Macht aus. Als er in Brad's Alter gewesen war, hatte er bereits seine eigene Kanzleikette gegründet, und war deshalb schon damals einer der reichsten Jungesellen in ganz Amerika gewesen. Inzwischen musste er Millionen besitzen. Für gewöhnlich sah man ihn immer mit einer Pfeife in der Hand, sein Blick Ernst. Ich hatte ihn, wenn ich mich recht entsinne, noch nie wirklich lachen gesehen, was vermutlich daran lag, dass Anwälte sehr ernste Menschen waren.

Als ich an ihm vorbeikomme, schenke ich ihm ein leicht gezwungenes Lächeln, das er natürlich nicht erwidert. Stattdessen nickt er mir einmal ernst zu, bevor er die Türen hinter mir schließt. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich vor der Tür stehen bleibe, meine Augen auf die zwei großen, goldenen Türknöpfe gerichtet. 

Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch, der Saum meines Kleides wirbelt im Wind. Innen höre ich, wie der Chor langsam anfängt Ave Maria zu singen. Keine Sekunde später werden die Türen geöffnet. Wie in Trance fange ich an zu laufen. Mein Blick ist starr nach vorne gerichtet, meine Umgebung um mich herum, völlig ausgeblendet. Alles was ich nur noch vor mir sehe ist dieser Traum. Dieser verdammte Traum, den ich im Flugzeug hatte. Dieser verdammte Traum, von West und meiner Hochzeit. Ich fühle, wie mir leicht schwindelig wird.

„NEIN, NEIN, STOPP!", dröhnt plötzlich Mrs Huntington's Stimme an mein Ohr. 

Ich nehme ganz dumpf war, dass der Chor aufgehört hat zu singen. 

„Zoe, mein Liebling, du warst viel zu schnell. Du musst auf den Takt achten", ihre Stimme klingt dumpf zu mir, aber ich bin immer noch zu sehr in meinen Gedanken verloren. 

Zoe, Babe, du nervst mich und verdammt du treibst mich auch ziemlich in den Wahnsinn...

Ich zucke leicht zusammen, als ich nun seine tiefe, raue Stimme in meinem Kopf vernehme. Seine Stimme, bei deren Klang ich das Gefühl hatte Zuhause sein. Seine Stimme deren Klang mir aber auch gleichzeitig so sehr schmerzte. 

„ZOE! HAST DU MIR ZUGEHÖRT?!", heftig zucke ich zusammen und blinzele mit den Augen ein paar mal, um mich zu vergewissern wo ich war. 

„Hm?" 

 Inzwischen steht Mrs Huntington so nah vor mir, dass ihr Atem mir ins Gesicht bläst. 

„Ich hab dich gefragt, ob du mir zugehört hast?" 

 „Zugehört?", ich blinzele ein paar Mal, bevor ich sie weiterhin verwirrt anschaue. 

Sie stößt einen langen Seufzer aus, und streicht sich den Rock ihres Kleides glatt. 

„ Zoe, Liebling, du warst zu schnell. Du musst auf den Takt achten", gibt sie mit genervter Stimme von sich 

„Du musst ungefähr...", sie fängt an ein paar Schritte zu laufen. 

„In diesem Tempo laufen", sie schreitet den Gang entlang und macht mir vor, in was für einem Tempo ich laufen muss. 

 „Und die Schultern nach hinten Zoe, Rücken grade...", sie drückt ihre Brust raus und läuft erhobenen Kopfes des Gang entlang. 

„Hast du das verstanden?", sie kommt vor mir zum Stehen und guckt mich mit fragendem Blick an. 

Obwohl ich nur die Hälfte mitbekommen habe, von dem was sie mir gesagt hat, nicke ich. 

„Okay, dann alles wieder auf Anfang", sie klatscht in die Hände, bevor sie mich wieder mit ihren Händen herausscheucht. 

Angekommen, realisiere ich kaum, dass ich draußen bin. Meine Gedanken an einem ganz anderem Ort. An einem Ort, der mich mit so viel Liebe durchflutet, mir aber auch gleichzeitig so viel Schmerz bereitet, dass ich das Gefühl habe, dass ich von einer dunklen Welle erfasst werde, die sich Stück für Stück immer weiter in mich frisst. 

Als diesmal die Türen geöffnet werden, setze ich mich wie ein Roboter in Bewegung, meine Füße tragen mich, wie in Trance, mein Blick in weiter Ferne.

"Es ist nicht vorbei. Und es wird niemals vorbei sein!"

"Mom!, Guck mal wie hoch ich schwingen kann! ''

"Ganz egal was es ist Babe. Du musst dicht nicht vor mir verstecken.'' 

"Einmal aus der Gosse immer aus der Gosse, nicht wahr?"

"Zoe, Liebling! Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht von der Schaukel springen sollst!"

Die Stimmen in meinem Kopf werden immer lauter, ich spüre wie mein Kopf sich dreht, schwarze Punkte erscheinen vor meinem inneren Auge. Meine Brust wird mit jedem Schritt den ich weiterlaufe schwerer, fast so als ob sich jemand auf sie draufgesetzt hätte. '

"Es ist nicht vorbei. Und es wird niemals vorbei sein!"

 "Einmal aus der Gosse, immer aus der Gosse, nicht wahr?'"

"Es ist nicht vorbei....."

"Einmal aus der Gosse..."

"Es ist nicht vorbei..." ,die Stimmen in meinem Kopf vermischen sich, werden immer lauter, während mein Blickfeld vor mir langsam verschwimmt. Ich spüre wie ich zur Seite torkel, während sich der ganze Raum um mich dreht. 

„West", meine Lippen bewegen sich, doch es kommt kein Wort heraus, bevor die Dunkelheit mich entgültig verschlingt.

***

„Denkst du sie wacht gleich wieder auf?"

  "Natürlich wacht sie gleich wieder auf." 

„Vermutlich alles nur der Stress. Sowas kann ein Mädchen schon ziemlich auslaugen."

„Keinen Grund zur Sorge, morgen wird sie wieder fit sein...", ein lautes Stimmengewirr dringt zu mir, ein leises Stöhnen verlässt meinen Mund, bevor ich langsam zu mir komme. 

„Siehst du ich hab doch gesagt, dass sie wieder zu sich kommt. Kein Grund zur Sorge, morgen ist sie wieder fit, wie Grace Kelly zu ihren besten Zeiten." 

Ich blinzele leicht mit den Augen, bevor ich realisiere, wo ich mich befinde. Ich bin in der Kirche. Bei der Probe von meiner Hochzeit und ich liege ausgestreckt auf dem kalten Boden. Stöhnend fasse ich mir an den Kopf, bevor ich mich ein Stückchen aufrichte. Mein Kopf dreht sich und ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich übergeben muss. 

„Schätzchen, denkst du es geht wieder? In einer halben Stunde hat Pastor Ferris seinen neuen Termin. Und bis jetzt haben wir noch kein einziges Mal den Marsch richtig geübt." 

„Mrs Huntington, denken sie nicht, dass Zoe sich nicht erstmal etwas ausr..." 

„Roxanne, mein Liebes. Ich werde schon wissen, was das Richtige für Zoe ist. Und das ist, dass sie jetzt einmal den Brautgang richtig abläuft. Ich will mir nicht ausmalen, wie es auf der wirklichen Hochzeit abläuft, wenn wir es jetzt noch nicht einmal hinbekommen auf dem richtigen Takt anzufangen." 

Mein Kopf wandert zwischen Roxanne's Gesicht und dem von Mrs Huntington hin und her. Während auf Roxanne's Besorgnis abgemalt ist, befindet sich auf Mrs Huntington's Gesicht blankes Entsetzen, während sie den Kopf schüttelt. 

„Zoe, Liebes, denkst du, du könntest noch einmal raus gehen, und ein letztes Mal, den Hochzeitsmarsch laufen? Du weißt, wie beliebt Pastor Ferris ist, deshalb wäre es mir eine außerordentliche Freude, wenn wir es heute noch schaffen würden", ihr Blick ist auf mich gerichtet, während ich in Brad's Blick jeden einzelnen seiner drohenden Worte lesen kann. 

Wenn du dich nicht benimmst, dann bring ich ihn um. 

Angst durchflutet meinen Körper, gleichzeitig nicke ich leicht mit dem Kopf. 

„Ja, natürlich. Ich glaub...", meine Stimme zittert ein wenig, als ich mich auf meine Beine begebe, mein Körper ein Stück zur Seite torkelnd. 

„Ich habe mich zu sehr gestresst. All dieser Druck von der Hochzeit..", ich konzentriere mich auf einen festen Punkt vor mir „ bekommt mir nicht gut."

Inzwischen stehe ich wieder einigermaßen normal. 

„Und das verstehen wir auch, Liebes", sie legt ihre Hand auf meinen Handrücken. 

„Das verstehen wir. Aber du hast auch deine Verpflichtungen. Und manchmal muss man sein eigenes körperliches Wohl in den Hintergrund für seine Verpflichtungen stellen. Glaub mir Liebes, ich spreche dabei aus eigener Erfahrung", sie schenkt mir ein Lächeln, was wahrscheinlich aufmunternd wirken soll, was aber total seine Wirkung verfehlt, weil ihr Vortrag alles andere als aufmunternd war. 

„Nun denn Liebes, bist du bereit?" sie schaut mich abwartend an, bevor ich nicke. 

„Okay dann geh noch einmal nach draußen. Und denk dran, auf den Takt genau kommst du rein." 

Ich nicke, beiße mir leicht auf die Lippe und laufe schweren Schrittes zur Tür. Mein Kopf fühlt sich immer noch ein wenig schwindelig an. Draußen atme ich erstmal ein paar Luftzüge ein und schließe meine Augen. Ich spüre, wie der Wind mein warmes Gesicht abkühlt und mit der Zeit bekomme ich endlich einen kühleren Kopf. 

 Es konnte nicht so weiter gehen. Ich musste mit West abschließen. Ich war hier, um Brad zu heiraten. Ob ich es wollte oder nicht. Man konnte nicht immer nur das im Leben bekommen, was man wollte. Manchmal war für jemanden ein anderes Leben vorbestimmt, als das, was man sich selber ausgemalt hatte. 

Langsam öffne ich meine Augen und strecke meine Brust heraus. Ich würde das schaffen. Ich würde es hinter mich bringen. Ich würde Brad heiraten, auch wenn es mir das Herz rausriss. Denn wenn ich dadurch West retten würde, dann war es mir das wert. Manchmal musste man Opfer in seinem Leben bringen. Selbst, wenn sie uns innerlich zerrissen. 

Plötzlich höre ich, wie die Musik anfängt leise zu spielen und wenige Sekunden später sehe ich, wie sich die Tür öffnet. Dieses Mal bin ich so konzentriert, dass ich jeden einzelnen Schritt mitbekomme, den ich vor mich setze. Mrs Huntington scheint auch zufrieden zu sein, denn diesmal unterbricht sie mich kein einziges Mal. Als ich am anderen Ende des Ganges angekommen bin, lächelt mir Brad entgegen. Ein Stich durchfährt mich, aber dennoch setze ich ein gekünsteltes Lächeln auf. 

„Großartig, Großartig. Genau so hättest du es von Anfang an machen sollen, Zoe Liebes", sie klatscht in die Hände, während sie auf mich und Brad zugerannt kommt. 

„Ich bin ja so froh, dass ihr beide euch gefunden habt" 

Inzwischen quellen leichte Tränen aus ihren Augen, während sie eine Hand von dem jeweils anderen in ihre Hände nimmt. 

„Es wird ja so eine schöne Hochzeit werden",  sie schnieft, bevor sie uns loslässt und ihre Augen trocknet.

„Besonders, da ich für die Hochzeit bei dem besten Hairstylisten der Stadt einen Termin gemacht habe."

 Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. 

„Ähhm entschuldige, ich dachte, Grace würde meine Haare machen?" 

Sie schnalzt mit der Zunge und schüttelt den Kopf. 

„ Liebling, Grace mag eine sehr gute Friseurin sein, aber sie ist nicht die Beste", ihre Stimme klingt nun ein wenig hochnäsig. 

„Ich hab dir einen Termin bei DeAngelo gemacht. Er ist unter den drei Top Friseuren von ganz Amerika. Er hat damals sogar die Haare von Jacqueline Kennedy Onassis gemacht", sie hält kurz inne, bevor sie weiterredet. 

„Und wir wissen, wie bedeutsam diese Frau war", sie schaut mich mit einem bedeutenden Blick an. 

„Ich hab dir übermorgen einen Termin bei ihm gemacht, damit er schon mal die Probefrisur für die Hochzeit anfertigen kann", sie streicht mit der Hand über den Saum ihre Kleides. 

„Ich hab ihm gesagt, dass wir eine Hochsteckfrisur für deine Hochzeit vorgesehen haben. Alles Andere, wäre völlig inakzeptabel zu deinem Kleid", sie schnalzt mit der Zunge, während sie nun voran durch die Kirche schreitet Brad und ich hinterher. 

„Natürlich trägt sie eine Hochsteckfrisur, Mutter. Alles Andere wäre auch gewöhnungsbedürftig bei ihren Haaren", Brad's Worte lassen mich zusammenzucken, ein schmerzhafter Stich fährt durch meinen Körper hindurch.

Als wir die Kirche verlassen haben, ist es schon heller Nachmittag. Die Sonne steht hoch am Himmel, die Luft, heiß und trocken. Lautes Kinderlachen dringt zu uns, im Hintergrund Vögelgezwitscher. Es war einer dieser typischen, heißen Julitage in Kansas. Einer dieser typischen Tage in denen man am Liebsten in einen nahegelegenen See springen wollte, oder einfach mit einem Eis in der Hand am Strand rumlungerte und Musik hörte. Bei der Vorstellung an den Strand zieht sich mir der Magen zusammen. Es war unser erstes richtiges Date gewesen und gleichzeitig einer der schönsten Tage meines Lebens. Wenn nicht doch, der Schönste. 

Oh Gott ich vermisste ihn. Ich vermisste sein Lachen, seine idiotische, verrückte Art, die mich immer zum Lachen brachte und die Tatsache, dass ich immer mit ihm Reden konnte, egal worüber. Verdammt, ich vermisste selbst dieses idiotische, kleine Kosewort. Babe. 

Mein Herz zieht sich zusammen, als wir auf die andere Straßenseite laufen. Ich würde nie wieder mit ihm reden können, nie wieder sein Lachen hören können. Verdammt ich würde ihn nach meiner Hochzeit nie wieder sehen können, wenn Brad und ich erst einmal nach New York gezogen waren. Wenn Brad erstmal seine Kanzlei zum Laufen gebracht hatte. Ich konnte nur hoffen, dass das lange dauerte, damit ich ihn wenigstens noch sehen konnte. Und wenn es nur für ein paar Wochen war. Für ein paar Wochen, in denen ich sein markanten Gesichtszüge, seine Augen und seine weichen Lippen in mich aufsaugen konnte. Es war mir egal. Hauptsache ich würde ihn noch für ein paar Wochen sehen.

Roxanne und Brittany sind hinter uns und unterhalten sich über irgendwelche neuesten Diättipps, die sie in irgendeiner Zeitschrift gelesen hatten. Wenn man jedoch richtig hinschaute, fiel einem auf, dass Roxanne kaum interessiert zu sein schien, ihr Blick immer öfter unauffällig zur Seite wandernd. Erst jetzt fällt mir auf, dass Roxanne den gleichen gejagten Ausdruck in ihrem Gesicht hat, wie ich wenn ich mit Brad rede. 

Mein Herz zieht sich für sie zusammen. Es war eine Sache, wenn man mich schlug. Aber Roxanne, das war eine ganz andere Sache. Ich würde die Schläge von Brad aushalten, aber Roxanne würde irgendwann an Brittany's Art zu Grunde gehen. Sie würde irgendwann zusammenbrechen. Ich konnte nur hoffen, dass irgendwer sie dann auffangen würde.

Neben Roxanne und Brittany unterhalten sich Mary Anne und die Frau des Senators über die neusten politischen Debatten in Kansas. Blair und Charlotte sind schon gegangen, da Charlotte einen wichtigen Termin hatte, weshalb Greg Huntington das Schlusslicht bildet.

Vor meinem Wagen bleibe ich stehen und drehe mich ein letztes Mal zu Brad und seiner Mutter um. 

„Es tut mir leid, aber ich glaube ich werde jetzt fahren. Es war ein ziemlich anstrengender Tag für mich."

 Ich beobachte wie Mrs Huntington nickt. 

„Ja, Liebes, ruh dich ein bisschen aus. Deine Haut muss sich regenerieren für das Fotoshooting morgen. Vergiss nicht um zehn Uhr sind wir verabredet", sie schaut mich mahnend an. 

"Keine Sekunde früher oder später, Zoe, Liebes. Du musst lernen pünktlich zu kommen. Wenn Brad und du erst einmal verheiratet seit, dann kannst du es dir schlichtweg nicht leisten, zu seinen Meetings immer wieder zu spät zu kommen. Das zerstört den Ruf der Familie Huntington. Pünktlichtkeit ist einer der größten Tugenden, die uns auszeichnet", sie streicht sich eine herausgefallene Haarsträhne hinter die Ohren als sie fortfährt. 

„Ich werde dein Kleid morgen früh von der Schneiderin holen. Ich hab sie beauftragt, das Kleid noch ein bisschen enger zu machen, wir wollen ja nicht, dass es aussieht, wie ein Kartoffelsack."

Als ob es nicht so schon schrecklich genug aussehen würde.... 

Ich nicke und streiche mir ebenfalls eine Strähne aus dem Gesicht. 

„Danke, Mrs Huntington." 

„Liebes...", sie schnalzt mit der Zunge, als sie meine Hand in Ihre nimmt. 

„Du kannst mich Miranda nennen. In sechs Tagen gehörst du zur Familie, und ich denke, da wäre es ein wenig eigenartig, wenn du mich immer noch Mrs Huntigton nennen würdest." 

Erneut bewege ich meinen Kopf hoch und runter, während sie meine Hand tätschelt. 

„Danke, Miranda", meine Stimme klingt nicht wie meine eigene, fremd. 

„Gern geschehen. Dafür sind Schwiegermütter doch da, nicht wahr Brad Liebling?", sie dreht sich zu Brad und schaut ihn mit einem weichen Gesichtsausdruck an. 

Ich spüre, wie die Galle in mir hochsteigt. Wie konnte sie nur so einen abscheulichen Menschen lieben? So einen eiskalten, abscheulichen Menschen. 

„Sicher Mutter, sicher", er schenkt seiner Mutter ein Lächeln, während sich bei mir der Magen umdreht. 

„Ich will euch nicht stören, aber ich muss jetzt echt los", in meiner Stimme, schwingt ein freundlich, gekünstelter Unterton mit, als ich nach meiner Autotür greife und sie öffne. 

„Natürlich, Zoe Liebes. Wir sehen uns morgen um zehn", seine Mutter winkt mir zum Abschluss zu, während sie sich auf dem Absatz umdreht und zu ihrem Mann läuft.

 Ein eiskalter Schauer läuft meinen Rücken herunter, als ich nun alleine mit Brad vor dem Auto stehe. Seine kalten Augen bohren sich in meine, während er einen Schritt auf mich zumacht. 

„Ich hoffe du kommst morgen nicht zu spät!", seine Stimme ist ein leises, schneidendes Zischen, als er mit seiner Hand nach meinem Handgelenk greift und seine Finger darum schließt. 

„Ich lege nämlich genau so viel Wert auf Pünktlichkeit wie alle aus meiner Familie. Und sollte ich noch einmal mitbekommen, dass du meine Mutter derartig verärgerst...", seine Fingerspitzen wandern meinen Arm langsam hoch „ dann wirst du dein blaues Wunder erleben." 

 Panik wallt in mir auf und mir wird übel. 

„Hast du das verstanden?", seine Stimme klingt leise. 

Ich nicke panisch 

 Gut." 

Ich beobachte, wie seine Gesichtszüge ein wenig lockerer werden. 

„Bis morgen Liebling, ich freue mich schon", erschrocken reiße ich meine Augen auf, als seine Lippen immer näher kommen und er sie kurze Zeit später auf meine presst. 

Angewidert kneife ich die Lippen zusammen, schließe die Augen und zähle in meinem Kopf von zwanzig runter. Als er endlich seine Lippen von mir löst, liegt ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. 

„Unsere Hochzeit wird grandios werden. Eine der besten Hochzeiten, die Amerika je gesehen hat", seine Stimme klingt siegessicher. 

„Wir sehen uns morgen", sein Blick bedenkt mich ein letztes Mal, bevor er sich auf seinen Füßen umdreht und davonläuft. 

Mit zittrigem Körper steige ich in meinen Wagen, meine Hände beben so stark, dass ich meinen Autoschlüssel erst nach dem dritten Versuch in meine Zündung stecken kann. Ich schließe die Augen und presse meinen Kopf für eine kurze Minute ans Lenkrad. 

Wie um Gotteswillen konnte ich in so eine Situation landen? War meine Mutter nicht schon schlimm genug? 

Ich atme ein paar mal tief ein und aus, bevor ich meine Augen wieder öffne, und den Wagen starte. Der ganze Weg nach Hause verschwimmt vor mir und als ich wenig später meinen Wagen auf der Auffahrt parke, habe ich das Gefühl man hätte mir mein Herz rausgerissen. Ich fühlte einfach nichts mehr. Ich war wie ein emotionsloser Roboter. 

Als ich an meiner Apartmenttür angekommen bin, huscht mein Blick kurz zu der Tür von West, bevor ich meine öffne. Der einst so vertraute Geruch von meinem Apartment ist nun mit den Erinnerungen von dem Tag, in dem Brad durchgedreht ist, vermischt. Deshalb bin ich selbst in meinem Apartment total rastlos. Ich schließe die Tür hinter mir, stülpe die Schuhe von meinen Füßen und laufe barfuß in mein Schlafzimmer. Mit einer raschen Bewegung schließe ich die Jalousien, werfe meine Bettdecke zurück und lege mich in mein Bett. Alles was ich wollte ist zu vergessen. Zu vergessen, dass nebenan der Mann den ich liebte war. Und das tat ich am Besten, wenn ich schlief.

***

Der nächste Tag ist die einzige Katastrophe. Als ich aufwache ist es kurz nach neun, was mir nur noch eine knappe halbe Stunde gibt, um mich fertig zu machen. Mrs Huntington hatte mir genaue Anweisungen gegeben, was ich mit meinen Haaren anstellen sollte. Laut ihr war alles akzeptabel, solange meine Haare aus meinem Gesicht waren.

 In völliger Hektik hatte ich also meine Haare gemacht, mich geschminkt, und mich angezogen. Dabei hatte ich gemerkt, dass die Schwellung an meinem Auge schon ein wenig zurückgegangen war. Erleichtert hatte ich aufgeseufzt, da ich wieder halbwegs aussah, wie ein Mensch. Völlig außer Atem war ich wenig später bei dem Hochzeitsfotografen, pünktlich auf die Minute, angekommen. Mrs Huntington hatte mich leicht angelächelt und anerkennend genickt. Das was dann kam, war die einzige Katastrophe. 

Als aller Erstes wurde ich in mein Hochzeitskleid gesteckt, was für mich immer noch das grausamste Kleid in der ganzen Weltgeschichte von Kleidern war. Der Stoff kratzte an meinen Oberschenkeln und es war schlichtweg viel zu viel Tüll. Brad trug einen silbernen Anzug mit schwarzer Krawatte, seine Haare, waren wie immer perfekt zurückgegelt. Der Fotograf hatte uns nun dazu aufgefordert uns in eine intime Pose aufzustellen, in der Brad hinter mir stand seine Arme um meine Taille geschlungen. Leider hatte ich mich, so bald Brad's eiskalte Finger sich um meine Taille schlangen, total verkrampft, weshalb der Fotograf mich mindestens zehn Mal ermahnen musste, dass ich mich richtig hinstellen sollte. Als wir es irgendwann geschafft hatten uns richtig hinzustellen, schrie Miranda unentwegt Anweisungen dazwischen. 

„Zoe, Liebes, beim Lächeln zeigen wir keine Zähne, der Mund bleibt geschlossen." 

„Zoe! Achte auf deine Schultern, grade, die Brust nach vorne gestreckt..." 

„Zoe, Liebling, zieh deinen Bauch ein wenig ein, wir wollen ja nicht, dass du halb schwanger auf dem Bild aussiehst", danach hatte sie so künstlich gelacht, dass sich mir die Nackenhaare aufgestellt hatten.

Als wir es endlich nach zwei Stunden geschafft hatten, war ich ich mehr als erleichtert gewesen. Zum Glück musste Brad noch in die Kanzlei, weshalb ich nach Hause fuhr, und mich in mein Bett legte, wo ich mich neuerdings am aller Wohlsten fühlte.

Die Tage darauf verfliegen wie im Flug. Der Termin bei DeAngelo entpuppt sich als einer der harmloseren Termine. Mrs Huntington und er scheinen sich blind zu verstehen, weshalb der Termin daraus besteht, dass ich vier Stunden auf einem Friseurstuhl sitze und er mir die Haare macht. Als er fertig ist, schaue ich mich im Spiegel an. Ich sehe aus, wie jemand Anderes. Wie ein versnobtes Ich von mir Selber. Anscheinend wäre dies nun der Moment gewesen, um in Tränen auszubrechen, denn DeAngelo guckt mich abwartend an. 

„Es...es ist sehr elegant", stammel ich, während ich mein Haar weiterhin in mich aufnehme. 

„Schätzchen, es ist nicht nur elegant, es ist auch der letzte Schrei, in der Highsociety. Erst letztens hat Kate Middelton so eine Frisur getragen", Mrs Huntington hängt vollkommen an seinen Lippen. 

„Die ganze Presse wird sich über deine Frisur das Maul zerreißen", er klatscht fröhlich in die Hände, und wirft seine blondierte Tolle zur Seite.

DeAngelo war definitiv schwul. Miranda schien dies allerdings nicht zu bemerken, da sie jedes Mal, wenn er mit ihr sprach errötete und wie ein kleines Schulmädchen kicherte.

Den nächsten Tag verbringe ich damit, meine Hochzeitschuhe abzuholen, die nun mit einer hohen Anzahl von Diamanten bedeckt sind. Brittany, die mit mir gekommen ist, ist völlig aus dem Häuschen. 

„Oh mein Gott, guck dir an, wie sehr die Steine mit der Farbe deiner Schuhe harmonieren", verliebt schaut sie auf den Schuh, den sie in ihrer Hand hält.

Der Juwelier, der uns die Schuhe in die Hand gedrückt hat, schaut zufrieden auf uns herunter. 

„Drei Karat, so wie sie es wollten, Miss", er schenkt mir ein Lächeln. 

„Ja, danke", murmele ich und schenke ihm ebenfalls ein erprobtes Lächeln. 

„Wie viel macht das denn?", ich zücke meine Kreditkarte und schaue ihn abwartend an. 

„Keine Sorge, Miss, ihr Verlobter hat es schon bezahlt", ich stoße einen Seufzer aus, nicke und stecke die Karte wieder zurück. 

„Natürlich hat er das. Natürlich" murmel ich. 

„Soll ich ihnen die Schuhe einpacken, oder nehmen sie sie so mit nach Hause?" 

„Auf jeden Fall einpacken", quietscht Brittany dazwischen, bevor der Juwelier einen blau, goldenen Karton herausholt und die Schuhe darin einpackt.

***

Am nächsten Tag sitze ich, nach einem anstrengenden Tag in der Kirche,bei mir Zuhause auf dem Sofa. In zwei Tagen würde ich Brad heiraten. Ein Kloß bildet sich in meiner Kehle, als ich darüber nachdenke. 

Du darfst nicht zu viel darüber nachdenken. Denk nicht zu viel darüber nach.

Den ganzen Tag hatte ich damit verbracht, die Kirche zu dekorieren. Oder eher gesagt, das Dekorieren der Kirche zu überwachen. Mrs Huntington war wie ein Wirbelwind durch die Kirche gewirbelt und hatte die Helfer angeschrien, wenn sie Etwas nach Ihrem Ermessen nicht richtig dekoriert hatten. Ich dagegen hatte dabei zugesehen, wie der eigentlich schönste Tag meines Lebens, ein weiteres Stück den Bach herunterging. Statt der rosa- weißen Deko, die ich mir immer für meine Hochzeit vorgestellt hatte, wurde die Kirche jetzt im schlichten grün-weiß geschmückt. Ich fand es grauenhaft.

Nach circa fünf Stunden hatten wir den größten Teil der Kirche geschmückt, allerdings fehlten noch ein paar Kleinigkeiten, die wir morgen verfeinern mussten. Meine Gedanken schwirren so oft, wie in den letzten Tagen, zu West. Ich hatte die letzten Tage kaum mehr Etwas von ihm gehört. Sein Wrangler stand in der Auffahrt, aber ich war ihm kein einziges Mal mehr auf dem Flur begegnet und aus seiner Wohnung hatte ich kaum Geräusche gehört. Nicht einmal Musik. Und das war es, was mich am Meisten stutzig machte.Im Fernsehen läuft irgendeine komisch Serie, aber ich höre nur mit einem Ohr zu, während mein Blick abwesend aus dem Fenster gerichtet ist. 

Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich zucke heftig zusammen. Eine Flut von Gefühlen durchdringt mich. Panik. Schmerz. Und ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung. Mit pochendem Herzen stehe ich auf und laufe in Richtung Flur, während es erneut an der Tür klingelt. Mit zittrigen Händen bleibe ich vor der Tür stehen und öffne sie. Mein Herz sackt leicht zusammen, als ich die Person sehe, die am anderen Ende der Tür steht. Ihre roten Haare sind unordentlich zu einem Zopf gebunden, an ihrem Oberkörper hängt ein weites, männliches Shirt, ihre Beine stecken in Leggings. Noch nie in meinem Leben hatte ich Amber so leger gesehen. 

„Zoe...", ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern, bevor sie sich nach vorne beugt und mich in ihre Arme schließt. 

„Gott sei Dank, dir ist nichts passiert", sie drückt mich ein Stück fester, ihr vertrautes Parfüm steigt in meine Nase. 

Ich spüre, wie mir die Tränen kommen. 

„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht, Z, du hast dich Tage lang nicht gemeldet und auch nicht meine Anrufe entgegengenommen",  sie löst sich von mir und schaut mir ins Gesicht. 

Als sie meine Tränen sieht, wird ihr Gesicht weicher. 

„Z, was ist passiert", ich beiße mir auf die Lippen und schüttele den Kopf. 

Ich beobachte, wie sie die Tür hinter sich schließt, ihr Blick weiterhin auf mich gerichtet. 

„Setz dich erstmal auf die Couch, ich mach uns einen Tee und dann kannst du mir alles in Ruhe erzählen", ich sehe wie sie ihre Tasche in die Ecke schmeißt und sich in Richtung Küche begibt. 

„A, da gibt es nichts zu erzählen", ich sehe dabei zu wie sie Mitten im Lauf stehen bleibt. 

„Ich werde Brad in zwei Tagen heiraten", meine Stimme klingt leise, fest. 

Ihr ganzer Körper versteift sich, als sie entsetzt ihren Kopf über ihre Schulter schmeißt. 

„Du wirst WAS?", ihre Stimme klingt hoch, ihre Augen weit aufgerissen. 

„Ich werde Brad in zwei Tagen heiraten", wiederhole ich meine Worte und zucke mit den Schultern. 

„Süße, das kann doch nicht dein Ernst sein", inzwischen kommt sie auf mich zugelaufen und packt mich an den Schultern. 

„Was ist mit West...ich dachte du liebst ihn?" 

Ein Stich durchfährt meinen Körper bei seinem Namen, und ich muss den Kloß der sich in meiner Kehle gebildet hat herunterschlucken. Ich schüttele den Kopf und zucke bei den Worten die meinen Mund nun verlassen, innerlich zusammen. 

„Ich hab Liebe mit Lust verwechselt, A. Er war nichts mehr als eine Sommeraffäre", ich sehe wie Amber die Augen noch mehr aufreißt. 

„Auf garkeinen Fall Z. Versuch dir das schön einzureden, aber wir beide wissen genau, dass du West liebst!", ich schüttele erneut meinen Kopf, während sich ein wenig Wasser in meinen Augen bildet, während Amber weiter redet, ihr roten Haare lösen sich nun ein wenig aus ihrem Zopf. 

„Z, egal was passiert ist du kannst mit mir darüber reden. Wir finden eine Lösung", ich schüttele erneut den Kopf, während die Tränen nun über mein Gesicht laufen. 

„Z...", sie läuft nun auf mich zu und nimmt meine Hände in ihre. 

„Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Egal was passiert. Wir sind Schwestern schon vergessen", sie hebt ihren Daumen, und zeigt mir ihre Narbe die so identisch zu meiner ist. 

Wir hatten uns die beiden mit zehn Jahre zugefügt, als wir auf Schwesternschaft geschworen hatten. 

„Und egal was passiert ist, du kannst es mir sagen. Ich bin immer für dich da"

 Und so sehr ich es auch wollte, ich konnte es ihr nicht sagen. Ich konnte es nicht verantworten, dass Brad ihr auch Etwas antun würde. Ich schüttele erneut den Kopf, die Tränen laufen weiterhin stumm über mein Gesicht. 

 „Es spielt keine Rolle mehr, A. Ich heirate Brad"

 Ich sehe, wie sich ihr Gesicht zu einer schmerzvollen Miene verzieht.

„Z bist du dir si...", ich nicke mit dem Kopf , während ich ihre Hand erneut in meine nehme. 

„A, du bist meine aller beste Freundin auf diesem Planeten und ich liebe dich wie eine Schwester, aber du musst mir vertrauen, okay. Du musst mir vertrauen, wenn ich sage, dass ich Brad heirate", ich sehe, wie die Tränen sich nun auch in ihren Augen bilden. 

Sie nickt und beißt sich auf die Lippen.

 „Du weißt, dass wenn ich mehr bei dieser Hochzeit zu sagen hätte, du meine Trauzeugin geworden wärst...", meine Stimme bricht ab „ Aber leider hat Brad Brittany schon dafür vorgesehen... und es tut mir so leid.." 

„Hey, hey", Amber's Hand wischt mir nun über die Augen, bis sie trocken sind. 

„Wahrscheinlich ist es sowieso besser, dass ich keine Trauzeugin geworden bin...", ein kleines Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht.

„Vermutlich hätte ich dich sowieso blamiert. Überleg doch mal bitte, wieviel wir schon miteinander erlebt haben", mein Lachen vermischt sich mit meinen Tränen. 

„Und jetzt komm", sie zieht mich hinter sich her und setzt mich auf dem Sofa ab. 

„Ich mach dir einen Tee und dann schauen wir ein bisschen "Sex and The City". Nichts geht über ein bisschen Samantha Jones und ihre sexuellen Eskapaden", sie kichert und läuft in die Küche davon.

***

Am nächsten Tag befinde ich mich erneut in der Kirche um die letzten Vorbereitungen dort zu treffen. Mit geschickten Fingern binden Miranda und ich weiße Schleifen an jede einzelne Bank.

 „Zoe, Liebes ich bin ja so aufgeregt wegen morgen", ihre Stimme überschlägt sich fast, als sie laut durch die Kirche hallt. 

„Wir treffen uns um sechs Uhr bei DeAngelo. Um Punkt zehn fahren wir dann in die Kirche und dann....", sie zählt die Punkte an ihrer Hand ab, während ich ihr nur mit einem halben Ohr zuhöre. 

Oh Gott morgen würde ich Mrs Zoe Huntington sein. 

Mein Magen dreht sich leicht um und mir wird schwindelig. 

„.... Kutsche ab.", nehme ich die letzten Worte wahr. 

Mit meinen Fingern binde ich die letzte Schleife an einer der Bänke fest. 

„Oh, das sieht fabelhaft aus", sie klatscht in die Hände, während sie einmal komplett den Kirchengang auf und abläuft. 

„Dezent, aber immer noch wunderschön. Es sieht fast so aus, wie bei der Hochzeit von Grace Kelly. Die Leute werden begeistert sein", sie klatscht erneut in die Hände, während sie vor mir zum Stehen kommt. 

„Und jetzt komm, Zoe mein Liebes. Wir sollten die Kirche verlassen. Zwölf Stunden vor der Trauung sollte die Braut nicht in der Kirche gewesen sein. Das bringt Unglück", sie greift nach meinem Arm und zieht mich hinter sich her, zu der riesigen weißen Mamortür. 

Die Luft draußen ist stickig und ich spüre, wie mein Pony sich in meinem Gesicht anfängt zu kringeln. 

„Liebes, ich würde noch liebend gerne mit dir quatschen, aber ich bin mit Dorothy zum Brunchen verabredet. Du findest den Weg, alleine zurück oder?", ich verdrehe innerlich die Auge, bei ihren Worten. 

Es war ja nicht so, als ob ich noch nie hier gewesen gewesen war. 

Ich nicke. 

„Ja Miranda, ich finde schon nach Hause." 

„Gut", sie leckt sich über die Lippen, während sie das Band ihrer Handtasche, das um ihre Schultern hängt, ein wenig strammer zieht. 

„Dann werde ich mich jetzt auf den Weg machen. Wir sehen uns morgen in aller Frühe, bei DeAngelo", sie winkt mir ein letztes Mal zu, bevor sie Straße überquert und zu ihrem BMW läuft.

Erleichtert atme ich die Luft, die ich die ganze Zeit über angehalten habe, aus. Mit einer raschen Bewegung schließe ich mein Auto auf, setze mich in den Wagen und stecke den Schlüssel in die Zündung. I wont let you go von James Morrison erfüllt den Wagen und ich zucke zusammen. Hastig schalte ich das Radio aus. In den letzten Tagen konnte ich nur sehr selten Musik hören. Zu oft kamen Liebessongs im Radio, die mir fast innerlich das Herz herausrissen.

Als ich zehn Minuten später in unserer Auffahrt parke, atme ich erneut erleichtert auf. Nichts konnte mich jetzt noch von meinem Bett abhalten. Mit einem leichten Sprung im Schritt laufe ich zu unserer Eingangstür und öffne sie. Leichtfüßig laufe ich die Treppe hoch, das Klackern meiner Absätze durch den Flur hallend. Als ich an der letzten Treppe zu meinem Apartment angekommen bin laufe ich ein bisschen schneller, mein Blick auf die Treppenstufen gerichtet, damit ich hinschauen kann, wo ich hintrete, zu groß die Angst, dass ich noch einmal stolpere. Oben angekommen wühle ich in meiner Tasche nach meinem Schlüssel. 

Als ich ihn gefunden habe, hebe ich den Kopf, den Schlüssel in meiner Hand um mein Apartment zu öffnen. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Es ist als ob mir jegliche Luft aus dem Körper gesaugt wird. Vor meiner Tür sitzt ER. Zusammengekauert, seine Knie bis zu seinem Kinn gezogen, sein Haar zerzaust, seine Augen blutunterlaufen. Sein Kinn ist von Barstoppeln übersät und mein Herz zieht sich zusammen, als ich die leere Tequila Flasche sehe, die neben ihm auf der Fußmatte, meines Apartments liegt. Sein Kopf hebt sich, bevor sich seine leblosen Augen verzweifelt in meine bohren. 

„Zoe...", seine Stimme klingt heiser, so als ob er Tage lang nicht mehr gesprochen hätte. 

Oh Gott ich konnte das nicht.

„West..", meine Stimme ein einziges Flehen, als ich mit wackeligen Beinen auf ihn zu komme. 

" Bitte geh", meine Stimme zittert und ich sehe wie sein Gesicht sich schmerzhaft zusammenzieht. 

„Babe..", seine Stimme klingt nun schmerzerfüllt, seine Augen weiter auf mich gerichtet. „Du kannst ihn nicht heiraten", er fasst sich verzweifelt durch die Haare, bevor er sich auf wackeligen Beinen aufrichtet. 

 „Verdammt, du kannst ihn nicht heiraten", er kommt einen Schritt auf mich zu, seine Stimme nun gebrochen. 

„West, bitte... ich ...ich kann das nicht", ich schüttele meinen Kopf, als ich mich panisch an ihm vorbeidränge, den Schlüssel zitternd in mein Schloss stecke und so schnell ich kann die Tür aufschließe. 

„Warum hast du dich nicht mehr bei mir gemeldet? Ich hab dich jeden einzelnen , verdammten Tag angerufen?", seine Stimme klingt nun laut an meinen Rücken. 

Schmerzerfüllt presse ich meine Augen aufeinander. 

Oh Gott, seine Stimme. Es tat so weh, seine Stimme zu hören. 

Langsam betrete ich mein Apartment, bevor ich mich zu ihm umdrehe. 

„Weil es aus ist", ich zucke bei der Härte, mit der die Worte meinen Mund verlassen, zusammen. 

Ich greife nach dem Türgriff, doch bevor ich diesen schließen kann, stemmt sich sein Oberkörper dagegen und mit einer kleinen Wucht, werde ich nach hinten gedrängt. Mit großen Schritten, betritt er mein Apartment und schließt die Tür hinter mir. 

„Babe, das ist totaler Bullshit! Es ist nicht vorbei! Es kann nicht vorbei sein", er schüttelt den Kopf, sein Gesicht schmerzerfüllt, als er mir noch einen Schritt näher kommt. 

Sein Geruch nach Sandelholz erfüllt komplett mein Apartment. Oh Gott, es schmerzte so sehr. Es schmerzte so sehr mit ihm in einem Raum zu sein und ihn nicht küssen zu dürfen, ihn nicht berühren zu dürfen. Es war als ob man mir die ganze Luft zum Atmen genommen hätte. Ich schließe die Augen. 

„West, es ist vorbei. Ich will dich nicht mehr sehen. Warum verstehst du das denn einfach nicht?!", die letzten Worte schreie ich beinahe, als ich meine Augen öffne und ihm ins Gesicht schaue.

In diese blauen Augen, die mich so sehr an das Meer erinnerten. Diese Augen, die ich fast so sehr liebte, wie den Mann der mir gegenüber stand. 

„FUCK BABE! Weil ich dich liebe!", er brüllt mir die Worte entgegen, als er sich verzweifelt durch die Haare fasst. 

Ich spüre wie mein Atem stockt, mein Blut rauscht in meinen Ohren als er weiterredet. 

„Du bist in meinem Blut, infizierst jeden dunklen Teil meiner Seele. Nichts anderes bedeutet mehr etwas für mich. Nichts mehr. Außer, die Art, wie du jeden verdammten Countrysong mitsummst...", er lacht auf, bevor er weiterredet, seine Augen auf mich gerichtet. „ und die Art, wie deine gottverdammten Haare über deinen Nacken fallen. Die Art, wie du mich wahnsinnig machst, und mir das Gefühl gibst, ein besserer Mensch zu sein, als ich es eigentlich bin", seine Augen werden mit jedem seiner einzelnen Worte verzweifelter. 

Oh Gott, er war ein guter Mensch. Er war der verdammt beste Mensch, den ich kannte. 

„Die Art, wie du mich ansiehst, Babe...", er kommt einen Schritt auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine rauen, warmen Hände. 

Die Sehnsucht ist jetzt so groß, dass ich das Gefühl habe, dass sie mich von innen auseinanderreißt. Ein Prickeln breitet sich über mein ganzes Gesicht aus, als er nun weiterredet, seine dunkelblauen, tiefen Augen nun fest auf mich gerichtet 

„So als ob du nicht all die abgefuckten Facetten sehen würdest, sondern mein wirkliches Ich",  ein kleines Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, das sofort wieder verschwindet, als die nächsten Worte seine Lippen verlassen. 

„Babe, bitte...", sein Gesicht fleht mich an, als er weiterredet. 

„Verlass ihn. Verlass ihn, und bleib bei mir. Wir können ein neues Leben anfangen. Nur wir zwei. Hast du gehört, Babe? Nur wir zwei", er streicht mir leicht übers Gesicht, bevor er weiterredet. 

„Ein Freund von meinen Eltern, hat ein Haus in Toronto zu verkaufen. Komm mit mir dahin. Zieh mit mir nach Toronto. Dort können wir beide glücklich werden. So glücklich, wie meine Eltern", seine Stimme überschlägt sich fast als er weiterredet. 

„Babe ich verspreche dir, ich werde dich niemals enttäuschen. Ich werde deine Stärke sein. Dein Mut. Hinter dir stehen, wenn deine Welt zusammenbricht, werde dich halten, wenn du versagst. Und wenn du schwebst werde ich der sein, der dir dabei zusieht, wenn du fliegst. Ich werde dich niemals runterziehen oder dich zurückhalten denn, fuck Babe, ich liebe dich. Verdammt noch mal ich liebe dich mit jeder einzelnen Faser meines Herzens", plötzlich lässt er mein Gesicht los und fährt zu dem Saum seines T- Shirts und zieht es sich über den Kopf. 

Mein Herz bleibt fast stehen, als ich seine harten Brustmuskeln, die zum Vorschein kommen, in mich aufnehme. Abrupt drehe ich meinen Kopf zur Seite.

 Oh Gott ich konnte das nicht. Es tat schon weh genug, dass er mir seine Liebe gestand. Aber dass er sich noch auszog, dass war zu viel des Guten. 

„Babe, siehst du das?", ich höre wie seine Stimme zu mir dringt, als er meine Hand nimmt und sich auf die Brust legt. 

Ich spüre, wie meine Hand über etwas Weiches streicht. Ich kann nicht anders, als meinen Blick zu seiner Brust wandern zu lassen. Völlig überrascht reiße ich meine Augen auf, mein Puls dröhnt in meinen Ohren, als ich seine Brust in mich aufnehme. Direkt auf seiner linken Brust, da wo sein Herz ist, befindet sich nun ein Albatros. Die schwarzen, präzisen Linien sind wunderschön, das Weiß des Albatros hebt sich von seiner goldenen Brust ab. Das Tattoo ist noch frisch, weshalb es ein wenig gerötet ist und erst jetzt wird mir klar, dass das Weiche was ich angefasst habe die Abklebefolie ist. 

„Fuck, Babe wenn ein Adler einmal seine Frau gefunden hat, dann bleiben sie zusammen, für immer", seine Worte klingen gebrochen, als er meine Hand zu seinem Gesicht führt. 

„Und wenn für immer für dich zu viel ist, dann bleib wenigstens jetzt bei mir. Einen Tag, eine Woche, einen Monat. Alles ist besser, als nie wieder dein Gesicht zu sehen, diesen Körper unter mir zu spüren, oder dabei zusehen, wie dieser völlig in meinen Armen zerschmelzt", seine Worte sind so roh, so echt und verletzlich, dass ich das Gefühl habe, ich würde von einer Welle von Gefühlen mitgerissen werden. 

Inzwischen laufen mir die Tränen über die Wangen. West streckt seine Hand aus und wischt mir die Tränen vom Gesicht. 

„Babe, nicht weinen. Fuck, ich kann nicht mit ansehen, wenn du weinst ", er streichelt mir zärtlich über mein Gesicht, bevor er mich in seine Arme zieht. 

Leise Schluchzer dringen aus meinem Mund, als seine starken Arme meinen Rücken umschließen, mein Kopf nun auf seiner warmen, nackten Brust. 

„Schhh. Babe, alles wird gut. Ich bin bei dir. Ich bin bei dir." 

Oh Gott, ich konnte nicht. Ich konnte nicht. So sehr ich auch wollte, Brad würde ihn umbringen.

Mein Herz zieht sich zusammen, als ich meinen Kopf von West's Brust hebe, einen Schritt zurück mache und ihm tränenerfüllt ins Gesicht schaue. 

"Ich kann nicht West, ich kann nicht", ich schüttele meinen Kopf, während ein Schluchzer aus meinem Mund dringt. 

„Bitte, geh", meine Stimme unterdrückt durch einen Schluchzer. 

„Babe...", er läuft einen Schritt auf mich zu, sein Arm nach mir ausgestreckt, in seinen Augen pure Verletzlichkeit. 

„GEH!", meine Stimme dröhnt jetzt laut durch mein Apartment. 

„VERDAMMT DU SOLLST ABHAUEN! WAS IST DARAN DENN SO SCHWER ZU VERSTEHEN?", bei der Lautstärke meiner Stimme, zucke ich selbst zusammen. 

Ich beobachte, wie jegliche Farbe aus West's Gesicht weicht, als er mich nun mit offenem Mund anstarrt, seine Augen völlig leblos. Mein Herz zerbricht bei seinem Anblick in eine Millionen Stücke. Alles was ich sagen wollte, ist dass ich ihn liebte. Dass ich ihn brauchte und dass ich nichts lieber täte, als mit ihm nach Toronto zu ziehen. Aber als das tat ich nicht, stattdessen sehe ich dabei zu, wie er sein T-Shirt langsam aufhebt, sich umdreht, die Tür öffnet und sie mit einem leisen, fast nicht hörbaren Klicken hinter sich zuzieht. 

Und dann ist es, als ob die Welt unter mir zusammenbricht. Mit einem Geräusch, dass so schmerzhaft die Luft zerschneidet, dass ich das Gefühl habe, dass es nicht mein Eigenes ist, lass ich mich auf den Boden gleiten. Ich hatte West für immer verloren.

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