Invisible
Auf dem Weg nach Hause hallt Brad's Stimme durch die Wände meines Mercedes, als er mir begeistert von seinem Anwaltskongress erzählt. Meine Gedanken schweifen so oft wie in der letzten Stunde, zurück zum Strand. Ich spüre West's weiche warmen Lippen, seine männlichen Hände immer noch auf mir, als Brad seit gefühlten fünfzehn Minuten von irgendeinem außergewöhnlichen Fall berichtet.
"Liebling, hörst du mir überhaupt zu?"
„Mhhm?"
Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und blicke ihn erschrocken an.
„Brittany hat für morgen das Probeessen für die Hochzeit angesetzt."
„Oh", ist alles was aus meinem Mund kommt, als ich mich weiterhin auf den Straßenverkehr konzentriere.
„Liebling, ist alles in Ordnung? Du benimmst dich heute so merkwürdig."
Vielleicht, weil nicht alles in Ordnung ist.
„Ich hab nur Kopfschmerzen. Es war ein anstrengender Tag."
Die Lüge kommt mir einfach über die Lippen und Brad scheint sie mir ohne Weiteres abzukaufen. Ich wende meinen Blick wieder auf den Straßenverkehr und augenblicklich breitet sich eine Stille zwischen uns aus, die nur zeitweilig von dem Tippen der Tasten auf Brad's Blackberry unterbrochen wird.
„Brittany hat mir die Adresse für Morgen geschickt. Wir sollten um zwölf Uhr da sein."
Meine Augen huschen kurz zum Beifahrersitz, ich nicke und schaue wieder auf die Straße.
„Willst du das die Beiden mitkommen? Ich weiß ja, dass ihr Frauen euch so schlecht entscheiden könnt."
Ich biege mit meinem Wagen in Brad's Straße ein, während er auf meine Antwort wartet.
„Nein brauchst du nicht", meine Stimme klingt total fremd und eigen, als ich das Auto vor seinem Penthouse parke.
„Liebling bist du dir sicher?", sein Blick wandert unsicher zu mir.
„Du weißt, dass Brittany einen sehr guten Geschmack hat"
Ich seufze und schenke Brad ein gestelltes Lächeln.
„Ja, Schatz ich bin mir sicher."
„Liebling...", er nimmt meine Hände in seine und legt sie sich auf den Schoß. Es ist eine ungewohnt, intime Geste zwischen uns. „ich will doch nur, dass du die Hochzeit bekommst, die du dir immer gewünscht hast."
Ein Seufzer verlässt meinen Mund, als ich versuche die Fassade aufrecht zu halten.
„Schatz, du warst vier Tage weg. Ich hab dich vermisst, ist es da nicht verständlich, dass ich mal mit meinem Verlobten etwas alleine machen will ?", presse ich hervor, versuche ihn dabei aber nicht zu lange anzugucken.
Sein Gesicht wird weich bei meiner Antwort.
„Aber natürlich Liebling. Das hatte ich gar nicht bedacht."
Kein Ich habe dich auch vermisst nur ein Aber natürlich Liebling. Ich verdrehe innerlich die Augen, als er meine Hand kurz anhebt und mir einen Kuss auf den Handrücken drückt.
„Du weißt, dass ich noch länger mit dir plaudern würde, aber die Arbeit ruft", sagt er mit einem theatralischen Seufzen, bevor er die Beifahrertür, seine Aktentasche in einer Hand und seinen Koffer in der anderen, öffnet und das Auto verlässt.
Brad ist der einzige Mensch, der obwohl er gerade von einem mehrstündigen Flug kommt, statt sich hinzulegen seine Arbeit weiterführt. Ich beobachte, wie er mit dem Schlüssel die Haustür zu seinem Penthouse aufschließt und kurze Zeit später hinter ihr verschwindet. Ich seufze laut auf, wechsele den Radiosender, stecke meinen Schlüssel ins Zündschloss und fahre los. Die sanften Töne von If You Ever Get Lonely dringen leise durch mein Auto und ich starre das Radio an.
But if you ever get lonely and you miss me, if you need someone to listen, even if it's only the sound of someone's voice who loves you, you know where to find me...
Meine Hände fangen unkontrolliert an zu zittern, als meine Hand zum Radio wandert um den Sender zu wechseln. Die klassischen Töne von Ave Maria dringen durch das Auto und ich war noch nie so froh etwas Anderes als Country Musik in meinem Auto zu hören.
Zehn Minuten später, schließe ich die Tür meines verlassenen Apartments auf. Ich werfe meine Schlüssel auf meine Anrichte, knipse das Licht an, streife mir die Sandalen von den Füßen und löse meinen Dutt, sodass mir meine unordentlichen Locken über die Schultern fallen. Barfuß tapse ich zu meinen Kleiderschrank und greife nach der kleinen viereckigen Schatulle, die ich in den hintersten Ecken meines Kleiderschranks versteckt habe. Ein nostalgisches Gefühl überflutet mich, als ich über den rot besamten Deckel streiche, bevor ich mich auf den Boden gleiten lasse, die Hände zwischen meinen Knien. Meine Finger halten kurz inne, bevor sie sich unter den Deckel schieben und die Schatulle langsam öffnen. Mein Herz zieht sich zusammen, als mein Blick auf ein Foto von Amber und mir fällt. Wir beide sitzen lachend auf der Ladefläche meines Pick Ups, die Hände in die Luft geworfen, an unseren Füßen Cowboystiefel. Wir hatten Amber's Bruder Michael dazu gezwungen diesen Schnappschuss von uns zu schießen. Ich weiß noch wie sehr wir gelacht hatten, während wir, wie die wilden herumalberten, uns in Pose setzten und laut Miranda Lambert Songs mit trällerten. Michael hatte schnell Reißaus genommen, denn alles was kein Old School Hip Hop war, war für ihn die reinste Folter.
Mein Finger streicht lächelnd über den Schnappschuss, während ich an mein damaliges fünfzehnjähriges Ich zurückdenke. Ich lasse von dem Foto ab und widme mich meinen anderen Erinnerungen. Ein Stich durchfährt mich, als ich eine kleines silbernes Armband mit einem Herzanhänger in die Hand nehme. Mit zitternden Händen öffne ich vorsichtig den Verschluss und schaue in das lächelnde Gesicht von mir und meiner Mom. Ich muss ungefähr zwölf Jahre alt gewesen sein, meine blonden Haare zu zwei Zöpfen geflochten, zwischen meinen Zähnen eine kleine Zahnlücke. Meine Mutter hat ihren Arm um mich gelegt, ihr volles welliges blondes Haar über ihren Schultern und ihre sonnengebräunte Haut so konträr zu meiner weißen. Ihre grünen Augen leuchten und auf ihrem Gesicht liegt ein strahlendes Lächeln. Die Leute hatten immer gesagt, ich sah aus wie meine Mom. Das einzige was unterschiedlich war, war die Farbe unserer Augen. Die hatte ich anscheinend von meinem Dad geerbt. Meine Mom hatte mir den Anhänger eines Tages mit den Worten, dass sie mich immer lieben und immer für mich da sein würde, in die Hand gedrückt. An meinem neunzehnten Geburtstag hatte ich das Armband abgelegt.
Tränen sammeln sich in meinen Augen, während das silberne Armband durch meine Finger gleitet und ich gleichzeitig an die gegenüberliegende Wand starre. Ich hatte schon so oft wegen ihr geweint. So oft hatte sie mir Schmerz zugefügt. Ich wische mir die Tränen mit dem Handrücken vom Gesicht und wende meinen Blick zu meinem Bett. Ich würde nicht mehr wegen ihr weinen. Nie mehr. Plötzlich kommt mir etwas in den Sinn. Behutsam lege ich das silberne Armband zurück in die Schatulle, stütze mich auf die Beine und laufe in die Küche. Keine Minute später, sitze ich mit einer spitzen Schere in der einen und einem Handtuch in der anderen Hand auf dem Boden. Mein Atem beschleunigt sich, als ich an der sandbedeckten Seite des Handtuchs, ordentlich und präzise ein kleines Stück herausschneide. Die Schere gleitet über den fransigen Stoff und wenige Sekunden später halte ich ein kleines sandbedecktes Stück Handtuch in meiner Hand. Ich lasse die Schere auf den Boden fallen und öffne erneut die Schatulle. Der hellblaue Stoff des Handtuchs hebt sich auf dem dunkelroten Samt hervor, als ich eine weitere Erinnerung in meine Sammlung lege. Behutsam schließe ich den Deckel der Schatulle wieder und damit auch meine Erinnerungen. Erinnerungen, die nichts mehr als Erinnerungen an eine schöne, sorgenlose Zeit bleiben werden.
***
Ich renne. Die untergehende Sonne in meinem Rücken, mein Lachen hallt über den Strand. Meine Haare wehen im Wind, meine Füße spüren den Sand, als ich lachend immer weiter renne. Ein männliches Lachen ertönt hinter mir. Ein vertrautes Lachen. Das Meer rauscht an meinem Ohr, während mich meine Füße immer weiter tragen. Plötzlich greifen starke Arme nach mir und umschlingen meine Taille. Sein vertrauter Geruch ist alles was mich erfüllt, als er mich an seine warme Brust drückt. „ Babe, hast du etwa in all den Jahren nichts gelernt?" Er lacht und pikst mich spielerisch in die Seite. Sein dunkelbraunes Haar leuchtet in der untergehenden Sonne als er auf mich herunterschaut. Sein Gesicht ist in roten und orangenen Tönen getaucht. Ich schüttele den Kopf und lächele ihn an. Sein Gesicht wird weich, er hebt eine Hand und fasst mir zärtlich unters Kinn. „ Ich kann nicht glauben, dass wir schon fünf Jahre verheiratet sind." Seine Augen strahlen voller Liebe, als er auf mich herunterschaut. „ Manchmal habe ich das Gefühl ich sehe dich zum ersten Mal. Wie du wie ein verscheuchtes Reh in diesem Badezimmer standest, mit deinem hässlichen Rock und dieser abscheulichen Bluse." er lacht, während ich ihm spielerisch auf die Brust boxe. „ Und dann, kann ich nicht glauben, dass so eine schöne Frau, so einen dummen Idioten wie mich geheiratet hat." er lacht laut auf und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. Seine Worte erfüllen mein Herz voller Wärme. „ Du bist kein Idiot." hauche ich und lege seine Hand auf meinen sich wölbenden Bauch. „ Und du wirst der beste Dad für unser Baby sein" Ich blicke in seine dunklen Augen, die ich so sehr liebe, als meine Lippen immer näher kommen. Mein Gesicht ist nur noch Millimeter von seinem entfernt. Ich atme seinen Geruch ein, doch bevor ich ihn küssen kann verschwimmt das Bild und ich befinde mich auf einmal nicht mehr am Strand. Ich sitze auf einem kalten Metallboden, meine Füße angewinkelt, mein Bauch flach. Etwas kratzt an meinem Oberkörper. Ich schaue an mir herunter, und sehe den weißen, rüschenbesetzten Stoff meines Hochzeitskleides an meinem Körper hängen. Wo bin ich? Mein Blick wandert nach oben. Gitterstäbe....
Panik wallt in mir hoch, als ich mich hoch raffe, während mein Blick meine Umgebung wahrnimmt. Ich befinde mich in einem circa zehn Meter hohen Käfig. Wie ein Tier. Gefangen. Ein leises unheimlichen Lachen erklingt durch die kalte Luft zu mir. Ich reiße erschrocken die Augen auf, als mein Blick auf die dunkle, schattenhafte Silhouette am Ende des Raumes fällt. „ Liebling, hast du etwa in all den Jahren nichts gelernt?" Seine Stimme schneidet die eiskalte Luft, während Angst meinen Rücken herunter rieselt. Ich höre seine Schritte auf dem Metallboden immer näher kommen, sein Gesicht wird allmählich erhellt von dem gedimmten Scheinwerferlicht. Seine blonden Haare liegen perfekt geformt auf seinem Kopf, während er mit einem unheimlichen Grinsen auf dem Gesicht auf mich zukommt. Ich stolpere einen Schritt im Käfig zurück, bis mein Rücken in die Gitterstäbe hinter mir gepresst ist. Ich höre ihn erneut lachen, auf meiner Haut breitet sich eine Gänsehaut aus. „ Du kannst mir nicht davonkommen, Liebling." Sein Lachen wird immer hysterischer und unheimlicher, als er auf mich zukommt. „ Du gehörst mir. Für immer."
Schweißgebadet, schrecke ich aus meinem Bett hoch. Mein Puls hämmert wie wild in meiner Brust, meine Hände zittern und meine Augen sind erschrocken auf gerissen. Es war nur ein Traum, Zoe. Panisch blicke ich mich in meinem Apartment um. Amber, die Decke über ihren Oberkörper gezogen, die Beine angewinkelt, schläft tief und fest neben mir. Erleichtert atme ich auf, streiche mir die Haare aus dem Gesicht und werfe meine Decke zurück. Es war nur ein Traum Zoe. Brad würde dir niemals so etwas antun....Mein Blick fällt auf den Wecker neben mir. Neun Uhr. Normalerweise würde ich mich wieder schlafen legen, aber die Angst ist zu groß, dass der Traum wiederkehrt. Kurzer Hand entschließe ich mich dazu, ein Bad zu nehmen und mich ein bisschen länger für das Probeessen mit Brad herzurichten. Ich tapse mit nackten Füßen ins Badezimmer, lasse das Wasser ein, spritze ein bisschen Schaum in die Badewanne und setze mich auf den Badewannenrand, darauf wartend, dass das Wasser einläuft. Wenig später sitze ich in der vollen Badewanne, meine Haare hinter mir auf dem Badewannenrand, während ich ein Buch von meinem Badezimmerständer nehme. Welche Regeln sie bei ihrer Hochzeit beachten müssen: Ich schlage das Buch auf der Seite wo mein Lesezeichen drin steckt auf, und vertiefe mich in den Abschnitt, der über Hochzeitsprobeessen handelt.
Nach anderthalb Stunden schwirrt mir der Kopf, von den Dingen die man alle bei einem Hochzeitsprobeessen beachten muss. Ich seufze, klappe das Buch zu, lasse das Wasser ab, und steige tropfend aus der Badewanne. Ich fische nach einem großen Handtuch für meinen Körper und einem Kleinen für meine Haare. Ich öffne die Badezimmertür und trete auf die weißen Dielen meines Apartmentbodens. Amber liegt genauso, wie ich sie vor einer Stunde verlassen habe im Bett und schläft. Ich laufe leichtfüßig über den Boden zu meinem Schminktisch und greife nach einer nudefarbenen Flasche Nagellack. Dann setze ich mich auf den Boden und fange an mir die Fußnägel zu lackieren.
„Kannst du nicht das Fenster aufmachen, wenn du dir die Nägel lackierst?", durchdringt plötzlich Amber's verschlafene Stimme mein Apartment.
Ich halte mit dem Pinsel in der Luft inne und blicke auf Amber die immer noch mit geschlossenen Augen auf der Seite liegt.
„Woher willst du wissen, dass ich meine Nägel lackiere, du hast noch nicht einmal deine Augen geöffnet?", lache ich und widme mich wieder meinem kleinen Zeh zu.
„Ich rieche es, Z."
„A, das ist geruchsneutraler Nagellack, du kannst das gar nicht riechen", sage ich empört, während ich die Nagellackflasche schließe.
„Z, mach einfach das Fenster auf", höre ich sie murmeln, während sie die Decke noch mehr über ihren Kopf zieht.
Ich verdrehe die Augen, warte bis meine Nägel getrocknet sind und öffne dann das Fenster. Die warme Morgenluft dringt in mein Apartment und ich schließe kurz die Augen, bevor ich mich auf den Weg in mein Badezimmer mache um mir die Haare zu föhnen. Ich reiße mir das Handtuch von den Haaren, nehme mir eine Bürste in die Hand , teile meine Haare in der Mitte und föhne jede einzelne Strähne glatt über meine Schulter. Nach einer halben Stunde schaue ich zufrieden in den Spiegel. Mein einst so unordentliches lockiges Haar liegt glatt und glänzend über meinen Schultern. Du siehst erwachsen aus. Ich halte das Handtuch, dass mir fast vom Körper gerutscht ist, vorne zusammen, als ich die Tür öffne und wieder in mein Apartment husche. Inzwischen ist Amber wach. Sie sitzt am Küchentisch in ihren kurzen Pyjamashorts, vor ihr eine dampfende Tasse Kaffee. Als ich das Wohnzimmer betrete wirft sie mir vom Küchentisch einen verwirrten Blick zu.
„Hast du heute etwas vor?"
Ihr Blick bleibt an meinen Haaren hängen und sie rümpft die Nase.
„Lass mich raten... Brad."
Ich nicke und streiche mir leicht über die Haare.
„Wir suchen das Essen für unsere Hochzeit aus."
Sie verdreht die Augen und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee.
„Und deshalb machst du so einen...", ihre Hand deutet auf meine Haare „ Aufstand?"
Ich stemme meine Hände in die Hüfte und schaue sie feindselig an.
„ Amber , was ist eigentlich dein verdammtes Problem?", meine Stimme steigt ein bisschen an, während ich sie quer über den Raum anstarre.
„Was mein Problem ist?", ihre Stimme steigt ebenfalls ein bisschen an.
„Mein Problem ist, dass du eine Illusion von dir schaffst. Dass du einen Mann heiraten willst, den du nicht liebst. Und dass du einen Mann vor den Kopf stößt, der dich anschaut, als ob du die schönste Frau wärst die er jemals gesehen hätte."
Mein Atem stockt, als sie West erwähnt.
„ A, ich werde diesen Mann heiraten. Ob es dir passt oder nicht."
Ich rausche wütend zu meinem Schrank und reiße ein schwarzes schlichtes Kleid vom Ständer. Ich höre ihr Seufzen hinter mir und wenig später hat sie die Tür zum Schlafzimmer hinter ihr zugezogen. Sie kann mir nicht verbieten, wen ich heirate. Sie kennt Brad noch nicht einmal...Ich blicke wütend in den Spiegel, als ich mir das Kleid über den Kopf ziehe. Meine Augen blicken mir leblos entgegen, während ich die goldenen Diamantohrstecker, die mir Brad zu Weihnachten geschenkt hat, aus meinem Schmuckdöschen nehme und sie mir durch die Ohren stecke. Ich streiche mir meine vorderen Haarsträhnen hinter die Ohren, lächel mein Spiegelbild an und fange an mich zu schminken.
Nach einer weiteren halben Stunde stehe ich vor meinem Bett und streife mir meine schwarzen schlichten Pumps über die Füße. Es ist als ob wir uns abgesprochen hätten, denn keine Sekunde später klingelt es an der Haustür. Ich atme kurz aus, drücke meine Schultern nach hinten und laufe schweren Schrittes zu meiner Haustür, bevor ich sie öffne und mir ein lächelnder Brad gegenüber steht. Er trägt einen maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug, bei dessen Farbe mir ein Stich durchfährt.
„Liebling. Du siehst entzückend aus. Lass dich mal anschauen."
Er bedeutet mit seiner Hand, dass ich mich einmal im Kreis drehen soll.
„Wunderschön", er kommt einen Schritt näher und gibt mir ein Küsschen rechts und links.
Mein Outfit scheint Brad zu gefallen, denn während wir die Treppe herunterlaufen, schiebt er seinen Arm in meinen. Es gefällt ihm und das ist alles was zählt... Als wir unten angekommen sind, öffnet er für mich die Beifahrertür seines Audi's und wartet bis ich eingestiegen bin. Der Geruch von Reinigungsmittel und neuem Leder steigt mir in die Nase, als ich mich auf dem schwarzen, kalten Ledersitz niederlasse. Mein Blick fällt auf sein blankgeputztes Armaturenbrett, während er ebenfalls neben mir einsteigt. Aus meinem Augenwinkel sehe ich wie seine Hand mit der Rolex nach vorne schießt und das Radio anmacht. Beethoven erklingt durch die Stille und ich höre Brad glücklich seufzen. Mein Blick schweift nach draußen, als wir uns auf den Weg in die Innenstadt begeben.
„Mr Huntington, Ms Summers. Wir heißen sie herzlich in unserem Etablisment willkommen. Der Tisch steht schon für sie bereit. Folgen sie mir, bitte."
Ein kleiner dicker Mann mit Schnäuzer begrüßt uns und leitet uns zu einem riesigen Tisch, der den größten Teil des Raumes einnimmt. Brad schiebt den Stuhl für mich zurück, bevor ich mich hinsetze. Auf dem Tisch stehen keine Blumen. Nicht einmal Kerzen.
„Die Vorspeisen sollten in weniger als fünf Minuten bereit stehen. Kann ich Ihnen in der übrigen Zeit etwas zu Trinken anbieten. Vielleicht einen kleinen Aperetif ?"
„Zwei Champagner bitte.", höre ich Brad sagen, während seine Hand leicht auf meinen Rücken drückt.
Noch eine Eigenschaft die ich nicht an Brad mochte. Er bestellte für uns immer im Doppelpack. Wann um Gotteswillen, war ich dazu gekommen, Brad's schlechte Eigenschaften zu zählen? Ich musste damit aufhören. Er hatte auch gute Eigenschaften, sonst wären wir schließlich nicht verlobt. Er passte immer auf mich auf, war meistens ziemlich zärtlich und intelligent war er auch. Ich schüttele leicht meinen Kopf und lege meine Hand auf Brad seine. Statt seine Hand mit meiner zu verflechten, zieht er sie unter mir weg, holt sein Blackberry aus der Tasche und tippt wie wild auf seinen Tasten herum. Meine Hand schwebt kurz in der Luft, bevor ich mich dazu entscheide sie in meinen Schoß zu legen. Nach einer geraumen Zeit kommt der Kellner und tischt uns unzählige Schüsseln und Teller von verschiedenen Vorspeisen auf den Tisch. Ich blicke mit erschrockenen Augen auf einige Schüsseln und teilweise dreht sich mir, bei einigen Inhalten der Magen um.
Austern als Vorspeise? Ich bemühe mich nicht das Gesicht zu verziehen, als ich mich zu Brad umdrehe, der noch immer an seinem Blackberry hängt.
„Schatz, die Vorspeisen sind angerichtet."
Brad blinzelt kurz, als ob er von einem Traum aufgewacht wäre, legt sein Blackberry zur Seite und widmet sich den Vorspeisen zu.
„Tut mir leid Liebling, im Büro ist im Moment wegen dem Gripham Fall so viel los. Ich weiß manchmal nicht, wo mir der Kopf steht."
Er schenkt mir ein entschuldigendes Lächeln, nimmt seine Gabel in die Hand und greift mit der Hand zu der Schüssel mit den Muscheln. Mein Magen dreht sich um, als er sich eine in den Mund steckt und mich mit erwartungsvoller Miene anschaut. Meine Hand zittert, als ich mit der Gabel in eine Muschel steche und sie mir in den Mund schiebe. Widerlich! Die glibberige Muschel gleitet über meine Zunge und ich muss mich zusammenreißen, dass ich mich nicht übergebe.
„Köstlich, oder?" Auf Brad's Gesicht erscheint ein aufgeregtes Grinsen, als er sich eine weitere Muschel in den Mund steckt.
Ich versuche mir meinen Ekel nicht anmerken zu lassen, als ich die Muschel herunterschlucke und meine Gabel auf den Tisch lege. Mein Gesicht verzieht sich zu einem gekünstelten Lächeln, dass ich Brad schenke.
„Ja, sehr köstlich."
Seine grünen Augen leuchten, als er zur nächsten Schüssel greift in der etwas verdächtig schwarzes, das aussieht wie Kaviar, liegt. Fischeier als Vorspeise? Ist das deren Ernst?! Und so geht es den ganzen Tag lang. Von Kaviar bis Hummer bis Creme Brülee wir probieren alles, und während mir bei fast jedem Gericht außer ein paar Desserts sich die Nackenhaare aufrichten, scheint Brad alles zu schmecken und er kann sich im Gegensatz zu mir kaum entscheiden.
„Die Muscheln waren sehr vorzüglich, aber anderseits hat mir der Kaviar auch sehr gut gemundet.", überlegt Brad laut, während ich an meinem Champagner nippe.
„Liebling was würdest du sagen? Der Kaviar oder doch eher die Muscheln?"
Bei beiden Gerichten kommt mir die Magensäure hoch, dennoch zwinge ich mich zu einem Lächeln.
„Schatz, entscheide du. Mir hat beides ebenfalls gleich gut gemundet."
Die Lüge kommt mir problemlos über die Lippen, während ich weiterhin an dem Alkohol nippe, den ich brauche um das Ekelgefühl in meinem Magen wegzuspülen.
„Dann wird es wohl ein bisschen von Beidem sein.", höre ich ihn sagen, während er den Kellner zu uns bestellt, damit der unsere endgültige Entscheidung aufschreiben kann.
„Als Vorspeise hätten wir den Kaviar und die Muscheln. Als Hauptgang, den Hummer im Teigmantel und als Desserts den Feldsalat mit Krabben."
Salat als Dessert? Ich starre auf den Schokoladenkuchen vor mir, während der Kellner sich alle Gerichte nach und nach aufschreibt. Nach zehn Minuten, steht Brad von seinem Stuhl auf und zieht mich mit sich. Meine Absätze klackern auf dem grauen Marmorfliesen, als wir Arm in Arm vom gleichen dicken Mann zur Tür geführt werden.
„Es war uns eine Ehre, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit bereichert haben. Ich hoffe es war alles zu Ihrer Zufriedenheit.", säuselt der Mann, während Brad einen 500 Dollar Schein aus seiner Hosentasche zieht und dem Mann in die Hand drückt.
„Alles wunderbar."
Der Mann bekommt große Augen und auf seinem Gesicht breiten sich rote Flecken aus. Nervös stolpert er über seine eigenen Füße und öffnet uns die Tür.
„Einen angenehmen Tag wünsche ich Ihnen beiden noch. Sie sind ein außergewöhnlich hübsches Paar."
„Danke Ihnen ebenfalls."
Mein Herz rutscht mir bei den Worten des dicken Mannes in die Hose, während Brad die Tür hinter uns schließt. Die warme Nachmittagssonne brennt auf meinem Körper, als Brad sich erneut bei mir einharkt. Seine Rolex glitzert im Sonnenlicht, seine Krawatte ordentlich um seinen Hals gebunden, als wir beide zurück zu seinem Auto laufen. Brad erzählt mir etwas von einem neuen Fall und ich höre pflichtbewusst zu und nicke an den entsprechenden Stellen. Als wir um die nächste Häuserecke biegen, bleibt mein Herz fast stehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht West. Sein dunkelbraunes, unordentliches Haar glitzert in der Sonne, seine Füße stecken in seinen gewohnten Boots, während sein dunkelgraues T-Shirt sich über seine Brust spannt. Mein Puls fängt an zu rasen, mein Atem geht schneller und zwischen meinen Beinen breitet sich ein warmes Ziehen aus. Er hat den Kopf auf den Bürgersteig gerichtet, gleichzeitig hält er in der einen Hand ein Telefon an sein Ohr. Es ist als ob wir zwei Magnete wären, die sich anziehen, denn keine Sekunde später hebt er seinen Kopf und seine dunkelblauen Augen durchdringen meine Seele. Seine Mundwinkel heben sich zu einem frechen Grinsen und er hebt die Hand. Oh Gott. Ich kann ihn hier nicht zurückgrüßen... Nicht neben Brad. Und dann tue ich das unfassbare. Ich ignoriere ihn einfach. Meine Schritte werden schneller, mein Blick wandert auf die vor mir liegende Straße, während ich Brad weiter mit mir ziehe. Brad scheint den hitzigen Austausch zwischen mir und West nicht mitbekommen zu haben, denn er redet ununterbrochen weiter. Als wir am Ende der Straße angekommen sind, spüre ich immer noch seinen Blick in meinem Rücken. Das letzte Mal, bevor wir erneut abbiegen, drehe ich mich um und schaue zurück auf die gegenüberliegende Straßenseite. West steht wie angewurzelt da. Das Handy neben ihm in der Luft schwebend, sein Oberkörper starr, sein Mund leicht geöffnet, während sein Blick sich verletzt in meinen bohrt. Sein Blick wandert zu Brad's Hand auf meiner Taille und sein Blick wird plötzlich kalt. Mit harten Augen schaut er mich für eine Weile an, bis er sich abrupt umdreht und weiter läuft, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen.
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Hiya !:) (Falls jetzt irgendwer denkt ich will Karatekid raushängen lassen, nein my friends, das ist leider die Bergrüßung, die bei mir hängen geblieben ist aus meinem sechsmonatigen Aufenthalt in London :p). Deshalb Hiya.
Okay, zurück zum Thema :P.....
Ich hoffe ihr hattet alle ein schönes, entspanntes Wochenende!:)
Ich werde mich jetzt zum Lernen begeben.
Mathe.
Das sagt alles oder ?
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und das Buch bis jetzt:) Danke, dass ihr es lest!:D
Wünsche euch noch eine schöne Woche!<3
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