I Won't
„ Liebling?" ich merke erst jetzt, dass Brad stehen geblieben ist und mich mit fragendem Blick anschaut.
„ Willst du dich noch mit Cole und Charlotte auf einen Tee treffen?"
Ich zittere am ganzen Körper und mein Blick ist starr nach vorne gerichtet. Warum hab ich das getan? Warum hab ich ihn ignoriert? Er hat mich in seinen Armen gehalten, als es mir schlecht ging. Er hat mir zugehört, als ich ihm, als einzigen Menschen neben Amber von meiner Mutter erzählt habe. Er hat mir von seinen Eltern erzählt. Mir wird übel.
„ Zoe? Ist alles in Ordnung? Du hast mir keine Antwort auf meine Frage gegeben", Brad's Stimme durchdringt meinen Nebel.
Er hatte mich etwas gefragt?
„ Ähhm. Ja natürlich", sage ich einfach, während ich wie in Trance weiter zu seinem Auto laufe.
„Sehr schön. Cole und Charlotte werden sich sicherlich freuen"
Cole und Charlotte? Wovon hatte unsere Konversation eigentlich gehandelt?
„Mhhm", murmel ich, während ich weiterhin starr vor mich hinstarre.
Ich musste mich bei ihm entschuldigen. So bald ich wieder zu Hause war, musste ich bei ihm anklopfen und ihm die Situation erklären. Ich musste ihm weismachen, dass ich ihn nicht hätte grüßen können. Nicht neben Brad. Nicht wenn er neben Brad aussah, wie die Gefahr selber.
Ich schlucke, laufe wie in Trance zu Brad's Auto und setze mich auf den Beifahrersitz. Wie sollte ich ihm erklären, dass das zwischen mir und Brad anders war, als zwischen ihm und mir? Wie sollte ich ihm erklären, dass es mit Brad immer nur um Beständigkeit und Sicherheit ging? Wie sollte ich es ihm erklären, wenn ich es selber doch kaum verstand? Mein Herz sackt tief in meine Magengrube, als Brad den Motor anlässt und das Auto unter uns losheult. Ich musste es ihm irgendwie erklären. Koste was wolle. Ich durfte einen wichtigen Freund nicht verlieren. Ich durfte West nicht verlieren.
„Cole hat mich eben angerufen. Sie sind in zehn Minuten im kleinen Cafè an der Main Street."
Ich drehe meinen Kopf ruckartig zu Brad.
„Dem Cafè an der Main Street?", höre ich meine Stimme ungeahnt hoch fragen , während Brad das Auto in den nächsten Häuserblock lenkt, seine Hände, so anders als West, beide am Lenkrad.
West.
„Liebling, die haben den besten Tee in ganz Kansas. Natürlich gehen wir dorthin."
Seine Stimme klingt leicht eingebildet, als er den Audi direkt vor dem kleinen Cafè parkt. Reiß dich zusammen, Zoe. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt um in Mitleid zu ertrinken.
Ich atme tief ein und lege mir wieder die Maske, die ich über die Jahre perfektioniert habe, übers Gesicht.
„Entschuldigung. Natürlich gehen wir in das kleine Cafè. Wie konnte ich das vergessen haben?" Meine Stimme klingt fremd, als ich die Tür öffne und meine schwarzen Pumps auf dem Bordstein landen.
„Liebling ich verüble es dir nicht. Schließlich waren wir über die Jahre in so vielen Cafès."
Er nimmt meine Hand und führt mich zu der Eingangstür des kleinen, feinen aber modernen Cafès."
Warum musste ihm gerade jetzt in all den drei Jahren einfallen, mit mir Händchen zu halten? Im Gegensatz zu West, fühlt sich seine Hand fremd und kalt in meiner an. Ich schiebe das schmerzende Gefühl, dass sich in mir auftut nach unten, als wir gemeinsam auf eine lächelnde Charlotte und einen grinsenden Cole herantreten. Charlotte's Augen leuchten gerade zu, als wir uns ihr und Cole gegenüber an den Tisch setzen.
„Wir haben Neuigkeiten", höre ich Cole's Stimme, als er seine Hand auf Charlotte ihrer platziert.
„Wir werden heiraten", quietscht Charlotte dazwischen, während sie mir ihre Hand, die zuvor in ihrem Schoß gelegen hat ins Gesicht hält.
„Wir wollten, dass ihr beide es zu erst erfahrt. Schließlich seit ihr beide unsere Vorbilder."
Cole streicht Charlotte sanft über die Hand, als er uns mit einem Lächeln bedenkt.
„Das ist großartig", höre ich Brad rufen, während er den Kellner zu uns heranwinkt und „Eine große Flasche Prosecco." ruft.
Der Kellner eilt schnell davon, während mir Charlotte weiterhin ihre Hand entgegenstreckt.
„Glückwunsch. Das freut mich für euch."
Ich schenke Charlotte und Cole ein Lächeln und höre dabei zu, wie Charlotte von ihrem Heiratsantrag erzählt.
„Es war super romantisch. Er ist vor mir auf seiner Jacht bei Sonnenuntergang auf die Knie gegangen, hat mir gesagt, dass er mich für den Rest meines Lebens lieben würde, und mich gefragt, ob ich seine Frau werden würde."
Ich schlucke bei ihrer Beschreibung und ein leichter Stich der Eifersucht durchfährt mich. Brad hatte mir bei seinem Heiratsantrag nicht gesagt, dass er mich liebte. Stattdessen hatte er mich einfach gefragt, ob ich seine Frau werden würde.
Urplötzlich kommt mir mein Traum von heute Nacht in den Sinn. Wenn mich statt Brad, West gefragt hätte, ob ich seine Frau werden würde, hätte dieser mich wohl anders gefragt?
„Ich bin in Tränen ausgebrochen, denn wie du weißt, Zoe....", ihr Blick huscht zu mir und schenkt mir ein leicht beschämtes Grinsen. „ habe ich auf diesen Antrag, die letzten zwei Jahre gewartet."
Ein urplötzliches Gefühl von Zuneigung und Verständnis keimt in mir auf, als ich Charlottes glückliche Miene betrachte. Der Kellner kommt mit unserem Prosecco und wir stoßen alle nacheinander an. Auf Coles und Charlottes Hochzeit. Auf unsere Hochzeit. Und auf das gemeinsame Leben.
Nach zwei Stunden in denen wir Charlotte's und Cole's Glück geteilt haben, befinden wir uns auf den Weg zurück zu meinem Apartment. Brad hat einen wichtigen Anruf bekommen, weshalb er schnell noch einmal ins Büro muss.
„Ich ruf dich später an, Liebling. Schlaf gut", ruft er mir aus seinem heruntergekurbelten Fenster zu und winkt mir zum Abschied zu.
Nervosität steigt in mir auf als ich die Stufen zu West's und meinem Apartment hinaufgehe. Ich würde mich entschuldigen. Jetzt gleich. Mein Herz fängt an laut in meiner Brust zu pochen, als ich die letzten drei Stufen heraufgleite und vor seiner Apartmenttür zum Stehen komme. Ich ziehe die Luft ein, streiche meine Haare glatt und lege meinen Finger auf die Klingel. Das Klingeln erfüllt den leisen Hausflur, als ich darauf warte, dass sich die gegenüberliegende Tür öffnet. Ich höre leise Fußschritte und als sich seine Apartmenttür öffnet, bleibt mein Herz stehen. Ein Stich durchfährt mich und mir wird übel. Vor mir steht niemand geringeres, als Lindsay. Ihre nackten Beine kommen unter seinem T-Shirt zum Vorschein, ihre Haare verstrubbelt, ihre Lippen geschwollen und rot von seinen Küssen. Ein teuflisches Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht, als ihr Blick meinem geschockten und verletzten begegnet.
„West kann gerade nicht"
Ihre hohe, schneidende Stimme durchdringt den Hausflur .
„Er ist gerade...", sie schmeißt ihre roten Haare über die Schultern und leckt sich über die Lippen. „ beschäftigt."
Säure steigt in meiner Kehle hoch und ich muss mich zusammenreißen mich nicht zu übergeben.
„Lindsay? Wer ist das an der Tür?"
Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich seine vertraute tiefe Stimme höre.
„Niemand Besonderes Baby. Da hat sich jemand vertan."
Ihre manikürten Fingernägel greifen nach dem Türgriff, bevor sie mir noch ein letztes abfälliges Grinsen schenkt und die Tür schließt. Ich halte mir den Bauch, renne zu meiner Tür, während mir die Tränen in die Augen steigen. Ich würde nicht weinen. Nicht hier. Nicht in dem Flur meines Apartmentkomplexes, wo West mich sehen könnte.
Ich öffne mit zitternden Händen meine Tür, schließe sie hinter mir und bemühe mich noch nicht mal darum, dass ich das Licht anschalte. Ich gleite an meiner kalten Tür herunter, während ich unkontrolliert an meinem Körper zittere und ein lautes Schluchzen meinen Körper verlässt. Wie konnte ich nur so blöd sein? Wie konnte ich nur denken, dass er mich mögen würde? Wie konnte ich nur denken, dass ich anders sein würde. Anders als all diese anderen Frauen? Ein jammerndes Geräusch verlässt meinen Körper, während ich nach meinem Kleid greife und es mir wutentbrannt vom Körper reiße. Die Kleidungsfetzen fliegen auf den Boden, während ich mir die Schuhe von den Füßen reiße und sie mit Tränen überströmten Gesicht gegen die Wand schmeiße.
Mein Herz zieht sich zusammen bei der Vorstellung was West mit Lindsay da drüben treibt. Wie er, sie mit seinen Händen anfasst. Wie er, mit seinen Fingern kleine Kreise auf ihr Schulterblatt oder ihren Bauch malt, oder wie sein Geruch sie erfüllt. Mein Körper zuckt bei der Vorstellung wild zusammen und ein erneuter Schwall von Tränen gießt sich über mein Gesicht. Ich liege nun, mit nichts als meiner Unterwäsche bekleidet auf den weißen Dielen meines Apartments. Die Kälte des Bodens dringt in meinen Rücken, aber das ist mir egal. Ich würde hier erfrieren. Wenigstens musste ich die beiden dann nicht mehr zusammen sehen.
Ein weiteres Schluchzen dringt aus meiner Kehle, während ich mir aufgebracht durch die Haare fahre. Ich wusste nicht was mir los war. Ich war mit Brad zusammen, dennoch zerstörte mich der Anblick von West mit einer anderen Frau. Die Art, wie sie sein T-Shirt getragen hatte. Sie hatten Sex gehabt, das war klar.
Ich spüre wie ein erneuter Stich mir durch den Magen fährt und mir übel wird. Ich mache ein paar Atemübungen und versuche mich zu beruhigen, während ich mit meinem Handrücken mein mit Tränen überströmtes Gesicht versuche zu trocken. Das Brennen in meinen Augen, deutet darauf hin, dass meine Schminke verlaufen ist. Ich schließe die Augen, doch alles was ich vor meinen Augen sehe, ist Lindsay, wie sie mit nackten Beinen in seinem T- Shirt vor mir steht. Weitere Tränen sammeln sich in meinen Augen und laufen mir übers Gesicht.
Ich weiß nicht wirklich wie lange ich dort, auf den kalten, weißen Dielen meines Apartments liege, aber als ich plötzlich den Schlüssel höre, das Licht angeknipst wird, weiß ich, dass ich sehr lange dort liegen muss.
„Zoe?", ich höre Amber's erschrockene Stimme durch den Nebel zu mir dringen.
„Zoe, Süße, was ist passiert?", ihre Stimme klingt sanft, als sie die Tür hinter sich schließt, ihre Schuhe von den Füßen streift und sich über mich kniet.
Ihre Finger streichen mein Haar aus meinen Gesicht, während sie mich mit mitfühlenden Augen anschaut.
„Ist etwas mit Brad passiert?"
Ich beiße mir auf die Lippen, schüttele den Kopf, gleichzeitig fließt ein erneuter Schwall Tränen über mein Gesicht.
„Z, oh mein Gott, wie lange liegst du schon hier? Du musst total frieren."
Es ist, als ob meine Zähne nur auf ihr Stichwort gehört hätten, denn augenblicklich fangen sie an zu klappern.
„Mein Gott, Zoe! Du kannst doch nicht einfach nur in Unterwäsche bekleidet auf dem kalten Fußboden liegen."
Sie steht auf und kommt wenige Sekunden später mit einer weißen, warmen Wolldecke zurück, die sie mir um den Körper schlingt. Danach presst sie eine Hand in meinen Rücken und hilft mir auf, bis ich im Schneidersitz neben ihr auf dem Boden sitze. Sie streckt ihre Hand nach mir aus und greift nach meiner.
„Was ist passiert?", ihre Stimme klingt sanft, als sie leicht meine Hand drückt.
Ich schließe die Augen und sortiere kurz meine Gedanken, bevor ich anfange zu sprechen.
„West, er...", meine Stimme klingt rau vom ganzen Weinen
„Brad und ich...wir haben West getroffen", meine Stimme klingt zittrig, als ich mich korrigiere.
„Wie, ihr habt ihn getroffen?", Amber's Stimme klingt eine Oktave höher, ihre Augen weit geöffnet.
„Na ja eigentlich haben wir ihn nicht getroffen, sondern..er war auf der gegenüberliegenden Straßenseite."
Amber seufzt erleichtert auf.
„Na, das war doch gar nicht schlimm, oder?"
„Doch, Amber. Das war es. Er hat mich...er hat mich gesehen und ich....ich hab ihn einfach ignoriert."
Ein lautes Schluchzen dringt bei den Worten aus meiner Kehle.
„Süße, ganz ruhig. West wird das verstehen. Du musst einfach zu ihm gehen und ihm sagen, dass das alles ein Missverständnis war."
Ich schüttele den Kopf und ziehe die Nase hoch.
„Nein Amber du verstehst nicht. Ich war schon bei West um mich zu entschuldigen. Ihm alles zu erklären. Ich...", meine Stimme bricht ab und ich muss mich zusammenreißen nicht noch mehr zu weinen.
„hab bei ihm angeklingelt. Doch er hat nicht die Tür geöffnet. Sondern..sondern jemand Anderes."
Mein Herz zieht sich bei der bloßen Vorstellung wieder zusammen. Amber keucht erschrocken auf, ihr Mund formt sich zu einem O.
„Lindsay. Sie trug sein T- Shirt. Und nur sein T- Shirt."
Ich sehe, wie Amber's Mund weiter aufklappt.
„Diese miese kleine Schlampe!", ihre Stimme durchdringt das Apartment und ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, wohl wissend das Amber immer für mich da sein wird.
„Sie muss das irgendwie eingefädelt haben! Klar West, war verletzt, aber er würde niemals mit einer anderen Frau schlafen."
Ich reiße erschrocken die Augen auf, als sie West verteidigt.
„ A, du hättest sein Gesicht sehen sollen!", meine Stimme klingt eindringlich, gleichzeitig schüttelt Amber den Kopf.
„Wenn du wüsstest, was West, Chris über dich erzählt dann würdest du nicht so reden", ihre Stimme klingt sanft, während sie mich weiterhin an sieht.
„Moment Mal? West erzählt Chris von mir?", meine Stimme klingt aufgebracht, als ich mich ebenfalls aufrichte, die Decke immer noch um mich gehüllt.
Natürlich erzählt er seinem besten Freund von dir, du Dummkopf. Jungs prahlten vor einander, wer die größte Errungenschaft gemacht hatte. Und er hatte die Verlobte. Die Erkenntnis sickert durch mich durch, als mir klar wird, dass ich nur ein weiterer Strich an West's Bettpfosten bin. Das Problem ist nur, dass er den Strich nicht wirklich zu Ende führen konnte.
Mein Herz zieht sich zusammen, als mir klar wird, dass ich ihm die ganze Zeit vertraut habe. Die ganze Zeit habe ich ihm vertraut. Ihm von meiner Familie erzählt. Ihm meine Träume erzählt. Ihm einen Teil der alten Zoe geschenkt. Und er hatte auf dem Teil herumgetrampelt. Vermutlich hatte er mir die Geschichte seiner Eltern nur erzählt um mich weich zu kochen. Um Gefühle in mir zu wecken. Gefühle für ihn. Trauer. Mitleid. Kummer.
Mein Blick wird starr. Ich hatte jemanden die alte Zoe geschenkt und er hatte sie ausgenutzt. Sie weggeworfen, als er mit ihr fertig war. Amber muss sehen, was in meinem Gesicht vor sich geht, denn keine Sekunde später tritt sie nach vorne, legt ihre Hand auf meinen Arm und dreht mich zu sich um.
„Z, hör mir zu. So war es nicht...West hat Chris...", ich schüttele mit dem Kopf, mache eine abfallende Handbewegung und gebe Amber ein kleines Grinsen.
„Schon in Ordnung. Es ist mir egal, ob er mit Lindsay geschlafen hat. Er ist ein freier Mann und kann tun was er will."
Meine Stimme klingt komisch in meinen Ohren, als ich diese Antwort von mir gebe.
„Das klang gerade aber noch ziemlich anders, Z.", ihre Stimme klingt besorgt, als sie wieder nach meiner Hand greift.
„Du lagst heulend in deiner Unterwäsche auf den Dielen deines Apartmentbodens. Natürlich ist nicht alles in Ordnung", sie schaut mich mitfühlend an, während sie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.
Ich grinse sie gespielt an und mache erneut eine abfallende Handbewegung.
„A, du weißt doch, manchmal hab ich einen Hang zum Überdramatisieren", ich lache gespielt und werfe mir das Haar über die Schulter.
„Weißt du noch in der sechsten Klasse, als ich aus Versehen den Füller von Ryan Mcgrimmond eingesteckt habe? Ich war der festen Überzeugung, dass sie mich am nächsten Tag, als Dieb vor der ganzen Klasse betiteln würden."
Ich lache und schaue Amber dabei nicht ins Gesicht.
„Das Gleiche hab ich heute wieder getan. Ich hab Lindsay in seinem T-Shirt gesehen und überreagiert. Vermutlich, war es sogar Eifersucht. Nicht in dem Sinne, dass ich eifersüchtig auf Lindsay war, sondern eher Eifersucht, dass Brad mir noch nie eines seiner Hemden gegeben hat."
Ich zucke mit den Schultern und beiße mir heimlich von innen auf die Lippe, um die Lüge zu vertuschen. Ich weiß, dass Amber mich zu gut kennt, um mir meine Lüge zu glauben und an ihrem eindringlichen, wissenden Blick, weiß ich hundertprozentig, dass sie mir meine Lüge nicht abkauft, umso überraschter bin ich, als sie nur mit den Schultern zuckt und
„Ja, das wird es sein." über ihre Lippen kommt.
Ich nicke und reibe mir gespielt die Augen.
„Ich bin ziemlich müde. Ich glaub ich geh schon mal schlafen", sie nickt, wünscht mir eine gute Nacht, bevor ich ins Schlafzimmer davon husche.
Auf der anderen Seite der Tür atme ich erleichtert auf. Ich bin froh, dass Amber nicht noch weiter auf mich eingeredet hat. Ich weiß, dass sie sich lieber West für mich gewünscht hätte, als Brad, aber niemals in meinem Leben würde ich mit so jemanden wie West zusammen sein. Vorher würde ich mich erschießen. Sein ganzes Gerede von Leidenschaft und Liebe, war alles nur eine Fassade. Eine Fassade mit denen er die Frauen um den Finger wickelte. Das einzige was wirklich in einer Beziehung zählte, war Beständigkeit und Sicherheit. Dies hatte mir der heutige Tag wieder einmal gezeigt.
In den nächsten Tagen stürze ich mich in das volle Hochzeitsvorbereitungsprogramm. Ich gehe mit Roxanne und Brittany nach Diamanten für meine Schuhe schauen, suche einige Blumenarrangements für die Tische aus und treffe mich am Freitag mit den Anwaltsgattinnen zum Brunchen. Charlotte erzählt den ganzen Frauen die Geschichte von ihrem Heiratsantrag, während ich nur mit einem Ohr zuhöre, weil ich die Geschichte bereits kenne.
„Und dann hat er den Rubin aus der Schatulle herausgeholt, mir tief in die Augen geblickt und mich gefragt, ob ich seine Frau werden möchte."
Diese Narren. Sie glaubten noch alle an die wahre Liebe. Doch die wahre Liebe gab es nicht, sie war für Idioten.
Ich verdrehe innerlich die Augen, während Brittany, die auch beim Brunchen dabei ist, uns ebenfalls die Geschichte von ihr und Keith erzählt..
„Keith, hat gesagt wir heiraten in einem Schloss. In einem richtigen Märchenschloss. Es gibt sogar Schwäne.", ihre Stimme dringt durch meine Gedanken, während sie weiterhin voller Entzückung von ihrer Hochzeit berichtet.
„Keith hat gesagt, dass man in Kansas wohl nicht so schöne Schwäne finden wird. Deshalb überlegen wir, ob wir eventuell welche einfliegen lassen sollen."
Schwäne einfliegen lassen? Ich muss mich zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten, als ich mir ein Flugzeug voller schreiender Schwäne vorstelle.
„Zoe, was ist eigentlich an euer Hochzeit geplant?", durchdringt Charlottes Stimme meine Vorstellung, während zwanzig Augenpaare nur auf mich gerichtet sind.
„Ähhm wir heiraten ganz standesgemäß in einer Kirche. Und danach, haben wir den Ballsaal des Riverside Hotels gemietet."
„Uhh das Riverside. Eine Freundin von mir war schon mal dort. Sie meint es wäre wunderschön", wirft Tamara eine der älteren Anwaltsgattinnen dazwischen, während ein paar andere Damen neben ihr zustimmend nicken.
Und so geht es den ganzen Tag. Die Anwaltsgattinnen fragen abwechselnd Charlotte, Brittany und mich über unsere Hochzeiten aus, wobei ich das Gefühl habe, dass Brittany, nach der Erwähnung von diamantbesetzten Kuchen und speziell gezüchteten Blumen, dem Wahnsinn verfallen sei. Charlotte, die Romantikerin unter uns, ist dagegen erpicht darauf alles schlicht und romantisch zu halten. Sei es die weißen Tauben, roten Rosen oder die Teller, die auf ihrer Hochzeit zerbrochen werden müssen. Die Antworten über meine Hochzeit sind kurz und gebunden und manch Einer hätte sich vermutlich schon gewundert, warum ich nicht mit leuchtenden Augen von ihr erzählte, aber für mich war die Hochzeit nur pragmatisch. Ein Sinn zum Zweck. Eine Sache, die ich durchziehen musste um zum Ziel zu kommen. In ein paar Monaten würden Brad und ich Mr und Mrs Huntington sein. Und ich würde Sicherheit und Beständigkeit für mein ganzes Leben erhalten. All das, was mir meine Mutter nie geben konnte.
Nach einer knappen Stunde sitze ich in meinem Auto zurück nach Hause. So oft ich kann meide ich nach Hause zu kommen, wenn West zu Hause ist, da er überraschenderweise immer wieder die Tür öffnen könnte. Heute habe ich Glück, denn sein Jeep steht nicht vor der Tür. Ich weiß nicht, warum ich mich so vor ihm verstecke, aber das Gefühl, dass ich ihm im Hausflur begegnen könnte, macht mich nervös. Am aller Meisten, da ich nicht weiß, wie ich auf ihn reagieren werde. Ob ich ihn anschreien würde, oder in Tränen vor ihm zusammenbrechen. Wer wusste das schon? Meine Absätze klacken auf den Stufen zu meinem Apartment, während ich mit der einen Hand nach meinem Schlüssel suche, und mit der anderen meine Tasche hoch und runter schüttele. Ich sehe meinen Schlüsselbund aufblitzen, fische nach ihm und schließe die Tür auf. Was mich da erwartet, lässt mich laut auflachen. Amber tanzt mit Ohrstöpseln im Ohr und einer Haarbürste in der Hand, wild durchs Apartment, während sie Honey I'm Good von Andy Grammer lauthals in die Haarbürste brüllt.
Ich halte mir die Hand vor den Mund und kichere lauthals los. Amber dreht sich um, macht eine Pirouette und singt dabei weiterhin theatralisch in die Haarbürste. Ich lache lauter und irgendwann kann ich mich gar nicht mehr halten. Mein Lachen klingt durch das ganze Apartment und ich habe das Gefühl, dass Amber mich hört, denn keine Sekunde später öffnet sie die Augen, reißt sich einen Ohrstöpsel aus dem Ohr und funkelt mich böse an. Ich halte die Hände vor meine Brust und lache weiter.
„Hast du's endlich?", höre ich sie schnauben, während sie ihren anderen Ohrstöpsel ebenfalls aus dem Ohr zieht, den I pod ausmacht und ihn wieder zurück auf den Wohnzimmertisch legt.
Ich schüttele den Kopf und wische mir die Tränen unter meinen Augen weg. Ich atme tief ein und aus, bis ich irgendwann endlich aufgehört habe zu lachen.
„Sieht ganz so aus, als ob du ziemlichen Spaß hattest", witzel ich, als ich auf ihr Outfit starre.
Sie trägt ein weißes, langärmliges Kleid, an den Füßen Cowboyboots.
„Hast du heute Abend noch irgend etwas vor?", ich ziehe eine Augenbraue hoch, während mein Blick auf ihre gestylten roten Haare fällt.
Ich sehe wie sie sich nervös auf ihrer Unterlippe kaut.
„Chris, schmeißt mir eine Abschiedsfeier. Du weißt ja es ist mein vorletzter Tag hier."
Ein Gefühl der Trauer umgibt mich, wenn ich darüber nachdenke, dass sie übermorgen Kansas verlässt. Ich nicke traurig, als ich auf meine Hände starre.
" Ich möchte, dass du auch kommst", durchdringt ihre Stimme die Stille zwischen uns, was meinen Kopf augenblicklich hochschnellen lässt.
„A, du weißt wie Chris Party's sind. Und vermutlich wird West ..", meine Stimme bricht ab, ich kaue an meiner Unterlippe und starre nervös auf den Boden.
„Z, komm bitte mit. Mir zu Liebe. Du kannst West auch aus dem Weg gehen. Das Studentenheim ist groß genug."
Ihre Stimme klingt fast bettelnd, als sie mir in mein Schlafzimmer folgt.
„A, ich weiß nicht. Betrunkene Studenten, abscheuliche Musik und jede Menge nackte Haut. Ich weiß nicht ob ich dem heute gewappnet bin."
„ Du bist auch eine Studentin .", höre ich sie dazwischen rufen, während ich mir aufgebracht durch die Haare wühle.
„Ja, aber ich bin eine andere Sorte Student", sage ich theatralisch, seufze und setze mich auf die Kante meines Bettes.
Ich wusste nicht, ob ich West heute schon gewachsen war.
Es ist die Abschlussparty deiner besten Freundin. Das Gefühl von Schuld wallt urplötzlich in mir auf, als ich darüber nachdenke nicht auf diese Party zu gehen. Ich sehe Amber's Augen vor mir, die sich mit Tränen füllen.
„Bitte Z, ohne dich ist es einfach nicht das Selbe."
Mitleid kommt bei mir auf bei dem Anblick von Amber's Tränen. Ich seufze.
„Gut. Aber nur unter einer Bedingung: Ich zieh an, was ich will."
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