Dusk till dawn
November
Das laute Hämmern dringt bis in die Küche, während ich mit einem Handrührgerät West's Lieblingspfannkuchen zum Frühstück mache. Blueberry Pancakes. Manchmal fragte ich mich, wie er seine Figur halten konnte, bei all dem was er in sich reinstopfte. Als ich ihn einmal die selbe Frage gestellt hatte, hatte er nur mit der Schulter gezuckt und etwas von guten Genen erzählt.
Als ich den Teig fertig gemixt habe, mache ich ein bisschen Öl in die Pfanne und träufle einen Klecks Teig auf die Oberfläche. Das Hämmern wird immer lauter, als ich den Teig auf die andere Seite wende. Es ist Samstagmorgen und West ist mit Luke vor das Haus gegangen. Gestern Nacht war ein kleiner Sturm über uns hinweggeweht. Er hatte drei Stufen von der Treppe, die zu unserem Haus führt, zerstört. West war gerade dabei die Treppe wieder zu reparieren.
Mein Herz macht einen Sprung und ein warmes Ziehen breitet sich in meinem kompletten Körper aus, als ich aus dem Fenster nach draußen schaue. West trägt ein rotschwarz- kariertes Hemd, das er sich die muskulösen Arme hochgeschoben hat. Seine Tattoos blicken nun auf der nackten Haut seines Armes hervor, sein Haar ist verwuschelt, während er mit einem Hammer in der Hand, angestrengt sein Werk beobachtet. Keine fünf Meter von ihm entfernt liegt Luke auf einer kleinen Decke mit ein paar Stiften in der Hand. Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, als ich sehe, wie der Kleine mit dem Stift in der Hand immer wieder auf das Blatt schlägt. Ich schüttele den Kopf.
Männer würden nie verstehen, dass ihre Kinder für manche Sachen einfach noch zu jung waren.
Luke war gerade einmal ein halbes Jahr alt und West ging schon davon aus, dass der Kleine malen konnte. Er war der festen Überzeugung, dass das sein künstlerisches Talent fördern würde und dass wenn er nach seinem Daddy kommen würde, sich sein Talent bereits in sehr jungen Jahren zeigen würde. Ich hatte nur mit einem Lachen darauf reagiert.
Ein Zischen signalisiert mir, dass ich meine Aufmerksamkeit wohl lieber den Pfannkuchen zuwenden sollte, als meinem Verlobten, der in diesem Moment, heißer war als jeder Handwerker.
Nach zehn Minuten sind die Pfannkuchen fertig, ich habe sie auf ein paar Tellern angerichtet und da ich weiß, dass West viel zu sehr mit dem Reparieren der Treppe beschäftigt ist, um zu bemerken, dass das Frühstück fertig ist, entschließe ich mich dazu ihm das Essen nach draußen zu bringen. Kalter Wind lässt mich ein wenig frösteln, als ich einen Schritt nach draußen mache. Mein Blick wandert besorgt auf Luke, der auf einer Decke sitzt. Erleichterung durchflutet mich, als ich realisiere, dass West ihm eine seiner warmen Jacken angezogen hat und er eine Wollmütze trägt.
West ist so in seine Arbeit vertieft, dass er gar nicht bemerkt, dass ich mich von hinten an ihn anschleiche. Erst als ich einen Arm von hinten um seine Mitte schlinge, schreckt er auf und dreht sich mit einem Lächeln auf seinem Gesicht zu mir um.
„Ich hab dir Frühstück gemacht", auf meinem Gesicht erscheint ebenfalls ein Lächeln, meine Stimme weich, als meine Hand zu einer seiner Haarsträhnen wandert, die ihm nun ins Gesicht gefallen ist. In den letzten Monaten waren seine Haare ein wenig länger geworden, was mir, wenn ich es mir recht eingestand, sehr gefiel.
„Mhhhm, Blueberry Pancakes. Danke, Babe, was würde ich nur ohne dich machen?", seine Stimme klingt tief, während er sich nach vorne lehnt und mir einen Kuss auf die Lippen drückt. Ein Seufzer dringt aus meinem Mund, gleichzeitig wandere ich ihm mit meiner freien Hand durch die Haare.
„Ich weiß nicht", murmele ich an seinen Lippen „ Vermutlich würdest du ziemlich alt aussehen." ein kleines Lachen dringt aus meinem Mund, als ich an seiner unteren Lippe knabbere. „Und verhungern", seine Brust vibriert vor Lachen an meiner.
„Da, da ,da ,da ,da!", Luke's laute Kinderstimme lässt uns auseinanderfahren. „Da, da, da, da, da!", seine Stimme schraubt sich mit jeder einzelnen Silbe immer mehr in die Höhe.
„Babe!", West's Mund ist leicht aufgerissen, in seinen Augen ein Leuchten. „Hörst du das?", auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus, das pure Freude ausdrückt, als wir Luke dabei beobachten, wie er die Laute ein weiteres Mal von sich gibt, während er mit dem Stift immer noch auf dem Papier rumschlägt.
Mein Mund ist ebenfalls vor Staunen aufgerissen, als ich den Kleinen beobachte, wie er konzentriert mit dem Stift auf das Blattpapier einhämmert und immer wieder die hohen Laute aus seinem Mund dringen. In meiner Vorstellung hatte ich mir immer vorgestellt, dass Luke als erstes die Laute seiner Mutter benutzen würde, aber West nun so glücklich zu sehen, machte den kleinen Stich der Enttäuschung in meiner Brust wieder weg. Ich schenke ihm ein Lächeln, gleichzeitig nicke ich leicht.
„L.C kleiner Mann, sag das nochmal. Sag nochmal D-A-D-D-Y", ich beobachte, wie West auf den Kleinen zugelaufen kommt und ihn in seine Arme nimmt und ihn einmal hochwirft. Der Kleine fängt an zu kichern.
„Sag noch einmal D- A-D-D-Y."
„Da, da, da, da, da."
„ a genau. D-A-D-DY", er drückt dem kleinen einen Kuss aufs Gesicht und dreht sich zu mir um. Aus der Entfernung kann ich erkennen, wie etwas in seinen Augen glitzert.
„Hast du das gehört Babe? Er hat Daddy gesagt. Daddy waren seine ersten Worte", mein Herz geht auf, als ich die beiden Personen in mich aufnehme, die ich am allermeisten auf dieser Welt liebte. Und genau in diesem Moment wusste ich, dass ich nichts Anderes in meinem Leben brauchte.
***
„Miss geht es? Oder soll ich Ihnen helfen?", die Stimme der Verkäuferin dringt in meine Umkleidekabine, als ich den cremefarbenen Stoff des Brautkleides über meinen Körper fallen lasse.
„Ähm, um ehrlich zu sein, bräuchte ich ein wenig Hilfe mit dem Reißverschluss", ein Rascheln ertönt hinter mir und ehe ich mich versehen kann betritt die junge Verkäuferin meine Kabine und hilft mir dabei den Reißverschluss des Brautkleides zu zumachen.
In der Umkleidekabine befindet sich kein Spiegel, weshalb ich nicht weiß, wie es aussieht. Es ist das Erste von sechs Brautkleidern, dass ich anprobiere. Mein Herz tönt laut in meiner Brust und für einen kurzen Moment fühle ich mich wieder an den Tag vor fast zwei Jahren zurückversetzt, in dem ich in einer anderen Umkleidekabine stand. Ich schüttele kurz mit meinem Kopf und rufe mir in Erinnerung, dass das hier nicht Brad war, sondern West. Mit einem Lächeln drehe ich mich zu der jungen Verkäuferin um.
„Danke", sie schenkt mir ebenfalls ein Lächeln zurück, das ihre strahlend weißen Zähne zum Vorschein bringt.
„Gern geschehen. Ihre Freundinnen und ihre Mutter warten schon ganz aufgeregt. Ich bin immer hinter Ihnen falls sie Hilfe benötigen", ich nicke nur, bevor ich den cremefarbenen Vorhang öffne und aus der Umkleidekabine trete. Meine Schuhe hallen über den weißen Linoleum Boden, als ich meinen Weg zu dem Sofa mache auf dem meine beiden besten Freundinnen und meine Mutter sitzen.
Seit meine Mutter aus der Therapie entlassen wurde und nun in der Nähe von uns wohnte, war sie zu einem völlig anderen Menschen geworden. Jeden Freitag kommt sie West, Luke und mich besuchen, und jedes zweite Wochenende teilte sie sich mit Amber, Chris, Roxanne und Shane, die Tage an denen sie auf Luke aufpassen konnte. Sie und Roxanne hatten sofort einen Bund für die Ewigkeit geschworen und keiner war aufgeregter was die Hochzeit betraf als die Beiden. Weshalb es mich total überraschte, dass nicht nur Amber, sondern auch Roxanne und meine Mom, nicht in Tränen und lautes Gekreische verfallen, als sie mich in meinem ersten Brautkleid begutachteten, sondern ruhig bleiben. Als ich wenige Minuten später, auf dem Podest stehe, fällt mir auch auf wieso. Das Kleid ist in einem glatten cremefarbenen Stoff, das Dekolleté herzförmig mit zwei Trägern drangenäht. Auf den Trägern prangten silberne, zierliche Steine, während der Rock in einer A- Linie nach unten fiel. Ich sah ganz okay aus, aber irgendwas störte mich an dem Kleid.
„Ich glaube, das ist es nicht", ich schüttele meinen Kopf, meine Stimme ein kaum merkliches Flüstern, während sich mein Gesicht ein wenig vor Enttäuschung zusammenzieht. „Oder was sagt ihr dazu?", meine Stimme schraubt sich nun höher, als ich mich auf dem Podest zu meinen beiden Freundinnen und meiner Mutter drehe.
Die Verkäuferin hält sich zurück, indem sie in einer Ecke steht. „ Zoe, das Kleid ist wunderschön und versteh mich bitte nicht falsch aber..."
„Es ist einfach nicht du", Amber's Stimme unterbricht die von Roxanne. Ein kleines Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ich Amber's ehrliche Worte in mich aufnehme.
„Schatz", höre ich plötzlich die Stimme meiner Mutter dazwischenreden. Wenn ich sie ansah, war ich immer noch geschockt, wie sehr sie sich verändert hatte. Ihre dunkelblonden Haare, die sich meinen so sehr ähnelten glänzten nun, während sie ihr in einem mittellangen Stufenschnitt über die Schultern fielen.
Ihre Kleidung, war auch alles Andere, als ich von ihr gewöhnt bin. Sie trägt einen dünnen, weiß-blau gestreiften Pullover über einer dunkelblauen Jeans. An ihren Füßen hellbraune knöchelhohe Stiefel. Sie sind schlicht und nicht zu auffällig. Gleichermaßen verleihen sie ihr aber auf eine gewisse Art und Weise ein jugendliches Aussehen. Roxanne schien ebenfalls in den letzten Monaten und besonders in der Zeit, in der sie sich von Brittany abgeknapst hatte, immer mehr aus sich herauszukommen. An manche Tagen und besonders in letzter Zeit, überraschte sie mich mit ihren Outfits immer mehr. Während sich früher ständig knielange Wollröcke oder entweder schwarze oder graue Kostüme sich in ihrem Outfitrepertoire befanden hatten, trägt sie nun einen kurzen, dunkelorange- roten, Faltenrock, der ihr bis kurz über die Knie geht. Perfekt kombiniert hatte sie ihn mit einer schwarzen Leggings und einem cremefarbenen Pullover mit V- Ausschnitt, der ihr ein bisschen weiter über die Schultern fällt. An ihren Füßen befinden sich ebenfalls schwarze Stiefel. Ein kleines Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ich den dunkelrot- ja fast schon eher ins bräunlich gehende- Lippenstift in mich aufnehme, der sich von ihren Lippen abzeichnet. Für mich war er ein Zeichen von etwas Wildem, was Roxanne nun endlich aus sich herausließ. An ihren Ohren baumeln dazu passende süße, goldene Ohrringe. Natürlich ist ihr Outfit im Gegensatz zu Amber, die ein weißes ,enganliegendes, langärmliges Kleid trägt, das an der Seite komplett zugeknöpft werden musste und knapp unter ihrem Hintern endete, immer noch ziemlich züchtig. Aber in meinen Augen passt es viel besser zu Rox, als die Outfits, in die Brittany sie versucht hatte zu stecken.
Und genau in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich vielleicht nicht die Einzige gewesen bin, die sich unter Brittany's herrschender Hand verbogen hatte. Dass ich vielleicht nicht die Einzige gewesen bin, die sich verstellt hatte und ihr wahres Inneres geheim gehalten hatte.
„Wenn der Zeitpunkt gekommen ist und du dein Kleid anhast, dann wirst du es wissen. Glaub es mir. Du wirst es wissen. Genau hier drin", die Stimme meiner Mutter unterbricht meine Gedanken, als sie mit ihrer Hand auf ihr Herz deutet. Ich schenke meiner Mutter ein Lächeln, als ich von dem Podest steige.
„Danke, Mom." meine Mutter schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und so sehr ich mich manchmal darüber wundere, warum meine Mutter, obwohl wir jahrelang eigentlich gar keine richtige Beziehung hatten, wusste, wie es mir in bestimmten Situationen ging, genoss ich es doch, dass sie mich immer wieder aufmunterte.
Anscheinend war es einer dieser Dinge, die eine Mutter mit ihrer Tochter verband. Einer dieser Mutter Sensoren mit denen sie sofort spüren konnten, wenn etwas mit ihrem Kind nicht in Ordnung war. Ich erfuhr es ja selbst im Moment am eigenen Leib mit Luke. Wenn etwas mit ihm nicht in Ordnung war, wusste ich sofort, dass es meinem Baby nicht gut ging. Und ich versuchte alles Erdenkliche zu tun, damit es ihm besser ging.
„Und jetzt, hopp", höre ich die Stimme meiner Mutter erneut durch das Brautmodengeschäft hallen. „Zieh das nächste Kleid an", ich verdrehe nur die Augen bei dem herrschenden Ton meiner Mutter, während ich das laute Lachen von Amber vernehme.
„Amelia, haben sie dir diesen herrischen Ton in der Klinik beigebracht?
Ein leises Lachen dringt aus meinem Mund, als ich den Kopf schüttele und in Richtung Umkleidekabine laufe. Die Verkäuferin hilft mir sofort aus meinem Kleid und gemeinsam stülpen wir das nächste Kleid über meinen Körper. Es ist ein enganliegendes Meerjungfrauen Kleid. Etwas was ich mir nie in meinem Leben für meine Hochzeit vorgestellt hatte und nur auf den Wünschen und Drängen meiner Mutter angezogen hatte, die der festen Überzeugung war, dass solange ich noch so einen schlanken Körper hatte, ich es auf meiner Hochzeit ausnutzen musste.
Ab der Sekunde an der der Stoff über meine Beine fällt, weiß ich, dass es nicht mein Kleid ist. Ich wusste, dass ich mich noch nicht einmal darin gesehen hatte, aber mein Bauchgefühl schrie förmlich, dass ich es wieder ausziehen sollte. Zum Leidwesen von mir und weil ich die Gefühle von meiner Mutter nicht verletzen wollte, trete ich dennoch aus der Umkleidekabine, statt mir das Kleid sofort vom Körper zu reißen. Die Verkäuferin und auch Amber und Roxanne scheinen sofort zu wissen, dass mir das Kleid überhaupt nicht gefällt, denn als ich um die Ecke gelaufen komme, sind sowohl Amber's als auch Rox's Gesichter zu leichten Grimassen verzogen. Einzig allein meine Mutter scheint hin und weg zu sein, denn als ich auf das Podest steige, gibt sie einen leichten Aufschrei der Begeisterung von sich.
„Oh mein Gott, Schatz. Du siehst wunderschön aus. Genau so ein Kleid hätte ich mir früher auch ausgesucht", ich wusste, dass es die unerfüllten Träume meiner Mutter waren, die sie nun versuchte auf mich zu projizieren. Dennoch wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich nicht all meine Kleinmädchenträume vor mir, sondern eine Frau, die sich zu Halloween falsch verkleidet hatte.
„Mom, sei mir nicht böse, aber...", meine Stimme klingt entschuldigend, als ich von dem Podest heruntersteige. „Es ist nicht das, was du willst, sondern das, was ich will", die Stimme meiner Mutter klingt sanft, als sich ihre Augen auf mein Gesicht legen.
Und schon wieder hatte sie es getan. Schon wieder hatte sie meine Gedanken in innerhalb von ein paar Minuten gelesen. Ich nicke leicht, während ich mir auf die Unterlippe beiße.
„Es ist nicht so, dass es nicht schön ist, aber..."
„Schatz", sie unterbricht mich, als sie nun aufsteht und auf mich zugelaufen kommt. Sie bleibt nun vor mir stehen und greift nach meinen Händen. „Du findest es schrecklich. Und das musst du deiner Momma nicht sagen, damit sie es in deinen Augen liest", durch ihre Stimme dringt nun eine Welle von Emotionen und wie immer, wenn meine Mutter etwas emotionaler wird, schwingt ihr texanischer Akzent stark in ihrer Stimme mit.
West hatte mich einmal darauf aufmerksam gemacht, dass es bei mir, wenn ich mich über etwas aufregte, dasselbe war. Dass es bei ihm der selbe Fall mit seinem kanadischen Akzent war, hatte ich allerdings vor ihm geheim gehalten, denn ich wusste, dass ihn das sicherlich ein wenig in seiner Männlichkeit gekränkt hätte.
„Schon als kleines Kind, konnte ich in deinem Gesicht wie ein offenes Buch lesen, denn Lügen ist dir noch nie wirklich leicht gefallen", ein kleines Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, als sie mir in einer mütterlichen Geste eine Haarsträhne hinter die Ohren streicht. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen, als ich darüber nachdenke, wie oft ich Brad und Brittany angelogen hatte. Meine Mutter muss den Blick auf meinem Gesicht sehen, denn ein wissender Ausdruck breitet sich auf ihrem Gesicht aus.
„Manchmal Schatz, kommen wir in unserem Leben an eine Gabelung. Und anstelle, dass wir den richtigen Weg wählen, nehmen wir den falschen. Manche von uns realisieren das schon auf der Hälfte des Weges und manche erst am Ende, wenn sie schon fast das Gefühl haben nicht mehr zurück zu finden", mein Mund ist leicht geöffnet, als ich den Worten meiner Mutter zuhöre. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht die Einzige bin, von der sie redet.
„Auf diesem Weg passieren manchmal Dinge, die uns so sehr Angst machen, dass wir aus Schutz, tausend Gesichter tragen, um unser Eigenes zu verstecken"
Tränen steigen nun in meine Augen, als meine Mutter in einer sanften Geste über meine Hände streicht. „Und du hast dir nun mal eine Maske aufgesetzt, in der selbst die Menschen um dich herum, nicht in dein wahres Innerstes gucken konnten", eine klitzekleine Träne fließt nun über mein Gesicht, die ich mir sofort mit meinem Handrücken wegwische.
„Aber irgendwann kommt eine Person, diese Person kannst du selbst sein, oder auch eine Person, die dich liebt. Und diese Person wird dir deine Maske herunterziehen und dein wahres Ich wieder zum Vorschein bringen. Bei dir ist es West gewesen, Schatz", ein Lächeln breitet sich nun bei seinem Namen auf meinem Gesicht aus.
„Deine Momma hatte leider nicht so ein Glück", ihre Stimme klingt leicht wehmütig. „ Sie musste sich die Maske selbst runterreißen, weshalb es auch ein wenig länger gedauert hat."
„Mom", presse ich hervor, gleichzeitig mache ich einen Schritt nach vorn und schmeiße mich in ihre Arme. Mir ist es vollkommen egal, dass ich ein tausenddollar schweres Kleid anhabe, alles was ich will, ist sich in den Armen meiner Mutter geborgen zu fühlen, wie damals als ich noch ein kleines Mädchen war.
Über der Schulter meiner Mutter kann ich erkennen, dass Roxanne und Amber ebenfalls Tränen in den Augen haben. Und selbst die Augen der Verkäuferin scheinen nicht ganz trocken zu sein.
„So..", höre ich plötzlich die Stimme meiner Mutter gefestigt durch den Brautmodenladen dringen. „ Wie wärs, wenn wir das nächste Kleid anprobieren?", sie löst sich von mir und klatscht in ihre Hände. Ich löse mich schniefend von ihr, schenke ihr ein Lächeln und nicke einmal kurz.
„Ja, das ist eine gute Idee."
***
In den nächsten zwei Stunden habe ich alle Kleider von der Stange anprobiert und bei keinem Einzigen hat mein Herz mir gesagt, dass dies das Richtige ist. Mit einem leicht traurigen Gefühl in der Brust, betrete ich erneut die Umkleidekabine, nach dem das letzte Kleid auch ein Reinfall gewesen ist. Mein Herz zieht sich zusammen.
Ganz ruhig Zoe. Es ist noch genug Zeit.
Ich schenke der Verkäuferin ein leicht gezwungenes, fröhliches Lächeln, als sie sich hinter mir platziert, um mir den Reißverschluss auf zu machen. Der weiche Stoff rutscht meinen Rücken herunter, bevor er sich in einem Pool von Stoff vor meinen Füßen ergießt. Ich steige aus dem Rock und greife nach meinem mittelblauen Jeanskleid und meiner Leggings.
„Z ?", Amber's Stimme von der anderen Seite der Umkleidekabine lässt mich inne halten. „ Roxy und ich haben noch ein Kleid gefunden. Wir haben es deiner Mutter gezeigt und sie findet es auch ziemlich hübsch", ein Seufzer dringt aus meinem Mund.
Was hatte ich zu verlieren?
„Okay, reich es mir rein. Ich probiere es an", ein leises Quieken erscheint von der anderen Seite des Vorhanges, bevor ich beobachte, wie das Kleid mir in die Umkleidekabine gereicht wird.
Die Finger der Verkäuferin schlingen sich um den Spitzenstoff, als sie auf mich zukommt. Mein Herz schlägt laut in meiner Brust, als ich das Kleid in mich aufnehme. Es ist ein fast schneeweißes Kleid in A Linie mit Herzform, aus kompletter Spitze. Der Rock fällt in ganz leichten Falten nach unten, aber nicht zu übertrieben. Das Oberteil hat eine leichte Strassschicht, was ihm einen mädchenhaften Touch verleiht. Mein Mund öffnet sich leicht, als ich dabei zusehe, wie die Verkäuferin mir beim Anziehen des Kleides hilft. Als sie mir den Reißverschluss zuzieht und ich mich zu ihr umdrehe, sehe ich wie ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht zäumt.
„Nicht jeder kann Stella York tragen, Miss Summers. Aber Sie können es ohne Zweifel."
Mein Herz pocht laut in meiner Brust, als ich den Vorhang öffne und mit leicht holprigem Atem den Flur in Richtung meiner Familie laufe. Ich spüre, wie ich bei jedem neuen Schritt nervöser werde. Als ich um die Ecke komme, höre ich wie alle drei hörbar die Luft einziehen.
„Oh mein Gott Zoe", Roxy ist die Erste, die anfängt zu sprechen, ihre Stimme klingt belegt, als sie mich mit einem Blick mustert. „Du siehst wunderschön aus", meine Mutter, die neben ihr sitzt greift im selben Moment nach Roxy's Hand und fängt an zu nicken. Sie hat Tränen in ihren Augen.
Die Verkäuferin leitet mich auf das Podest und zum aller ersten Mal schaue ich mich im Spiegel an. Ich sehe aus, wie eine Braut. Ich sehe aus, wie in all meinen Träumen. Wunderschön. Und genau in diesem Moment weiß ich, was meine Mutter damit meint, dass ich es wissen würde, wenn es mein Kleid war. Denn plötzlich erfüllt eine Welle von Wärme meinen ganzen Körper, mein Herz pocht laut in meiner Brust, mein Bauch fängt an zu kribbeln, bis in meine Fingerspitzen, als ich auf mein Spiegelbild herunterschaue.
Tränen treten plötzlich in meine Augen und ehe ich mich versehen kann, fange ich an zu weinen. Von der Seite sehe ich, wie mir ein Taschentuch hingehalten wird. Ich nehme es dankbar entgegen, als ich mich zu meinen beiden Freundinnen und meiner Mutter umdrehe.
„Das ist es", meine Stimme ist vermischt mit einem Schniefen und einem gleichzeitigen Lächeln. Meiner Mutter laufen immer noch die Freudentränen das Gesicht herunter, während sie Roxy's Hand in ihrer hält. Ein Lächeln auf beiden Gesichtern. Doch das ist nichts im Gegensatz zu Amber's Gesicht, das ich nun in mich aufnehme. Das Makeup war um ihre Augen verschmiert, während die Tränen unentwegt ihr Gesicht herunterlaufen. Ich hatte sie nur ein paar Mal so in meinem Leben gesehen. Und für gewöhnlich musste es erst richtig schlimm werden, damit Amber so anfing zu weinen. Denn normalerweise, war ich es eher die anfing zu weinen.
„Oh mein Gott, Z!", ihre Stimme dringt gepresst zu mir, vermischt mit einem lauten Schniefen. „Du siehst aus, wie eine Prinzessin", ein erneuter Schluchzer dringt aus ihrem Mund. „Genauso, wie wir es uns früher immer vorgestellt haben", ein Lächeln dringt bei ihren Worten auf mein Gesicht.
„Ja, A, genauso wie in unseren 'perfekte Hochzeit' Büchern von früher"
***
Ein paar Stunden später sitze ich in meinen Auto, als ich über den Highway nach Hause fahre. Ein kleines Lächeln liegt auf meinen Lippen, während laut Brad Paisley aus dem Radio dröhnt. Ich hatte mein Hochzeitskleid gefunden! Euphorie steigt durch meinen Körper, während ich den Songtext laut mitsinge. Alles würde gut werden. Alles. Diese Hochzeit würde meine Traumhochzeit werden. Sie würde total anders, als die mit Brad laufen. Ich würde zum Altar laufen, mit einem Kleid was ich liebte. Zu dem Mann, den ich liebte. Und der mich vor allem auch aufrichtig zurück liebte. Nicht so wie Brad.
Ich schüttele den Kopf, um den Geist der Vergangenheit aus meinem Kopf zu verbannen. Aber manchmal ging das nicht so einfach. Ich wusste, dass ich West mit jeder Faser meines Herzens liebte, aber auf unerklärliche Weise, wollte Brad manchmal einfach nicht meinen Kopf verlassen. Irgendeine Schnur hielt mich noch an ihn gefesselt. Ich wusste nur leider nicht welche.
„Freitagnachmittag. Ein Uhr. Hier kommen ihre Nachrichten", die Stimme des Radiosprechers unterbricht meine Gedanken. „Die Stadt hat sich dazu entschieden, das Bundesgefängnis Leavensworth zu renovieren. Das Gefängnis wurde 1903 in Betrieb genommen. Bevor es als Gefängnis fungierte, waren die Gefangenen in Fort Leavensworth untergebracht. Die Stadt hat sich dazu entschlossen eine halbe Millionen Dollar für die Renovierung zur Verfügung zu stellen. Heutige Insassen sind unter anderem der irische Gangster Mael O' Kelly, sowie früherer Top Anwalt, Brad Huntington", bei Brad's Namen schnürt sich sofort meine Kehle zusammen. Es war, als ob man mir die Lösung meines Problems auf einem Silbertablett serviert hatte. Um mit Brad endlich abzuschließen und ihn aus meinen Gedanken zu bekommen, musste ich mich ihm stellen. Ich hatte gehört, dass eine der Besucherzeiten Freitagnachmittags waren. Ehe ich mich versehen kann, lenke ich meinen Wagen wieder auf den Highway, anstatt wie ich es eigentlich machen sollte, die nächste Abfahrt abzufahren.
***
Mein Atem schnürt mir die Kehle zu als ich vor dem riesigen Gefängnis, meinen Wagen parke. Meine Hände sind total verschwitzt und für fünf Minuten bleibe ich einfach in meinem Wagen sitzen und starre die Windschutzscheibe an. Niemanden hätte ich genau in diesem Moment lieber an meiner Seite, als West. Aber ich wusste, dass ich das für mich alleine hinter mich bringen musste. Ohne West. Denn er würde mein Schutzschild sein. So wie er es für den Rest meines Lebens sein würde. Aber in diesem Moment musste ich als mein eigenes Schutzschild fungieren.
Ich schließe meine Augen und atme einmal tief durch die Nase ein und aus. Mein Herz pocht laut in meiner Brust, als ich nach der Klinke meiner Autotür greife und sie öffne. Meine Cowboystiefel kommen auf dem unebenen Boden auf. Mein Schritte sind schwer, als ich auf den Eingang des Gefängnisses zu laufe. Vor ihm stehen ein paar Officer in Uniformen. Als meine Augen zu den Waffen, die sie tragen wandern, muss ich schlucken.
„Ähm", meine Stimme klingt leicht piepsig und ich schlucke ein erneutes Mal. „Ich würde gerne Brad Huntington besuchen", ich versuche meine Stimme gefasst klingen zu lassen, aber in meinen Ohren klingt sie alles andere als gefasst.
„Haben Sie eine Genehmigung und einen Termin vereinbart?", die Stimme des Officers klingt hart, als er mich mit leicht zusammengekniffenen Augen aufmerksam mustert. Panik wallt in mir auf, als ich realisiere, dass ich einen Termin brauche.
„Nein Sir", ich schüttele meinen Kopf.
„Dann müssen Sie leider wieder nach Hause gehen. Kein Besuch ohne Genehmigung und Termin", antwortet er harsch, bevor er sein Gesicht wieder vor das Gefängnis gleiten lässt.
„Hören sie Sir... ich bin Zoe Summers. Ich war mit einem der Insassen, Brad Huntington verlobt...ich will nur kurz mit ihm sprechen", meine Stimme dringt gepresst aus meinem Mund, der Angstschweiß, läuft inzwischen meinen Rücken herunter.
„Brad Huntington, haben sie gesagt?", höre ich plötzlich die Stimme eines weiteren Officers unser Gespräch unterbrechen. Seine blonden Haare waren schon ein wenig ergraut, als er mich aus seinen dunklen Augen mustert. Um seine Augen herum schon ein paar Altersfältchen.
„Hat Brad Huntington nicht versucht ihren Freund umzubringen?", bei seinen Worten muss ich schlucken, bevor ich nicke.
„Ja, meinen Verlobten", presse ich hervor und versuche, dass ich nicht in Tränen ausbreche, bei den Gedanken an den schrecklichen Tag.
„Das muss schrecklich für sie gewesen sein", die Augen des Officers legen sich besorgt auf meine. „Ich hab eine Tochter im selben Alter, wie Sie und wenn ich mir vorstellen muss, es würde jemand auf ihren Freund schießen..", seine Stimme driftet ab und genau in diesem Moment wird mir klar, dass er eine Entscheidung für sich gefällt hatte.
„Billy..", höre ich die Stimme des anderen Officers warnend, während besagter Billy mich mit sich durch die Absperrung führt. Als wir auf der anderen Seite sind, bleibt er kurz stehen und hält seine Hand hoch.
„Falls sie es nicht wissen, es kann mich meinen Job kosten, was ich hier für Sie tue. Also am Besten tun sie so, als ob Sie hier hin gehören und sprechen nur, wenn ich sie dazu auffordere. Alles andere regele ich"
Und so befinde ich mich, keine zwanzig Minuten später, nachdem ich alles was ich bei mir trug abgeben musste, gegenüber einer Trennscheibe aus Glas, die mich und Brad voneinander trennen würde. Einzig allein ein Telefon stand vor jedem unserer beiden Seiten.
Mein Herz schlägt laut in meiner Brust und mir wird übel. Mein Hände fangen an zu zittern und ich habe das Gefühl, dass sich die Zeit in unendliche Schleifen zieht. Und dann auf einmal versteift sich mein ganzer Körper. Ich muss ihn noch nicht einmal sehen, um zu wissen, dass die beiden Police Officer ihn in meine Richtung bringen. Seine Haare waren länger geworden und gingen ihm jetzt fast bist zu den Schultern. Seine blauen Augen, die ich früher für so schön gehalten hatte, blickten nun eiskalt zu mir herüber. Ein Schauer fließt über meinen Rücken, als die beiden Officer Brad auf den Stuhl, auf der gegenüberliegender Seite der Trennwand, setzen. Er trägt orangene Gefängniskleidung, in seinen Augen ein solcher Hass, dass ich das Gefühl habe, mir würde jemand bei lebendigem Leibe das Herz zermürben.
Meine Finger zittern, als sie zu dem Telefon greifen. Brad tut es mir auf der anderen Seite gleich. Es dauert keine Sekunde bis seine eiskalte Stimme an mein Ohr dringt.
„Liebling", mein Gesicht verzieht sich, zu einer angewiderten Grimasse.
„Brad", meine Stimme klingt hart ohne jegliche Emotionen. Ein boshaftes Lächeln dringt auf sein Gesicht.
„Wie ich gehört habe ist dein kleiner Nachbarsjunge wieder aufgewacht. Sieht so aus, als ob ich das nächste Mal besser schießen muss", ein Stich durchfährt meinen Körper, gepaart mit Wut, die nun meinen Körper hochwallt.
„Wie kannst du es wagen!", meine Stimme kommt in einem überraschenden, wütenden Knurren aus meinem Mund. Dabei bin ich nicht die Einzige, die es überrascht, denn bei meinen Worten, sehe ich, wie Brad leicht seine Augen aufreißt. Doch so schnell wie er sie auch aufgerissen hat, schließt er sie wieder und dieses boshafte Lächeln, das sich so oft durch meine Träume stiehlt, erscheint wieder auf seinem Gesicht.
„Du wirst nie wieder aus diesem Gefängnis kommen", zische ich nun voller Wut in den Hörer. Du wirst hier sitzen bist du verrottest!", meine Stimme dringt nun lauter durch den Raum und ich spüre, wie sich der Officer neben mir versteift.
„Weißt du, früher einmal Brad, hab ich geglaubt, dass ich dich geliebt habe. Aber weißt du was?" , meine Stimme klingt nun gefasst, als ich weiter rede. „ Ich hab dich keine einzige Sekunde geliebt. Denn das was wir hatten, war niemals Liebe. Dass was wir beide hatten, war wie eine deiner Geschäftsbeziehungen", ich stoße die Worte nun angewidert aus meinem Mund. „Ein neues, deiner kleinen Projekte. Nur leider hast du nicht damit gerechnet, dass sich eines deiner kleinen Projekte losreißt und sich jemanden sucht, der es wirklich liebt!", meine Stimme schrillt nun laut durch den Raum.
„Miss Summers!", schallt mich der Officer und automatisch schraubt sich meine Stimme eine Tonlage runter.
„Von mir aus, kannst du mit deiner Ex Freundin in der Hölle schmoren!", das sind die letzten Worte, die meinen Mund verlassen, als ich den Hörer auf das Telefon zurück knalle und von meinem Stuhl aufspringe.
„Der Besuch ist zu Ende", sage ich in gefasster Stimme zu dem Officer, als ich mein Kleid kurz glatt streiche. Meine Strumpfhose hatte ein paar Knitterfalten, aber das war mir egal. „Ich möchte nach Hause."
***
Auf dem ganzen Weg nach Hause fühle ich, wie der Druck von den letzten Monaten sich nach und nach von meiner Brust löst. Als ich vor unserer Einfahrt parke, habe ich das Gefühl, als ob ich ein neuer Mensch sei. Ich wusste, dass es fies gewesen war ihm zu sagen, dass er mit Abigail in der Hölle schmoren sollte, denn Abigail war bestimmt ein nettes Mädchen gewesen, aber das was er mir angetan hatte, war einfach zu furchtbar, um mir nicht zu wünschen, dass er tot wäre. So hart, dass auch klingen mochte.
Als ich mit meinem Schlüssel die Tür öffne, kommt mir ein frischgeduschter West entgegen. Auf seinen Hüften hängt seine dunkle Jogginghose, über seine nackten Schultern ein Handtuch geschlungen.
„Und wie war die Jagd nach dem perfekten Brautkleid?" seine tiefe, vertraute Stimme lässt die Tränen in meine Augen steigen.
„Babe", seine Stimme klingt sanft, als er mein aufgelöstes Gesicht in sich aufnimmt. „Was ist passiert?", ein Schniefen dringt durch den Raum, als ich einen Schritt nach vorne stolpere und mich in seine Arme werfe.
„Ich war bei .. ich war bei Brad im Gefängnis", meine Stimme klingt zittrig aus meinem Mund. Ich wusste selber nicht warum sie sich so anhörte, denn alles was ich eigentlich fühlte war Erleichterung. Erleichterung darüber, dass Brad nicht mehr mein Leben bestimmen würde. Erleichterung darüber, dass ich nicht mehr mit so einem grausamen Menschen wie ihm zusammen war. Und vor allem Erleichterung darüber, dass ich wieder in den Armen des Mannes lag, den ich liebte.
Ich spüre, wie West's Körper sich bei meinen Worten versteift. „Hat er dir weh getan?", seine Stimme klingt schneidend, sein ganzer Körper angespannt, gleichzeitig schüttele ich meinen Kopf.
„Nein", bringe ich mit zittriger Stimme hervor. „Nein, er hat mir nicht weh getan. Er hätte mir auch gar nicht wehtun können. Er ist im Gefängnis, vergessen? Ich .. ich bin nur so unglaublich froh, dass das jetzt alles vorbei ist", ich hebe meinen Kopf, während ich ihm in die dunkelblauen, besorgten Augen schaue.
„Wirklich Baby, es geht mir gut", sage ich noch einmal mit Nachdruck und irgendwas in meinen Augen muss West verraten, dass ich die Wahrheit sage, denn augenblicklich entspannt sich sein Körper, ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Er hebt seine Hand und streicht mir eine Haarsträhne hinter die Ohren. Dann legt er seine Hand an meine Wange und schaut mich mit seinen dunkelblauen Augen so durchdringend an, dass ich das Gefühl habe in einen Strudel gesogen zu werden.
„Weißt du Babe, eigentlich wollte ich es dir erst morgen geben, aber ich hab eine Überraschung für dich", seine Stimme ist weich, während ich meine Wange an seine Hand schmiege. Etwas Kratziges fährt über meine Wange und abrupt hebe ich meinen Kopf. Erst jetzt sehe ich, dass ein kleines Stück an seinem linken Handgelenk abgeklebt ist. Unter ihm schimmern schwarze verschnörkelte Buchstaben hervor.
L.C.
Mein Herz macht einen Hüpfer, während mein Körper von Wärme durchflutet wird. Ich hätte diese Initialen überall erkannt. Denn sie waren seit einem halben Jahr in mein Herz eingraviert, genau neben den Initialen W.T.
„Du hast dir die Initialen unseres Sohnes tätowieren lassen?", frage ich überrascht, während ich mit einem Finger sanft über die Folie fahre. West's Gesicht wird plötzlich ganz weich, dicht gefolgt von einem Nicken.
„Ja", höre ich ihn mit heiserer Stimme ausstoßen. „ Eigentlich wollte ich es schon viel früher machen lassen. Aber nach dem Vorfall am Samstag, konnte ich einfach nicht länger warten", ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, während er mit einer Hand über seinen Nacken fährt.
„Aiden wollte mir das Tattoo eigentlich auf das rechte Handgelenk stechen, weil laut ihm dort viel mehr Platz ist, zwischen all denen hier, wird es nämlich gar nicht auffallen, hat er gesagt", er deutet mit seiner Hand auf seinen linken Arm, der eindeutig mehr Tattoos hatte, als der rechte.
„Aber du weißt ja die linke Seite hat immer viel mehr Bedeutung weil..."
„Weil es am Herzen ist", unterbreche ich sanft seine Worte, ein Lächeln zeichnet sich ebenfalls auf meinen Lippen ab. Jetzt hatte er nicht nur den Albatros an seinem Herzen, sondern auch noch die Initialen seine Sohnes am Handgelenk seiner Herzseite.
„Das ist eine schöne Überraschung", flüstere ich leise vor mich, als ich einen Schritt auf ihn zu mache und ihm meine Arme um den Nacken schlinge.
„Eigentlich Babe, ist das noch nicht die Überraschung", ich sehe, wie seine Augen aufblitzen, während ein Grinsen sich auf seinem Gesicht ausbreitet, das seine Grübchen, die ich so sehr an ihm liebe zum Vorschein bringt.
" Ich weiß, dass du es hasst in solchen Dingen nicht die Kontrolle zu haben. Aber im Schlafzimmer steht dein Koffer. Fertig gepackt. Morgen um halb elf geht unserer Flieger. Wir fliegen in den Urlaub."
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