Running away, had nothing more to say than I hate you.
-Anna Clendening
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Ella

Mit Camila stand ich mitten in der Nacht am Flughafen von Tulsa. Ich hatte die Sängerin angerufen, da ich nicht alleine gehen wollte. Während ich meine Sachen zusammen gepackt hatte, hatte Shawn nur weitere spöttische Bemerkungen gemacht, weshalb noch mehr Tränen über mein Gesicht geflossen waren. Auch jetzt waren sie noch nicht verschwunden, denn sie liefen immer noch weiter und die Wunde in meiner Brust war größer, als jemals zuvor.

Ich umarmte Camila einmal und lief dann durch die Sicherheitskontrolle. Am Flughafen war nicht viel los, sodass ich schnell durchlaufen konnte. Mein Flug würde erst in drei Stunden gehen, aber ich hatte es in Shawns Anwesenheit nicht mehr ausgehalten. Diese Bemerkungen über meinen Ex und meine damit verbundenen Ängste waren schon heftig, aber der Satz, in dem er sagte, dass diese Beziehung eh nicht funktioniert hätte, zeriss etwas in mir. Es war, als wäre er auf mich drauf getreten. Shawn hat mir nicht die körperlichen Schmerzen hinzugefügt, die Wincent mir gegeben hat, aber der emotionale Schmerz war bei Weitem größer.

Ich holte mir noch einen Kaffee und setzte mich dann auf die Wartestühle vor dem Gate. Eine ältere Frau kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Viele Plätze waren frei, aber sie ließ sich direkt neben mir fallen. Meine Gedanken kreisten um Shawn und um die Frage, ob es richtig gewesen war, abzuhauen.

Schon wieder verließen Tränen meine Augen. Ich konnte sie nicht zurück halten. Ein leises Wimmern entfuhr mir, bevor wieder alle Dämme brachen. Ich schluchzte, heulte und nuschelte irgendwas vor mich hin. Sie Frau neben mir reichte mir ein Taschentuch und lächelte mich freundlich an. Lauthals putzte ich meine Nase in diesem und wischte mir mit den Händen Tränen aus dem Gesicht. Warum war er denn auch so ein Idiot?

"Willst du drüber reden?", fragte die Fremde. Ich schüttelte nur den Kopf und drehte mich um. Mit niemandem, aber auch wirklich niemandem, wollte ich über meine Gefühle sprechen. Einerseits schämte ich mich, diesen Vertrag eingegangen zu sein und andererseits war ich auch komplett verletzt und enttäuscht von Shawn. Wie konnte man sich so in einem Menschen täuschen? Ich wusste, dass er am Anfang nicht nett gewesen war, aber da kannte er mich noch nicht. Da habe ich es ihm verziehen, wenn er einen wunden Punkt getroffen hatte, aber jetzt kannte er alle meine Schwächen und hatte sie schamlos ausgenutzt. Er hatte mich schlecht fühlen lassen, was er nicht getan hätte, wenn er mich wirklich und aufrichtig lieben würde. Das tat er nicht. Es war alles nur ein Spiel für ihn, das ganz lustig war.

Die Frau legte eine Hand auf meine Schulter, weshalb ich zusammen zuckte. "Es hilft, über seine Gefühle zu sprechen.", meinte sie zu mir. Mein Blick huschte zu ihr und in ihren Augen konnte ich nur Gutmütigkeit erkennen. Sie meinte es ernst. "Ich kann aber noch nicht darüber sprechen. Es ist nicht so, dass ich es nicht wollen würde, aber ich kann es einfach noch nicht. Es geht nicht." Und ich log nicht. Camila hatte ich auch davon erzählen wollen, aber aus meinem Mund kamen keine Wörter. Ich wusste nicht genau, wie ich mich fühlte, aber ich hatte eine Ahnung. Trotzdem konnte ich nicht darüber sprechen. Ich hatte Hemmungen, die ich nur bei Shawn und Dylan nicht hatte. Beide waren weg.

"Es ist okay.", meinte sie und lächelte. "Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass du nicht alleine bist und du da auch nicht alleine durch musst. Ihr jungen Leute vergesst das immer so schnell." Sie lächelte ein letztes Mal, bevor sie aufstand. "Du wirst es schaffen.", sagte sie und ging dann ohne ein weiteres Wort davon.

Bei ihren Worten musste ich auch wieder an Shawn denken. Obwohl ich seine Musik nicht mochte, kannte ich ein paar seiner Songs. Es war ja praktisch unvermeidlich. Es erinnerte mich irgendwie an Never be alone, aber auch an In my blood, aber auch doch nicht nicht. Es war seltsam, aber ich wusste, dass meine Gedanken immer um Shawn kreisten.

Mein Flug wurde aufgerufen und ich erhob mich von meinem Platz. Ich flog nach London, in die Stadt, in der alles angefagen hatte. Mit dem Geld, das ich von Shawn überwiesen bekommen hatte, da ich seine "Freundin" war, konnte ich einen Flug nach Europa bezahlen und auch für ein paar Tage ein Hotel. Aber als ich den Flug gebucht hatte, war mir aufgefallen, dass meine Konten wieder frei waren, woraus ich schloss, dass meine Eltern sie wieder geöffnet hatten. Wieso verstand ich nicht, aber es war auch eher unwichtig.

Ich stieg in das Flugzeug ein und holte mein Handy hervor, nachdem ich mich auf meinen Platz gesetzt hatte. Als es anging, fiel mir sofort mein Hintergrundbild ins Auge. Es war an meinem Geburtstag aufgenommen worden und zeigte Shawn und mich auf der Bühne. Die Tränen stiegen wieder in mir hoch und ich riss mich zusammen, nicht wieder los zu heulen.

Der Platz neben mir blieb -zu meinem Vorteil- frei. Ich schaute auf das Land unter mir, das nach dem Abflug immer kleiner wurde. Fliegen hatte ich schon immer geliebt. Es hatte etwas befreiendes an sich, das ich nicht wirklich beschreiben konnte. Die Welt wurde immer kleiner und ich hatte das Gefühl, das alles möglich wäre, nichts könnte mich aufhalten.

Ich kramte meine Kopfhörer aus meinem Rucksack und dachte erbaut an Shawn. Die AirPods waren von ihm, sein Gesicht war auf meinem Hintergrundbild, er machte Musik. Alles ließ mich an Shawn denken, denn er war für mich alles. Alles, was ich je brauchte.

"There's a reason to believe again
There's a reason to go on
Always keep on fighting my friend
There's a reason to believe"

Alissa, die Sängerin von Arch Enemy, machte mir Mut. Zumindest etwas. Ich würde nicht aufgeben, auch wenn Shawn jetzt nicht mehr bei mir war. Auch ohne ihn hatte ich ein Angebot für einen Verlag bekommen, wenn sie mich beziehungsweise mein Buch denn noch wollen würden, da meine Publicity vermutlich eher schlecht war. Trotzdem musste ich ohne Shawn weitermachen und das würde ich auch schaffen.

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Wer meine OS liest, merkt vermutlich, dass ich dieses Lied, Reason to believe, total feiere🙈

Diesmal aber wirklich no joke: wir nähern uns langsam, aber sicher dem Ende dieser Geschichte. Habt ihr Vermutungen, wie es ausgeht?
Werden sie wieder zusammen kommen oder bleiben sie getrennt? 🤔