21
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
-Mark Twain
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Ella
"Nicht wirklich.", schniefte ich und drehte mich von Shawn weg. Mit meinem Handrücken fuhr ich mir durchs Gesicht und versuchte, die Tränen, die weiterhin über mein Gesicht flossen, wegzuwischen. Shawn packte meine Schultern und drehte mich wieder zu sich. Er legte seine Finger unter mein Kinn und zwang mich damit, ihn anzusehen.
"Es hilft aber, wenn man darüber redet, Ella.", meinte er bestimmt.
Ich schluckte einmal schwer, konnte aber nicht sprechen. Ich versuchte, krampfhaft zu verhindern, dass ich weinte. Die Tränen verließen unerbittlich aus meinen Augen und überströmten mein Gesicht. "Ich- Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll." Meine Sicht wurde verschleiert und es fiel mir schwer, mich nicht in seine Arme zu werfen, nur weil ich diese Nähe gerade benötigte. "Erzähl nur das, was du erzählen möchtest."
Ich schloss meine Augen und versuchte, mich ein wenig zu beruhigen. "Ich denke, ich muss ganz am Anfang beginnen. Ich habe dir ja schon von Violet erzählt. Vi war die kleine Schwester von Wincent, meinem Ex. Wir waren zwei Jahre ein Paar und es schien alles perfekt, doch das war es nicht. Ich dachte immer, Wincent wäre der perfekte Freund. Ich war in meinem Abschlussjahr und ganz ehrlich, ich war einfach nur naiv. Violet hatte auf jeden Fall die Diagnose, dass sie Krebs hatte. Trotzdem war irgendwie noch alles gut. Wir haben viel mit ihr unternommen, aber irgendwann hat ihm das nicht mehr gepasst. Er meinte, dass ich nur noch Zeit mit seiner Schwester verbringen würde und dann wurde er handgreiflich." Bei der Erinnerung an die Tage, an denen seine Hand in meinem Gesicht gelandet ist oder er mich gewaltsam dazu gebracht hat, mit ihm zu schlafen, durchfuhr mich ein Zucken.
Vorsichtig legte Shawn seine Arme um meinen Körper. Ich krallte mich an seinem T-Shirt fest, an ihm fest und weinte. Ich hatte geglaubt, dass ich schon längst damit abgeschlossen hatte, aber da täuschte ich mich wohl. Die Momente, in denen Wincent mir Schmerzen zugefügt hatte, flossen immer und immer wieder durch mein Gedächtnis und die Bilder, die sich dort abspielten, trugen nicht dazu bei, dass es mir besser ging. Aber Shawns Nähe schon. Nur mit seiner Anwesenheit ließ er mich wissen, dass ich nicht allein war. Er sagte nichts, ließ mich einfach weinen und in diesem Moment war ich ihm unglaublich dankbar dafür.
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, sah ich auf und blickte in Shawns braune Augen. "Er ist jetzt aber nicht mehr hier. Er kann dir nichts mehr anhaben, Ella." Die Stimme des Sängers war nur noch ein Flüstern. Er fing vorsichtig mit seiner Hand die Tränen auf, die sich immer noch aus meinen Augen lösten. "Ich bin bei dir und werde auf dich aufpassen." Mein Danke, das ich darauf erwiderte, war nur noch gehaucht und ich war mir nicht sicher, ob er es gehört hatte.
Ich versuchte, mich wieder einigermaßen zu sammeln und löste mich endgültig von Shawn. Mit meinen Händen fuhr ich mir durchs Gesicht und wischte die verbliebenen Tränen weg. Etwas peinlich berührt sah ich ihn an und zwang mir ein Lächeln auf, woraufhin der Kanadier nur den Kopf schüttelte. "Lächle nicht, wenn dir nicht danach zu Mute." Mein Mundwinkel senkten sich wieder. Ergeben nickte ich.
Shawn legte seine Hände an meine Wangen. "Hey, es ist alles okay. Die Situation mit deiner Familie regelt sich wieder und Wincent kann dir hier nichts mehr tun. Ich passe auf dich auf, versprochen." Ich senkte den Blick. "Schau nicht weg, Ella." Er hob meinen Kopf wieder an und blickte mir fest in die Augen, während er sagte: "Die Geschehnisse in deiner Vergangenheit machen dich nur noch stärker als du schon bist. Du bist ein beeindruckender Mensch und alleine deine Ausstrahlung lässt jeden neben dir verblassen. Du bist eine unglaubliche Person, die alles erreichen kann, was sie will. Jeder, der dich nicht so behandelt, wie du es verdienst, ist von deinem Strahlen geblendet. Du bist wundervoll, Elizabeth Scott und daran wird sich niemals etwas ändern."
Nachdem Shawn seinen Monolog beendet hatte, sah ich ihm fest in die Augen und versuchte, die ganze Dankbarkeit, die ich in diesem Moment empfand, in meinen Blick zu legen. Ein ehrliches und Ernst gemeintes Lächeln legte sich auf mein Lippen, während ich immer noch unfähig war, zu sprechen. Shawn erwiderte das Lächeln und so standen wir lächelnd und ich auch noch volkommen verheult in der Wohnung und sahen uns nur an. Dieser Moment war auf eine ungewöhnliche Art und Weise so intensiv. Ich hatte noch nie das Gefühl, mich einer Person so nah zu fühlen. Es war als würden wir die selbe Seele haben, als könnte ich alles fühlen, was er fühlt und anders herum.
Shawn brach als erstes den Blickkontakt ab und nahm stattdessen meine Hand. "Komm, Liyah will heute mit uns in den High Park und ohne Frühstück geht das definitiv nicht." Er grinste mich an und entlockte auch mir ein kleines Lachen. An meiner Hand zog er mich mit sich und machte mir letztendlich sogar Frühstück. Während des gesamten Essens sprachen wir kein Wort, aber es umgab uns keine unangenehme Stille sondern eher ein Einklang, den wir beide genossen.
Ich räumte das dreckige Geschirr weg und ging dann ins Badezimmer, um mich fertig zu machen. Als ich in den Spiegel sah, erschrak ich etwas, da meine Augen gerötet und angeschwollen waren. Ich sah fertig aus. Nachdem ich duschen war und mich angezogen hatte, schminkte ich mich und versuchte, das alles ein wenig mit Make-up zu überdecken. Ich lief zu Shawn, der bereits an der Tür stand. Er hielt mein Handy und reichte es mir, doch ich schüttelte nur den Kopf, weshalb er es auf die Komode legte, die neben der Tür stand.
"Sind Sie bereit, erneut Zeit mit meiner Familie zu verbringen, Miss Scott?", fragte er gestelzt. "Aber natürlich, Mister Mendes.", meinte ich und ergriff seine Hand, die er mir hinhielt. Wir verließen Händchen haltend das Gebäude und lachten miteinander, während wir auf dem Weg in den Park waren. Wir alberten herum wie ein echtes Paar und beinahe vergaß ich, dass das alles gar nicht echt war.
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Ich will auch einen Shawn 🙈🤷🏼♀️
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