Kapitel 5
Mum wurde blass um murmelte immer wieder: ''Nein, nein, nein.''
''Mum, ich kann das erklären!''
Schnell schrieb ich Nayla eine kurze SMS, die sagte, dass sie herkommen sollte.
Dann setzte ich mich zu Mum.
''Also wurdest du tatsächlich verwandelt'', hauchte sie.
''Du weißt es?'', fragte ich geschockt.
Warum hatte sie mir nie erzählt, dass sie es wusste?
''Ja, seit ich 16 Jahre alt bin'', gab sie zu.
Aber das bedeutete doch...
''Bist du... bist du auch eine... Fairy?''
Sie nickte stumm.
''Warum hast du mir das nie gesagt?''
''Ich wollte dich da raus halten. Bis gerade eben habe ich gehofft, dass es nicht wahr ist.''
''Dass was nicht wahr ist?''
''Die Prophezeiung.''
Mein Herz setzte einen Schlag aus. ''Du kennst die Prophezeiung? Wusstest du auch, dass ich die Prophezeite bin?''
Mum wollte antworten, doch da klingelte es an der Tür.
Das musste Nayla sein.
Schnell öffnete ich ihr und führte sie ins Wohnzimmer.
''Lia!'', rief Nayla überrascht aus, als sie meine Mutter erblickte.
''Ihr kennt euch?'' Ich blickte zwischen meiner Mutter und meiner Mentorin hin und her.
''Ja. Wir wurden im selben Jahr verwandelt und haben uns angefreundet. Deine Mutter hat ein paar Jahre später jedoch das HoF verlassen.''
''Warum hat mir niemand von euch etwas davon gesagt?'', rief ich aufgebracht.
Meine Mutter wusste von Fairy, sie war sogar selbst eine, aber sie hatte es nicht für nötig gehalten mir das zu sagen.
''Fai, dein Vater und ich haben das getan um dich zu schützen!'', verteidigte sich Mum.
Ich fühlte einen Stich im Herzen.
''Dad also auch?'', fragte ich leise.
Mum nickte wieder nur.
Ich konnte das nicht. Es war einfach zu viel.
Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich blinzelte sie weg.
In letzter Zeit hatte ich schon viel zu viel geweint. Das musste endlich aufhören.
Statt zu weinen drehte ich mich also einfach um und lief aus dem Haus.
Dass Mum und Nayla mir hinterher riefen ignorierte ich einfach.
Ich setzte mich in mein kleines silbergraues Auto und fuhr los.
Erst hatte ich keine Ahnung wohin, fuhr dann jedoch auf direktem Weg zum HoF.
Als ich dort ankam war ich noch immer völlig aufgewühlt und durcheinander, man konnte es mir aber, zumindest auf den ersten Blick, nicht ansehen. Wenn man jedoch genauer hinsah, sah man, dass ich etwas blasser als sonst war und meine Augen etwas leerer. Es waren keine großen Unterschiede zu sonst, aber manchen Leuten könnten sie auffallen.
Da ich weder Lust nocht Kraft hatte mir Ausreden einfallen zu lassen, stieg ich auf und ging zielstrebig in mein Zimmer.
Ich setzte mich aufs Bett und machte mein Handy, das ununterbrochen klingelte, aus, da ich Mums Entschuldigungen und Ausreden nicht hören wollte.
Dummerweise hatte ich jetzt nichts zu tun um mich abzulenken, darum zog ich meine Schuhe aus und legte mich, auch wenn es erst früher Abend war, schlafen.
Ich stand auf einer Wiese, die mir seltsam bekannt vorkam, auch wenn ich mir sicher war, noch nie an so einem Ort gewesen zu sein.
Es war unnatürlich ruhig und friedlich, das weiche Gras wiegte sich im Wind, der sanft meine Haut streichelte. Ich seufzte.
Doch da hörte ich ein Sirren und mit einem Mal wusste ich genau wo ich war. Na ja, nicht direkt wo, aber worin. In meinem Traum. Ich träumte. Und wenn ich mich jetzt umdrehen würde, würde ich...
Ja. Dort stand er. Die seltsame Fee mit Pfeil und Bogen. Mein Herz schlug schneller. Er war unheimlich. Sehr unheimlich.
''Hallo, Fai'', sprach er, ''Bald wirst du das Ziel sein.''
Ich sah noch, wie er den BOgen hob und einen Pfeil einlegte, dann drehte ich mich weg und rannte.
''Du kannst vor deinem Schicksal nicht davonlaufen!'', rief die Fee mir hinterher.
Ich hörte den Pfeil durch die Luft sausen und kniff die Augen zu.
Doch der Pfeil traf mich nicht.
Mit einem erstickten Schrei wachte ich auf. Wie konnte dieser eine Traum mich nur so erschrecken? Ich wusste ja sogar während dem Träumen, dass es ein Traum war.
War das überhaupt normal? Konnte man wissen wenn man träumte? Und warum hatte ich diesen Traum so gut in Erinnerung? Sonst erinnerte ich mich nie an meine Träume. War das bei allen Fairy so? Vielleicht sollte ich Nayla danach fragen.
Da fiel mir der gestrige Abend ein. Nein, Nayla wollte ich erstmal nicht sehen. Sie hätte mir sagen müssen, dass meine Mutter eine Fairy ist.
Denn dass sie es nicht gewusst haben könnte, glaubte ich nicht. Schließlich schien der Rat ja sonst alles zu wissen.
Ich stand auf. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits kurz nach zehn war. Ich hatte verdammt lange geschlafen.
Langsam ging ich in das Badezimmer, das direkt an das Zimmer angrenzte. Als ich in den Spiegel schaute erschrak ich.
Gestern hatte ich mich nicht abgeschminkt, und auch wenn ich kaum Schminke benutzte, ich sah aus wie ein Panda. Ein müder, zerknitterter, trauriger, enttäuschter Pande mit zerzaustem Haar und Abdrücken von seinem Kissen im Gesicht.
Seufzend begann ich mein Gesicht mit Wassser zu waschen, da ich keine Abschminktücher hierhatte. Als das nach einigen Minuten endlich geschafft war begann ich das Nest aus Haaren auf meinem Kopf mit den Fingern durchzukämmen.
Schlussendlich brachte das jedoch nicht viel, deshalb band ich sie zu einem unordentlichen Dutt und glättete die Falten und Knicke in meiner Kleidung notdürftig.
Danach sah ich wieder halbwegs wie ein Mensch aus. Oder besser gesagt, wie eine Fairy.
Ich entschied mich, der Küche einen Besuch abzustatten, denn mein Magen knurrte ziemlich laut.
Nach einigen Minuten hatte ich den großen Raum erreicht. Ich hatte mich auf dem Weg nicht einmal verirrt, worauf ich ehrlich gesagt ziemlich stolz war.
Ich holte mir einen Teller, Brot und Käse aus den Regalen und Schränken und schmierte mir ein Brot.
Nachdem ich fertig gegessen hatte, ging ich in den Aufenthaltsraum, in dem wie immer einiges los war.
Zack kam, gefolgt von einer Fairy, die, der Narbe auf ihrer Stirn nach zu urteilen, jünger als ich war, zu mir.
''Hi, Fai, gut das ich dich sehe!'', meinte er erleichter, ''Das ist Zoey, sie wurde heute verwandelt und Louis musste dringend auf eine Mission. Ich muss auch gleich weg, könntest du ihr vielleicht alles zeigen und erklären?''
Ich nahm an, dass dieser Louis Zoey verwandelt hatte und deshalb keine Zeit hatte.
Zögerlich nickte ich. ''Du weißt aber schon, dass ich mich hier nicht gerade gut auskenne, oder?''
Zack nickte. ''Du weißt aber das wichtigste.''
''Wenn du meinst.''
''Danke. Wir sehen uns dann nacher. Ach so, und Akiko holt Zoey nacher ab um sie zum Rat zu bringen'', rief der Fairy mir im Gehen zu.
Dann verschwand er aus dem Raum.
Ich wandte mich Zoey zu. Sie war ziemlich klein, höchsten 1, 55 Meter, dafür hatte sie aber eine rebellische Ausstrahlung. Ihre Haut war von Natur aus dunkel und ihr glattes Haar, das ihr nicht ganz über die Schultern reichte, war schwarzbraun.
''Hi, ich bin Fai'', stellte ich mich vor.
''Zoey'', meinte sie, ''Aber das weißt du ja schon.''
Ich nickte und schlug vor: ''Wir könnten in mein Zimmer gehen. Da können wir in Ruhe reden.''
''Okay.''
In meinem Zimmer angekommen setzten wir uns aufs Bett.
''Was haben dir Louis und Zack schon erzählt?'', erkundigte ich mich.
''Nicht sehr viel. Ich weiß, dass ich eine Fairy bin, genau wie alle anderen in diesem Gebäude und das Fairy Pflanzen mögen. Das war's eigentlich auch schon.'' Sie zuckte mit den Schultern.
''Du wirkst nicht, als würde dich das stören.''
''Tut's ja auch nicht wirklich. Ich mein, ändern kann ich es sowieso nicht. Wieso sollte ich mich deshalb also verrückt machen?''
''Okay, ich werde dir trotzdem erzählen was wir sind und wie das hier alles abläuft. Na ja, ich werd's versuchen.''
''Dann leg mal los!''
''Okay, also, Fairy sind Feenwesen...''
Zoey unterbrach mich. ''Feen? Wirklich? Gibt es auch Einhörner?''
Ich schüttelte lachend den Kopf. ''Nicht das ich wüsste. Leider.''
Auch Zoey musste kichern. ''Wer weiß, vielleicht gibt es sie ja doch. Immerhin sind wir Fairy.''
''Ja, das sollte jemand mal den Rat fragen!''
''Was ist der Rat?''
''Der Rat besteht aus sechs Fairy, den Mentoren. Jeder von uns hat im ersten Jahr einen Mentor. Sie trainieren mit uns und erklären uns alles nötige. Nacher musst du deinen Mentor wählen.''
''Okay.''
Eine Weile erklärte ich ihr noch verschiedene Dinge, dann führte ich sie im HoF herum. Irgendwann kam Akiko zu uns und brachte Zoey zum Rat.
Ich fuhr nach Hause und holte das nötigste was ich brauchte, um eine Weile im House of Fairy zu leben.
Glücklicherweise waren meine Eltern beide auf der Arbeit. Mum im Krankenhaus als Ärztin und Dad im Büro bei irgendeiner Firma.
Mit einem große Rucksack bepackt ging ich wieder zu dem alten Backsteingebäude, das in jetzt wohl für einige Tage oder länger mein Zuhause sein würde.
Zuerst hatte Zack ständig herauszufinden versucht, was los war, aber ich hatte es ihm nicht verraten und er hatte aufgegeben.
Mittlerweile waren einige Tage vergangen, und ich hatte noch nicht mit Nayla über meinen seltsamen Traum gesprochen. Er wurde mir immer unheimlicher, denn ich träumte ihn jede einzelne Nacht und wachte immer schreiend auf.
An einem Tag jedoch verschwendete ich keinen Gedanken an den Traum. Nur eine einzige Sache kreiste in meinem Kopf herum.
Alice hatte heute Geburtstag.
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