Kapitel 30
Nachdem Alice und Sienna gegangen waren, meinte ich, dass ich Shadow holen wollte. Der Drache war schon zu lange allein und nicht hinter verschlossenen Türen, was uns Ärger einbringen konnte, wenn niemand bei ihm war.
Ziemlich schnell hatte ich ihn gefunden, denn er hatte das Zimmer, in dem er vorhin schon war, nicht verlassen. Als er mich sah, kam er auf mich zu und folgte mir zurück in mein Zimmer. Dort stürtzte er sich sofort auf Liyana, die sich inzwischen umgezogen hatte und schon um einiges besser aussah, als vorhin. Völlig erholt hatte sie sich aber noch nicht, was aber vermutlich hauptsächlich am Schock lag.
"Und jetzt erzählt mal," forderte ich meine Freundinnen auf "Was genau ist vorher passiert?"
"Also, wir sind ganz normal in die Stadt gegangen und waren einkaufen. Alice und ich haben uns hingesetzt, weil Liyana sich ein paar Farben in einem Künstlerladen kaufen wollte. Neben dem Laden ist so eine komische Gasse und als Liyana rausgekommen ist, hat die Fee sich auf sie gestürzt. Er war größer und stärker als wir und er ist einer von Fenes Feen. Jedenfalls hat er ihr das Messer in den Bauch gerammt bevor wir reagieren konnten. Danach hat er noch Alice und mich angegriffen, aber wir konnten ihn verjagen. Ich weiß aber nicht für wie lange. Bevor er weggerannt ist hat er gesagt, wir sollen dir etwas ausrichten. Das ist noch nicht vorbei."
Bei diesen Worten schauderte ich. Genau das hat Fene gerufen bevor sie geflohen ist. Das war nicht gut. Verdammt.
Am nächsten Tag kam Alice zurück. Ich war gerade mit Liyana, Zoey und Zack im Aufenthaltsraum, als sie zurückkam. Beinahe gleichzeitig sprang Shadow in den Raum und stürzte sich auf mich. Er wirkte aufgeregt.
"Was ist mit ihm?", fragte Zack, der sich noch nicht an den Drachen gewöhnt hatte, argwöhnisch.
"Ich weiß es nicht. Aber ich bezweifle dass es gut ist. So ist er nur wenn irgendwas passiert. Etwas schlimmes'', antwortete ich und versuchte gleichzeitig den Drachen zu beruhigen.
Plötzlich biss er mir in die Hand. Es tat nicht wirklich weh, aber ich begann zu bluten. Als nächstes sprang er in Richtung Zoey und Liyana, die auswichen. Alice schnappte erschrocken nach Luft und Zack versuchte Shadow festzuhalten, doch ich hielt ihn auf. ''Er tut uns nichts, ich glaube er will uns etwas mitteilen.''
In diesem Moment kamen Sarah, John und Daniel herein.
"Fene ist hier", sagte Daniel ernst, "Alice, Liyana, Zoey. Ihr bringt euch in Sicherheit und sagt den anderen Bescheid. Wir werden Verstärkung brauchen."
"Nein", widersprach Zoey, "Ihr braucht uns hier. Bis die anderen da sind wird Fene schon haben was sie will."
"Na schön. Aber eine von euch muss Verstärkung holen. Keine Widerrede", sagte Sarah streng.
"Ich kann gehen.'', bot Alice an und an Zoey und Liyana gewandt fügte sie hinzu, "Eure Magie wird hier gebraucht."
Die beiden nickten und Alice lief los. Wir holten Waffen aus einem Schrank und rannten nach draußen. Ich hatte einen Dolch in der rechten Hand, und in meiner Hosentasche befand sich zusätzlich mein Taschenmesser, obwohl das im Kampf mit den Feen keine große Hilfe sein würde.
Auf dem Parkplatz erblickte ich Fene sofort. Ihre dunkle Ausstrahlung war unmöglich nicht wahrzunehmen und zudem war sie in Begleitung von mindestens zwanzig weiteren Feen. Wie sollten wir es so schaffen, irgendwas auszurichten? Wir waren viel zu wenige! Hoffentlich würde bald Verstärkung kommen. Ich schluckte hart, aber reckte dann das Kinn und ging zu einer kleinen Ranke, die am Wegrand wuchs. Es gab mehrere davon, deshalb taten Zoey uind Liyana es mir nach.
''Wir müssen ihnen den Weg versperren'', entschied ich, ''Das ist unsere einzige Chance.''
Die beiden nickten, und wir schnitten uns in die Handflächen um etwas Blut auf die Pflanzen fließen zu lassen. Als das geschehen war, färbte sich meine Ranke silbrig, die von Liyana und Zoey blieben so grün wie vorher.
Ich konzentrierte mich auf die Magie in der Pflanze und meinem Blut, und ließ die kleine Ranke wachsen. Sie wurde größer und größer, und schließlich lenkte ich sie nach vorne zwischen die Feen und die Fairy, als eine Art Grenze. Es würde sie nicht aufhalten, aber Alice mehr Zeit verschaffen Hilfe zu holen.
Die Feen begannen, sich ihren Weg durch den Wald aus Pflanzen zu bahnen, und es ging schneller als ich gehofft hatte. Aber eine Sache verschaffte mit bittere Genugtuung. Fene schonte ihren rechten Arm, das bedeutete, ich hatte es bei unserem letzten Kampf geschafft, sie zu schwächen.
Die Feen kamen nun weiter auf uns zu. Sie rannten nicht, sondern liegen in gemächlichem Tempo und waren schon bald bei uns angekommen.
"Hallo!", rief Fene. Die gespielte Freundlichkeit in ihrer Stimme war schrecklich. "Ich glaube ihr habt da etwas, das mir gehört."
"Ich weiß nicht was du meinst'', antwortete ich, genau wissend, warum sie hier war. Sie wollte die Seele. Die richtige diesmal. Aber sie würde nicht bekommen, was sie wollte, niemals.
Mit wütenden Augen funkelte sie mich an und es war verdammt gruselig. Ihr Mund lächelte, aber ihre Augen waren die einer Verrückten. "Oh, du weißt es nicht? Lass mich dir auf die Sprünge helfen. Du hast Lillith's Seele! Sie gehört mir!"
Ich schüttelte den Kopf. "Lillith ist tot. Und ich werde dir nicht helfen, das zu ändern."
"Ach ja? Bist du dir da sicher?", fragte sie höhnisch lachend, ''Bring sie her.''
Eine Fee zog ein junges Mädchen mit rotbraunen Haaren und Verletzungen am ganzen Körper heran. Es war Sienna, ich erkannte sie sofort. Sie war kaum bei Bewusstsein und musste wohl schreckliche Schmerzen leiden. Hinter mir hörte ich jemanden nach Luft schnappen, aber ich konnte nicht einordnen, wen, da Fene Sienna nun ein Messer an den Hals drückte.
"Willst du mir die Seele immernoch nicht geben?" Herausfordernd blickte sie mich an.
"Wenn du sie tötest hast du nichts mehr in der Hand. Das würdest du nicht riskieren'', rief Daniel.
"Sicher? Ich kann auch auf anderen Wegen bekommen was ich will." Die Fee drückte das Messer stärker gegen Siennas Hals.
Fene näherte sich uns bis auf ein paar Meter und zischte mir zu: "Gib mir die Seele oder ich bringe sie um. Und wenn dieses Mädchen stirbt wird es deiner Freundin auch nicht anders gehen."
Ich schluckte, denn sie hatte Recht. Wenn Sienna sterben würde, könnte Alice sie nicht verwandeln und würde dann ebenfalls sterben.
"Entscheide dich Fairy'', sagte Fene gefährlich leise und ruhig.
Fieberhaft dachte ich nach. Was konnte ich tun? Ich durfte Fene die Seele auf keinen Fall aushändigen, aber ich wollte auch Alice nicht verlieren. Verdammt, verdammt, verdammt.
Plötzlich packte mich jemand am Arm. Als ich meinen Kopf umwandte erschrak ich. Neben mir stand Alas!
"Sag nichts'', wies er mich an, "Nur du siehst mich. Verrate das nicht."
Ich blickte wieder zu Fene und bemühte mich Alas nicht anzuschreien. Immerhin hatte ich wegen ihm Flügel. Was wenn ich es nicht verkraftet hätte? Dann wäre ich jetzt tot!
"Du musst die Prophezeiung erfüllen. Gib ihr die Seele", sagte Alas und verschwand. Aber plötzlich hielt ich die Seele in der Hand. Nein, das konnte nicht sein. Ich durfte Fene die Seele nicht geben. Menschen würden deshalb sterben, das durfte ich nicht zulassen!
Fene hatte jedoch schon bemerkt, dass das Objekt ihrer Bergierde hier war, und griff danach. Ich zog sie schnell weg. Dann holte ich tief Luft und sagte ernst: "Erst lässt du Sienna gehen."
"Wenn das wieder ein Trick ist bringe ich sie um. Ich bringe euch alle um" warnte Fene mich leise, und stieß das Mädchen nach vorne, woraufhin diese hart zu Boden fiel. John ging zu ihr, hob sie hoch und trug sie nach drinnen. Sie würde schnell ärztliche Hilfe brauchen.
"Jetzt gib mir die Seele."
Langsam hielt ich sie ihr hin. Sofort schnappte sie sie sich und legte sie vorsichtig in ihre Tasche. Anschließend packte sie mich am Arm und fuhr mir mit einem ihrer vielen Dolche über den Arm.
Daniel machte einen Schritt auf uns zu, doch ich wies ihn zurück. "Ist okay." Wahrscheinlich würde sie mein Blut brauchen, um Lillith zurückzubringen.
Nun stellte ich auch fest, dass sie wieder das seltsame Gefäß dabei hatte. Sie presste meinen Arm darauf und ich merkte, dass sie aufpasste, nicht mit meinem Blut in Berührung zu kommen.
Irgendwie gefiel es mir, sie so leicht verletzen zu können.
Als der Krug endlich gefüllt war und Fene mich zurück gestoßen hatte fühlte ich mich schwach und ausgelaugt.
"Vielen Dank!" lachte Fene und verließ das Grundstück.
Mit letzter Kraft heilte ich die Wunde und ging zurück zu den anderen. Zoey stürzte auf mich zu und stützte mich.
In diesem Moment kam Alice mit Verstärkung zurück.
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