Nachdem Gabriel mich erstochen hatte fiel ich in eine Ohnmacht, die anders war, als alles was ich bisher erlebt hatte. Statt einfach nur in tiefe Dunkelheit zu tauchen, fiel ich in eine helle Landschaft, die genau so aussah, wie die in meinen Träumen. Sogar die Fee war hier. Eigentlich hätte mir das Angst machen müssen, aber irgendwie wusste ich, das er mich nicht verletzen würde. Dieses Mal hatte er noch nicht einmal seinen Bogen dabei. Er redete einfach nur. Noch stand ich zu weit entfernt, als dass ich etwas verstanden hatte, aber als ich näher kam, hörte ich ihn klar und deutlich.
“Hallo Fairy, schön, dass du es hierher geschafft hast. Das gelingt nicht vielen und es ist ein Zeichen das der Dies in scopum, der Tag des Ziels näher kommt. Nun geh und rette deine Freundin.”
Dann war er plötzlich weg und an seiner Stelle loderte ein riesiges Feuer, das viel zu hell und groß war, als jedes normale Feuer, was ziemlich beängstigend war.
Dennoch fühlte ich mich davon angezogen und machte langsam einen Schritt darauf zu. Nun fühlte ich auch die Hitze, die es ausstrahlte, doch es war nicht unangenehm. Es war wohltuend, so als würde man nach einem anstrengenden Tag in die Badewanne steigen.
Mittlerweile stand ich direkt davor, die Temperatur hatte jedoch noch immer nicht zugenommen. Die Flammen waren genauso mild wie vorher.
Jetzt war ich mir sicher, dass dieses Feuer das Richtige war. Es konnte gar nicht anders sein. Ich atmete tief durch, nahm meinen ganzen Mut zusammen und streckte meine Hand in die Flammen. Ich spürte weder Schmerzen, noch roch ich verbranntes Fleisch, darum zog ich die Hand zurück. Ich musste einfach wissen, was passiert war. Als ich auf meine Hand sah, stellte ich erstaunt fest, dass sie gesund war. Sie hatte nicht einen Kratzer abbekommen. Wie war das möglich? Magie? Illusionen? Wissenschaft? Mir blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn ich spürte, das ich langsam in die Realität zurückgezogen wurde. Es war wie ein Druck auf meinem Inneren, der sich ausweitete und von hier fort drängte. Ich musste mich beeilen. Also machte ich kurzentschlossen die Augen zu und sprang ins Feuer.
Urplötzlich wurde alles schwarz.
Als ich aufwachte, lag ich in einer Welt, die mir schon auf den ersten Blick wie die Hölle erschien, und beim zweiten erkannte ich, dass es auch so war.
Es gab einen riesigen Vulkan, der pausenlos Asche und Qualm spuckte. Um ihn herum waren viele kleine Inseln, die durch Flüsse aus Lava getrennt wurden. Zudem lagen überall Knochen und abgetrennte Körperteile herum. Zirka 500 Meter von mir entfernt, stand ein großes Schloss, das aussah, wie die fimstere Nacht persönlich. Dunkel, schwarz, trostlos, ohne jegliches Licht. Bei genauerem hinsehen erkannte ich, dass sich überall hier ähnliche Gebäude befanden, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich Lillith's Seele in dem Schloss befand.
Ich beschloss dorthin zu gehen um nachzusehen. Mit schnellem, festen Schritt, lief ich los. Der Weg war anstrengend, denn immer wieder wurde ich von einer unsichtbaren Kraft gepackt und zurückgezerrt. Noch konnte ich mich wehren, doch ich wusste nicht wie lange ich das durchhalten würde.
Als ich endlich ankam musste ich feststellen, dass das Tor verschlossen war. Egal wie sehr ich auch zog und zerrte, es ließ sich nicht öffnen. Es bewegte sich noch nicht mal! Da ich höchstwahrscheinlich nicht mehr viel Zeit hatte, beschloss ich, nach einem weiteren Eingang zu suchen.
Ich lief um das Schloss, doch es gab weder weitere Türen, noch Fenster.
Wieder an meinem Startpunkt angekommen, fielen mir zwei gelb leuchtende Augen in einem kleinen Wäldchen auf. Sie starrten mich an! Es war gruselig, aber ich ging trotzdem darauf zu. Mittlerweile war es mir fast unmöglich, hierzubleiben.
Die Kraft, die mich fortzog, wurde immer stärker. Als ich aufgrund dessen kurz abgelenkt war, sprang das Wesen, dem die Augen gehörten, aus dem Dickicht. Es war ein Drache! Und er sah nicht besonders freundlich aus mit seinen giftgrünen Schuppen und scharfen Zähnen!
Ich schrie, da der Drache brüllte und mich ansprang, sodass ich zu Boden fiel. Ich hatte Angst um mein Leben. So wollte ich nicht sterben. Aber… ich befand mich ja im Reich der Toten, konnte ich dann überhaupt sterben? Ich wollte es nicht ausprobieren.
Plötzlich schoss ein stechender Schmerz durch meine Hand und ich merkte, dass der Drache mich gebissen hatte. Meine Hand blutete stark, doch das grüne Wesen ließ mich in Ruhe. Es sah mich lediglich an wie ein winselnder Hund.
Mühevoll setzte ich mich auf, doch als ich aufstehen wollte, wurden die Schmerzen schlimmer. Darum musste ich sitzen bleiben. Wie tief konnte so ein kleines Wesen nur so tief beißen? Da stieß der Drache mich sanft an und deutete mit der Schnauze einen Kreis auf der Erde an. Endlich verstand ich! Er würde mir nichts tun, er wollte helfen, indem er auf etwas wichtiges hindeutete — Terra Magia! So konnte ich in das Schloss gelangen. Ich musste mich nur mit der Erde verbinden, dann könnte ich einfach durch die Tür hindurchgleiten.
Schnell zog ich einen Kreis mit meinem Blut. Sofort wurde mein Körper blass und durchscheinend. Für den Fall, dass ich nicht hierher zurückkommen könnte, kraulte ich den Drachen am Kopf und bedankte mich. Doch als ich gerade gehen wollte, lief der Drache um mich herum und stieß mich an.
“Was ist denn noch?", fragte ich und kniete mich zu ihm um ihn am Kopf zu kraulen. Aufgeregt deutete er auf einen seltsamen staubähnlichen Klumpen, der an einer Schnur um seinen Hals hing.
“Was ist das?”
Natürlich antwortete er nicht, sondern zeigte noch aufgedrehter auf die Kette. Ich verstand noch immer nicht, weshalb er versuchte sie abzureisen und mir in die Hand zu drücken.
“Soll ich es nehmen?”
Als hätte er mich verstanden, bewegte er den Kopf auf und ab. Vorsichtig trat ich näher an ihn heran und nahm die Kette ab und legte sie in meine Tasche. Augenblicklich verschwand der kleine Drache.
Beinahe gleichzeitig spürte ich wieder, dass meine Zeit knapp wurde. Lange würde ich mich nicht mehr wehren können. Schnell rannte ich auf das Tor zu. Ich konzentriert mich und ging hindurch. Das war geschafft. Jetzt musste ich nur noch die Seele finden.
Aber das stellte sich als ziemlich schwierig heraus, denn das Schloss war riesig und hatte viele Zimmer. Die immerwährende Dunkelheit machte es auch nicht besser.
Nachdem ich erfolglos das gesamte Gebäude durchsucht hatte, setzte ich mich erschöpft und frustriert auf die Treppe. Was würde passieren, wenn ich die Seele niemals fand? Würde Alice dann sterben? Weil ich eine einfache Seele nicht fand?
Ich hatte Angst. Angst dass ich meine beste Freundin nie wieder sehen könnte, Angst hier nicht hinaus zu kommen und Angst vor dem bevorstehenden Kampf mit Fene. Am liebsten würde ich einfach nur schreien. Vor Angst, Wut und Verzweiflung. Aber dafür hatte ich keine Zeit, ich musste diese verdammte Seele finden und dann hier weg.
Auf einmal klang etwas hohl. Ich horchte auf. Die Treppe konnte nicht hohl sein. Sie bestand aus Mamor! Da fiel mir auf, dass eine der Steinplatten ein bisschen verschoben war. Langsam schob ich sie weiter weg und spähte in die Öffnung. Eine kleine Kiste aus altem Holz lag darin und was ich sah, als ich diese aufmachte, verschlug mir die Sprache.
Es war ein Klumpen, der genauso aussah wie der in meiner Tasche. Vorsichtig hob ihn es hoch und betrachtete ihn eingehend. Das musste Lillith's Seele sein, es gab einfach keine andere Möglichkeit.
Diese Tatsache lenkte mich kurz ab, sodass ich für eine Sekunde vergaß gegen den Sog anzukämpfen. Es war allerdings zu lange. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem Herzen, bevor alles schwarz wurde.
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