Kapitel 2
Am nächsten Morgen kam ich meiner gewohnten Routine nach und verpflegte als erstes den Rest meiner Tiere, als ich bemerkte, dass Bo plötzlich schwanzwedelnd auf jemanden zulief. Erst dann sah ich, dass Ben hinter mir stand. Es war nichts Neues, dass Ben sich hier auf dem Grundstück aufhielt. Schließlich war er der beste Freund meines Bruders. Aber als Ben direkt auf mich zukam, hielt ich inne.
»Ryan ist mit Dad in Great Falls, wenn du ihn suchst« sagte ich und musterte ihn skeptisch. Doch dann fiel mir auf, dass er seine Uniform trug, was darauf hindeutete, dass es sich um einen offiziellen Besuch handelte. Sofort ging ich in den Verteidigungsmodus über, verschränkte die Arme vor der Brust und machte einen Schritt auf ihn zu.
»Wenn dieser alte Sack jetzt plötzlich doch Strafanzeige gegen mich erstatten will, dann werde ich...«
»Robin...« unterbrach Ben mich mit einem geerdeten Lächeln. »Mr. Owen hat nicht vor, dich anzuzeigen. Ich bin nur hier, um zu sehen, wie es ihm geht«.
Für einen kurzen Moment fühlte ich mich gekränkt, dass Ben nur wegen des Hundes hier war. Andererseits war es genau diese fürsorgliche Eigenschaft, die Ben zu einem guten Sheriff machte. Schon seit meiner Kindheit bewunderte ich ihn heimlich ein wenig dafür.
»Definitiv besser, als wenn er noch bei dem alten Owens an der Kette hängen würde« versuchte ich zu bluffen.
»Dank dir«. Ben ließ sich nicht von meiner Provokation aus der Ruhe bringen. Ich wusste, dass es eine meiner Schwächen war, immer erst Widerstand zu leisten und es mir schwerfiel, Kritik anzunehmen oder umzusetzen. Aber mein Vater hatte recht, es wäre nur von Vorteil, Ben auf meiner Seite zu haben, anstatt gegen ihn kämpfen zu müssen.
»Dank uns« versuchte ich, ihm meine Dankbarkeit auszudrücken.
»Ich meine, ohne dich würde ich vermutlich in einer Zelle sitzen und Bo wäre noch immer an der Kette« fügte ich unnötig erklärend hinzu.
»Naja, wegen mir wärst du fast in der Zelle« sagte Ben ernst und sah mich dabei direkt an.
»Was?« Runzelte ich die Stirn und konnte kaum fassen, was ich hörte.
»Wenn dich hier in Fairfield jemand verhaften würde, dann wäre ich das« antwortete Ben. Ich schluckte und wurde unsicher, wohin dieses Gespräch führte. Verunsichert begann ich, herumzudrucksen.
»Hast du aber nicht« murmelte ich und schluckte schwer.
»Und ich hoffe, dass ich das auch nie muss«. Ben ließ seine ernste Miene fallen und pikste mich spielerisch in die Rippen, als wären wir wieder zehnjährige Kinder.
»Als einziger Sheriff in diesem Kaff stehen die Chancen allerdings fifty-fifty«.
Die angespannte Atmosphäre zwischen uns verschwand und ich zeigte ihm den Mittelfinger.
»Hey, das ist Beamtenbeleidigung!« beschwerte sich Ben.
»Verhafte mich doch!« scherzte ich, während ich ihm bereits den Rücken zudrehte und mit einem Eimer voll Futter davonlief.
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