Fail
!Erwachseneninhalt!
!Tw:Suizid, SV, Depressionen!
!Sadend!
Ich habe versagt.
In jeglicher Hinsicht.
Ich habe für jeden versagt.
Mein ganzes Leben, ein Fail.
Ich sitze in meinem Zimmer, auf dem hellgrauen Sitzsack, den mir meine Oma vor Jahren geschenkt hat.
Ich lehne mich zurück, greife nach den Kopfhörern und ziehe sie an.
Dann ein paar Klicks auf dem Handy- und schon läuft "Arcade".
Das Lied erinnert mich an mich selbst.
Nur das ich die Person von, die anderen das Herz bricht. Den zu lieben "ein verlorenes Spiel" ist.
Ich schließe die Augen um die Tränen aufzuhalten, die auftauchen sobald ich auch nur an meine Taten denke.
Die Risse in meinem Herz sind noch lange nicht versagt, doch mich hat es noch am wenigsten getroffen.
Verbittert spule ich ein Lied weiter. "Another Love". Seufzend lasse ich es weiter laufen, besser als "Arcade".
Doch auch bei diesem Song spüre ich wieder meine Wut auf mich selbst.
Ich habe auf ganzer Linie versagt.
Als Freund.
Als Bruder.
Als Sohn.
Als Enkel
Als fester Freund.
Ich habe es nicht verdient, überhaupt noch zu existieren.
All meine Freunde habe ich inzwischen verloren, nichts ist mehr übrig von dem beliebten, gutaussehenden Jungen von vor 4 Monaten.
Stattdessen bin ich eine leblose Hülle geworden.
Nie habe ich mich mit ihnen getroffen oder Interesse gezeigt, an dem was sie mir erzählt oder gezeigt haben.
Und ich spreche hier nur von meinen echten freunden.
Nicht von meinem ehemaligen Fanclub.
Meine kleine Schwester, ich hab mir vor vier Jahren, als sie geboren wurde - damals war ich 16- geschworen, ihr ein guter Bruder zu sein, mich um sie zu kümmern, und ihr alles zu geben, was unser Vater nicht tun konnte.
Meine Mutter starb bereits bei meiner Geburt, Alice, so heißt meine kleine Schwester, wurde kurz nach ihrer Geburt vor dem Krankenhaus abgestellt und wir haben sie adoptiert.
Am Anfang lief noch alles gut, ich habe oft mit ihr gespielt, häufig hat auch noch Papa mitgemacht, bis dann alles aus dem Ruder lief.
Papa verlor seinen Job, wurde zum Alkoholiker, und wie ich vor kurzem auch rausgefunden hatte, auch drogenabhängig.
Damals war ich bereits 18, also brach ich kurzerhand die Schule ab, suchte mir einen Job und versuchte genug Geld für uns und die Wohnung zu verdienen.
Ich arbeitete oft 15 bis 20 Stunden am Tag, Schlaf hatte ich kaum, oft nur eine halbe Stunde, den Rest meiner Zeit kümmerte ich mich um Alice und besuchte Papa in der Entzugsklinik.
Das ging alles gut, bis mir vor wenigen Monaten ein Fehler unterlief. Wie so oft kellnerte ich in einem Cafe, als ich ausrutschte und die Getränke genau auf einem Ehrengast ausschüttete. Damit war meine Kellnerkarriere beendet.
Trotz der ganzen anderen Nebenjobs verdiente ich nicht mehr genug, um uns über Wasser zu halten, seitdem leben wir nur noch vom Bürgergeld.
In letzter Zeit habe ich Alice oft vernachlässigt, war nicht für sie da, habe mich nicht um sie gekümmert. Jetzt ist sie grade noch im Kindergarten, eine der wenigen Sachen die wir uns noch leisten können.
Auch meinen Eltern gegenüber habe ich versagt, meiner Mutter sowieso, meinem Vater nun auch.
Er hatte es fast geschafft, war nicht mehr süchtig, bis ich als Kellner gefeuert wurde und ich ihm die Klinik nicht mehr bezahlen konnte.
Ich spüre, wie mein Körper beginnt zu beben, sich Tränenflüssigkeit in meinen Augen sammelt. Bitte nicht schon wieder.
Routiniert greife ich zu dem Rasiermesser neben mir, um mich wieder lebendig zu fühlen, ich nutze es inzwischen oft mehrmals am Tag, wie zur Beruhigung.
Ich hole tief Luft, bevor ich es mir einmal mit Druck über den Arm ziehe.
Erleichtert atme ich auf, meine Lunge fühlt sich wie befreit an, meinen ganzen körper durchströmen die hormone, alles ist wieder lebendig.
Das Blut, das meinen Arm hinab läuft und auf die dreckige Jeans tropft, ignoriere ich.
Aufeinmal kommt mir eine Idee, und ich stehe auf, um zum Fenster zu gehen.
4 Stock. Circa 15 Meter. Wenn man sich ungeschickt anstellt müsste das passen.
Ich weiß, mein Handeln ist egoistisch und selbstsüchtig, doch ich kann nicht anders.
Ich öffne das Fenster und klettere auf die Fensterbank.
Dann springe ich.
Ich fühle mich so frei, unsterblich, so glücklich.
Mein Schädel trifft hart auf dem Boden auf, ich höre noch ein Knacken, ein rufen, dann ist aus schwarz.
Meine Kurzgeschichten nehmen irgendwie nie ein gutes Ende😃
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