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ASHBEL
Ash hatte in seinem Leben noch nie so eine Leere in sich gespürt. Es war, als würde alles seine Bedeutung verlieren. Nichts ergab mehr einen Sinn. Warum kämpfte er überhaupt? Er könnte sich einfach der Leere hingeben, was hatte er schon zu verlieren? Ash war müde. Von allem. Er hatte nichts mehr, wofür es sich zu Leben lohnte. Die letzten zwei Jahre hatte er damit verbracht, Kee zu suchen. Doch jetzt, wo er ihn gefunden hatte, blieb nichts mehr als eine riesengroße Enttäuschung in ihm. Kee lebte. Ihm ging es gut. Und er wollte nichts mehr mit Ash zu tun haben. Seine Aufgabe war erfüllt. Also warum noch kämpfen? Er sollte aufgeben. Er sollte sich einfach der Leere hingeben. Es ist in Ordnung, flüsterte ihm die leise Stimme in ihm gut zu. Du bist angekommen. Lass los. Lass los...
„Lass los!" Ash spürte einen Ruck und plötzlich war es, als könnte er wieder atmen. Ein helles Licht drang durch seine geschlossenen Augenlider, so hell, dass er sich nicht traute, seine Augen zu öffnen. Eine unerklärliche Wärme schoss durch seinen Körper. Dann spürte er etwas hartes unter sich. Boden. Stein. Die Höhle. Rote Augen. Jean.
Ash riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Das Licht war verschwunden. Ash war sich mittlerweile nicht mehr sicher, ob er sich das Licht nicht vielleicht nur eingebildet hatte. Neben ihm lag Jean, ihre Augen geschlossen, die Haut weiß wie Papier, ihre ausgestreckte Hand war eiskalt.
„Hey, schau mich an. Scheiße." Ash spürte kalte Finger unter seinem Kinn, die es langsam hochdrückten. Ash war zu schwach, um sich dagegen zu wehren. „Hey" sagte die Stimme noch einmal, als seine Augenlider wiederholt zu flattern. „Du musst wach bleiben!" Ash wollte auf die Stimme hören. Er wollte sich nicht der Dunkelheit hingeben, aber er konnte nichts dagegen tun, als sich seine Augen nach hinten rollten und sein Körper wie ein Sack Mehl in sich zusammensackte.
Wenigstens würden Jean und er zusammen sterben.
„Ich wusste nicht, wo ich ihn sonst hinbringen sollte!"
„Du hättest ihn einfach da lassen sollen. Hör zu Keighan, ich kann mich um das Mädchen kümmern, aber nicht um ihn. Es tut mir Leid, aber du musst ihn zurückbringen."
„Ich kann ihn nicht wieder zurückbringen, selbst wenn ich es wollte. Die Tore sind versiegelt. Jedes einzelne. Ich habe alle gecheckt."
„Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich ihn bei mir unterbringe. Das wäre Höchstverrat. Du bist vielleicht bereit deinen Kopf für ihn zu riskieren, aber Keryth wird es nicht sein."
„Nym, bitte. Du kannst ihn nicht einfach sterben lassen."
Die Stimmen wurden lauter, das Dröhnen in seinem Kopf stärker. Ash stöhnte leise, als er langsam wieder zu sich kam. Aber mit seinem Bewusstsein, kamen auch die Schmerzen. Und was für Schmerzen. Ash konnte kaum richtig atmen, ohne das Gefühl zu haben, innerlich zu verbrennen. Es kostete ihm sämtliche Kraft, seine Augen zu öffnen. Sein rechtes Auge brannte.
„Jean", krächzte er heiser, als ihm seine letzten Erinnerungen durch den Kopf schossen. Die rot glühenden Augenpaare in der dunklen Höhle, die scharfen Klauen an seinem Körper, das schrille Zischen in seinen Ohren und die scharfen, nadeldünnen Zähne, die sich in das Fleisch seiner Schulter bohrten. Ash hatte so laut geschrien, dass seine Ohren nur bei der Erinnerung daran klingelten. Und dann war da dieses Gefühl, diese plötzliche Leere in ihm. Als hätte man ihm seinen letzten Lebenswillen ausgesaugt. Und dann dieses warme Licht. Und dann wieder vollkommene Dunkelheit.
„Jean", sagte er lauter und plötzlich verstummten die anderen Stimmen.
„Ash", wisperte eine Stimme erleichtert. Es war erst in diesem Moment, das Ash die Umrisse zweier Gestalten entdeckte.
Ash hatte keine Ahnung, wo er war. Es war dunkel, er konnte kaum seine eigene Hand vor seinen Augen erkennen. Es roch nach frischer Erde und Kräutern, die er nicht identifizieren konnte. Er lag auf etwas weichem, vielleicht ein Bett.
„Ich dachte schon, ich war zu spät", sagte die Stimme noch einmal. Ash wusste, wer er war. Natürlich wusste er das. Das war der Grund, warum er versuchte, sich aufzurichten. Ash musste hier weg.
Wo um alles in der Welt war Jean?
„Hier, gib ihm das. Das sollte helfen, die Schmerzen zu lindern. Ich muss zurück. Bete, dass dein Bruder hiervon nichts weiß." Leise Schritte entfernten sich, bis Ash nur noch seinen eigenen Atem hören konnte.
Dann erinnerte er sich wieder an Jean.
Ash schrie fast vor Schmerzen auf, als ihn eine Hand an seiner Schulter daran hinderte, sich aufzurichten. Stattdessen gab er einen Laut von sich, der sich irgendwo zwischen einem Stöhnen und Zischen einordnen ließ und er zuckte energisch von der Berührung weg. Aber diese Bewegung machte alles nur noch schlimmer. Ash hatte das Gefühl, man versuchte, seine Innereien auszubrennen.
„Ash, du musst etwas trinken. Hier", durchdrang Keighans Stimme seinen Wahnsinn und Ash spürte, wie ihm etwas vor den Mund gehalten wurde. Hätte Ash nicht solche Schmerzen, hätte er den Becher genommen und Keighan ins Gesicht geschmettert. Keighan war die letzte Person, die er jetzt gerade sehen wollte. Hätte er sie nicht in diese Höhle geschickt, hätte er Ash nicht abgewiesen, wären Jean und er schon längst wieder zurück in der Holzhütte im Wald, in der sie noch vor ein paar Tagen Schutz gesucht hatten. Alles wäre okay. Vielleicht wäre Ash eine Weile lang verloren gewesen. Vielleicht hätte er eine Zeit lang nicht gewusst, was er hätte mit sich selbst anfangen sollen. Aber Jean hätte ihm aus dem Loch geholfen. Irgendwann wäre er da wieder rausgekommen, so wie er es immer tat.
Aber jetzt?
Ash wusste nicht einmal, wo Jean war. Und diese höllischen Schmerzen zerrissen ihn so sehr, dass er einfach nur noch die Augen schließen und nie wieder aufwachen wollte.
Das ist alles Keighans Schuld.
„Ash, bitte. Wenn du das nicht trinkst, wirst du sterben. Und Jean wahrscheinlich auch."
„Wo ist sie?" Es kostete ihm alle Kraft, die er noch in sich hatte, diese Worte zu formen.
„Sie ist gleich nebenan, ich kann dich zu ihr bringen. Aber erst musst du das austrinken", antwortete Keighan eindringlich und Ash spürte den Becher wieder an seinen Lippen.
„Ich hab dir vertraut."
„Ich weiß." Keighans Stimme bricht.
Ash schloss die Augen und trank. Er wollte gerne glauben, dass es sein eigener Lebenswille war, der ihn dazu trieb, aber das war es nicht.
Was auch immer in diesem Becher war, es war eiskalt. So kalt, dass Ash glaubte zu spüren, wie das süßliche Getränk seinen Körper von innen auskühlte und das vermeintliche Feuer in ihm löschte. Ash hatte noch nie in seinem Leben etwas getrunken, dass ihm so gut getan hatte. Er konnte förmlich spüren, wie seine Kräfte langsam wieder zurückkehrten.
„Was ist das?", rutschte Ash über die Lippen, bevor er sich selbst davon abhalten konnte. Zu reden tat nicht mehr weh. Um genau zu sein, tat ihm gar nichts mehr weh. Er richtete sich vorsichtig auf. Keine Schmerzen. Sie waren wie weggeblasen. Als hätte er nur geträumt.
„Wasser aus den nördlichen Gewässern. Wir nennen es Eziscus. Es ist das einzige Mittel, das Dämonenfeuer löschen kann."
„Dämonenfeuer?" Ash wünschte sich in dem Moment, er könnte Keighans Gesichtsausdruck sehen.
„Ash, die Kreatur in der Höhle...-"
„Wo ist Jean?", unterbrach er Keighan. Er wollte nicht mehr hören. Ash wusste tief in seinem Inneren, dass sich alles für immer verändern würde, wenn er Keighan ausreden lassen würde. Und er war nicht bereit dafür. Wahrscheinlich würde er das nie sein. Deswegen musste er Jean finden und so schnell es ging von diesem Ort hier verschwinden. Und vergessen. Er musste vergessen.
Keighan antwortete nicht sofort. Ash verlor seine Geduld und stand auf, der Boden unter seinen Schuhen fühlte sich weich an. Hatte er sich den Erdgeruch nicht nur eingebildet? War das wirklich Erde?
„Ich bring dich zu ihr."
Ash konnte Keighan nicht sehen, aber er konnte hören, in welche Richtung er ging. Ash folgte ihm.
Wie sich herausstellte, befanden sie sich tief unter der Erde in einer Art Tunnelsystem. Kleine Fackeln leuchteten ihnen den Weg. Ash bildete sich ein, in dem Feuer der Fackeln kleine Gestalten tanzen zu sehen. Er blinzelte kurz und als die Gestalten nicht weggingen, schaute er einfach woanders hin. Dieser Ort machte ihn krank. Er spielte mit seinen Gedanken und ließ ihn Dinge sehen, die eigentlich gar nicht da waren.
Keighan nahm eine der Fackeln und bog links von ihnen in einen kleinen Raum, Ash musste beim Betreten den Kopf leicht ducken. Auch hier roch es nach frischer Erde und Kräutern. Als er Jean in einer Hängematte aus Blättern und seltsam aussehenden, eisblauen Blüten liegen sah, stürmte er an Keighan vorbei und ließ sich vor ihr auf seine Knie fallen.
Sie schlief. Ihre sonst so strahlenden Augen waren geschlossen, die feinen Adern in ihren Augenlidern schimmerten lila. Ihre Haut war so blass, dass sie in der Dunkelheit zu leuchten schien. Ash hob zögernd eine Hand und strich ihr eine kurze, blonde Strähne von der Stirn. Ihre Mütze fehlte.
„Warum ist sie noch nicht wach? Gib mir dieses Getränk", befahl Ash, ohne sich zu Keighan umzudrehen.
Keighan antwortete nicht.
Ash wurde frustriert und drehte seinen Kopf herum. „Gib mir das Getränk", wiederholte er, seine Stimme hatte einen ungeduldigen Unterton angenommen.
Keighans feines Gesicht leuchtete im Schein der Fackel. Seine Augen ruhten auf Jean.
„Ash, das wird ihr nicht helfen", antwortete er schließlich.
„Wieso wird ihr das nicht helfen?", erwiderte Ash etwas lauter als beabsichtigt. Er ließ von Jean ab und richtete sich wieder auf. „Mir hat's auch geholfen."
„Du hast von innen heraus gebrannt. Bei ihr liegt es an etwas anderem."
„Ist es wieder diese lächerliche Geschichte? Ihr Kopf ist nicht hierfür geschaffen?" Ash wurde wütend. Nach allem, was Jean und er durchgemacht hatten, wollte er einfach nur noch, dass das alles hier sein Ende fand. Er wollte, dass sie ihre Augen wieder öffnete und ihm ihr seltenes Zahnlückenlächeln schenkte. Er wollte hören, wie sie seinen Namen sagte, er wollte, dass sie mit ihrer Schiffermütze und der Latzhose durch die Straßen von vollen Städten rannte und das wütende Geschrei von Bürgern wie eine Spur hinter sich herzog. Verdammt, von ihm aus konnte sie auch einen ihrer Mader als Haustier halten.
„Lächerlich?" Ash sah im Augenwinkel, wie Keighan seine Hand verkrampfte. Er bildete sich ein zu sehen, wie Keighan die Flammen auf seiner bloßen Hand tanzen ließ. „Nach allem, was du hier gesehen hast, muss dir doch klar sein, dass das nicht unmöglich ist!"
„Alles, was ich weiß ist, dass ich von hier verschwinden und nie wiederkommen will", entgegnete Ash und versuchte, sich nicht zu sehr von Keighans letzter Aussage ablenken zu lassen. „Mir ist egal, wo wir sind. Ich will einfach nur wieder zurück."
„Da haben wir ein Problem."
„Was?"
„Alle möglichen Wege zurück wurden von der königlichen Garde verriegelt."
Ash runzelte die Stirn. Keighan hatte draußen im Wald schon von der königlichen Garde geredet. Was hatte es damit auf sich? Egal wie viele Jahre sie sich nun nicht mehr gesehen hatten, Ash konnte trotzdem auf den ersten Blick erkennen, dass Keighan sich vor ihnen fürchtete.
„Ich weiß, wie man Schlösser knackt. Problem gelöst", erwiderte Ash trocken und drehte sich wieder zurück zu der schlafenden Jean.
„Ich rede nicht von Schlössern", sagte Keighan mit einem frustrierten Unterton in der Stimme. „Ich rede von Magie. Die Tore wurden mit einem magischen-"
„Hör auf", fiel ihm Ash ins Wort. Er wünschte, er könnte sein Gehör einfach abschalten.
„Womit? Ich sage die Wahrheit. Ich weiß, dass du mir nicht vertraust. Aber mittlerweile musst du es selbst verstanden haben."
Ash presste seine Lippen zusammen und starrte mit klopfenden Herzen auf Jean hinunter. Aber in Wirklichkeit sah er sie gar nicht. „Was muss ich verstanden haben?", fragte er leise. Ash wusste, dass er die Antwort eigentlich nicht wissen wollte.
Keighan näherte sich ihm vorsichtig. Ash konnte sehen, dass er sich die Gestalten in der Flamme der Fackel nicht eingebildet hatte. Kleine, zierliche Miniaturen mit winzigen Flügeln und kleinen Hörnern, die aus den brennenden Haaren herausstachen, grinsten ihm animalisch entgegen. Die winzigen Augen glühten orange. Ash spannte seinen Kiefer an und schaute hoch in Keighans Augen. Aber das war noch viel schwieriger.
„Ich weiß, dass du meine Ohren sehen kannst. Und ich weiß auch, dass du die Baumnymphen gesehen hast. Und den Höhlendämon." Keighan zögerte kurz, bevor er weitersprach und das machte das alles noch schlimmer. „Ich bin kein Mensch, Ash. Ich bin nicht aus deiner Welt. Du befindest dich gerade in meiner."
Keighan hatte recht. Ash sah seine Ohren. Die Spitzen, die aus seinen lockigen, rostbraunen Haaren hervorstachen. Ash hatte es bis zu diesen Zeitpunkt ignoriert, aber jetzt konnte er nicht mehr wegsehen.
„Das stimmt nicht", erwiderte Ash und schluckte schwer. Er hatte plötzlich einen Klos in seinem Hals und es fiel ihm schwer, zu reden. „Du bist mit mir zusammen im Waisenhaus aufgewachsen. Du warst mehr Jahre mit mir, als ohne mich. Du gehörst nicht hierher." Wo auch immer hier war.
„Ich wünschte, es wäre so."
Ash hatte von der ersten Sekunde an, die er hier verbracht hatte, geahnt, dass das hier kein gewöhnlicher Ort war. Schon als er Jean dabei beobachtet hatte, wie sie die schwebenden Federn eingesammelt hatte. Schon als er mitansehen musste, wie die Baumwurzeln im Wald plötzlich zum Leben erwacht und Jean angegriffen hatten. Schon als er die Spitzen von Keighans Ohren aus seinen Haaren schießen sehen hatte. Er hatte gewusst, dass das alles den Rahmen an Möglichkeiten sprengte, von dem, was er bisher kannte. Ash wusste, dass das, was er sah und gesehen hatte, real war. Aber das bedeutete nicht, dass er es verstand.
„Was bist du dann?", fragte er und schaute auf Keighans Ohren.
Keighan sah aus, als gäbe es eine Million andere Dinge, die er ihm lieber erzählen wollte, als das. Aber die anderen Millionen Dinge waren unwichtig.
„Ich bin ein Elf, Ash." Hätte Keighan nicht so ernst geklungen, hätte Ash ihm kein Wort geglaubt. Ein Elf? Was kam als nächstes? Jean war in Wirklichkeit ein Einhorn?
Aber diese Ohren. Und all die Dinge, die ihm passiert sind, seitdem er hier war...
„Ein Elf", echote Ash unbeholfen. Ash erinnerte sich an eine kleine Figur, die er als Kind immer bei sich getragen hatte. Es war ein kleiner Elfenkrieger aus Eisen gewesen, der Körper athletisch und elegant, die Haare lang und im imaginären Wind fliegend. Er hatte sich immer eingebildet, eine Verbindung zu der Figur zu spüren, denn sie hatte genau wie er zwei verschiedene Augenfarben. Es war dumm, aber hatte zu dem Krieger aufgesehen. Er war sein Held.
So hatte er sich Elfen vorgestellt. Elegant, kriegerisch, furchteinflößend, stark, aber gleichzeitig anmutig, delikat und zierlich. Schön wie die Sonne, aber kalt wie der Mond.
Keighan war nichts davon. Keighan war... Keighan. Doch umso länger er Keighan anschaute, desto mehr verblendete er mit dem schönen Eisenkrieger, den Ash so sehr bewundert hatte.
Ash schaute weg. Sein Blick landete wieder auf Jean.
„Sie kann nicht bei Bewusstsein sein, weil die Magie um uns herum an ihren Kräften zerrt. Sie ist nur ein Mensch, sie hat keine Magie in sich, die die Balance wahren kann."
„Warum bin ich dann bei Bewusstsein? Ich bin auch nur ein Mensch", murmelte Ash.
Eine Hand legte sich vorsichtig auf seine Schulter. Es war eine so leichte Berührung, dass er sich nicht sicher war, ob er sie sich nicht nur einbildete. Ash schloss die Augen und genoss die Stille, bevor sie wieder vorbei war.
„Wäre das so, wärst du nicht wach."
Ash öffnete seine Augen und starrte hinunter auf seine Hände. Sein Herz sackte hinunter. „Das kann nicht sein. Was bin ich dann?" Es waren die schwersten Worte, die er jemals ausgesprochen hatte.
„Die Frage ist eher, wer du bist", antwortete Keighan leise und drückte seine Schulter leicht, bevor er wieder von ihm abließ. Einen verrückten Augenblick lang wünschte sich Ash, er würde seine Hand wieder zurücklegen.
„Will ich das wissen?" Ash vergrub sein Gesicht in seine Hände. Es war verrückt, dass er Keighan überhaupt zuhörte. Aber noch viel verrückter war, dass er Keighan glauben wollte. Ash hatte sich noch nie irgendwo zugehörig gefühlt. Er war immer der Außenseiter, egal wie sehr er versuchte, mit den anderen Kindern zu verblenden, er stach immer heraus. Und dann kam Keighan wie durch ein Wunder in sein Leben und plötzlich war alles anders. Plötzlich wusste er, wo er hingehörte. Vielleicht war das der Grund, warum er Keighan vor zwei Jahren nicht einfach aufgeben konnte. Es hätte bedeutet, sich selbst aufzugeben.
„Ich kann es dir zeigen, wenn du willst. Aber dafür musst du mit mir kommen", sagte Keighan und Ash konnte im Augenwinkel seine ausgestreckte Hand sehen. Ash schaute auf Jean hinunter.
„Du kannst im Moment nichts für sie tun", wisperte Keighan, als könnte er seine Gedanken lesen.
Vielleicht konnte er das ja wirklich. Ash hatte keine Ahnung, was Keighan konnte und was nicht. Er glaubte es einst zu wissen, aber der Keighan, den er gekannt hatte, existierte nicht. Und wie sich herausstellte, existierte auch der Ash nicht, der er glaubte zu sein.
Ash schaltete seinen Kopf aus und griff nach Keighans Hand.
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