8. Kapitel
Als Erstes kam Silias. Er hatte seine Schuluniform gegen normale Freizeitkleidung getauscht, aber sein Amulett aus dem glitzerdem Saphir trug er noch.
Lea beäugte es neugierig. jetzt hatte mehr Zeit um es sich anzuschauen. Es stellte ein...
„Schaust du dir mein Amulett an?" Die klare Stimme von Silias unterbrach ihre Überlegungen.
„Ja", antwortete sie ein wenig überrumpelt, „Ich versuche rauszufinden was für ein Fabilis du bist?"
„Hier bitte" Er reichte ihr ohne Umschweife sein Amulett. Es fühlte sich gut an in ihrer Hand. Es strahlte eine sonderbare Energie aus, doch Lea spürte deutlich, dass diese Energie nicht an sie gerichtet war, sondern nur an Silias, im Notfall auch an Mila. Jetzt begann sie das Amulett genauer zu Untersuchen, um herauszufinden was es darstellte. Es war relativ lang, sah fast so aus wie eine Schlange, doch Lea hatte noch nie eine so riesige Schlange gesehen, die dazu noch so furchterregend ausgesehen hatte. Sie brauchte dringend mehr Wissen über die verschiedenen Fabelwesen.
Lea gab das Amulett zurück an Silias: „Keine Ahnung! Vielleicht eine Schlange?"
„Nicht ganz.", lachte Mila, „er ist eine Migardschlange, das so ziemlich das mächtigste Wesen der Meere, aus der germanischen Mythologie. Allerdings ist er eine kleinere Ausführung, die echte Migardschlange kann in ihr Schwanzende beißen, während sie die ganze Welt umrundet. Silias ist nicht ganz so groß, aber trotzdem schon so 20 Meter lang."
Lea starrte Silias an. Silias der schüchterne Schüler aus der letzten Reihe. Silias der Bücherwurm, der seiner Tante im Bücherladen aushalf. Silias der 1,50 große 14-Jährige, der blonde Haare hatte. Silias, die Migardschlange.
Ein Geräusch riss sie jäh aus ihren Gedanken. Schritte!
Es waren Silina und ihr Gefolge, die nun durch die Tür hereinstolzierten. Silinas rotgoldenes Haar, war kunstvoll zu mehreren Zöpfen geflochten, die am Ende zu einem dicken Zopf zusammengebunden waren, der auf der Hälfte ihres Rückens endete. Lea fragte sich, wie Silina es geschafft hatte, diesen aufwendigen Zopf diesen Nachmittag zu flechten. Sie trug einen Jeansminirock und eine Bluse, die ziemlich nach einem Nachthemd aussah, wie Lea fand.
Noctus und Indira hatten, farblich aufeinander abgestimmte T-Shirts an, die sie ziemlich eitel zur Show trugen.
Zum Schluss kam Viko, der nun einen nachtschwarzen Jackenpulli trug und wie immer gelangweilt aussah.
Als alle da waren, erhob Kia ihre Stimme und Lea dachte schon sie würde eine Rede halten, als Kia sprach: "Wer Musikwünsche hat sagt sie, wir nehmen sie dann in unsere Playlist auf. Guten Appetit euch allen!", sie warf einen kurzen, feindseligen Blick in Silinas Richtung, um zu zeigen, dass das nicht für alle galt und fügte dann noch hinzu: "Die Chips gehören mir, wehe ihr esst davon."
Silias legte einen fröhlichen Song auf (er war meistens für organisatorische Dinge zuständig) und alle begannen entspannt zu plaudern, bis sich Silina auf die Tanzfläche wagte (Indira und Noctus folgten ihr natürlich) und mehr oder weniger gut, zu tanzen begann. Nach und nach folgten ihr auch die anderen, allerdings bemerkte Lea, dass Viko nur daneben stand und sie mit finsterem Blick beobachtete und Silias nur halbherzig mittanzte, er mochte es wohl nicht so sehr.
Silina war in ihrem Element und ließ sich von Indira und Noctus anhimmeln, während sie elegant die Hüften bewegte. Kia veranstaltete eine Art Indianertanz, bei dem sie ab und zu einen Kriegsschrei losließ, der jedes Mal mit einem entrüsteten Blick von Silina quittiert wurde und Mila bewegte sich in perfektem Einklang mit der Musik, als hätte sie das Stück selbst komponiert.
Nach etwa einer halben Stunde hatte Lea keine Lust mehr und stellte sich an den Tisch, der heute als Buffet diente. Dass Viko nun neben ihr stand, bemerkte sie gar nicht, bis er mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete, wie sie sich eine Pommes in den Mund stopfte.
„Oh! Äh Hi", stotterte sie und drehte sich zu ihm um. Erst jetzt bemerkte sie wie schön seine Augen waren und wie hübsch er doch aussah. Als sie ihn genauer musterte bemerkte sie eine Narbe an seinem Unterarm (den Ärmel des Jackenpullis hatte er hochgerollt). Sie war sich ziemlich sicher, dass das nicht seine einzige Narbe war. Krampfhaft versuchte sie ihrem Bewusstsein mehr als nur Gestotter zu entlocken und sagte etwas völlig blödsinniges.
„Was bist äh... du weißt schon für äh..."
„Was für ein Fabilis ich bin?", sagte er mit ruhiger Stimme und Lea hätte sich am liebsten irgendwohin verzogen. Seit drei Tagen war Fabilis das wichtigste Wort in ihrem Leben und sobald auch nur ein gutaussehender Junge auftauchte vergaß sie es wieder. Nein nicht irgendein gutaussehender Junge sondern Viko, was viel schlimmer war. Zum Glück sprach er weiter.
„Ich bin ein Werwolf."
"Ach so. Das hat Kia mal erwähnt", sagte Lea und war erleichtert, dass ihr Atem nicht mehr so stoßweise kam.
„Und wie lange bist du schon in der Höhle?", fragte sie ein wenig unsicher.
„Seit etwa 13 Jahren, ich bin als Baby hier aufgenommen worden."
„Warte deine Familie wohnt nicht hier? Wo sind sie dann? Und wo hast du gewohnt bevor du in die Schule gekommen bist?" Lea ärgerte sich mal wieder. Sie fragte wieder mal drei Fragen auf einmal. Dr Nephesus und ihre Freunde tolerierten das vielleicht, aber der geheimnisvolle Viko wahrscheinlich nicht.
„Nein meine Familie wohnt nicht hier und Mr Filo hat mich adoptiert bevor ich ins Internat gehen konnte." Ihre Frage nach dem aktuellen Wohnsitz seiner Familie umging er geschickt. Lea hatte das Gefühl, dass dieser Junge mehr Geheimnisse hatte, als sie je haben würde. Dann schaute sie ihn noch einmal an: Stechende, hellblaue Augen, dunkle Haare, hübsches Gesicht und diese geheimnssvolle Aura. Lea schwor sich, dass sie alle geheimnisse von Viko Filo lüften würde.
Sie wollte gerade ein geschicktes Gespräch anfangen, bei dem sie Informationen über ihn bekam, als Kias Stimme hinter ihr ertönte: „Wir gehen raus und verwandeln uns ein wenig. Kommst du mit?"
„Gerne", sagte Lea, aber innerlich verfluchte sie Kia gerade, denn Viko würde garantiert nicht mitkommen, wenn das hieß, sich unter fröhliche Menschen zu mischen. Wohl oder übel folgte sie Kia und bemerkte, dass sowohl Mila, als auch Silias sich Kia und Lea anschließen würden.
Seufzend folgte sie den Drei hinaus in die Dämmerung, die zu dieser Jahreszeit spät einsetzte. Vikos Geheimnis würde wohl noch warten müssen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro